Postkarte


(abgestempelt am 19. März in Cosel)
Postkarten sind Karten, um relativ kurze, offen lesbare Mitteilungen, Nachrichten, Grüße usw. per Post zu verschicken. Die Postkarte in der heutigen Form erschien um 1869 in Österreich und wurde zur Zeit ihrer Einführung noch Correspondenzkarte genannt. Ursprünglich konnten sie national und international nur sehr eingeschränkt verschickt werden, erst mit der Einführung der Weltpostkarte konnten Postkarten über alle Grenzen hinweg versendet werden. Heute gibt es verschiedene Erscheinungsformen, wobei die bedeutendste wohl die Ansichtskarte ist, die oft falsch als Bildpostkarte bezeichnet wird. Die Bildpostkarte ist eine eigenständige, spezielle Form der Postkarten. Die heutige Standardnormgröße ist DIN A6.
Geschichte

Schriftliche Nachrichten wurden bis in die neuere Vergangenheit üblicherweise als verschlossener Brief versendet.
Erste Anläufe
1760 hat angeblich das private Stadtpostunternehmen Petite Poste in Paris offen lesbare Mitteilungen eingeführt, 1784 führte die privat betriebene Kleine Post in Wien[1] (auch 'Wiener Klapperlpost' genannt) Karten mit offen versandten Mitteilungen ein. In beiden Fällen sind jedoch keine Exemplare erhalten.[2][3]
Im Jahre 1861 ließ sich John P. Carlton aus Philadelphia die Postkarte urheberrechtlich schützen.[4] Er reichte seine Erfindung am 17. Dezember 1861 auch als Patent ein, was aber nicht zugelassen wurde.[5] Er verkaufte seine Idee an H. L. Lipman, ebenfalls aus Philadelphia[6], der dann Karten mit der Kennzeichnung „Lipman's Postal Cards“ produzierte.[7] Diese Karten wurden verkauft bis sie 1873 durch die staatlich offiziellen U.S. Postkarten ersetzt wurden.[8]
Zum 1. Juni 1865 wurden in Preußen sogenannte Drucksachenkarten als offene Mitteilungen eingeführt. Dort waren die Anschrift und der gedruckte Text auf ein und derselben Seite.[9] Diese Karten wurden oft verwendet um einen Besuch eines Handelsvertreters anzukündigen und werden deswegen in Sammlerkreisen auch als Vertreterkarten bezeichnet.[10][11]
Der Geheime Postrat Heinrich von Stephan schlug am 30. November 1865 bei der 5. Postvereins-Konferenz in Karlsruhe vor, ein sogenanntes Postblatt ohne Wertstempeleindruck zuzulassen. Sein Vorschlag wurde aber nicht verwirklicht, da die Mehrheit der verantwortlichen Personen die Ansicht vertrat, ein offenes Absenden von Mitteilungen sei aus Datenschutzgründen unmoralisch und beleidigend. Wegen der Idee eines geringeren Portos wurde außerdem befürchtet die Einnahmen der Post könnten zurückgehen.[12]
1868 reichen zwei Leipziger Buchhandelsunternehmen, Firma Friedlein und Firma Pardubitz, unabhängig voneinander beim Berliner Generalpostamt ein, eine „Universal-Correspondenz-Karte“ einzuführen. Auf den Rückseiten sollten verschiedene Mitteilungen zum ankreuzen vorgedruckt werden. Trotz Ablehnung erscheint hier erstmals die später verwendete Bezeichnung „Correspondenzkarte“.[13][3]
Offizielle Einführung
Am 1. Oktober 1869 erschien dann bei der Österreichischen Post die vom Professor der Nationalökonomie Dr. Emanuel Herrmann entwickelte Correspondenzkarte mit eingedruckter Briefmarke. Ähnlich einem Telegramm sollte die Anzahl der Worte – bei den ersten Vorschlägen – auf 20 begrenzt sein und durch eine geringe Gebühr gefördert werden. Die Rückseite der 8,5 × 12,2 cm großen Correspondenzkarte konnte jedoch bei Erscheinen der Karten frei beschrieben werden. Die Karte kostete nur 2 Kreuzer (im Unterschied zu 5 Kreuzer für einen Brief), was gleichzeitig dem Wert der eingedruckten Briefmarke entsprach, und verkaufte sich bereits im ersten Monat 1,4 Millionen mal.
