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Altes Theater (Heilbronn)

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Das beschädigte Theater
Das beschädigte Theater

Das alte Stadttheater in Heilbronn war ein ab 1911 nach einem Entwurf von Theodor Fischer im Jugendstil errichtetes Theaterbauwerk, das im Zweiten Weltkrieg beschädigt und 1970 gesprengt wurde. Das Theater befand sich am Nordende der Allee an der Turmstraße 37 und war das Vorgängerbauwerk des heutigen Heilbronner Stadttheaters.


Lage und Umgebung

Die nördliche Allee zu Heilbronn

Das alte Stadttheater stand am Nordende der Allee. Die Heilbronner Allee war 1846 entstanden, als sich die Innenstadt nach Osten erweiterte und der ehemalige Graben vor der Stadtmauer zugeschüttet wurde. Die Allee war ähnlich den Boulevards in Frankreich als Promenade angelegt, wobei das alte Stadttheater den Blickpunkt der nördlichen Allee bildete. Sie galt als baukünstlerischer, krönender Abschluss der mit Linden und Blumen bepflanzten Promenade[1]

Geschichte

Baugeschichte (1903-1913)

Vorentwurf

Stadtbaurat Scherer, der damals als örtlicher Bauleiter beim Bau des Stadttheaters tätig war, fügte der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum seine Erinnerungen hinzu. Auch er erwähnt die unzureichenden Zustände im Aktientheater, beschreibt dann weiterhin einen Vorentwurf aus dem Jahre 1902, der auf dem Bismarckpark gestanden hätte [2]:

Es wurden daher schon im Jahre 1902 von Oberbürgermeister Hegelmaier Planskizzen zu einem Theatergebäude an der Ecke Bismarck- und Herbsstraße bei Prof. Dr. Theodor Fischer, den Architekten Fellner und Hellmer in Wien und Moritz in Köln eingeholt. Die Weiterbehandlung scheiterte jedoch an der Aufbringung der nötigen Mittel

Vorentwurf von 1902 für das Heilbronner Theater unter Oberbürgermeister Hegelmaier

Aktientheater

Robert Bauer beschreibt [3] die Zustände in Heilbronn, als die Heilbronner Bevölkerung das „Aktientheater“ im Harmoniegarten besuchte, dieses aber wegen Feuergefährlichkeit geschlossen werden musste. Nachdem die Harmoniegesellschaft das „Aktientheater“ aufgrund zu hoher Kosten nicht modernisieren wollte, vermietete sie das Haus an die Stadt Heilbronn. Aufgrund mangelnder Renovationen blieben die Vorstellungen jedoch schwach besucht. Robert Bauer schildert dies wie folgt:

... Der alte Rumpelkasten passt nicht mehr in die neue Zeit".- So schrieb im November 1906 der Stuttgarter Schriftsteller W. Widmann in einem Feuilleton in der Neckarzeitung, womit er der Meinung Ausdruck verlieh, die damals in Heilbronn allgemein war. Sie war besonders wach gerufen worden durch Hegelmaiers Weigerung im November 1903, die Saison wegen Feuergefährlichkeit des Theaters eröffnen zu lassen. Dieser Gewaltakt, damals vielfach verurteilt, hatte zunächst eine Reihe von Verbesserungen zur Folge, die, als sie immer kostspieliger zu werden drohten, von der Harmonie-Gesellschaft abgelehnt wurden. Sie überließ der Stadt das Theater in Miete und so wurde das „Aktientheater“ zwar zu einem „Stadttheater“, aber in seiner Einrichtung blieb es nicht viel besser als vorher, trotz ständiger Aufwendungen: Immer noch konnte nur mit Dispens von den ministeriellen Forderungen [...] gespielt werden, immer leerer wurden die Vorstellungen, unter dem Druck einer gewissen Unsicherheit wie auch einer wachsenden Unzufriedenheit mit den örtlichen Verhältnissen und ungenügenden Einrichtungen.


Um- oder Neubau

Am 17. Februar 1908 erhielt die Stadtverwaltung von der Theaterdirektion Steng-Krauß einen Plan für einen Umbau des Aktientheaters, der 120 000 Mark kosten sollte. Nachdem jedoch am 9. März 1908 die „Neckar-Zeitung“ den Umbau des Aktientheaters ablehnte und sogar am 12. März 1908 eine Bürgerumfrage forderte, die über Umbau oder Neubau entscheiden sollte, berief am 9. April 1908 der Oberbürgermeister Dr. Paul Göbel eine Bürgerversammlung ein, die einen Umbau ablehnte und einen Neubau befürwortete. Daraufhin rief am 9. Mai 1908 Oberbürgermeister Dr. Paul Göbel im Namen der Heilbronner Bevölkerung zu Stiftungen für den Neubau eines Theaters auf. Am 4. Juni 1908 standen bereits 505 900 Mark in Form von Darlehen und 69 725 Mark in Form von Stiftungen zur Verfügung. Robert Bauer schildert [3] diesen Entscheidungsprozess wie folgt:

... All diese Beobachtungen und Erfahrungen mit ihrem trüben finanziellen Niederschlag legte schließlich die Direktion Steng-Krauß in einer Denkschrift nieder, die einen durchgreifenden, auf 120.000 Mark veranschlagten Umbau des Theaters forderte. Das war im Februar 1908. Im April beschloss, von Oberbürgermeister Dr. Göbel einberufen, eine Bürgerversammlung nicht Umbau, sondern Neubau, und die Bürgerschaft stellte nach kaum Monatsfrist die erforderliche Bausumme in Stiftungen und gegen Anteilscheine zur Verfügung. Eine rasche Erfüllung des lang gehegten Wunsches schien gegeben zu sein. Wer konnte schon damals ahnen, dass erst nach 5 1/2 Jahren jene schöne Tat opferfreudigen Bürgersinns ihre Erfüllung finden werden? Das Vorspiel war so glücklich beendet.

Standort

Robert Bauer thematisiert weiter [3] die Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Wahl des Bauplatzes. Den Bauplatz sollte eine vom Gemeinderat am 11. Juni 1908 gebildete „Theaterkommission“ auswählen, die sich aus dem Stadtvorstand, fünf Gemeinderatsmitgliedern, drei Bürgerausschussmitgliedern und sechs Vertretern der Zeichner zusammensetzen sollte. Nachdem jedoch am 25. Juni 1908 der Bürgerausschuss ebenso mit fünf Mitgliedern in der Theaterkommission vertreten sein wollte, genehmigte der Gemeinderat am 31. Juli 1908, dass der Bürgerausschuss mit fünf Mitgliedern in der Theaterkommission vertreten sein sollte. Dieser Bürgerausschuss verweigerte daraufhin am 23. September 1908 dem Heilbronner Gemeinderat seine Zustimmung, als der Gemeinderat den Bismarckplatz als Standort für den Theaterneubau aussuchte. Der Heilbronner Gemeinderat lehnte daraufhin eine Abstimmung beider Kollegien für die Platzwahl ab und bestand auf dem Bismarckplatz als Standort des Theaterneubaus. Nachdem Prof. Dr. Theodor Fischer am 15. Oktober 1908 mit der Lösung der Standortfrage beauftragt wurde, stellte dieser am 3. Dezember 1908 die Vor- und Nachteile der drei Standorte vor. Daraufhin wählten die „bürgerlichen Kollegien“, der Heilbronner Gemeinderat und der Bürgerausschuss mit 24:16 Stimmen den Standort Allee für den Theaterneubau aus. So meinte Robert Bauer:

...Jeder Akt des nun folgenden Stückes selbst sollte zu einer Aufführung werden, bald Trauerspiel bald Lustspiel, bald Schauspiel bald Groteske. Ganz sachte setzten die widerstreitenden Stimmungen ein: bei der Bildung der Theaterkommission fings an, als der Bürgerausschuss sich nicht genügend gewürdigt sah, weil er nur durch drei Mitglieder vertreten sein sollte. Über die Berufung Fischers zum Theaterbauer gings weiter, um einen Höhepunkt zu erreichen, bei der Platzfrage. Von acht Vorschlägen - auch der Hammelwasen war dabei! - blieben noch drei ernsthaft im Wurf: Ecke Friedens- und Herbststraße, Harmoniegarten und Allee, und jeder war, in dieser Reihenfolge, einmal zum Theaterplatz gewählt, zunächst vom Gemeinderat, der Platz in der Scheerwegvorstadt, dann der Harmoniegarten, die beide der Bürgerausschuss verwarf, um schließlich in gemeinsamer Sitzung den Entscheid für den Alleeplatz zu geben.

Einsprüche

Robert Bauer thematisiert im Artikel: „Die Baugeschichte“ in der Sonder-Ausgabe der Neckar-Zeitung vom 30. September 1913 Zur Einweihung des Heilbronner Stadttheaters [3] den Einspruch Pfleiderers gegen den gewählten Platz an der Allee:

...Das Jahr stand just an der Wende. Und mit dem neuen Jahr erstanden neue Schwierigkeiten: die Einsprache Pfleiderers nahm bis zu ihrer bekannten Erledigung wiederum ein volles Jahr kostbarer Bauzeit weg.

