Sassanidenreich
Sassaniden, richtiger: Sasaniden, ist der Name der letzten altpersischen Dynastie, die von 224 bis 642 (Schlacht von Nehawend) beziehungsweise 651 (Tod Yazdegerds III.) über das spätantike Perserreich herrschte. Die territoriale Ausdehnung entsprach grob dem Staatsgebiet des heutigen Iran und Irak, zuzüglich einiger Randgebiete. Das Wort „Sassaniden“ wird auch verwendet, um die Bevölkerung des Sassanidenreichs zu bezeichnen. Es leitet sich vom Stammvater der Dynastie, einem gewissen Sasan ab, der historisch aber kaum fassbar ist; dieser soll um 200 n. Chr. der Oberpriester im Feuerheiligtum der Anahita in Istakhr gewesen sein.
Das Sassanidenreich war eine bedeutende Großmacht und Rivalin Roms. Allerdings gab es auch zahlreiche friedliche Kontakte zwischen den beiden Reichen, die sich in vielerlei Hinsicht gegenseitig beeinflussten.
Geschichtlicher Grundriss
Die Begründung des Neupersischen Reichs
Begründer des Sassanidenreiches war Ardaschir I., ein aufständischer Fürst aus dem Süden des Partherreichs, der Persis, wo die Sassaniden offenbar als Unterkönige fungierten. Nachdem er den letzten Partherkönig, den Arsakiden Artabanos IV., im Jahre 224 n. Chr. getötet hatte, nahm er dessen Platz ein und eroberte 226 die parthische Hauptstadt Ktesiphon, die in der Folgezeit prächtig ausgebaut und Hauptresidenz der Sassanidenkönige wurde. Ardaschir war offenbar bestrebt, die Macht der mächtigen Adelsfamilien zu begrenzen, was ihm allerdings nur teilweise gelang. Er nannte sich auch König der Könige von Iran. Ob sich die frühen Sassaniden bewusst in die Tradition der Achämeniden stellten, wie dies später teils explizit geschehen sollte, ist allerdings in der Forschung sehr umstritten Vorlage:Lit.
Sein Sohn, Großkönig Schapur I., nannte sich bereits König der Könige von Iran und Nicht-Iran, wobei aber unter Iran nicht der heutige Staat verstanden werden darf, sondern vielmehr die von Iraniern bewohnte Gebiete. Schapur drang mehrmals tief in römisches Gebiet ein und eroberte und plünderte Antiochia in Syrien (253 oder 256); schließlich besiegte er während seiner Regierungszeit die römischen Kaiser Gordian III., Philippus I Arabs und Valerian I.. Letzterer geriet 260 sogar in persische Gefangenschaft; eine ungeheure und bis dahin unbekannte Schmach für die Römer. Das genaue Jahr dieser Niederlage ist jedoch immer wieder Thema der wissenschaftlichen Diskussion, da die Quellenlage problematisch ist. Vorlage:Lit. Schapur ließ jedenfalls seinen Sieg durch die Erstellung beeindruckender Felsreliefs, zum Beispiel bei Bischapur, sowie einer monumentalen Inschrift bei Naqs-i Rustam in der Nähe von Persepolis verewigen, den so genannten res gestae divi Saporis:
- Im dritten Feldzug, als wir gegen Karrhai und Edessa vorstießen und Karrhai und Edessa belagerten, da marschierte Kaiser Valerian gegen uns, und es war mit ihm, eine Heeresmacht von 70000 Mann. Und auf der jenseitigen Seite von Karrhai und Edessa hat mit Kaiser Valerian eine große Schlacht für Uns stattgefunden, und Wir nahmen Kaiser Valerian mit eigenen Händen gefangen und die Übrigen, den Prätorianerpräfekten und Senatoren und Offiziere, alle welche auch immer Führer jener Heeresmacht waren, alle diese ergriffen Wir mit den Händen und deportierten sie in die Persis. SKZ, § 18-22, griechische Fassung; Übersetzung entnommen aus: Engelbert Winter/Beate Dignas, Rom und das Perserreich, Berlin 2001, S. 98, siehe auch die Quellenangaben. Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, wurden auf die Ergänzungs und Auslassungszeichen verzichtet.
Den zu seiner Regierungszeit entstehenden Manichäismus begünstigte Schapur durch den Schutz Manis; zugleich stützte er sich aber stark auf den Zoroastrismus. Unter Schapurs Nachfolgern Bahram I. und vor allem Bahram II. wurden die Manichäer, die auch im Römischen Reich Anhänger fanden, dann verfolgt. Ansonsten sticht innenpolitisch vor allem Schapurs recht intensive Städtepolitik hervor. In den von Schapur gegründeten Städten wurden auch aus dem Westen Deportierte, darunter auch etliche Christen, die dort ihren Glauben ausüben konnten, angesiedelt.
In der Regierungszeit des römischen Kaisers Diokletian mussten die Sassaniden unter König Narseh nach mehreren Niederlagen gegen Galerius 297 einige Gebiete in Mesopotamien abtreten. Allerdings hatten die Sassaniden, ganz ähnlich wie die Römer, nicht nur an einer Front zu kämpfen. Auch das Neupersische Reich musste sich gegen Eindringlinge zur Wehr setzen. Die Pässe des Kaukasus mussten ebenso verteidigt werden wie die stets gefährdete Nordostgrenze, wo die Sassaniden zunächst gegen die Kuschan, später gegen die Hephtaliten und die Türken zu kämpfen hatten. Nicht selten erwiesen sich diese Völker als ernsthafte Bedrohung für das Sassanidenreich.
Konfrontation und Koexistenz – die Kriege Schapurs II. und die Verständigungspolitik Schapurs III. und Yazdegerds I.