In Deutschland zeichnete der preußische Ministerpräsident und Kanzler des Norddeutschen Bundes Otto von Bismarck am 6. Juni 1870 die „Verordnung betr: die Einführung der Correspondenzkarte“ ab, die ab 1. Juli 1870 in Kraft trat.[14] Daraufhin wurden von den Postverwaltungen des Norddeutsche Postbezirks zusammen mit Bayern, Württemberg und Baden ab 1. Juli 1870 eingeführt.[15] Der Versand war außer im Inland - dem Gebiet des Norddeutschen Bundes und den drei genannten süddeutschen Ländern - auch nach Österreich-Ungarn und nach Luxemburg möglich.[16]
Das Format entsprach dem der Postanweisung. Zunächst gab es in Deutschland die Correspondenzkarte nur mit aufgeklebten Freimarken, in Württemberg gab es sie gleich als Ganzsachen[17]. Seit dem 12. Oktober 1871 konnten Correspondenzkarten auch zu Drucksachen, seit dem 1. Januar zu Postvorschusssendungen (Nachnahme) benutzt werden.
Einführung der Postkarte in anderen Ländern:[14][18]
- 1870 Schweiz, Luxemburg und Großbritannien
- 1871 Belgien, Niederlande, Dänemark und Finnland
- 1872 Schweden, Norwegen und Russland
- 1873 USA, Frankreich, Serbien, Rumänien und Spanien
- 1874 Italien
Bereits 1870/71, während des Deutsch-Französischen Kriegs, wurden von deutschen Soldaten, innerhalb der ersten fünf Kriegsmonate 10 Millionen Feldpostkarten in die Heimat verschickt.[19]
Ab 1. März 1872 an wurde die Correspondenzkarte in Deutschland in Postkarte umbenannt.[15] Ebenfalls 1872 gab es eine Gebührensenkung für Postkarten von der vollen Briefgebühr auf die Hälfte.[20] Seit dem 1. Januar 1873 wurden Postkarten mit eingedruckten Postwertzeichen (Ganzsache) im Königreich Bayern und im Deutschen Reich von der Post verkauft.
Im internationalen Postverkehr wurde die Postkarte mit dem Berner Postvertrag ab 1. Juli 1875 zugelassen.[21] Siehe auch: Unterpunkt Weltpostkarte.
Ab etwa 1896 setzte sich die Ansichtskarte im großen Stil durch, da sie zu einem geringen Preis erhältlich war und die Bilder das Schreiben längerer Städte- oder Landschaftsbeschreibungen ersparten. In vielen Tabak- und Schreibwarenläden waren Ansichtskarten zu kaufen. 1899 wurden in Deutschland 88 Millionen Postkarten produziert, 1905 wurde durch die Post eine halbe Milliarde Kartensendungen gezählt.
Ab 1905 wurde die Adressenseite der Postkarte in Deutschland geteilt, wobei die linke Seite für Mitteilungen zur Verfügung stand. Bis dahin mussten die Mitteilungen ausschließlich auf der Rückseite der Karten erfolgen, da die Anschriftseite ausschließlich für die Adresse verwendet werden durfte (genaueres hierzu unter Ansichtskarte).
Heute werden in Europa etwa 400 Millionen Postkarten pro Jahr verschickt.
Formen der Postkarte
Ansichtskarte

→ Hauptartikel: Ansichtskarte
Neueren Erkenntnissen zufolge gab es die erste deutsche Ansichtskarte, eine Einladung zur Treibjagd, schon 1866 vom Lithograf Wilhelm Schneider, Worms, postalisch gelaufen am 5. Dezember 1866[22][23][24]. Ab 1871 verkaufte die Post Ansichts- und Glückwunschpostkarten und ab dem 1. Juli 1872 werden in Deutschland private (nicht von der Post) hergestellte Motivpostkarten zugelassen.
Der Münchner Lithograf Zrenner stellt 1872 als erster Massenproduzent eine Serie von mehreren, verschiedenen Ansichtskarten her.[25]
Ansichtskarten dienten oft auch Propagandazwecken und können heute als historische Quelle dienen. [26]
Antwortkarte
Am 1. Januar 1872 erschienen die ersten Postkarten mit anhängender Antwortkarte, die später auch mit eingedrucktem Postwertzeichen verkauft wurden. Dadurch bezahlte der Absender bereits das Porto für die Antwort durch den Empfänger. Ungebrauchte Antwortkarten sind immer zusammenhängende Doppelkarten, bestehend aus je einem Frage- und Antwortteil. Das Format einer ganzen Antwortkarte entspricht zweimal der Größe einer normalen Postkarte. Diese war auf das Format einer einfachen Postkarte zusammengeklappt. Verwendung: Der erste Absender beschreibt den Frageteil und schickt die Doppelkarte an den Empfänger. Dieser entfernt den Frageteil und schickt den Antwortteil zurück. Sowohl der Frage- wie Antwortteil ist mit einem portogerechten Wertstempel versehen. Im Jahre 1992 verfügte die Generaldirektion der Deutschen Bundespost Postdienst die Einstellung der Aufträge für Antwortkarten. Die Restbestände wurden aufgebraucht. Noch zusammenhängende Antwortkarten hin und zurück zu gebrauchen war zwar nicht erlaubt, konnte aber vorkommen. Antwortkarten, die für den Verkehr ins Ausland bestimmt waren, hatten im Anschriftteil weder Postleitzahlkreise noch Leitvermerke (Straße, Haus-Nr. usw.).
