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Schloss Plön

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Das Plöner Schloss nach der Renovierung 2006
Die der Stadt zugewandte Seite des Schlosses

Das Plöner Schloss in Plön ist eines der größten Schlösser Schleswig-Holsteins und das einzig dort erhaltene in einer Höhenlage. Die frühere Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Plön wurde im 17. Jahrhundert während des Dreißigjährigen Krieges errichtet und erlebte eine wechselvolle Geschichte, in der das Schloss unter anderem auch als Kadettenschule und Internat diente.

Zuletzt im Besitz des Landes Schleswig-Holstein, musste das Schloss aufgrund einer vom Land nicht finanzierbaren Sanierung verkauft werden. Seit Januar 2002 gehört es der Fielmann Akademie Schloss Plön und dient nach aufwendigem Umbau der Branche der Augenoptik als Ausbildungs- und Qualifizierungsstätte. Nachdem das Schloss durch den Internatsbetrieb viele Jahre nicht öffentlich zugänglich war, öffnet es sein neuer Besitzer wieder in begrenztem Umfang für Besucher.

Geschichte des Schlosses

Die Vorgeschichte des Schlossgeländes

Die erste wendische Burgbefestigung namens Plune stammte aus dem 10. Jahrhundert und befand sich auf der Insel Olsborg im Plöner See. Die Anlage wurde 1158 zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte unter Graf Adolf II. von Schauenburg und Holstein und diente während der Kolonialisierung des einstmals slawischen Gebiets. 1173 wurde die Burg auf den Bischofsberg neben den Flecken Plön verlegt – an die Stelle des heutigen Plöner Schlosses. Währenddessen entwickelte sich Plön langsam zu einem Marktstandort und erhielt 1239 Stadtrecht. Von 1290 bis 1390 war die Höhenburg der Sitz der schauenburgischen Linie von Holstein-Plön und gelangte nach deren Aussterben in den Besitz des Schleswiger Herzogs Gerhard VI.. Über die Herzöge von Schleswig kam die kleine Festung vier Generationen später an das dänische Königshaus, denn Christian I. war Herzog von Schleswig und König von Dänemark in Personalunion. Plön und seine Burg spielten in dieser Zeit jedoch keine bedeutende Rolle in der Landesgeschichte.[1][2]

Die alte Plöner Burg um 1595 auf einem Stich von Georg Braun und Frans Hogenberg, Ausschnitt aus Civitates orbis terrarum

Im Zuge der Grafenfehde zwischen Lübeck und Dänemark wurde die Burg 1534 bei einem Überfall der Lübecker niedergebrannt und anschließend ein erster, größerer Neubau auf dem zum Teil noch der Romanik entstammenden Burggelände errichtet. 1564 übertrug König Friedrich II. von Dänemark seinem Bruder Johann dem Jüngeren unter Missachtung des Vertrags von Ribe ein Drittel seines Anteils an Schleswig und Holstein, womit der Bruder das abgeteilte Herzogtum von Schleswig-Holstein-Sonderburg begründete. Zu dem Besitz gehörte auch Plön samt seiner Burg. Unter dem frühmerkantilistischem Herzog Johann erlebten die Stadt und die Burg einen wirtschaftlichen Aufschwung.[3] Nach dem Tode Johanns 1622 wurde das Herzogtum Schleswig-Holstein-Sonderburg unter den sechs männlichen Erben aufgeteilt und neue Teilherzogtümer entstanden; eines war das Herzogtum Schleswig-Holstein-Plön.

Die Residenz der Herzöge von Plön

Der erste Herzog dieser Linie war Joachim Ernst von Schleswig-Holstein-Plön, der zweitjüngste Sohn Herzog Johanns. Anlässlich seiner Hochzeit mit der Gottorfer Prinzessin Dorothea Augusta beschloss der neue Landesherr den Bau eines repräsentativen Schlosses für sich und seine Familie. 1632 wurde die alte Plöner Burg auf Geheiß des Herzogs abgerissen und an deren Stelle das heutige Schloss im Stil der Renaissance errichtet. Die neue Residenz wurde inmitten des Dreißigjährigen Krieges innerhalb von nur drei Jahren fertig gestellt.[4]

Das Schloss war zwar die Residenz der herzoglichen Familie, doch wurde es zu keinem so bedeutenden Ort in der Landespolitik wie etwa Schloss Gottorf. Auch war das Schloss nicht durchgehend bewohnt, da die Plöner Herzöge weiterhin ihre Schlösser und Sommersitze in Traventhal, Ahrensbök und Reinfeld nutzten. Dennoch war das Gebäude ein Ort der Gesellschaft und der kulturelle Mittelpunkt des Herzogtums. So begründete Joachim Ernst eine Bibliothek im Schloss, die durch seine Nachfolger auf bis zu 10.000 Bände erweitert wurde.[5] Zudem war der Herzog sehr an der Physik und der Optik interessiert und sammelte hier verschiedene optische Geräte und Messinstrumente seiner Epoche, eine Tradition, die durch die heutige Akademie wieder fortgeführt wird.

