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Vietnamkrieg

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Datei:Burning Viet Cong base camp.jpg
Brennendes Vietcong Camp in My Tho am 5. April 1968

Als Vietnamkrieg wird der Krieg bezeichnet, der zwischen 1946 und 1975 in Südvietnam und den Grenzgebieten von Kambodscha und Laos als Bodenkrieg und als Bombenkrieg (Rolling Thunder) über Nordvietnam geführt wurde.

Dieser Konflikt ist in Vietnam als der Amerikanische Krieg bekannt. In der Tat bedeutet die Intervention der USA in Vietnam nur eine letztmalige Steigerung in einem dreißigjährigen bewaffneten Konflikt, der mit dem Widerstand der vietnamesischen Kommunisten und anderer Gruppierungen gegen den Verbleib bzw. die Wiederkehr der französischen Kolonialmacht ab 1945/46 begann (siehe auch Indochinakrieg).

Auf der einen Seite kämpfte ein Militärbündnis der USA, der Republik Vietnam (Südvietnam), Australiens und Südkoreas. Auf der anderen Seite stand ein Militärbündnis der Demokratischen Republik Vietnam (Nordvietnam) und der Nationalen Befreiungsfront (franz. FNL, engl. NLF, in westlichen Ländern meist Viet Cong genannt), einer südvietnamesischen kommunistischen Guerillaorganisation. Die UdSSR wie auch die Volksrepublik China stellten Nordvietnam und der Nationalen Befreiungsfront militärische Hilfe zur Verfügung, griffen aber direkt nicht ein. Ab 1970 weiteten die USA ihre militärischen Aktionen, insbesondere die verheerenden Bombardierungen, auf die Nachbarstaaten Kambodscha und Laos aus.

Der Vietnamkrieg wurde zum Teil auf äußerst menschenverachtende, grausame aber auch extrem umweltschädigende Weise geführt. So setzten die USA das Entlaubungsmittel (Herbizid) Agent Orange ein, ein sehr starkes Gift, das krebserregend wirkt und das Erbgut schädigt. Selbst Jahrzehnte später werden dadurch in Vietnam missgebildete Kinder geboren, und ebenso wurden geschädigte Kinder von Vätern gezeugt, die als amerikanische Soldaten mit Agent Orange in Kontakt gekommen waren. Weiterhin wurde auch das Gift Dimethylarsinsäure (Agent Blue) eingesetzt, um Reisernten zu vernichten.

Indochina im Jahr 1954

Kriegsursachen

Der Vietnamkrieg war in vielerlei Hinsicht ein direkter Nachfolger des französischen Indochinakrieges (auch 1. Indochinakrieg genannt), den die Franzosen um ihre Kolonien in Indochina und gegen die Unabhängigkeitsbewegung unter KP-Führer Ho Chi Minh geführt hatten.

Nachdem die vietnamesischen kommunistischen Streitkräfte (Viet Minh) die französische Kolonialarmee (u.a. der Fremdenlegion) bei der Schlacht von Dien Bien Phu 1954 besiegt hatten, erlangte die Kolonie die Unabhängigkeit. Gemäß der folgenden Genfer Regelung wurde Vietnam vorübergehend in einen kommunistischen Norden und in einen nichtkommunistischen westlich orientierten Süden aufgeteilt. Das Land sollte 1956 durch Wahlen vereinigt werden. Diese wurden jedoch nie durchgeführt. Die südvietnamesische Regierung des Präsidenten Ngo Dinh Diem annullierte die Wahlen - unterstützt durch US-Präsident Eisenhower, weil sie einen Sieg Ho Chi Minhs befürchteten.

Als Reaktion auf die Wahlannullierung wurde die Nationale Befreiungsfront (Front National de Libération, FNL), eine Guerillabewegung, als Opposition zur südvietnamesischen Regierung gebildet. Der Westen nannte die Nationale Befreiungsfront Viet Cong, Abk. für Vietnam Cong San, vietnamesischer Kommunist. Die Befreiungsfront selbst gebrauchte diesen Namen nie.

Als Reaktion auf den Guerillakrieg begannen die USA, militärische Berater zur Unterstützung der südvietnamesischen Regierung zu entsenden. Nordvietnam und die UdSSR stützten die Nationale Befreiungsfront mit Waffen und Versorgungsmaterial, Militärberatern und regulären Truppen der nordvietnamesischen Armee, die über ein umfangreiches Wege- und Straßennetz, bekannt als Ho-Chi-Minh-Pfad, transportiert wurden.