Bildpostkarte
→ Hauptartikel: Bildpostkarte
Die Deutsche Reichspost führte 1925 unter federführender Mitwirkung der Gesellschaft für Postreklame als Tochter der damaligen Reichspost sogenannte Bildpostkarten ein. Diese sollten der Förderung des Fremdenverkehrs dienen. Gemeindeverwaltungen bzw. die örtlichen Verkehrsvereine konnten Bildpostkarten für ihre Stadt/ihren Ort beantragen. Ursprünglich verwendete man Zeichnungen von Ortsansichten, später dann auch Fotos, die in der linken Hälfte der Anschriftenseiten oben zu finden sind. Die auftraggebende Gemeinde durfte bestimmen, in welchen Regionen die Karten in von ihr zu bestimmenden Quoten verkauft werden sollten. Bis in die späten 1970er Jahre war der Verkauf in der Gemeinde selber aus Rücksicht auf den Ansichtskartenverkauf des örtlichen Schreibwarenhandels nicht erlaubt. Verklärte und geschönte Landschaftsaufnahmen werden als Postkartenidylle beschrieben.
Gezähnte Postkarte
Ab 1. Juni 1913 lieferte die Reichsdruckerei perforierte Postkarten der Dauerserie zunächst in Streifen, dann auch im Bogen. Die Schreibmaschine verbreitete sich immer mehr, und die Streifen erlaubten ein rationelles Beschreiben nacheinander. Bald wurden auch Antwortkarten im Bogen gezähnt (1924). Bayern (1912) und Württemberg (1913) verkauften ebenfalls gezähnte Postkarten. Die Karten wurden zum eingedruckten Wertzeichenpreis verkauft.
Weltpostkarte
Durch den Berner Postvereinsvertrag vom 1. Juli 1875 wurde die Postkarte auch für den internationalen Verkehr zugelassen und seit dem 15. Juli 1878 solche zu Weltpostkarten mit bezahlter Antwort. Die für den Verkehr in das Ausland gedachten Karten mit entsprechender Wertstufe – Weltpostkarte genannt – wiederholen in der Regel Texte in französischer Sprache (= Amtssprache des Weltpostvereines); z. B. „Postkarte mit Antwort – Carte postale avec réponse payée“. Bei der Weltpostkarte mit anhängender Antwortkarte war ebenfalls nur der Antwortteil allein abzusenden, doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Das eingedruckte Postwertzeichen wurde also vom Annahmepostamt im Ausland mit dem dort verwendeten Tagesstempel entwertet. Häufig sind Weltpostkarten-Antwortteile mit zusätzlicher Briefmarkenfrankatur zu finden, die nicht immer erforderlich war. Vielmehr glaubten Empfänger im Ausland einfach nicht, dass z.B. das mit einem deutschen Postwertzeichen bedruckte Antwortteil ohne Entrichtung des Portos zurückgesandt werden konnte. Hingegen gibt es aber auch Zusatzfrankaturen wegen Portoerhöhung, Sonderbehandlung (Luftpost, Einschreiben etc.). Der Verkehr von Weltpostkarten mit anhängender Antwortkarte wurde entsprechend einem Beschluss der Konferenz des Weltpostvereins in Tokio ab 1. Juli 1971 weltweit eingestellt.
Neuere Erscheinungsformen
Im Zuge des Aufkommens neuer Medien und Technologien ergaben sich auch neue technische Möglichkeiten.
Mobilfunk-Postkarte (Handy-Postkarte)
→ Hauptartikel: MMS-Postkarte
Eine moderne Form der Postkarte unter Zuhilfenahme der Mobilfunk- und Kameratechnik moderner Mobilfunktelefone. Bild und Text werden hier mit dem Mobiltelefon erstellt und in elektronischer Form zum Provider gesendet. Dort wird die Postkarte mit dem übermittelten individuellen Text und Foto gedruckt und auf herkömmlichen Weg, per Post verschickt.
Reale Postkarten aus dem Internet
Bei dieser Form der Postkarte können ähnlich der Handy-Postkarte eigene Fotos zusammen mit dem Grußtext und der Empfängeradresse bei verschiedensten Anbietern im Internet hochgeladen werden. Häufig können auch Motive aus den Datenbanken der Anbieter als Postkarte verschickt werden. Die Postkarten werden dann in den Druck gegeben und frankiert mit einer echten Briefmarke auf dem Postweg verschickt.