Unter Herzog Friedrich Karl erlebte das Schloss seine kulturelle Blütezeit

Das Schloss diente den folgenden vier Herzögen als Regierungssitz:

Seine kulturelle Blüte erlebte das Schloss unter dem letzten Herzog Friedrich Karl ab 1729. Dieser führte eine barocke Hofhaltung und ließ das Schloss im Inneren im Stile des Rokoko ausstatten. Der Herzog erweiterte die Anlage um die noch vorhandenen Gebäude des Schlossplatzes, den Marstall und das Reithaus sowie des Gartenschlösschens, des heute sogenannten Prinzenhauses.[6] Das Schloss war Residenz der Plöner Herzöge bis zum Tode von Herzog Friedrich Karl 1761. Mit dessen Tod erlosch das Lehen und das Herzogtum ging zurück an das dänische Königshaus. Somit fand die Nutzung des Schlosses als höfische Residenz ein vorläufiges Ende. Das Gebäude diente nur noch als Witwensitz und ab 1833 auch als Schule.

Nachdem er bereits ab 1840 regelmäßig zu Gast auf dem Schloss war, zeigte der dänische König Friedrich VII. nach dem Schleswig-Holsteinischen Krieg von 1848 Präsenz im Land und nutzte das Plöner neben dem Glücksburger Schloss als Sommerresidenz. Erneut wurde es renoviert und diesmal mit Annäherungen an den Klassizismus ausgestattet. Zu dieser Zeit erhielt das Schloss seinen weißen Verputz, der an dänische Schlösser wie Gravenstein und Fredensborg angelehnt ist.[7]

Das Schloss als Kadetten- und Erziehungsanstalt

Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 geriet das Schloss in preußischen Besitz. 1868 wurde die Inneneinrichtung entfernt und überwiegend in das Kieler Schloss gebracht, wo sie 1945 verbrannte. Das Plöner Schloss wurde im Inneren kasernenartig umgebaut und diente anschließend in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein als Kadettenanstalt. Die Söhne des deutschen Kaisers Wilhelm II. erhielten ab dem Ende des 19. Jahrhunderts ihre Ausbildung in Plön und für diese Zwecke wurde das Lustschloss im Garten zum sogenannten Prinzenhaus erweitert, auf der Prinzeninsel ein Lehrbauernhof eingerichtet und vor dem Schloss für die neu verlegte Bahnstrecke der Prinzenbahnhof gebaut. Auf Anregung der Kaiserin Auguste Viktoria erhielt die Schlosskapelle eine neue Ausmalung.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Militärschulen durch den Vertrag von Versailles verboten und das Schloss diente ab 1920 als Staatliche Bildungsanstalt. Ab 1934 wurden das Schloss Plön und das darum befindliche Gebiet als Nationalpolitische Erziehungsanstalt für eine Eliteschule der Nationalsozialisten genutzt. Beide Weltkriege überstand das Schloss ohne Zerstörungen.

Das Internat

Ab 1946 wurde im Schloss das Staatliche Internat Schloss Plön für Jungen und Mädchen eingerichtet. Das Internat erstreckte sich über das gesamte Schlossgelände inklusive des Prinzenhauses für die Unterbringung der weiblichen Schüler und des Bootshauses und weiterer Gebäude für die Verwaltung. Die Nutzung als Schul- und Wohnhaus hinterließ Spuren an dem alten Gebäude, das zunehmend sanierungsbedürftiger wurde. Gutachten aus dem Jahre 1986/1988 ergaben, dass die Anlage einen hohen Investitionsbedarf habe und nur durch zweistellige Millionenbeträge vor dem Verfall zu retten sei.[8] Bereits ab 1992 wurde der Verkauf des Schlosses angestrebt und ab 1995 die Nebengebäude veräußert. Der Verkauf wurde notwendig, da sich das Land nicht in der Lage sah, neben dem unwirtschaftlichen Betrieb des Internats eine denkmalgerechte Sanierung des Hauses durchzuführen.

