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Kapellenberg (Taunus)

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Ringwall Kapellenberg
Der Nordwall mit vorliegendem Graben

Der Nordwall mit vorliegendem Graben

Alternativname(n) Keltenwall
Staat Deutschland
Ort Hofheim
Entstehungszeit Jungsteinzeit
Erhaltungszustand Bodendenkmal
Ständische Stellung Siedlung
Geographische Lage 50° 6′ N, 8° 26′ OKoordinaten: 50° 5′ 56,6″ N, 8° 26′ 12,6″ O
Höhenlage 292 m ü. NN
Kapellenberg (Hessen)
Kapellenberg (Hessen)

Bei dem Ringwall Kapellenberg handelt es sich, nach dem Heidetränk-Oppidum, um die zweitgrößte Anlage dieser Art im Taunus. Er liegt auf einer Höhe von ca. 292 m auf dem Kapellenberg nordwestlich von Hofheim. Mit tiefergehenden Erforschungen an der jungsteinzeitlichen Anlage wurde erst im Jahr 2008 begonnen. Vorher wurden lediglich Teilbereiche, unter anderem die mittig liegenden Grabhügel, erforscht. Sie stellt die größte noch erhaltene Anlage der Michelsberger Kultur dar.

Lage und Beschreibung

Der Kapellenberg, auf welchem sich die Anlage befindet, ist ein südlich in die Mainebene hereinragender Höhenrücken. Man hat von hier aus einen weiten Blick über die Mainebene. Zum im Norden liegenden Bergsattel hin ist die Befestigung am stärksten ausgebaut. Der Ringwall hat in Nord-Süd-Richtung eine Länge von etwa 1300 m und erreicht in Ost-West-Richtung eine Breite von bis zu 500 m. Vermutet wird, dass sich im westlichen und östlichen Bereich des Nordwalls wie auch an der Südspitze Toranlagen befanden. Der Erhaltungszustand des Walls ist angesichts seines Alters sehr gut, was im Zusammenhang mit der Bodenhärte, wie auch der örtlichen Bewaldung steht, wodurch eine Erosion verhindert wurde. Auf Basis der Befunde wird davon ausgegangen, dass sich entlang des Osthangs und auf den mittigen Plateaus die Wohnbehausungen befanden, während im westlichen Bereich Nutztierherden standen.

Nahe der Bergspitze im Süden befindet sich eine Kapelle aus dem 17. Jahrhundert, die auch Namensgeber für den Bergrücken ist. Zudem finden sich im Süden die Überreste eines frührömischen Wach- und Beobachtungsturms. Dieser Turm war von einem Schutzgraben umgeben und stand in Sichtverbindung zu dem Kastell Hofheim.

Weiterhin findet sich im Süden der Gesamtanlage auch eine kleine Rundschanze von etwa 70 m Durchmesser. Diese weist einen Graben auf, vor welchem in 3 m Abstand eine Palisade verlief.

Etwa in der Mitte des Ringwalls finden sich zwei Grabanlagen, welche aufgrund der durchgeführten Untersuchungen der Schnurkeramik zugeordnet werden können.

Ebenfalls im Süden findet sich der Aussichtsplatz Meisterturm.

Ein historischer Lehrpfad von rund 3,5 km Länge führt durch die Anlage.

Geschichte

Die jüngsten Forschungen zeigen, dass der aus der Zeit der Michelsberger Kultur stammende Nordwall im Ursprung aus einem reinen Palisadenwall bestand. Er folgte dabei einer natürlichen Senke. Nachdem dieser Palisadenwall niedergebrannt war, wurde in einer zweiten Phase ein Erdwall aufgeschüttet. Auch dieser Erdwall zeigt Brandspuren. In einer dritten Phase wurde der Erdwall nochmals erhöht. Da sich keine Spuren von Kämpfen fanden, wird derzeit davon ausgegangen, dass die Brände nicht mit kriegerischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang stehen. Der Umfang der Anlage lässt darauf schließen, dass sie eines der großen politischen und wirtschaftlichen Zentren der damaligen Zeit im Rhein-Main-Gebiet darstellte.

Das Vorhandensein des römischen Wachturms spricht für sich, wobei man sich in Fachkreisen nicht darüber einig ist, wann der Turm entstand und in Nutzung war. Einige Experten gehen von einer Nutzung in den Jahren 40 n. Chr. bis 70 n. Chr. aus, andere ordenen den Bau des Turms den Jahren 83 n. Chr. bis 86 n. Chr. und dem Chattenkrieg des Domitian zu.