Auch Scherer erwähnt auch den Einspruch [2]:

Die Beseitigung der Einsprache des damaligen Nachbarn Adolf Pfleiderer nahm bis zu ihrer Erledigung fast wieder ein volles Jahr weg [...]

So hatte am 8. Februar 1909 der Kaufmann G. A. Pfleiderer Einspruch gegen den Standort Allee eingelegt. Nachdem dieser Einspruch Pfleiderers am 6. August 1909 vom Gemeinderat verworfen wurde, richtete sich Pfleiderer an das Ministerium. Dieses erkannte am 27. September 1909 die Beschwerde als rechtmäßig an und verweigerte der Stadt die Genehmigung der neuen Baulinie. Der Heilbronner Gemeinderat änderte daraufhin am 2. Dezember 1909 die Baulinie und hoffte damit die Frage zu lösen. Nachdem Pfleiderer von der Stadtverwaltung mit 23 000 Mark entschädigt wurde, zog er am 20. Januar 1910 seinen Einspruch zurück.

Bauausführung

Nachdem am 24. Februar 1910 die Vorschläge des Prof. Dr. Theodor Fischer bezüglich der inneren Raumaufteilung des Theaterneubaus vom Gemeinderat angenommen wurden, wurde am 22. Juni 1910 Prof. Dr. Theodor Fischer vertraglich mit dem Theaterneubau beauftragt, wobei der städtische Bauinspektor Scherer die Bauleitung übernahm. Am 9. Dezember 1910 ergab sich, dass die Baukosten sich bei der geplanten Bauausführung auf insgesamt 700 000 Mark belaufen würden. Daraufhin beschlossen die Kollegien am 16. Februar 1911, dass die kleinere Bauausführung des Theaterneubaus ausgeführt werden sollte, die nur 575 000 Mark kostete.

...Nun endlich konnte - es war inzwischen Mitte 1910 geworden - mit der Planbearbeitung begonnen werden; Professor Fischer wurde vertraglich als Theaterbauer verpflichtet und brachte im Oktober die generellen Baupläne heraus, die dem Baugesuch an das Ministerium zugrunde gelegt wurden. Die Detailpläne ließen nochmals längere Beratungen aufkommen: es musste aus finanziellen Gründen eine kleinere Bauausführung beschlossen werden.

Auch Scherer erwähnt auch den Streit über die Größe der Bauausführung, beschreibt dieser aber näher [2]:

Die bürgerlichen Kollegien hielten an ihrem Grundsatz fest, keine Steuermittel zum Theaterneubau aufzuwenden, so lag ihnen daran, von dem Erbauer einen genauen Kostenvoranschlag zu bekommen. Prof. Fischer gab die Zusicherung, mit etwa 520 000 Mark ein Theater in betriebsfertigem Zustand herzustellen und so wurde er im Juni 1910 als Theaterbau verpflichtet. Nach dem anfangs Dezember 1910 vorgelegten Bauplan waren 750 Sitz- und 200 Stehplätze vorgesehen. Die Ausarbeitung des Kostenvoranschlags wurde von mir als örtlichen Bauleiter auf dem Büro Fischer in München vorgenommen. Er schloss bei sorgfältiger Aufstellung und sparsamer Berechnung mit rund 620.000 Mark, also mit einem Mehraufwand von rund 100.000 Mark ab. Auf Wunsch bei der Besprechung des Voranschlages auf dem Rathaus etwa 10% abzustreichen, konnte leider nicht eingegangen werden. Man versuchte jetzt, an Hand der vorhandenen Unterlagen bei der Firma Heilmann & Littmann, München - den Erbauern des Stuttgarter Hoftheaters -, zu erreichen, dass diese das Gebäude als Generalunternehmer schlüsselfertig herstellten. Statt einem Abgebot von 10% an dem Kostenanschlag erhöhte die Firma aber die Summe um 10%. [...] Es wurde nun dieser erste größere Entwurf abgelehnt und auf Vorschlag von Prof. Dr. Fischer ein neuer kleinerer Entwurf, der nur 650 Sitz- und 200 Stehplätz mit einem Aufwand von 585 000 Mark vorsah, angenommen. Das Theater wurde kürzer und schmäler, das Orchester wesentlich verkleinert, ebenso die Magazinräume und - was das Wesentliche war - eine schöne Anzahl von Sitzplätzen ging verloren [...]

Giebel

Andere Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Bauausführungen betrafen den oberen Abschluss der Hauptfassade. Nachdem am 23. Februar 1912 die Kollegien beraten hatten, ob der Theaterneubau einen Giebel mit dem Heilbronner Stadtadler oder ein Türmchen mit Uhr erhalten sollte, beschlossen sie am 8. März 1912, dass der Theaterneubau einen Giebel mit dem Heilbronner Stadtadler erhalten sollte und lehnten das Türmchen mit Uhr ab.

...[...] Am 18. September 1911 geschah endlich der erste Spatenstich! Nochmal gabs Beratungen und Meinungsverschiedenheiten: der Abschluss des Hauptfassade, ob Uhr oder Adler, ob Türmchen oder Giebelauslauf, wurde zugunsten eines Giebelauslaufs mit dem Stadtadler beschlossen .

Nachdem am 8. Mai 1913 ein Preisausschreiben für eine Inschrift am Theaterneubau ergebnislos verlaufen war, wählte man am 23. Mai 1913 auf den Vorschlag des Prof. Dr. Theodor Fischer hin die Inschrift Erbaut von der Bürgerschaft 1912/1913:

...Inzwischen hatte die Grundsteinlegung (am 9.Mai 1912) feierlich stattgefunden: rasch ging nun der Bau vonstatten. Die kleinen Neckereien, die sich an das Suchen einer passenden Inschrift für den Giebelaufbau schlossen, die übertriebenen Äußerungen, die über angebliche Unzulänglichkeiten des Höhenvisiers in Umlauf kamen, all das, was sonst an unerfüllten Wünschen und Hoffnungen sich Luft machte - es verschwand mehr und mehr mit der äußeren und inneren Gestaltung des Hauses, und heute, da es fertig vor uns steht, am rechten Platz, in schöner architektonischer Außenwirkung und einer einfach-gediegenen Ausstattung im Innern, da wir vor der festlichen Weihe dieses Tempels der Kunst stehen, werden alle Gegensätze, die darüber im Einzelnen je bestanden haben, schwinden und sich ausgleichen in der Freude an dem Besitz dieses schönen neuen Stadttheaters .

Resonanz

Von Seiten des Königlichen Hoftheaters zu Stuttgart gab es zum Beispiel eine große positive Resonanz. So heißt es bei Baron Joachim zu Putlitz[4] :

Sie wünschen von mir eine Äußerung darüber, wie sich das Verhältnis des Heilbronner Stadttheaters zum Königlichen Hoftheater (Anmerkung: in Stuttgart) künftig gestalten wird. Ich erachte es für selbstverständlich, dass die Leitung des Kgl. Hoftheaters dessen Schwesterbühnen im Lande nach Kräften unterstützt, wenn denselben durch die Opfer der Städte würdige Theatergebäude zur Verfügung stehen. Das ist jetzt ab in Heilbronn hervorragend der Fall.


Chronologie (1908-1970)

1908
  • 17. Februar: Die Stadtverwaltung erhält von der Theaterdirektion Steng-Krauß einen Plan für einen Umbau des Aktientheaters, der 120 000 Mark kosten soll [3]
  • 21. Februar: Das Theaterkomitee entscheidet sich dafür, sich mit dem Plan zu befassen [3]
  • 04. März: Peter Bruckmann bietet dem Theaterkomitee an, ein Modell für den Umbau des Aktientheaters erstellen zu lassen [3]
  • 09. März: Die "Neckar-Zeitung" lehnt den Umbau des Aktientheaters am und fordert die Errichtung eines neuen städtischen Theaters an, wobei die Idee eines von der Bürgerschaft getragenen Stadttheaters in Heilbronn auf Ernst Jaeckh und Peter Bruckmann zurückgeht, die als Vertreter des Volksbildungsgedankens die Kunst ins Volk tragen[5] wollten.
  • 12. März: Die "Neckar-Zeitung" fordert eine Umfrage "ob Umbau oder Neubau" [3]
  • 03. April: Peter Bruckmann stellt das Modell für den Umbau des Aktientheaters vor [3]


  • 09. April: Oberbürgermeister Dr. Paul Göbel beruft eine Bürgerversammlung, die einen Umbau ablehnt und einen Neubau befürwortet [3].


  • 09. Mai: Oberbürgermeister Dr. Paul Göbel bittet im Namen der Heilbronner Bevölkerung um Stiftungen für den Neubau eines Theaters [3].
  • 21. Mai: Für den Neubau eines Theaters werden 400 000 Mark gezeichnet [3].


