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Stromeyerit

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Stromeyerit
Nadeliger Stromeyerit aus der Grube „Alexander“, Vrančice, Böhmen, Tschechien (Größe: 7,1 × 4,7 × 1,5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Smy[1]

Andere Namen
  • Cypargyrit
  • Kupfersilberglanz
  • Silberkupferglanz
Chemische Formel AgCuS
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/A.04
II/B.06-030

2.BA.25a
02.04.06.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-pyramidal; mm2
Raumgruppe Cmc21 (Nr. 36)Vorlage:Raumgruppe/36[2]
Gitterparameter a = 4,06 Å; b = 6,62 Å; c = 7,97 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Zwillingsbildung häufig auf {001}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) 6,2 bis 6,3
Spaltbarkeit fehlt
Farbe grau
Strichfarbe stahlgrau
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz
Kristalloptik
Pleochroismus in Luft schwach, in Öl stark

Stromeyerit (Cypargyrit, Kupfersilberglanz) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Formel AgCuS und bildet meist derbe, eingesprengte, massive Aggregate von stahlgrauer Farbe, die blau anlaufen. Selten findet man auch prismatische Kristalle bis zu 5 mm Größe. Neben Kupfer und Silber kann es auch Spuren von Eisen enthalten.

Etymologie und Geschichte

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Das Mineral wurde erstmals 1832 von François Sulpice Beudant in der Typlokalität Vrančice im Okres Příbram (Tschechien) entdeckt. Die erste chemische Untersuchung erfolgte durch den Göttinger Chemieprofessor Friedrich Stromeyer, nach dem das Mineral auch benannt ist.

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Stromeyerit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung „Sulfide etc. mit M : S > 1 : 1“, wo er gemeinsam mit Chalkothallit, Crookesit, Eukairit, Jalpait und Mckinstryit in der „Stromeyerit-Eukairit-Gruppe“ mit der Systemnummer II/A.04 steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer II/B.06-030. Dies entspricht der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide, Selenide und Telluride mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te > 1 : 1“, wo Stromeyerit zusammen mit Brodtkorbit, Eukairit, Henryit, Imiterit, Jalpait, Mckinstryit und Selenojalpait eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer II/B.06 bildet.[3]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[4] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Stromeyerit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze (Sulfide, Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenide, Sulfantimonide, Sulfbismutide)“ und dort in die Abteilung „Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu), Silber (Ag), Gold (Au)“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 2.BA.25a bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Stromeyerit die System- und Mineralnummer 02.04.06.01. Das entspricht der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfidminerale“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=2:1“ in der „Stromeyeritgruppe“, in der auch Eukairit eingeordnet ist.

Kristallstruktur

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Stromeyerit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Cmc21 (Raumgruppen-Nr. 36)Vorlage:Raumgruppe/36 mit den Gitterparametern a = 4,06 Å, b = 6,62 Å und c = 7,97 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte

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Nahaufnahme von nadeligen Stromeyeritkristallen aus Kasachstan, ausgestellt in der terra mineralia, Freiberg

Stromeyerit bildet sich meist als Sekundärmineral unter hydrothermalen Bedingungen. Auch eine Bildung als Primärmineral ist möglich. Das Mineral ist mit Freibergit, Bornit, Chalkopyrit, Galenit und anderen sulfidischen Mineralen vergesellschaftet.

Weltweit konnte Stromeyerit bisher an rund 300 Fundorten nachgewiesen werden (Stand: 2010)[5]. Neben seiner Typlokalität Vrančice, genauer in der dortigen Grube „Alexander“, trat das Mineral in Tschechien noch bei Radětice im Okres Příbram, Jáchymov und in der Uranlagerstätte der Region Reichenberg (Liberecký kraj) zutage. Die größten Vorkommen liegen allerdings in den Vereinigten Staaten, vor allem in Arizona, Colorado und Montana.

Bekannte Fundorte in Deutschland sind bisher Hausach-Hechtsberg und die Grube Clara in Baden-Württemberg, Waidhaus-Hagendorf in Bayern, die Grube Victoria im Siegerland (NRW), das Mansfelder Becken in Sachsen-Anhalt sowie Berggießhübel und Freiberg im sächsischen Erzgebirge.

In der Schweiz wurde Stromeyerit bei einer von der NAGRA durchgeführten Bohrung nahe Kaisten im Kanton Aargau, auf der Mürtschenalp im Kanton Glarus, im Bündner Val Curnera sowie in der Grube „Les Moulins“ bei Saint-Luc im Kanton Wallis gefunden.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist der Erasmus-Stollen bei Schwarzleo (Leogang) im Bundesland Salzburg. Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Bolivien, Chile, China, Frankreich, Kanada, Kasachstan, Mexiko, Norwegen, Polen und Russland.[6]

Stromeyerit ist ein Rohstoff zur Gewinnung von elementarem Kupfer und Silber.

  • Stromeyerit in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101 (PDF 83,8)
Commons: Stromeyerit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 65.
  3. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  5. Mindat - Anzahl der Fundorte für Stromeyerit
  6. Fundortliste für Stromeyerit beim Mineralienatlas und bei Mindat