Die US-amerikanische Intervention

Datei:Viet cong verluste.jpg
Tote Viet-Cong-Kämpfer, Mai 1968
Tet Offensive - 29. Januar bis 25. Februar 1968

Die US-amerikanische Einmischung in den Krieg erfolgte als ein stufenweiser Prozess, die sich als militärische Einmischung über die Jahre unter den aufeinander folgenden US-Präsidenten, Demokraten wie Republikanern (Eisenhower, Kennedy, Johnson und Nixon), steigerte – entgegen den Warnungen der amerikanischen Militärführung vor einem Bodenkrieg in Asien. Es gab nie eine formale Kriegserklärung, aber am 7. August 1964 verabschiedete der US-Kongress eine gemeinsame Resolution zum Tonkin-Zwischenfall (als Reaktion auf einen fälschlich angenommenen Angriff von nordvietnamesischen Kanonenbooten auf die US-Zerstörer "Maddox" und "Turner Joy" im Golf von Tonkin), die Präsident Johnson eine breite Unterstützung für eine US-Einmischung in den Krieg gab. Am 8. März 1965 landeten die ersten 3.500 US-Marines in Südvietnam; bis 1968 wurden 543.000 amerikanische Soldaten dort stationiert; die Zahl der getöteten amerikanischen Soldaten, belief sich durchschnittlich auf über 100 pro Woche. Chef des Pentagons war während dieser Zeit Robert S. McNamara.

Die amerikanische Einmischung eskalierte weiter, als die Johnson-Regierung sowie der Kommandant der US-Streitkräfte General William Westmoreland wiederholt der amerikanischen Öffentlichkeit versicherten, die folgende Runde der Truppensteigerung werde den Sieg bringen. Der Glaube der amerikanischen Öffentlichkeit an ein "Licht am Ende des Tunnels" wurde jedoch durch die Tet-Offensive am 30. Januar 1968 zutiefst erschüttert (benannt nach Tet Nguyen Dan, dem Neujahrsfest, dem wichtigsten vietnamesischen Feiertag).

Obgleich die nordvietnamesische Offensive nicht alle militärischen Ziele erreichte und die US-Army die verlorenen Gebiete bald zurückeroberte, überzeugte die überraschende Offensivkraft des Gegners, den man am Rande des Zusammenbruches glaubte, viele Amerikaner von der Unmöglichkeit des Sieges.

Inzwischen wuchs beim amerikanischen Volk die Stimmung, von der Regierung mittels eines Krieges ohne klaren Anfang oder sicheres Ende in die Irre geführt zu werden. Als General Westmoreland verlangte, weitere Truppen nach Vietnam zu senden, erreichte Clark Clifford, seit dem 1. März 1968 Nachfolger McNamaras im Amt des Verteidigungsministers, dass Präsident Johnson diese Bitte ausschlug.

Widerstand gegen den Krieg

Bereits zu Beginn der Auseinandersetzungen ab 1964 gab es eine relativ kleine Oppositionsbewegung gegen den Krieg in den USA, insbesondere in den Hochschulen. Je länger der Krieg andauerte, desto stärker untergruben die täglichen Berichte von der Front die Moral der Zuschauer in den USA und förderten weltweit die Antikriegsbewegungen. In der Bundesrepublik Deutschland bildete der Vietnamkrieg eine wesentliche Voraussetzung für das Aufkommen der oppositionellen, so genannten "neuen Linken". Durch die neuen Medien wirkte der Krieg in besonderer Eindrücklichkeit und Stärke – er wurde der "erste Fernsehkrieg" genannt. Die Journalisten durften in Wort und Bild unzensiert aus den Kampfgebieten berichten.

Ab 1965 wuchs die Antikriegsstimmung in Amerika und erreichte ihren Höhepunkt 1968, infolge der Tet-Offensive. Starke Truppenverbände von FNL-Guerillas und regulären Einheiten der nordvietnamesischen Armee hatten überraschend mehrere strategisch wichtige Punkte in Südvietnam angegriffen. Sogar die amerikanische Botschaft in der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon wurde für einige Stunden von Guerillas besetzt.

Die amerikanische Bevölkerung konnte diese und insbesondere die Kämpfe in Saigon vor dem Fernseher mitverfolgen und bekam einen „kollektiven Schock“. Die Bilder der rund 700 Journalisten vor Ort zeigten verletzte Soldaten, mit Leichen übersäte Straßen und zerbombte Städte in Gebieten, die seit längerem von US-Truppen kontrolliert schienen. Vielen wurde auf einmal klar, dass der Krieg keineswegs bald gewonnen sein würde. Der CBS-Nachrichtensprecher Walter Cronkite formulierte dies mit den Worten: „Was um alles in der Welt geht dort vor? Ich dachte, wir wären dabei, diesen Krieg zu gewinnen!“ Je deutlicher sich die öffentliche Meinung gegen den Krieg wendete, desto häufiger zeigten die Berichte auch dessen dunkle Seite. Da die Reporter direkt mit den amerikanischen Soldaten unterwegs waren, erlebten sie die Gräuel des Krieges hautnah mit und berichteten anschließend darüber.