  • 23. Mai: Für den Neubau eines Theaters wurden 500 000 Mark gezeichnet [3].
  • 04. Juni: Die Bausumme beläuft sich auf 505 900 Mark in Darlehen und 69 725 in Stiftungen [3].
  • 11. Juni: Es wird vom Gemeinderat eine Theaterkommission gebildet, die sich aus dem Stadtvorstand, 5 Gemeinderatsmitgliedern, 3 Bürgerausschussmitgliedern und 6 Vertretern der Zeichner zusammensetzt [3].


  • 25. Juni: Der Bürgerausschuss möchte ebenso mit 5 Mitgliedern in der Theaterkomission vertreten sein [3].
  • 27. Juni: Es gehen verschiedene Vorschläge bezüglich des Standorts des Neubaus ein [3].
  • 30. Juli: Der Gemeinderat genehmigt für den Neubau einen Kostenvoranschlag in Höhe von 560 000 Mark [3].
  • 31. Juli: Der Gemeinderat erlaubt, dass der Bürgerausschuss mit 5 Mitgliedern in der Theaterkomission vertreten ist[3].
  • 06. August: Prof. Dr. Theodor Fischer soll sich mit dem Theaterneubau befassen [3].
  • 23. September: Der Gemeinderat beschließt mit 10:9 Stimmen, den Bismarckplatz für den Neubau zu nehmen. Der Bürgerausschuß beschließt mit 10:5 Stimmen seine Zustimmung zu vertagen [3].
  • 05. Oktober: Die Harmoniegesellschaft möchte der Stadtverwaltung 2100 qm vom Harmoniegarten à 30 Mark für den Neubau verkaufen[3].
  • 08. Oktober: Der Gemeinderat möchte keine Durchstimmung beider Kollegien und insistiert mit 10:9 Stimmen auf den Bismarckplatz als Standort des Neubaus[3].
  • 15. Oktober: Prof. Dr. Theodor Fischer wird mit Lösung der Standortfrage beauftragt[3].
  • 03. Dezember: Prof. Dr. Theodor Fischer erklärt die Vor- und Nachteile der drei Standorte. Die bürgerlichen Kollegien beschließen mit 24:16 Stimmen für den Standort Allee [3]. , wobei sich Wolf Manasse Wolf [6], Mitglied der Israelitischen Kirchengemeinde und Vorsitzender des Vereins Untere Stadt, setzte sich erfolgreich für den Standort des Theaters im Stadtviertel Untere Stadt einsetzte [7].
1909
  • 08. Februar: Dr. Buttersack und Kaufmann G. A. Pfleiderer legen Einspruch gegen den Standort Allee ein[3].
  • 11. März: Die Vorprojekte von Fischer werden von den bürgerlichen Kollegien genehmigt[3].
  • 30./31. Mai: Im Rathaus ist das Modell für den Neubau zu sehen[3].
  • 06. August: Der Einspruch des Kaufmann G. A. Pfleiderer wird vom Gemeinderat verworfen. Pfleiderer legt beim Ministerium Beschwerde ein[3].
  • 27. September: Das Ministerium erkennt die Beschwerde als rechtmäßig an und verweigert der Stadt eine Dispensation von der Baulinie[3].
  • 02. Dezember: Der Gemeinderat ändert die Baulinie und löst damit die Frage[3].
1910
  • 20. Januar: Der Kaufmann G. A. Pfleiderer zieht seinen Einspruch zurück, nachdem dieser von der Stadtverwaltung mit 23 000 Mark entschädigt worden ist[3].
  • 10. Februar: Das Ministerium beschließt den veränderten Stadtbauplan zu genehmigen[3].
  • 24. Februar: Die Vorschläge des Prof. Dr. Theodor Fischer bezüglich der inneren Raumaufteilung des Theaterneubaus werden vom Gemeinderat angenommen[3].
  • 22. Juni: Durch einen Vertrag mit Prof. Dr. Theodor Fischer, wird dieser mit dem Neubau beauftragt. Der städtische Bauinspektor Scherer übernimmt die Bauleitung[3].
  • 13. Oktober: Das Baugesuch geht zur Genehmigung an das Ministerium[3].
  • 09. Dezember: Die Baukosten belaufen sich auf 620 000 Mark. Die Kosten für Fundus, Bühneneinrichtung und Architektenhonorar belaufen sich auf 80 000 Mark. Insgesamt 700 000 Mark[3].
1911
  • 16. Februar: Die Kollegien beschließen, dass die kleinere Bauausführung des Theaterneubaus ausgeführt werden soll, die 575 000 Mark kostet[3].
  • 18. September: Es erfolgt der erste Spatenstich[3].
1912
  • 23. Februar: Die Kollegien beraten, ob der Theaterneubau einen Giebel mit dem Heilbronner Stadtadler oder ein Türmchen mit Uhr erhalten soll[3].
  • 08. März: Die Kollegien beschließen, dass der Theaterneubau einen Giebel mit dem Heilbronner Stadtadler erhalten soll und lehnen das Türmchen mit Uhr ab[3].
  • 09. Mai: Es erfolgt die feierliche Grundsteinlegung[3].


1913
  • 16. Januar: Das Theater wird der Direktion Steng-Krauß übertragen[3]. * 08. Mai: Das Preisausschreiben für eine Inschrift am Theaterneubau verläuft ergebnislos[3].
  • 23. Mai: Auf den Vorschlag von Prof. Dr. Theodor Fischer hin, wird die Inschrift "Erbaut von der Bürgerschaft 1912/1913" gewählt[3].
  • 11. September: Ein Theatervertrag mit der Direktion Steng-Krauß verpflichtet diese auf 3 Jahre[3].
1920
  • 30. März: Uraufführung des Schauspiels Opfer geschrieben von Hans Franke, wodurch das Heilbronner Theater überregional bekannt wurde und einen Skandal um Hauptdarsteller Albert Johannes auslöste. Zu den Heilbronner Schauspielern zählten Willy Reichert und Liesel Christ, bei Gastspielen waren Asta Nielsen, Heinrich George und viele andere zu Gast in Heilbronn. Die Kammerspiele boten dem zeitgenössischen, zeitkritischen Drama eine Bühne [8].
1929
  • 27. Februar: Der Landtag war im Heilbronner Theater zu Besuch und prüfte eine finanzielle Hilfe bzgl. des Erhalts des Theaters. Man gelangte zu der Einsicht, dass es als Kulturanstalt für das Unterland zu erhalten ist.[9] Am 1. April 1930 gestand der Landtag dem Heilbronner Theater eine Finanzspritze in Höhe von 25.000 RM zu. Das Heilbronner Opernensemble bedankte sich dafür, indem sie Gastspiele in vielen Städten Württembergs gaben.


1944
  • 24. Juni: Der Spielbetrieb endete mit der Einziehung der Theatermitarbeiter an die Front bzw. zu Rüstungsbetrieben.
  • 12. Dezember:Das Theater hat den Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944 vergleichsweise unbeschadet überstanden. Die Heilbronner Stimme schrieb[10]:„Verglichen mit dem Rest der Stadt kommt das Theater am 4. Dezember 1944 scheinbar glimpflich davon.“


1950
  • 08. Juni: Laut Alexander Renz in der Chronik der Stadt Heilbronn. Band VI: 1945-1951, heißt es:"Im Finanzausschuss des württemberg-badischen Landtags werden für das Heilbronner Stadttheater für das Rechnungsjahr 1950 35 000 DM bewilligt; für diesen Zuschuss hatte sich vor allem die Heilbronner Landtagsabgeordnete Franziska Schmidt (SPD) eingesetzt" [11].


1951
  • 29. Januar: Das Gebäude des Stadttheaters erhält ein Dach. So heißt es laut Alexander Renz in der Chronik der Stadt Heilbronn. Band VI: 1945-1951:" Die Stadttheaterruine wird überdacht [12]. Das Adressbuch der Stadt Heilbronn 1954 beschreibt den Teil des Stadttheatergebäudes näher, das überdacht wurde. Dort [13] heißt es:"1951 wurde auch das Bühnenhaus des Stadttheatergebäudes überdacht". Ebenso in einem Artikel der Heilbronner Stimme Das Bühnenhaus wird überdacht[14].
  • 09. August: Das Stadttheater soll an die Fernheizanlage des Gaswerks angeschlossen werden. So heißt es laut Alexander Renz in der Chronik der Stadt Heilbronn. Band VI: 1945-1951:"Gemeinderatssitzung im Saal der Mädchenmittelschule: [...] Dem Vorschlag zur Beheizung des Rathauses durch die Fernheizanlage des Gaswerks wird zugestimmt [...] Nach den bisherigen Plänen sollen neben dem Rathaus auch die Mädchenmittelschule, die Dammschule, das Stadttheater, die AOK und die Olga-Kinderkrippe daran angeschlossen werden. [...] [15]. Der Hintergrund für diese Fernheizanlage, wovon auch das alte Theater profitierte wird wie folgt [16] beschrieben:

am 24. August 1951 konnte das Richtfest (Anmerkung: des Heilbronner Rathaus) [...] gefeiert werden [...] Allein die baulichen Arbeiten für den Heizungskeller (Anmerkung: im Rathaus) und für genügend Kohlenbunker wären auf rund 400.000 DM zu stehen gekommen, da diese Räume wegen des hohen Grundwasserstandes nur unter Wasserhaltung hätten betoniert werden können. So entschloss man sich, den ganzen zukünftigen Rathauskomplex mit einer Fernheizung vom Gaswerk aus zu bedienen, an die unterwegs die Gewerbe-, Pestalozzi-, Mädchenmittel-, Mädchenoberschule, das Stadttheatergebäude, die Olgakrippe und der künftige Stadtsaal angeschlossen werden konnten [...]

