Zum Inhalt springen

Altweltkamele

Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Juli 2005 um 21:44 Uhr durch Jailbird (Diskussion | Beiträge) (form, stil). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Kamele
Kamel (Trampeltier, Camelus ferus bactrianus)
Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamelartige (Camelidae)
Gattung: Altweltkamele (Camelus)

Nur wenige Großtiere sind in der Lage, in den lebensfeindlichsten Regionen der Erde, den Wüsten, zu überleben. Die Kamele haben diese Anpassung perfektioniert. Im Gegensatz zu ihren südamerikanischen Verwandten Lama, Alpaka, Guanako und Vicuña sind die beiden Kamelarten der Altwelt Bewohner der trockensten Gebiete der Erde. So lebt das Baktrische Kamel oder Trampeltier (Camelus ferus – Wildtrampeltier „Camelus ferus ferus“ – Haustrampeltier „Camelus ferus bactrianus“), erkennbar an den zwei Höckern, vor allem in den asiatischen Wüstengebieten. Das Dromedar (Camelus dromedarius) mit nur einem Höcker lebt in der Sahara und in den arabischen Wüsten.

Etymologie

Das Wort Kamel stammt vom lateinischen camelus. Ursprünglich hieß nach Grimm das Tier mit anderem Namen gothisch ulbandus, althochdeutsch olpentâ, mittelhochdeutsch olbente. Der neue Name wurde durch die Kreuzzüge aus dem Morgenland mitgebracht: „der olbenten, daz Walhe heizent camelum.“ Über mittelhochdeutsch kémel, kemmel und kembel, auch kembelîn und kemelîn entwickelte sich die heutige Bezeichnung.

Namensgebung

Da der Name „Kamel“ als Oberbegriff für alle Kamelarten, also Trampeltier, Dromedar, Guanako, Lama, Vicunja und Alpaka benutzt wird, ist eine Benennung des baktrischen Kamels als Trampeltier durchaus üblich und bezeichnet die zweihöckerigen Altweltkamele. Alles andere könnte sonst zu Missverständnissen führen.

Die Ähnlichkeit der Wüste und des Meeres in ihrer Weite und Lebensfeindlichkeit sowie das Schaukelnde ihres Gangs bescherte dem Kamel den Beinamen Wüstenschiff, da man lange Zeit nur mit Kamelen als Transportmittel in der Lage war, die Wüste zu bereisen bzw. zu durchqueren.

Kamele – Überlebenskünstler der Wüste

Alle Altwelt-Kamelarten sind Überlebenskünstler in der Wüste. In ihren Höckern lagern die Tiere Fett ein, das ihnen in Hungerperioden als Futterreservoir dient. Mit Hilfe dieses Nahrungslagers können Kamele bis zu 30 Tage ohne Nahrung auskommen. Auch ihre Wasserspeicherung ist perfektioniert und enorm. Sie speichern so viel Wasser im Magen, dass es ihnen möglich ist, bis zu zwei Wochen ohne Flüssigkeit zu überleben. Beide Speicher füllen die Kamele auf, wenn sie Wasser oder Nahrung aufnehmen. Dabei schaffen sie es, innerhalb von zehn Minuten über 100 Liter Wasser auf einmal zu trinken und einzulagern. Augenzeugenberichten zufolge tränken die Kamelpfleger die Tiere vor einer Reise auch zwangsweise. Die Besonderheit: wenn dieses „freie“ Wasser dann auf dem Wege durch die Wüste verbraucht ist, können die Tiere durch Abbau der Fettreserven im Höcker über den Stoffwechsel auch Wasser gewinnen.

Regulierung der Körpertemperatur

Die Altweltkamele verfügen als Anpassung an ihren Lebensraum über eine ungewöhnliche Anpassungsfähigkeit der Körpertemperatur. Die Körpertemperatur eines Kamels liegt bei ausreichender Wasserversorgung auf dem säugetiertypischen Niveau von 38 °C. Mangelt es ihm dagegen an Wasser, so kann die Körpertemperatur zwischen 34 °C nachtsüber und 41 °C tagsüber schwanken, ohne dass das Tier dadurch Schaden nimmt. Über diese Anpassung der Körpertemperatur spart das Kamel Wasser. Wie der Biologe Lavers berechnet hat, bedeutet bei einem 500 Kilogramm schweren Kamel eine Erhöhung der Körpertemperatur um 7 °C, dass das Gewebe 3.000 Kilokalorien an überschüssiger Wärme speichert, die, wenn sie ausgeschwitzt würden, fünf Kilogramm verbrauchen würden. Kamele schwitzen erst dann – und verlieren damit Wasser – wenn ihre Körpertemperatur über 41 °C steigt. Es erträgt dabei einen ungewöhnlich hohen Grad an Dehydration und kann bis zu 25 Prozent Gewichtseinbuße durch Schwitzen erleiden, ohne dass diese Entwässerung sich lebensgefährdend auswirkt.

