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Heinrich V. (HRR)

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Herrschaftsübergabe von Heinrich IV. an seinen Sohn Heinrich V., Darstellung aus der Chronik des Ekkehard von Aura

Heinrich V. (* 1086, vermutlich am 11. August, † 23. Mai 1125 in Utrecht) war als Sohn und Nachfolger Kaiser Heinrichs IV. der vierte und letzte Herrscher der Salier-Dynastie. Heinrich war seit 1099 zunächst Mitkönig, ab 1106 dann König, 1111 wurde er zum Kaiser gekrönt. Mit dem Wormser Konkordat löste er 1122 den seit Jahrzehnten schwelenden Investiturstreit mit dem Papsttum.

Machtübernahme und Königskrönung

Nachdem Heinrichs älterer Bruder Konrad 1093 im Zuge der Investiturstreitigkeiten in das päpstliche Lager gewechselt und sich somit gegen den Vater erhoben hatte, wurde er von diesem auf einer Reichsversammlung im April 1098 in Mainz abgesetzt. Gleichzeitig wurde der zwölfjährige Heinrich zum Mitkönig und somit zum Nachfolger Heinrichs IV. bestimmt. Am 6. Januar 1099 wurde Heinrich V. vom Kölner Erzbischof Hermann III. in Aachen gekrönt. Aufgrund seiner Vorerfahrungen mit dem ältesten Sohn ließ sich Heinrich IV. von seinem nunmehr zum Mitkönig bestimmten zweiten Sohn eidlich versichern, seine Sicherheit nicht anzutasten und sich nicht in die Regierungsgeschäfte einzumischen.

Da der gebannte Vater, Heinrich IV., in ständigem Konflikt mit dem Papst stand und sich eine Lösung des Problems nicht abzeichnete, fürchtete Heinrich V. um den Fortbestand seiner Thronansprüche. Er verbündete sich daher 1104 zunächst mit dem deutschen Hochadel gegen seinen Vater. Schnell stellte sich auch Papst Paschalis II. auf die Seite des Sohnes, nachdem dieser zugunsten der Ansprüche des Papstes seinen Verzicht auf die von seinem Vater zur Verwaltung des Reiches für unbedingt erforderlich gehaltene und darum weiterhin beanspruchte Laieninvestitur erklärt hatte. Paschalis löste den Sohn vom Bann und von dem dem Vater geleisteten Eid. Am Ende des Jahres 1105 gelang es Heinrich V. durch Verrat, den Vater auf der Burg Böckelheim an der Nahe gefangen zu setzen. Am 31. Dezember erzwang er in der Ingelheimer Kaiserpfalz dessen Abdankung, erhielt am 6. Januar 1106 in Mainz die Reichsinsignien übergeben und nahm die Huldigung der Reichsfürsten entgegen. Damit wurde er als Heinrich V. der Nachfolger seines Vaters.

Jedoch erst als dieser im August 1106 verstarb, wurde der Sohn allgemein anerkannt. Als er sich dieser Anerkennung gewiss war stellte sich Heinrich gegen den Papst und setzte die antipäpstliche Reichspolitik seines Vaters fort.

Investiturstreit und Kaiserkrönung

1110 zog Heinrich nach Italien und erreichte zunächst in Oberitalien ein erstaunliches Bündnis mit Mathilde von Tuszien, die ihn als Lehnsherrn anerkannte und als ihren Alleinerben einsetzte.

Im Februar 1111 traf Heinrich dann in Rom ein, um das Investiturproblem zu lösen und die Kaiserkrone einzufordern. Der König und Papst Paschalis hatten bereits am 4. Februar 1111 in Turri und am 9. Februar in Sutri einen geheimen Vertrag ausgehandelt, nach dem der Kaiser zwar auf die Investitur von Bischöfen verzichten sollte, gleichzeitig jedoch alle Reichsbischöfe die vom Reich erhaltenen Güter und Regalien, also Rechte und Privilegien wie Münzrecht, Zollrecht, Marktrecht, Stadtherrschaften, Gerichtsbarkeiten etc. zurückgeben sollten. Ein solcher Vertrag konnte naturgemäß nicht im Sinne der Bischöfe sein, die von den Geheimverhandlungen auch ausgeklammert worden waren. So kam es denn auch zu einem entsprechenden Widerspruch mit regelrechten Tumulten, als der geheime Vertrag im Zuge der geplanten Kaiserkrönung Heinrichs am 12. Februar 1111 öffentlich gemacht wurde. Es wurden daraufhin neue Verhandlungen angesetzt, allerdings weigerte sich nun der Papst, den Vertrag, der ihm allein die Investitur sicherte, wieder rückgängig zu machen. Daraufhin nahm Heinrich V. den Papst und viele seiner Kardinäle in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar gefangen und erzwang am 11. April im Vertrag von Ponte Mammolo neben dem Recht zur weiteren Investitur auch seine Kaiserkrönung, die am 13. April 1111 im Petersdom stattfand.