Am 1. Februar 1968 wurde ein Vietcong durch den südvietnamesischen Polizeichef Nguyen Ngoc Loan standrechtlich hingerichtet. Loan schoss den Verdächtigen auf offener Straße vor Journalisten in den Kopf. Die filmisch und fotografisch dokumentierte Exekution bewirkte ein weiteres Anwachsen der öffentlichen Kritik in den USA am Krieg und trug maßgeblich dazu bei, die weltweite Antikriegsstimmung zu verstärken. Das Foto erschien auf zahlreichen Titelseiten und der Fotograf Eddie Adams gewann schließlich sogar den Pulitzer-Preis dafür. Jedoch bereute er später, das Foto veröffentlicht zu haben, da es seiner Meinung nach falsch interpretiert worden war, und verteidigte mehrmals öffentlich den ehemaligen Polizeichef, dessen Familie zuvor von Vietcong-Kämpfern ermordet worden war.

Ein anderes Bild, das zwar erst 1972 aufgenommen wurde, gilt heute wohl als das bekannteste Foto des Vietnamkrieges. Es zeigt eine Gruppe von angsterfüllten vietnamesischen Kindern, die vom Ort eines Gefechts, direkt auf den Fotografen Nick Ut zugelaufen kommen. In der Mitte dieses Bildes sieht man Kim Phuc, ein kleines Mädchen, das nach einem Napalm-Angriff schwerste Verbrennungen am ganzen Körper erlitten hatte. Das Foto entstand nahe dem Dorf 'Trang Bang' als ein südvietnamesischer Pilot beim Angriff auf eine nordvietnamesische Stellung fälschlicherweise eigene Soldaten und Zivilisten attackierte. Das Bild wurde zum Symbol für die Grausamkeiten des Vietnamkrieges und gewann ebenfalls einen Pulitzer-Preis. 'Kim Phuc' überlebte ihre schweren Verbrennungen und setzt sich heute als ehrenamtliche UNESCO-Botschafterin für Frieden ein.

In den USA bestand damals noch Wehrpflicht (die seitdem ausgesetzt, aber nicht abgeschafft ist). Viele junge Männer fürchteten, nach Vietnam gesandt zu werden; Hunderte flüchteten nach Kanada oder Schweden, um der Einberufung zu entgehen. Einige ließen sich wehruntauglich schreiben, andere zögerten die Frist studienbedingt hinaus. Wieder andere gingen zur Nationalgarde oder traten dem Friedenskorps bei, um Vietnam zu vermeiden.

Eine amerikanische Bomberstaffel wirft ihre Last ab - März 1973
Kriegsgegner in Wichita - 1967

Die USA begriffen, dass die südvietnamesische Regierung eine feste Basis im Volk benötigte, wenn sie den Aufstand überleben wollte. Um dieses Ziel, "die Herzen und den Verstand" des vietnamesischen Volkes zu gewinnen, wurden die Einheiten der US-Armee als "Zivilschutz"-Einheiten deklariert. Ein Teil der Truppen sollte sich am "nationalen Aufbau" betätigen: Dem Bau (oder Wiederaufbau) von Schulen, öffentlichen Gebäuden, Straßen und anderer Infrastruktur; medizinische Programme für Zivilisten, die keinen Zugang zu medizinischer Hilfe hatten; Erleichterung von Mitarbeit unter den örtlichen zivilen Verantwortlichen; Hygiene und andere Maßnahmen für Zivilisten etc.

Die Vietcong bemühten sich nach Kräften, diese Politik, die "Herzen und den Verstand" des vietnamesischen Volkes zu erobern, zu behindern, indem Kollaborateure in der Bevölkerung und Angehörige der Ortsverwaltungen nachts erschossen wurden. Zudem kam es häufig zu Kollisionen mit militärischen Aspekten des Krieges, dem auch viele vietnamesische Zivilisten zum Opfer fielen. Die politischen Richtlinien legten das Hauptgewicht auf das "Leichenzählen" (engl.: body count) als Maß des militärischen Erfolges.

