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Goltz ist der Name eines alten märkischen Adelsgeschlechts. Die Familie von der Goltz, deren Zweige zum Teil bis heute bestehen, gehört zum Uradel in der Neumark. Stammesverwandtschaften bestehen zu zahlreichen briefadeligen Zweigen, zwei Linien wurden auf Grund von Adoptionen im 19. Jahrhundert nobilitiert.
Geschichte
Herkunft
Nach einer Familiensage soll das Geschlecht von den Grafen von Dienheim, die ursprünglich im Rheinland saßen, abstammen. Andreas Graf von Dienheim wurde demnach Anfang des 12. Jahrhunderts Oberster Kriegsherr des polnischen Königs Boleslaw III. Durch Heirat mit der Erbtochter des vermögenden Landrichters zu Gostyn, Johann Prawda, kam er in den Besitz der Herrschaft Golczewo [1].
Erstmals urkundlich erwähnt wird die Familie im Jahre 1297 mit Arnoldus de Goltzen [2]. Er begründete im Auftrag der Markgrafen von Brandenburg die Stadt Dramburg. Wahrscheinlich kam das Geschlecht aus der Uckermark und gelangte im Zuge der Deutschen Ostsiedlung nach Ostpommern. Von dort wurden Angehörige in Verbindung mit dem Johanniterorden und dem Deutschen Orden in ganz Pommern und Ostpreußen sesshaft [3].
Ausbreitung und Persönlichkeiten
Bereits 1361, nach Kneschke 1369, treten zwei Stämme auf. Nach einer Güterteilung wurde die Schwarze, auch Clausdorfsche Linie und die Weiße, oder Heinrichsdorfsche Linie, begründet. Die Schwarze Linie verblieb bis zur Teilungen Polens im Lande, die Weiße Linie wurde schon früh in Brandenburg sesshaft [1].
Nach Österreich gelangte die Familie mit Günther von der Goltz, der 1598 Maria Salome von und zu Polheim heiratete. Er wurde kaiserlicher kommandierender General und Oberst eines Regiments. Aus diesem Zweig kam auch der im Dreißigjährigen Krieg bekannt gewordene Maximilian Martin von der Goltz. Mit dem Tod von Ernst Ignatz Johann Nepomuk Graf von der Goltz erlosch die katholische Linie am Ende des 18. Jahrhunderts.
Das Geschlecht hat bedeutende Diplomaten, Staatsbeamte, Gelehrte aber von allem Offiziere hervorgebracht, so unter anderem 5 Feldmarschälle und 38 Generäle. Von den in königlich preußischen Diensten stehenden Angehörigen, erhielten 19 den Orden Pour le Mérite [3]. Im Jahre 1806 dienten 21 Grafen, Barone und Herren von der Goltz in der preußischen Armee, im Jahre 1836 waren es bereits 26 Mitglieder der Familie [4].
Joachim Rüdiger Freiherr von der Goltz (* 1620) aus dem Hanse Clausdorf stand zunächst in königlich französischen Diensten. Im Jahre 1654 trat er als Oberst in kurbrandenburgische Dienste in denen er zur Würde eines Generals der Infanterie und Regimentschef gelangte. 1661 wurde er Gouverneur von Berlin. 1665 trat er in königlich dänische Dienste, und 1680 in die des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen, der ihn zum Generalfeldmarschall und wirklichen Geheimen Kriegsrat ernannte. 1683 beim Entsatz von Wien gegen die Türken, kommandierte er die sächsischen Truppen. Kr war nur kurze Zeit mit einer Witwe von Canitz, geborne von Burgsdorff, der Mutter des bedeutenden Dichters Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz, verheiratet und starb 1688 ohne Nachkommenschaft. Nach ihm wurde die Goltzstraße in Wien benannt.
Heinrich Freiherr von der Goltz, ein Vetter des Vorigen, studierte bei den Jesuiten und diente später bei den Franzosen und Holländern. König Friedrich I. nahm ihn als Generalmajor in seine Dienste, überliess ihm aber schon kurze Zeit später den Posten eines Kommandanten der freien Stadt Danzig. Später wurde er polnischer Gencrallieutenant, doch schon wenige Monate darauf trat er als Feldmarschalleutnant in das Heer des russischen Zaren Peter I. ein. Er kämpfte gegen die Schweden in der Schlacht bei Mogilev und wurde Gesandten in Konstantinopel. Er starb 1725 auf seinen Gut Clausdorf in Ostpreußen [4].