Noch zu Internatszeiten ab 1997 diente das Schloss als Kulisse für die Fernsehserie Die Schule am See, die mehrfach in der ARD zu sehen war. Die Schüler des Internates Schloss Plön spielten häufig die Komparsen. 2001 wurde das Internat geschlossen. Die ehemaligen Schüler, Lehrer und Mitarbeiter sind heute noch im Verein der Butenplöner[9] organisiert.

Der Verkauf und der Umbau des Schlosses

Der Schlossplatz und das Schloss während der Umbauphase, 2004

Nach mehreren nicht tragfähigen Planungen für das Schloss erfolgte ein Angebot des Optikunternehmens Fielmann. Der mögliche Verkauf an Fielmann wurde im schleswig-holsteinischen Landtag kontrovers diskutiert und der Verkauf schließlich nach Vorlegung eines umfassenden Nutzungsplans, der auch eine Teilhabe der Öffentlichkeit an dem Schloss vorsah, genehmigt.[10] Das Schloss wurde 2002 für 3,6 Millionen Euro an die gemeinnützige Fielmann Akademie veräußert. Günther Fielmann sagte dazu:

Als wir das Schloss 2002 übernahmen, befand es sich in einem beklagenswerten Zustand. Die großzügigen Korridore aus dem Barock waren mit Leichtbauwänden zu Schülerzimmern umfunktioniert, Grundriss und Raumfolge waren nicht mehr erlebbar, fortgeschrittene Bauschäden, wohin man blickte.[11]

Die Anlage wurde über einen Zeitraum von vier Jahren denkmalgerecht instandgesetzt. Die Gesamtkosten hierfür beliefen sich auf mehr als 35 Millionen Euro,[12] das Land hat das Projekt mit 11,8 Millionen Euro gefördert. Mit dem Umbau wurde aus dem Schloss ein modernes Schulungszentrum, das unter Berücksichtigung seiner historischen Bedeutung auch wieder eine öffentliche Rolle wahrnehmen kann.

Die Akademie und die heutige Nutzung

Die Arbeiten an dem Schloss sind seit 2006 abgeschlossen und nach mehrtägigen Eröffnungsfeierlichkeiten wurde der Betrieb als Bildungsstätte in vollem Umfang aufgenommen. Nachdem schon im Jahre 2002 noch in der Bauphase die Meisterkurse begonnen hatten, wird seit dem Wintersemester 2005/2006 in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Lübeck der Studiengang Augenoptik/Optometrie mit dem europaweit anerkannten Abschluss Bachelor of Science angeboten. Darüber hinaus werden Auszubildende des Augenoptikerhandwerks geschult und für Fach- und Führungskräfte Seminare durchgeführt. Dabei steht die Akademie der gesamten augenoptischen Branche offen. Pro Jahr sollen mehr als 6.000 Augenoptiker qualifiziert und 45.000 Teilnehmertage durchgeführt werden. Derzeit lehren hier 24 Dozenten.[13]

Das Schloss wird heute größtenteils von der Akademie genutzt. Einige herzogliche Prunkräume des Ostflügels mit einer Rokoko-Ausstattung wurden in umfangreicher Arbeit restauriert und sind im Rahmen von Führungen nach telefonischer Voranmeldung zu besichtigen.[14] Weiter wird das Schloss auch für verschiedene öffentliche und halböffentliche Veranstaltungen genutzt. So tagte im Rittersaal beispielsweise der schleswig-holsteinische Kulturausschuss und auch eine Buchung für Tagungen wird angeboten. Weiter finden dort wie auch in der Schlosskapelle Konzerte statt.

Der Mittelbau des Schlosses mit dem Hauptportal. Hinter den Fenstern des Obergeschosses und den darüber liegenden Giebeln befindet sich der Rittersaal

Baulichkeiten

Das Schloss

Das Plöner Schloss vereint in sich mehrere Besonderheiten. Es gehört zu den wenigen bedeutenden Großbauten aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges[15], es ist das einzig erhaltene Schloss Schleswig-Holsteins in einer Höhenlage und es gilt als erster Schlossbau Deutschlands, der einen bewussten Bezug zu der ihn umgebenden Landschaft erhielt.[16][17] Schon aus weiter Ferne ist es vom Lande oder vom Plöner See aus zu sehen und die Schlossterrasse mit Blick über die Plöner Seenlandschaft ist ein dominanter Bestandteil und der Mittelpunkt des Bauensembles. Zudem ist es das zweitgrößte Schloss des Bundeslandes – größer ist nur Gottorf – und es war der letzte planmäßig fertiggestellte Residenzneubau des heutigen Schleswig-Holsteins, wo die profane Baukunst aufgrund der wechselhaften Landesgeschichte ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert fast nur noch die zumeist kleineren Herrenhäuser hervorbrachte.[18]