Im Verhältnis zu Rom kam es im Laufe der Zeit zu einer bemerkenswerten Wandlung: Die Römer akzeptierten die Sassaniden als gleichberechtigt. Für sie waren diese Perser keine Barbaren im engeren Sinne mehr (wie etwa die Germanen), sondern eine zivilisierte, gleichstarke und (fast) ebenbürtige Macht. Die Parther waren so nie von den Römern angesehen worden, auch wenn diesen bereits die Arsakiden seit Augustus als die zweite souveräne Großmacht gegolten hatten. Umgekehrt sahen auch die Sassaniden die Römer in einem ähnlichen Licht, was die Bruder-Anreden in überlieferten Briefen deutlich macht:
- Ich, König der Könige, Sapor, Gefährte der Sterne, Bruder von Sonne und Mond, entbiete dem Caesar Constantius, meinem Bruder, alles Gute.
- Antwort des römischen Kaisers: Ich, Sieger zu Wasser und zu Lande, Constantius, immer der erhabene Augustus, entbiete meinem Bruder, dem König Sapor, alles Gute. Ammianus Marcellinus, 17,5. Übersetzung entnommen aus: Ammianus Marcellinus, Das Römische Weltreich vor dem Untergang. Bibliothek der Alten Welt, übersetzt von Otto Veh, eingeleitet und erläutert von Gerhard Wirth, Zürich und München 1974.
Bis zum 6. Jahrhundert hatte sich ein ausgefeiltes diplomatisches Protokoll entwickelt, das bei oströmisch-persischen Kontakten zu beachten war. So wurde es üblich, Thronwechsel im eigenen Reich dem jeweils anderen offiziell mitzuteilen, ohne dass freilich die Kampfhandlungen deswegen abbrachen.

Unter dem bedeutenden Großkönig Schapur II. (309-379) wurden die Christen aufgrund der Christianisierung des Römischen Reiches seit Konstantin dem Großen erstmals als Parteigänger Roms verfolgt. Schapur II. führte einen langen Krieg gegen die Römer unter Constantius II., wofür uns glücklicherweise eine detaillierte Beschreibung des Historikers und Augenzeugen Ammianus Marcellinus zur Verfügung steht. Schapur gelangen nach anfänglichen Rückschlägen mehrere Siege; so konnte etwa die wichtige Festung Amida im Jahre 359 eingenommen werden.
Julian Apostata, der Nachfolger des Constantius, wollte den Perserkrieg seines Vorgängers offenbar wieder aufnehmen und rückte im März 363 mit einem starken Heer von etwa 65.000 Mann in Mesopotamien ein. Bald stand der Kaiser, dem Schapur immer wieder geschickt ausgewichen war, vor Ktesiphon. Dort aber entschied er sich zur Umkehr. Von seinen Nachschubslinien abgeschnitten, fiel Julian am 26. Juni in einem Gefecht und ließ das römische Heer in einer verzweifelten Situation zurück. So musste schließlich Julians Nachfolger Jovian einem für die Römer ungünstigen Frieden zustimmen, um die Vernichtung des Heeres zu verhindern. Die Römer traten jene Gebiete in Mesopotamien ab, die sie einige Jahrzehnte zuvor unter Galerius erobert hatten, so dass Schapur die Grenzen wieder nach Westen vorschieben konnte. Auch gegenüber den Steppenvölkern an der Nordostgrenze konnte sich der Großkönig behaupten.
Schapur III. (383-388) stellte die Christenverfolgungen ein und vereinbarte mit dem römischen Kaiser im Osten, Theodosius I., wohl 387 die Teilung des stets umstrittenen Armeniens, wobei die erstarkte Stellung Persiens auch dadurch deutlich wurde, dass die Sassaniden rund vier Fünftel des Landes erhielten. Mit den Lösungen in Nordmesopotamien und Armenien scheinen aber auch die Römer zufrieden gewesen zu sein, so dass es im fünften Jahrhundert zu einer friedlichen Koexistenz der beiden Großmächte kam, die nur von zwei kurzen Kriegen unter Theodosius II. unterbrochen wurde.
Unter Yazdegerd I. (399-420) konnte das Christentum im Perserreich an Boden gewinnen, auch wenn es weiterhin gelegentlich zu Verfolgungen kam - zumindest teilweise allerdings als Reaktion auf christliche Provokationen. So kam es um 420 zu einer (begrenzten) Verfolgung, nachdem ein Bischof einen Feuertempel zerstört hatte. Und um 450 mussten die Sassaniden einen gefährlichen Aufstand in Persarmenien niederschlagen, der sich ebenfalls an religiösen Fragen entzündet hatte.
Die Herrschaft Peroz' I. und Kavadhs I. – Grenzkriege und innere Unruhen
Unter Peroz I. (459–484) wurde schließlich die jetzt von der orthodoxen Kirche des Römerreiches getrennte nestorianische assyrische Kirche des Ostens die prägende christliche Kirche in Persien; damit endeten die Christenverfolgungen im Wesentlichen, zumal die assyrische Kirche der oströmischen Reichskirche in Konstantinopel feindlich gegenüberstand. Die Großkönige scheinen nun keine Kollaboration zwischen den Christen und Rom befürchtet zu haben.
Im 5. Jahrhundert waren die Beziehungen zu den Römern zumeist friedlicher Natur, da nicht nur die Kaiser, sondern auch die Perser Probleme an anderen Fronten hatten. 484 fiel König Peroz im Kampf gegen die Hephtaliten, die zeitweise Tribute von den Sassaniden empfangen hatten. Zudem kam es in der Regierungszeit Kavadh I. zu inneren Wirren, zum Teil ausgelöst durch die teils religiöse, teils sozialrevolutionäre, von Teilen der unteren Bevölkerungsschichten getragenen Bewegung der Mazdakiten. Letzendlich konnte sich das Königtum jedoch behaupten, und Kavadh gelang es sogar, die Stellung der Zentralregierung gegenüber den mächtigen Adelsfamilien zu stärken.
502 brach ein Krieg gegen die Römer unter Kaiser Anastasios I. aus, der nach einem Waffenstillstand (507) und einer zwischenzeitlichen Entspannung der Beziehungen um das Jahr 525 wieder aufflammte und sich über mehrere Jahre hinzog, wobei die Hauptkampfhandlungen zunächst in Mesopotamien stattfanden; später wurde auch im Kaukasusraum gekämpft. Als Kavadh I. 531 starb, dauerten die Kämpfe noch immer an. Nachfolger wurde sein Lieblingssohn, der sich schließlich zum größten und berühmtesten Sassanidenkönig entwickeln sollte: Chosrau I.