Christoph Heinrich von der Goltz († 1739) war königlich preußischer Generalleutnant, Chef eines Regiments zu Fuss, Kommandant zu Magdeburg, Drost zu Rheinsberg und Ritter des schwarzen Adlerordens. Er besaß bedeutende Güter, die aber, da er keine Kinder aus seiner Ehe mit Elisabeth Juliane von Bonin hinterließ, als eröffnete Lehn an die Krone zurück fielen.
Georg Conrad von der Goltz wurde königlich preußischer Generalmajor, Chef des Regiments Gensdarmes, Generalkriegskommissar, Amtshauptmann zu Cottbus, Peitz und Aschersleben, Ritter des Johanniter- und des Ordens Pour le mérite und designirter Komtur auf Lagow. Er starb am 4. August 1747 zu Berlin. Er hatte großen Anteil an der erfolgreichen Besetzung von Glogau in der Schlacht vom 8. bis 9. März 1741 während des Ersten Schlesischen Kriegs, was ihm die besondere Gnade Friedrichs des Grossen verschaffte.
Im Staatsdienst zeichnete sich August Graf von der Goltz aus. Er war königlich preußischer Staatsminister und wurde auch mit Gesandtschaften an mehreren Höfen sowie am deutschen Bundestage betraut. Er starb am 5. Februar 1836 als königlich preußischer Obermarschall [4].
Bedeutende Angehörige der Familie aus jüngerer Zeit waren unter anderem der Theologe Hermann von der Goltz (* 1835; † 1906), der seit 1892 geistlicher Vizepräsident des Evangelischen Oberkirchenrates und damit ranghöchster Geistlicher der preußischen Landeskirche war, und der preußische Generalfeldmarschall und Militärhistoriker Colmar von der Goltz (* 1843; † 1916). Er war von 1883 bis 1895 Leiter des türkischen Militärbildungswesens und wurde 1914, mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges, zum Generalgouverneur von Belgien ernannt. Auf eigenen Wusch kehrte er noch im gleichen Jahr in die Türkei zurück und starb 1916 in seinem Hauptquartier in Bagdad.
Am 1. Dezember 1890 wurde in Potsdam ein Familienverband gegründet, der alle zwei Jahre Familentage abhält.
Besitzungen
In Westpreußen war die Familie, noch bevor es als Provinz an die Krone Preussen fiel, stattlich begütert. Unter anderen waren sie Starosten von Tuchel. In Pommern hatte Joachim Rüdiger Freiherr von der Goltz im 17. Jahrhundert die Güter Barsin und Barwin von den Massow, Quakenburg von den Zitzewitz, Wobeser, Trebblin und Neuendorf von den Puttkamer und Pöppel von den Brünow erworben.
Der gräfliche Stamm besaß Mitte des 19. Jahrhunderts die Häuser zu Clausdorf, Heinrichsdorf und Sortlack, wobei die beiden ersteren Häuser jeweils einen jüngeren und einen älteren Zweig besaßen. Die beiden Zweige zu Clausdorf wurden Linien zu Teschendorf und zu Tlukum genannt. Der freiherrlichen Linien begründete die Häuser zu Sortlack, Brotzen, Giesen, Curtow und Clausdorf. Das Haus Sortlack besaß die Zweige zu Leißienen, Fingatten, Domnaw, Mertensdorf und Großlaut und das Haus Clausdorf die Zweige zu Schellin, Konsbruch und Kopriewe. Die Grafen von der Goltz waren unter anderem mit den Schönauer Gütern zu Marienwerder, Czaicze, Tinkum sowie weiteren Besitzungen in Ost- und Westpreußen begütert. Die Freiherren von der Goltz besaßen Kreitzig bei Schivelbein, Kattun bei Schneidemühl, Kopriewe, Pozdanzig und Pflastermühle bei Schlochau, Tillitz bei Strasburg in Westpreußen, Mertensdorf und Sortlack bei Friedland in Ostpreußen und Kallen bei Fischhausen [1].
