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Wikipedia:Kurier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Mission: Der Kurier ist das Boulevardblatt der Wikipedia-Gemeinschaft. Nicht unbedingt neutral, nicht enzyklopädisch, aber hoffentlich unterhaltsam und informativ berichtet er, was die Wikipedia gerade bewegt.

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Citizendium in Not

Das Enzyklopädie-Projekt Citizendium ist in finanzielle Schieflage geraten: Berichten zufolge verfügt das Projekt nur noch um die 1800 US-Dollar, nachdem der Hauptsponsor Tides Center abgesprungen ist. Derzeit werden etwa 700 $ pro Monat für das Hosting ausgegeben (eine Summe, die sich sicherlich reduzieren lässt), was das Projekt in eine akute Notlage versetzt.

Seitens der Wikimedia-Community gibt es Überlegungen dem Konkurrenzprojekt Unterstützung anzubieten. Ein Vorschlag spricht von einem Jahr kostenlosen Hosting, das die Citizendium-Gemeinschaft nutzen soll, um eine Finanzierung des Projektes zu organisieren: Denn bislang gibt es anscheinend noch nicht mal eine Organisation, die Citizendium offiziell betreibt ([1][2]).

Der Fork des Wikipedia-Mitgründers Larry Sanger lehnt sich stärker an den Prinzipien der Nupedia an: Peer-review und Expertenwissen sollen eine durchgehend hohe Qualität garantieren. Insgesamt gibt es knapp 15.000 Artikel, von denen 148 den strengen Review-Prozess durchlaufen haben. Ebenso wie Wikipedia steht Citizendium unter einer freien Lizenz. Bedenken bezüglich einer Hilfe durch die Wikimedia Foundation gibt es jedoch, da das Projekt anders als Wikipedia keinen neutralen, sondern einen Expertenstandpunkt bevorzugt. (CoE, 14.11)

„Man muss nur warten können, das Glück kommt schon.“

Oder: Ist denn schon wieder Herbstwettbewerb?

Paula Modersohn-Becker wartet. Die Teilnehmer am Wartungsbausteinwettbewerb ebenso und dies seit zehn Runden überaus erfolgreich: 2842 Wartungsbausteine konnten bislang entfernt werden, die 3000er-Grenze ist für dieses Mal in greifbare Nähe gerückt. Die Wartungsarbeit geht uns auch nicht aus, keine Sorge, ganz im Gegenteil wachsen die Wartungskategorien weiterhin an. Deshalb geht es auch dieses Mal wieder darum, möglichst viele Artikel durch qualitative Verbesserungen von ihren Wartungsbausteinen zu befreien oder sogar über das erforderliche Maß hinaus zu ergänzen.

Vom 19. November bis zum 5. Dezember geht es also wieder ans Eingemachte. Viele Bausteine harren ihrer Entfernung und wir freuen uns dabei sowohl über Solostarter, für die spezielle Einzelkämpfer-Medaillen geschaffen wurden, als auch über Teams, die gemeinsam in mehr oder weniger großen Gruppen auf Bausteinjagd gehen.

Noch eine weitere Gelegenheit bietet sich dieses Mal für Trophäensammler und -sammlerinnen: Ra'ike, unangefochten an der Spitze der WBW-Weltrangliste übernimmt erstmalig einen der Schiedsrichterposten, wer also mag die goldene Chance nutzen und den Wartungssturm auf die Wartungsspitze wagen? Organisatoren und Schiedsrichter wünschen allen Teilnehmern viel Erfolg und freuen sich über Dich als weiteren Teilnehmer!

Traut euch! Anmeldungen (auch noch nach Beginn des Wettbewerbs) werden dort gerne gesehen. :-) --Leithi 13.11.

Was macht das Outreach Team der Foundation? Teil 2: Wikipedia im universitären Unterricht

In meinem letzten Beitrag hatte ich über das Bookshelf-Projekt berichtet, das sich mit der Erstellung von Schulungs- und Informationsmaterialien zur Wikipedia beschäftigt. Der erste Einsatzbereich für die im Bookshelf-Projekt erstellten Materialien ist die von der Wikimedia Foundation im Sommer dieses Jahres gestartete „Public Policy Initiative“. Public Policy ist ein Begriff aus den Politikwissenschaften und kurz gesagt geht es darum, mit Hilfe von Studenten den Themenbereich Public Policy in der englischsprachigen Wikipedia systematisch zu verbessern (mehr dazu im Outreach Wiki). Doch zunächst zu den Hintergründen…

Wikipedia im universitären Unterricht

Universitätsprojekte in der englischsprachigen Wikipedia, 2001–2009

Zwischen den Jahren 2001 und 2009 hat die Zahl der Universitätsprojekte in der Wikipedia stetig zugenommen. Allein zwischen 2007 und 2009 verzeichnete die englischsprachige Wikipedia 59 solcher Projekte, bei denen Studenten im Rahmen ihres Kurses Artikel in der Wikipedia verbesserten. Der Vorteil für die Studenten liegt auf der Hand: anstatt eine Hausarbeit abzuliefern, die später in der Schublade des Professors landet, bringen die Studenten ihr Wissen in die Wikipedia ein und machen es damit für ein breites Publikum nutzbar. Sie lernen dabei viel über die Hintergründe der Wissensaufbereitung in der Wikipedia und erwerben gleichzeitig ein gehöriges Maß an Medienkompetenz (etwa: Für welche Zwecke sind Inhalte der Wikipedia nutzbar und für welche nicht?) Auch in der deutschsprachigen Wikipedia haben Projekte dieser Art stattgefunden. Gerade läuft das dritte wiwiwiki-Projekt, bei dem Studenten von der FH Jena an Artikeln aus dem Bereich Wirtschaftswissenschaften arbeiten (koordiniert von Jan Eißfeldt und den Mitarbeitern des Portals Wirtschaft). Viele der auf diese Weise verbesserten Artikel wurden inzwischen als „lesenswert“ ausgezeichnet.

Wikipedia Botschafter – Hilfestellung für Wikipedia-Einsteiger

Das Logo des Wikipedia-Botschafter-Programms.

Professoren, die die Arbeit an Wikipedia-Artikeln in ihre Kurse einbinden möchten, standen bislang vor dem Problem, dass die Strukturen und Prozesse der Wikipedia mit der Zeit immer komplexer geworden sind. Für Neueinsteiger ist es schwer, sich auf Anhieb in der Wikipedia zurechtzufinden. Das „Wikipedia-Botschafter-Programm“ (engl. Wikipedia Ambassador Program) soll Abhilfe schaffen. Im August dieses Jahres wurde die erste Generation der „Wikipedia Campus Ambassadors“ (dt. Wikipedia-Campus-Botschafter) in einem dreitägigen Training auf ihren Einsatz im Universitätsalltag vorbereitet. Wikipedia Campus Ambassadors sind Freiwillige, die Studenten im persönlichen Kontakt auf dem Universitätscampus bei der Arbeit in der Wikipedia unterstützen. Dazu gehen sie direkt in die entsprechenden Kurse und geben Wikipedia-Präsentationen. Etwa, wenn es darum geht, wie man ein neues Benutzerkonto erstellt oder was hinter Begriffen wie „NPOV“ steckt. Unterstützt werden sie dabei durch „Online Ambassadors“ (vergleichbar mit den Mentoren der deutschsprachigen Wikipedia), die rund um die Uhr online für Fragen zur Verfügung stehen. In der Praxis hat sich diese Form der Hilfestellung bisher als äußerst effektiv erwiesen. Rund 400 Studenten werden zur Zeit im Rahmen der Public Policy Initiative von solchen Wikipedia-Botschaftern unterstützt. Nicco Mele, Dozent an der Harvard University, meint dazu in einem ersten Fazit: „The Ambassadors have proved invaluable. I am tremendously grateful.“

Wie kann ich mich beteiligen?

Bislang ist das Wikipedia Botschafter-Programm nur in den USA verfügbar. Im laufenden Herbstsemester haben insgesamt 13 Professoren mit 14 Kursen an der Public Policy Initiative teilgenommen. Im kommenden Frühjahrssemester soll die Zahl der Kurse mehr als verdoppelt werden. Gleichzeitig finden Überlegungen statt, wie das Botschafter-Programm auf andere Wikipedia-Sprachversionen ausgeweitet werden kann. Welche Sprachversionen dies sein werden, steht noch nicht fest, auf Wikipedia:Botschafter kann sich aber jeder eintragen, der die Idee unterstützenswert findet. Ziel ist es, einen Überblick darüber zu gewinnen, wieviel Interesse besteht und dann gemeinsam zu überlegen, wie eine Umsetzung der Idee an deutschsprachigen Universitäten aussehen könnte. Jegliches Feedback ist hochwillkommen! (fs 11.11.2010)

Theoriefindung ohne „Keine Theoriefindung“

Daniela Pscheida: Das Wikipedia-Universum. Wie das Internet unsere Wissenskultur verändert. transcript, Bielefeld 2010. (Verlagsinformation)

Die über fünfhundert Seiten dicke Dissertation der Erziehungswissenschaftlerin Daniela Pscheida liest sich gar nicht schlecht. Für eine um Wissenstheorie bemühte Abhandlung ist das nicht selbstverständlich, auch wenn etwas weniger Fremdwörter der Wissenschaftlichkeit keinen Abbruch getan hätten. Die Titelwahl erklärt sich bei dem Satz, der von den „Ausmessungen eines Möglichkeitsraums“ spricht, „der im Zwiegespräch der ‚Gutenberg-Galaxis‘ gleichsam als ‚Wikipedia-Universum‘ erscheint“ (S. 23).

Von der Gutenberg-Galaxis zum Wikipedia-Universum?

Zunächst überblickt die Autorin Meinungen zur Wissenskultur und Wissensgesellschaft. Auf den Bücherregalen stehen nur Informationen, erst im Kopf wird daraus Wissen, urteilt die Kognitionspsychologie. Die Wissenssoziologie hingegen betont den gesellschaftlichen Einfluss auf den Kopf (S. 30/31). Das Medium habe immer schon das Denken beeinflusst, angefangen vom Alphabet bis zu den frühen „neuen Medien“, die McLuhan die „elektronischen“ genannt hat, wie der Telegraf, das Kino und das Fernsehen (S. 44–49). Doch nie zuvor, so die Autorin, habe die breite Masse einen potentiell gleichberechtigten Medienzugang gehabt wie nun durch das Internet. Gleiches gelte für die potentiell gleichberechtigte Möglichkeit, eigene Wissensinhalte zu verbreiten (S. 328).

Hier mag man einhaken, dass man das Gestern und Heute auch etwas nuancierter gegenüberstellen kann. In der vordigitalen Welt gab es durchaus viele (kleine) Publikationsorgane, in denen ein unbekannter Schreibender beginnen konnte; und heutzutage lässt sich zwar im Handumdrehen etwas im Internet veröffentlichen, doch ist die Reichweite meist recht begrenzt.

Gelungene Beschreibung

In einer Art Einzelfallstudie, durch die sie das größere Gedankengebäude mitsamt einer „Phänomenologie der Digitalisierung“ (S. 414) untermauern möchte, hat die Autorin sich die Wikipedia vorgenommen. Der deskriptive Teil ist durchaus gelungen und stellt außer einem Forschungsüberblick die Geschichte und Organisation der Wikimedia-Bewegung knapp vor; dazu kommen Beschreibungen von „Rollenmustern“ und „Handlungspraxen“ (S. 331–411).

Wohltuend ist die Unaufgeregtheit, mit der die Autorin die Löschpraxis beschreibt. Dass „verärgerte und enttäuschte Nutzer“ Vorwürfe gegen die ausführenden Administratoren äußern, wird zwar erwähnt (S. 362). Die Autorin hatte aber zuvor schon Joseph Reagle zitiert, demzufolge Führung in der Wikipedia kein garantierter formaler Status ist und Fehlgriffe schnell zum Vertrauensverlust in der Community führen können (S. 341).

„Wikipedia ist ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie …“

Nach vielen nützlichen Beobachtungen hält die Autorin sich bei der Interpretation lange beim Willkommenstext der Wikipedia-Hauptseite auf: „Wikipedia ist ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie aus freien Inhalten in allen Sprachen der Welt. Jeder kann mit seinem Wissen beitragen.“ Ob aber diese – nicht zuletzt mit werbenden Absichten geschriebenen – zwei Sätze tatsächlich als verbindliches Selbstverständnis der Wikipedia herhalten können, und verdienen sie gleich eine zehnseitige Analyse (S. 390–399)?

Man wird gern die Bemerkung unterschreiben, dass der Anspruch „in allen Sprachen“ allein schon an der mangelnden Schriftlichkeit vieler Sprachen scheitern dürfte (S. 395). Es stimmt auch, dass der Begriff „Freie Inhalte“ in der Öffentlichkeitsarbeit missverständlich ist. Umso angemessener wäre es daher gewesen, auf das ungemein wichtige Thema des Freien Wissens im Zusammenhang mit der Wikipedia detailliert einzugehen (kurze Erklärung in einer Fußnote, S. 394/395).

Doch der entsprechende Abschnitt über „Open Source“ (S. 309–311) ist bescheiden und allgemein gehalten. Die Präsentation der GFDL und der „Creative Commons“ wirkt sehr holprig. Anscheinend fehlt im gesamten Buch die eigentliche (und im Zusammenhang einzig richtige) Bezeichnung der gemeinten Lizenz, CC-BY-SA. Mangels Register lässt sich dies allerdings schwer nachprüfen.

Wikipedia keine Enzyklopädie

Alsbald trumpft die Autorin mit ihrer Hauptthese auf: Die Wikipedia ist gar keine Enzyklopädie. So wird endlich auch klar, warum die Autorin wiederholt von der „sogenannten Online-Enzyklopädie“ gesprochen hat (S. 11, 22, 321). Die Wikipedia verkenne ihre eigene Identität: Einerseits sehe sie sich in der Tradition der Enzyklopädien, andererseits sprenge sie die Grenzen, indem sie neue Themen aufnehme, beispielsweise das Zeitgeschehen (S. 399, S. 442–445):

„Vielmehr steht die Wikipedia für eine veränderte Sichtweise auf den Enzyklopädiebegriff im Sinne einer medienkulturellen Neuauffüllung des dazugehörigen Gattungsverständnisses. Ein Festhalten am bisherigen Mediengattungsbegriff Enzyklopädie ist daher strukturell nicht möglich.“ (S. 445.)

Vielmehr sei die Wikipedia eine Datenbank, wie die Autorin aus dem Wikipedia-Artikel „Enzyklopädie“ zitiert (was sie als Zeichen für eine langsam dämmernde „Reflexion veränderten Gattungsverständnisses“ unter Wikipedianern wertet, S. 446). Überhaupt wird ihrer Meinung nach in den Wissenschaften das „Wahrheitsmodell“ vom „Konsensmodell“ abgelöst (S. 468).

Durch die Wikipedia Theorien etablieren?

Theorie-Etablierung dank Wikipedia? Zitat aus Wikipedia:Keine Theoriefindung: „Die Wikipedia bildet bekanntes Wissen ab. Sie dient der Theoriedarstellung, nicht der Theoriefindung […] oder Theorieetablierung.“

Ob die Wikipedia nun eine Enzyklopädie ist oder nicht, was überhaupt eine Enzyklopädie ist – darüber mag man diskutieren. Bei der Vielfalt der traditionellen Enzyklopädien ist die Schlussfolgerung der Autorin keineswegs zwingend. Völlig indiskutabel ist hingegen eine Aussage gerade noch auf der vorletzten Seite. Der Autorin zufolge

„wird die Wikipedia zudem immer häufiger zur Plattform der Kommunikation und Zirkulation wissenschaftlicher Ideen und Ansätze jenseits der […] klassischen Wege der Fachpublikationen und des Peer Review […]. Wikipedia bietet hier eine gute Möglichkeit, das eigene wissenschaftliche Tun, die eigene Methode oder Theorie gezielt zu lancieren, zu forcieren und zu etablieren.“ (S. 468.)

Theorie-Etablierung dank Wikipedia? Wenn die Autorin nicht etwa zum eklatanten Missbrauch der Online-Enzyklopädie aufrufen möchte, hat sie etwas gründlich falsch verstanden. Dieser Fehler wäre ihr wohl nicht unterlaufen, wenn sie nicht die Seite „Keine Theoriefindung“, keine eigene Forschung, übersehen hätte und wenn sie sich mit dem Thema „Belegen“ beschäftigt hätte. (Es erscheint nur kurz das Wort „Theorieentwicklung“, S. 369, als Teil der Seite „Wikipedia:Was Wikipedia nicht ist“; im Quellenverzeichnis fehlt „Wikipedia:Keine Theoriefindung“.)

Warum das Quellen- und Literaturverzeichnis zusätzlich in einen allgemeinen und einen Wikipedia-bezogenen Teil zerfällt, erschließt sich dem Rezensenten nicht. Das Werk von Fiebig 2005 war seinerzeit eine nützliche Kompilation von Wikipedia-Seiten, sollte aber nicht mehr als Zitiervorlage dienen.

„Das Wikipedia-Universum“ liefert dem Nichtwikipedianer eine im großen und ganzen annehmbare Übersicht über die Wikipedia, dem Wikipedianer einige interessante Beobachtungen und allen Lesern Grundlage und Anreiz für weitere Reflexionen über die Wissenskultur des Internetzeitalters. Von Wert ist nicht zuletzt der Forschungsüberblick in deutscher Sprache. Z. 5.11.2010

Hohe Wogen und tiefe Täler im Lösch-Logbuch

Es wird nicht immer gleich viel gelöscht

Eine kürzlich durchgeführte Auswertung des Löschlogs von 2008 bis 2010 brachte zu Tage: Das Löschgeschehen in der Wikipedia kennt Höhen und Tiefen. War die Anzahl der Löschungen im Artikelnamensraum 2008 noch weitgehend konstant, bringt eine Massenlöschung im März 2009 einen erkennbaren plötzlichen Anstieg. Ab September 2009 gab es dann über Monate hinweg deutlich mehr Löschungen als zuvor und seit Juni dieses Jahres erreicht die Zahl der Löschungen ein ungeahnt tiefes Niveau. Ebenso wurde untersucht, zu welcher Tageszeit besonders gern und viel gelöscht wird. Dabei lässt sich erkennen, dass der im Januar erkannte Verlauf der Löschungen über den Tag sich seitdem ebenfalls verändert hat.

Ein Vergleich mit der Entwicklung der täglich dazukommenden und behaltenen Artikel lässt weitere Schlüsse zu – denn deren Zahl ist seit langem etwa konstant, wie auf einer der Wikipedia-Statistikseiten zu erkennen. Liegen den unterschiedlichen Anzahlen der Löschungen also Schwankungen an Artikeleinstellungen zu Grunde? Wird mehr durchgelassen, wenn insgesamt weniger eingestellt wird? Doch könnte man auch zum Schluss kommen, dass vor allem die Zahl von Vandalismus und Werbung so stark schwankt, dass sie diese Entwicklungen verursacht. Ist die Wikipedia also seit diesem Sommer für Werbetreibende nicht mehr attraktiv und wandern die Vandalen aus?

Einzelheiten zur Untersuchung und wie die Zahlen zustande kamen können auf dieser Seite nachgelesen werden. Vorschläge, Anregungen und Mitwirkung sind auch dort willkommen. (D-k, 3. Nov.) [redaktionelle Änderungen dieses Beitrags sind erlaubt ;)]

Springer, Dame, König – wie zuverlässig ist Wiki-Watch?

Wie Internetkritik aussieht, wenn sie ohne leicht bekleidete Ministergattinnenoberkörper auskommen muss, zeigte dieser Tage Welt kompakt aus dem Verlagshaus Axel Springer. „Wiki-Watch will die Arbeit der Online-Enzyklopädie Wikipedia transparenter machen“ schrieb Autorin Miriam Hollstein in ihrem Artikel Undurchschaubare Wissensmacht, der ungekürzt und mit hanebüchenem Unsinn angereichert unter dem Titel Wikipedias unübersichtliche Wissensmacht bereits seit Sonntag bei Welt Online vorliegt. Schon der Einleitungssatz macht klar, worum es geht: „die Wächter des Wissens“, die sich „‚Brummfuß‘, ‚Leithian‘ oder ‚DerHexer‘“ nennen. Auch wenn sie es nicht explizit sagt, so scheint die Autorin mit den Wächtern des Wissens die Administratoren der deutschsprachigen Wikipedia zu meinen. Dabei übersieht die Dame, dass Brummfuß bereits seit 2008 gesperrt ist und – ebenso wie der eventuell gemeinte Brummfuss – nie Administrator in der deutschsprachigen Wikipedia war. Vielmehr gehört letzterer zwei Autoren-Clubs an, die sich, wie es der Soziologe Dr. Thomas König kürzlich bei einer wissenschaftlichen Fachtagung beschrieb, als Gegenpole zu Adminschaft und dem Verein Wikimedia Deutschland sehen. (Das hätte man mit kurzer journalistischer Recherche feststellen können, nun hofft Brummfuss auf Cyron-Man.)