Auseinandersetzungen in Deutschland und Italien

Bald nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde Heinrich durch den Kardinallegaten Kuno von Praeneste im Sommer 1111 gebannt, im März 1112 widerrief die Kurie die getroffenen Abmachungen, da sie unter Zwang zustande gekommen waren. Daraufhin erhoben sich 1112 die Fürsten des Reiches unter Führung des sächsischen Herzogs (und späteren Kaisers) Lothar von Süpplingenburg und des Mainzer Erzbischofs Adalbert I. gegen den Kaiser, da sie eine neuerliche Spaltung des Reiches und der Kirche befürchteten. Die Aufstände dauerten längerfristig an und gipfelten in der Schlacht am Welfesholz am 11. Februar 1115, in der Heinrich unterlag. Er verlor für den Rest seiner Regierungszeit jeglichen Einfluss im sächsischen Norden des Reiches. Der Sieg der sächsisch-niederrheinischen Fürstenopposition wurde zum Markstein des stetigen Machtverlustes Heinrichs V.

Nach dem Tode Paschalis wurde Gelasius II. ohne vorherige Benachrichtigung des Kaisers zum Papst gewählt. Heinrich, der dies nicht hinnehmen wollte, eilte erneut nach Italien. Dort sicherte er sich zunächst das ihm 1110 zugestandene Erbe der im Juli 1115 verstorbenen Mathilde von Tuszien und zog dann weiter nach Rom, wo er Gelasius zur Flucht zwang. Eine Verständigung zwischen Kaiser und Papst scheiterte. Daraufhin ließ Heinrich am 8. März 1118 Gregor VIII. zum Gegenpapst wählen.

Gelasius konterte mit der Erneuerung des von Paschalis ausgesprochenen Kirchenbanns, der auf der Synode in Fritzlar unter erneutem Vorsitz des Kardinallegaten Kuno von Praeneste bestätigt wurde. Gleichzeitig enthob die päpstlichen Partei der Kirchenfürsten den Fürstbischof Otto von Bamberg seines Amtes, weil er als Reichskanzler dem Kaiser im Streit mit Rom treu geblieben war. Gelasius starb kurze Zeit später und die kuriale Partei wählte Kalixt II. zu seinem Nachfolger, der den Bannfluch gegen den Kaiser und den Gegenpapst wiederum erneuerte und 1120 in Rom einziehen konnte.

Wormser Konkordat

Urkunde Heinricanum des Wormser Konkordats, Vatikanisches Archiv

1122 kam es dann auf Druck der Reichsfürsten im Wormser Konkordat doch noch zu einem Ausgleich zwischen Heinrich und dem Papst.

Ein persönliches Treffen zwischen Papst und Kaiser in Mouzon am 24. Oktober 1119 war zunächst nicht von Erfolg gekrönt. Auf einem Hoftag in Würzburg im Herbst 1121 drängten die Fürsten Heinrich dann durch einen Beschluss dazu, eine Einigung mit dem Papst herbeizuführen:

Das ist der Beschluß, auf den sich die Fürsten im Streit zwischen dem Herrn Kaiser und dem Reich verständigt haben: (...) Der Herr Kaiser möge dem Apostolischen Stuhl gehorchen. Und über die böswillige Anklage, die die Kirche gegen ihn vorbringt, soll mit Rat und Bestand der Fürsten zwischen ihm und dem Herrn Papst ein Vergleich geschlossen werden, und der Friede soll (...) sicher und unverbrüchlich sein [1]

Dieser Druck führte schließlich zum am 23. September 1122 auf den Wormser Laubwiesen beschlossenen „Wormser Konkordat“, in dem Kaiser Heinrich V. den Anspruch der Kirche auf die Investitur mit Ring und Stab akzeptierte, den Symbolen für die geistliche Ehe mit der Kirche und das priesterliche Hirtentum. Des weiteren gewährte er jeder Kirche seines Herrschaftsbereiches die freie kanonische Wahl und unbehinderte Weihe des Gewählten.

