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Robbe Modellsport

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Robbe Modellsport

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Rechtsform GmbH & CO. KG
Gründung 1921
Auflösung 2015
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Grebenhain
Mitarbeiterzahl ca. 100 (Stand 2015)
Branche Modellbau
Website www.robbe.com

Die Firma Robbe Modellsport war ein Modellbau­hersteller, welcher neben Simprop, Graupner und Multiplex zu den „großen Vier“ Unternehmen gehörte, die den RC-Modellbau in Deutschland populär gemacht und mit ihrem Vollsortiment geprägt haben. Im Jahr 2015 musste das Traditionsunternehmen nach 70 Jahren Modellbaugeschichte Insolvenz anmelden. Einzelne Betriebsteile und Werte wurde im Rahmen der Insolvent an andere Firmen verkauft. Ein Teil der Produkte aus dem Sortiment von Robbe wird auch weiterhin vertrieben (Stand 2025).

Die Firma wurde 1924 in Deutschland als Sägewerk im Vogelsberg-Gebiet von Robert Becker gegründet, der Firmenname wurde aus Robert Becker zusammengesetzt.

1945 wurde mit dem Import von Balsaholz aus Südamerika begonnen, worauf der Sohn des Firmengründers, Hubert Becker, den Bedarf im Modellbau-Segment für dieses Holz erkannte.

Ab etwa 1958 bot Robbe ein komplettes Modellprogramm für den Modellbau an, zunächst mit Fernsteueranlagen namens „Ka-Fu“ und „maroton/eroton“ (so im Katalog von 1961). In den frühen 1960er Jahren übernahm man den Vertrieb von telekont-Produkten, die zu der Zeit als revolutionäre Fernsteueranlagen galten. In den späten 1960ern wurde eine Kooperation mit dem japanischen Unternehmen Futaba eingegangen, welches maßgeblich für die Entwicklung der Robbe-Fernsteuerungen verantwortlich zeichnete. In Europa war Robbe bis zur Insolvenz 2015 der Vertriebspartner von Futaba Funk- und Servotechnik, die unter dem Namen „Robbe Futaba“ verkauft wurde.

1986 übernahm Robbe den Hersteller Schlüter-Hubschrauber-Modellbau von Modellhubschrauberpionier Dieter Schlüter.[1][2] Robbe bot in der Frühzeit des Elektrofluges als erster Vollsortimenter die neuartigen E-Motoren mit Cobalt-Samarium-Magneten von Keller an. Die zweite deutsche Meisterschaft im Elektroflug 1976 wurde von Joseph Stadelbauer mit dem Baukastenmodell Robbe „Edelweis“ gewonnen.

Robbe war bis in den 90er Jahren vor allem dafür bekannt, komplexe, hochwertige, aber auch teure Bausätze fast komplett in-house sowohl zu entwickeln als auch zu fertigen. Mit dem digitalen Zeitalter und steigendem Interesse am Markt für günstigere „ready-to-run“-Modellen, die einen minimalen Bauaufwand benötigten, musste die Modellbaubranche sich neu positionieren. Die Produktion von Bausätzen wurde so weit wie möglich ins Ausland verlagert, um Kosten zu reduzieren, zudem wurden fertig konzipierte und hergestellte Modelle zugekauft. Es brach eine schwierige Zeit für die Branche an, die beispielsweise Graupner nicht stemmen konnte.[3]

Im Jahr 2005 kam robbe diesem Ziel ein großes Stück näher, mit der Übernahme des deutschen Vertriebs des taiwanischen Modellhelikopter-Herstellers Align.[4] 2014 wurde die Zusammenarbeit mit asiatischen Modellbauunternehmen mit der Übernahme von Kyosho Deutschland weiter verstärkt.[5]

Zwischen 2011 und 2012 wurden die ehemalige Produktionshalle und das B-Waren-Lager (auf der Nord-Ost-Seite des Geländes) in ein neues Logistikzentrum mit Verladerampen umgebaut.[6] Robbe entwickelte sich weiter vom Modellentwickler und Hersteller zum Importeur und Vermarkter. Für einen schnellen Warenumsatz mussten eingegangene Modellsätze rasch mit deutschsprachiger Dokumentation oder zusätzlichem Zubehör versehen werden, um zum Weiterverkauf im Versandlager zur Verfügung zu stehen. Zusätzlich konnten die Lager, die zuvor über das komplette Werk verteilt waren, dadurch konzentriert werden, was die Verwaltung der Bestände und die Zusammenstellung der Teile für den Versand vereinfachte.