Chosrau I. Anuschirvan – auf dem Höhepunkt der Macht

Großkönig Chosrau I. Anuschirvan („mit der unsterblichen Seele“; 531-579) war der große Gegenspieler des oströmischen Kaisers Justinian I. Während Chosraus Herrschaft erreichte das Reich seine größte Blüte, er selbst lebte in der Sagenwelt des Orients weiter, während sein Name als Kisra bei den Arabern bis heute das Synonym für „König“ ist (ähnlich wie Caesar als „Kaiser“ im Deutschen). Im Inneren entstanden prächtige Bauwerke, und der Ruf des hochgebildeten Großkönigs als Patron der Künste und Wissenschaften drang bis nach Athen: Nach der Schließung der Akademie im Jahr 529 suchten die letzten heidnischen Neuplatoniker Zuflucht im Perserreich.
Zunächst schloss Chosrau 532 den so genannten (und von hohen einmaligen Geldzahlungen an die Perser begleiteten) Ewigen Frieden mit dem oströmischen Kaiser Justinian I. Doch brachen die Kampfhandlungen, wofür das umfassende Geschichtswerk des Prokopios von Caesarea als unsere wichtigste Quelle dient, bereits 540 erneut aus. Mehrmals drang Chosrau mit seiner Armee plündernd auf römisches Gebiet vor und konnte den oströmischen Truppen, die aufgrund von Justinians Restauratio imperii vor allem im Westen gebunden waren, einige empfindliche Niederlagen beifügen: 540 wurde die Weltstadt Antiochia am Orontes erobert und geplündert, auf dem selben Kriegszug machte Chosrau auch in anderen oströmischen Städten reiche Beute. Justinian sah sich nun gezwungen, den Krieg im Osten wieder aufzunehmen und entsandte Belisar in den Osten. Der Kriegsschauplatz erstreckte sich dabei von Lazika am Schwarzen Meer bis nach Mesopotamien. Die Römer und Sassaniden schlossen 562 erneut Frieden, wobei Justinian diesmal Tributzahlungen zustimmen musste, aber dafür die Kontrolle über Lazika behielt. Allerdings kam es nur wenige Jahre später unter Justin II. erneut zu Kampfhandlungen, wobei die Perser 575 bei Melitene ihre bis dahin schwerste Niederlage gegen die Römer einstecken mussten; Chosrau konnte nur mit Mühe entkommen, doch brachte der römische Sieg keine Entscheidung.
Gegen Ende seiner langen Herrschaft gelang es dem König, auch an der Südküste des Persischen Golfes und im Jemen Fuß zu fassen, was auch im Hinblick auf die dort verlaufenden Handeslrouten von Bedeutung war. Im Nordosten vernichtete Chosrau mit Hilfe der Türken das Reich der Hephtaliten, woraufhin allerdings die Türken, die Chosrau unterstützt hatten, deren Platz einnahmen und zu einer noch größeren Bedrohung für die Sassaniden wurden. Im Inneren konnte Chosrau offenbar wenigstens zeitweise die Position des Königtums gegenüber dem Adel stärkte und mehrere Reformen in Angriff nehmen. So wurde ein neues Steuersystem eingeführt, das vielleicht an das komplizierte Steuersystem des spätrömischen Reiches angelehnt war, und vier große Armeedistrikte schaffen. Allerdings erwies sich gerade die letzte Maßnahme vielleicht als wenig glücklich, da die Armeekommandeure große Macht erhielten und nach der Zerschlagung einer der Hauptarmeen an der Grenze der Weg ins Innere des Reiches frei war (siehe Islamische Expansion, wo genau dieser Fall eintrat). Als Chosrau starb, hinterließ er ein mächtiges, aber auch von den langen Kriegen erschöpftes Reich.
Chosrau II. Parwez und der Perserkrieg des Herakleios
Chosraus Sohn Hormizd IV. (579-590) führte den 572 erneut ausgebrochenen Krieg gegen Ostrom mit wechselndem Erfolg fort, wurde aber von einer Adelsrevolte gestürzt und durch seinen Sohn Chosrau II. ersetzt, der mit der Christin Schirin verheiratet war. Dieser musste sehr bald vor einem Usurpator, dem General Bahram Chobin, zu den Römern fliehen und erlangte seinen Thron 591 nur mit Hilfe des Kaisers Maurikios zurück. Er gilt als der letzte bedeutende Sassanidenherrscher, und in den ersten 10 Jahren seiner Herrschaft waren die Beziehungen zum Westen so friedlich wie nie zu vor.
Doch von 602 bis 630 tobte zwischen Oströmern und Sassaniden dann „der letzte große Krieg der Antike“ (James Howard-Johnston). Chosrau II. Parwez („Sieger“; 590-627, † 628), der die Schwäche des Oströmischen Reichs nutzte, präsentierte einen angeblichen Sohn seines 602 ermordeten Gönners Maurikios und fiel daraufhin in oströmisches Gebiet ein. Die Römer waren vorerst mit sich selbst beschäftigt: Während der (den Quellen nach) tyrannisch regierende Kaiser Phokas, der Mörder des Maurikios, von Herakleios 610 gestürzt und getötet wurde, fielen persische Truppen in Syrien ein und drangen bis nach Kleinasien vor. 614 eroberten die Perser Jerusalem und führten das angebliche Kreuz Christi fort. 619 standen sassanidische Truppen in der Kornkammer des römischen Reiches, in Ägypten.
