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Elisabeth von Hessen-Darmstadt (1864–1918)

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Elisabeth, Äbtissin des Martha-Maria-Klosters der Barmherzigkeit in Moskau

Prinzessin Elisabeth ("Ella") Alexandra Luise Alice von Hessen und bei Rhein, nach ihrer Heirat Großfürstin Elisabeth Fjodorowna (Елизавета Фёдоровна), (* 1. November 1864 in Darmstadt; † 18. Juli 1918 in Alapaewsk bei Jekaterinburg) war die Ehefrau von Großfürst Sergius Alexandrowitsch, dem fünften Sohn von Zar Alexander II. und Zarin Marie von Hessen-Darmstadt. Sie war die zweite Tochter von Großherzog Ludwig IV. und Großherzogin Alice, einer Tochter von [[Victoria (Vereinigtes Königreich)|Königin Victoria], und die ältere Schwester von Alexandra von Hessen-Darmstadt, der letzten russischen Zarin.

Leben

Frühe Jahre

Elisabeth von Hessen Darmstadt wurde am 1. November 1864 als zweite Tochter des großherzoglichen Paares Ludwig und Alice von Hessen-Darmstadt geboren. In der Familie nannten sie alle nur Ella. Die Kinder des Großherzogs erhielten eine sehr strenge Erziehung und wurden zur Bescheidenheit angehalten. Neben einer soliden Ausbildung wurde am hessischen Hof Wert auf Religiösität gelegt.

Als Elisabeth vierzehn Jahre alt war, grassierte in Hessen die Diphtherie. Sie erkrankte wie alle ihre Geschwister an der Krankheit. Auch Alice, die Mutter infizierte sich bei der Pflege der Kinder. Elisabeth überstand die Krankheit, der ihre vierjährige Schwester Marie sowie ihre erst 35-jährige Mutter zum Opfer fielen. Nach dem Verlust musste Elisabeth zusammen mit ihrer älteren Schwester Viktoria die Obhut über ihre Geschwister übernehmen.

Elisabeth in Russland

Die junge Prinzessin hatte eine Vielzahl von Verehrern. Einer von ihnen, der um ihre Hand anhielt, war der spätere deutsche Kaiser Wilhelm II.. Elisabeth entschied sich für den russischen Großfürsten Sergei Alexandrowitsch Romanow, dem fünften Sohn des russischen Zaren Alexander II. und Bruder des Zaren Alexander III. von Russland. Gegen den Widerstand ihrer Verwandtschaft insbesondere Königin Victorias setzte Elisabeth ihre Liebesheirat durch. Die Ehe wurde 1884 in St. Petersburg geschlossen und blieb kinderlos. Auf ihrer Hochzeit lernten sich auch ihre Schwester Alix und der russische Thronfolger Nikolaus Alexandrowitsch kennen.

Ihre Schwägerin Alexandra, Ehefrau von Sergei's Bruder Paul, verstarb kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes. Sie und Sergei nahmen die Kinder Maria und Dimitri solange in Pflege bis Paul sie wieder zu sich nahm. 1902 kamen sie erneut zu ihnen in Pflege, als Paul aufgrund seiner Hochzeit mit Olga Palei exiliert wurde.

Im Oktober 1888 reiste sie gemeinsam mit Sergei nach Palästina und besuchte unter anderem die Maria Magdalena Kirche in Jerusalem. Auf dieser Reise fasst sie den Entschluss die Konfession zu wechseln Im Gegensatz zu den meisten Ehefrauen russischer Großfürsten war Elisabeth vor der Hochzeit nicht zum russisch-orthodoxen Glauben übergetreten. Am 12. April 1891 wechselte sie die Konfession und war fortan in Russland unter dem Namen Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna bekannt. Sie selbst behielt ihren alten Vornamen aber weiter bei.

1891 erhob Zar Alexander III. Sergei Alexandrowitsch zum Generalgouverneur von Moskau. Der erzkonservative Sergei verwaltete Moskau in einem despotischen Stil und griff hart durch. Besonderes Augenmerk legte er auf die Verfolgung der Anhänger revolutionärer Ideen in Moskau. Sein harte Kurs blieb nicht ohne Folgen.

Am 4. Februar 1905 verübte Iwan Kaljajew ein Terrorist der revolutionären Bewegung ein Attentat auf den Großfürsten. Vor dem Kreml am Nikelski Tor explodierte eine Bombe, die den Großfürsten Sergei Alexandrowisch sofort tötete. Bereits kurze Zeit später war die Großfüstin Elisabeth am Tatort und versuchte sich noch um ihren toten Mann zu kümmern. Anschließend ging sie in die Kirche und suchte für fünf Tage Trost im Gebet.