Das Gebäude wurde in nur drei Jahren von 1633 bis 1636 errichtet. Der mächtige Bau stammt aus einer stilistischen Übergangszeit, zu einer Zeit in der die Kunst der Renaissance im Lande noch lebendig war, flossen bereits bezeichnende Eigenschaften des nahenden Barock in das neue Schloss ein. Es ist eine dreiflügelige Anlage um einen Ehrenhof mit dem Grundriss eines C. Das dreigeschossige Schloss weist nur wenig Bauschmuck auf, seine Fassaden sind klar strukturiert und die auffälligste Zierde bildet ein Kranz von Giebeln, der sich um die Außenseiten und die Hoffassaden zieht. Das Dach des Hauptgebäudes wird von zwei laternenartigen Dachreitern geschmückt, ein Uhrtürmchen über dem mittleren Giebel des Hofs wurde 1789 abgebrochen. Aus der Zeit der Kadettenanstalt befinden sich an der Außenwand des Ost- und Westflügels je ein Treppenturm in Gestalt der Neorenaissance aus dem 19. Jahrhundert. Das Schloss ist ganz aus Backstein, dem in Schleswig-Holstein damals bevorzugt genutzten Baustoff, erbaut und war ursprünglich unverputzt, das Dach mit roten Pfannen belegt. Den heute sichtbaren weißen Verputz und die grauen Schieferdächer erhielt es erst zur Mitte des 19. Jahrhunderts.[19]

Die Hoffassade des Ostflügels. Hinter der hohen Fenstern des Erdgeschosses verbirgt sich die Schlosskapelle

Die Gliederung des Schlosses erfolgte der damals üblichen Rangordnung: die Räume des Erdgeschosses waren der Verwaltung, der Schlossküche und dem Gesinde vorbehalten, das erste Stockwerk diente den herzoglichen Kindern, während das zweite Stockwerk vom Herzog und seiner Frau bewohnt wurde und außerdem die Repräsentationräume enthielt. Unter dem Dach befanden sich weitere Zimmer für die Dienerschaft. Die Innenräume waren ursprünglich in einen Herzogflügel im Osten und den Herzoginnenflügel im Westen aufgeteilt – wenngleich diese Struktur nicht dauerhaft beibehalten wurde. Ein zentraler Festsaal verweist schon auf barocke Raumordnungen, ebenso wie zwei symmetrisch vorhandene Schachttreppenhäuser, welche die damals im Lande noch üblichen Treppentürme ablösten. Im Erdgeschoss des Ostflügels erhielt die Schlosskapelle ihren Raum.

Nutzung als Akademie

Die Räumlichkeiten des Schlosses werden heute zu einem überwiegenden Teil von der Akademie eingenommen. Neben den eigentlichen Schulungs- und Studienräumen wurden auch Konferenzzimmer und optische Labore eingerichtet. Auf dem Schlossgelände befinden sich 123 Gästezimmer, ein Großteil davon im Westflügel des Schlosses. Für die Versorgung der Schulungsgäste ist ein Betriebsrestaurant eröffnet worden. Das Gebäude erhielt zwei behindertengerechte Fahrstühle in Nachbarschaft zu den historischen Schachttreppenhäusern.

Durch die Tatsache bedingt, dass das Schloss zwar als Schulungszentrum genutzt wird, aber auch der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden sollte, wurden in dem Bau mehrere historische Zimmer und Säle rekonstruiert.

Die restaurierten Schlossräume

Die Galerie und der Gartensaal
Die Galerie des Mittelflügels, hinter den Arkaden befindet sich der Gartensaal

Zwei Portale, die sich an den Winkeln zum West- und Ostflügel befinden, führen ebenso wie das mittlere Hauptportal in die Galerie, einen langen Gang der beide Seitenflügel miteinander verbindet. Die Galerie ist über einen Arkade direkt mit dem benachbarten Gartensaal verbunden und mit Möbeln des 18. und 19. Jahrhunderts versehen.