Während die Sassaniden in den vorangegangenen Jahrhunderten niemals ernsthaft versucht hatten, ihren Machtbereich im Westen über Armenien und Mesopotamien hinaus auszuweiten, brach Chosrau angesichts der militärischen Erfolge nun mit dieser Politik: Syrien und Ägypten wurden als dauerhafte Eroberung administrativ in das Perserreich integriert. Fast schien es so, als sei das Reich der Achämeniden wieder auferstanden. In mehreren Feldzügen hatten die Sassaniden die Oströmer an den Rand des Untergangs gebracht und kontrollierten einen Großteil des Reiches, bis Kaiser Herakleios 622 wieder in die Offensive ging. In drei Feldzügen, die Herakleios bis in den Kaukasus führten, gelang es ihm das Blatt zu wenden. Es zeigte sich nun, dass Chosrau II. den Krieg offenbar nicht mit aller Entschlossenheit führte: So standen starke Truppenverbände (eventuell sogar die besseren) in Ägypten, die sich auch nicht am Kampf gegen Herakleios beteiligten, zumal Chosrau seinen Kommandeuren, wie dem fähigen General Shahrabaraz, nicht wirklich vertraute. Eine Belagerung Konstantinopels scheiterte 626. Die scheinbare Macht des Sassanidenreiches, das seine Leistungsfähigkeit in diesem Kampf stark überfordert hatte, erwies sich nun als brüchige Fassade.
Ende 627 fügte Herakleios den Persern in der entscheidenden Schlacht bei Ninive eine Niederlage zu. Chosrau II. musste fliehen und verlor damit sein Ansehen und seinen Rückhalt bei den Großen des Reiches; er wurde bald darauf (Anfang 628) entthront und schließlich ermordet. Die Sassaniden musste das Kreuz Christi und alle eroberten Gebiete zurückgeben (629/630).
Das Ende der Sassaniden
Nach der Ermordung Chosraus II. folgten eine Zeit der Wirren und rund ein Dutzend schnell wechselnder Herrscher, wobei sogar zwei Töchter Chosraus für kurze Zeit auf den Thron gelangten. Die Quellenüberlieferung ist für diesen Zeitraum sehr unzuverlässig; selbst die Chronologie der Herrscher ist nicht immer gesichert.
Das Ende des geschwächten und ausgebluteten Sassanidenreiches wurde in der Regierungszeit Yazdegerds III. (632-651) besiegelt, als die Heere der islamischen Araber sowohl in die oströmischen Orientprovinzen als auch in das Sassanidenreich eindrangen. Zunächst in der Schlacht von Kadesia 636, was den Verlust Ktesiphons und Mesopotamiens zur Folge hatte, und letztendlich bei Nehawend 642 im iranischen Herzland wurden die persischen Heere geschlagen (siehe dazu Islamische Expansion). Yazdegerd musste fliehen, während sich die persischen Adligen bald mit den Invasoren verständigten. Yazdegerd III. wurde 651 in Merw, im äußersten Nordosten seines zusammenbrechenden Reiches, von einem seiner Untergebenen getötet. Versuche seines Sohnes Peroz, mit chinesischer Hilfe die Macht zu erlangen, scheiterten. Das Sassanidenreich hatte damit aufgehört zu bestehen.
Innerer Aufbau des Reiches, Gesellschaft, Religion und Militär
Königtum, Adel und staatlicher Aufbau
Das Perserreich der Sassaniden zeichnete sich besonders dadurch aus, dass die noch von den Parthern gepflegte Kultur im Stil des Hellenismus weiter zurückgedrängt wurde und stattdessen die iranischen Elemente stärker herausgestellt wurden, wenngleich die neuere Forschung dies in Teilen relativiert: So war Schapur I. durchaus an griechischer Kultur interessiert, ähnlich wie sich später Chosrau I. für die Philosophie der Antike interessierte. Letztlich betonten die Sassaniden zwar die Unterschiede zu den Parthern, hielten aber faktisch in fast allen Bereichen weitgehend am Bestehenden fest. Die neue Dynastie stand allerdings unter Legitimationsdruck; die ersten Sassaniden mußten sich - gerade im Krieg mit Rom - als würdige Könige erweisen. Zudem diente wohl das alte Perserreich der Achämeniden in gewisser Weise als Vorbild, was auch in der Selbstbezeichnung der Sassanidenherrscher zum Ausdruck kam, Könige der Könige zu sein. Allerdings wussten bereits die ersten Sassaniden offenbar nicht viel mehr über ihrer achämenidischen „Vorfahren“, als dass diese einst ein großes Reich beherrscht hatten. Das politische Konzept von Iran, vom Land der Arier, entstand erst in sassanidischer Zeit. Schapur I. war dann der erste Großkönig, der sich als König der Könige von Iran und Nicht-Iran bezeichnen ließ. Der Herrscher war König von Gottes Gnaden und vom Samen der Götter, aber kein Gottkönig. Später wurden sogar die mythischen Urkönige des Iran als Vorfahren miteinbezogen; diese Mystifizierung lebte unter anderem in dem im 7. Jahrhundert entstandenen Herrenbuch fort (siehe unten). Ansonsten bezogen die Sassanidenkönige ihre Legitimität vor allem aus ihrem „Glücksglanz“ sowie aus ihren persönlichen Fähigkeiten im Krieg und auf der Jagd.
Die Großkönige standen dem Hochadel gegenüber, in welchem die sieben großen Familien eine besondere Rolle spielten; die Situation scheint in manchem der des Heiligen Römischen Reiches im Hochmittelalter geähnelt zu haben: Starke Herrscher konnten dem feudalen Adel ihren Willen aufzwingen, doch kam es auch immer wieder zu Thronwirren und Konfrontationen mit der Aristokratie (und dort vor allem gegenüber den mächtigen Adelsfamilien der Mihran, Suren und Karen, die bereits in parthischer Zeit eine bedeutende Rolle gespielt hatten und über große Besitzungen verfügten) und dem zoroastrischen Klerus. Allerdings wurde bis zur Endphase des Reiches fast ausnahmslos daran festgehalten, dass nur ein Mitglied des Hauses der Sassaniden den Thron besteigen durfte. Wie konfliktreich das Verhältnis zwischen Königen und Adligen letztlich war, ist in der Forschung sehr umstritten. Der Adel selbst gliederte sich in vier Rangklassen: regionale Dynasten, Prinzen von königlichem Blut, Mitglieder der großen Familien und am Ende die so genannten Azatan, die geringeren Adligen.