Die südvietnamesische Regierung bekämpfte die politische Opposition durch Maßnahmen wie Folter, politische Gefangenschaft und die Durchführung einer Einmannwahl zum Präsidenten 1971. Die meisten Amerikaner unterstützten zu diesem Zeitpunkt die Fortführung des Krieges. Neben dem antikommunistischen Kampf gemäß der Domino-Theorie sah man in der Verhinderung einer kommunistischen Übernahme der Regierungsgewalt in Südvietnam eine vornehmliche Aufgabe. Viele Amerikaner fürchteten auch einen Gesichtsverlust im Falle eines Ausstiegs aus dem Krieg, was Präsident Nixon allerdings später selbst einen "ehrenvollen Frieden" nannte.

Nicht zuletzt die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere durch Daniel Ellsberg, einen zeitweiligen Mitarbeiter des Pentagon, der an der Planung des Vietnamkriegs teilgenommen hatte, öffnete einer breiten amerikanischen Öffentlichkeit die Augen: Republikanische wie demokratische Präsidenten hatten entgegen den Durchhalteparolen Kenntnis davon, dass das amerikanische Oberkommando und verschiedene Fachleute im Pentagon und State Departement davon ausgingen, dass der Krieg für Amerika nicht zu gewinnen sei, wenn das amerikanische Engagement nicht massiv um ein Vielfaches gesteigert würde. Barry Goldwater, der republikanische Senator von Arizona und Gegenkandidat von Präsident Johnson brachte es auf den Punkt: "Either you fight the war or you better leave it." (Entweder kämpft man den Krieg oder man lässt ihn besser bleiben.)

Das amerikanische Volk wurde durch den Krieg polarisiert:

Unterstützer des US-Engagements befürchteten, dass andere Nationen in Südostasien (gemäß der Domino-Theorie) binnen kurzer Zeit unter kommunistische Kontrolle gelangten, sobald der Süden in kommunistische Hände fiele.

Kriegsgegner brachten vor, dass der verbündeten Regierung von Südvietnam jede politische Legitimität fehle und dass die Unterstützung des Krieges unmoralisch sei. Aus militärischer Sicht betonten Kritiker, dass hier ein eigentlich politischer Konflikt militärisch ausgetragen werde und dem militärischen Vorgehen klare Zielsetzungen fehlten. Einige Antikriegsaktivisten waren selbst Vietnamveteranen, was die Organisation "Vietnamveteran gegen den Krieg" zeigte. Die US-Schauspielerin Jane Fonda besuchte während des Krieges das nordvietnamesische Hanoi, was ihr starke Anfeindungen einbrachte. Inzwischen bereute sie ihre Tat.

Anders als bei vorhergegangenen amerikanischen Kriegen wurden die vom Vietnamkrieg heimkehrenden Soldaten nicht als Helden verehrt; Soldaten wurden manchmal sogar wegen Kriegsverbrechen verurteilt.

1968 begann Präsident Lyndon B. Johnson seine Wiederwahlkampagne. Ein Mitglied seiner eigenen Partei, Eugene McCarthy, trat gegen ihn mit einer Antikriegsplattform an. McCarthy verlor die erste Vorwahl in New Hampshire, aber er schnitt überraschend gut gegen den Amtsinhaber ab. Im weiteren Verlauf des Vorwahlkampfs hielt der Präsident am 31. März eine überraschende Fernsehansprache, in der er die Pariser Friedensgespräche mit Vietnam ankündigte.

Nach der Niederlage Johnsons im Wahlkampf trat Robert Kennedy für die Antikriegsplattform an. Auch Johnsons Vizepräsident, Hubert Humphrey trat an und versprach, die südvietnamesische Regierung weiterhin zu unterstützen.

Robert Kennedy wurde in jenem Sommer ermordet; Humphrey gewann die Nominierung der Demokraten und trat gegen Richard Nixon zur Wahl an. Während des Wahlkampfes behauptete Nixon, einen geheimen Plan zur Beendigung des Krieges zu haben.

Die Opposition gegen den Vietnamkrieg in Australien verfolgte eine ähnliche Linie wie die der USA, besonders mit dem Widerstand zur Einberufung. Der australische Ausstieg aus dem Krieg begann 1970 unter John Gorton und wurde 1972 unter Gough Whitlam beendet.

Am 21. Januar 1977 begnadigte Präsident Jimmy Carter diejenigen Amerikaner, die aus Protest gegen den Vietnamkrieg die Steuerzahlung verweigert oder gekürzt hatten.

Moderne Kriegsführung

Napalmeinsatz südlich von Saigon, 1965
US Patrouillenboot beschießt das Ufer mit Napalm
101st Airborne Division 1967 in Vietnam

Der Vietnamkrieg bot den durch den kalten Krieg hochgerüsteten Vereinigten Staaten die seltene Gelegenheit, ihre neu entwickelten Waffen zu erproben und auch gegen sowjetisches Kriegsgerät einzusetzen, um ihre Wirkung auch für den Fall eines globalen Konflikts mit der UdSSR einzuschätzen.