So schwach der Anfang war, so schwach geht es selbst im gekürzten Artikel weiter. Die Forscher stellten angeblich eine „Liste mit naheliegenden Fragen […] vorab in ein Wikipedia-Forum mit der Bitte um Verbesserungsvorschläge [und] ernteten [stattdessen] einen Sturm der Kritik“. Dass Kritik durchaus auch positiv sein kann, übersieht die Autorin genauso wie das Faktum, dass nur ein Link zu den Fragen in das angebliche Forum namens Administratoren-Notizen gestellt wurde. Dass nur knapp 24 Stunden zur Einbringung von Verbesserungsvorschlägen vorgesehen waren, verschweigt sie gänzlich. Und wenn sie dann schreibt, dass „56 von insgesamt 281 Administratoren [bereit] waren […] an der Umfrage teilzunehmen“, flunkert sie gleich doppelt. Wikipedia-Admin 32X dazu gegenüber unserer Zeitung: „Wie die Wiki-Watcher selbst schreiben, haben sie überhaupt nur bei 261 Administratoren nachgefragt. Berücksichtigt wurden auch nur diejenigen Administratoren, die innerhalb der künstlich knapp gehaltenen Umfragezeit vom 8. bis 13. Oktober geantwortet haben. Wer danach noch an der Umfrage teilnahm, wurde nicht mehr berücksichtigt.“ (Das hätte man mit kurzer journalistischer Recherche feststellen können.)

Warum das „nicht repräsentative Ergebnis“ Aufschlüsse über den „typische[n] Wikipedia-Administrator“ geben kann, wird dem Leser nicht mitgeteilt. Gänzlich falsch liegt die Autorin, wenn sie schreibt, dass ein Admin-Bewerber „eine Zweidrittel-Mehrheit der bisherigen Administratoren [benötigt] und zuvor "konstruktiv" bei Wikipedia mitgearbeitet haben [muss].“ Wikipedia-Admin 32X wieder: „Ich weiß zwar nicht, ob sie als Vandalismus bezeichnete destruktive Tätigkeiten meint, wenn sie das Wort konstruktiv in Anführungszeichen setzt, jedoch kann ich sagen, dass der erste Teil der Aussage falsch ist. Jeder allgemein stimmberechtigte Benutzer darf an Adminwahlen teilnehmen. Selbst wenn alle stimmberechtigten Administratoren für einen Kandidaten stimmen würden, könnten sie sich nicht gegen die gleiche Anzahl an stimmberechtigten Nichtadministratoren durchsetzen.“ (Das hätte man mit kurzer journalistischer Recherche feststellen können.)

Im Print-Artikel wurden unter anderem Passagen gekürzt, die sich mit dem Persönlichkeitsrecht befassen und mit einem Video-Link „Wikileaks enthüllt Misshandlungen im Irak-Krieg“ versehen sind. Zur Aussage „immer wieder müssen etwa Autoren feststellen, dass in Einträgen zu ihrer Person Falschinformationen auftauchen, die offenbar gezielt zum Zweck politischer oder persönlicher Diskreditierung verbreitet werden“ äußert sich Wikipedia-Admin 32X gegenüber unserer Zeitung: „Dem stimme ich ohne Einschränkung zu, wenn auch die Formulierung immer wieder suggeriert, dass die Zahl weitaus höher sei als sie in Wirklichkeit ist.“ Der Aussage „als der Linken-Bundestagsabgeordnete Lutz Heilmann wegen unbequemer Details in seiner Wikipedia-Biografie die Plattform per einstweiliger Verfügung sperren ließ, wurde die Sperrung nicht nur von einem Gericht zurückgenommen“ widersprach genannter Wikipedia-Admin jedoch vehement: „Ich habe das ganze damals mitvervolgt und ein wenig zurückrecherchiert. Zuerst einmal hat Heilmann mitnichten seine Biographie sperren lassen, sondern die Suchseite http://wikipedia.de/, die kein Bestandteil der Wikipedia ist. Desweiteren wurde die Sperrung nicht von einem Gericht zurückgenommen, sondern die einstweilige Verfügung nach Änderung der bemängelten Passagen im Biographie-Artikel aufgehoben. Und drittens kamen die Falschbehauptungen, gegen die sich Heilmann zu wehren versuchte (unter anderem Aufhebung seiner Immunität durch den Deutschen Bundestag) ursprünglich von der Bild-‚Zeitung‘, die ebenfalls bei Springer verlegt wird. Diese Falschinformationen wurden mehrfach getilgt, jedoch von einem Autor, der seitdem nicht mehr in der Wikipedia tätig war, mehrmals wieder eingefügt.“ (Das hätte man mit kurzer journalistischer Recherche feststellen können.)

Fazit: Wenn ein Artikel über die Internetplattform Wiki-Watch, die angeblich die Wikipedia und ihre inneren Strukturen transparenter machen möchte, derart fehlerhaft ist, und sich Wiki-Watch damit in seinem Pressespiegel schmückt, dann sollte man von Wiki-Watch lieber Abstand nehmen. Vermutlich weist dieser Artikel jedoch genau die journalistische Qualität auf, die der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, meint, wenn er um die Einführung einer „Verlags-GEZ“ mit dem Schlagwort Qualitätsjournalismus argumentiert. (Für den Kurier: Xaver X. Dreißig, 2. Nov.)

Gesprochene Wikipedia auf der Hauptseite – Feedback?

Ein Monat professionell eingesprochene Artikel auf der Hauptseite … und nun?

Ein Monat der Kooperation des Wikimedia Deutschland e.V. mit der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig ist vorüber – einen Monat lang wurden alle Artikel des Tages von Sprechern der DZB eingesprochen, von Technikern nachgearbeitet und anschließend der Wikipedia als Ergänzung für die Artikel zur Verfügung gestellt. Damit konnten unseren Lesern für den gesamten Monat Oktober neben den hochwertigen Artikeln auch professionell aufgearbeitete Tondateien zum Download bereitsgestellt werden – parallel konnten die Dateien auch auf der Homepage der DZB sowie im AdT-Podcast gelesen und angehört werden. Das Spektrum der Artikel reichte dabei von Artikeln wie Deutschland und Martin Luther über Tijuana No!, Barbecue, der Tüpfelhyäne und dem Kleinen Klappertopf bis zur Kurzsichtigkeit, Adriaen Coorte und der Unsinkbarkeit (eine vollständige Liste befindet sich hier).

Jetzt gilt es, ein Feedback für die Aktion zu erhalten und Lob und Kritik zu sammeln, um die nächste Runde dann direkt optimiert angehen zu können – ich würde mich entsprechend sehr freuen, wenn wir im Portal der gesprochenen Wikipedia oder gern auch auf der Diskussionsseite zum Kurier entsprechendes Feedback erhalten. Antworten auf Fragen wie

  • Was war gut, was hat weniger gefallen?
  • War die Auswahl der Artikel und die Fokussierung auf den Artikel des Tages gut oder sollte man die Auswahl in Zukunft anders gestalten?
  • War die technische Umsetzung o.k. – was könnte man besser machen?
  • Welche Ideen habt ihr, um die Gesprochene Wikipedia weiter vorwärts zu bringen?

Interesse für eine Fortführung der Aktion besteht sowohl bei Wikimedia wie auch bei der DZB – im Moment steht jedoch noch nicht fest, ob und in welcher Form wir sie weiterführen können. Achim Raschka 22.10.2010

Harris-Report: Jugend-Wikipedia und freiwillige Filter

Ein umstrittenes Bild? „Die Menstruationsperiode in der politischen Geschichte“, von Danny C. Sillada, 2005

Robert Harris und seine Tochter Dory Carr-Harris haben im Oktober 2010 die „Wikimedia-Studie Umstrittene Inhalte“ vorgelegt (Wikimedia Study of Controversial Content). Den Auftrag dazu hatte der Vorstand der Wikimedia Foundation erteilt, nachdem der Mitbegründer der Wikipedia, Larry Sanger, behauptet hatte, die Wikimedia beherberge Kinderpornografie.

Der Harris-Report stellt eindeutig fest, dass die Wikimedia-Server keine Kinderpornografie oder ähnliche illegalen Inhalte enthalten, und dass solche dort auch nicht geduldet werden würden. Vielmehr geht es den beiden Harris um die allgemeine Frage, ob es Inhalte gibt, deren Darstellung für manche Leser ein Problem ausmachen, und wie man mit solchen Inhalten umgehen soll. Robert Harris war von Foundation-Direktorin Sue Gardner für die Studie angesprochen worden, weil sie lange Jahre mit ihm bei der Canadian Broadcasting Corporation gearbeitet hatte.

Doppelziel der Wikipedia

Der ausführliche und beeindruckende Bericht geht davon aus, dass die Wikipedia zwei Ziele hat: Sie soll einerseits für ihren Bildungsauftrag „intellektuelle Offenheit“ ausstrahlen, andererseits aber auch den Nutzenden dienen. Bei der Bildung geht es nicht nur um das Material, sondern auch um die Lernenden, die respektiert werden müssen. Beides schließt einander nicht aus, es ist aufeinander angewiesen.

Wie man mit umstrittenem Text umgeht, ist in den Wikipedia-Sprachversionen bereits geregelt. In Texten sehen die beiden Harris generell weniger ein Problem als in Bildern. Sie wünschen sich aber eine Enzyklopädie gezielt für Kinder, mit der man auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Altersgruppen besser eingehen könne.

Problem-Bilder

„Geburt der Venus“ von Sandro Botticelli, in einer Bearbeitung von Benutzer:Durova. Kritiker sind der Meinung, Jugendschutz werde zur Einflussnahme auf die gesamte Gesellschaft missbraucht.

Bei den Bildern im Medienarchiv Wikimedia Commons bzw. in der Wikipedia behandelt der Bericht zwei Gruppen:

  • Bilder mit Bezug auf Sexuelles oder Gewalt, wie Geschlechtsteile, Masturbation, Massaker, Lynchings
  • Bilder, die „in der einen oder anderen spirituellen Tradition als geheiligt angesehen werden“

Manche Sex-Bilder wurden auf Commons nicht zu Bildungszwecken hochgeladen, sondern „allenfalls zum Zwecke der sexuellen Zurschaustellung“, zur „Erregung“. Sie sollten also gelöscht werden, nicht weil sie schmutzig wären, sondern weil sie den Projektrahmen überschreiten.

Natürlich braucht eine Enzyklopädie Bilder mit Sex- oder Gewalt-Bezug. Nach dem „Prinzip des geringsten Erstaunens“ soll aber niemand mit solchen Bildern dort konfrontiert werden, wo er es nicht erwartet.

Mit der anderen Gruppe verhält es sich anders. Ob ein Bild etwas „Geheiligtes“ zeigt, ist sehr von der jeweiligen religiösen Gruppe abhängig. Dabei geht es um einen anderen intellektuellen Zuweisungsprozess. Dass das Video einer Enthauptung potenziell umstritten ist, ist offensichtlich und bedarf keiner Erklärung, sagt der Bericht. Aber wenn man den Menschen ein Bild von einem bärtigen Mann aus Persien zeigt, scheint es neutral an und für sich zu sein. Sagt man dazu, dass der Mann der Baha'i-Gründer Baha’u’llah ist, finden Angehörige dieser Religion das Zeigen unter bestimmten Umständen unangemessen. Weil die Wikimedia in Richtung Offenheit voreingenommen ist, so die beiden Harris, soll man mit Bildern dieser zweiten Gruppe anders umgehen als mit denen der ersten Gruppe.

„User-selected regime“

Artikel des Tages am 21. März 2010: Vulva. Bilder mit Sexuellem und Gewalt „… haben immer noch unvermeidbar die Kraft, manche Zuschauer zu verstören, besonders wenn sie Kinder sind, oder wenn sie unbeabsichtigt darauf stoßen.“

Die beiden Harris denken an ein System, mit dem die Nutzenden selbst entscheiden können, was ihnen unangekündigt angezeigt wird. Solche Systeme sind bei vielen Websites gängig, wie Google, Flickr oder YouTube. Die Wikimedianer – und niemand anders, also niemand von außen – sollen demnach umstrittenen Bildern Kategorien zuweisen. Ein Nutzender, auch ein unangemeldeter, kann dann bei der Wikipedia-Benutzeroberfläche angeben, welche Kategorie er nicht sehen will.

Das gilt für die erste Gruppe. Bei den religiös umstrittenen Bildern muss der Nutzende sich anmelden und dann genauer angeben, welche Bilder für ihn ein Problem darstellen. „Eine allgemeinere Untersagung“ dieser Bilder würde hingegen zu weit gehen, nämlich „in Richtung einer allgemeinen Beschränkung der Projekte“.

Entsprechend der persönlichen Entscheidung sind Bilder nicht sichtbar, solange man nicht beispielsweise eine Schaltfläche anklickt und dadurch das Bild ausgeklappt oder ausgerollt wird. So wird kein Bild dem Nutzenden dauerhaft vorenthalten, nur die Anzeige verzögert.

Rolle von Commons

Von der US-Militärzensur kontrollierter Brief, Amerikanische Besatzungszone in Deutschland 1946. Eine Zensur lehnen die beiden Harris ab.

Nicht nur die Wikipedia, sondern auch Commons hat eine Doppelrolle. Einerseits dient es den Wikipedia-Sprachversionen und anderen Wikimedia-Projekten als Medienzulieferer. Andererseits stellt es jedermann, der ganzen Welt, frei lizensierte Bilder zur Verfügung. Diese beiden Aufgaben werden in Streit miteinander geraten, glauben die beiden Harris.

Commons wächst täglich um tausende von Medien. Die zweite Rolle wird mehr und mehr die Hauptrolle: eine Bildersammlung für die Welt. Als Folge wird der Prozentsatz an Bildern, die tatsächlich von der Wikipedia verwendet werden, unweigerlich sinken. Es wird schwieriger werden, den Bildungsauftrag angemessen zu definieren. „Wenn Bildung das Ziel der Wikimedia ist, also in gewisser Weise eine Auswahl von Informationen, ist dies vielleicht ein Projekt, das angemessener außerhalb des Bereichs der Foundation gehört.“

Die Wikimedia Foundation hat eine Kommission eingerichtet, die demnächst dem Vorstand berichten wird, wie weiter vorgegangen werden soll. Z. 28.10.2010

„… es wird oft unterstellt (oder behauptet), diese Form der Beschränkung sei ein ‚voreingenommener‘ Versuch von repressiven Kräften in Nordamerika, die sich unberechtigterweise mit Ausdrucksweisen des Sexuellen schwer tun, ihre Ansichten dem Rest der Welt aufzuzwingen. In Wahrheit ist die heutige nordamerikanische Gesellschaft eine der freizügigsten der Welt, verglichen mit anderen Kulturen – in China, dem indischen Subkontinent, oder islamischen Ländern – und wenn überhaupt, so sieht der Rest der Welt genau das Gegenteil, wenn er sich die wichtigsten, nordamerikanisch bestimmten Webseiten im Internet anschaut – einen ‚voreingenommenen‘ Versuch, extrem freizügige Ansichten zur Sexualität dem Rest der Welt aufzuzwingen.“

Harris-Report

Wer watcht die Watcher?

Die „Arbeitsstelle Wiki-Watch“ an der Universität Frankfurt/O. verkündet der Welt die Wahrheit über die Wikipedia. Allerdings ist sie selbst nicht so transparent, wie sie sich das von der Wikipedia wünscht.

Der Wiki-Watch-Website zufolge hat die Wikipedia ein weltweites „Wissensmonopol“, während „wir Nutzer“ (Leser) „praktisch nichts“ über die Wikipedia wissen. Die „Führungselite“ der Admins kapsele sich ab. Zum Glück jedoch kommt jetzt das heldenhafte Wiki-Watch, um die Wikipedia „transparenter“ zu machen.

Wiki-Watch tritt normalerweise unter diesem Namen auf. Dem Impressum zufolge leiten die Professoren Wolfgang Stock und Johannes Weberling die „Arbeitsstelle“; die Hauptarbeit dürfte der Assistent Maximilian Kall leisten müssen. Stock gehört zum rechtsgerichteten Christlichen Medienverbund KEP und zum Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft, das Menschen dabei helfen will, ihre Homosexualität zu überwinden.

Feindseligkeit trifft aufeinander

Bei den Wikipedianern sind die selbsterklärten Helden nicht unbedingt gern gesehen. Allein schon der Name Wiki-Watch erinnert an „Human Rights Watch“ oder eine „watch list“, und die ganze Haltung hinterlässt den Eindruck, dass die Wikipedia etwas besonders Schlimmes sei. Als Wiki-Watch Admins für eine Umfrage angeschrieben hat, war die Reaktion eher feindselig. Die Fragen waren eigentlich harmlos, aber haben es einfach gemacht, die Identität des einzelnen Antwortenden zu ermitteln.

Die Nachrichten brachten heute die Ergebnisse der Umfrage. 56 (von 281) Admins haben geantwortet; der durchschnittliche Admin ist etwa 40 Jahre alt sowie linksliberal mit grünem Hauch. 38 Prozent sind mit den rüden Umgangsformen in der Wikipedia unzufrieden.

Verlässliche Verlässlichkeitsbewertung?

Jetzt ist die Website Wiki-Watch in einen „Beta-Status“ eingetreten und präsentiert ein Tool, das die „Verlässlichkeit“ von Wikipedia-Artikeln evaluiert. Das Tool sieht dem Schweizerischen Wikibu.ch überaus (verdächtig) ähnlich. Man kann einen Artikelnamen eingeben, und Wiki-Watch sagt, ob der Artikel „prämiert“ ist, wie viele „Autoren“ beigetragen haben usw.

Der wichtigste Unterschied zu Wikibu: Die Schweizer (unter ihnen Nando Stöcklin, ein bekannter Wikipedianer) weisen darauf hin, dass das Tool nur Anzeichen für die Zuverlässigkeit liefern kann. Ein Straßenschild „Wildwechsel“ bedeutet nicht, sagen sie, dass tatsächlich Wild die Straße überqueren wird; das Fehlen eines solchen Schildes ist keine Garantie dafür, dass kein Wild kommt.

Im Unterschied dazu urteilt Wiki-Watch vollkommen ungebremst: „zuverlässige Quelle“ oder „keine zuverlässige Quelle!“ oder etwas dazwischen (fünf Sterne, ganz genau wie bei Wikibu). Beispielsweise Gaius Cornelius Minicianus ist keine zuverlässige Quelle, weil der Artikel wenige Autoren und Bearbeitungen hat, wenig verlinkt wird, und keine Fußnoten hat. Aber: Dieser sehr kurze Artikel ist inhaltlich unumstritten, und unter „Literatur“ ist ein Standardwerk erwähnt.

Der Artikel Konrad Adenauer ist sehr gefährlich, denn im letzten Monat gab es vier Reverts! Wenn man sich etwa den letzten ansieht, findet man leicht heraus, dass es sich um die Beseitigung von Vandalismus gehandelt hat. Mit Zuverlässigkeit des Artikels hat dies nichts zu tun. Übrigens machen die Wiki-Watcher keinen Unterschied, ob ein Artikel 2006 oder 2010 ausgezeichnet wurde.

Nützliche Hintergrundinformationen?

Wiki-Watch macht die Wikipedia auch durch Hintergrundinformationen transparenter, nach eigener Aussage. Bislang ist die Information ziemlich kurz und fragwürdig. Die Site erwähnt den Wikipedia-Artikel Liste der Abkürzungen (Netzjargon) und nennt ihn „Liste von Abkürzungen der Wikipedia“. Die richtige Seite Hilfe:Glossar hat Wiki-Watch wohl nicht gewatcht. Seltsamerweise glaubt Wiki-Watch, dass „afk“ eine der wichtigsten Abkürzungen in der Wikipedia sei.