Der Gartensaal musste bei der Restaurierung des Schloss vollständig neu erschaffen werden. Schon zur Zeit der Plöner Herzöge gab es hier einen Gartensaal, von dem man über große Fenstertüren in das dahinter liegende, nicht rekonstruierte Gartenparterre treten konnte. Nachdem das Schloss seine alte Funktion als Residenz verlor, wurde der Raum umgebaut und durch eingezogene Zwischenwände anderen Funktionen zugeführt. Zu Zeiten des Internats befanden sich hier Wasch- und Duschräume. Der heutige Raum folgt in seinen Maßen dem ursprünglich hier gelegenen Gartensalon, doch ist von dessen einstiger Dekoration nichts mehr vorhanden. Der Gartensaal dient als Empfangszimmer des Akademiebetriebes und erfüllt damit einen nicht nur repräsentativen Zweck. Die Ausstattung mit Möbeln und Wandteppichen entstammt der privaten Sammlung Günther Fielmanns. Weiter hängen hier Gemälde, welche die Plöner Herzöge darstellen und die zu der einstigen Ausstattung des Schlosses gehörten.

Der Rittersaal
Der Rittersaal, auf diesem Bild mit einer modernen Konferenzbestuhlung

Der Rittersaal war ursprünglich der barocke Festsaal im Mittelflügel des Schlosses. Er ist der größte Raum des Schlosses und befindet sich zwischen den Treppenhäusern mittig im Obergeschoss, dessen gesamte Tiefe er einnimmt. Sein hölzernes Tonnengewölbe reicht bis ins Dachgeschoss und er wird auf jeder Seite des Mittelbaus durch sieben untere und zusätzlich durch drei obere Fenster in den Giebelreihen erhellt.

Seinen heutigen Namen erhielt der Saal im 19. Jahrhundert, als das Schloss dem dänischen Königshaus als Sommerresidenz diente. Eine Ritterschaft gab es im Plöner Schloss nie, die Bezeichnung lehnt sich an die Rittersäle in den dänischen Schlössern an. Die gegenwärtige Ausstattung entspricht annähernd der Gestalt unter Friedrich VII.. Es ist ein sparsam dekorierter Festraum mit klassizistischen Motiven. An den Stirnseiten des Saals befinden sich Musikeremporen, die großen Kronleuchter wurden nach alten Vorbildern für den Rittersaal neu angefertigt. Eine eigene Möblierung ist nicht mehr vorhanden, stattdessen werden auch hier Stücke aus der Sammlung Günther Fielmanns ausgestellt. Für öffentliche Veranstaltungen steht zudem eine moderne Bestuhlung bereit.

Die herzoglichen Paraderäume

Im Obergeschoss des Ostflügels finden sich die Zimmerflucht der herzoglichen Prunkräume. Sie gehören zu den wenigen Räumen des Schlosses, in denen sich noch Reste der einstigen Ausstattung finden lassen. Sie dienten ursprünglich der Repräsentation und waren in der Regel nicht bewohnte, en filade gereihte Paradezimmer, in denen Empfänge und Audienzen stattfanden. Im Rahmen des Umbaus des Schlosses zur Akademie wurden die Räume restauriert und um eine stilistisch zeitgemäße Möblierung ergänzt. Die Zimmer entstammen der Regierungszeit des Herzogs Friedrich Karls und sind weitgehend im Stil des Rokoko eingerichtet. Sie bilden heute den Höhepunkt der Schlossführungen und vermitteln ein Bild des Schlosses im 18. Jahrhundert.[20]

Das Herzogliche Vorzimmer

Das Herzogliche Vorzimmer ist der erste Raum der barocken Zimmerfolge, es diente einst als Wartesalon. Hier findet sich die einzig erhaltene Stuckdecke des Schlosses, die noch aus dem 17. Jahrhundert stammt. Die Supraporten zeigen Darstellungen der Plöner Residenz aus dem 18. Jahrhundert und gehören, wie der große Spiegel, zur Originalausstattung des Schlosses. Der große Ofen in Fayencetechnik stammt aus einer Kieler Werkstatt und wurde dem Plöner Schloss als Dauerleihgabe des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe zur Verfügung gestellt. Die Nische, in der er sich befindet, wurde von Bartholomeo Bossi gestaltet, der auch für die Stukkierung des Gartenhauses verantwortlich war.

Auch in Plön orientierte man sich im 18. Jahrhundert am französischen Hofzeremoniell, dass eine unterschiedliche Bevorzugung der verschiedenen gesellschaftlichen Ränge vorsah. Das kleine Audienzzimmer hinter dem Vorzimmer diente einst der Empfänge rangniedriger Personen. Im Zuge der Restaurierung des Schlosses wurden die originalen Farben der Paneele freigelegt und neu vergoldet. Die Seidentapete wurde nach einer Vorlage des 18. Jahrhunderts neu für diesen Raum angefertigt. Auch die hier gezeigten Möbelstücke entstammen der Sammlung Günther Fielmanns. Der große Spiegelsekretär entstammt einer Altonaer Werkstatt.

