Zum Inhalt springen

Luftschlacht um England

Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Juni 2005 um 14:36 Uhr durch Florian.Keßler (Diskussion | Beiträge) (Kategorie:Deutsche Militärgeschichte (Schlacht) -> Schlacht (Deutschland)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Luftschlacht um England war eine Serie von Luftgefechten in englischem Luftraum, die von der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg von Mitte 1940 bis Anfang 1941 gegen die Royal Air Force (RAF) geführt wurden.

Erklärtes Ziel Deutschlands in der Luftschlacht um England war die Vorbereitung einer Invasion Englands dem Unternehmen Seelöwe, vor allem durch die Vernichtung der Kampfkraft der Royal Air Force. Hitler hoffte jedoch, England zur Einstellung der Kampfhandlungen zwingen zu können, ohne die Invasion tatsächlich durchführen zu müssen.

Der Begriff „(Luft-)Schlacht um England“ wurde vom britischen Premierminister Winston Churchill geprägt, der am 18. Juli 1940 in einer Rede vor dem Unterhaus erklärte:

Was General Weygand die 'Schlacht um Frankreich' nannte ist vorbei, jetzt wird die Schlacht um Britannien beginnen.
Datei:LondonBombedWWII.png
London während der Luftschlacht

Verlauf der Luftschlacht

Kanalkampf: 10. Juli - 11. August 1940

Obwohl bereits auch bei Tage Ziele an der englischen Küste angegriffen wurden, konzentrierten sich in dieser Phase die Angriffe der Luftwaffe auf Konvois im Ärmelkanal, in der Themsemündung sowie auf Marineeinrichtungen entlang der Küste. Bei Nacht wurden Ziele im Landesinneren bombardiert. Sowohl die Luftwaffe als auch die RAF nahmen diese Gelegenheit wahr, ihre Taktik und Kampfkraft zu vergleichen.

Angriffe auf küstennahe Ziele: 12. August - 23. August 1940

Am 12.August kam es schließlich zu einem Großangriff auf Radarstationen bei Portland und Dover, bei dem über 200 Bomber beteiligt waren. Auch einige küstennahe Stützpunkte der britischen Abfangjäger wurden von Bombern und Jadgflugzeugen angegriffen.

Mit dem 13. August, dem „Adlertag“, begann eine Serie von Großangriffen auf die Einrichtungen der RAF, im speziellen den Stützpunkten der 11 Fighter Group unter der Führung des charismatischen Luftmarschalls Keith Park. Auch küstennahe Radarstationen und Einrichtungen der Marine waren immer wieder das Ziel der Angriffe.

Angriffe auf Flugplätze und Flugzeugwerke in Südengland: 24. August - 6. September 1940

Je mehr die Ziele ins Landesinnere rückten, desto schwieriger wurde die Situation für die Angreifer. Ein großes Handicap der deutschen Messerschmitt Bf 109 war ihre für den Einsatz als Begleitschutzjäger unzureichende Eindringtiefe. Ab Erreichen der englischen Küste hatten die Piloten der Bf 109 noch einen Treibstoffvorrat für etwa 30 Minuten Kampfzeit. Mussten sie Bomber 15 Minuten (ca. 100 Kilometer) weit ins Landesinnere begleiten, blieb praktisch kein Treibstoff für einen Kampf gegen die britischen Jagdflugzeuge.

Die eigentlich zum Langstrecken-Begleitschutz vorgesehene zweimotorige Messerschmitt Bf 110 verfügte zwar über die nötige Eindringtiefe, erwies sich aber für diese Aufgabe als völlig ungeeignet und erlitt schwere Verluste. Dennoch kamen die Stützpunkte der 11 Fighter Group, zuständig für die Verteidigung Südenglands und London, in schwere Bedrängnis.