Standeserhebungen
Im Laufe der Zeit sind an die verschiedenen Linien und Häuser Familie von der Goltz zahlreiche Standeserhebungen gekommen. Die älteste stammt aus dem Jahre 1634, die letzte
Linie Brotzen
Der dem Haus Jenikau stammende kaiserliche Oberst und Kommandant zu Regensburg Martin Maximilian von der Goltz, erhielt am 15. September 1634 zu Ebersdorf den Reichsfreiherrenstand [5].
Aus dem Haus Kreitzig erhielten am 18. März 1912 durch Allerhöchste Kabinettsorder bzw. am 5. November 1913 zu Berlin durch Heroldsamtsreskript, die Nachkommen des 1910 verstorbenen Dr. jur. Rüdiger von der Goltz auf Kreitzig, Landesdirektor außer Dienst, eine preußische Genemigung zur Führung des Freiherrentitels [5].
Linie Heinrichsdorf
Linie Raakow
Linie Wuhrow
Briefadelige Linien
1678 und 1693
Georg Casper und Johann Rüdiger, die natürlichen Söhne des königlich dänischen und kurfürstlich brandenburgischen Feldmarschalleutnants und geheimen Kriegsrates Joachim Rüdiger Baron von der Goltz aus dem Haus Heinrichsdorf, erhielten am 10. Mai 1678 zu Wien eine Reichsadelslegitimation unter Beilegung des väterlichen Namens und Wappens. Erst genannter Georg Casper von der Goltz erhielt am 2. Juni 1689 zu Wien den Reichsfreiherrenstand, der am 7. November 1691 eine kurfürstlich brandenburgische Anerkennung fand. Balthasar Wilhelm, ein weiterer natürlicher Sohn von Joachim Rüdiger Baron von der Goltz, erhielt am 6. September 1693 zu Wien die Reichsadelslegitimation, ebenfalls unter Bewilegung des väterlichen Namens und Wappens [5].
1787
Am 3. März 1787 zu Berlin erhielt Carl, der natürliche Sohn von Leopoeld Heinrich von der Goltz aus dem Haus Heinrichsdorf, königlich preußischer Oberst und Gesandter in St. Petersburg, eine preußische Adelslegitimation. Am 9. Mai 1789 wurde er und seine Nachkommen in den preußischen Grafenstand erhoben [5].
1836
Der königlich preußische Fähnrich im Kürassierregiment Nr.3 Hermann Goltz, ein Adoptivsohn des königlich preußischen Majors Friedrich Leopold von der Goltz aus dem Haus Leißienen, erhielt am 25. März 1836 zu Berlin den preußischen Adelsstand mit dem Prädikat von der Goltz [5].
1861
Die Nichte und seit dem 20. Dezember 1860 Adoptivtochter des königlich preußischen Generalmajors August Freiherr von der Goltz aus dem Haus Leißienen, Anna Epping, wurde am 29. April 1861 zu Berlin in den preußischen Adels- und Freiherrenstand als von der Goltz erhoben [5].
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Rot einen silbernen Sparren. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken sieben schwarze Hahnenfedern.
Seit Ende des 17. Jahrhunderts führt die Familie ein gespaltenes Wappen mit zwei Helmen. Vorne in Silber eine silbergefugte rote Zinnenmauer (auch in Rot eine silberne Zinnenmauer), aus der ein goldener Löwe, der einen goldenen Ring zwischen den Pranken hält, wächst. Hinten in Blau ein goldener Sparren, begleitet von drei (2, 1) goldenen Lilien. Der rechte Helm mit rot-silbernen Helmdecken, der Löwe mit Ring, auf den linken Helm mit blau-goldenen Helmdecken, der wachsende Rumpf einer Jungfrau mit gestümmelten Armen, offenen goldenen Haar, in gold-blauer quadrierter Kleidung, der Kopf mit drei gold-blau geteilten Wecken besetzt [5] [6].
Wappengeschichte
Nach Gustav Adelbert Seyler ist dem Stammwappen derer von der Goltz das Wappen der polnischen Wappengemeinschaft Prawdzic, auch Prawda, vermutlich wegen einer Heirat, hinzugefügt wurden. Das Wappen Prawda wird beschrieben: in Rot, aus roter Zinnmauer wachsend ein goldener Löwe, einen goldenen Ring in den Pranken haltend. Der Löwe wird von älteren Genealogen auf die Herren von Dienheim bezogen, die unter einen silbernen Schildhaupt in Rot einen goldgekrönten silbernen Löwen führten. Der Ring bzw. Schlüsselring, ist das redende Wappenbild der Prawda [6].