Das Herzogliche Schlafzimmer bildet den Abschluss der Paraderäume. Es diente als zweiter Empfangssaal für gesellschaftlich höher positionierte Gäste. Auch dies folgte dem französischen Zeremoniell, im dem Empfänge im Schlafzimmer zur Tagesordnung gehörten. Es ist der aufwendigste Raum der Zimmerfolge und der auffälligste Schmuck ist ein großer Alkoven, in dem sich das Bett befindet. Die in heiteren Rokokoformen geschmückte Bettnische hat die Jahre im Schloss nahezu unbeschadet überdauert, so war während der Zeit des Internats in diesem Raum das Musikzimmer untergebracht und die Stelle des Bettes wurde von einem Flügel eingenommen. Das Prunkbett selbst ist zwar kein Originalmöbel des Schlosses, entstammt in Stil und Bauart aber einem früher hier vorhandenen Himmelbett.

Die Herzogliche Bibliothek liegt etwas abseits der barocken Zimmerfolge und diente der Aufbewahrung der Büchersammlungen Herzog Friedrich Carls. Die Bände befanden sich einst hinter den original erhaltenen Paneelen in Wandschränken und wurden nach 1763 versteigert. Über den Türen des Bibliothekzimmers sind Sinnsprüche in lateinischer Sprach angebracht, die auf den belehrenden Sinn des Raums verweisen: Curis curarum suavi levamento – Für die angenehme Linderung und Heilung der Sorgen – und Delectando pariterque docendo – Erfreuend und belehrend.

Die Schlosskapelle
Blick von der Empore in die Kapelle

Die Kapelle befindet sich im Ostflügel des Schlosses und ihr Bodenniveau reicht bis in das Kellergeschoss hinein. Es handelt sich um einen zweischiffigen, durch einen Mittelpfeiler in zwei Joche geteilten Raum, der sich hier seit dem Bau des Schlosses befindet. Zur Zeit der Erziehungsanstalt wurde eine Zwischendecke eingezogen und der Saal war in seiner Originalgestalt nicht mehr erkennbar, zu Internatszeiten diente er sogar als Fahrradkeller. Das durch die Zwischendecke entstandene Obergeschoss diente als sogenannter Remter für Schülerversammlungen. Im Zuge der Schlosssanierung ist die Kapelle wieder hergerichtet worden, woran sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit 75.000 Euro beteiligt hat. Mit der Restaurierung erhielt der Kapellensaal die Gestalt des 19. Jahrhunderts zurück, als er auf Veranlassung der Kaiserin Auguste Viktoria 1897 mit historistischen Malereien ausgeschmückt wurde.[21] Die Schlosskapelle dient gegenwärtig nicht als Gotteshaus und es gibt weder einen Altar, noch eine Orgel in ihr. Sie ist Teil der geführten Rundgänge und wird gelegentlich für Konzerte genutzt.

Hinter der Kapelle befindet sich die Gruft des Schlosses, in der dreizehn Sarkophage aus der Zeit der Plöner Herzöge überdauert haben. Das aufwendigste Grabmal ist der aus einer Kopenhagener Werkstatt stammende und in Rokokoformen gestaltete Sarg des Herzogs Friedrich Carl von 1766.


Der Schlossplatz und die Nebengebäude

Westlich des Schlossbergs befanden sich einst die Gebäude der Vorburg. Dieser Wirtschaftshof wurde 1745 durch ein Großfeuer zerstört, wodurch die Voraussetzungen für den Bau einer Reitbahn geschaffen wurden. Die anliegenden Bauwerke wie der Marstall und die große Reithalle entstammen der Zeit und dem Repräsentationsbedürfnis Herzog Friedrich Karls und bilden zusammen mit einigen weiteren Bauten den heutigen Schlossplatz. Unter dem Gelände, das der Kadettenanstalt des 19. Jahrhunderts als Exerzierplatz diente, befindet sich seit dem Umbau des Schlosses eine moderne Tiefgarage.