Der Hof der Sassaniden kannte, wenigstens in seiner Frühzeit, einen Adelsrat, dessen Funktionen und Einflussmöglichkeiten aber schwer zu bestimmen sind. Offenbar spielten der Adel und die Priesterschaft, deren Hierarchie sich erst im Laufe der Zeit ausprägte, bei der Bestimmung des Thronfolgers eine gewisse Rolle. Außerdem gab es ein später immer ausgeprägteres Hofzeremoniell sowie eine differenzierte Abstufung von Rangtiteln. Einer der höchsten Hofbeamten war der Hazaúrbed, der in der Frühzeit wohl Kommandeur der Leibwache des Königs war, später sich aber zu einem bedeutenden Hofbeamten entwickelte. Vermutlich waren zumindest einige der wichtigsten Ämter (genau wie das Königtum) innerhalb bestimmter Adelsfamilien erblich. Einige Althistoriker sind im übrigen der Ansicht, das persischen Zeremoniell habe dann dem spätantiken römischen als Vorbild gedient.
Söhne des Königs wurden oft mit Provinzstatthalterschaften betraut, daneben existierten aber auch regional herrschende Fürsten und sogar Teilkönige (wie in Armenien), denen die Verwaltung über größere Provinzen übertragen wurde. Allerdings ist es relativ unstrittig, dass das Reich unter den Sassaniden insgesamt stärker zentralisiert war als unter den Parthern und daher auch über eine größere Anzahl von Amtspersonen verfügte. Zumal in der Schwächephase des Adels im 5. Jahrhundert (siehe Mazdakiten) teils Adelsland in Königsland umgewandelt werden konnte. Auch die Reformen Chosraus I. haben zeit- und teilweise die Position des Königtums gestärkt, etwa durch die Schaffung eines Dienstadels bzw. „Rittertums“ (die Dehkānān), wenngleich der Adel nach seinem Tod auch wieder an Macht gewann. An die sassanidische Hofverwaltung und Hofkultur sowie an das sassanidische Steuersystem, das seit Chosrau I. aus einer kombinierten Kopf- und Grundsteuer bestand, sollten später auch die Abbassiden anknüpfen Vorlage:Lit.
Gesellschaft und kulturelles Leben

Wenn bisher nicht von der sassanidischen Literatur die Rede war, so nur aufgrund des faktisch völligen Verlustes derselbigen. Wir besitzen keine Werke (abgesehen von Fragmenten), die sich mit Sicherheit in die sassanidische Zeit zurückdatieren lassen; auch nicht das Avesta, dessen älteste bekannte Handschrift erst in islamischer Zeit entstanden ist. Eine wichtige Vermittlerrolle spielten jedoch die perso-arabischen Autoren wie etwa Tabari, der auf heute verlorene spätantike Quellen zugreifen konnte und sie neu bearbeitete; Firdausi bearbeitete das in spätsassanidischer Zeit entstandene Herrenbuch (Xwadaynamag) und schuf mit dem Königsbuch (Schāhnāme) ein unvergessliches Meisterwerk der Dichtkunst. Sie erlauben wenigstens eine ungefähre Vorstellung vom Reichtum der mittelpersischen Literatur, die historische Werke ebenso umfasste wie beispielsweise Poesie, Rechtsbücher, Romane aller Couleur, geographische Berichte, religiöse und astronomische Abhandlungen sowie Heldenepen.
Unter dem wohl bedeutendsten Sassanidenkönig, Chosrau I., der unter anderem Texte griechischer Philosophen und indische Märchen übersetzen ließ, entfaltete sich das Hofleben besonders prächtig: Die Jagd wurde ebenso kultiviert, wie auch Schach und Polo am Hof des Großkönigs gespielt wurden, ebenso wurde der prächtige Palast von Taq-i Kisra errichtet. Auch sein Enkel, Chosrau II. Parwez lebte in orientalischen Sagen weiter. Besonders sein märchenhafter Hof und seine Beziehung zu der Christin Schirin beflügelten die Phantasie der Nachwelt, was sich auch in zahlreichen muslimischen Dichtungen wiederspiegelt (Schāhnāme, Nizamis Chosrau und Schirin etc.).
In der Kunst entstanden in sassanidischer Zeit einige bedeutende Werke wie etwa die kunstvoll gestalteten Silberschalen und Goldarbeiten. Der sassanidische Iran spielte eine bedeutende und nicht zu unterschätzende Rolle bei der Vermittlung von Wissen zwischen Ost und West: An den Hochschulen des Landes beschäftigte man sich unter anderem mit Medizin, Recht und Philosophie und rezipierte das griechisch-römische Wissen, umgekehrt gelangte über den Iran auch Wissen in den Westen. Im Iran nahmen Manichäer und Nestorianer ihre Missionstätigkeit auf, die sie bis an die Grenzen Chinas führte.
Zu den kulturellen Errungenschaften der Sassaniden gehört die Fortentwicklung und erfolgreiche Verbreitung des freischwebenden Kuppelbaus - ebenso übrigens wie raffinierter Zucker und die ersten Windmühlen, die in spätsassanidischer Zeit errichtet wurden. Bekleidungsstücke wie Hose und Turban wurden durch sie populär, ebenso wie die Ausrüstung mit Brustpanzer und Kettenhemd. Die ritterlich-höfische Kultur des Islam und des Abendlandes wurde ebenso von den Sassaniden entscheidend vorgeprägt - und es ist vielleicht kein Zufall, dass das Schach, lange Zeit das höfische Brettspiel par excellence, durch die Sassaniden in den Westen vermittelt wurde - schon der Name Schach leitet sich ab von Schah (dt. „König“).
Die Gesellschaft war ab dem 5. Jahrhundert, ähnlich wie der Hofadel, in vier Klassen unterteilt, die man als Kasten bezeichnen kann: 1) Priester und Richter, 2) Krieger, 3) Schreiber und 4) Bauern und Handwerker, auch wenn die Forschung sich über die Reihenfolge nicht immer einig ist. Obwohl in den Städten Händler und Handwerker eine große Rolle spielten, war die Mehrheit der Bevölkerung als Bauern auf dem Land tätig; sie profitierten auch von den Reformen Chosraus I., da sie nun ihr Land selbstständig bearbeiten durften und in einem geringeren Maße vom Adel (siehe dazu oben) abhängig waren als vorher. Eine bedeutende Rolle im Sassanidenreich spielten die zoroastrischen Priester (Mobads), die zugleich auch eine Richterfunktion ausübten.
