Zum Inhalt springen

Sacha Baron Cohen

Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. November 2006 um 09:10 Uhr durch Gnu1742 (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 212.117.117.23 (Beiträge) rückgängig gemacht und letzte Version von Gabbahead. wiederhergestellt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Sacha Baron Cohen als Ali G

Sacha Baron Cohen (* 13. Oktober 1971 in Surrey, England) ist ein englischer Komiker und Schauspieler, der besonders für die durch ihn verkörperten Charaktere Ali G und Borat bekannt ist.

Biografie

Baron Cohen wuchs in einer jüdischen Familie auf, sein Vater stammt aus Wales und seine Mutter ist in Israel geboren, ihre Familie kam ursprünglich aus dem Iran. In seiner Jugend war Baron Cohen aktives Mitglied bei der jüdischen Jugendorganisation Habonim Dror. Dort sammelte er in einer Theatergruppe auch erste schauspielerische Erfahrungen.[1] Er war in der Schule schon früh sehr talentiert und sprachgewandt und gewann mit acht Jahren einen Aufsatzwettbewerb in der Times in dem er die korrekte Verwendung der englischen Sprachen anmahnte.[2]

Nachdem Baron Cohen das Christ's College in Cambridge besuchte, lebte er für ein Jahr in Israel. Danach kehrte er nach Großbritannien zurück und studierte Geschichte an der Universität Cambridge, wo sein Cousin Simon Baron-Cohen heute Direktor des Autismus-Forschungszentrums ist. [3] In seiner Abschlussarbeit untersuchte Sacha Baron Cohen die Kultur von afroamerikanischen Mitbürgern und Juden, deren Rolle in der Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre, und hob insbesondere die Schwierigkeiten hervor, mit denen ethnische Minderheiten in der Gesellschaft konfrontiert werden. Im Jahr 1994 jobbte er als Model.[2]

Schon während seines Studiums übernahm er diverse Filmrollen. Nach seinem Abschluss konzentrierte er sich auf seine Laufbahn als Komiker. Sein Fernsehdebüt gab er in der „Jack Dee and Jeremy Hardy Show“ auf Channel 4 (1995).[1] Im Jahre 1995/1996 moderierte er die Kabelsendung Pump TV und F2F (1996).[2] Harry Thompson der Produzent der „Eleven O' Clock Show“ auf Channel 4, wurde auf Cohen aufmerksam. Harry Thompson erkannte Cohens Fähigkeit, mit seiner Form der Komik die eigentlichen Motive der Menschen zu entlarven.[2]

Den Durchbruch erreichte Baron Cohen 1998 als er in der „Eleven O' Clock Show“ zum ersten Mal als Ali G auftrat. Das Konzept der Sendung bestand darin, dass Baron Cohen alias Ali G Politiker, Prominente oder Leute interviewte, durch deren Kontrast zu Ali G's sozialem Milieu sich witzige Situationen ergeben. Als Ali G interviewte er u.A. den Astronauten Buzz Aldrin, den Autor Gore Vidal, den Immobilienmogul Donald Trump, den Basketballer Shaquille O'Neal, den ägyptischen Millionär Mohamed Al-Fayed, den ehemaligen Sprecher des U.S. Repräsentantenhauses Newt Gingrich, den politischen Kommentator Pat Buchanan, den Professor Noam Chomsky. Er gewann im selben Jahr den British Comedy Award für den besten Newcomer. 2000 chauffierte er Madonna durch das Musikvideo zu ihrer Single „Music“. Im selben Jahr startete „Da Ali G Show“ und gewann ein Jahr später den BAFTA Award für die beste Comedy-Serie. Ebenfalls 2001 moderierte Ali G die MTV Europe Music Awards in Frankfurt am Main. 2002 drehte er seinen ersten Kinofilm „Ali G in da House“, den in Deutschland eine knappe halbe Million Kinobesucher sahen.[4] Zudem veröffentlichte er mehrere Musik-Titel auf dem zugehörigen Soundtrack, u. a. den mit Shaggy produzierten Song „Me Julie“. Ab 2003 wurde „Da Ali G Show“ in den USA ausgestrahlt.

Für den Film Madagascar spielte Baron Cohen 2005 den Song „I Like To Move It“ (ursprünglich von Reel 2 Real) ein und war zugleich als Synchronsprecher in der Rolle des Lemuren-Königs Julien tätig.

Im Jahr 2006 kam der Film „Borat - Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation Kasachstan zu machen“ in die Kinos, der aus dem Charakter Borat, einem weiteren Charakter aus der „Da Ali G Show“ entstand. Der Film löste viel Zustimmung aber auch heftige Kontroversen aus.