Im Februar 2015 musste robbe Modellsport Insolvenz anmelden.[7] Die Zusammenarbeit mit Zulieferern wie Align und Kyosho hatte für stabile Umsätze gesorgt, konnte aber die Zinsen für vorfinanzierte Ware und Investitionen der vergangenen Jahre nicht ausgleichen. 2016 wurde bekannt, dass die ehemaligen Mitarbeiter des Unternehmens durch erfolgreiche Verwertungsmaßnahmen eine Abfindung erhalten würden.[8]

Im Insolvenzverfahren wurde kein Investor gefunden, der zu den von der Bank geforderten Konditionen bereit war, den Gesamtbetrieb weiterzuführen, so dass nur einzelne Betriebsteile und Werte verkauft wurden.[9]

Vier ehemalige Robbe Mitarbeiter gründeten in München die Firma AvioTiger Germany GmbH und übernahmen 2015 Teile der Robbe Modellsport.[10] Modellbau Lindinger GmbH aus Inzersdorf im Kremstal übernahm von diesen 2017 den Markennamen und vereinbarten eine Kooperation.[11][12] Lindinger vertreibt seitdem einige Produkte unter dem Markennamen Robbe.[13] Die Schiffsmodelle, für die Robbe ebenfalls sehr bekannt war, wurden 2015 von der Firma Krick übernommen und werden unter dem Namen Romarin vertrieben.[14] Die Futaba-Funkfernsteuer-Produkte werden seit 2015 von Ripmax unter dem Namen Ripmax Futaba vertrieben.[15]

Das ehemalige Werksgelände wurde 2018 verkauft und wird von den neuen Besitzern als Gewerbepark Grebenhain vermarktet.[16]

Einzelnachweise

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  1. robbe.de: Robbe - Über Uns. In: web.archive.org. Archiviert vom Original am 13. Februar 2014; abgerufen am 9. September 2025 (deutsch).
  2. Firmengeschichte "Schlüter-Hubschrauber-Modellbau", "Aero-Tec Helicopter-Technik GmbH", "Ingenieur-Büro Ing. Dieter Schlüter", "Aero-Tec Helicopter-Technik Uwe Welter". Abgerufen am 9. September 2025.
  3. Harald Flößer: Aus für Kirchheimer Modellbauer Graupner. In: www.esslinger-zeitung.de. Abgerufen am 21. Juni 2020 (deutsch).
  4. robbe.de: Robbe - Über Uns 2015. web.archive.org, archiviert vom Original am 16. März 2015; abgerufen am 14. Juni 2020 (deutsch).
  5. RC-News.de: Vertrieb von Kyosho, Hype & Team Orion zukünftig über Robbe Modellsport. In: rc-news.de. Abgerufen am 14. Juni 2020 (deutsch).
  6. Robbe Modellsport: robbe | Neue Logistik. In: youtube.com. Abgerufen am 21. Juni 2020 (deutsch).
  7. robbe Modellsport ist pleite - Traditionsunternehmen meldet Insolvenz an. 9. Februar 2015, abgerufen am 6. April 2020.
  8. Osthessen News: Volle Abfindung für ehemalige Mitarbeiter der robbe Modellsport GmbH. In: osthessen-news.de. Abgerufen am 21. Juni 2020 (deutsch).
  9. sab, KN: Keine Hoffnung mehr für Robbe Modellsport. Fuldaer Zeitung, 21. April 2020, abgerufen am 9. September 2025 (deutsch).
  10. sar: Erfolg bei robbe: AvioTiger Germany kauft Teile von insolventen Modellsportunternehmen. Medienkontor M. Angelstein GmbH & Co., 24. Juli 2015, abgerufen am 9. September 2025 (deutsch).
  11. Lindinger ist neuer Markeninhaber von robbe Modellsport. VTH, 2. August 2017, abgerufen am 9. September 2025 (deutsch).
  12. Mario Bicher: AvioTiger Germany und Modellbau Lindinger besiegeln Kooperation. Wellhausen & Marquardt Medien, 1. August 2017, abgerufen am 9. September 2025 (deutsch).
  13. ROBBE | Modellbau Lindinger. Abgerufen am 6. April 2020.
  14. Krick: Robbe Schiffsmodelle bei Krick. In: krickshop.de. Abgerufen am 21. Juni 2020 (deutsch).
  15. Nach robbe-Insolvenz: Ripmax übernimmt Futaba-Vertrieb. In: ROTOR Magazin. 30. Juni 2015, abgerufen am 6. April 2020 (deutsch).
  16. Carsten Eigner: 20 Firmen im Gewerbepark. In: Lauterbacher Anzeiger. Verlagsgesellschaft Vogelsberg GmbH & Co. KG, 27. Januar 2025, abgerufen am 16. September 2025 (deutsch).