Die Sklaven wurden im Sassanidenreich zwar als „Sachen“ angesehen, gleichzeitig aber auch als menschliche Wesen und waren so vor allzu grausamer Behandlung geschützt, wenngleich ihre Besitzer sie verkaufen oder verschenken durften. Zu berücksichtigen sind ferner die Kriegsgefangenen und Deportierten aus den römischen Gebieten, die im Sassanidenreich wiederangesiedelt wurden. So bauten römische Gefangene Gebäude und Brücken, die noch heute erhalten sind. Unter Schapur I. wurde von ihnen die Stadt Gundaschapur gebaut - der Name bedeutet in etwa soviel wie das schönere Antiochia des Schapur.
Religion
Der Zoroastrismus beziehungsweise Mazdaismus war unter den Sassaniden zwar sehr einflussreich und wurde auch oft vom König gefördert, kann aber nicht als die einzig geduldete Staatsreligion bezeichnet werden. Zudem ist unklar, welche Variante dieses Glaubens in sassanidischer Zeit die vorherrschende war; manche Historiker sprechen aber dennoch, wenigstens zeitweise, von einer sassanidischen Staatskirche Vorlage:Lit. Für genauere Aussagen ist die Quellenüberlieferung jedoch zu dürftig bzw. zu ungenau, auch wenn sich in den Inschriften Katirs, wie an der Kaaba des Zoroaster, einige Hinweise finden, die aber mit größter Vorsicht zu gebrauchen sind. Demnach war Katir jedenfalls eifrig bemüht, den zoroastrischen Glauben zu stärken und „Heiden“ zu bekehren.
Insgesamt waren die Sassaniden aber wohl relativ tolerant gegenüber anderen Religionen, zumal zu Beginn mehrere Religionen um die Einflussnahme stritten. Dies sieht man auch an der Rolle, die der Manichäismus unter Schapur I. spielte, wenngleich die Manichäer nach dem Tod Manis teils harten Verfolgungen ausgesetzt waren, nachdem die zoroastrischen Priester (Mobads) wieder stärkeren Einfluss auf König Bahram I. und vor allem Bahram II. nahmen. Besonders der oben erwähnte Katir hatte auf den jungen König Bahram II. offenbar großen Einfluss. So heißt es auf einer Inschrift:
- „Karder (Katir), der Erlöser der Seele Bahrams.“ Vorlage:Lit
Kartir wurde später zum obersten Richter ernannt, was den Höhepunkt der Verknüpfung von Staat und zoroastrischer „Kirche“ darstellte. Unter Narseh scheint diese enge Verzahnung allerdings schon bald wieder aufgegeben worden zu sein.
Die Juden, die vor allem in Mesopotamien relativ stark vertreten war, wo Ende des 6./Anfang des 7. Jahrhunderts der so genannte babylonische Talmud entstand, wurden in der Regel als loyale Untertanen des Königs angesehen; ihnen blieben, von Ausnahmen abgesehen, Verfolgungen erspart.
Das Christentum hingegen sollte unter Schapur II., unter dem auch das Avesta gesammelt worden sein soll, zum ersten Mal verfolgt werden, allerdings aus politischen, nicht aus religiösen Gründen. So weigerte sich der Katholikos Simon bar Sabbae, Steuern zur Finanzierung des Krieges gegen Byzanz durchzusetzen; wahrscheinlich wurde den Christen, nachdem das Römische Reich sich nun langsam zu einem Imperium Romanum Christianum wandelte, auch misstraut. Als sich später jedoch eine Art „innerpersische Kirche“ formierte (siehe Assyrische Kirche des Ostens), war diese ebenfalls nicht mehr das Ziel von Verfolgungen. Insgesamt kann festgehalten werden, dass oft innen- und außenpolitische Faktoren bei der Religionspolitik der verschiedenen Herrscher eine wenigstens nicht unwichtige Rolle spielten.
Wirtschaft
Trotz einiger Städtegründungen (die Sassaniden waren wesentlich mehr an Städten interessiert als ihre Vorgänger, die Arsakiden), wie auch des prächtigen Ausbaus der Hauptresidenz Ktesiphon, war die Landwirtschaft wie überall in der Alten Welt der wichtigste Wirtschaftszweig. Sie erbrachte auch die meisten Steuern, wenn die Besteuerung auch lange Zeit nicht besonders effizient war, was sich jedoch wenigstens zeit- und teilweise durch die Reformen Chosraus I. änderte. Besonders wichtig war in diesem Zusammenhang (das nicht iranische) Mesopotamien, wo auch rund zwei Drittel der Steuereinnahmen erbracht wurden. Durch die Föderung der Städte prosperierten aber auch andere Wirtschaftszweige, vor allem das Handwerk und die Textilindustrie. Auch sind uns prachtvolle sassanidische Metall- (wie kunstvoll gestaltete Silberschalen) und Glasarbeiten erhalten, ebenso war die sassanidische Münzprägung von einer hohen Qualität.
Darüber hinaus profitierte die Wirtschaft der Sassaniden vor allem von der Tatsache, dass mehrere bedeutende Handelsroute durch das von ihnen kontrollierte Gebiet verliefen wie etwa die Seidenstraße. Aber auch aus dem Zwischenhandel mit Ostrom schlugen sie Gewinn; mehrmals versuchten die Römer, die sassanidischen Zwischenhändler auszuschalten, was nicht gelang. Erst unter Justinian I. kamen die Oströmer in den Besitz von Seidenraupen, doch sollten noch Jahrzehnte vergehen, bevor sich eine nennenswerte römische Seidenindustrie entwickelt hatte. Bei der Kontrolle der wichtigsten Ost-West-Handelsrouten half den Sassaniden auch, dass sie den Seehandel im westlichen Indischen Ozean lange Zeit weitgehend unter Kontrolle hatten; so wurde der Handel mit Indien und Ceylon im 6. Jahrhundert vor allem von sassanidischen Kaufleuten abgewickelt. Auch mit dem südlichen Russland wurde ein reger Handel getrieben, vor allem im Bereich des Kaspischen Meeres.