Unter „Exklusiver Einblick“ präsentiert die Site ganz interessante Statistiken, doch so exklusiv scheint der Einblick nicht zu sein. Es befindet sich wohl kein Material darunter, das es nicht bereits bei der Wikimedia oder anderen einschlägig bekannten Sites zu sehen gibt. Irgendeinen Herkunftsnachweis sucht man vergeblich.

Wir Wikipedianer mögen Wiki-Forschung, wirklich. Aber bitte sorgfältiger, und nicht mit einer solchen Haltung. Z. 22.10.2010

Klarstellung zum Beitrag: Wer watcht die Watcher? von Ziko

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Da Ziko entgegen dem Wikipediaprinzip jede Korrektur seines Beitrages Wer watcht die Watcher? unterbindet,[1] werde ich hier einiges klarstellen.

Stock gehört zum Christlicher Medienverbund KEP und zum Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft (DIJG), das öffentlich dafür eintritt, Ich-dystone Homosexualität therapieren zu lassen.[2] Was Ziko über einen christlichen Medienverband schreibt (inzwischen nach zwei Revertes endlich korrigiert), entbehrt jeder Grundlage, genauso verhält es sich mit seinen Aussagen zum DIJG.

Ziko scheint nicht zu bemerken, dass Wiki-Watch keine Innendarstellung der Wikipedia, sondern eine Außendarstellung für Unbeteiligte sein soll und auch noch in der Betaphase ist. Für die Statistiken gibt es keinen weiteren Herkunftsnachweis, weil sie von Wiki-Watch sind. Falls Ziko gerne wissen möchte, nach welchen Kriterien sie erstellt werden, kann er ja dort nachfragen. Ich konnte in deren Blog solch eine Nachfrage von Ziko oder einem anderen nicht entdecken.

Die Ergebnisse der Umfrage von Wiki-Watch brachte nicht zuerst Shortnews,[3] sondern sie wurden von Wiki-Watch in der Wikipedia unter Datei:WP-Admin-Umfrage_von_Wiki-Watch.pdf und dann in einer Zusammenfassung in deren Blog veröffentlicht.

Die Artikel-Bewertung von Wiki-Watch sieht Wikibu nicht nur ähnlich, Wiki-Watch selbst hat sie für seine Bewertung als Vergleichsmaßstab angegeben – Der Hauptunterschied besteht in der Bewertung: Während Wikibu es für ein Qualitätsmerkmal hält, wenn ein Artikel von vielen gelesen wird hebt Wiki-Watch mehr auf das Geschriebene, Quellen, Bewertungsbausteine und Häufigkeit von Reverts ab. Schon allein der Hinweis: Betaversion sollte für Ziko, wie für jeden anderen ein Hinweis darauf darstellen, dass das statistische Tool nur Anzeichen für die Zuverlässigkeit bieten kann. Sicher werden nach der Betaphase weitere Hinweise folgen. 87.236.194.76 23. Oktober 2010

  1. Er duldet noch nicht einmal das einfügen typographischer Anführungszeichen.
  2. http://www.dijg.de/fileadmin/dijg-uploads/pdf/bulletin_12_06_hoffmann.pdf
  3. Die eigentlich Yahoo und damit eine DPA-Meldung als Quelle haben, die zudem noch falsch ist: Die an der Umfrage beteiligten Admins sind durchschnittlich 140 Minuten statt (laut dpa:) 40 Minuten täglich in der Wikipedia als Admins UND Editoren tätig.

Hinweis: Das Wiki-Watch-Blog erlaubt aktuell keine Kommentare. TMg 09:45, 25. Okt. 2010 (CEST)[Beantworten]

Was macht das Outreach Team der Foundation? Teil 1: Das Bookshelf-Projekt

Southpark hat in seinem Blog kürzlich die Themen „Schulungsmaterialien zur Wikipedia“ und „Neue Autoren“ gestreift. Nachdem ich ihn in Kommentaren auf laufende Projekte der Wikimedia Foundation hingewiesen habe, kam von Poupou die Anregung, doch einmal ausführlicher über diesen Aspekt meiner Arbeit zu berichten. Diesem Wunsch komme ich hiermit nach.

Zum Hintergrund

In den ersten sechs Jahren der Wikipedia wies die Zahl der monatlich neu hinzukommenden Beiträger in nahezu allen größeren Sprachversionen ein starkes Wachstum auf. Im Frühjahr 2007 fingen diese Zahlen dann an, einzubrechen. Für die deutschsprachige Wikipedia bedeutet dies konkret, dass sich die Zahl von rund 2.000 monatlich neu hinzukommenden Beiträgern im Januar 2007 auf 780 im September 2010 mehr als halbiert hat (siehe dazu die von Erik Zachte zusammengestellte Statistik).

Über die Gründe dieses Einbruchs wurde vielfach spekuliert. Dabei reichen die Vermutungen von „Wikipedia schottet sich nach Außen ab“ über „Die Einstiegshürden sind gewachsen“ bis hin zu „Das Ende ist nahe“. Tatsache ist, dass die Forschung zur Wikipedia bislang noch keine überzeugende Erklärung für dieses Phänomen gefunden hat und bislang noch viele Fragen offen bleiben.

Ich möchte mich an dieser Stelle nicht an der Spekulation über die Gründe beteiligen, sondern darstellen, was die Wikimedia Foundation unternimmt, damit die Wikipedia einfacher zu benutzen und zu verstehen ist, und wie ihr euch in die laufenden Projekte einbringen könnt. Die Artikelserie beginnt mit einer Darstellung des im Herbst 2009 angelaufenen Projektes mit dem Titel „Bookshelf“ (engl. für Bücherregal).

Das Bookshelf-Projekt

Die Broschüre „Willkommen bei Wikipedia“ in der freien Desktop-Publishing-Software Scribus

Ziel des Bookshelf-Projektes ist es, ein Basispaket von Schulungs- und Informationsmaterialien zur Wikipedia zu erstellen. Diese Materialien reichen von einer Einstiegsbroschüre mit dem Titel „Willkommen bei Wikipedia“ über Videotutorials bis hin zu zielgruppenspezifischen Dokumenten (z.B. „Wikipedia für Journalisten“). Für alle gedruckten Werke gilt: Sie werden mit der freien Software Scribus erstellt, stehen unter einer freien Lizenz und können damit von Jedem geändert und verbessert werden. Alle Materialien werden zunächst auf Englisch erstellt, wobei darauf geachtet wird, dass sie einfach zu verstehen und zu übersetzen sind. Die Produktion der Bookshelf-Materialien findet in einem offenen Prozess auf dem Wikimedia Outreach Wiki statt.

Welche Materialien sind bisher verfügbar?

Video „Great feeling“ – Wikipedianer erklären, was sie motiviert, sich bei Wikipedia einzubringen.

Eines der Kernstücke des Projektes ist die Broschüre „Willkommen bei Wikipedia“, die sich an Wikipedia-Einsteiger richtet. Auf 17 Seiten werden Fragen beantwortet, die von Einsteigern immer wieder gefragt werden: Wie richte ich einen Benutzeraccount ein?, Wie kann ich mich bei Wikipedia einbringen?, Wie kommuniziere ich mit anderen Benutzern? uvm. Bestandteil der Broschüre ist ein heraustrennbarer „Reference Guide“, der die wichtigsten Befehle des Wiki-Markups auflistet.

Neben der Willkommensbroschüre sind eine Reihe von Videos entstanden, die auf Wikimedia Commons verfügbar sind. Ein Video zum Thema „Neutraler Standpunkt und Nachprüfbarkeit“ führt in zwei Grundprinzipien der Wikipedia ein. Ziel ist es, auf spielerische Art und Weise abstrakte Sachverhalte für Einsteiger zu erklären. Eine Serie von vier weiteren, kurzen Videos stellt einige der Wikipedianer vor. Diese vier Videos beantworten die Frage Wer steckt eigentlich hinter Wikipedia? und wurden während der diesjährigen Wikimania-Konferenz in Polen aufgenommen. Darüberhinaus wurde von einer Gruppe von Wikipedianern im Rahmen eines Wochenendworkshops das WikiProjekt Screencast gestartet. Dabei ging es um die Erstellung von kurzen Screencast-Tutorials, die Wikipedia-Einsteigern Grundlagen im Bearbeiten von Artikeln vermitteln.

Alle bisher verfügbaren Materialien des Bookshelf-Projektes sind unter bookshelf.wikimedia.org abrufbar.

Wie kann ich mich beteiligen?

Weitere Materialien, etwa zur Frage, wie man die Qualität eines Artikels erkennen kann (Stichwort „Medienkompetenz“) und zum richtigen Umgang mit Artikeln über die eigene Firma/Organisation, stehen kurz vor dem Druck. Hilfe wird momentan vor allem bei der Übersetzung und Lokalisierung benötigt und bei einer Broschüre, die sich an Journalisten wendet. (fs 20.10.2010)

„Denken Sis, dass Sie das Buch verbessern kann?“

Aus der Bibliothek des umstrittenen Wikipedia-Artikel-Verwerters Bucher LLC

Bei Amazon und Thalia treiben seit einiger Zeit Verlagshäuser ihr Unwesen, die aus „Wikipedia“-Artikeln abertausende Bücher zusammenstoppeln, ohne die Kunden im Buchtitel darauf hinzuweisen, dass diese Themenbücher lediglich Sammlungen gedruckter „Wikipedia“-Artikel sind, von denen es bekanntlich aktuelle und zudem bebilderte Versionen gratis im Netz gibt.

Ende August 2010 habe ich die folgende Publikation wahrgenommen, die für meinen Forschungsschwerpunkt, „James Joyce und Österreich“, viel versprechend geklungen hat, weil sie laut Buchtitel viele jener Themen behandelt, die ich in den vergangenen Jahren erforscht und unter anderem in „Wikipedia“-Artikeln dokumentiert habe, weshalb ich auf diese „James Joyce“-Publikation besonders gespannt war.

Aber zu meiner Überraschung enthält sie keine neuen Beiträge, sondern bloß eine Sammlung von zwei Dutzend Wikipedia-Artikeln, von deren sieben bzw. acht ich der Haupt- bzw. Alleinautor bin. „Nur“ sieben, weil der im Buchtitel sowie am Buchumschlag genannte Beitrag über Siegmund Feilbogen im Buch selbst ohne jede Erklärung fehlt.

Seltsam ist auch die Tatsache, dass im Buchtitel und am Buchumschlag neun Artikel genannt werden, während das Titelblatt deren 15 verzeichnet und im Inhaltsverzeichnis zwei Dutzend Artikel angeführt werden. Dies geschieht offenbar aus kaufmännischem Kalkül: würden alle Artikel im Buchtitel bzw. am Buchumschlag genannt, wäre die Kundschaft durch den automatisch generierten Endlostitel vermutlich gewarnt bzw. wenigstens skeptisch.

Als Konsument warne ich vor diesen fragwürdig produzierten Büchern, weil sie nur thematisch zusammengehörende „Wikipedia“-Artikel stark unterschiedlicher Qualität enthalten und über „Amazon Marketplace“ für einen Preis verkauft werden, der in keinem vertretbaren Verhältnis zum Gebotenen steht. Käufer, die sich für die im Buchtitel genannten Themen interessieren, erhalten im vorliegenden Fall für den Buchkaufpreis von 22,19 Euro Artikel, von denen sie bei Wikipedia aktuelle und bebilderte Versionen kostenlos lesen, kopieren und ausdrucken können.

Vom Serienbrief zum Serienbuch

Das Buch wurde gleichsam als Serienbuch produziert, weshalb die nachfolgende Kritik wahrscheinlich auf sämtliche 54.000 Titel von „Bucher LLC“ zutrifft.

Das Buchkonzept ist die kostenfreie Verwendung von „Wikipedia“-Artikeln, wobei im vorliegenden Band „Lesenswerte Artikel“, wie der über „Hans Wollschläger“ und Artikel-Vorstufen, wie die über „Die Verbannten“, wild gemischt werden. Der Verlag steuert nur ein automatisch erstelltes Inhaltsverzeichnis, eine automatisch übersetzte „Einführung“ sowie einen automatisch erstellten Index bei, die aber allesamt nicht mehr gegengelesen werden.

Demgemäß reiht das automatisch alphabetisierte Inhaltsverzeichnis alle Artikel nach Vornamen bzw. dem Anfangswort der Werktitel, weshalb „Fritz Senn“ unmittelbar auf „Fluviana“ folgt und „Hannah von Mettal“ und „Hans Wollschläger“ vor „Jacques Mercanton“ und „James Joyce“ angeführt werden.

Auch die „Einführung“ wurde ohne Nachbereitung von einem Übersetzungsprogramm aus dem Englischen ins „Deutsche“ übertragen, weshalb sie sich wie eine unfreiwillige Improvisation über Ernst Jandls Konversationsstück „Die Humanisten“ liest: „Denken Sis, dass Sie das Buch verbessern kann? Wenn so, sehen Sie die On-Line Version an und Veränderungen vorschlagen. Wenn angenommen, könnte Ihre Hinzufügung in der folgenden Ausgabe sein.“

Dabei ist die „Einführung“ nur ein Seriendokument, welches das „Wikipedia“-Projekt vorstellt und die dem jeweiligen Buch zugrundeliegende „Wikipedia“-Kategorie nennt. Die Einführung geht mit keinem einzigen Wort auf das Thema oder den Inhalt der vorliegenden Joyce-Publikation ein, sondern ist so allgemein gehalten, dass der Verdacht entsteht, dass die radebrechende Übersetzung in allen 54.000 Büchern abgedruckt wird, weshalb es angezeigt gewesen wäre, wenigstens diese eine Buchseite von einem Deutschsprechenden bzw. einem professionellen Übersetzer ins Deutsche übertragen zu lassen.

Der Index wurde gleichfalls automatisch alphabetisiert, weshalb Personen erneut unter ihren Vornamen zu finden sind. Davon abgesehen erfasst er viele in den Artikeltexten genannte Namen und Begriffe nicht, obwohl es Aufgabe und Sinn eines Indexes ist, dass der Leser die für das Thema maßgeblichen Namen und Begriffe rasch im Buch finden kann, was der vorliegende Index nicht leistet.

Offenbar werden die Indexeinträge aus den in den „Wikipedia“-Artikeln erhaltenen „Wikipedia“-Links erstellt, weshalb im Index nur jene Namen und Begriffe berücksichtigt werden, zu denen es Wikipedia-Artikel gibt.

Somit umfasst der Index aber sämtliche Worte, die in den Wikipedia-Artikeln verlinkt sind: Im „Bloomsday“-Artikel hat etwa jemand das Wort „anpinkelten“ mit „Blasenentleerung“ verlinkt, weshalb die unausgereifte Software, die den Index automatisch erstellt, statt des Artikel-Titels („Blasenentleerung“), auf den verlinkt wird, die Linkbeschriftung („anpinkelten“) in den Index überträgt.

Der völlig verwahrloste Index enthält somit wahllos Grund- und Beugeformen beliebiger Wörter: „benachrichtige sie“, „Edgar Allan Poes“, „angelsächsischen“, „autobiografische“, „diskantene“, „Erste“, „Festschrift“, „Fett“, „Fetzen“, „kolonialer“ usw. usf., was keinerlei Sinn macht.

Weiterhin wurden aus den „Wikipedia“-Artikeln sämtliche Bilder entfernt: „Wir haben Details des Bildes im Buch enthalten, aber um unheberrechtlich zu schutzen, kann man die Bilder nur online sehen.“

Zwangsläufig fehlen auch alle Tondateien, die Artikeldiskussionsseiten, die Links sowie das Datum der letzten Änderung, welches über die jeweilige Aktualität des Artikels Aufschluss gibt. – Alles in allem ein deutlicher Informations- und Qualitätsverlust.

Allein das Layout der Artikel ist überraschend ansehnlich gestaltet. Bloß beim Liedtext von „Finnegan‘s Wake“ nimmt jede Liedzeile einen eigenen Absatz ein, wodurch die Ballade mehr als zwei halbleere Seiten füllt. Der Seitenumbruch wird von zahlreichen „Hurenkindern und Schusterjungen“ bevölkert. Es sind dies aber typographische Mängel, die inzwischen immer öfter auch bei Publikationen renommierter Verlage üblich sind.

Viele Konsumenten lehnen die Machart dieser Bücher ab, deren Titel bewusst verheimlichen, dass es bloß Sammlungen gedruckter „Wikipedia“-Artikel sind. Viele fordern daher, dass Amazon im Interesse seiner Kunden den Nepp rasch beende, indem sie den umstrittenen Geschäftemachern ihre Hauptvertriebsplattform nimmt oder sie zumindest zwingt, im Buchtitel und auf dem Cover „Wikipedia“ als „Autor“ anzuführen, damit potentielle Kunden wissen, was Sache ist.

Thomas Thiel kritisiert in der FAZ zudem, dass diese automatisch produzierten, mangelhaften Serienbüchermassen den freien Blick auf sorgfältig redigierte Qualitätsbücher verbauen: „Der Skandal besteht aber schon darin, dass es andere, sorgfältig verlegte Bücher aus dem Blickfeld verdrängt. Unter den ersten Suchergebnissen des Stichworts „Hochschullehrer“ finden sich auf der Amazon-Seite sieben dieser Online-Derivate. Das erste Suhrkamp-Buch rangiert unter dem Toptitel der Bucher Gruppe.“

Ich halte es für skandalös, dass Amazon so zweifelhafte Verleger und Produkte in seinem Angebotskatalog duldet. Schließlich erwartet die Kundschaft für ihr gutes Geld ordentlich redigierte und gestaltete Bücher, aber keine Machwerke mit folgenden Vorbehalten: „Die Information im Buch könnte nicht geeignet für ihre Situation sein. Sie sollten mit einem Expert beraten, wo angemessen.“

Die österreichische Presseagentur APA liefert in ihrem Bericht über die umstrittenen „Wikipedia“-Artikel-Verwerter eine finanzielle Erklärung, „wieso diese „Copy&Paste“-Veröffentlichungen bei Amazon neben professionell lektorierten und veröffentlichten Werken zu finden sind“: „Unter dem Namen „Amazon Advantage“ findet sich ein Hilfsmittel für Unternehmen aber auch Einzelpersonen, um ihre Produkte auf den Webseiten des Kaufhauses anzubieten. Amazon nimmt dabei von jedem Artikel mindestens ein Exemplar auf Lager und fordert bei entsprechender Nachfrage weitere an. Für die Teilnahme am Programm ist eine Jahresgebühr von 49,90 Euro zu zahlen, der Kaufpreis der Bücher liegt zwischen zwölf und 25 Euro.“

Amazon und leider auch Wikimedia finden unter Berufung auf ihre Standards alles in Ordnung. Sie interessieren sich aber nicht wirklich, ob ihre Vorgaben von „Bucher LLC“ auch tatsächlich eingehalten werden: „Uns liegt kein Exemplar eines der Books LLC-Bücher vor, wir können nicht beurteilen, ob diese Firma die Lizenzbedingungen der Wikipedia-Inhalte eingehalten hat“, hat mir etwa die Pressestelle von Wikimedia geantwortet, obwohl ich sie eigens auf die von mir gescannten Online-Musterseiten hingewiesen habe. Die ignorante Antwort erweckt nicht nur bei mir den Eindruck, dass es Wikimedia gar nicht interessiert, ob diese Geschäftemacher die Lizenzbedingungen einhalten oder nicht.

Dabei sollte sich Wikimedia im eigenen Interesse, im Interesse des Konsumentenschutzes sowie im Interesse der ehrenamtlich tätigen Wikipedia-Artikel-Autoren öffentlich gegen diese umstrittenen Verlage äußern, damit allfällige Käufer gewarnt sind, Amazon diesen Bauernfängern keine Vertriebsplattform mehr bietet und die Rechte der Autoren gewahrt bleiben.

Ein einzelner Wikipedia-Artikel-Autor kann als Einzelperson vermutlich nur mit zu großem Zeit- und Geldaufwand gegen diese fragwürdigen Geschäftemacher vorgehen. Dies muss bzw. müsste eine Art „Wikipedia-Interessensgemeinschaft“ wahrnehmen, weil es ein grundsätzliches Wikipedia-Artikel-Problem ist.