Auch das dichte Fell der Kamele wirkt regulierend auf die Körpertemperatur, da es das Sonnenlicht reflektiert. Ein geschorenes Kamel muss im Vergleich zu einem ungeschorenen um 50 % mehr schwitzen, um seine maximale Körpertemperatur nicht zu überschreiten.

Nahrung

Kamel (Trampeltier, Camelus ferus bactrianus)

Als Nahrung dienen ihnen vor allem dornenreiche, meist salzige Pflanzen. In absoluten Notsituationen fressen sie jedoch auch Knochen, Häute oder Fleisch sowie Zelte, Sandalen oder Tücher ihrer Besitzer. Da es gerade in Wüstengebieten immer wieder zu Sandstürmen kommt, müssen sich die Tiere auch vor diesen Bedingungen schützen. Sie haben extrem lange Wimpern, die die Augen überdecken und so den Sand abhalten. Außerdem sind ihre Ohren mit langen Haaren bewachsen und sie können die Nasenlöcher schließen, sodass auch hier kein Sand eindringen kann. Durch ihren Passgang, bei dem sie beide Beine einer Seite immer gemeinsam bewegen, und ihre sehr breiten Fußflächen können sie sich auch auf tiefem, weichem Sand gut fortbewegen.

Domestizierung

Kamelkarawane

All diese Eigenschaften der Kamele sind natürlich auch für die Menschen der Wüstenregionen von Vorteil. So verwundert es nicht, dass beide Kamelarten bereits vor über 3.500 Jahren domestiziert wurden und der Mensch sie seitdem als Haustiere nutzt. Sie dienen als „Wüstenschiffe“, also als Reit- und Lasttiere in den Trockengebieten. Daneben werden ihr Fleisch, Fett, Milch, Wolle und Leder genutzt. Sogar ihr Mist dient, getrocknet, in der rohstoffarmen Umgebung als Brennmaterial. Darum wurden die Tiere über fast alle Wüsten der Erde, sogar bis nach Australien, wo sie im letzten Jahrhundert eingeführt wurden, angesiedelt.

In Dubai erzielen eigens gezüchtete Rennkamele (meistens Weibchen) Marktpreise bis 1.000.000 Euro.

Die Salzwasserkamele der Wüste Gobi

Seit einigen Jahren forschen Wissenschaftler an Kamelen in der Wüste Gobi, die zwei Besonderheiten aufweisen. Anscheinend ist es die letzte und einzige wildlebende Art und die Kamele können Salzwasser verwerten. Deshalb gestalten sich die Forschungen an diesen Tieren so spannend und die Wissenschaft hofft auf neue Erkenntnisse. Es hat sich gezeigt, dass die Kamele, im Gegensatz zu ihren Haustiervettern, in der Lage sind, Salzwasser als Trinkwasser zu nutzen, eine weitere Anpassung an ihren extremen Lebensraum. Genetische Analysen bestärken zudem den Verdacht, dass es sich bei diesen Wildkamelen gar nicht um die Vorfahren der Hauskamele handelt. Diese Tiere stellen wahrscheinlich eine neue, eigene Art dar, die als Salzwasserkamel (Camelus ferus) bezeichnet wird. Zumindest handelt es sich jedoch eindeutig um eine seit längerer Zeit separierte Population der Tiere. Diese ist allerdings stark bedroht.

Neben der extremen Trockenheit sind es hier vor allem die Temperaturen, die das Leben erschweren. Im Sommer steigen sie auf bis zu 50 °C, im Winter liegen sie häufig bei bis zu –40 °C. Kamele schützen sich vor der Kälte durch einen dicken Winterpelz, den sie im Frühjahr wieder verlieren. Andere Tiere und Menschen haben da erheblich größere Probleme, wie aktuelle Bilder der Kältewelle in der Mongolei demonstrieren. Man erwartet, dass über sechs Millionen Schafe in diesem Winter erfrieren werden.

Problematisch gestaltet sich die Suche nach wilden Kamelen. Wilde zweihöckrige Kamele finden sich nur noch in einer Gesamtzahl von etwa 1000 Tieren in der Wüste Gobi. Es sind die beschriebenen seltenen Salzwasserkamele. Sie werden, nachdem sie mehr als 43 oberirdische Atomtests der Chinesen überstanden haben, von Wilderern gejagt, die die Kamele mit Landminen töten. Besonders die „Wild Camel Protection Foundation“ setzt sich für den Schutz der letzten Wildkamele ein und plant gemeinsam mit der chinesischen Regierung ein großflächiges Schutzgebiet für die Tiere.

Literatur

  • Chris Lavers: Warum Elefanten große Ohren haben – dem genialen Bauplan der Tiere auf der Spur, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch-Gladbach 2001, ISBN 3-7857-2047-5

Vorlage:Commons1