Direkt unterhalb des Schlosses befindet sich die Schwimmhalle, ein Bau des Jugendstils von 1908. Ursprünglich den Söhnen Kaiser Wilhelms als Schwimm- und Sportbad errichtet behielt es diese Funktion auch während der Internatszeit bei. Das Schwimmbad wurde bereits 1994 vor Ende des Internatsbetriebs geschlossen und das Gebäude anschließend saniert. Die einstige Badehalle und die weiteren Räume dienten der Stadt Plön heute als Kulturforum für wechselnde Ausstellungen, weiter hat ein gastronomischer Betrieb hier seinen Platz gefunden.

Der Marstall von 1745

Der langgezogene Marstall wurde von 1745 bis 1750 durch Johann Gottfried Rosenberg erbaut und gilt als künstlerisch wertvollstes Gebäude dieser Art im Land Schleswig-Holstein.[22] Der aus unverputztem Backstein errichtete Bau in den Formen des Spätbarock bot Platz für 56 Pferde und auch die Skulpturendekoration nimmt auf diesen Zweck Bezug. Der Marstall diente während der Zeit des Internats als Turnhalle, heute sind hier Gewerbeflächen untergebracht. Rechterhand des Marstalls befindet sich das ehemalige Lazarett. Der im wilhelminischen Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts aus Backstein errichtete Bau stammt aus den Jahren 1896 und 1897. Er diente der Kadettenanstalt als Krankenhaus und beherbergt heute privat genutzte Wohnungen.

Das am westlichen Ende des Platzes liegende Reithaus - manchmal wegen der Uhr im Giebelfeld auch Uhrenhaus genannt - entstammt vermutlich ebenfalls dem Architekten Rosenberg. Es ist ein breiter Bau von 1746 mit einem hohen Mittelrisalit, der ursprünglich für Turniere und andere Reitereignisse genutzt wurde. Das Gebäude wurde 1892 umgebaut und im Inneren Wohnungen eingerichtet. Nach einer Sanierung wird das Haus gegenwärtig als Info-Zentrum des Naturparks Holsteinische Schweiz e.V. genutzt und präsentiert verschiedene Ausstellungen zum Thema Natur in Schleswig-Holstein.

Der Park

Der heutige Park des Schlosses entstand aus mehreren Vorgängergärten, die im Laufe der Jahrhunderte angelegt und später vernachlässigt wurden. Die erste Gartenanlage des Schlosses befand sich direkt unterhalb des Schlossbergs. Der Südhang wurde nach Baubeginn der Residenz als Weinberg angelegt, wobei man sich die Hanggärten der Villa d’Este in Tivoli zum Vorbild nahm.[23] Dieser Hanggarten bestand bis 1729. Ein Gartenparterre auf der Nordseite des Schlosses, ursprünglich vor dem Gartensaal gelegen, ist ebenfalls nicht mehr vorhanden.

Der Garten auf einem Stich von 1749, die Anlage ist auf das Gartenhaus ausgerichtet, im Hintergrund das Plöner Schloss

Im 18. Jahrhundert wurde ein barocker Garten angelegt, der dem Repräsentationsbedürfnis der Zeit Rechnung trug. Da sich das Schloss in Höhenlage befindet und zudem von zwei Seiten von der Stadt Plön umgeben ist, konnte keine auf das Schloss als Mittelpunkt konzipierte Anlage angepflanzt werden. Stattdessen wurde das Gelände hinter der Reitbahn als Standort für den neuen Park ausgewählt und dieser auf einen zentralen Pavillon ausgerichtet, eine Maison de Plaisance, das spätere Prinzenhaus. Der großzügige Garten wurde im Auftrag Herzogs Friedrich Karl durch Georg Dietrich Tschierske von 1730 bis 1748 angelegt und gehörte neben den Gärten in Jersbek und Eutin zu den bedeutendsten Gärten des 18. Jahrhunderts im Land. Tschierske legte für den Herzog auch den gleichsam bedeutenden Park des Schlosses in Traventhal an. Der Plöner Garten bestand aus ornamental gestalteten Parterres vor dem Gartenhaus, die in weiterer Ferne ist eine Boskettzone übergingen.