Der Sparren war demnach ein Sonderwappen, das hauptsächlich für Heerfahrten im Ausland geführt und dort in der Tingierung dem jeweiligen Zweck angepasst wurde. In einem fränzösischen Wappenbrief von 1653 wird erwähnt, dass das Wappen derer von der Goltz zurzeit ein goldener Sparren in Blau sei, während Georg von der Goltz 1608 einen silbernen Sparren in Rot führte. In einer weiteren Variante ist der Sparren silbern-schwarz nach der Figur geteilt in Rot (Siebmachers Wappenbuch 1605) [6].
Der königlich französische Offizier Joachim Rüdiger von der Goltz erhielt vom französischen König Ludwig XIV. im Jahre 1653 für sich und seine Wappengenossen (alliés) die Erlaubnis, dem goldenen Sparren in Blau drei goldene Lilien hinzuzufügen. Die Familie machte von der Erlaubnis zunächst nur zögend Gebrauch, erst später wurde die Farbgebung allgemein gebräuchlich [6].
Namensträger
- August Friedrich Ferdinand von der Goltz (* 1765; † 1832), preußischer Staatsmann
- Colmar von der Goltz (* 1843; † 1916), preußischer Generalfeldmarschall, Militärhistoriker und -schriftsteller (Goltz Pascha)
- Eduard Kuno von der Goltz (* 1817; † 1897) preußischer General und Abgeordneter im Reichstag
- Eduard von der Goltz (* 1870; † 1939), deutscher evangelischer Theologe
- Georg-Conrad von der Goltz (* 1704; † 1747), preußischer Generalmajor
- Gottfried von der Goltz (* 1964), deutsch-norwegischer Musiker (Violinist)
- Hermann von der Goltz (* 1835; † 1906), protestantischer Theologe
- Hubertus von der Goltz (* 1941), deutscher Künstler
- Joachim von der Goltz (* 1892; † 1972), deutscher Jurist, Landwirt und Schriftsteller
- Joachim Rüdiger von der Goltz (* 1620; † 1688), dänischer und kursächsischer Generalfeldmarschall
- Karl Friedrich von der Goltz (* 1815; † 1901), preußischer General der Kavallerie
- Kristin von der Goltz (* 1966) , deutsch-norwegische Musikerin
- Max von der Goltz (* 1838; † 1906), preußischer Admiral
- Robert Heinrich Ludwig von der Goltz (* 1817; † 1869), preußischer Diplomat
- Rüdiger von der Goltz (Offizier) (* 1865; † 1946), deutscher General, Freikorpsführer im Baltikum, Militärberater Finnlands im Unabhängigkeitskrieg und Gegner der Weimarer Republik sowie Namensgeber der ehemaligen Panzerkaserne in Hamburg-Rahlstedt
- Rüdiger von der Goltz (Jurist) (* 1894; † 1976), deutscher Jurist, Strafverteidiger und Politiker (NSDAP)
- Theodor von der Goltz (* 1836; † 1905), deutscher Agrarwissenschaftler
Einzelnachweise
- ↑ a b c Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 3, Seite 593–596
- ↑ Staatsarchiv Berlin bzw. Adolph Friedrich Johann Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis.; 1, 18, Seite 215
- ↑ a b Klaus-Peter Hoepke: Goltz, von der. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 627 (Digitalisat).
- ↑ a b c Neues preußisches Adelslexicon Band 2, Seite 261-265
- ↑ a b c d e f g Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IV, Band 67 der Gesamtreihe, Seite 189-195
- ↑ a b c d Otto Hupp: Münchener Kalender 1916. Seite 29
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IV, Band 67 der Gesamtreihe, Seite 189-195; C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1978, ISSN 0435-2408
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1916. Verlagsanstalt Buch u. Kunstdruckerei AG, München / Regensburg 1916.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 3, Friedrich Voigt's Buchhandlung, Leipzig 1861, Seite 593-596. (Digitalisat)
- Klaus-Peter Hoepke: Goltz, von der. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 627 (Digitalisat).
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Band 2, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1836, Seite 261-265. (Digitalisat)
Weblinks
- Wappen derer vpon der Goltz in Johann Siebmachers Wappenbuch (um 1605)
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