Auch die Bibliotheken sollten interessiert sein, dass die Geschäftemacher ihre Wikipedia-Artikel-Sammelbände als solche deklarieren, damit sie ihre knappen Mittel für den Ankauf von Werken verwenden, deren Inhalte nicht in aktuellerer und besserer Form online und gratis verfügbar sind.

In diesem Zusammenhang findet es Corinna Nohn in der „Süddeutschen Zeitung“ erschreckend, „was der Dresdner Plagiatsforscher Stefan Weber entdeckt hat: Im Karlsruher Virtuellen Katalog hat er für die genannten Verlage 417 Treffer in den Beständen deutscher, österreichischer und Schweizer wissenschaftlicher Bibliotheken gefunden. Er könne nicht eruieren, wie viele kommunale öffentliche Bibliotheken ‚diese sinnlosen Bücher‘ gekauft haben.“ - Popmuseum, 5. Oktober 2010.

Bucher LLC: James Joyce: Ulysses, Hans Wollschlager, Dubliner, Finnegans Wake, Nora Barnacle, Siegmund Feilbogen, Adolph Johannes Fischer, Fluviana. Taschenbuch: 160 Seiten. 2010. ISBN-10: 1159074860. ISBN-13: 978-1159074869

Sammellink mit Online-Musterseiten und vielen weiterführenden Links zum Thema

Andreas Weigel: Zweifelhafte "James Joyce"-Publikation mit Austriaca-Schwerpunkt.

Oktober wird gesprochen!

CN Tower, der Artikel vom 1. Oktober.

Der „Artikel des Tages“ macht die Wikipedia-Leser täglich auf einen besonders guten Artikel aufmerksam. Im Oktober 2010 haben die Artikel zusätzlich einen Link auf eine Gesprochene Version. Zu verdanken ist der verfrühte Adventskalender der Deutschen Zentralbücherei für Blinde (DZB) zu Leipzig. Der Kurier hat mit dem Direktor, Thomas Kahlisch, gesprochen. Warum werden eigentlich die Sprecher nicht genannt, und wie soll das Projekt weitergehen?

Artikel vorlesen ist aufwändig. Auf einem Kölner Workshop im März hatte Benutzer(in) Souffleuse, eine professionelle Sprecherin, den Wikipedianern gezeigt, was man alles beachten muss, aber auch, wie man sich die Arbeit erleichtert. Mit sprachlicher Überarbeitung des Textes, Vorbereitung, Aufnehmen und Nachbearbeitung kann eine Stunde Text schnell mehrere Arbeitsstunden ausmachen.

Die DZB, eine öffentliche Bücherei, geht auf eine Initiative von 1894 zurück. Hier ein Foto aus DDR-Zeiten.

Bislang waren nur etwa 400 gesprochene Artikel entstanden, mit sehr unterschiedlicher Qualität. Mitarbeiter der Wikimedia Deutschland sind daher an die DZB herangetreten, wie Direktor Kahlisch berichtet. Mit der Unterstützung des DZB-Fördervereins werden die Gesprochenen Artikel des Oktobers produziert, um die Wikipedianer zu motivieren.

„Wir selbst haben nichts geändert, nicht unsere Aufgabe“

Auf die „Community“, die Wikipedia-Gemeinschaft, setzt die DZB auch in Bezug auf die Artikel. Die DZB selbst wählt die Artikel nicht aus, sondern überlässt dies den traditionellen Wikipedia-Strukturen, und sie ändert Artikel auch nicht. Große Teile für die nächsten Wochen sind vorproduziert, der Rest kommt noch. Man will ja nach Möglichkeit aktuelle Versionen einsprechen. Die für den ersten Oktobertag, über den CN Tower, wurde am 26. August gesprochen.

Einer der Artikel hatte fast siebzig Druckseiten, erzählt Kahlisch, da dauert die Produktion natürlich lang. Ansonsten kann ein kompliziertes Thema mit der nötigen Vorbereitung die Arbeit erschweren. Bilder und Bildunterschriften lässt man meist weg, nicht aber, wenn das Bild wichtig für das Verstehen des Textes ist. Das war der Fall bei einem mathematischen Thema. Man sucht daher nach Sprechern, die möglichst Ahnung vom Thema haben.

Der Name des Sprechers wurde beim ersten Artikel nicht erwähnt, dahinter steckt aber Kahlisch zufolge keine Absicht. Er werde sich das noch einmal ansehen. Es handele sich um professionelle Sprecher, die im Leipziger Umfeld durchaus bekannt seien.

Zum Vergleich: ein Artikel aus der Wikipedia auf Niederländisch. Benutzer:Jcb hat sage und schreibe über tausend Artikel eingesprochen. Die niederländische Wikipedia-Gemeinschaft ist sich aber durchaus uneins über die Beurteilung dieses beachtlichen Engagements.

Über die sprachliche Qualität des ersten Oktober-Sprechartikels kann kein Zweifel sein. Der Hörer mag sich nur wundern, dass man den einminütigen Textteil mit der Lizenzerwähnung an den Anfang gestellt hat. Zusammen mit dem Vorlesen der Infobox („Basisdaten“) trägt das dazu bei, dass der eigentliche Artikeltext erst nach etwa zwei Minuten beginnt.

Was die Leser und Hörer der Wikipedia vom Projekt halten, wird man hoffentlich gegen Monatsende wissen. Bei Interesse aus der Gemeinschaft könne man vielleicht Sprecher-Kurse organisieren, sagt Kahlisch, denn die Wikipedianer sind schließlich diejenigen, die sich mit den Themen am besten auskennen. Z. 1.10.2010

Ein Nachruf auf das Portal:Russland

Als ich mich vor nun bereits zweieinhalb Jahren in die Wikipedia verirrte und blauäugig einige einzeilige Artikel über größere nordrussische Orte schrieb, prasselten – wie man sich vorstellen kann – sofort Löschanträge und Diskussionsbeiträge auf mich ein. Als Neuling war ich von der Situation völlig überfordert. Ehe ich die Löschdiskussionsseite fand, war dort bereits eine rege Diskussion über meine Artikel entbrannt. Damals ergriff SibFreak die Initiative und baute in kurzer Zeit alle Einzeiler zu kleinen validen Stubs aus. Von der Hilfsbereitschaft überrascht editierte ich in den folgenden Wochen häufiger im Bereich Russland und erhielt dabei immer wieder nützliche Hinweise von S1 und SibFreak. Obwohl meine Interessen breit gefächert sind und ich von der Ausbildung her eigentlich im Portal:Biologie mitarbeiten sollte, fand ich mich ob des Arbeitsklimas alsbald als aktiver Mitarbeiter des Portals Russland wieder. Zu tun gab es viel. Jede Woche warteten bis zu 50 neue Artikel in der Eingangskontrolle, zahlreiche Benutzer baten um Hilfe bei den kyrillischen Namenskonventionen oder um Übersetzungen von russischen Quellen, die sie für Artikel brauchten. Nebenher galt es noch eine Unmenge an Artikel über wichtige russische Themen zu schreiben.

In den letzten zweieinhalb Jahren schafften wir drei es unter anderem, zusammen dem Portal den Informativ-Status zu verleihen. Dennoch gesellten sich keine neuen Mitarbeiter zu uns. Die meisten anderen Nutzer, die zeitweise zu uns stießen, hatten ihre abgegrenzten Themengebiete und leider wenig Interesse, sich dauerhaft aktiv im Portal zu engagieren, um alle russischen Themen zu bearbeiten. Daher merkte man es vor allem in der Eingangskontrolle, wenn mal einer von uns dreien im Urlaub war.

Eines der letzten Bilder, die S1 für die Wikipedia machte

S1 war zwar als Admin umstritten, als Autor gehörte er aber mit 20 ausgezeichneten Artikeln zu den Besten der Wikipedia. Zugleich war er einer der aktivsten Wikipedianer überhaupt und Hauptautor von mehr als 600 Artikeln. S1 war in seiner Freizeit häufig unterwegs, um Fotos zu schießen und die Wikipedia zu bebildern. Mittlerweile schmücken seine Bilder mehrere hundert Artikel. Sein Herzblut für die Wikipedia reichte sogar soweit, dass er nachts in Moskau die Metrostationen abfuhr, um möglichst gute Fotos zu bekommen, oder sich in abgelegene Gegenden wagte, um – trotz des Risikos verhaftet zu werden – Fotos von russischen Kernkraftwerken zu machen. Außerdem organisierte er den Stammtisch Eifel und Treffen in Moskau. Da er sich mittlerweile einen Presseausweis vom russischen WM-Chapter organisierte, konnte er in letzter Zeit auch Fotos von Veranstaltungen machen, zu denen die Öffentlichkeit keinen Zugang hatte, wie zum Beispiel beim letzten Auftritt Juri Luschkows als Bürgermeister von Moskau diese Woche.

SibFreak war als Autor eine Koryphäe im Bereich Geographie und der ehemaligen Sowjetstaaten. Er kümmerte sich vor allem um die Gebiete Zentral- und Ostrusslands und war dadurch die perfekte Ergänzung zu S1 und mir, die ihre Kompetenzen im europäischen Teil Russlands haben. Es verging fast kein Tag, an dem SibFreak nicht einen neuen Artikel zu einem russischen Ort oder Gewässer schrieb. Als ausgebildeter Geograph/Geologe schaffte es SibFreak dabei immer, die passenden Quellen oder Karten zu finden und war nicht nur hierdurch unersetzlich auf diesem Gebiet. Insgesamt schrieb SibFreak im Bereich Russland mehr als 1200 Artikel und hatte zudem einen Überblick über alle Angelegenheiten, die Vorlagen, Infoboxen und Positionskarten betrafen.

Obwohl wir viel Zeit mit Artikelwartung verbrachten und selbst mit einer Hauruckaktion diesen Februar beim Wartungsbausteinwettbewerb über 100 Artikel aus der Wartungskategorie entfernten, wuchs die Wartungsliste kontinuierlich an. Dies und das mangelnde Qualitätsbewusstsein einiger langjähriger Autoren waren wohl die Hauptgründe, warum S1 zusehends die Motivation verlor. Mit dem Weggang von S1 gestern und dem gleichzeitigen Ausstieg SibFreaks heute verliert das Portal seine zwei wichtigsten Mitarbeiter. Dass Maiakinfo, der im Bereich russische Politik eine weitere Kompetenzlücke hätte schließen können, nach Stalking, endlosen Vermittlungsausschüssen und einem Schiedsgerichtsverfahren heute anscheinend ebenfalls entnervt aufgegeben hat, passt nur allzusehr ins Bild. Eine systematische Eingangskontrolle aller Artikel aus dem Bereich Russland ist für mich auf Dauer nicht möglich, weswegen ich mich auch aus dem Portal zurückziehe. Damit ist das Portal:Russland faktisch seit heute inaktiv.

Ich danke trotzdem allen weiteren Autoren, die uns durch ihre Beiträge im Bereich Russland unterstützt haben (unter anderem PDD, Obersachse, Lewa, Le Corbeau, AHZ). Insbesondere danke ich dem Portal:Eishockey und dem Portal:Wintersport, die es als einige der wenigen schaffen, dauerhaft Artikel über russische Sportler zu schreiben, an denen es von der Bequellung bis zur richtigen Schreibung der Namen meist nichts mehr auszusetzen gibt. Par. 29.9.2010

CPoV: Gezeter in der Zedlerstadt

Podiumsdiskussion auf der CPoV in Leipzig, 26. September 2010.

Critical Point of View nennt sich die Veranstaltungsreihe, die seit 2009 die Wikipedia kritisch unter die Lupe nehmen will. Vom 24. bis zum 26. September 2010 fand sie in Leipzig statt, nicht nur die Heldenstadt der DDR-Opposition, sondern auch Wirkungsstätte des Lexikon-Helden Johann Heinrich Zedler. Die CPoV-Tagung offenbarte abermals tiefe Gräben zwischen Wikipedianern, Wikipedisten (Wikipedia-Forschern) und Jüngern der Kritischen Theorie.

Etwa ein Dutzend Vorträge sowie eine Podiumsdiskussion wies das Programm auf, dazu Workshop, Netzwerktreffen und Roundtable. Die nicht vollkommene, aber insgesamt sehr zufriedenstellende Organisation lag vor allem in den Händen von Johanna Niesyto und Andreas Möllenkamp, die persönlich an der Schnittstelle zwischen Wikipedianertum und Wikipedistentum stehen. Tagungsort war die Bibliotheka Albertina, deren Direktor Ulrich Johannes Schneider den Eingangsvortrag hielt.

Ulrich Johannes Schneider (links) mit Andreas Möllenkamp und Johanna Niesyto

Der Philosophieprofessor und Wissenschaftshistoriker Schneider legte mit seinem Beitrag die Messlatte in puncto Inhalt und Form sehr hoch. Begeistert und begeisternd überblickte er die Enzyklopädiegeschichte seit der Aufklärung und verband Faktenwissen mit verständlich formulierter gedanklicher Durchdringung. Die Kritiker des Zedler-Lexikons, beispielsweise, verlangten nach einer systematischen Anordnung des Wissens statt der alphabetischen. Doch diese Anordnung sei ein Traum, so Schneider, sie habe sich nie durchgesetzt, weil es eine allgemeingültigere Systematik als die Sprache nicht geben könne. „Das ist das Problem eines Wissenschaftlers, der nicht weiß, was Wissen ist jenseits des Fachwissens.“

„Da hat es keine Fehler drin. Aber der Artikel taugt trotzdem nichts.“

Der Schweizer Medienhistoriker Peter Haber in Leipzig: „Je komplexer die Themenartikel, desto problematischer sind sie als Einstieg.“ Seine fundierte und zukunftsorientierte Kritik fand durchaus harte Worte über die heutige Qualität vieler Artikel. „Braucht es eine digitale Hilfswissenschaft?“

Schneider stand für die Gruppe der Vorträge, die an sich wenig „Wikipedia“ beinhalteten, die aber wichtig für das Grundlagenwissen auch von Wikipedianern sind. Dazu gehörte ferner der Beitrag von Gabriele Blome über „Awareness im Medienarchiv“ und die Visualisierung von Informationen. Eine weitere Gruppe hingegen hatte ganz zentral die Wikipedia zum Thema, wie der Bericht des Historikers Peter Haber über sein Wiener Seminar, in dem die Brauchbarkeit von 20 Wikipedia-Artikeln im Themenbereich Geschichte überprüft worden war. Das ernüchternde Fazit Habers – der trotzdem die Wikipedia sehr schätzt – war bereits in der Presse behandelt worden. Aus dieser Gruppe sei außerdem, stellvertretend für weitere, der erhellende Vergleich des Betriebswissenschaftlers Leonhard Dobusch zwischen Wikimedia und Creative Commons genannt.

Was die Wikipedisten von der Wikipedia hielten, traf naturgemäß auf den Widerstand gewisser Wikipedianer, die sich bereits in der Wikipedia durch Rüpelhaftigkeit auszeichnen. Deren hässliches Kommentieren von der Seitenlinie soll nicht entschuldigt werden, aber man kann ihren Unmut teilweise nachempfinden. Die problematischen Beiträge befanden sich vornehmlich in einer dritten Gruppe.

Ich fühle mich nicht informiert genug!

Seit Jahren in der Wikipedistik tätig, mit Theorie und Empirie: Rainer Hammwöhner. Sein überzeugender Vortrag behandelte (trotz anderslautenden Titels) Wikipedia-Sprachversionen. Was sind Dialekt-Wikipedias, „sentimentale Projekte der Dialektkonservierung oder sinnvolle Sprachdokumentation?“

Die Kritische Theorie spaltet die Welt in Anhänger und (vor allem) Ungläubige. Für die einen zeugt die radikale Ablehnung von „Herrschaft“ von einer moralischen Überlegenheit, schade nur, dass die dummen Massen sich von den Freischwebenden Intelligenten nicht überzeugen lassen. Aus Sicht der anderen verbergen die „Kritischen“ hinter ihrer Meckerei und ihren Wortgeschwallen nur ihre mangelhafte Geselligkeit. Sicher, man soll immer kritisch sein, aber ursprünglich bezeichnet man damit eben das Abwägen des Schlechten – und des Guten.

Ein Vortragender darf erwarten, dass das Publikum sich für Neues öffnet. Er muss dem Publikum dazu aber auch eine Chance geben. Diese Chance hat beispielsweise ein Vortragender vertan, dessen Beitrag nicht nur nichts mit der Wikipedia zu tun hatte. Selbst wohlwollende Zuhörer mussten sich fragen, wohin die gedankliche Reise überhaupt gehen sollte. Am Schluss präsentierte der Vortragende unvermittelt eine Liste von platten Thesen zur Wikipedia. Die Theoriefreaks reichten ihre Begrifflichkeiten herum, kafkaeske Phantasmagorien wurden opak evoziert, und allen übrigen reichte es langsam auch.

Manch einer gefiel sich in einer Sherlock-Holmes-Haltung und zog aus kleinsten Spuren weitreichende Schlüsse. Wenn einem frisch gewählten Administratoren mit „Willkommen im Olymp“ gratuliert wird, dann zeige das doch die Abgeschottetheit der „Führungsklasse“? Nicht nur Nichtwikipedianer können in dieser Haltung gefangen sein. Da sagte jemand in der Podiumsdiskussion, die Existenz einer kroatischen, serbischen und bosnischen Wikipedia beweise eine falsche policy der Wikimedia Foundation – tatsächlich wurden diese eingerichtet, bevor 2006 überhaupt erst eine policy beschlossen wurde.

Allgemein war die Podiumsdiskussion sicher kein Höhepunkt der Tagung. Das lag weniger an der Moderatorin, wie vermutet wurde, sondern eher am überaus vagen Thema „Wikipedia und Kritik“. Und wer in den Dialog über die Wikipedia treten will, muss zwar kein langjähriger Mitmacher sein, aber eine gewisse Vorbereitung ist zumindest erwünscht. Eine postmoderne Diskutantin gab hingegen mit ihrer Unvertrautheit mit den Wikipedia-Strukturen geradezu an, was sie nicht von einer kräftigen Meinung über dieselben abhielt. Als ein engagierter junger Mann sie auf die nicht immer gut besuchten Info-Angebote aufmerksam machte, kam sie ihm mit einem Ton, den die '68er seinerzeit wohl als sch... autoritär bezeichnet hätten. Mathias Schindler kommentierte derartige Ausbrüche treffend damit, dass viele gerne sagen man müsste, man könnte, anstatt selbst etwas zu machen.

Frank Schulenburg, der Erfinder der Wikipedia Academies, hat einmal selbstkritisch gesagt, solche Veranstaltungen seien zu aufwändig, nur damit Wissenschaftler und Wikipedianer sich versichern, wie toll sie einander finden. Ebenso wenig sinnvoll ist es, möchte man hinzufügen, wenn allzu unterschiedliche Interessen aufeinander stoßen. Vielleicht wäre die – ansonsten sehr erfreuliche – CPoV-Tagung mit einer strengeren thematischen Konzentration fruchtbarer gewesen. Z. 28.9.2010

Commons: CPOV2010, Wikipedia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Elke und der böse Wolf – ein Märchen für Wikipedianer

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Es war einmal ein kleines Mädchen, das hieß Elke. Es war noch jung, mutig, und mit Elan bei Wikipedia eingestiegen. Da las Elke aber mit der Zeit bei den Löschkandidaten immer mehr Löschanträge, die ihr so überhaupt nicht gefielen. Irgendwann – genauer 2004 – war es so weit gekommen, dass sie damit brechen wollte. STOP! sagte sie sich, ab sofort werden alle Löschanträge, die nicht sinnvoll sind, gnadenlos bewertet und kommentiert. So begann sie, eine Seite zu erstellen. Am Anfang noch dünn, doch unermüdlich wachsend, wurde diese Seite mit immer mehr Löschanträgen bestückt. Noch nicht genug, Elke verteilte dafür auch noch Punkte, und lud andre Wikipedianer ein, mitzumachen. Die Seite füllte sich immer mehr, und Elke begann zu strahlen.