. Weiterhin [17] wurde am 09.August 1951 die Einrichtung der Fernheizungsanlage sogar genehmigt, wobei das alte Theater angeschlossen werden sollte. So heißt es:

Die Stadt Heilbronn hat sich beim Bau des Rathauses entschlossen, die außer Betrieb befindliche Kesselanlage des alten Krankenhauses und einen Teil der unausgenützten Dampfkessel im Gaswerk für die Beheizung des Rathauses, einiger Schulen, des Stadttheaters und der Olgakrippe nutzbar zu machen. Genehmigt hat der Gemeinderat die Einrichtung einer Fernheizungsanlage am 9. August 1951 [...]

1952
  • 06. Mai: Der Heilbronner Gemeinderat beschloss endgültig, die Ausführung der Fernheizungsanlage durchzuführen, wonach auch das alte Theater angeschlossen wurde. So heißt es [18]:

[...] am 6. Mai 1952 wurde die Ausführung endgültig beschlossen. An diese Fernheizungsanlage sind bis jetzt angeschlossen: die Dammschule, das Rathaus, die Oberschule für Mädchen, die Mittelschule (Anmerkung: für Mädchen), Pestalozzischule, das Theatergebäude und die Olgakrippe [...]

  • 22 - 24. Dezember: In dem überdachten und geheizten Gebäude des Stadttheaters war bis zum Dezember auch das Hochbauamt beheimatet. So heißt es laut Alexander Renz in der Chronik der Stadt Heilbronn. Band VII: 1952-1957:"Umzug des Hochbauamts aus dem Stadttheatergebäude in den vierten Stock des Rathaus-Erweiterungsbaus" [19]. Noch im Jahre 1952 ging man von der Wiederinstandsetzung des Stadttheater aus, und ein 1952 erschienenes Merian-Heft[20] lobt das Haus als „Denkmal des gemeinnützigen Bürgersinns der Heilbronner (...) denn es wurde fast ganz aus freiwilligen Stiftungen der Bürgerschaft erbaut, und der Baumeister, Theodor Fischer, hat damit ein mustergültiges Werk geschaffen. (...) Seine Wiederinstandsetzung ist möglich und wird begonnen werden.“
1953
  • 15. Januar: In das Stadttheatergebäude sind zwei Abteilungen des Tiefbauamtes eingezogen: Die Abteilungen Straßenneubau und Trümmerräumung [21].
  • 26. März: Bis März 1953 war im Stadttheatergebäude auch das Stadtplanungsamt beheimatet. So heißt es laut Alexander Renz in der Chronik der Stadt Heilbronn. Band VII: 1952-1957:" Das Stadtplanungsamt zieht vom Stadttheatergebäude in den Wilhelmsbau um" [22].
  • 12. Oktober: Die Stadtbücherei eröffnet im Alten Theater [23](nach anderer Quelle am 27. Juli 1954 [24]).So heißt es:

Am 1. April 1953 letzte Ausleihe im Schießhaus. Nach Ostern Umzug! O welche Wonne! Aber o weh, wir konnten im oberen Stock noch nicht einziehen, der Fußboden war noch nicht fertig. So saßen wir vor dem Heiligtum und richteten erst unten die Ausleihe ein, machten Revision. welch Aufregung und Getümmel, bis die Handwerker funkten. Schön aber ist's geworden. Lesesaal prima und Jugendausleihe. Auch die Arbeitszimmer können sich jetzt sehen lassen. Wir haben Licht, Luft und Platz im Theater! Welch ein Gefühl nach der Enge im Schießhaus. Per aspera ad astra! Am 31. August 1953, zurück aus dem Urlaub, empfängt mich die Nachricht: Amerikahaus aufgelöst, die Stadtbücherei muss die Bücher aufnehmen! Zu früh unsere Freude über den breiten Raum. Kampf auf der ganzen Linie. Erst wird von 3.000 Bänden gesprochen, die aufgenommen werden sollen. Im Foyer sollen sie aufgestellt werden. Mein Vorschlag, den unteren Kassenraum dafür zu nehmen, wird verworfen. Erst als die Amerikaner sagen, sie kommen mit mindestens 11.000 Büchern, ist man ratlos. Befehl: Jugendbücherei wird getrennt durch Regale, die rechte Seite bekommen die Amerikaner und das ganze Foyer für 5.000 Bände [...] Eröffnung am 12.10.1953.

Die Stadtbücherei bot im Gebäude des ehemaligen Stadttheaters bis 1961 im ersten Obergeschoss des teilweise restaurierten Theaters eine Ausleihbücherei mit Katalogzimmer und im zweiten Obergeschoss eine Jugendbücherei an. Weiterhin stand eine Deutsch-Amerikanische Bibliothek, eine Thekenbücherei und ein Lesesaal in den restaurierten Räumen des alten Stadttheaters zur Verfügung[25]Dort heißt es:"Im Mai 1953 können sie, ihre drei Mitarbeiterinnen und die 11 000 Bücher in die frisch renovierten Räume des Stadttheaters einziehen: Der Bibliothek stehen das 1. Obergeschoss als Ausleihbücherei und Katalogzimmer und das 2. Obergeschoss als Jugendbücherei und Lesesaal zur Verfügung."

Erdgeschoss-Foyer im Alten Theater (später Amerikahaus-Bibliothek)
1957
  • 01. April: Im Gebäude des Stadttheaters war bis April 1957 das Polzeirevier II beheimatet. So heißt es laut Alexander Renz in der Chronik der Stadt Heilbronn. Band VII: 1952-1957:" Die Polizeireviere I (Wilhelmstraße 42) und II (Stadttheater) werden zusammengelegt und als Polizeirevier I im Gebäude Wilhelmstraße 27 untergebracht. Das bisherige Polizeirevier III im alten Rathaus in Böckingen führt nun die Bezeichnung II." <[26]. Weiter [27] heißt es:

Im Bereich des 1. Polizeireviers, das seinen Sitz zunächst im Scherweg, dann in der Wilhelmstraße 42 hatte, wurde die Wache Sontheim zum 4. Polizeirevier umgestaltet; vom 2. Polizeirevier in der Austraße, das später in das alte Stadttheater verlegt wurde, erfuhr der Posten Neckargartach eine Umwandlung in das 5. Polizeirevier [...]


  • 28. Dezember: Bis 1957 war auch das städtische Steueramt im Gebäude des Stadttheaters beheimatet. So heißt es laut Alexander Renz in der Chronik der Stadt Heilbronn. Band VII: 1952-1957:"Umzug [...] des städtischen Steueramts aus dem Stadttheatergebäude in den Neubau der Kreissparkasse Heilbronn [...] [28]. Im Jahren 1957 bis 1971 inszenierte die Ballettmeisterin Brunhild Münch die Balletszenen der Operetten am Kleinen Theater Heilbronn im alten Stadttheater[29]


Vorentwurf von 1902 für das Heilbronner Theater
1967

Bei einer Fragebogenaktion der Heilbronner Stimme im Jahre 1967 bzgl. der Rekonstruktion des Stadttheaters beteiligten sich 4514 Abstimmende. Das Ergebnis der Abstimmung zeigte, dass die Mehrheit eine Rekonstruktion befürwortete.[30].


1970
  • 18. Juli: Es erfolgt die Sprengung des Gebäudes. Die Sprengung des bis auf die Bühne und den Zuschauerraum fast vollständig restaurierten Stadttheaters wurde im Nachhinein von Seiten der Heilbronner Bürgerschaft als „zweite Zerstörung“ empfunden: „Wenn von der "zweiten Zerstörung Heilbronns" die Rede ist, steht für viele Heilbronner die Sprengung des Theaters obenan [...]die Schmuckseite des Musentempels zur Allee in deren nördlicher Mittelachse ist vollständig erhalten; nur ein paar Einschusslöcher mahnen.[31]. Mit der Sprengung des alten Stadttheaters ließ sich die Allee als neue innerstädtische Verkehrsachse über die Mannheimer Straße besser an die Neckarsulmer Straße (B 27) anbinden. Die verbleibende Baubrache am Berliner Platz wurde erst 1982 teilweise mit dem heutigen Heilbronner Theater und vollends 2001 mit dem angebauten Theaterforum K3 geschlossen. Der Stadtadler, der das alte Stadttheater krönte, sowie die Maskenköpfe der Theaterfassade und große Reliefs aus der Zeit des Jugendstils werden seit der Sprengung des historischen Bauwerks im Heilbronner Lapidarium aufbewahrt.