Militärwesen
Militärisch zeigte sich das Sassanidenreich seinen Gegnern weitgehend gewachsen. So konnte es auch dem Ansturm der Hunnen ab dem 4. Jahrhundert standhalten. Die Stärke der sassanidischen Armeen, deren Generäle den Titel Spaúhbed (Spahbad, Spahbed u.ä.) trugen und sich häufig aus den großen Magnatenfamilien rekrutierten, lag in ihren schwergepanzerten Reitern, den Kataphraktoi und Klibanarioi, denen die Römer anfangs nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatten. Vermutlich lag die maximale Stärke der Armee, wenn man den Quellen trauen darf, bei etwa 70.000 bis vielleicht 100.000 Mann; genauere Angaben sind nur schwer zu machen Vorlage:Lit. Zum Heer gehörten natürlich nicht nur Reiter, obwohl sie aufgrund der Weite des Raumes den wichtigsten Bestandteil ausmachten, sondern auch Kriegselefanten, Infanterie, die teils zwangsverpflichtet wurde und einen weniger guten Ruf genoss als die Reiterei, sowie bei Bedarf Truppen mit Belagerungsgerätschaften, welche die Sassaniden durchaus wussten zu benutzen, wie uns die Berichte des Ammianus Marcellinus und die Ausgrabungen in Dura Europos verraten. Ohnehin gewährt uns Ammianus viele wertvolle Einblicke in die sassanidische Kriegsführung (vgl. z.B. Ammian 19,5) sowie in das Sassanidenreich an sich (besonders Ammian 23,6), wobei ihm allerdings einige kleinere Fehler unterlaufen, zumal er sich dabei teils auf ältere Quellen verließ, und er teils anachronistisch von „Parthern“ spricht - ein Fehler, der allerdings mehreren Autoren unterlief. Eine unschätzbare und insgesamt sehr zuverlässige Quelle ist Ammianus jedoch hinsichtlich der Militäraktionen an der Ostgrenze zur Zeit Schapurs II.
Die Reiter waren in der Regel gepanzert, verfügten über eine Lanze, Schwert, Streitaxt und zwei Bögen und 30 Pfeile. Es existierte auch eine Elitereiterei, die wie die Leibgarde der Achämenidenzeit die Unsterblichen genannt wurden. Die Panzerreiter, die Pate standen für die späteren europäischen Ritter, genossen ein hohes Ansehen. Íhre Bedeutung nahm nicht nur im sassanidischen, sondern auch im oströmischen Heer zu, sodass sich die Kampfweise beider Armeen immer mehr anglich. Chosrau I. teilte das Reich in vier Militärdistrikte auf und unterstellte jeden davon einem Spahbad, während die Grenzdistrikte der Kontrolle von Markgrafen unterstanden, so genannten Marzbans. Auch sorgte er dafür, dass das Militär wieder stärker an den König als an die großen Adelshäuser gebunden war.
Nachwirkung der Sassaniden
Mit der Zerschlagung des Sassanidenreiches und der Eroberung der oströmischen Orientprovinzen beendeten die Araber so endgültig die Spätantike. Doch beeinflussten sassanidische Traditionen in der Folgezeit auch die islamischen Araber noch in erheblichem Maße.
So wurde der Hof der Sassaniden Vorbild für den Hof der Abbasiden in Bagdad, und Herrscher wie Chosrau I. fanden großen Anklang. Auch die Hinwendung zur Philosophie der Antike, die vor allem am Hof Chosraus I. gepflegt worden war, ist eine Parallele, sowie die Leistungen der späteren islamisch-persischen Literatur. Das Persien der Sassaniden endete nicht sang- und klanglos, sondern fand eine wirkungsmächtigen Nachhall – Chosrau I. etwa erscheint auch in den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht.
Nach einer schiitischen Tradition heiratete eine Tochter Yazdegerds III. den al-Husain ibn 'Alī und wurde somit die Mutter des vierten Imams Ali Zain al-Abidin, was den schiitischen Imamen neben der islamischen auch eine dynastische Legitimation – auf beiden Seiten allerdings nur in weiblicher Linie – verleihen sollte. Derartige Legenden waren im Orient aber üblich (auch die Sassaniden hatten auf eben diese Weise im Nachhinein eine angebliche Verwandtschaft mit ihren Vorgängern, den Arsakiden, konstruiert) und sollten als höchst unglaubwürdige betrachtet werden.
Die moderne Forschung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten recht intensiv mit den Sassaniden auseinandergesetzt, wobei in der Regel auf die originären Listungen der Sassaniden (siehe oben) sowie auf die Bedeutung des Sassanidenreichs als Bindeglied zwischen Ost und West aufmerksam gemacht wird. Im Hinblick auf den Übergang von den Parthern zu den Sassaniden hat unter anderem Ehsan Yarshater größere Brüche bestritten: Die Sassaniden knüpften vielmehr politisch und kulturell an das Partherreich an, wenn auch die spätsassanidische Überlieferung ein anderes Bild zu vermitteln versucht. Bezüglich der Nachwirkung der Sassaniden hat vor allem Richard Nelson Frye immer wieder darauf hingewiesen, dass das Sassanidenreich einen großen Einfluss auf die Entwicklung des islamischen Iran gehabt hat, wie auch der Einfluss der Sassaniden auf Rom bzw. Byzanz und vielleicht auch auf China nicht unterschätzt werden sollte. Mit dem Ende des Sassanidenreichs, welches kulturell in vielerlei Hinsicht der Höhepunkt des alten Persiens gewesen ist, endete auch endgültig die altorientalische Geschichte und eine neue Epoche begann.