Die technische Überlegenheit lag zu jeder Zeit des Konflikts auf Seiten der Amerikaner. Jagdbomber wie die F-4 Phantom sicherten die Lufthoheit, strategische Bomber, die in Guam aufstiegen, ermöglichten Flächenbombardements des Dschungels, nicht zuletzt mit dem zu dieser Zeit noch nicht geächteten Napalm. Bereits 1972 setzt die amerikanische Luftwaffe Bomben mit eingebauten Fernsehkameras ein, mit Hilfe deren Bildern sie noch im Flug die Präzision der Zielerfüllung überprüfen kann. Schon zu diesem Zeitpunkt veröffentlichte die amerikanische Luftwaffe Bilder aus einer amerikanischen Bombe, die gegen eine Brücke in Nordvietnam abgeworfen wurde. All diese Vorteile wurden jedoch zunichte gemacht durch den Dschungel, der den Waffensystemen meist die Sicht nahm und dem Viet Cong perfekte Deckung gab, beispielsweise für Hinterhalte. Des Weiteren neigten die oft unerfahrenen amerikanischen Soldaten dazu, gleich ihre kompletten Magazine im Dauerfeuer zu leeren, was u. a. auch zu einer Änderung des Dauerfeuermodus in einen 3-Schuss-Modus in den nachfolgenden M16 Versionen führte. Es wird auch immer gesagt, dass pro getötetem Feind 50.000 Schuss benötigt worden sind, hier wurde aber

  1. jegliche Art von Patronenmunition gezählt (also auch Gatling Guns in Hubschraubern) und
  2. jeder getötete Feind in diese Rechnung mit einbezogen, gleich ob er durch eine Mine, durch einen Schuss oder eine Bombe starb.
Hubschraubereinsatz in Vietnam, 1966

Insbesondere der exzessive Gebrauch von Luft- und Artillerieunterstützung sowie die amerikanische Doktrin der großen Feuerkraft auf mittlere Distanz, welche eingeführt wurden, um die eigenen Verluste möglichst zu minimieren, führten zu hohen Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung. Dies hatte wiederum zur Folge, dass jede größere Militäraktion der US-Armee v.a. unter der Landbevölkerung zahlreiche kommunistische Sympathisanten heranzog.

Das militärische Potenzial der Vietnamesen war sehr begrenzt. Die gelieferte Waffentechnik der UdSSR war nicht vergleichbar mit der Waffentechnik der amerikanischen Truppen, zumal eine professionelle Bedienung absent war. Die (sehr einfallsreichen) Guerilla-Taktiken von General Giap jedoch erwiesen sich als ausgesprochen wirkungsvoll gegen die im Dschungelkrieg unausgebildeten, meist sehr jungen Amerikaner. Daneben muß die Leidensbereitschaft der kommunistischen Seite und die Kriegsmüdigkeit der südvietnamesischen städtischen Zivilbevölkerung als entscheidende Komponenten hervorgehoben werden.

Die Vietnamisierung

Nach seiner Wahl begann Präsident Nixon seine Politik des langsamen Ausstieges aus dem Krieg. Das Ziel war, die südvietnamesische Armee stufenweise aufzubauen, damit sie den Krieg eigenständig führen konnte. Diese Politik wurde der Grundstein der so genannten Nixon-Doktrin. In Bezug auf Vietnam wurde die Doktrin Vietnamisierung genannt. Das Ziel der Vietnamisierung war, der südvietnamesischen Armee zu ermöglichen, selbst der Nationalen Befreiungsfront und der nordvietnamesischen Armee standzuhalten. Während dieser Periode begannen die USA, nach und nach ihre Truppen aus Vietnam abzuziehen. Die Bombardements wurden jedoch unvermindert fortgesetzt. Allerdings starben immer mehr amerikanische Soldaten, und unter Nixon wurden mehr Bomben geworfen als unter Johnson, so dass eine Lösung der USA aus dem Krieg nicht erkennbar wurde.

Südvietnam 1970 und der Einfall in Kambodscha

1970 ordnete Nixon einen militärischen Überfall auf Kambodscha an, um die an Südvietnam grenzenden Rückzugsgebiete der nationalen Befreiungsfront zu zerstören. Diese Tätigkeit löste weitere Proteste in amerikanischen Hochschulen aus. Am Kampus der Kent State Universität kam es ab 1. Mai zu mehrtägigen Demonstrationen. Am 4. Mai wurden dabei vier Studenten von Truppen der Nationalgarde erschossen und weitere neun verletzt (bekannt als "Kent State shootings", siehe auch: Kent (Ohio)).