Im Gegenzug räumte Papst Calixt II. ein, dass die Wahl der deutschen Bischöfe und Äbte in Gegenwart kaiserlicher Abgeordneter verhandelt, der Gewählte aber mit den Regalien, die mit seinem geistlichen Amt verbunden waren, vom Kaiser durch das Zepter als weltlichem Investitursymbol belehnt werden solle („Zepterlehen“).

Während im deutschen Teil des Kaiserreichs die Verleihung der Regalien durch den Kaiser vor der Weihe vorgesehen war, erfolgte in Italien und Burgund zuerst die Verleihung von Ring und Stab, wodurch der Einfluss des Kaisers auf die Einsetzung von Bischöfen praktisch verloren ging.

Damit war dieser Streit beigelegt, doch hatte das Kaisertum dadurch starke Einbußen erlitten. Die sakrale Aura des Kaisers war erschüttert und die bis dahin bestehende Einheit von Kaisertum und Papsttum aufgehoben..

Sonstige außenpolitische Ereignisse

In den Jahren zwischen 1107 und 1110 führte Heinrich vier Feldzüge gegen die östlichen Nachbarn, die von unterschiedlichem Erfolg gekrönt waren. Zwar konnte Heinrich die Böhmen unter seiner Lehnshoheit halten, doch die Polen und Ungarn behielten ihre Unabhängigkeit.

Die Beziehung zu Frankreich geriet 1107 auf einen Tiefpunkt, dafür konnte ab 1110 die Verbindung zu den Anglo-Normannen durch die Verlobung mit der Königstochter Mathilde verbessert werden.

Gerade diese Beziehung zum englischen Königshaus zog Heinrich zum Ende seiner Regierungszeit aber in die französisch-normannischen Auseinandersetzungen hinein. Ein Feldzug nach Metz musste 1124 ergebnislos abgebrochen werden.

Ehe und Familie

Am 6. Januar 1114 heiratete Heinrich in Mainz Mathilde, die zwölfjährige Tochter König Heinrichs I. von England. Die Ehe blieb kinderlos. Allerdings soll Heinrich eine uneheliche Tochter Bertha gehabt haben, die er 1117 mit dem Grafen Ptolemäus II. von Tusculum verheiratete.

Tod und Nachfolge

Grablege Heinrichs im Dom zu Speyer

Am 23. Mai 1125 starb Heinrich in Utrecht. Wie alle Salierkaiser fand auch er sein Grab im Dom zu Speyer.

Mathilde kehrte nach dem Tod Heinrichs zu ihrem Vater an den englischen Hof zurück. Sie heiratete 1128 den Grafen Gottfried V. von Anjou und wurde über ihren Sohn, den englischen König Heinrich II., Großmutter von Mathilde, der Ehefrau Heinrichs des Löwen.

Heinrich hatte eigentlich seinen Neffen, Herzog Friedrich II. von Schwaben, zum Nachfolger auserwählt, der jedoch durch eine Königswahl bestätigt werden musste. Vor allem der Mainzer Erzbischof Adalbert I. stellte sich der Wahl Friedrichs entgegen und so gab es auf dem Wahl-Hoftag in Mainz am 24. August 1125 letztlich drei Kandidaten für den Königsthron: neben Friedrich rechneten sich auch dessen Stiefvater Leopold III., Markgraf von Österreich als Schwager Heinrichs V. sowie der sächsische Herzog Lothar von Süpplingenburg Chancen auf die Wahl aus.

Es wurde ein Gremium gebildet, das aus je 10 Vertretern der vier großen Stämme der Sachsen, Schwaben, Franken und Bayern bestand. Diese sollten sich auf einen der drei Kandidaten einigen. Obwohl sich die Schwaben von Anfang an nicht bereit erklärten, jeglichen Ausgang der Wahl zu akzeptieren, wurde schließlich der sächsische Herzog Lothar, nachdem Herzog Heinrich der Schwarze von Bayern auf seine Seite gewechselt war, zum neuen König erhoben. Letztlich huldigte auch der unterlegene Friedrich dem neuen König. Die Krönung durch den Kölner Erzbischof erfolgte am 13. September in Aachen.