Anleihen und Stiftungen (1911)

Verzeichnis der zum Neubau und zum Betrieb des hiesigen Stadttheaters gezeichneten verzinslichen und unverzinslichen Anleihen und Stiftungen (1911):

Namen der Zeichner und Stifter Darlehen zum Neubau zu 2% verzinslich Darlehen zum Neubau unverzinslich Stiftung zum Neubau Stiftung zum Betrieb Bemerkungen
Ackerman, Fr., Kommerzienrat 7 500
Ackermann, Heinrich, Kaufmann 2 400
Amann, Alfred, Fabrikant in Bönnigheim 20 000
Amann, Emil, Kommerzienrat in Bönnigheim 10 000
Amann, Lina, Kommerzienrat Witwe 5 000
Banzhaf, B., Kommerzienrat, Stuttgart 3 000
Becker, Max, Kaufman 5 000
Becker, Richard, Kaufmann 30 000 5 000 3 000
Bel, Karl, Kaufmann, Glasmanufaktur 1 000
Berberich, Franz, Fabrikant 1 000
Berberich, Franz, Fabrikant 5 000
Bertsch, Wilhelm, Zimmerwerkmstr. 1 000
Bruckmann, Ernst, Fabrikant 2 000
Bruckmann, Helene, Fräulein 1 000
Bruckmann, Peter, Hofrat und Gemeinderat 15 000 4 000
Brüggemann, Walter, Fabrikant 10 000
Buttersack, Paul, Dr. med., prakt. Arzt 1 500
Cloß, Ferdinand, Kommerzienrat Witwe 2 000
Cluß, Mathilde, Rentnerin 6 000
Dittmar, Gustav, Fabrikant. We 10 000
Dittmar, Karl, Privatier 5 000
Eberhardt, Chr., Fabrikdirektor 5 000
Eckert,Karl, Bierbrauereibesitzer und Gemeinderat 2 500 500
Ehrmann, Gustav, Weinhändler und Gemeinderat 1 000
Ehrmann, Karl, Kaufmann 1 000
von Fetzer, Wilhelm, Landgerichtsdirektor a.D. Stuttgart 1 200
Feyerabend, Georg, Fabrikant 1 000
Feyerabend, Luise, Fabrikantenwitwe 2 000
Fischel, Eugen, Kaufmann 4 000
Fischel, Alexander, jr., Kaufmann 1 000
Flammer, Ernst, Fabrikant 3 000
Flegenheimer, Isidor, Kaufmann 1 000
Frank, Wilhelm, Weinhändler 1 000
Fuchs, Albert, Kaufmann 2 000
Fuchs, Rudolf, Kaufmann 2 000
Göbel, Paul, Dr., Oberbürgermeister 3 000
Gumbel, Abraham, Bankier 400
Gumbel-Kiese, Bankgeschäft 1 000
Gumbel, Siegfried, Dr., Rechtsanwalt 200
Gumbel, Siegmund, Dr. , Rechtsanwalt 1 500
Härle-Bruckmann-Zeitung 1 000
Hagenbucher, Amalie, Witwe, Rentnerin 10 000
Hagenbucher, Karl, Fabrikant 15 000 5 000
Hagenbucher, Karl, senior, Fabrikanten Witwe 10 000 1 000
Halder, Emil , Kaufmann 1 000
Halle, Josef, Kaufmann 1 000
Hammer, Hermann, Kaufmann 1 000 100
Harlacher, Clemens, Bankier in Frankfurt am Main 10 000
von Hauck , Gustav, Geheimer Kommerzienrat 10 000
Hauck , Ludwig, Fabrikant und Gemeinderat 3 000
Hauck , Marie und Hedwig, Fräulein, Rentnerinnen 4 000
Heermann, Adolf, Geheimer Kommerzienrat 10 000
Heermann, Wilhelm, Kaufmann 3 000
Huber, Hermann, Bauwerkmstr. 1 000
Huber, Luise, Bauwerkmstr. Witwe 1 000
Hubmann, Adolf, Sägewerksbes. 1 000
Kirchheimer, Julius, Getreidehdlg. 2 000
Kleinlogel, Karl, Kaufmann 1 000
Kleinlogel, Otto, Kaufmann 1 000
Knorr, Karl, senior, Kommerzienrat 10 000
Knorr, Karl, junior, Prokurist 3 000
Koch, Eugen, Kaufmann 1 000
Koch, Hermann, Bauwerkmstr. 2 000
Koch, Richard, Kaufmann 2 000
Koepff & Söhne, Gelatinefabrik 1 500
Köstlin, August, Rechtsanwalt 1 000
Krämer, Victor, Buchdruck-Besitzer 10 000
Krafft, Wilhelm, Weingutsbesitzer 1 000
Kreß, Julius, Kaufmann 2 000
Kreß, Otto, Kaufmann 2 000
Landauer, Ludwig, Fabrikant 1 000
Landauer, Theodor, Fabrikant 1 000
Lichtenberger, Theodor, senior Salzwerk-Direkto 1 000
Lichtenberger, Theodor, junior Berg-Assessor-Direktor 2 000
Link, Ludwig, Fabrikant 5 000
Moosbrugger, Theodort, Architekt und Gemeinderat 1 000
Münzing, Albert, senior, Kommerzienrat 10 000
Münzing, Albert, junior, Fabrikant 2 000
Nagel, Hedwig, Oberstleutnant We. 1 000
Nahm, Karl, Weinhandlung 1 000
von Neipperg, Reinhard, Graf in Schwaigern, Erlaucht 1 000
Oppenheimer, Adolf, Privatier 3 000
Oppenheimer, Emil, Kaufmann 2 000
Oppenheimer, Henry, Kaufmann 1 000
Oppenheimer, Hermann, Privatier 3 000
Ostertag, Wilhelm, Kaufmann 2 000
Pfleiderer, Anna, Kaufmann Witwe 1 000
Pfleiderer, G. M., Langholzhandlung 3 000
Pilenz, Gustav , Fabrikdirektor 2 000
Ramge, Karl, Kaufmann 1 000
von Rauch, Anna, geb. Feyerabend, Fabrikanten Witwe 2 000
von Rauch, Moriz, senior, Rentner 2 000
von Rauch, Moriz, junior, Dr.phl. 1 000
Reibel, Ferdinand, Fabrikant 1 200
Remshardt, Gustav, Fabrikant 3 000
Remshardt, Heinrich, Rentner 5 000
Röser, Hermann, Dr. med., prakt. Arzt 1 000
Rosengart, Max, Rechtsanwalt und Gemeinderat 1 000
Rosenthal, Willy, Weinhandlung 1 000
Rümelin, Hugo, Bankier, Kommerzienrat und Gemeinderat 11 400
Rümelin, Richard, Bankier 10 000
Schaueffelen, Richard, Fabrikant 10 000
Scheffer, Ludwig, Fabrikdirektor a. D. 1 000
Schilling, Hermann, Fabrikant 1 200
Scheffer, Karl, Kaufmann 1 000
Schliz, Alfred, Dr. med., Hofrat, Stadtarzt 1 000
Schloß, Jakob, Rechtsanwalt 4 000
Schmidt, Adolf, Kommerzienrat 15 000
Schmidt, Karl, Bankdirektor a.D. 2 000
Schmutz, Reinhold, Rentner 1 000
Schneider, Andreas, Fabrikant 3 500
Schöllkopf, Alexander, Kaufmann 1 000
Schöttle, Karl, Fabrikdirektor 2 500
Schwarz, Heinrich, Kaufmann 1 000
Schwarzenberger, Heinrich, Kaufmann 1 000
Sperling, Rudolf, Kaufmann 3 000
Spohn, Julius, Kommerzienrat in Neckarsulm 10 000

Architektur und Einrichtung

Innenarchitektur

Erdgeschoss, 1. und 2. Obergeschoss

Das Theater war über drei Haupteingänge, die sich im halbkreisförmigen, vorspringenden Mittelrisalit befanden zu betreten. Dann befand man sich im Erdgeschoss im Kassenraum, wo links und rechts Treppen zu den zweiten Rang hinaufführten [32] Helmut Schmolz beschreibt dies so:

Auf dieser Südseite, die zugleich Schauseite und mit ihrem Mittelrisalit Schwerpunkt der Architektonik ist, ruht die gesamte Wirkung des Baus. Von hier ist über drei Haupteingänge der Kassenraum des Theaters zugänglich. Links und rechts davon befinden sie die Zugänge zum zweiten Rang [...]