Eine Absicht des Überfalls auf Kambodscha war, die kommunistischen Streitkräfte tiefer nach Kambodscha zu treiben, um das Land zu destabilisieren, was ein Faktor für den Aufstieg der Roten Khmer war, die 1975 an die Macht kamen. Das Ziel der Angriffe war eigentlich, die Nordvietnamesen an den Verhandlungstisch zurückzubringen, um sie mit in die südvietnamesische Regierung zu holen. Es wurde auch behauptet, dass die Zahl der amerikanischen und südvietnamesischen Opfer verringert werde, wenn die Militär- und Versorgungseinrichtungen der Kommunisten zerstört würden.

Mit amerikanischer Luft- und Artillerieunterstützung drangen südvietnamesische Truppen am 13. Februar 1971 nach Laos ein. Während der Wahl 1972 war der Krieg noch einmal ein Hauptthema in den USA. Der Antikriegskandidat George McGovern trat gegen Präsident Nixon an. Nixons Außenminister Henry Kissinger erklärte kurz vor der Wahl, dass "der Frieden vor der Tür" stehe, womit er McGovern schlug, der warnend auf eine Eskalation des Krieges hingewiesen hatte. Jedoch wurde ein Friedensvertrag bis zum nächsten Jahr nicht abgeschlossen, woraus viele schlossen, dass Kissingers Ankündigung ein politischer Trick gewesen war.

Kissingers Fürsprecher erklärten, die nordvietnamesischen Unterhändler hätten Kissingers Äußerung als Gelegenheit gebraucht, die Regierung Nixon in Verlegenheit zu bringen, um sie am Vermittlungstisch zu schwächen. Die USA führten das schwere Bombardement Nordvietnams weiter bis zum 30. Dezember 1972.

Das Ende des Krieges

Die letzten Kriegstage und die Einnahme von Saigon

Am 15. Januar 1973 gab es einen Fortschritt in den Friedensverhandlungen: Präsident Nixon verkündete die Beendigung der Offensive in Nordvietnam, der später ein einseitiger Rückzug der US-Truppen aus Vietnam folgte.

Die Pariser Friedensverträge wurden am 27. Januar 1973 unterzeichnet, womit die USA offiziell ihre Einmischung in den Vietnamkonflikt beendeten. Die ersten amerikanischen Kriegsgefangenen wurden am 11. Februar von Nordvietnam entlassen.

Die Friedensvereinbarung hielt jedoch nicht lange. Obgleich Nixon Südvietnam versprochen hatte, im Falle einer bröckelnden militärischen Situation Militärunterstützung zur Verfügung zu stellen, stimmte der Kongress gegen jede weitere Finanzierung militärischer Tätigkeiten in der Region. Nixon kämpfte auch um sein politisches Überleben im anwachsenden Watergate-Skandal, also unterblieb die versprochene Militärunterstützung. Die Wirtschaftshilfe wurde zwar weitergeführt, hatte aufgrund der verbreiteten Korruption in der südvietnamesischen Regierung allerdings wenig Verbesserungen für die Bevölkerung zur Folge. Der 94. Kongress stimmte schließlich für ein völliges Beenden aller Hilfe.

Datei:Vietnamescape.jpg
Südvietnamesische Zivilisten versuchen mit dem letzten US-Hubschrauber außer Landes zu fliehen

Anfang 1975 drang der Norden in den Süden ein und brachte das Land unter seine Kontrolle. Saigon wurde am 30. April 1975 eingenommen. Erst gegen acht Uhr am Morgen wurden die letzten Angehörigen des US-Marine-Corps vom Dach der US-Botschaft ausgeflogen. Nordvietnam vereinigte Nord- und Südvietnam am 2. Juli 1976 zur Sozialistischen Republik Vietnam. Saigon wurde in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt, zu Ehren des ehemaligen Präsidenten von Nordvietnam.

Kriegsverbrechen

Der Vietnamkrieg war durch diverse Kriegsverbrechen gekennzeichnet.

Das Massaker von My Lai (oder Massaker von Son My nach dem damaligen vietnamesischen Namen des Dorfes) ist das bekannteste der amerikanischen Kriegsverbrechen in Vietnam:

Am 16. März 1968 überfiel eine Einheit der US-Armee unter Leitung von Lieutenant William Calley und Sergeant Walter Faber das der Kollaboration mit den Nordvietnamesen verdächtigte südvietnamesische Dorf My Lai. In wenigen Stunden wurden etwa 400 bis 500 Zivilisten beider Geschlechter und aller Altersstufen umgebracht und danach das Dorf niedergebrannt. Einige Bewohner wurden auch vergewaltigt und gefoltert. Kaum ein Soldat verweigerte den Befehl zum Mord.