Baron Cohen spielt in dem 2006 erschienen Film Ricky Bobby – König der Rennfahrer mit.

Die Produktion Borat überzeugte Brad Pitt im September 2006, in einem Film mit Baron Cohen mitzuwirken. Ein geeignetes Drehbuch steht bislang noch aus.[5]

Er wohnt in Los Angeles und ist mit der australischen Schauspielerin Isla Fisher liiert.[1]

Charaktere und Stil des Humors

Baron Cohens Humor besteht aus der Entwicklung von Alter Egos die dann, oft ohne dass andere von der Fiktivität der Charaktere wissen, durch provokative Fragen und Handlungen den Habitus, die sozialen Normen und Werte der Interviewpartner offenlegen. Typisch ist ein Verhalten der Charaktere Baron Cohens, das in bestimmten Situationen gerade nicht angebracht ist. So fragt Baron Cohen eine Feministin ob es nicht vielleicht ein Problem sei, dass Frauen ein kleineres Gehirn hätten. Durch sexistische (Ali G, Borat) oder antisemitische (Borat) Charaktere entlarvt Baron Cohen häufig auch solche Vorurteile bei seinen Interviewpartnern.

Die Verwendung Alter Egos in der Komik ist nicht neu, der Komiker Andy Kaufman spielte z. B. häufig den miserablen Nachtclubsänger Tony Clifton, Hape Kerkeling tritt häufig als Horst Schlämmer oder als Schwabe Siggi Schwäbli auf. Rod Hull konnte seine aggressive Interviewtechnik über die Handpuppe des Vogels Emu umsetzen. Wegen seiner Wandlungsfähigkeit wird Baron Cohen mit dem Komiker Peter Sellers verglichen.[1] Baron Cohens Humor wird als postmodern beschrieben, der die Charaktere und Situationen häufig einen vieldeutigen Sinn produzieren. So führte der unklare ethnische Hintergrund des Charakters Ali G zu medialen Kontroversen.[6] Der Charakter Borat ist einerseits homophob, neigt aber andererseits zu homoerotischen Handlungen. Diese Sinnoffenheit wird noch dadurch verstärkt, dass Baron Cohen selten Interviews gibt und seine Charaktere quasi nie kommentiert und Sie dadurch selbst deutet. Selbst Kontroversen um die Charaktere, wie den Rassismusvorwurf bezüglich Ali G oder den Antisemitismusvorwurf und den Vorwurf Kasachstan zu verunglimpfen gegenüber Borat kommentiert Baron Cohen nur in der Rolle seiner Charaktere.

Ali G

Ali G (Alistair Leslie Graham) ist der bekannteste Charakter, den Sacha Baron Cohen verkörpert. Er porträtiert in parodistischer Weise die britische Chav-Kultur (siehe auch Chav (englisch)), pakistanische Immigranten als zweitgrößte Minderheit Großbritanniens und vor allem die Hip-Hop- und Gangsta-Rap-Szene. Die Entwicklung der Darstellung von Ali G kann in drei Phasen eingeteilt werden.[6]

  1. Als Ali G noch weitgehend unbekannt war, tritt der Charakter als Hoax-Interviewer für britisches Jugendfernsehen auf. Der Humor ergibt sich aus dem aufeinanderprallen eines „Straßen-Habitus“ mit dem Establishment.
  2. Ab der zweiten Serie Ali G, Aiii. ist der Charakter zu bekannt so dass die Interviewpartner wissen, dass er fiktiv ist. Die Komik ergibt sich dennoch, aus den Fragen Ali Gs, wie z. B. im Interview mit David Beckham und Victoria Beckham.
  3. Schließlich ist Ali G in dem Film Ali G Indahouse ein fiktiver Charakter in einer fiktiven Umgebung.

Mit Ali G in da USA versuchte Baron Cohen wieder die Möglichkeit des Hoax zu verwenden, da er in den USA weitgehend unbekannt war.

Sacha Baron Cohen
'Borat' Deutschland-Premiere, Köln

Borat

Borats Charakter stammt in frühen Darstellungen durch Baron Cohen aus Albanien. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen fiktiven TV-Reporter, der ursprünglich den Namen „Kristo“ trug.[2] Borat Sagdiyev (Борат Сагдиев, dt. Transkription: Borat Sagdijew) ist ein kasachischer Journalist mit offensichtlich antisemitischem und chauvinistischem Gedankengut, der nach seinen Reportagen über Großbritannien in die Vereinigten Staaten geschickt wurde, um sämtliche Facetten des „American Way of Life“ zu dokumentieren. Borat Sagdiyev alias Sacha Baron Cohen moderierte die MTV Europe Music Awards 2005 in Lissabon. Nicht erfreut über diese Parodie war die kasachische Regierung. Sie protestierte und sperrte den Internetauftritt von Borat, der über die kasachische Domainborat.kz“ lief.[7] Dieser Charakter Baron Cohens erhielt zudem einen eigenen Kinofilm, der am 2. November 2006 unter dem Titel „Borat - Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation Kasachstan zu machen“ in den deutschen Kinos anlief.