Quellen
Die Überlieferung zu den Sassaniden ist zwar weitaus umfangreicher als für die Parther, doch alle Quellen – für die Frühzeit des Reiches Cassius Dio sowie Herodian, für die Spätantike römische Autoren wie Ammianus Marcellinus, Priscus, Prokopios von Caesarea, Agathias oder Theophylakt Simokattes, außerdem armenische und syrische, mittel- (Pahlawi) und neupersische sowie arabische Texte (beispielsweise Tabaris Universalgeschichte) – bieten ihre jeweils eigenen Probleme, die ihre Auswertung erschweren. Bei den westlichen Quellen ist zu beachten, dass sie die Sassaniden in der Regel als Feinde wahrnahmen und dementsprechend auch ihr Urteil über sie negativ beeinflusst war. Insgesamt lässt sich sagen, dass der größte Teil unserer Quellen entweder aus räumlicher oder zeitlicher Distanz berichtet, was nicht zuletzt auf den weitgehenden Verlust der einst reichhaltigen profanene mittelpersischen Literatur zurückzuführen ist.
Berühmt sind zudem die großen Felsinschriften und Reliefs (wie bei Naqs-i Rustam) aus der Frühzeit des Reiches. Sie stellen wichtige Primärquellen dar, stammen aber fast ausschließlich aus den ersten Jahrzehnten der Dynastie. Außerdem sind einige bedeutende Kunstwerke (vor allem im Bereich der Toreutik), Siegelsteine, Münzen (auf denen jeder Großkönig eine speziell angefertigte Krone trug) und Bauwerke aus sassanidischer Zeit erhalten.
Eine solide Auswahl an übersetzten Quellenauszügen bieten:
- Engelbert Winter und Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz, Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt, Berlin 2001. Zusätzlich wird ein knapper Abriss der sassanidischen Geschichte und eine Bibliographie auf dem neuesten Stand geboten.
- Michael H. Dodgeon und Samuel N. C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars (AD 226-363), London und New York 1991.
- Geoffrey Greatrex und Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook, London und New York 2002. Die beiden englischsprachigen Quellenbände bieten eine relativ umfassende Geschichte der römisch-persischen Beziehungen.
Des Weiteren sei vor allem auf Nöldekes Klassiker hingewiesen:
- Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden. Aus der arabischen Chronik des Tabari, übersetzt und mit ausführlichen Erläuterungen und Ergänzungen versehen von Theodor Nöldeke, Leyden 1879 (ND 1973).
Zu den anderen Quellenausgaben sei auf die Bibliographie der jeweiligen Artikel verwiesen.
Literatur
Es versteht sich, dass nur eine sehr begrenzte Auswahl aus der umfangreichen Sekundärliteratur genannt werden kann. Eine relativ ausführliche Bibliographie findet sich unter anderem in der Cambridge History of Iran, Bd. 3.2, Cambridge u.a. 1983, S. 1294 ff. sowie in den Bibliographien der unten aufgeführten Werke. Speziell sei auf die betreffenden Artikel in der EIr aufmerksam gemacht.
- Arthur Christensen: L'Iran sous les Sassanides, Kopenhagen 1944 (Nachdruck Osnabrück 1971). Ein immer noch nützliches, aber natürlich in vielem völlig veraltetes Werk.
- James Howard-Johnston: The two Great Powers in Late Antiquity: A comparison, in: Averil Cameron (Hrsg.): The Byzantine and early Islamic Near East. States, Resources, Armies. (Studies in Late Antiquity and Early Islam III), Princeton 1995, S. 157-226. Weniger ein Vergleich mit Rom als eine Analyse des Sassanidenreiches, die zu dem Ergebnis kommt, es habe sich um ein sehr effizientes Staatswesen gehandelt.
- Richard Nelson Frye: Persien, Zürich 1962, S. 409ff. Eine ältere Darstellung, in der jedoch schön dargestellt wird, wie das sassanidische Persien auch in der islamischen Welt nachwirkte.
- Richard Nelson Frye: The History of Ancient Iran, Handbuch der Altertumswissenschaft, 3. Abt., T. 7, Verlag C.H. Beck, München 1984, S. 287ff. ISBN 3-406-09397-3 Gute Gesamtdarstellung.
- Geoffrey Greatrex: Byzantium and the East in the Sixth Century, in: Michael Maas: The Cambridge Companion to the Age of Justinian, Cambridge 2005, S. 477ff. Sehr gute, knappe Darstellung der römisch-sassanidischen Beziehungen im 6. Jahrhundert.
- Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches, Darmstadt 1990. Eine solide Einführung, die sowohl die Geschichte der Sassaniden (in Grundzügen) als auch Verwaltung, Religion und Kunst behandelt. Es finden sich dort auch weitere Hinweise.
- Zeev Rubin: The Sasanid Monarchy, in: Averil Cameron u.a. (Hgg.), The Cambridge Ancient History 14, Cambridge 2000, S.638ff. Eine gute, knappe Einführung auf dem neuesten Forschungsstand; allerdings ist Rubins Einschätzung des Sassanidenreiches als eines unterentwickelten Staates mit inneren Spannungen und einer primitiven Wirtschaft nicht unumstritten.
- Josef Wiesehöfer: Das antike Persien, 2. Aufl., München 1998. Wohl das beste deutschsprachige Handbuch bezüglich der antiken persischen Großreiche.
- Ehsan Yarshater: Were the Sasanians Heirs to the Achaemenids?, in: La Persia nel medioevo, Rom 1971, S. 517-30.
- Ehsan Yarshater (Hg.): The Cambridge History of Iran, Bd. 3 (2 Teilbände), Cambridge und anderswo 1983. Wichtige Gesamtdarstellung.
- Ehsan Yarshater (Hg.): Encyclopaedia Iranica (EIr), Routledge & Paul, London 1985ff. (Band 1ff.; siehe auch http://www.iranica.com)
Weblinks
- Encyclopædia Iranica - wichtige, noch im Entstehen befindliche Enzyklopädie mit Beiträgen auch zur sassanidischen Geschichte (englisch)
- Iran Chamber mit Beiträgen von teils ausgewiesenen Experten, z.B. Frye (englisch)
- Prosopographie des Sasanidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
- Einige aktuelle Literaturangaben (Nachtrag zu Alexander Demandts Handbuch „Spätantike“)
- Sasanika-Projekt (englisch)
- Sassanidische Münzen