Über die Foyers im Erdgeschoss gelange man über Treppen in das erste Obergeschoss. Dort wiesen die beiden Vorräume zum ersten Rang Gewölbe auf, die eine "schirm- und fächermässige Dehnung" zeigten. Im ersten Obergeschoss befand sich ein kleiner Festsaal, von wo aus man auf die Balkons der Südfassade gelangen konnte. Weiterhin gab es dort auch das Rauchimmer, der Teesalon. Theodor Heuss beschreibt dies wie folgt [33] :

Die Foyers des Erdgeschosses sind einfache, vornehm wirkend, in schönen Maßen; steigt man die Treppe empor und betritt den ersten Rang, so empfindet man gleich den feinen architektonischen Reiz, der beiden Ecken, wo die niederen Verhältnisse durch eine schirm- und fächermässige Dehnung des Gewölbes eine freie und leichte Räumlichkeit erhalten [...] Und nun der kleine Festsaal, im gedehnten Rund, dunkel rotbraun verkleidet mit schwarzen und silberfarbenen Profilen aufgeteilt, entzückend lockere Beleuchtungskörper an der Decke in der Formung und im Silberton gleich gelungener Heizkörper - ein kleines Prunkstück schöner, vornehmer Festlichkeit. Die zwei kleinen Nebenzimmer, ein Rauchimmer und ein Teesalon werden hoffentlich bald den Stifter finden, der die Ausstattung vollenden lässt, ihre Behaglichkeit verspricht, im heutigen Zustand schn liebenswürdige Zehnminutenbesuche. Auf der Westseite sind dann noch im ersten und zweiten Rang die eigentlichen Restaurationsräume [...]

Es heißt [34] :

Im I. Rang liegt über der Kassenhalle das Foyer. Dieser Ovalraum bildet mit seiner rotbrauen Edelholzbekleidung, die mit schwarzen und silberfarbenen Profilleisten geschmackvoll aufgeteilt ist, ferner mit seinen stilvollen Beleuchtungskörpern und Heizkörperbehängen, den gut gewählten Vorhängen und Möbeln und den gestifteten Bronzefiguren auf schwarzen Postamenten ein kleines Prunkstück vornehmer Festlichkeit. Rechts und links lehnen sich an das Foyer behaglich ausgestattete Nebenräume an, für welche die Einrichtung gleichfalls in hochherziger Weise gestiftet wurden. In den beiden Ecken der Vorräume ist die Speisen- und Getränkeabgabe gut untergebracht. Von diesen mit schirmartigen Gewölben versehenen Vorräumen gelangt man rechts zum Erfrischungsraum,zum Zimmer des Theaterarztes und zu der rechten Proszeniumsloge, links auf eine ins Freie führende Plattform zum Ergehen in den Pausen .“

Das beschädigte Theater

Zuschauerraum

Der Zuschauerraum des alten Theaters zu Heilbronn verfügte über 648 Sitz- und etwa 200 Stehplätzen. Dadurch konnten etwa 850 Personen das Theater besuchen. Die Maße der Bühnenöffnungen waren 9 x 6,5 m, die der Bühne waren 18 x 12,8 x 17 m, die der Hinterbühne waren 13 x 5,50 m. Dadurch wies die gesamte Bühnengrundfläche fast 302 qm auf. 45-50 Musiker fanden im teilweisen unter der Bühne eingebauten Orchesterraum Platz. Helmut Schmolz beschreibt den Zuschauerraum des alten Theaters zu Heilbronn und erwähnt die Einlegearbeiten von G. A. Friedrichson. Dieser hatte laut Helmut Schmolz die mit warmen, farbbetonten Edelholztapete verkleidete Wände des Zuschauerraums mit Intarsien ausgestattet. Über der Bühne brachte Friedrichson Intarsienarbeiten an, die einen Adler, Brunnen und zwei Vögel mit einer Inschrift zeigten. So meint Schmolz [35] :

[...] Die Wände des Raumes sind mit farbbetonten, warmen Edelhölzern (Edelholztapete) bekleidet, wobei die hellen Flächen durch dunkle Leisten gegliedert sind. Mannigfaltige Einlegearbeiten von G. A. Friedrichson, Dachau, in einfacher und reicher Ausführung viel Laune und Witz des Künstlers, aber auch zeichnerisches Können. Die Vorhänge der Logen sind in dunklem Grün gehalten. [...] Unmittelbar über dem Hauptvorhang der Bühne [...] stand als Inschrift " So Alte, so Junge sind alle geladen, in unserem Aether sich munter zu baden". Darüber breitete eine Adler, auf einem brunne sitzend, dessen zwei Röhrlein zwei Vögeln Wasser spendeten, stolz seine Schwingen aus. Auch diese Darstellung stammte von Friedrichson..

Auch Theodor Heuss beschreibt die Intarsienarbeiten von Friedrichson bzw. Friedrichsen, die an der mit einer Holztapete verkleideten Logebrüstungen zu bewundern waren [33] :

[...] Und nun der Zuschauerraum. Er ist in allen seinen Stücken vollendet. Ein weitgedehntes grosses Raumgefühl, und dabei bürgerliche Intimität. Wundervoll wie die beiden Ränge ansteigen, köstlich in der warmen Wirkung des hellen Holzes, das durch bunte Leisten gegliedert ist, entzückender ornamtenter Schmuck den die erfindungsreiche Hand des Stuttgarter Künstlers Friedrichsen geschaffen: wie viel Laune, Witz, Geist und zeichnerische Sicherheit in den luftigen Intarsien, die die Logenbrüstung umkleiden! [...]

Scherer beschreibt insbesondere die Edelholztapete, die die Wände des Zuschauerraums verkleidete [2]:

[...] Mit viel Lust und Liebe wurde der Zuschauerraum und der Gesellschaftsraum (Foyer) behandelt. Diese Räume tragen einzigartigen Charakter, nämlich in Bezug auf Anordnung und Ausstattung. Sind doch die Wände mit einer ganz neuartigen Wandbekleidung, einer Edelholztapete aus afrikanischen Hölzern, hergestellt. Diese Edelholztapete ist ein nach besonderen Verfahren auf Sperrfuniere aufgezogenes, poliertes und je nach seiner künstlerischen Bestimmung mit Einlage (Intarsien) geschmücktes Edelholzfuniert. Sie ist unter hydraulischen Druck in Verbindung mit anderen elastischen Stoffen auf ein 3/4 cm starkes Korklinoleum aufgepresst, ist sehr schmiegsamm und kann daher allen Bauformen angepasst und überall aufgeklebt werden, was außer dem Eirund des Zuschauerraums ganz besonders den Rangbrüstungen und dem Proszeniumsrahmen zustatten kam. Eine ähnliche Ausführung wird wohl in ganz Deutschlang nicht mehr zu finden sein. Leider hatte die ausführende Firma auch unter der Einwirkung des Weltkriegs sehr zu leiden. Sie hat aufgehört zu bestehen, ehe sie richtig zum Zug kam [...]



Den Zuschauerraum schmückte auch eine weiße Stuckdecke von Wilhelm Nida-Rümelin, einen Bühnenvorhang mit Aluminiumplättchen von Bruno Goldschmitt und Vogeldarstellungen von Nagel. Dies wurde von Helmut Schmolz wie folgt beschrieben [35]

[...] Die weiß gehaltene Decke ist nach Modellen von W. Nida-Rümelin, München, in Stuck gearbeitet, teils geschuppt, teils kassettenförmig gehalten oder auch sonst ornamentiert. In sie sind Beleuchtungskörper aus geschliffenem Glas eingelassen. [...] Hauptvorhang der Bühne, der eine in geschuppten Aluminiumplättchen von B.Goldschmitt, München, ausgeführte Ornamentik aufwies, in der zwei Vogeldarstellungen von Nagel, München nicht zu verkennen waren [...]


Auch Theodor Heuss beschreibt die weiße Stuckdecke von Wilhelm Nida-Rümelin, den grauen Bühnenvorhang, der mit geschuppten Aluminiumplättchen von Bruno Goldschmitt (1881-1964) und zwei Vogeldarstellungen von Nagel geschmückt war [33]  :

[...] Denken wir noch an die glückliche Lösung der geschuppten Decke, der Beleuchtungsköprer, geschliffene Gläser, de unmmitelbar in die Decke eingelassen sind [...] Schwer sinkt der graue Vorhang vor der Bühne nieder - mit ungezählten Aluminiumplättchen gemustert und zwei Malereien des Müncheners Nagel geschmückt - auch ein kecker Versuch, der an ägyptische Textilien erinnert [...]

.

Außenarchitektur

Fenster (Südfassade)

Die Südfassade des alten Theaters zu Heilbronn, war durch zwei große Zwillingsfenster in der Fassdenfront geprägt. Wiederum schreibt Helmut Schmolz die Bildhauerarbeit der an der Fassadenfront befindlichen Fenster dem Bildhauer Jakob Wilhelm Fehrle zu [32]:

Dies kommt besonders [...] in dem bildnerischen Schmuck der Fenster der Hauptfassade (gegen Süden) zum Ausdruck [...] klingt hier die phantasievolle, dämonische Ornamentik des Kiliansturmes an. Der bildnerische Schmuck [...] an den Fenstern der Vorderseite [...] ist von den Bildhauern W. Fehrle, Schwäbisch Gmünd [...] geschaffen [...] .“

Die vom Bildhauer W. Fehrle ausgeführten [36] Frontfenster, wurden als Zwillingsfenster gestaltet, wobei der mittlere Zwischenpfosten als Atlant dargestellt wurde. Der Atlant beim alten Theater zu Heilbronn war eine architektonischen Stütze in Form einer überlebensgroßen, weiblichen Figur, die eine Konsole trug.