Doch das Glück währte nur kurz: Schon bald kam ein Ungetier aus dem Gebüsch, das Elke stetig, aber mit Unbehagen beobachtet hatte. Ein Wolf trat aus dem Geäst, zückte die Keule, haute einmal kräftig auf Elke, und brüllte „LÖSCHEN!“. Doch der Versuch schlug fehl, dem Wolf lastete man an, er habe keine gute Begründung dafür. Ziemlich schnell kam Elke wieder zur Besinnung, und weil sie nun wütend wurde, packte sie den Wolf und sperrte ihn in einen Zwinger. Doch hatte sie vergessen, abzusperren. So brach der Wolf aus, und schlug wenige Tage später erneut zu. Doch Elke war helle, konnte die Keule abfangen, und begann, mit dem Wolf zu ringen. Allerdings war dieser für Elke zu schwach, seine Argumente wollten einfach nicht wirken. Da konnte Elke den Wolf besiegen, und in den Käfig zurücksperren. Diesmal sperrte sie gründlich ab, dass der Wolf ja nicht entweichen konnte.

So konnte die Seite weiter gedeihen und betrieben werden. Doch in den letzten zwei Monaten wurde es hier stiller, die Seite kurzzeitig nicht mehr verwendet. Rambazamba dachte sich da der Wolf, der nun so dünn war, dass er durch die Gitterstäbe passte. Er besuchte Elke in ihrem Haus, konfrontierte sie damit, sie würde nur Leute dazu animieren, sinnlose Löschanträge zu stellen. Elke konnte aber mit ihrer rhetorischen Fähigkeit den Wolf dazu bringen, zu resignieren. Schließlich war der Wolf so traurig, dass Elke einfach Mitleid mit ihm hatte. Sie ließ den Armen in ihrem Haus schlafen und leben, wenn er nur versprach, ab sofort lieb und anständig zu sein.

Der Wolf war so verständnisvoll. Das klappte so gut, dass eineinhalb Jahre Ruhe bei Elke war. Doch bald wurde er von seinen alten Gedanken eingeholt. So begann er des Nachts herumzustreunen, und andere Leute mit der Keule niederzuschlagen, die sich aber sehr gut wehren konnten. Ein Jäger verfolgte ihn bereits. Indes bekam der Wolf eine Meldung an den Hals, und sofort rannte er zu Elke. Elke war ganz verdutzt, da schrie der Wolf sie mit „WWNI! Du Projektstörerin!“ an, aber ein Freund von Elke, der sich gerade mit ihr im Haus befand, konnte dem Wolf ziemlich schnell eine Spritze verpassen, die den Wolf einschlafen ließ. Der Jäger kam herbei, sah den Wolf, schoss – ohne das Wissen, er sei schon ohnmächtig – ab, und traf Elke am Bein. Dieser SLA hatte gesessen. Doch hatte sich Elke auch davon ziemlich schnell wieder erholt, war das Geschoss ja nicht wirklich tief in die Haut eingedrungen und ziemlich schnell wieder zu entfernen. Währenddessen wurde der Wolf in Elkes Schuppen sicher eingesperrt.

Ein halbes Jahr später klopfte der Wolf an die Tür, und Elke kam herbei. Der Wolf schrie sie sogleich an: „Du diffamierst und bewertest unneutral! Du schürst Konflikte, das hat alles mit WP-Arbeit nichts zu tun!“ Bevor Elke etwas sagen konnte, hatte sich der Wolf auf Elke gestürzt. Doch auch hier kam zufällig Elkes Gemahl vorbei, und konnte den Wolf betäuben. Später setzte man ihn wieder im Wald aus, mit der Bitte, endlich Ruhe zu geben. Das 5. Mal wäre ja schon jetzt absolut langweilig gewesen, man sei eh stärker als der Wolf. Dieser ließ sich belehren.

Bald jedoch fand der Wolf ein Zeitungspapier, das irgendwie in den Wald gekommen sein musste. Darauf stand, das Ortsgericht habe Misstrauenslisten ein klares Verboten ausgesprochen. Der Wolf begann nachzudenken. Wäre Elkes Seite nicht auch so eine Misstrauensliste? Ja, meinte er, sogar eine ziemlich verkappte. Also brach er neuen Muts wieder aus dem Wald aus, und begann wieder mit Elke darüber zu diskutieren, die Seite bitte endlich zu schließen, sie sei ja nun unerlaubt. Doch auch diesmal konnte Elke ihn davon überzeugen, alles sei recht- und zweckmäßig, und die Seite schon gleich gar keine verkappte Misstrauensliste. Und wieder enttäuscht zog der Wolf in den Wald ab.

Aber es musste doch ein Mittel geben, den Unsinn endlich einmal zu stoppen! Nach einjährigem Überlegen verbündete sich der Wolf mit einem anderen Wolf. Beide zogen zu der nunmehr siebte Attacke los. Elke wurde nun von zwei Wölfen überrascht, die ihr „Pranger! Diffamierung! Du verleitest zu schlechtem Verhalten, und dienst den Power-LA-Stellern zu deren Schwanzvergleich!“ entgegenriefen. Als sie das hörte, holte sie bei ihrem Mann Verstärkung. Und der Kampf ging los. Es flogen die Fetzen, eine Menge Schaulustiger scharte sich um die vier, und schrien nun nicht mehr alle Behalten, viele jetzt auch für Löschen. Irgendwann wurde es einem Zuschauer zu bunt, so dass er die vier Hitzköpfe voneinander trennte und sagte Schluss jetzt. Nach sieben Angriffen sei es langsam sinnlos. Widerwillig gingen die Wölfe in den Wald zurück. Der Freund hatte keine Lust mehr, er trennte sich von einem Wolf, der sein Ziel beharrlich weiter verfolgen wollte. Der organisierte in der Stadt nun eine Wahl. Die Gemeinde sollte sich ein Bild von Elkes Seite machen.

Die Wahl begann, und es gab durchaus die verschiedensten Positionen. Viele stimmten für eine Löschung der Seite, aber mehr noch dagegen. Die Wahl wurde letztendlich dadurch im Keim erstickt, dass die meisten sich mit deutlicher Mehrheit gegen die Abstimmung aussprachen. Wieder in seinen Zielen verletzt, kehrte der Wolf in den Wald zurück.

Ein dreiviertel Jahr ging nun durch das Land, und dem Wolf wurde langsam langweilig. Bis ihm neuer Zündstoff vor die Nase kam. Ein Wikipedianer hatte jemanden mit Punkten versehen, und gegen deren Entfernung gekämpft. Das war also doch eine Prangerseite. Attacke, die 8. Elke wurde wieder überrascht, sie ließ sich aber nicht auf einen Kampf ein. Sie wehrte alle Angriffe des Wolfes ab, schon allein deshalb, weil schlecht recherchiert wurde. Unter anderem gestattete der Wikipedianer am Ende doch die Entfernung der von ihm vergebenen Punkte. Auch diesmal verließ der Wolf resigniert den Schauplatz und kehrte in den Wald zurück.

Was wird als Nächstes passieren? Wie wird der Wolf demnächst zuschlagen? Schiedsgericht? Meinungsbild? Neunter Löschantrag? … ? Man darf gespannt sein. To be continued – Fortsetzung folgt … SSS 26.09.

Nachtrag: Es folgte heute eine 9. Löschdiskussion mit Behaltensentscheidung und anschließender, momentan noch offenstehender Löschprüfung. SSS 27.09.

Wikipedia als Hörgenuss

Im Oktober können die jeweiligen »Artikel des Tages« der Online-Enzyklopädie Wikipedia nicht nur gelesen, sondern auch gehört werden. In einem Pilotprojekt erstellt die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V. einen Monat lang die gesprochenen Versionen.

Einen Monat lang kann der Artikel des Tages nicht nur gelesen sondern auch angehört werden – dank der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig.

Zugang zu Freiem Wissen ist die Mission der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Uneingeschränkter Zugang zu aktuellen Nachschlagewerken ist auch ein Bedürfnis von blinden und sehbehinderten Menschen. Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden und Menschen, die nichts oder nur schwer sehen können, Wissen zugänglich zu machen, werden im Oktober alle 31 »Artikel des Tages« auf der Wikipedia-Website zusätzlich im Audioformat bereitgestellt. Es handelt sich dabei um Beiträge zu ganz unterschiedlichen Themen, die von der Wikipedia-Community als »lesenswert« oder »exzellent« ausgezeichnet werden – das Spektrum reicht von Deutschland über die Kurzsichtigkeit bis zur Tüpfelhyäne (Vollständige Auswahlliste).

In Kooperation mit der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) will Wikimedia Deutschland in Erfahrung bringen, wie Artikel der Online-Enzyklopädie im Audioformat angeboten werden können. Darüber hinaus soll das Projekt »Gesprochene Wikipedia« in der Öffentlichkeit bekannter werden und um Unterstützung geworben werden. »Die barrierefreie Aufbereitung von Wissen ist uns ein großes Anliegen«, erläutert Pavel Richter, Geschäftsführer Wikimedia Deutschland. »Dank der Unterstützung der DZB Leipzig können wir diesem Ziel wieder ein Stückchen näher kommen. Über blinde und sehbehinderte Menschen hinaus erreichen wir damit auch Nutzer, die einfach Lust aufs Hören haben. Mit einer geplanten Hörbuch-Version der gesprochenen Artikel können auch Menschen, die keinen Internetzugang haben, in den Genuss Freien Wissens kommen.« Die Idee der »Gesprochenen Wikipedia« entstand in der Wikipedia-Community bereits vor einigen Jahren. Bislang wurden mehr als 400 Artikel von freiwilligen Mitarbeitern der Wikipedia teilweise mit einfachsten Mitteln eingesprochen. Mit Hilfe der DZB Leipzig soll dieses Engagement aufgegriffen, weitergeführt und ausgebaut werden. Einen Monat lang werden professionelle Sprecher der DZB Leipzig die jeweiligen »Artikel des Tages« einsprechen. Zurzeit sind für das Studio der DZB Leipzig über 50 Sprecherinnen und Sprecher als Honorarkräfte tätig, darunter Schauspieler, Sprachwissenschaftler oder Rundfunksprecher. Die Honorare, die im Rahmen des Pilotprojektes anfallen, werden über den Förderverein »Freunde der DZB e.V.« finanziert.

Zugleich laufen Überlegungen zur künftigen Professionalisierung ehrenamtlicher Wikipedia-Sprecher durch Workshops in der DZB Leipzig. DZB-Direktor Dr. Thomas Kahlisch betont: »Wichtig ist uns, die Qualität dieser Aufsprachen sicherzustellen und dazu zu motivieren, es uns gleich zu tun. Die Arbeiten haben ein großes Entwicklungspotenzial. Um auch weiterhin dieses Vorhaben unterstützen zu können, suchen wir gemeinsam nach finanziellen Mitteln.« Die Audiodateien der »Artikel des Tages« werden dabei im Ogg-Vorbis-Format auf Wikimedia Commons, einem Schwesterprojekt der Wikipedia, angeboten. Wikimedia Commons ist die größte freie Mediensammlung mit weit über sieben Millionen Bildern, Grafiken, Audio- und Videodateien. Hier werden projektübergreifend Mediendateien gesammelt. Durch die Unterstützung der freiwilligen Mitarbeiter der Wikipedia werden die Audiodateien mit den entsprechenden Artikeln des Tages verknüpft. Für die »Gesprochene Wikipedia« gibt es ferner einen Podcast, der ein komfortables Abonnement für die neuesten Artikel der gesprochenen Wikipedia ermöglicht. Pressemitteilung von Wikimedia Deutschland, 21.9.10 (leicht verändert)

Politiker und Politik der Niederlande im Bild

Gruppenbild ohne Dame: 1952 fehlt nicht nur der „ständige Teil“ der Regierung, auch Ministerpräsident Drees. Rechts außen vorn Außenminister Joseph Luns, neben ihm der Nebenaußenminister (Europa) Johan Willem Beijen, den Luns erst 1956 wegbeißen konnte.
Katholische Intendanten-Tochter: Nachdem Mies Bouwman ein Verhältnis mit einem verheirateten Kameramann hatte, wurde sie bei katholischen Medien abgelehnt. Bei toleranteren machte sie Spendenmarathons und Satire. Hier 1966 mit dem Rotterdamer Bürgermeister in ihrer Sendung Mies en scène.

An die fünfhundert Bilder sind schon hochgeladen, etwa ebenso viele kommen noch. Dank der ANEFO-Sammlung (Algemeen Nederlandsch Fotobureau) können sich die Leser der Wikipedia noch besser ein Bild von der niederländischen Geschichte machen. Martin Barendse vom Nationaal Archief: „Als archivalische Einrichtung finden wir es wichtig, unsere Sammlung, ob es nun Text oder Bild ist, mit dem Publikum zu teilen. Die Wikipedia ist dafür sehr geeignet.“

Bereits am Jahresanfang hatten sich Mitarbeiter des Spaarnestad-Archivs unter die Wikipedianer gemischt, beim Neujahrsempfang im Amsterdamer Tropenmuseum. Dort wurde der Abschluss einer musealen Bilderspende gefeiert. Nun beginnt eine neue. So wie Ende 2008 das Bundesarchiv die zeithistorische Lücke Deutschlands auffüllte, so jetzt Spaarnestad (Archiv der Zeitschriftenverlage) zusammen mit dem Nationaal Archief. Am 13. September 2010 fand eine Sitzung im Pressezentrum Nieuwspoort statt, in der Politiker in Erinnerungen schwelgten.

Im Gegensatz zur Bundesarchiv-Spende ist das set aus der ANEFO-Sammlung deutlich kleiner, statt 80.000 nur tausend Bilder, und vor allem selektiver. Meist geht es um Porträtfotos bekannter Politiker. Nach einigen Spenden wie vom Archief Beeld en Geluid war die niederländischsprachige Wikipedia nicht mehr ganz bilderarm, doch häufig war man für Politiker auf amerikanische Pressefotos angewiesen.

Nun diskutieren niederländische Wikipedianer darüber, wie auf Commons (Commons:Nationaal Archief) Kategorien gebildet werden sollen, wie man das eine oder andere Template zurechtrückt. Das Schwelgen geht weiter: Demonstrationen gegen die Nachrüstung, die geheimnisvolle Tür des Ministerpräsidenten... und wann war eigentlich die Königin erstmals auf dem Gruppenfoto einer neuen Regierung? Z. 14.9.

Das stubistische Manifest. Oder: Ein Plädoyer für kurze Artikel

Als Stub (englisch für „Stummel, Stumpf“) werden in der Wikipedia sehr kurze Artikel bezeichnet, die höchstens wenige Sätze lang sind. Bis vor einigen Jahren fand sich unter Wikipedia:Artikel das Wikipedia-intern fast legendär gewordene sogenannte König-Ludwig-Beispiel für einen „echten“ und damit behaltbaren Stub:

  • Ein guter („echter“) Stub ist: Ludwig II. (* 25. August 1845; † 13. Juni 1886) war König von Bayern (10. März 1864 – 13. Juni 1886).“

Heute müsste man noch hinzufügen, dass auch ein solcher Stub mit einem Beleg versehen sein sollte. Es gibt aber inzwischen viele Wikipedianer, die einen Stub in der obigen Kürze nicht einmal dann akzeptieren wollen, wenn der Artikelgegenstand unzweifelhaft relevant und der Ein-Satz-Artikel mit einem seriösen Beleg versehen ist. Ja, sogar aus mehreren Sätzen bestehende kurze Artikel, die schon einige Aussagen über den behandelten Gegenstand machen, werden gerne mal als „Müll“ bezeichnet und es wird z.B. beklagt, dass Stubs über geographische Objekte aufgrund der bestehenden Relevanzkriterien nicht gelöscht werden, oder es wird versucht (manchmal sogar erfolgreich), Artikel über Personen zu löschen, denen man nicht mehr als die Lebensdaten der behandelten Person und eine zweifellos relevante Position, die sie bekleidete, entnehmen kann. Ein aktuelles Beispiel für diese stubskeptische Position, wenn auch kein Löschantrag: Im gegenwärtig sehr kurzen Artikel über den hawaiischen Politiker Joe Bertram wurde ein Baustein eingesetzt, der ihn mit der Begründung, dass „der Artikelinhalt“ fehle, als lückenhaft markiert.

Ich möchte hier für eine andere Position plädieren, nämlich eine stubfreundliche, die jeden Artikel als akzeptabel ansieht, der einen relevanten Gegenstand klar definiert und mögliche Fragen beantworten kann, wenn auch nur wenige.

Wer in der Wikipedia nachschlägt, will nicht immer alles über den Gegenstand wissen, was man darüber schreiben könnte, will sich nicht unbedingt in die Materie vertiefen, sondern möchte vielleicht nur ein einziges grundlegendes Faktum erfahren. Nehmen wir das König-Ludwig-Beispiel: In seiner ganzen Kürze kann dieser Artikel schon mehrere Fragen beantworten. Wann ist Ludwig geboren? Wann starb er? Wann wurde er König? Vielleicht ist es nur eine dieser Fragen, mit der unser Nutzer den Artikel nachschlägt. Vielleicht hätte er auch gerne mehr gewusst und ist enttäuscht, dass wir ihm (noch) nicht mehr bieten. Aber der ultrakurze Artikel ist auf jeden Fall viel, viel besser als gar keiner, da er wenigstens einem Teil der Nutzer schon weiterhilft; ein nicht vorhandener Artikel hingegen hilft gar niemandem.

Das gleiche gilt für Joe Bertram, dessen Artikel noch nicht wesentlich über das König-Ludwig-Niveau hinausgeht. Vielleicht findet einer unserer Nutzer in irgendeinem Text über Hawaii Joe Bertram erwähnt und möchte wissen, wer das überhaupt ist (vielleicht in einem Webforum, vielleicht beklagt sich jemand „ich fühle mich von Joe Bertram überhaupt nicht vertreten!“ oder erwähnt ihn en passant lobend...) – nun, wir erfahren: Er ist Abgeordneter des Repräsentantenhauses von Hawaii. Wir erfahren, seit wann er das ist. Wir erfahren, für welchen Wahlbezirk. Wir erfahren, in welcher Partei er ist. Und durch den Weblink erfahren wir noch etwas mehr. Das ist nicht viel, aber auch hier: wesentlich besser als nichts. Da wir in der deutschen Wikipedia Stubs bewusst nicht eigens markieren, wird der Lückenhaft-Baustein in einem solchen Fall für einen Zweck verwendet, für den er nicht vorgesehen ist, sozusagen als Ersatz für den vor Jahren abgeschafften Stub-Baustein. Es ist jedoch ein runder, vorläufig so akzeptabler Stub – obschon ursprünglich wohl in provokativer Absicht angelegt. Als lückenhaft könnte man ihn ansehen, wenn z.B. die Parteizugehörigkeit nicht genannt würde, die darf man bei einem Politikerstub schon als Mindestbestandteil ansehen.

Hiermit rufe ich also die Wikipedianer-Gemeinschaft auf: Habt den Mut zum Stub! Politikerstubs, Ortsstubs – jeder gültige, belegte Stub kann einem Nutzer weiterhelfen, und wirke er noch so trivial. Gestumblindi 12.9.10

Neu beim Schreibwettbewerb: Ruhm und Ehre dem besten Reviewer

Wer beim Schreibwettbewerb als Autor mit der Chance auf eine vordere Plazierung antreten will, braucht viel Zeit, Wettbewerbs- und Schreib-Erfahrung und ein schnuckeliges Thema mit guter Quellenlage, im Umfang nicht zu groß und nicht zu klein. Am besten, man nimmt sich den September frei, oder arbeitet den Sommer über vor. Ein temporärer Umzug in eine Universitätsbibliothek ist empfehlenswert. Was man nicht kann oder schafft, das muss man outsourcen: Fotografieren, Karten zeichnen, Korrektur lesen, Stil glätten, Rotlinks bläuen, Bibliographien abgleichen: ganze Heerscharen von emsigen Helferlein schuften hinter den Kulissen für den einen, großen Wurf. Dazu sollte der Autor in den Jahren vor dem Schreibwettbewerb ein Netz von sozialen Abhängigkeiten geknüpft haben, auf das es nun zurückzugreifen gilt.

Wer jetzt erst darüber nachdenkt, am aktuellen Schreibwettbewerb teilzunehmen, der ist zu spät dran. Wer noch kein bestehendes Helfernetz hat, der hat Pech gehabt. Wirklich?