Erst viel später, am 5. Dezember 1969 wurde im Life-Magazin ein ausführlicher Artikel über das Massaker von My Lai veröffentlicht: Die Weltöffentlichkeit reagierte schockiert. Seymour Hersh, der Journalist, der die Umstände der Tragödie recherchiert hatte, bekam 1970 den Pulitzer-Preis für internationale Berichterstattung.

Erst Jahre später und erst nach massivem Druck der Kriegsgegner in den USA wurde das Verbrechen offiziell zur Kenntnis genommen. Lediglich William Calley wurde 1971 zu lebenslanger Haft verurteilt, wovon er aber nur 3 Jahre absitzen musste, um anschließend nur noch unter "Hausarrest" zu stehen. Schon 1974 wurde er von Präsident Nixon auf öffentlichen Druck begnadigt. William Calley hat sich bis heute nicht für das Massaker entschuldigt.

Heute weist eine Mahn- und Gedenkstätte auf die damaligen Vorkommnisse hin.

Ein anderes Beispiel für amerikanische Kriegsverbrechen wurde im Jahr 2003 durch die amerikanische Zeitung Toledo Blade im Rahmen eine Artikel-Serie über die Tiger Force enthüllt. Die Zeitung wurde dafür anschließend mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet.

Zudem gab es auch Berichte über Kriegsverbrechen auf nordvietnamesischer Seite, so z.B. Massaker an Zivilisten in Städten und Dörfern des Südens. Diese gehen in der Betrachtung des Konfliktes allerdings regelmäßig unter und sind kaum bekannt, da sie auf Grund der Niederlage des Südens in der Geschichtsschreibung des vereinigten Vietnams keinen Raum finden.

Kriegsopfer

Kriegsdenkmal in Washington D.C. (März 2002)

Die Zahl der Kriegstoten ist schwer zu schätzen, da amtliche Aufzeichnungen schwierig zu finden oder nicht vorhanden sind und viele der Getöteten durch die Bombardierung buchstäblich zerstückelt wurden. Viele Jahre unterdrückte Nordvietnam die korrekte Opferzahl zu Propagandazwecken.

Es ist auch schwierig, genau zu sagen, wer als "Vietnamkriegsopfer" gilt; noch heute werden Menschen durch im Vietnamkrieg abgeworfene Sprengkörper getötet. Vergiftungen und Umweltschäden durch weitflächigen Einsatz von so genannten Entlaubungsmitteln ("Agent Orange") und gewaltige soziale Probleme, die ein verwüstetes Land mit so vielen Toten mit sich bringt, sowie die Verkürzung der Lebenserwartung wirken bis in die Gegenwart.

Die niedrigsten Opferschätzungen, basierend auf zuletzt veröffentlichten nordvietnamesischen Aussagen, belaufen sich auf 1,5 Millionen getötete Vietnamesen. Vietnam gab am 3. April 1995 Zahlen frei, wonach insgesamt eine Million vietnamesische Kämpfer und vier Millionen Zivilisten im Krieg getötet wurden.

58.226 amerikanische Soldaten starben im Krieg oder sind vermisst. Australien verlor ca. 500 der 47.000 nach Vietnam entsandten Soldaten; Neuseeland verlor 38 Soldaten.

Bootsflüchtling 1980 aus Vietnam in einem Flüchtlingslager in Malaysia

Nach dem Krieg führten die rigorosen Maßnahmen der vietnamesischen Sieger, einschließlich der Gefangenenlager und "Umerziehung" zu einem Exodus von zehntausenden Vietnamesen. Viele dieser Flüchtlinge flohen mit Booten und wurden als Boat People bekannt. Sie wanderten nach Hongkong, Frankreich, Kanada, in die USA und andere Länder aus.

Eine Reihe durch den Vietnamkrieg ausgelöster Traumatisierungen und Krankheiten prägen bis heute das Leben vieler, die diese dramatische Zeit erlebt und erlitten haben.