Jedoch waren die von der Luftwaffe angenommenen Verluste auf englischer Seite fehlerhaft und von der Propaganda verändert. Viele der als Totalverlust gezählten Flugzeuge der RAF waren tatsächlich nur beschädigt und die wertvollen Piloten am selben Tag wieder einsatzbereit. Die deutsche Aufklärung versagte und die Auffassung seitens der deutschen Führung entstand, dass die RAF "de facto" nicht mehr einsatzfähig sei.

Tagangriffe auf London: ab 7. September 1940

Datei:Heinkel He III over London 7 Sep 1940.jpg
Heinkel He 111 am 7. September 1940 über London
Saint Paul's Cathedral während eines deutschen Angriffs

Als Reaktion auf einen Nachtangriff der RAF am 25. August auf Berlin befahl Hitler am 4. September, von nun an London anzugreifen. Als die Bombardierung der südenglischen Jägerstützpunkte eingestellt wurde, konnte sich die britische Luftverteidigung erholen und in weitere Folge voll gegen die unzureichend ausgrüsteten Verbände deutscher Bomber und Jagdbomber entfalten.

Zur Verteidigung Londons wurde außerdem nun auch die 12 Fighter Group unter Führung von Air Vice Marshall Leigh-Mallory hinzugezogen. Damit wurden erstmals zahlenmäßig starke Verbände englischer Jäger zum Einsatz gebracht. Ab dem 29. Oktober 1940 wurden die Großangriffe auf London bei Tage eingestellt. Vereinzelte Angriffe mit Bombern und Jagdbombern wurden jedoch weiterhin geflogen. Die Nachtangriffe wurden bis Mai 1941 weitergeführt.

Ergebnis

Die Luftschlacht um England führte letztendlich zu einer Niederlage der deutschen Luftwaffe. Die Ursachen für die Niederlage lagen u.a. in verfehlten deutschen Vorstellungen über die Möglichkeiten eines strategischen Luftkrieges, schlechter Einsatztaktik des deutschen Oberkommandos, Fehlen von taktischen Bombern und Langstreckenbegleitjägern, mangelhafter Geheimdienstarbeit sowie im leistungsfähigen, radargestützten britischen Jägerleitsystem.

Außerdem erlitt die deutsche Luftwaffe in der als Abnutzungskrieg geführten Luftschlacht größere Verluste, während die Briten ihre Verluste durch eine gesteigerte Produktion von Jagdflugzeugen und eine beschleunigte Pilotenausbildung wettmachen konnten.

Datei:Do-17 brennend.jpg
Abgeschossene Do 17Z

In den zwei Jahren zwischen dem Münchner Abkommen und der Luftschlacht um England arbeiteten die Briten fieberhaft am Aufbau einer modernen Jagdwaffe. Allein in den drei Monaten vor Beginn der Luftschlacht konnten die britischen Fabriken über 1.400 Jagdflugzeuge fertigstellen. Um dem dringenden Personalbedarf nachzukommen, wurden Piloten aus dem Commonwealth, Frankreich, den USA, Polen und der Tschechoslowakei unter dem Befehl der Royal Air Force eingesetzt.

Winston Churchill bemerkte über die Bedeutung der Schlacht: Nie zuvor in der Geschichte des kriegerischen Konflikts verdankten so Viele so Wenigen so viel. Damit war der legendäre Ausdruck The Few (deutsch: die Wenigen) als Synonym für die Piloten der Royal Air Force geprägt. Er spielte damit auch auf die zu Beginn der Operation bestehende wahrgenommene Unterlegenheit von eins zu drei in Hinsicht auf die Anzahl der einsatzbereiten Kampfflugzeuge an.

Die deutschen Jägerpiloten wurden in der Folge von ihrem Oberkommandeur Hermann Göring der Feigheit bezichtigt. Göring erneuerte diesen Vorwurf im weiteren Verlauf des Krieges verschiedene Male, um Niederlagen der Luftwaffe zu erklären und von seinem eigenen Versagen als Kommandeur abzulenken.

Flugzeugtypen

Die wichtigsten eingesetzten Flugzeugtypen waren:

Siehe auch