Vor der Beerdigung besuchte sie den Attentäter Kaljajew im Gefängnis und überreichte ihm eine Ikone. Ihre Hoffnung der Attentäter könne sein Unrecht einsehen, erfüllte sich nicht. Trotzdem richtete sie ein Gnadengesuch an ihren Schwager Zar Nikolaus II., doch der Verurteilte selbst lehnte eine Begnadigung ab. Er hoffte, das sein Tod der revolutionären Bewegung mehr dienen würde.

Äbtissin Elisabeth

Das Attentat stellte einen Wendepunkt im Leben der Großfürstin dar. Nach ihrer Trauer entschied sich Elisabeth Fjodorowna ihr Leben den Leidenden und Armen zu widmen. Ihren gesamten Besitz teilte die Großfürstin auf und behielt nicht einmal ihren Ehering. Ein Teil ging an die Krone, ein anderer an Verwandte und den größten Teil stiftete sie für wohltätige Zwecke.

Elisabeth gründete an der Großen Ordynka in Moskau ein Kloster. Sie hatte die Vision eines neuen Schwestertyps, der Gebet und Sozialarbeit nach dem Vorbild der Diakonissen vereinigte. So entstand die Gemeinschaft der Schwestern der Liebe und Barmherzigkeit. Das Martha-Maria Kloster der Barmherzigkeit begann mit seiner Tätigkeit am 10. Februar 1909. Zum Kloster gehörte ein Krankenhaus und eine Apotheke, in dem Bedürftige kostenlos behandelt wurden. Die Schwestern versorgten die Kranken auch mit kostenfreien Medikamenten. Ein Waisenhaus gehörte ebenfalls zum Kloster sowie eine eigene Bibliothek. Die Schwestern speisten an ihrer Tafel die Armen und Bedürftigen. Die strengen Regeln und Pflichten der Schwestern hielt auch die Äbtissin Elisabeth ein.

1914 setzte der erste Weltkrieg ein und einige Schwestern des Klosters begaben sich an die Front und arbeiteten in Feldlazaretten. Die Großfürstin sammelte Spenden für Kriegsversehrte und deren Angehörige auf Wohltätigkeitsveranstaltungen, die sie teils selbst organisierte.

Die Februarrevolution von 1917 beendete die Zarenherrschaft in Russland und Elisabeths Schwager Nikolaus II. musste abdanken. Die politischen Umbrüche hatten auf das Leben im Kloster zunächst keinen Einfluss. Elisabeth sorgte sich aber um ihre Verwandten, die im Alexanderpalast unter Hausarrest standen. Sie pflegt mit ihrer Schwester Alexandra Kontakt zu halten, auch in deren Tobolsker Verbannung, allerdings unter erheblich erschwerten Bedingungen.

Nach der Oktoberrevolution

Folgen für das Kloster und für die Großfürstin selbst ergaben sich erst mit der Machtergreifung der Bolschewiki in der Oktoberrevolution von 1917. Die Bolschwiki betrachteten das Kloster als “Brutstätte des Aberglaubens”. Bald sah sich das Kloster wie seine Äbtissin Elisabeth Fjodorowna Schikanen ausgesetzt. Ihr einstiger Verehrer Kaiser Wilhelm II. versuchte die Großfürstin Elisabeth zu bewegen Russland zu verlassen. Elisabeth lehnte es ab ihre Heimat zu verlassen.

Während dem beginnenden Russischen Bürgerkrieg wurde sie im April 1918 durch die Bolschewiki nach Jekaterinburg verbannt. Dem örtlichen Gebietssowjet waren im Mai 1918 zuviele Romanows in der Stadt und ließ einige nach Alapajewsk verlegen, unter anderem auch Elisabeth. Dort musste sie mit fünf anderen Verwandten der Zarenfamilie in einer kleinen Schule wohnen. Die Lebensbedingungen wurden nach der vorgetäuschten Flucht des in Perm unter Hausarrest stehenden Großfürsten Michails verschärft. Sie wurde zu Gefangenen der örtlichen Tscheka.