Blendgiebel mit Adler

Helmut Schmolz beschreibt insbesondere das Blendgiebelchen an der Südfassade des alten Theaters. Er vergleicht dieses mit dem Heilbronner Rathaus und schreibt die Bildhauerarbeit des in dem Giebelchen befindlichen Adlers dem Bildhauer Jakob Wilhelm Fehrle zu [32] :

[...] Das kommt besonders in der Gestaltung des Blendgiebelchens [...] zum Ausdruck [...] unschwer eine Anlehnung an die Giebelformen des Rathauses erkennen lässt [...] Der bildnerische Schmuck [...] am Giebelaufbau ist von den Bildhauern W. Fehrle Schwäbisch Gmund [...] geschaffen [...] Im Giebelchen sitzt der reichsstädtische Adler, darunter sind die Worte eingemeißelt: "Erbaut von der Bürgerschaft 1912–1913".“

halbkreisförmiger Mittelrisalit

Fenster (Mittelrisalit)
Fehrle:
Altes Stadttheater, Detail
Fehrle :
Altes Stadttheater, Detail
Jakob Wilhelm Fehrle :
Altes Stadttheater, Detail
Jakob Wilhelm Fehrle :
Altes Stadttheater, Detail

Die Südfassade des alten Theaters zu Heilbronn, war durch einen vorspringenden, halbkreisförmigen Mittelrisalit geprägt, in dessen Attika sich fünf Fenster mit bildnerischen Schmuck befanden. Helmut Schmolz beschreibt diesen bildnerischen Schmuck der Fenster an der Attika des halbkreisförmigen Mittelrisalits an der Südfassade des alten Theaters und vergleicht diese mit dem Kiliansturmes. Er schreibt die Bildhauerarbeit der an der Attika befindlichen Fenster dem Bildhauer Jakob Wilhelm Fehrle zu [32] :

Dies kommt besonders [...] in dem bildnerischen Schmuck der Fenster der Hauptfassade (gegen Süden) zum Ausdruck [...] klingt hier die phantasievolle, dämonische Ornamentik des Kiliansturmes an. Der bildnerische Schmuck [...] an der Attika des halbkreisförmigen Mittelrisalits [...] ist von den Bildhauern W. Fehrle, Schwäbisch Gmünd [...]geschaffen. Auf dieser Südseite, die zugleich Schauseite und mit ihrem Mittelrisalit Schwerpunkt der Architektonik ist, ruht die gesamte Wirkung des Baus [...] .“

Für die Anfertigung der Modelle werden die Bildhauer Ferle und Gimmi erwähnt. Für die Steinausführung werden die Bildhauer Bauer, Gräter und Lehmann aus Heilbronn erwähnt .[3] Der plastische Bauschmuck der Bildhauer Fehrle und Gimmi wurde von Theodor Heuss lobend beschrieben [33]:

Um so lebhafter darf dann die Anerkennung sein. Sie gilt vor allem der Verwendung des plastischen Schmucks an den Fenstern der Fassade, der kräftig, phantasievoll und dabei doch nicht plump und anmaßend wirkt. Die beiden Bildhauer Fehrle und Gimmi haben hier den Ideen des Baumeisters einen überzeugenden Ausdruck geschaffen

.

Fresken (Mittelrisalit)

Die Südfassade des alten Theaters zu Heilbronn, war durch einen vorspringenden, halbkreisförmigen Mittelrisalit geprägt, in dessen Attika sich fünf Fresken befanden. Helmut Schmolz beschreibt diese Fresken an der Attika des halbkreisförmigen Mittelrisalits an der Südfassade des alten Theaters. Er schreibt die Malerei der an der Attika befindlichen Fresken dem Maler Pelligrini zu [32] :

die Malereien in den fünf Feldern der Attika hat Kunstmaler A. H. Pellegrini, Stuttgart ausgeführt (Versinnbildlichung der Leidenschaften in fünf liegenden, nackten Gestalten) [...].“


Auch die Fresken des Malers Pelligrini wurden von Theodor Heuss lobend beschrieben [33]  :

Erfreulich scheint auch, daß Fischer die Brüstung der Terrasse mit Fresken des Stuttgarter Malers Pellegrini füllen ließ, den man in Stuttgart so ungerecht behandelt. Wir haben ja die Freskentradition an Außenwänden fast völlig verloren. Fischer selber hat Verdienste in der Neubelebung des Sgraffito an seinen Münchener Schulgebäuden, nun will er mit helfen, den farbigen Schmuck wieder neu erstehen zu lassen. Das Vertrauen, dass er dazu einen eben so umkämpften Künstler wie Pellegrini berief, ehrt ihn und Pellegrini hat die nicht eben einfache Aufabe, die fünf schmalen Rechtecke zu füllen, in einer frischen Unbefangenheit gut gelöst. Er verzichtete auf die Banalitäten von Blumenkörben und Fruchtgirlanden und breitet über die Flächen in wechselvoller Bewegung fünf liegende Menschengestalten.

. Claudia Giani Leber [37] beschreibt diese näher:

Dass den Figuren eine tiefere Bedeutung gegeben war, geht aus den Bezeichnungen hervor, mit denen Pellegrini die Skizzen zum Teil versehen hat. Personifiziert werden "Liebe", "Glaube", "Unschuld", "Verzweiflung", "Reue" und "Bacchantus", der weinselige Trinker [...] In dem ausgeführten Wandgemälde ergab sich ein Programm, das "die Leidenschaften versinnbildlicht, die den Mann angesichts des zur Liebe erwachten Weibes emporgetragen oder in den Staub niederziehen: Erwachen zu Sinnlichkeit, Anbetung, Verzweiflung, Resignation. Die vier Stufen der männlichen unerfüllten Leidenschaft sind in der Darstellung von links nach rechts zu lesen, was mit der Komposition der Figuren sinngebend einhergeht. Die Frau wendet sich den sie verehrenden Männern zu, während sie den abgewiesenen, resignierenden, den Rücken zukehrt.

.


Maskenköpfe (Mittelrisalit)
Karl Gimmi (Heilbronn):Maskenköpfe


Die Südfassade des alten Theaters zu Heilbronn, war durch einen vorspringenden, halbkreisförmigen Mittelrisalit geprägt, auf dessen Attika sich sechs Maskenköpfe befanden. Claudia Giani Leber erwähnt auch die Maskenköpfe näher und [37] schreibt diese dem Heilbronner Bildhauer Karl Gimmi zu:

Der Heilbronner Bildhauer Karl Gimmi hatte für die Brüstng sechs Köpfe geschaffen, die in ihrer grotesken Wirkung ebenfalls an griechische Schauspielermasken erinnerten [...]

.

Kunstgeschichtliche Bedeutung

Theodor Heuss vergleicht den architektonischen Stil des Gebäudes mit der "italienischen Stilrevolution beim Beginn des 16. Jahrhunderts in den süddeutschen Sandsteinstädten" und zitiert die Architektur des Heilbronner Kiliansturms. Der architektonische Stil des Gebäudes wurde von Theodor Heuss wie folgt beschrieben [33] :

Sein Werk gehört keinem vorhandenen Typus noch schafft es einen neuen. Es ist kein Bau, der ebenso beliebig in Königsberg oder Mainz, in Breslau oder Würzburg stehen könnte, sondern er sucht den Anschluss an die Bautraditionen unseres Landes, die nicht mit historischer Bedenklichkeit, sondern mit freier Unbefangenehit weitergestaltet snd [...] was im Aussenbau an Zierform verwandt wurde, ruft das Gedächtnis hervor an die leichte und phantasievolle Erfindung jender Zeit, da die Anregung der italienischen Stilrevolution beim Beginn des 16. Jahrhunderts in den süddeutschen Sandsteinstädten fruchtbar wurden. Unschwer entdeckt man in dem bildnerischen Schmuck der Fassade den Nachklang der Formgesinnung, die unseren wurdervollen Kiliansturm geschaffen [...]