Halt! Zu spät zur Teilnahme? Ruhm, Preis und Ehr unerreichbar? Nein! Erstmals gibt es im aktuell laufenden Schreibwettbewerb die Möglichkeit, ohne strategische Vorbereitung produktiv teilzunehmen, und dafür neben der Ehre auch Preise zu gewinnen. Ganz nebenbei erhalten so auch die Autoren ohne Netzwerk ein wenig mehr Unterstützung durch freundliche Helferlein. Und so funktioniert’s: Der Reviewpreis wird in geheimer Wahl – wie beim Publikumspreis – von den Schreibwettbewerbs-Autoren an die hilfreichsten Reviewer vergeben, dabei zählen Review-Beiträge im Zeitraum vom 1. bis 30. September 2010. Die ersten drei Reviewer können Preise auswählen, alle durch Autoren gewählten Reviewer werden namentlich genannt. mibi 7.9.10

Wiki loves Monuments bebildert die Niederlande

Ehemalige Brauerei in Groningen, Gebäude aus der Frühen Neuzeit

Der Monat September ist Denkmal-Monat. Jedenfalls für alle, die Fotos von rijksmonumenten machen, also von Baudenkmalen, die unter dem Schutz des Königreichs der Niederlande stehen. Wiki loves Monuments heißt die Aktion von Wikimedia Nederland und Open Monumentendag.

Industriedenkmal in Ulft

In der ersten Woche wurden bereits über tausend Fotos von Reichsmonumenten hochgeladen. Das geht nicht nur über Wikimedia Commons (mit eigener Anlaufstelle), sondern auch über Flickr. Schließlich sollen gerade Noch-Nicht-Wikipedianer zum Mitmachen angespornt werden. Als Preise locken unter anderem ein iPad.

Am 11. und 12. September 2010 wird es das Wochenende des Offenen Denkmals geben, an dem viele Gebäude auch von innen fotografiert werden können.

Rund um die Aktion hat Wikimedia Nederland zahlreiche technische Neuerungen eingeführt, beispielsweise ein layar von ab-c media, einem der Sponsoren. Es hilft Besitzern eines Mobiltelefons beim Finden von Reichsmonumenten. Die Grunddaten für die Reichsmonumente hat die Wikimedia vom Rijksdienst Cultureel Erfgoed, dem staatlichen Denkmaldienst. In der niederländischsprachigen Wikipedia gibt es seitdem bei allen Gemeinden und anderen geografischen Einheiten Listen von Denkmalen, beispielsweise für Nijmegen. Zahlreiche Datensätze konnten bereits dank aufmerksamer Wikipedianer korrigiert und verbessert werden. Z., 7. 9.

Commons: Images from Wiki Loves Monuments – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Das exklusionistische Manifest. Oder: Ein Plädoyer für die Relevanzkriterien

Nicht Relevantes löschen? – Klar!

Warum sind Leute Exklusionisten? Gibt es denn nicht genug Speicherplatz? Tut eine Liste der Straßen von Talheim irgendjemandem weh? Entsteht ein Schaden, wenn ein Leser dazu Informationen in Wikipedia findet? Sind Exklusionisten misanthropische Informationsvernichter? Natürlich ist die Antwort jeweils nein. Man könnte dann natürlich auch noch weiterfragen, warum man nicht einfach alles aufnimmt, solange es richtig ist und ausreichend belegt. Die Antwort ist eigentlich einfach, aber nicht so offensichtlich, wie man meinen könnte.

Wikipedia ist seit ihrer Gründung stark gewachsen. In den letzten 10 Jahren hat WP es geschafft, fast jeden gesellschaftlich wichtigen Bereich mit Artikeln abzudecken. Wann immer ein Schüler Hilfe bei den Hausaufgaben braucht, hier kann er sich darauf verlassen, dass er sie bekommt. Wikipedia ist also, entgegen weit verbreiteter Annahmen, mehr oder weniger komplett. Ich gebe es ganz frank und frei zu: Von den über 80 Artikeln, die ich in 1,5 Jahren geschrieben habe, interessieren die meisten niemanden. Die Wikipedia wäre also ohne sie nicht wirklich schlechter dran. Was an neuen Informationen hinzu kommt, kann im Grunde auch von IPs eingepflegt werden, die einmal am Tag hier vorbeischauen; zehn Leute reichen aus, um die Informationen aus Tagesthemen und Co. zu sichten.

Warum braucht die WP aber mehr feste Mitarbeiter als nur diese 10? Na klar, ein Artikelbestand von einer Million pflegt sich nicht von alleine. Oft existieren zwar Artikel, diese lassen aber qualitativ und quantitativ zu wünschen übrig. Dafür braucht es Experten und Amateure, die die Artikel auf ein Niveau heben, das Gelegenheits-IPs nicht erreichen würden. Dass dabei neue Artikel abfallen, ist mehr ein Nebenprodukt der Arbeit und dient eher dem Schließen von Lücken und dem Selbstwertgefühl der ehrenamtlichen Mitarbeiter als dem eigentlichen Ziel des Projekts.

Wikipedia hat als Monopolist des Mainstreamwissens die Verantwortung, hochwertige und korrekte Beiträge zur Verfügung zu stellen. Diese Arbeit erfüllen derzeit einige wenige Hundert Mitarbeiter, die sich obendrein auch noch um technische Belange der Seite kümmern.

So weit, so gut; aber was hat das mit Exklusionismus und Inklusionismus zu tun? Um unser Arbeitsgebiet zu begrenzen, haben wir nach außen hin Hürden gesetzt: Nur, was zum Schließen von Lücken im Artikelbestand beiträgt, darf auch rein. Wichtiger als neue Artikel wären nämlich erstmal die Verbesserung der alten, schlechten, die aktualisiert werden müssen. Was aber, wenn Autoren dazu nicht in der Lage oder willens sind? Klar, man kann sie nicht zwingen, auch wenn manch einer das insgeheim hofft. Aber man kann sie nicht einfach Artikel jenseits der Relevanzgrenzen verfassen lassen: Wenn ich zu jeder Straße in Waldmünchen einen Artikel verfasse, wird wenig mehr dabei herauskommen als „Die Blumenstraße ist eine Straße in Waldmünchen.“ Die Konsequenz wäre eine Flut tausender Ein-Satz-Artikel mit einem Gehalt, der gegen Null tendiert.

Das wäre noch nicht das Schlimme – eine dürftige Information ist besser als keine Information, und zu den meisten der Millionen Straßen auf der Welt gibt es auch nicht mehr zu sagen. Verheerender wäre das Signal, das die Wikipedia damit nach außen senden würde:

„Seht her, hier kann nicht nur jeder mitmachen, hier kann sogar jeder mitmachen, ohne dass er sich anstrengen oder gute Artikel abliefern muss!“

Wenn daraufhin Leute Stubs mit einer einzigen Zeile verfassen würden, könnten sie auf die zahlreichen irrelevanten Artikelgegenstände verweisen und sagen: „Wieso? Da steht doch auch nicht mehr drin!“ Das würde zum Kollaps der Qualitätssicherung und der enzyklopädischen Arbeit führen, weil die Stammautoren die Neuartikel niemals so schnell abarbeiten könnten, wie sie eintreffen. a In der Folge könnte man sich höchstens durch Qualitätskriterien retten, die Artikelinhalte, Quellenqualität usw. festschreiben.

Damit wären wir wieder am Ausgangspunkt, mit einem feinen Unterschied: Was in die Wikipedia kommt, entscheidet nicht länger ein transparenter Katalog von Regeln, sondern die subjektive Bewertung durch eine Handvoll Altautoren, die jeweils ihren eigenen Maßstab haben. Weil sie aber selbst fähigere Artikelschreiber sind als Neulinge, wird ihr Urteil strenger ausfallen als die Relevanzkriterien, die lediglich den Gegenstand bewerten. Obendrein würden Qualitätskriterien mit der Zeit immer weiter steigen, sodass weniger qualifizierte Autoren nicht mehr beitragen könnten und es zu einer starken Spezialisierung kommt. In der Folge können nur noch wenige Fachkollegen die Inhalte der Artikel bewerten, was zur Gruppen- oder Kartellbildung führen könnte. b Schließlich würde uns der Nachwuchs fehlen, wenn verdiente Autoren das Projekt verlassen.

Die Relevanzkriterien und der dahinterstehende Gedanke sind also besser als ihr Ruf: Statt der Leistung eines Autors bewerten sie den Wert eines Themas für das Projekt. Sie begrenzen den Zuwachs auf eine überschau- und kontrollierbare Menge von rund 400–500 Artikeln pro Tag. Und sie erlauben es auch Neuautoren, sich langsam Kenntnisse anzueignen und nach und nach bessere Artikel zu verfassen. Qualitätskriterien hingegen öffnen der Subjektivität die Türen noch weiter als jetzt schon. Sie schaffen ein elitäres Projekt mit starken Hierarchien zwischen Experten und Amateuren, das vom Prinzip eines Wikis abrückt und letztendlich zurück zum gescheiterten Citizendium führt. –TAM, 2. 09.

a 
Einige Personen behaupten, dass diese Situation bereits eingetreten ist.
b 
Einige Personen behaupten, dass diese Situation bereits eingetreten ist.

Löschwutbremse eingebaut

Nun heißt’s 1 Stunde warten

Nun ist es fest: Wider Erwarten wurde gestern ein kleiner Schritt gegen ein allgegenwärtiges Klischee getan: Die in Wikipedia allgegenwärtige Löschwut wird in Zukunft etwas eingebremst, denn so schnell wird es nun nicht mehr zu Löschanträgen (LA) kommen.

Wie kann das sein, wo Wikipedia doch nur so vor Exklusionisten strotzt, da kann so etwas doch nicht die Möglichkeit sein?, mag sich mancher Außenstehende fragen. Die Antwort ist eigentlich ganz simpel: Ein Meinungsbild hat nun festgesetzt, dass einem Artikel eine Stunde Zeit gegeben werden muss, bevor er zur Löschung vorgeschlagen werden kann. Das ist 45 Minuten länger als die bisherige 15-Minuten-Regel, die so kurz war, dass sie in der Praxis manche Benutzer zu einigen Schnellschüssen verleitet hat. Im Ganzen gesehen ein Stich gegen das Klischee, in der Wikipedia würden nur Löschwut und Willkür regieren.

Hat das Ganze jetzt nicht vielleicht doch einen Haken? Nun ja, die Wahrscheinlichkeit mag bestehen, dass es in Zukunft mehr Schnelllöschanträge geben wird. Dennoch können Seiten sich während der Stunde verbessern, und ein Löschantrag wird zeitlich etwas erschwert. Womöglich wird die Zahl der Löschanträge auch sinken, da einige Relevanzchecks und Verbesserungsmöglichkeiten unnötige LAs verhindern könnten.

Aber seien wir gespannt, wohin uns die neue Regel führt. Eine Chance in Richtung Verbesserung des wikipedischen Systems ist sie allemal. SSS 02.09.

Der Stern ist das Symbol der featured articles

Wie die signpost heute berichtete, zeichnete die englischsprachige Wikipedia heute ihren 3.000. featured article aus. Wie beim deutschsprachigen Pendant, den Exzellenten Artikeln, stellen diese nur einen sehr geringen Anteil des Artikelbestandes dar, der als Qualitätsspitze betrachtet wird; Insgesamt sind nur 0,09 % aller englischsprachigen Artikel in diese Liste aufgenommen.

Welcher Artikel genau das Jubiläum für sich beanspruchen kann, wurde jedoch nicht festgelegt: Zeitgleich wurden 6 Artikel aufgenommen: die Whitechapel murders (11 Morde zwischen 1888 und 1891, begangen durch Jack the Ripper), das Royal National College for the Blind, das Mount Cayley volcanic field in Kanada, der Himmelskörper 90377 Sedna, der ehemalige australische Leistungsschwimmer Mark Tonelli sowie die Family-Guy-Episode Road to the Multiverse. Der Kurier und das High-End-Team der deutschsprachigen Wikipedia gratulieren zu dieser Leistung. nec, 01.09.

Fundraiser 2010 hat begonnen!

Liebe Freunde des Freien Wissens,

nun ist sie angelaufen, die Spendenkampagne 2010 / 2011! Seit letztem Freitag sind auf allen Wikimedia-Projekten die Spendenbanner geschaltet. Voraussichtlich bis zum zehnten Geburtstag am 15. Januar wird die Kampagne dieses Jahr laufen. Und die ersten Zahlen deuten schon eine gute Richtung: sehr viel mehr Menschen als zunächst von uns erwartet, sind bereit, Wikipedia und Freies Wissen finanziell zu unterstützen.

Auf einige sehr wichtige Veränderungen möchte ich euch hinweisen. 1. Die Landingpage wird nicht mehr wie früher von der Wikimedia Foundation, sondern von Wikimedia Deutschland verwaltet. Dies gab uns die Möglichkeit, eine umfassendere Kampagnenwebseite als in der Vergangenheit zu gestalten, die zielgerichtet auf die Spendenwebsite von Wikimedia Deutschland, Wikimedia Österreich oder Wikimedia Schweiz verlinkt, je nachdem, woher der User kommt. Dadurch ist es uns auch möglich, diese Spender zu binden und langfristig für Freies Wissen zu begeistern. Die Kampagnenwebseite für WMDE könnt ihr euch hier, anschauen 2. Die Herbstkampagne beginnt dieses Jahr sogleich mit dem Jimmy-Wales-Aufruf. Der Aufruf ist mit großem Abstand das erfolgreichste Banner, weshalb wir mit dem größten Zugpferd beginnen. Dieser Aufruf wird im Laufe der Kampagne durch eine eigens von uns konzipierte Geschichte ergänzt. Ihr könnt gespannt sein. Wir sind es auf jedem Fall.

Auch bei der Spendenkampagne gilt: Bitte mitmachen! Alle Informationen und die Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen, sind ausführlich hier beschrieben

Für Fragen stehe ich Euch natürlich jederzeit zur Verfügung. Till Mletzko (WMDE) 18:36, 16. Nov. 2010 (CET)[Beantworten]

Fundraiser 2010

Der Jimmy-Appeal

Liebe Community,

der Fundraiser steht vor der Tür: Ab morgen wird – anders als in den vorherigen Jahren – der Jimmy-Wales-Brief schon zu Beginn der Fundraising-Kampagne live geschaltet. Dieses Schreiben wird für den größten Teil der Kampagne online sein, was heißt, dass er von essentieller Bedeutung für das Erreichen der Spendenziele von WMF und WMDE ist. Für die Übersetzung des Briefes sind wir auf eure Hilfe angewiesen. Bitte besucht diese Seite und helft mit. Vielen Dank. Till Mletzko (WMDE) 14:03, 11. Nov. 2010 (CET)[Beantworten]

Wissensnetz für die Wikipedia

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Wissensnetz zum Artikel Biologie

Andere digitale Lexika haben es bereits – ein Wissensnetz, das die Beziehungen zwischen den Artikeln anzeigt. Jetzt gibt es ein solches Wissensnetz unter de.inforapid.org auch für die deutschsprachige Wikipedia. Es handelt sich dabei um ein nichtkommerzielles Projekt, das die Leistungsfähigkeit des InfoRapid KnowledgeMap-Servers aufzeigen soll. Inforapid 10.11. PS. Die Ergebnisse sind aber eher suboptimal. Bei der Suche nach HAL 9000 erscheint Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff auf Platz drei, 2001: Odyssee im Weltraum ist aber nirgends zu finden. (Oder wird von anderen Suchbegriffen verdeckt). So groß scheint die Leistungsfähigkeit des InfoRapid KnowledgeMap-Servers noch nicht zu sein. HAL 10.11. PPS: Bei Nichtgefallen lässt sich auch weiterhin auf www.wikimindmap.org zurückgreifen, dann klappt's auch mit dem Nachbarn bzw. der Suche nach HAL 9000. --JD {æ} 10.11. Die Wikimindmap mit dem KnowledgeMap-Server zu vergleichen ist so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Während Wikimindmap nur das Inhaltsverzeichnis und die markierten Hyperlinks aus der Wikipedia extrahiert und als MindMap darstellt, analysiert der KnowledgeMap-Server wirklich alle Dokumente und vergleicht sie inhaltlich miteinander. Dazu benötigt er weder Hyperlinks noch greift er auf ein Inhaltsverzeichnis zurück. Bei HAL 9000 klappt dies nur "suboptimal", da der KnowledgeMap-Server Worte, die aus 3 und weniger Zeichen bestehen und alle Zahlen als Stopwörter behandelt und beim Vergleichen der Dokumente ignoriert. Bei allen anderen Artikeln klappt es prima. Inforapid 10.11.

Wikipedia-Academy, die Vierte

Am 19. und 20. November wird in Frankfurt am Main zum vierten Mal die Wikipedia-Academy stattfinden. Thematischer Hauptschwerpunkt ist in Anlehnung an das „Wissenschaftsjahr 2010 – Die Zukunft der Energie“ Energie und Energieforschung. Mit dieser Veranstaltung soll eine Verknüpfung zwischen der akademischen Welt und der Wikipedia direkt über die an der Universität Lehrenden und Forschenden stattfinden. Dabei treffen aber nicht nur derartige Vertrauensdozenten und Wikipedianer zusammen, die zeitliche Planung sieht auch verschiedene Veranstaltungen wie Vorträge, Workshops und Diskussionen vor. Am Freitagabend wird darüber hinaus ab 18:00 Uhr die Zedlermedaille verliehen. Die Teilnahme ist kostenlos, um eine Anmeldung auf http://wikimedia.de/academy oder per E-Mail an academy@ – at-Zeichen für E-Mailwikimedia.de wird bis zum 12. November gebeten. 9.11., DH

Kackbalken entkackt

Und zwar, dass der Kackbalken seit heute um 4:11 Uhr nun himmelblau aussieht. Der Grund ist hier zu finden, ausgelöst durch den Bug 25145. Die Änderung betrifft nur die Vector-Skin, die Monobook-Skin bleibt unberührt. Der Name Kackbalken dürfte nunmehr weniger zutreffen, ein neuer Name muss gefunden werden. Erleuchtung des Himmels wäre eine Möglichkeit, Das Blaue von der Diskussionsseite eine andre. Gesucht werden nun originelle Begriffe, die Wikipedianer sollten ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Ein Stück vulgären und ordinären Treibens ist somit weggeblasen. SSS, 07.11.

1. Schreibwettbewerb der Jungwikipedianer

„An die Tastaturen, fertig, los!“ heißt es bei den Jungwikipedianern, denn heute hat der erste Schreibwettbewerb der Jungwikipedianer begonnen. Mitschreiben kann jeder Jungwikipedianer, das heißt, alle unter 18 sind dabei. Vom 4. November bis zum 12. Dezember 2010 findet die Schreib- und Nominierungsphase statt, darauf folgt die Abstimmungszeit, die am 22. Dezember 2010 endet. Es kann jeder mit abstimmen, der allgemeine Stimmberechtigung hat. Weitere Informationen gibt es auf der Wettbewerbsseite. ALO am 4. November 2010

Wikimedia Deutschland im Anonymspendenglück

Kurier: Jetzt neu mit Madagaskarzeitungsente

Die Ehrenamtlichen der deutschsprachigen Wikipedia können stolz sein: Wohl vor allem durch die Reputation ihrer Freizeitarbeit ist es Wikimedia Deutschland gelungen, heute eine anonyme Spende von €100.000 an Land zu ziehen. Man darf gespannt sein, wieviel davon ins Community-Budget zurückfliessen wird und wer die glücklichen Nutzniesser sein werden. Bei etwa 1000 ständigen Communitymitgliedern wären das übrigens €100 pro Nase durch nur eine einzige Spende. Bei der österreichischen Zivilgesellschaftsinitiative Respekt.net sind solche anonymen Spenden übrigens ausgeschlossen: „Damit wolle man die Unabhängigkeit gewährleisten und Geldwäsche-Aktionen vermeiden.“ In Felix Austria soll auch die Aussentemperatur durchschnittlich höher liegen. Die Welt is halt u'gerecht. f., 2.11. ähem, ich verrate nicht zu viel wenn ich sage, dass der "anonyme Spender" ein gewisser Max Mustermann aus Bremen ist. Dieser beteiligt sich häufiger an solchen Aktionen, so hört man.--Pavel Richter (WMDE) 15:27, 2. Nov. 2010 (CET) [Beantworten]

Schreibwettbewerb im Herbst entschieden!

Die Gewinner des 13. Schreibwettbewerbs 2010 stehen fest: Phyllosphäre (Platz 1), Afghanischer Bürgerkrieg (1989–2001) (Platz 2) und Nur zwei Dinge (Platz 3). Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern und allen nachfolgend platzierten Artikeln des Gesamtwettbewerbs und dessen Abteilungen! F., 31. 10.