Nach dem Ende des Herzogtums verwilderte der Garten aufgrund mangelnder Pflege und wurde später zum Teil als Nutzgarten verwendet. Im 19. Jahrhundert erhielt der Park, der damaligen Mode üblich, durch den Landschaftsarchitekten Christian Schaumburg eine Umgestaltung in einen Landschaftsgarten englischer Prägung. Die großen Lindenalleen wurden nicht gefällt, sie sind bis heute erhalten und rahmen die Fläche des ansonsten verlorenen barocken Gartens, dessen Grundzüge aus der Luft noch zu erkennen sind. 1930 wurde im hinteren Drittel des Parks eine Sportbahn errichtet.[24]

Das Prinzenhaus

Das Prinzenhaus im Schlosspark, der fünfachsige Mittelbau entstammt dem 18. Jahrhundert, die Verlängerungen links und rechts davon der Kaiserzeit

Das Prinzenhaus ist ein kleines Lustschloss, dass mit seiner geschwungenen Gartenseite und Innendekorationen von Bartolomeo Bossi zu den wenigen Bauten des Rokoko in Holstein zählt. Es wurde von 1747 bis 1751 nach dem Vorbild des Jagdschlosses Falkenlust für Herzog Friedrich Karl ebenfalls durch J. G. Rosenberg errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es um je drei Fensterachsen an den Seiten erweitert, die Anbauten wurden dabei als flach hervorspringende Risalite ausgebildet. Seine heutige Bezeichnung erhielt das Haus, als es während der Regierungszeit Kaisers Wilhelm II. dessen Söhnen als Schule diente. Im Ersten Weltkrieg war es Lazarett, während der Zeit des Internats diente als Wohnhaus für die weiblichen Schülerinnen.

Im Prinzenhaus finden ganzjährig Konzerte und ähnliche Veranstaltungen statt. Das Standesamt der Stadt Plön bietet hier zudem Trauungen im Garten- oder Marmorsaal an. Zu besichtigen ist das Prinzenhaus im Rahmen von regelmäßig stattfindenden Führungen.

Literatur

  • Hans und Doris Maresch: Schleswig-Holsteins Schlösser, Herrenhäuser und Palais. Husum Verlag, Husum 2006, ISBN 3-89876-278-5
  • J. Habich, D. Lafrenz, H. Schulze, L. Wilde: Schlösser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein. L&H Verlag, Hamburg 1998. ISBN 978-3928119245
  • I. Bubert: Gutshöfe, Herrenhäuser und Schlösser im östlichen Holstein. Sventana-Verlag, 1995.
  • Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Hamburg, Schleswig-Holstein. Deutscher Kunstverlag, München 1994. ISBN 978-3422030336
  • Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein. Deutscher Kunstverlag, München, 1980.
  • S. Hunzinger: Schloß Plön. Residenz - Adliges Armenhaus - Erziehungsanstalt. Struve-Verlag, 1997.
Commons: Schloss Plön – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Daten und Ereignisse dieses Absatzes aus J. Habich, D. Lafrenz, H. Schulze, L. Wilde: Schlösser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein, Seiten 146 u. 147.
  2. Schloss Plön auf geschichte-s-h.de
  3. Daten und Ereignisse dieses Absatzes aus J. Habich, D. Lafrenz, H. Schulze, L. Wilde: Schlösser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein, Seite 147.
  4. Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Hamburg und Schleswig-Holstein, Seiten 688
  5. Die Tradition der Optik, Artikel auf der Homepage des Schlosses
  6. Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Hamburg und Schleswig-Holstein, Seiten 688 u. 689.
  7. Artikel auf der Homepage des Schlosses Friedrich VII. wird hier fälschlich mit Christians VIII. gleichgesetzt
  8. Geschichte des Schlosses auf geschichte-s-h.de
  9. Verein Butenplöner e. V.
  10. Niederschrift des Landtages Schleswig-Holstein vom 13. Dezember 2000
  11. Artikel über Günther Fielmann anlässlich der Eröffnung des Schlosses und der Akademie
  12. Artikel auf www.ndr.de zur Wiedereröffnung des Schlosses vom 7. Oktober 2006
  13. Artikel auf Welt.de vom 25.09.2006, anlässlich der Wiedereröffnung des Schlosses
  14. Kontaktdaten für Besucher
  15. Vorstellung des Schlosses auf Schleswig-Holstein.de
  16. Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Hamburg und Schleswig-Holstein, Seite 688
  17. J. Habich, D. Lafrenz, H. Schulze, L. Wilde: Schlösser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein, Seite 144
  18. Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein, Seite 95.
  19. Alle Informationen zur Baugeschichte aus Dehios: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Hamburg und Schleswig-Holstein, Seiten 688 u. 689.
  20. Beschreibung der Prunkräume auf der Seite des Schlosses
  21. Informationen zur Kapelle auf der Homepage des Schlosses
  22. Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Hamburg und Schleswig-Holstein, Seite 688
  23. Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Hamburg und Schleswig-Holstein, Seite 688
  24. Über die Gestaltung des Gartens: J. Habich, D. Lafrenz, H. Schulze, L. Wilde: Schlösser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein, Seiten 154 u. 155.

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