Helmut Schmolz ordnet das Gebäude dem Jugendstil zu, wobei der architektonische Stil durch die lokale Bautradition insbesondere durch den Heilbronner Kiliansturm beeinflusst sei. Dies wird vonn Helmut Schmolz wie folgt beschrieben [32]:

Das Bauwerk, das dem Jugendstil zugerechnet werden muss, vereinigt in sich verschiedene Stilelemente. Es hat keinen Vorgänger, sondern verkörpert einen neuen Typus im Anschluss an die Bautradition unseres Landes und in deren freier Weitergestaltung [...] phantasievolle, dämonische Ornamentik des Kiliansturmes


Im Jahre 1907 gründete Peter Bruckmann zusammen mit Hermann Muthesius, Theodor Fischer und Richard Riemerschmid den "Deutschen Werkbund", der die "Pflege von Qualität und gute Form" betrieb. Dr. Hennze betont hier, dass sich "die neue Zeit auch in der Heilbronner Architektur" niederschlug. Hennze zählt das alte Stadttheater zu Heilbronn zu der "wohlproportionierten gemäßigten Moderne" und meint dabei, dass das alte Stadttheater von Theodor Fischer "das wichtigste Gebäude dieser Epoche" sei. Denn Peter Bruckmann konnte für Heilbronn den "Vorreiter der modernen Architektur und Professor an der Technischen Hochschule Stuttgart" Theodor Fischer gewinnen, der daraufhin das "wichtigste Gebäude dieser Epoche", das alte Stadttheater im Jugendstil für Heilbronn errichtete[38]

Literatur

  • Scherer (Stadtbaurat a.D.): "Die Baugeschichte des Heilbronner Stadttheaters", in: Stadttheater Heilbronn (Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum, herausgegeben von der Intendanz des Stadttheates Heilbronn, Zusammenstellung von Dr. Erich Ziemann), Heilbronn 1938.
  • Krusemarck (Stadtarchivar): "Aus der Geschichte des Heilbronner Theaters ", in: Stadttheater Heilbronn (Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum, herausgegeben von der Intendanz des Stadttheates Heilbronn, Zusammenstellung von Dr. Erich Ziemann), Heilbronn 1938.
  • Ziemann, Erich :"Fünfundzwanzig Jahre Stadttheater Heilbronn (1913/1938)", in: Stadttheater Heilbronn (Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum, herausgegeben von der Intendanz des Stadttheates Heilbronn, Zusammenstellung von Dr. Erich Ziemann), Heilbronn 1938.
  • Stadt Heilbronn, Adressbuch der Stadt Heilbronn 1954.
  • Schmolz, Helmut/Weckbach, Hubert :Heilbronn - Die alte Stadt in Wort und Bild (2. Band), Heilbronn 1967.
  • Schmolz, Helmut/Weckbach, Hubert :Heilbronn - Die alte Stadt in Wort und Bild (1. Band), Heilbronn 1966.
  • Renz, Alexander/Schlösser, Susanne, Chronik der Stadt Heilbronn. Band VI: 1945-1951, Heilbronn 1995.
  • Renz, Alexander/Schlösser, Susanne, Chronik der Stadt Heilbronn. Band VII: 1952-1957, Heilbronn 1996.


  • Stadt Heilbronn (Herausgeber): Adressbuch der Stadt Heilbronn 1954 (Auf Grundlage amtlicher Unterlagen, herausgegeben von der Stadt Heilbronn am Neckar. Bearbeitet vom Amt für Statistik).
  • Haldy, Herbert, Theater Heilbronn, Heilbronn 1982.
  • Fix, Marianne , Festschrift der Stadtbücherei.
  • Licht, Hugo, Das Stadttheater in Heilbronn (Sonderdruck o. Jg. der Zeitschrift für Architektur und Bauwesen "Der Profanbau") Verlag J.J.Arnd, Leipzig 1913.
  • Leber, Claudia Giani,: Fünf liegende Akte am Vorbau des Stadttheaters in Heilbronn a.N., 1913 in: Claudia Giani Leber: Alfred Heinrich Pellegrini 1881-1958 und die Hölzel-Schule (Unter besonderer Berücksichtigung der Wandmalerei), Basel 1988.


  • Hildebrandt, Hans:Das neue Theater in Heilbronn, 2. Morgenblatt der Frankfurter Zeitung vom 1. Oktober 1913.
  • Kühle, E.:Das neue Stadttheater in Heilbronn, 4. Blatt der WZ, Nr. 226, vom 27. September 1913.
  • Heuss, Theodor: "Der neue Theaterbau", Neckar-Zeitung (Sonderausgabe zur Einweihung des Heilbronner Stadttheaters) vom 30. September 1913.


  • Bauer, Robert: "Die Baugeschichte", Neckar-Zeitung (Sonderausgabe zur Einweihung des Heilbronner Stadttheaters) vom 30. September 1913.
  • Bruckmann, Peter: "Theodor Fischer", Neckar-Zeitung (Sonderausgabe zur Einweihung des Heilbronner Stadttheaters) vom 30. September 1913.
  • Putlitz, Joachim zu: "Die Stuttgarter Hofbühne und Heilbronn", Neckar-Zeitung (Sonderausgabe zur Einweihung des Heilbronner Stadttheaters) vom 30. September 1913.

Quellen

  1. Herbert Haldy, Städtebauliche Grundlagen für den Neubau des Stadttheaters, S.43 in Herbert Haldy (Hg.):Theater Heilbronn, Heilbronn 1982.
  2. a b c d Scherer, Die Baugeschichte des Heilbronner Stadttheaters, S. 8f.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av Bauer,Die Baugeschichte, S.2f.
  4. Putlitz,"Die Stuttgarter Hofbühne und Heilbronn", S.1.
  5. Christhard Schrenk, Hubert Weckbach, Susanne Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. Eine Stadtgeschichte. (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn; Bd. 36). Theiss, Stuttgart 1998, ISBN 3-8062-1333-X , Seite 151
  6. (*28.01.1838 in Bieringe an der Jagst)
  7. Hans Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1963 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 11)Seite 196
  8. "Streiflichter zur Heilbronner Theatergeschichte", in:Schwaben und Franken, 28.Jahrgang-Nummer 11/November 1982, ab Seite II
  9. Jacobi, U., Das war das 20. Jahrhundert in Heilbronn, Heilbronn, 1.Aufl. 2001 Seite 33
  10. [1] Heilbronner Stimme: Online-Archiv: 15.10.03, 01:30 Uhr. Nachklang der Formgesinnung des Kiliansturms
  11. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn...1945-1951, S. 407
  12. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn...1945-1951, S. 472
  13. Stadt Heilbronn (Herausgeber): Adressbuch der Stadt Heilbronn 1954, I. Heilbronn im Wiederaufbau - Weitere Hochbauten
  14. Heilbronner Stimme, Ausgabedatum: 30. Januar 1951, Nummer: 24, S. 3, Artikel: Das Bühnenhaus wird überdacht
  15. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn...1945-1951, S. 521 und S. 522
  16. Stadt Heilbronn (Herausgeber): Adressbuch der Stadt Heilbronn 1954, I. Heilbronn im Wiederaufbau - Weitere Hochbauten - Rathaus
  17. Stadt Heilbronn (Herausgeber): Adressbuch der Stadt Heilbronn 1954, I. Heilbronn im Wiederaufbau - Weitere Hochbauten - Die Fernheizungsanlage
  18. Stadt Heilbronn (Herausgeber): Adressbuch der Stadt Heilbronn 1954, I. Heilbronn im Wiederaufbau - Weitere Hochbauten - Die Fernheizungsanlage
  19. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn...1952-1957, S. 82
  20. Merian, Das Monatsheft im Hoffmann und Campe Verlag, Herausgegeben von Heinrich Leippe, 1952, 5. Jahrgang, Heft 3: Heilbronn am Neckar. Seiten 84, 85
  21. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn...1952-1957, S. 88
  22. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn...1952-1957, S. 104
  23. " Trotz Hitze und Ferien 113 Bücher an einem Tag. Stadtbücherei Heilbronn 1949 - 1960: Bertha Danners Notizen ", in:Schwaben und Franken, 40.Jahrgang-Nummer 6/7 /Juli 1994, ab Seite 3
  24. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn...1952-1957, S. 210
  25. Festschrift der Stadtbücherei. Chronik der Stadtbücherei: Wieder im Zentrum: Im Stadttheater 1953-1961 Marianne Fix, Seite 32
  26. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn...1952-1957, S. 422
  27. Birkle, Alfred, Beiträge zur Geschichte der Polizei im Stadt- und Landkreis Heilbronn nach dem zweiten Weltkrieg, in: Historischer Verein Heilbronn, 15. Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte 33 (1994), S. 242
  28. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn...1952-1957, S. 472
  29. Uwe Jacobi: Lebensgefühl einer Generation: Die 50 er Jahre in Heilbronn und der Region. Band II. Wartberg Verlag.1. Auflage 2002. ISBN 3-8313-1035-1 : Faszination des Balletts Seite 47
  30. Heilbronner Stimme vom 28. August 2004 Nr. 199, S. 34, Titel aus der Serie Heilbronn gestern-heute Stimme Serie von Uwe Jacobi, Teil (10.) Theater ums Theater
  31. Heilbronner Stimme: Die zweite Zerstörung aus der Heilbronner Stimme-Serie von Uwe Jacobi:Hurra, wir haben es geschafft! Die 50er Jahre in der Region Heilbronn, Ausgabedatum: 02.11.2002, Seite 20
  32. a b c d e f Schmolz/Weckbach, (1966), Nr. 56, Seite 45
  33. a b c d e f Heuss, "Der neue Theaterbau", S.2
  34. Licht, Das Stadttheater in Heilbronn, S. 4
  35. a b Schmolz/Weckbach, (1967), Nr. 67, Seite 45
  36. Licht, Das Stadttheater in Heilbronn, S. 4
  37. a b Leber, Fünf liegende Akte am Vorbau des Stadttheaters in Heilbronn..., S.140f.
  38. Bernhard Lattner mit Texten von Joachim Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9