Auch führ’ ich gern nach Zürich

So sang Georg Kreisler in „Gelsenkirchen“ (Dank für diese Korrektur an Ford Prefect). Die Jury des 13. Schreibwettbewerbs hat’s getan. Bei Micha L. Rieser trafen sich acht Juroren, erstmals in der Geschichte des Schreibwettbewerbs (soweit ich weiß) in der neutralen Schweiz. Sechs waren real anwesend, zwei via Skype zugeschaltet, und die Technik funktionierte nach einigen Anlaufproblemen ausgezeichnet.

Insgesamt vierzehn Artikel diskutierte die Jury im Detail durch. Nach vier Stunden stand eine Rangfolge der besten zehn, mit der sich alle arrangieren konnten. Der Sieger war (wieder mal) ein Artikel, dessen Lemma nicht nur ich noch nie gehört hatte: Phyllosphäre. Das gehört zum besonderen Reiz der Schreibwettbewerbsjurytätigkeit (schönes langes Wort): völlig neue Gegenstände zu entdecken – und zu verstehen. Als reizvoll erwies sich auch die Diskussion selbst. Das Spannungsverhältnis zwischen völlig unterschiedlichen Artikeln mit ihren je eigenen, kaum vergleichbaren Qualitäten und der gnadenlosen Ranking-Vorgabe zwingt dazu, sich die individuellen Bewertungsmaßstäbe klar zu machen und gegeneinander zu stellen. Das gilt besonders, wenn man tatsächlich die Artikel einzeln versucht zu würdigen, wie wir es auch bei meiner zweiten Jury-Teilnahme wieder gemacht haben.

Besondere Verdienste hat sich Micha als Gastgeber erworben. Technik, Arbeitsplätze, Essen und Trinken, ein Balkon für die Nikotinsüchtigen, ein Whiteboard für die kniffligen Platzierungsfragen, alles war da, wie man’s brauchte. Und danach Käsefondue …

Den größten Anteil am Erfolg des Schreibwettbewerbs aber haben die Autorinnen und Autoren. Denen möchten wir noch einmal ganz besonders danken, ob wir sie nun platziert haben oder nicht. Sie alle haben uns, und allen Wikipedia-Nutzern, neue Perspektiven eröffnet, sowohl auf Bekanntes als auch auf völlig Neues. Und wie jeder Schreibende weiß, ist es keine Kleinigkeit, das persönliche Werk der Begutachtung auszusetzen. Wir haben uns alle Mühe gegeben, der Leistung und dem Mut der Teilnehmer gerecht zu werden. M., 31.10.

Der Vermittlungsausschuss ist tot – Überlegungen einer Reform

Nach einer kleinen Privatstatistik eines Benutzers sind von den vergangenen 53 abgeschlossenen Fällen lediglich für 5 Fälle Lösungen gefunden worden. Für zehn der 17 unter "aktuell" geführten Fälle haben sich noch nicht einmal Mediatoren gefunden. Wenn man bedenkt, dass Konflikte normal und an der Tagesordnung sind und in der Anzahl auch in Zukunft nicht abnehmen werden, ist dies keine wirklich überzeugende Erfolgsbilanz. Der Vermittlungsausschuss als Institution ist de facto tot. Soll diese an sich sinnvolle Institution weiter bestehen, wird man um Änderungen wohl kaum herum kommen. Es gibt daher einen Vorschlag zur Reform des Vermittlungsausschusses. Kern der Idee ist es, aus der trägen, nunmehr erfolglosen Mediation eine unbürokratische und effiziente Konfliktbeendigungsstelle zu machen, die möglichst innerhalb von 7 Tagen eine Entscheidung trifft. Resonanz und Kritik sind hier möglich und erwünscht. Pin., 30. Oktober 2010

Pics & Clips der CPOV online

Alle Fotos und Videos der Konferenz Wikipaedia: Ein KritischerStand puntk (der Kurier berichtete) sind jetzt im Internet unter cpov.de abrufbar. Sgth12:26, 29. Okt. 2010 (CEST)[Beantworten]

Politiker-Projekt feiert – Teil 4

Durch eine monatelange, hauptsächlich von Benutzer:PfalzCondor geleistete Arbeit sind nun auch alle Reichstagsabgeordneten des Deutschen Kaiserreichs komplett. Mit Max Wildgrube wurde heute der letzte fehlende Artikel geschrieben. Das bedeutet, dass mit den bereits fertig gestellten Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik (der Kurier berichtete) und des Dritten Reiches (der Kurier berichtete) eines der größten zusammenhängenden Themengebiete innerhalb der Wikipedia komplettiert wurde (siehe Projekt Vollständigkeit). Mehr als 4900 Artikel wurden in den letzten Jahren eingestellt. Mit Spannung wird erwartet, wann endlich der letzte Bundestagsabgeordnete fertig wird und somit alle reichs- und bundesdeutschen Parlamentarier von Beginn an bis heute komplett wären. Mr.T17:21, 28. Okt. 2010 (CEST)[Beantworten]

Wikiqwatsch oder WikiTrust?

Bei der hellen Aufregung um Wiki-Watch wird übersehen, daß es zur Bewertung von Wikipedia-Inhalten weitere externe Bewertungsmöglichkeiten gibt. Online nutzbar ist WikiTrust allerdings nur für Nutzer von Firefox. Es funktioniert derzeit für die englische, deutsche, französische und polnische Wikipediasprachversion. WikiTrust wurde von Bo Adler, Luca de Alfaro und Ian Pye geschaffen. Gehostet wird WikiTrust auf den Servern der School of Engineering an der University of California, Santa Cruz. Das Add-on kann hier heruntergeladen werden. MaB, 25.10.
Und es gibt aus der Schweiz, browserbasiert und ohne Add-On, seit zwei Jahren auch das Projekt der Pädagogischen Hochschule Bern, nämlich Wikibuch, das Laien auf Basis rein statistischer Auswertung erste „Hinweise zur Verlässlichkeit“ eines Artikels geben will – sehr nachvollziehbar und transparent übrigens. Prt, 29.10.

Wiki ist ein Gag

Die WELT sieht es so: „Das Wort 'Wiki' steht nicht für die Wikinger. Ein Software-Erfinder hatte vielmehr einen flinken Zubringerbus auf dem Flugplatz Honolulu namens „Wiki“ im Kopf, als er einen eingängigen Namen für ein Programm suchte, mit dem sich im Internet rasch Querverweise erstellen lassen. Das 2001 begründete Online-Lexikon Wikipedia griff den Gag auf.“ (Z., 23.10.2010)

Neues von der Foundation

Mike Godwin

Sue Gardner, Executive Director der Wikimedia Foundation (WMF), informiert auf Wikimedia Announcements, dass der Justiziar der WMF, Mike Godwin, seine Tätigkeit am 22. Oktober 2010 beendet. Der Schöpfer von „Godwin’s law“ ist nicht zuletzt wegen seines Engagements für die Electronic Frontier Foundation eine bekannte Internetpersönlichkeit; seit 2007 arbeitet er als „General Counsel“ für WMF. Für den Rückzug werden nicht näher spezifizierte private Gründe angeführt. (Ll, erw.: CoE, 20.10.10)

Für ein germanistisches Online-Lexikon

Im neuesten Heft der Zeitschrift für Germanistik vergleicht der Literaturwissenschaftler Mark-Georg Dehrmann die gerade erschienene Neuauflage des Killy Literaturlexikon mithilfe der Liste deutschsprachiger Schriftsteller mit der Wikipedia. Sein Ergebnis: „Rein quantitativ besteht zwischen Wikipedia und Killy kaum ein Unterschied.“ Inhaltlich habe der Killy, zumal bei Autoren der Frühen Neuzeit, die im Internet generell unterrepräsentiert seien, zwar noch einen Vorsprung. Dieser schmelze jedoch: „Die [Wikipedia-]Artikel sind immer öfter gut ausgearbeitet und vom Informationsgehalt her unproblematisch“. Dehrmann fordert deshalb ein eigenes germanistisches Onlineportal, in das Inhalte der verschiedenen Lexika wie Killy, Kindler oder Kosch eingehen könnten. Er schlägt ein redaktionell betreutes Wiki vor, das von namhaften Wissenschaftlern leicht aktuell gehalten werden könnte. Wir können nur hoffen, dass der Vorschlag aufgenommen wird, denn speziell in der Germanistik fehlt es den Wikipedianern an leicht zugänglichen Quellen für ihre Artikel. Auch die Germanistik sollte sich aus ihrem gedruckten Elfenbeinturm heraus- und auf Leser und Interessierte zubewegen. Oder, in Dehrmanns Worten: „Die Neuauflage des Killy ist gelungen! Sie hat aber als Medium einen Aktualitätswettlauf angetreten, bei dem sie unterliegen muss: Nicht immer triumphiert der Igel über den Hasen.“

Mark-Georg Dehrmann: Für ein germanistisches Online-Lexikon. Anlässlich einer Rezension des neuen ‚Killy‘. In: Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge, 20. Jahrgang, Heft 3, 2010, S. 618–622.

(Tol, 19.10.10)

Wikipedia im Adminwahlfieber

Fieber auf WP:AK

War Ende September noch totale Flaute (siehe weiter unten: „Keine Wahl – eine Qual!“), scheint in der Wikipedia nun das Adminwahlfieber ausgebrochen zu sein. Inzwischen laufen 8 9 10 11 12 13 Adminkandidaturen parallel. Woran das liegen mag? Entweder fühlten sich zahlreiche Wikipedianer von dem Artikel angesprochen, oder nutzen die Gelegenheit; wo doch die WP-Community inzwischen etwas müde geworden ist. Bei so vielen Kandidaten winken die Wähler manchmal halbwegs jeden durch, der ansatzweise admingeeignet erscheint. Insofern wollen wir uns auf viele weitere Kandidaturen freuen – im Sinne der Verbesserung der hiesigen Enzyklopädie. (SSS, 17. Okt.)

WP und WWM

WWM
WWM

Dank eines mitreißenden Auftrittes der Journalistin Meike Winnemuth, die es bis zur Millionenfrage schaffte, wurde die Quizshow Wer wird Millionär? zur meistgesehenen Fernsehsendung des gestrigen Abends mit durchschnittlich 8,3 Millionen Zuschauern[3]. Ein nicht unbedeutender Anteil dieser Zuschauer versuchte dabei nicht nur einfach so mitzuraten, sondern die Antworten im Internet zu finden. So lockte gestern die 500.000-Euro-Frage nach dem Ursprung des Ausdruckes „sich verfranzen“ mehr als 288.000 Benutzer zum Artikel Franz (wozu sicherlich auch beigetragen hatte, dass man vor der Auflösung in die Werbepause ging). Selbst der Artikel zur Millionenfrage, in der es um den wissenschaftlichen Namen der Brillenschlange ging, fand noch 127.000 Leser am gestrigen Abend, obwohl die Kandidatin schnell aufgegeben hatte und lieber mit ihren 500.000 Euro nach Hause ging. Die Zahlen, die in ähnlicher Form wohl nach jeder Ausgabe von WWM zu finden sind, zeigen, wie etabliert Wikipedia als Enzyklopädie inzwischen ist. Bleibt nur die Frage, ob man als Telefonjoker einen Computer benutzen darf, wenn Herr Jauch anruft … (Ab, 12. Okt.)

Bei dieser Gelegenheit fiel einer IP auf, dass Franz schon seit fast 3 Jahren halbgesperrt war. Ihrem Entsperrwunsch wurde stattgegeben. (MN, 12. Okt.)
Etwas später fiel Benutzer:Itu auf, dass der passende Eintrag in der Wikisphäre noch nicht existierte – und behob den Mangel. Eine gute Gelegenheit mal wieder mit dem Zaunpfahl auf Schwesterprojekte hinzuweisen. (itu,31.Okt.)

Mobile Wikipedianutzung

Im September 2010 zählte die Wikimedia Foundation 17,2 Millionen Aufrufe der de:WP, die über die spezielle Adresse de.m.wikipedia.org an de.wikipedia.org weitergeleitet wurden. Dies sind etwa 2 Prozent aller im September gezählten Seitenaufrufe der deutschen Wikipedia. Laut Quelle wächst die Nachfrage für die für Handys, Smartphones oder PDAs optimierte Seite stark. Im Juni 2010 gab es erst 9,4 Millionen Aufrufe, die sich in den folgenden Monaten auf 13,7 Millionen und 15,3 Millionen steigerten. Noch häufiger als die de:WP wurden über den mobilen Zugang die japanische und die englische Wikipedia aufgerufen. Die en:WP erhielt im September auf diese Weise 309 Millionen von insgesamt 7546 Millionen Zugriffen (etwa 4 Prozent). (G, 10. Okt.)

Neue Fördergesellschaft von WMD

Wikimedia Deutschland (WMD) wird bei der kommenden Spendenaktion 2010/11 der Wikimedia Foundation mit der neu gegründeten Wikimedia Fördergesellschaft mit beschränkter Haftung dabei sein. Mit dieser gemeinnützigen GmbH kann WMD zusätzlich zu ihrer bisherigen Förderpraxis jetzt auch direkt Geld an die Foundation überweisen. Auf meta hat WMD einige Erläuterungen veröffentlicht: Fragen und Antworten zur Fördergesellschaft und der Gesellschaftsvertrag. (G, 6. Okt.)

Wikipediabücher – der legale Nepp

Dass mit Inhalten der Wikipedia Geschäfte gemacht werden, ist nicht neu. Wir erinnern uns an den berühmten blauen, leicht beleibten Wikipedia:Einbänder, mit dem Bertelsmann mit einer gedruckten Enzyklopädie in einer Art Volksausgabe ganz groß herauskommen wollte. Was haben wir darüber diskutiert, es gab sogar ein Treffen mit der Redaktion! Der Einbänder blieb ein Ladenhüter, er lag kurze Zeit auf den Büchertischen und wurde dann verramscht. Nicht verramscht, sondern exklusiv über Amazon vertrieben werden die Bücher, die zurzeit leicht dubiose Verlagshäuser mit Sitz auf Mauritius bei einer Bestellung schnell mal für den Kunden herstellen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sind bei Amazon etwa 54.000 Buchtitel, die komplett aus Wikipedia bestehen, erhältlich, immerhin zu einem Preis von gut 22 Euro. Einige dieser geschäftstüchtigen „Verlage“ mit solch schmissigen Namen wie Fastfbook Publishing oder Bucher Gruppe geben sogar mit 350.000 Wikipedia-Titeln an. Nunja. Natürlich ist im real existierenden Kapitalismus das Kohlemachen, egal wie, oberstes Gebot und, was unsere Inhalte betrifft, auch völlig legal. Wenn die Leute so dumm sind, sich diese überflüssigen Bücher zu kaufen, warum nicht? Aber dass öffentliche Bibliotheken darauf hereinfallen, ist schon merkwürdig. Lesen die Bibliothekare, immerhin die Elite im Umgang mit Büchern, nicht die Titel? Einer lautet kreativerweise Telefon (Gert): Telefon, Digital Enhanced Cordless Telecommunications, Sip-Telefon, Ahoi, Theatrophon, Clubtelefon, Erfindung Des Tele [Taschenbuch], ein anderer Gehirn: Zentralnervensystem, Hirnhaut, Hypothalamus, Amygdala, Konzepte Zur Berwindung Der Blut-Hirn-Schranke, Geschichte Der [Taschenbuch] und auch dies: Textiltechnik: Haushalts- Und Frauenarbeitsschule, Polstern, Haspel, Fadenbruch, Titer, Spule, Tufting, Spulen, Rapport, Textilarchol [Taschenbuch] Bcher Gruppe (Herausgeber). Man darf schmunzeln über diese Maschinenübersetzungen, der Kurier jedenfalls rät von diesen Titeln natürlich ab und empfiehlt das Original, die Freie Internetenzyklopädie Wikipedia. Gratis, werbefrei und hinreichend zuverlässig. Schlesinger schreib! 20:01, 4. Okt. 2010 (CEST)[Beantworten]

Happy Halloween!

Das „Halloween-Special“ startet in Runde zwei!
Das „Halloween-Special“ startet in Runde zwei!

Vor einem Jahr wartete die Hauptseitenrubrik „Schon gewusst“ zum ersten Mal mit einem kleinen Schreibwettbewerb zu Halloween auf. So wurden am 31. Oktober ein englisches Geisterhaus, eine mysteriöse Mordserie, ein sagenumwobenes Fabelwesen und ein kaltherziger Mörder auf der Hauptseite vorgestellt. Auch 2010 wird zur Teilnahme am „Halloween-Special“ aufgerufen!

Gesucht werden neu erstellte Artikel zu unheimlichen und mysteriösen Themen bzw. Aspekten (Horror, Splatter, Mystery, Crime, Monster & more). Passend zum Fest sollen diese den Besuchern der Wikipedia-Startseite eine angenehme Gänsehaut-Atmosphäre verpassen. Die vier schönsten neuen Artikel, die diesen Kriterien entsprechen, werden am 31. Oktober 2010 für einen Tag die Rubrik „Schon gewusst“ schmücken.

In übermäßiges Erstaunen oder Grauen wollen wir unsere Leser aber dennoch nicht versetzen – die Artikel müssen „echt“ und belegt sein, fiktive Themen à la Michael Myers, Familie Cullen & Co. werden nicht akzeptiert. Natürlich sollen die Texte den üblichen Standards der Wikipedia inklusive der Erfüllung unserer Relevanzkriterien entsprechen. Dabei sind Miniaturen, die ohne größeren Aufwand an einem Abend ohne Scream-Queens oder der traditionellen Simpsons-Halloween-Episode erstellt werden können, durchaus gewünscht. Wer sich ein Bild davon machen will, was Wikipedianer unheimlich oder erstaunlich finden, kann im Kuriositätenkabinett stöbern; Ideen für neue Artikel liefern vielleicht die entsprechenden Seiten in den anderen Sprachversionen.

Vorschläge werden bis einschließlich 28. Oktober 2010 auf Wikipedia Diskussion:Hauptseite/Schon gewusst angenommen. Die Auswahl der vier Artikel, die am 31. Oktober auf der Hauptseite erscheinen werden, wird von einer unabhängigen Jury ausgewürfelt. Die vier ausgezeichneten Autoren erhalten als Belohnung einen liebevoll gestalteten Babelbaustein. (César, 3. Okt.)

Es sind tausend, und sie sind weiß!

Der Kanadier Robert Harris hat wieder einen Teil seiner Studie über „unangemessene Inhalte“ veröffentlicht. Nach dem Streit über von Jimmy Wales gelöschte Bilder auf Commons war Harris gebeten worden, sich in der Gemeinschaft und der Welt umzuhören. Die Quintessenz: So mancherlei Amateurpornografie soll gelöscht werden, aber nicht, weil sie „pfui“ ist, sondern sich außerhalb des Projektrahmens bewegt.

Wikimedia-Direktorin Sue Gardner berichtete im Chat, dass der bedauernswerte Harris über tausend Bilder vom männlichen Geschlechtsteil katalogisiert habe. Warum nur gehörten alle offensichtlich zu Männern weißer Hautfarbe? (Z., 1.10.2010)

Kurze Durchsage aus dem Archiv

Überblick über die Wirtschaft-QS
Überblick über die Wirtschaft-QS

Das tagtägliche Eintrudeln von Nichtartikeln, Essays und Unternehmensbroschüren hat die Müllhalde mittlerweile ganz gut angefüllt. Derzeit lagern wir über 260 Artikel. Eine effektive Mülltrennung ist dabei nicht mehr wirklich möglich. Wir haben nun zwei Möglichkeiten, einfach alle neu dazu kommenden Artikel mit QS-Bapperln versehen und auf Halde legen, oder es finden sich ein paar Müllwerker, die uns mithelfen. (MK, 30. Sept.)

3,2,1 … Der diesjährige Nobelpreis geht an …

In der kommenden Woche startet der alljährliche Nobelpreisträger-Run in der Wikipedia. Ziel des Spiels: Möglichst schnell einen möglichst guten Artikel über die neuen Träger der Nobelpreise, optimalerweise bereits vor der Verkündung durch die Preisverleiher. Die Termine für die Verleihungen:

Alle Interessierten stehen in den Startlöchern, in einigen Bereichen laufen sicher die letzten Vorbereitungen durch Anlage von Artikeln potenzieller Gewinner – ob wir in diesem Jahr wieder mit einer Überraschung rechnen dürfen, wie dies 2009 durch die Verwendung eines Wikipedia-Bildes von Elizabeth H. Blackburn auf den offiziellen Seiten der Nobelstiftung geschah, ist offen … (nec, 29. Sept.)