Vor der Errichtung der Wallfahrtskapelle wurde der Kapellenberg mit verschiedenen anderen Namen betitelt, wie Rabberg, Rabenberg, Rabenkopf, Waldberg und Räuberberg. Speziell der Name Rabberg deutet auf eine keltische Kultstätte hin. Der Bau der Kapelle erfolgte im Jahr 1667 als Fachwerkbau. Sie wurde in den Jahren 1771 bis 1772 durch einen Steinbau ersetzt. Zur Zeit der Revolutionskriege wurde sie 1795 zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1851. In 1965/66 erfolgte eine Restaurierung.

1895 wurde der Meisterturm errichtet.

Erkundung der Anlage

Im Jahr 1880 dokumentierte der Archäologe Karl August von Cohausen erstmals den gut erkennbaren Nordwall der Anlage. Nach ihm ist der Cohausen-Tempel am Westhang des Kapellenbergs benannt. Für knapp 100 Jahre wurden keine weiteren gezielten Forschungen durchgeführt, bis im Jahr 1975 unter der Leitung von Rolf Kubon eine der Grabanlagen geöffnet wurde. Auf Basis dieser Erkundung wurden die Grabanlagen der Schnurkeramik zugeordnet.

Der Nordwall mit Graben in westlicher Richtung

Die Befunde der Hauptanlage basierten bis 2008 weitestgehend auf Lesefunden. Diese ließen schon frühzeitig darauf schließen, dass der Kapellenberg bereits zur Zeit der Michelsberger Kultur umfangreich besiedelt war. Auch eine Besiedlung zu hallstattzeitlicher Epoche erscheint aufgrund der Funde gesichert. Angenommen wurde auch, das zur La-Tène-Zeit der Kapellenberg bereits eine Befestigung aufwies.

Es wurde bis 2008 aufgrund des Umfangs, des Erhaltungszustandes, wie auch der Darstellung der Anlage davon ausgegangen, dass der Ringwall auf dem Kapellenberg im Frühmittelalter erneut befesigt wurde. Diese Annahme fand aber bei den folgenden Erkundungen keine Bestätigung.[1]

Als Kooperationsprojekt des Instituts für Vor- und Frühgeschichte der Universität Mainz, des Landesamts für Denkmalpflege Hessen und des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz wurden im Rahmen einer Lehrgrabung im Juli 2008 Ausgrabungen an der Anlage durchgeführt. In der zugehörigen Dissertation wurde durch Nadine Richter herausgefunden, dass es sich bei der Anlage um ein Bauwerk handelt, welches der Michelsberger Kultur zuzuordnen ist. Diese Erkenntnis revolutioniert die bisherige Annahme, dass es sich um hier um eine frühmittelalterliche Konstruktion handelt. Vielmehr ist die Anlage somit in die Jungsteinzeit einzuordnen. Sie ist demzufolge mehrere tausend Jahre älter als ursprünglich angenommen.

Im Jahr 2009 wurden die Grabungen fortgesetzt, wobei unter anderem Überreste eines Hauses von 6 m auf 9 m Größe gefunden wurden.

Man vermutet, dass es sich bei der kleinen, rund 70 m durchmessenden Anlage um ein Heiligtum handelt, das mit den sogenannten Henge-Monuments vergleichbar ist.

Weitere Untersuchungen sind für 2011 und 2012 geplant.

Denkmalschutz

Der Bereich der Wallanlage ist ein Bodendenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Galerie

Literatur

  • Fritz-Rudolf Herrmann, Albrecht Jockenhövel: Die Vorgeschichte Hessens. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-8062-0458-6
  • Fritz-Rudolf Herrmann: Der Kapellenberg bei Hofheim am Taunus, Main-Taunus-Kreis. Führungsblatt zu den vorgeschichtlichen Grabhügeln, dem römischen Wachtturm und dem frühmittelalterlichen Ringwall. Wiesbaden 1983, ISBN 3-89822-030-3 (Archäologische Denkmäler in Hessen 30).
  • Rolf Kubon, Günter Rühl: Der Kapellenberg bei Hofheim am Taunus In: "Beiträge zur Hofheimer Geschichte" Geschichts- und Altertumsverein Hofheim e.V., 1977
  • Georg W. Sante: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 4, Hessen, 3. Auflage, Januar 1976, ISBN 978-3-520-27403-8

Einzelnachweise

  1. Vermutetes Alter des Nordwalles vom Kappellenberg in Hofheim von 6000 Jahren ist bestätigt