Am späten Abend des 17. Juli 1918, einen Tag nach der Ermordung der Zarenfamilie in Jekaterinburg, ermordete die Tscheka auch die Romanows in Alapajewsk sowie die Nonne Warwara (Barbara) Jakowlewa, die mit ihrer Äbtissin die Verbannung geteilt hatte. Die Todgeweihten wurden zu einer stillgelegten Grube gebracht und in einen Schacht gestoßen. Drei Monate später stellte eine weißgardistische Untersuchungskomission fest, dass der Kopf eines der jungen Männer sorgfältig mit dem Kopftuch der Großfürstin verbunden war, die trotz ihrer eigenen Schmerzen noch die Leiden des Nächsten linderte.[1]

Nach der (vorübergehenden) Einnahme des Gebiets durch die Tschechoslowakische Legion wurden die Leichen geborgen und einwandfrei identifiziert. Sie wurden beim Rückzug der Weißen Armee mit nach Sibirien genommen. Die Leichen der mit Elisabeth ermordeten Romanow-Prinzen fanden ihre letzte Ruhestätte in Peking. Die sterblichen Überreste Elisabeths und ihrer Mitschwester dagegen wurden auf Betreiben ihrer Schwester Viktoria von Hessen-Darmstadt, der Marquise von Milford Haven, 1920/21 durch die britische Regierung nach Palästina gebracht und im russisch-orthodoxen Maria-Magdalenenkloster in Jerusalem begraben.

Das Martha-Maria Kloster der Barmherzigkeit wurde 1926 endgültig geschlossen und die Schwestern nach Zentralasien deportiert.

Nachwirkungen

Die erhaltenen Gebäude des Konvents an der Odrynka wurden 1992 zurückgegeben. Nach langen Auseinandersetzungen um Grundstück und Gebäude konnten im Mai 1994 konnten die ersten Schwestern den Konvent neu begründen; sie erhielten 1995 den Segen des Patriarchen Alexius II.. Das Kloster ist heute eine Gedenkstätte für Elisabeth, aber auch ein Zentrum sozialer und karitativer Arbeit. Bereits 1949 gründete Elisabeths Nichte Alice von Battenberg, die Mutter von Prinz Philip, auf der griechischen Insel Tinos eine Maria-Martha-Schwesternschaft nach dem Vorbild ihrer Tante und wurde wie sie in Jerusalem beigesetzt.

Die Umstände ihres Todes führten 1981 zur Kanonisierung Elisabeths durch die russisch-orthodoxen Exilkirche. Gemeinsam mit anderen Opfern des Kommunismus wurde sie zur Heiligen erklärt. Das Moskauer Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche folgte der Auslandskirche 1992.

Elisabeths Statue ist eins der 10 Standbilder von Märtyrern des 20. Jahrhunderts, die über dem Westportal der Westminster Abbey angebracht wurden.

Vorfahren

Elisabeth
Prinzessin von Hessen-Darmstadt;
Großfürstin von Russland
Ludwig IV.
Großherzog von Hessen-Darmstadt
Karl Wilhelm
Erbprinz von Hessen-Darmstadt
Ludwig II.
Großherzog von Hessen-Darmstadt
Wilhelmine Luise von Baden
Prinzessin von Baden
Elisabeth von Preußen
Prinzessin von Preußen
Friedrich Wilhelm von Preußen
Generalgouverneur der Rheinprovinzen
Maria Anna von Hessen-Homburg
Landgräfin von Hessen
Alice
Prinzessin von
Großbritannien und Irland
Albert von Sachsen-Coburg und Gotha
Herzog zu Sachsen
Ernst I.
Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha
Luise
Prinzessin von Sachsen-Gotha-Altenburg
Viktoria
Königin von Großbritannien und Irland
Kaiserin von Indien
Eduard
Herzog von Kent
Viktoria
Prinzessin von Sachsen-Coburg-Saalfeld


Literatur

  • Lubov Millar: Großfürstin Elisabeth von Rußland: heilige Neumärtyrerin unter dem kommunistischen Joch. München: Kloster des Heiligen Hiob, 2004. ISBN 3935217153
  • Olga Barkowez, Fjodor Fedorow, Alexander Krylow: "Peterhof ist ein Traum..." - Deutsche Prinzessinnen in Russland. Berlin 2001, ISBN 3-86124-532-9
  • Juri Buranow & Wladimir Chrustaljow: Die Zarenmörder - Vernichtung einer Dynastie, Aufbau Verlag Berlin 1993, ISBN 3-351-02408-8

Vorlage:PND

Fußnote

  1. Barkowet, Fedorow, Krylow: Der letzte russische Zar Nikolaus II. und seine Familie; edition q, Ulm, 2002