Wirkungsgeschichte

Wie bei seinem Vater war auch die Regierungszeit Heinrichs V. geprägt von der Auseinandersetzung mit den Reichsfürsten einerseits und dem Papsttum andererseits.

Da Heinrich den Fürsten oft den konsensualen Entscheidungsprozeß verweigerte und sich – wie sein Vater – lieber von Ministerialen beraten ließ, fühlten sich die Fürsten übergangen und begehrten gegen ihn auf, und zwar erfolgreich, wie das Ergebnis des Würzburger Hoftages und die Wahl Lothars als Heinrichs Nachfolger verdeutlicht. Folgerichtig kommt der Historiker Stefan Weinfurter zu folgendem Forschungsergebnis: "Natürlich blieb auch am Ende der Salierzeit der König der oberste Lenker der Staatsgeschäfte, aber das Reich war zu einer eigenen, festen Größe geworden und wurde von den Fürsten repräsentiert." [2]

In der Auseinandersetzung mit dem Papst war Heinrich anfangs zu geradezu revolutionären Lösungen bereit, die Geheimverhandlungen mit Paschalis sind hier zu nennen. Dann verfiel er aber wieder in die üblichen Reaktionsmuster, übte gar Gewalt gegen den Papst aus und war zu keinen Kompromisslösungen fähig. "In Wahrheit war er schlecht beraten, als er mit Gewalt ein Festhalten an der alten Praxis erzwang, während man in den westeuropäischen Monarchien längst den Weg des Kompromisses beschritten hatte." [3] wirft ihm denn auch der Historiker Egon Boshof vor. Erst die Reichsfürsten brachten ihn auf dem Würzburger Hoftag zur Besinnung und ermöglichten die Lösung durch das "Wormser Konkordat".

Gewalt gegen Vater, Papst und Reichsfürsten brachten Heinrich vielfach den Vorwurf der Brutalität, Hinterlist und Menschenverachtung ein. Seine Regierungszeit wird daher, trotz der Lösung des Investiturstreits, häufig negativ beurteilt. Johannes Laudage nennt Heinrich einen "überforderten König" und kommt zu dem Ergebnis, Heinrichs Regierung sei "ein vollständiger Mißerfolg" [4] gewesen.

Quellen

  • Frutolfs und Ekkehards Chroniken und die anonyme Kaiserchronik. Lateinisch und deutsch. Hrsg. u. übers. von F.-J. Schmale u. I. Schmale-Ott. – Wiss. Buchgemeinchaft, Darmstadt 1972. – (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe; 15).

Literatur

  • Gerold Meyer von Knonau: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., 7 Bände, Duncker & Humblot, Berlin 1964, Nachdruck von 1890 bis 1909 (Unentbehrliches Monumentalwerk aus den Jahrbücher der Deutschen Geschichte, die Bände VI bis VII befassen sich mit dem Leben Heinrichs V.)
  • Bernd Schneidmüller und Stefan Weinfurter (Hrsg.): Salisches Kaisertum und neues Europa: die Zeit Heinrichs IV. und Heinrichs V., Darmstadt 2007, ISBN 3-534-20871-4.
  • Egon Boshof: Die Salier. Stuttgart (u.a.) 2000, ISBN 3-17-016475-9.
  • Johannes Laudage: Die Salier. München 2006, ISBN 3-406-53597-6.
  • Bernd Schneidmüller/ Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters, Historische Porträts von Heinrich I. bis Maximilian I.. München 2003, ISBN 3-406-50958-4.
  • Stefan Weinfurter: Herrschaft und Reich der Salier. Sigmaringen 1992, ISBN 3-7995-4131-4.
  • Adolf Waas: Heinrich V. Gestalt und Verhängnis des letzten salischen Kaisers, München 1967

Anmerkungen

  1. Zitiert nach Laudage – Die Salier, S. 114.
  2. Weinfurter – Herrschaft und Reich der Salier, S. 155.
  3. Boshof – Die Salier, S. 277.
  4. Laudage – Die Salier, S. 99.


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