Update 4.10.

Den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielt Robert Edwards. Die deutschsprachige WP kennt ihn seit 2005, die englische auch. Seit heute Mittag sprießen die Artikel auch in anderen Sprachen aus den Boden. Nur die schwedische WP war etwas schneller. Hier legte heute morgen schon um 7:18 natürlich noch ohne Hinweis auf den Nobelpreis den Artikel an. (HAL, 4. Okt.) PS. war wohl doch kein Zufall.

20:45 – Benutzer:Fossa bezeichnete sich selbst vor ca. 50–100 Zeugen als Wikifanten. (32X, 25. Sept.)

Artikelbewertung in der en.WP

Vielleicht die interessanteste Neuerung 2010: In der englischsprachigen Wikipedia gibt es jetzt einige Artikel zum probeweisen Bewerten (siehe diese Kategorie). Ziko 23.9. Stammleser werden sich erinnern, dass eine Bewertungs-Funktion (allerdings eine andere, als die jetzt eingesetzte) bereits im August 2008 „aufgrund eines Missverständnisses“ auch in der deutschsprachigen Wikipedia aktiviert war, jedoch nach einem Meinungsbild schon nach einem Tag wieder abgestellt wurde. mps 23.9. Der Pilotbetrieb läuft vom 22. September bis Dezember 2010. Auch nicht angemeldete Benutzer haben die Möglichkeit, die vier Kategorien „gut belegt“, „neutral“, „vollständig“ und „verständlich“ zu bewerten. Das Vermeiden von Manipulationen geschieht durch prüfen der IP-Adresse. Eine englischsprachige FAQ ist hier zu finden. kri 25.9.

Keine Wahl – eine Qual!

Knapp einen Monat ist es her seit der letzten Adminkandidatur in der deutschsprachigen Wikipedia, inzwischen nimmt der Löschkandidaten-Rückstand mit 15 Tagen allzeitrekordverdächtige Ausmaße an, die Eingangskontrolle hat aufgrund der Schulzeit Hochsaison, und nicht zuletzt braucht auch manch ein Diskussionskulturschaffender seine ganz persönliche Quelle der Inspiration. Deswegen ergeht hiermit ein Aufruf an die Gemeinde der (Noch-)Nicht-Administratoren, etwas Mut aufzubringen und sich doch ruhig auch mal selbst zu bewerben. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kandidatur sind kinderleicht: Man muss mindestens zwanzig exzellente und/oder dreißig lesenswerte Artikel geschrieben haben, im Schnitt mindestens 14 Stunden täglich (Wochenenden und Feiertage eingeschlossen) in der Löschhölle und an der RC-Front tätig sein, in der Userstatistik nicht ganz unten stehen, man muss über Teamgeist und exzellente Umgangsformen verfügen, alle Metadiskussionen stets im Blick haben und darüberhinaus mindestens zehn Wikipedia-Stammtische in mindestens fünf verschiedenen Bundesländern besucht und davon eine deutlich dreistellige Anzahl von Bestätigungen gesammelt haben. Ihr seht, die Hürden sind also ganz und gar nicht hoch, so dass sich ganz bestimmt noch sehr viele geeignete Kandidaten mit Zustimmungspotenzial von weit über 90 Prozent finden lassen. Jedem erfolgreichen Kandidaten winken Macht über eines der größten Internetprojekte aller Zeiten und tagtägliches Lob und Anerkennung seitens der Untergebenen für sämtliche geleistete Arbeit. Darum: traut euch, es lohnt sich! Die Bewerbung kann direkt über das hier zu findende Onlineformular erstellt werden. - Eure Personalabteilung

Lübecker Altstadtstraßen komplett

Das Werk ist vollbracht: Mit der Fischergrube haben nun komplett alle (!) Straßen der Lübecker Altstadt ihre Artikel. Nach Ansicht des unermüdlichen Motors des Projektes, des Bischofs mit der E-Gitarre, „kann [das] bisher noch keine andere deutsche Großstadt von sich behaupten“. Herzlichen Glückwunsch! -- Concord

Anlauf zur Lösung inhaltlicher Konflikte unter Mitarbeitern

Wer als Wikipedianer im Artikelnamensraum mit anderen Mitarbeitern in Sachkonflikte gerät, macht oftmals die Erfahrung, dass weder die Bitte um eine dritte Meinung noch der Appell an Administratoren noch auch ein Vermittlungsausschuss ihm wirklich hilft, weil für die Regulierung sachbezogener Konflikte letztlich niemand im Projekt wirklich zuständig ist. Die inhaltlichen Konfliktgegner bleiben so oft aufeinander und auf die wechselseitige Kompromissbereitschaft verwiesen, was sie in viel zu vielen Fällen binnen Kurzem in Verstöße gegen die Projektregeln treibt: zu konfrontativen Edits und zu ausfälligen Bemerkungen über den Konfliktgegner – mit fatalen Folgen für Arbeitsklima und Motivation innerhalb des Projekts sowie für dessen Attraktivität nach außen hin bei der Anwerbung fähiger Mitarbeiter.

Diesem Dilemma müssen wir beikommen! Wer als bewährter Wikipedianer das auch so sieht und sich in bestimmten Bereichen ein inhaltliches Urteil zutraut, sollte diese Diskussion kennen und seine Mitwirkung im Rahmen eines Wegweiserteams in Sachkonflikten anbieten. Dazu gibt’s aber auch bereits eine ganz rege besuchte, nunmehr erledigte Löschdiskussion. -- Barnos

Förderung für Wissens-Projekte

Wikimedia Deutschland hat schon des Öfteren bei Veranstaltungen und einzelnen Projekten finanzielle Unterstützung geleistet. Jetzt hat der Verein das Projekt „WissensWert“ gestartet, das „mutige Ideen“ für Freies Wissen fördern soll. Zur Umsetzung von Projekten werden jeweils Mittel in Höhe von 500 € bis 5.000 € zur Verfügung gestellt. Bewerben kann sich, wer eine konkrete Idee zur Förderung und Verbreitung von Freiem Wissen hat. Bewertet werden die eingereichten Konzepte von einer Jury, jedoch soll auch die Community alle Vorschläge einsehen und bewerten können. (CoE, 16.9.10)

Commons-Kooperation mit IUCN

Verbreitungsgebiet des Takin

Die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) stellt für die Erstellung von Verbreitungskarten rund 25.000 Datensätze zur Verfügung. Diese enthalten Geodaten über die Verbreitung einzelner Tier- und Pflanzenarten und können auf einer speziell dafür eingerichteten Seite der IUCN Red List – hierzulande als Rote Liste gefährdeter Arten bekannt – abgerufen werden. Wer über ein Programm zur Auswertung von Geodaten verfügt und sich ein wenig damit auskennt, kann die von Wissenschaftlern gesammelten Daten in eine Verbreitungskarte umwandeln und anschließend auf Commons unter CC-BY-SA 3.0 hochladen, wenn er die Quelle der Daten und deren Autoren nennt.

Damit besteht nun die Möglichkeit, vielen Artikeln eine Verbreitungskarte zu spendieren, die bisher noch keine haben. Das bietet sich vor allem bei seltenen und stark gefährdeten Arten an, für die die IUCN in der Regel besonders detaillierte Datensätze anbietet. Näheres findet sich hier. – TAM, 16.09.

„Foto-Newsticker“ im Testlauf

Da die Wikipedia sogar für alte Hasen ein kaum zu überschauender Dschungel sein kann, haben die Teilnehmer des 7. Wikipedia-Foto-Workshops beschlossen, ähnlich wie die {{Beteiligen}}-Vorlage testweise einen News-Ticker für Bild-/Foto-/Kartenschaffende und -interessierte zu erstellen. Ergänzungen, Anregungen und Hinweise auf interessante Termine, wichtige Diskussionen (de-WP und/oder Commons) oder wichtige Infos zu Urheberrecht, Lizenzen, etc. für die Wikipedia-Bilder-Welt sind im Benutzernamensraum unter Benutzer:Rob Irgendwer/Fotonews willkommen! Auf die eigene Benutzerseite eingebunden wird die Vorlage (wie üblich) mit {{Benutzer:Rob_Irgendwer/Fotonews}}. (MN, 15.9.)

Fundraiser 2010 nun auch auf Deutsch

Seit einem knappen Monat wird auf Meta eifrig über mögliche Banner für den kommenden Fundraiser diskutiert. Über hundert verschiedene Banner wurden bisher besprochen, getestet, für gut befunden, ignoriert und abgelehnt. Die ersten Testergebnisse sind so überraschend wie erhellend. Nun hat auch die Diskussion um deutsche Banner begonnen. Schaut mal hier und beteiligt euch an der Debatte. Welche Banner findet ihr gut? Welche gehen gar nicht? Welchen Fokus wollt ihr setzen? Kreiert eigene Banner und stellt sie zur Diskussion. Mit eurer Hilfe wird dies die erste kollaborativ erarbeitete Spendenkampagne in der Geschichte des Fundraisings. Seid dabei! Till Mletzko (WMDE) 17:04, 15. Sep. 2010 (CEST)[Beantworten]

Artikelbewertungen

Die Wikimedia Foundation entwickelt zurzeit eine Software zur Artikelbewertung durch Leser. Als Pilotprojekt wird die Bewertung von einer „Handvoll Seiten“ in der englischsprachigen Wikipedia voraussichtlich ab dem 22. September möglich sein. Weitere Details in diesem Blogposting. Vorab getestet werden kann die Software im Prototyp-Wiki. Die Arbeitsgruppe sucht noch Wikipedianer, die aktiv diese Neuheit mitgestalten möchten. (ray, 15.9.)

Niederländische Pressefotos

Was für Deutschland das Bundesarchiv ist, ist für die Niederlande das Nationaal Archief. Zusammem mit Spaarnestad Archief, dem Archiv der Zeitschriftenverlage, gibt es in der nächsten Woche „mehr als tausend Pressefotos“ aus der ANEFO-Sammlung frei. Es geht vor allem um Politiker und politische Ereignisse. Z. 13.9.

Was ist der Unterschied...

... zwischen unterstütze Freies Wissen und spende heute, um Freies Wissen zu unterstützen? Der erste Spruch brachte 147 Dollar Spenden ein, der zweite drei Dollar. Siehe die Testergebnisse der WMF-Fundraiser. Z. 13.9.

Im Namen des SG

An einem heißen Sommertage konnten sieben Schiedsleute die Chance auf ein Treffen im gastfreundlichen Frankfurt wahrnehmen. Das Treffen diente u. a. dazu, das Selbstverständnis der SG-Mitglieder sowie ihre Gesamtkonzeption des SG auszuleuchten und ein wenig in Erfahrung zu bringen, wie das Gegenüber tickt. Eines der Resultate war, dass eine Mehrheit einen neuen Namen für das SG finden wollte und fand.

Wir möchten hiermit auf die Diskussionseite des SG einladen, wo für die Interessierten die Beweggründe dargestellt werden. Andere Themen waren die Öffnung des Schiedsverfahrens, dessen Umsetzung in die Praxis, die Vereinfachung des Ablaufes für die Beteiligten, die möglichen Schwierigkeiten, der organisatorische wie technische Aufbau der SG-Seiten. Auch wurde über frühere Herangehensweisen und ihre mögliche Verbesserung diskutiert. Nebenbei wurde mit dicken Schwaden der Gruppe 47 rauchend gehuldigt. Cat

Freie Aufführungen gemeinfreier Musik

Die Werke von Bach, Beethoven und Brahms sind längst gemeinfrei. Dennoch können wir in der Wikipedia oft keine Musikbeispiele präsentieren, weil die Aufnahmen moderner Aufführungen meist urheberrechtlich geschützt sind. Abhilfe leistet Musopen. Einige Dateien sind bereits zu Wikimedia Commons übertragen, aber die deutschsprachige Wikipedia hat sich daraus anscheinend noch wenig bedient. Z. 10. 9.

Wohin am Wochenende?

Am 12. September 2010 findet in Deutschland und der Schweiz der Tag des offenen Denkmals statt, Österreich folgt am 26. September. Zu den offenen Denkmalen, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, zählen unter anderem Archäologische Stätten, Pilgerwege, Hofstellen, Kirchen und Windmühlen. Denkmale in der Nähe findet man schnell über die Kartenansicht für Deutschland, Schweiz und Österreich. Zur Dokumentation stehen die auf Wikipedia:Tag des offenen Denkmals genannten Kategorien bereit. Uk 10. 9.

Kurznachrichten: Agatha Christie und Michel Houellebecq

Nicht jeder verfolgt alle Nachrichten, in denen Wikipedia erwähnt wird, daher hier das wichtigste in Kürze:

  • Die Erben der Krimiautorin Agatha Christie kritisierten Wikipedia für die Unsitte, das gesamte Wissen der Welt zu verbreiten [4]. Dazu gehört leider auch der Schluss des legendären Theaterstücks Die Mausefalle, das seit 58 Jahren ununterbrochen in London aufgeführt wird. Zur Legendenbildung gehört, dass am Ende jeder Aufführung die Besucher gebeten werden, die Auflösung des Stückes nicht weiterzuerzählen. So schweigen sich unter anderem die französische und die italienische Wikipedia über den Schluss aus; sowohl die englische als auch die deutsche Wikipedia verraten aber den Mörder. Christies Enkel Matthew Prichard erkennt an, dass er keine rechtliche Möglichkeiten hat, gegen Wikipedia vorzugehen, appelliert aber an die Benutzer, die Tradition zu wahren und auf die vollständige Wiedergabe der Handlung von Die Mausefalle zu verzichten.
  • Ernste rechtliche Probleme könnte dagegen der französische Starautor Michel Houellebecq bekommen [5]. Bei seinem in dieser Woche erschienenen Roman La carte et le territoire sollen mehrere Passagen von Wikipedia abgeschrieben worden sein. Die französische Version des Online-Magazins Slate nennt mindestens drei Abschnitte, die ohne Angabe der Quelle abgedruckt seien. Sowohl Houellebecq als auch sein Verlag wiesen die Plagiatsvorwürfe zurück. Wenn der Autor Internetseiten unverändert übernommen habe, dann könne es sich nur um „sehr kurze Zitate“ handeln. zusammengestellt von Ab 10. 9.

Grenzüberschreitung mit Hemmschuh

Obwohl die Wikimedia eine international angelegte Bewegung ist, sind internationale Treffs – von der Wikimania abgesehen – selten. Bei Nachbarländern wie Deutschland und den Niederlanden sollte ein solches Treffen leicht möglich sein. Der Ort des Treffens will gut gewählt sein: groß genug und gut erreichbar soll er sein. Das Wochenende ist für Treffen mit Anreise am besten geeignet, auch wenn die grenzüberschreitenden Zugfahrpläne noch dünner sind als werktags. Die Wikipedia-interne Kommunikation muss immer auf zwei Sprachversionen verteilt werden, da kaum jemand Seiten außerhalb der Muttersprachversion beobachtet.

Trotz aller Schwierigkeiten soll nun ein solches Treffen am 15. Oktober 2010 in Arnheim stattfinden. Dabei sind eine Rundführung durch das Provinzialhaus und ein gemeinsames Abendessen geplant. Benutzerin Juliana hatte vor einiger Zeit zu Städtepartnerschaften aufgerufen. Es wäre schön, wenn in Zukunft nicht nur Slowaken und Österreicher davon berichten könnten. Z., Redaktion mibi 7. 9.

Intopedia: Ein neues Werkzeug für die Qualitätssicherung

Seit dem 6. September ist die Suchmaschine Intopedia online, mit der auf verschiedene Weise Artikel der deutschsprachigen Wikipedia gefunden werden können, die mit einem Baustein als verbesserungsbedürftig markiert und so in eine Wartungskategorie einsortiert wurden. Neben einer direkten Suche nach bestimmten Lemmata bietet Intopedia den Benutzern auch die Möglichkeit, sich durch den Kategorienbaum zu klicken und so mangelhafte Artikel aus ihrem Fachgebiet zu finden.

Die Intopedia ist noch in der Test- und Entwicklungsphase. So ist unter anderem geplant, Benutzerprofile einzuführen und die gezielte Suche nach einzelnen Bausteinen zu ermöglichen. Da es sich um ein Projekt im Rahmen einer Bachelor-Arbeit handelt, bittet der Entwickler Ben Romberg auch um die Teilnahme an einer kleinen Umfrage. CD 7.9.2010

Foto- und Pressetermine zur gezielten Bebilderung von Artikeln

Auf einer Unterseite der Redaktion Bilder können sich interessierte Wikipedianer bei Foto- und Presseterminen anmelden, um so zur gezielten Bebilderung von Wikipedia-Artikeln zu Personen und/oder Produkten beitragen zu können. Wer Lust und Zeit hat, trägt sich einfach in die Spalten ein. Es wäre schön, wenn die Termine nicht ungenutzt verstreichen würden. Bei Fragen könnt ihr Euch jederzeit bei der WP:RB (nicht zu verwechseln mit WP:BR) melden. Traut Euch! J 6.9.10

Fundraising Messages

Für das Fundraising 2010 gab es den Aufruf, eigene Banner beizutragen. Eigene Ideen können hier in meta eingegeben werden. Auf mehreren Unterseiten sind die bereits vorhandenen Vorschläge einsehbar und können kommentiert werden. Mit der Tabelle am Kopf der Seite werden weitere Unterseiten ausgewählt. G 5.9.10

China-Blockade auch außerhalb wirksam

In der American Economic Review schrieben unlängst die Forscher Zhang und Zhu über die chinesischsprachige Wikipedia. Die Sperre von 2005 erschien ihnen als nützlicher Studienfall für die Frage, warum Menschen sich sozial engagieren, insbesondere, ob Gruppengröße dafür eine Rolle spielt. Ihren Berechnungen nach sind auch die Bearbeitungen außerhalb der Volksrepublik kurz nach der Sperre um 42,8 Prozent gesunken. Z. 5.9.10

Chemnitzer Sommerparty

Computermenschen
Computermenschen

Am 28. August 2010 fand bei spätsommerlichem Wetter das traditionelle Sommergrillen der ortsansässigen Wikipedianer-Elite des Stammtisches Chemnitz-Zwickau statt. Unser Zelt schlugen wir im Park der Villa Schwarzbold auf, deren Hausherr gleichzeitig auch als Grillmeister fungierte. Bei leckeren Steaks, Bauchspeck, Bratwürsten und Nudelsalat, dazu diversen alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken wurden die diversen Probleme der Wikipedia, der Welt und des ganzen Restes erörtert. Anwesend waren Admins, ein Commons-Admin, ein Ex-Admin, ein Steward, Trolle, Sockenpuppen, der Hoffotograf sowie weitere ganz normale Wikipedia-Autoren, -benutzer und -nichtbenutzer. Ll 1.9.10

Das neue Fernsehen?

Österreichische Internetnutzer finden zu 65 Prozent das Fernsehen glaubwürdig (bzw. sehr glaubwürdig). 63 Prozent: die Wikipedia, 53 Prozent: gedruckte Zeitungen. Rudolf Bretschneider von der GfK Austria: „Das Image von 2.0-Anwendungen als glaubwürdige Infoquelle ist bei den Usern sehr hoch. Man kann sagen, Wikipedia ist das neue Fernsehen, die neue Tageszeitung.“ (Siehe Gulli.com und Futurezone ORF.) Z. 1.9.10

Politiker-Projekt feiert

Mit dem Artikel über Katrin Schultze-Berndt hat Karsten11 den letzten noch fehlenden Artikel über einen deutschen Abgeordneten erstellt, der in einer der 16 aktuellen Legislaturperioden einem Landtag angehört oder bereits ausgeschieden ist. Somit hat jeder der 2002 Politiker seinen Wikipedia-Artikel! Über Glückwünsche würde er sich sicher freuen! Mr.T

Naja, alle bis auf Olaf Steinbiß. (E33 31.8.)

Dass die aber auch immer nachrücken müssen :)Mr.T
Da kann man nix machen... (E33 2.9.)