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Handala

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Handala, das palästinensische Trotzsymbol

Handala (arabisch حنظلة, DMG Ḥanẓala) auch Handhala, Hanzala oder Hanthala genannt, ist eine Cartoonfigur des palästinensischen Zeichners Nadschi al-Ali.[1][2] Die Figur des kleinen Jungen wurde 1969 erstmals gezeichnet und erhielt ihre heutige Gestalt 1973. Handala gilt als Symbol palästinensischer Identität und wird wegen antisemitischer Bildsprache kritisiert.[3]

Frühe Veröffentlichung

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Handala erschien zum ersten Mal am 13. Juli 1969 in Al-Seyassah in Kuwait, und ab 1973 drehte er dem Betrachter zunächst den Rücken zu und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.[1]

Der Name kommt vom arabischen Wort für die giftige Pflanze Koloquinte (arabisch حنظل, DMG ḥanẓal), eine mehrjährige Pflanze aus der Levante, die bittere Früchte trägt, nach dem Schneiden nachwächst und tiefe Wurzeln hat.[4]

Handalas Alter – zehn Jahre – entspricht dem Alter von Nadschi al-Ali im Jahr 1948, als er gezwungen wurde, Palästina zu verlassen und nicht erwachsen werden konnte, bis er in sein Heimatland zurückkehren konnte:[5]

Al-Ali schrieb:

„Handala wurde mit zehn Jahren geboren und wird immer zehn Jahre alt bleiben. In diesem Alter verließ ich meine Heimat. Wenn Handala zurückkehrt, wird er immer noch zehn Jahre alt sein und dann anfangen, erwachsen zu werden.“

Al-Ali beschrieb Handala als „Symbol einer gerechten Sache“:

„Er war der Kompasspfeil, der stetig nach Palästina zeigte. Nicht nur Palästina im geografischen Sinne, sondern Palästina im humanitären Sinne – das Symbol einer gerechten Sache, ob sie nun in Ägypten, Vietnam oder Südafrika liegt.“

In einem Artikel über antisemitische Symbole listete die Amadeu-Antonio-Stiftung die Handala-Figur auf: „So wird die israelische Fahne durch Handala in Brand gesetzt, werden Steine als Wurfgeschosse genutzt und Waffengewalt propagiert. Daneben existieren zahlreiche Handala-Zeichnungen, die eine klassische antisemitische Symbolsprache beinhalten, indem beispielsweise Jüdinnen:Juden mit überdimensionierten Hakennasen dargestellt werden oder ein Rekurs auf die antisemitische Ritualmordlegende erfolgt.“[6][7]

Im Tagesspiegel schrieb Sebastian Leber: „In dessen Geschichten werden Israelis grundsätzlich mit Hakennase dargestellt. Sie begehen jüdische Ritualmorde, verführen arabische Frauen, können bloß durch Maschinengewehre gestoppt werden.“[8]

Weitere Verwendung

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Al-Ali erklärte in einem Interview: „Handala, die ich geschaffen habe, wird nach meinem Tod nicht enden. Ich hoffe, es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ich auch nach meinem Tod in Handala weiterleben werde.“ Zu den aktuellen Verwendungen des Handala-Motivs gehören:

  • Ein Hauptsymbol der Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung
  • Ein beliebtes Tattoo- und Schmuckmotiv
  • In der israelischen Kunst, insbesondere neben der israelischen Figur Srulik[9]
  • Ein israelfeindlichen Verein in Leipzig nannte sich „Handala e. V.“. Er wurde vom sächsischen Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) als extremistisch eingestuft.[10]
  • Ein Schiff der sogenannten Gaza Freedom Flotilla hieß ebenfalls Handala.[11]
Commons: Handala – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Michel Faber: Pens and swords. In: The Guardian. 10. Juli 2009, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 3. April 2025]).
  2. Struggle and Survival in Palestine/Israel. 1. Auflage. University of California Press, 2012, ISBN 978-0-520-26252-2, JSTOR:10.1525/j.ctt1ppwdk.
  3. K. Luisa Gandolfo: Representations of Conflict: Images of War, Resistance, and Identity in Palestinian Art. In: Radical History Review. Band 2010, Nr. 106, 1. Januar 2010, ISSN 0163-6545, S. 47–69, doi:10.1215/01636545-2009-020 (dukeupress.edu [abgerufen am 3. April 2025]).
  4. Oweis Fayeq: Handala and the Cartoons of Naji al-Ali. In: oweis. 5. Juli 2009, abgerufen am 3. April 2025 (englisch).
  5. ʻAlī, Nājī; Al-Ali, Naji: A Child in Palestine: The Cartoons of Naji Al-Ali. Hrsg.: Verso Books. 2009.
  6. Antisemitismus: Symbole, Codes, Parolen auf anti-israelischen Demos. 3. Juni 2021, abgerufen am 7. April 2025.
  7. Antisemitismus: Die BDS-Kampagne gegen Israel oder die Taktik der Diffusität. 17. Mai 2019, abgerufen am 7. April 2025.
  8. Anti-Israel-Kampagne: Wie BDS gegen Israel hetzt. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 7. April 2025]).
  9. Guest Columnist: Srulik, meet Handala. 7. Januar 2011, abgerufen am 3. April 2025 (englisch).
  10. Kai Kollenberg: Leipzig: Verfassungsschutz stuft Palästina-Verein Handala als extremistisch ein. 13. Februar 2025, abgerufen am 7. April 2025.
  11. Anti-Israel activists seek to break naval blockade on Gaza, deliver humanitarian aid. In: Times of Israel. Abgerufen am 7. April 2025 (amerikanisches Englisch).