Sammeln
Das Sammeln von Post- und Ansichtskarten wird auch als Philokartie bezeichnet. Postkarten mit eingedrucktem Postwertzeichen nennt man Ganzsachen, in der Philatelie sind sie ein eigenständiges Sammelgebiet.
Literatur
- Robert Lebeck/Gerhard Kaufmann, Viele Grüße... Eine Kulturgeschichte der Postkarte, 2. Auflage von 1988, Harenberg Kommunikation Dortmund
- Horst Hille, Postkarte genügt - Ein kulturhistorischer-philatelistischer Streifzug, Urania-Verlag, 1988
- Otto Wicki, Geschichte der Post- und Ansichtskarten, Verlag Zumstein & Cie., Bern 1996
Einzelnachweise
- ↑ Linke/Richter, „Ratgeber für Ansichtskartensammler“, Salzwasser Verlag 2007, Seite 8 ff
- ↑ Otto Wicki, Geschichte der Post- und Ansichtskarten, Verlag Zumstein & Cie, Bern 1996, Seite 5
- ↑ a b Über die Geschichte der Philokartie
- ↑ Patrick Robertson: Wann war was das erste Mal?, Ueberreuter Verlag, Berlin/Heidelberg.
- ↑ Susan Brown Nicholson, „The Encyclopedia of Antique Postcards“, Wallace-Homestead Book Company, Readnor, Pennsylvania 1994, Seite 1
- ↑ A Brief History of Postcard Types
- ↑ Konwiser, Harry; „The American Stamp Collector's Dictionary,“ Tudor Publishing Co., New York, 1949; aus A Brief History of Postcards
- ↑ http://www.postcardprime.com
- ↑ Philalexikon
- ↑ Otto Wicki, Geschichte der Post- und Ansichtskarten, Verlag Zumstein & Cie, Bern 1996, Seite 6
- ↑ Lexikon der Philatelie, Autor: Wolfram Grallert, Verlag: Phil*Creativ, 2. Auflage 2007, Seite 103 (Stichwort: Drucksachenkarte)
- ↑ Lebeck/Kaufmann, Viele Grüße... Eine Kulturgeschichte der Postkarte, 2. Auflage von 1988, Harenberg Kommunikation Dortmund, Seite 401
- ↑ Otto Wicki, Geschichte der Post- und Ansichtskarten, Verlag Zumstein & Cie, Bern 1996, Seite 8
- ↑ a b Artikel: Wie es zur Postkarte und zur Bildpostkarte kam.
- ↑ a b Information und Kommunikation in Geschichte und Gegenwart von Margarete Rehm
- ↑ Lebeck/Kaufmann, Viele Grüße... Eine Kulturgeschichte der Postkarte, 2. Auflage von 1988, Harenberg Kommunikation Dortmund, Seite 402
- ↑ Linke/Richter, „Ratgeber für Ansichtskartensammler“, Salzwasser Verlag 2007, Seite 10
- ↑ Horst Hille, „Postkarte genügt – Ein kulturhistorisch-philatelistischer Streifzug“, R. v. Decker's Verlag, G. Schenk, Heidelberg 1988, Seite 28
- ↑ Kaufmann, Gerhard; 1985; Die Postkarte im Spiegel der Kultur und Gesellschaft, in: Lebeck, Robert/Ders. (Hrsg.): Viele Grüße … Eine Kulturgeschichte der Postkarte, Dortmund, 399-437 -> aus Diekmannshenke, Artikel: Kommunizieren mittels Postkarte, Seite 3
- ↑ Lexikon der Philatelie, Autor: Wolfram Grallert, Verlag: Phil*Creativ, 2. Auflage 2007, Seite 305 (Stichwort: Postkarte)
- ↑ Meyers-Lexikon (Online-Version), Stichwort: Postkarte
- ↑ Linke/Richter, „Ratgeber für Ansichtskartensammler“, Salzwasser Verlag 2007, Seite 17
- ↑ vgl. Ansichtskarten-Sammlerbrief (Mitteilungsblatt der Ansichtskarten-Interessengemeinschaft im Bund deutscher Philatelisten) Sonderausgabe 2006/2007, mit ausführlicher Beschreibung
- ↑ „Wormser Zeitung“ vom 25. Januar 2002, inklusive einer Abbildung der Karte
- ↑ Otto Wicki, Geschichte der Post- und Ansichtskarten, Verlag Zumstein & Cie, Bern 1996, Seite 11
- ↑ vgl. z.B. Gérard Silvain und Joël Kotek: La carte postale antisémite, de l'affaire Dreyfus à la Shoah. Berg International, Paris 2005, ISBN 2-911289-82-X
Weblinks
- Die Postkarte – eine österreichische Erfindung
- Fachbegriffe (Glossar) für Postkarten
- Abmessungen einer Postkarte bei der Deutschen Post
- Privates Postkartenarchiv sehr große Sammlung schöner Karten