Zeittafel

  • 1945 Nachdem Japan aus Vietnam abgezogen war, übernahmen die Kommunisten die Führung im Norden Vietnams. Ho Chi Minh ruft in Hanoi die unabhängige Demokratische Republik Vietnam aus.
  • 1946 In Südvietnam wird von Frankreich eine Gegenregierung eingesetzt.
  • 1950 Während die Regierung in Nordvietnam von der Sowjetunion und China anerkannt wird, unterstützen die USA und Großbritannien Südvietnam.
  • 1954 In Genf wird auf der Indochina-Konferenz beschlossen, dass Vietnam entlang des 17. Breitengrades vorläufig geteilt wird. Außerdem werden freie Wahlen vorbereitet.
  • 1955 Die amerikanische Regierung beginnt Südvietnam militärisch zu unterstützen. (350 Offiziere für die Ausbildung und Organisation der südvietnamesischen Armee)
  • 1956 Aus Angst vor einem kommunistischen Wahlsieg verhindert der südvietnamesische Machthaber Diem die gesamtvietnamesischen Wahlen.
  • 1960 In Südvietnam bildet sich die Guerillaorganisation Vietcong.
  • 1962 Seitens den USA wird der Bestand an militärischen Beratern von 700 auf 16.000 vervielfacht.
  • 1964 Im Golf von Tonking wird der US-Zerstörer "Maddox" von nordvietnamesischen Streitkräften angegriffen. Allerdings befand sich der US-Zerstörer nicht, wie von US-Seite behauptet, in internationalen Gewässern, sondern bereits in von Nordvietnam beanspruchtem Seegebiet. Auf Grund dieses inszenierten Vorfalls beschließt der US-Kongress Präsident Lyndon B. Johnson freie Hand bei Militäreinsätzen in Vietnam zu gewähren.
  • 1965 Die Operation "Rolling Thunder" bildet mit schweren Bombardements in Nordvietnam den Auftakt des Vietnamkrieges. Bis zum Jahresende werden in Südvietnam 200.000 US-Soldaten stationiert.
  • 1966 Im Laufe des Jahres wird das amerikanische Truppenkontingent in Südvietnam auf 400.000 Soldaten erweitert. der Massenprediger Billy Graham veranstaltet Truppenbesuche und Großveranstaltungen (so genannte Crusades (engl. für Kreuzzüge)) zu Weihnachten 66 und in den Folgejahren.
  • 1967 Mittlerweile werden in den USA zunehmend Proteste gegen den Krieg registriert. Der Aufmarsch wird jedoch fortgesetzt, so dass sich zum Jahresende 500.000 US-Soldaten in Vietnam befinden.
  • 1968 Während der so genannten "Tet-Offensive"des Vietcongs geraten die US-Truppen anfangs in Bedrängnis. Die Offensive wurde jedoch schnell gestoppt und war militärisch gesehen ein Fehlschlag für Nordvietnam. Die Wirkung der Tet-Offensive auf die amerikanische Öffentlichkeit war jedoch fatal. Glaubte man bis dahin den Krieg gewinnen zu können, war die Bevölkerung regelrecht geschockt davon, dass Nordvietnam eine solch große Offensive durchführen konnte. Diese Offensive veränderte die öffentliche Meinung dahingehend, dass immer mehr US-Bürger gegen den Vietnam-Krieg waren. Präsident Johnson stoppt die Bombardierungen, während in Paris erste Friedensgespräche geführt werden. Richard Nixon wird neuer Präsident der USA. Sein Sicherheitsberater wird Henry Kissinger. In dem Dorf My Lai verüben US-Truppen ein Massaker an der Zivilbevölkerung.
  • 1969 Unter dem Stichwort "Vietnamisierung" will Nixon die US-Truppen nach und nach aus Vietnam abziehen.
  • 1971 Die südvietnamesische Armee marschiert mit Unterstützung der USA in Laos ein.
  • 1972 Die nordvietnamesische Armee verletzt die Grenze entlang des 17. Breitengrades und betritt südvietnamesisches Gebiet. Die U.S. Air Force verschärft erneut ihre Bombardierungen in Nordvietnam.
  • 1973 In Paris wird das Waffenstillstands-Abkommen geschlossen und markiert den Austritt der USA aus dem Vietnamkrieg. Bis März 1973 verlassen die amerikanischen Truppen das Land. Der Bürgerkrieg ist jedoch nicht beendet.
  • 1975 Mit der Eroberung Saigons am 30. April durch kommunistische Truppen findet der Vietnamkrieg sein Ende.

Filme

Der Vietnam-Konflikt wurde zwar in verschiedenen Filmen thematisiert bzw. diente als Handlungskulisse; eine angemessene Aufarbeitung steht jedoch bis heute aus. Kritische US-Filme sind:

Es ist bei diesen Filmen, wie auch bei anderen durchaus kritischen amerikanischen Aufarbeitungen des Vietnamkriegs, auffällig, dass durchweg im wesentlichen die Leiden der Soldaten dargestellt werden aber kaum die der vietnamesischen Bevölkerung.

Eine der besten deutschsprachigen Übersichten mit ausführlichen Kommentaren ist zu finden unter: Napalm-am-Morgen

Literatur

Siehe auch

Rote Khmer, Liste von Kriegen, Liste von Schlachten

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