Bruno

Bruno (manchmal auch „Brüno“) stellt einen homosexuellen, österreichischen Modejournalisten und Reporter für „Austria gay-TV (OJRF)“ dar, der durch Suggestivfragen bei seinen Interviews peinliche Antworten provoziert.[8] Bruno war der erste von Baron Cohens Alter Egos dessen eigene Erfahrungen im Modelbereich ihn für den Charakter inspirierten.[2] Ein Spielfilm mit Bruno in der Hauptrolle ist für 2008 geplant.[9]

Kontroversen um die Charaktere

Die Reaktionen auf Baron Cohens Charaktere Ali G und Borat waren kontrovers: die Darstellung stößt sowohl auf Zustimmung als auch auf Ablehnung. Simon Weaver teilt, auf Basis eines Konzepts von Zygmunt Bauman, die Reaktionen auf Ali G in zwei Gruppen: ‘proteophile’, also das Fremde und unbekannte einschließende und aufnehmende und ‘proteophobe’, also das Unbekannte ablehnende und ausschließende Reaktionen.[6]

Positiv wurde Ali G so gedeutet, dass der Charakter durch seine satirische Darstellung die Absurdität des Imports der amerikanischen Ghettokultur in die britischen Vorstädte hinterfragt: „Likeable Ali shows that the globalised American thug life is ridiculously inappropriate to the life of marginal young Brits.[10] (deutsch: „Der liebenswürdige Ali zeigt, dass das globalisierte amerikanische Gangsterleben lächerlich unpassend gegenüber dem Leben junger Briten aus ethnischen Minderheiten ist.“) Es wird auch anerkannt, dass der Charakter des Ali G durchaus liebenswerte Seiten hat: „Ali is not homophobic, macho, aggressive or anti-social. He obeys the speed limit, believes in the healing power of god's green herb and has identified the terminal duplicity of all forms of politricks.[10] (deutsch: „Ali ist nicht homophob, machistisch, aggressiv oder anti-sozial. Er hält sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen, glaubt an die Heilkraft von Gottes grünem Kraut und hat die tödliche Doppelzüngigkeit aller Arten politischer Spielchen erkannt.“) Einige Interviewpartner reagieren ähnlich positiv auf Ali G und versuchen seine Anerkennung zu gewinnen:

Sometimes they totally forget who they are. And they come out with a totally different side of themselves. Some try to appear cool with Ali G and down with the kids… Boutros Boutros-Ghali kept on telling me he used to be a bit of a bully in school, and used to muck around. They want Ali G's approval. They're in the room with a total idiot, and yet they're seeking his approval. As if it somehow makes them cooler.[11] (deutsch: „Manchmal vergessen sie ganz, wer sie sind und es kommt eine ganz andere Seite an ihnen hervor. Manche versuchen so zu erscheinen als seien sie cool mit Ali und wüssten, was bei den Kids abgeht… Boutros Boutros-Ghali hat mir die ganze Zeit erzählt, dass er in der Schule ein kleiner Schläger war und herumgegammelt hat. Sie wollen Anerkennung von Ali G. Sie sitzen da mit einem totalen Idioten und wollen doch seine Anerkennung. Als ob sie das irgendwie cooler macht.“) (Sacha Baron Cohen)

Auch auf den Charakter Borat gibt es von den Interviewpartnern „positive“ Reaktionen, beispielsweise wenn er auf einer Ranch in Texas auf die Jagd geht und mit dem Interviewpartner rassistische und antisemitische Vorurteile austauscht.

Da Cohen – Absolvent der Universität Cambridge – aus einem gutsituierten Elternhaus stammt, wurde ihm häufig Rassismus vorgeworfen. Cohen satirisiert jedoch nicht die Kultur der Einwanderer, sondern die Nachahmung dieser durch entsprechende Subkulturen. Besonders populär ist in diesem Zusammenhang Ali Gs Frage: „Is it 'cause I is black?“ (etwa: „Liegt es daran, dass ich schwarz bin?“). Zu starken Kontroversen führte der Auftritt Ali Gs auf BBC Radio 1. Der Charakter Ali Gs wurde als obszön und verkommen kritisiert, sowie sein schlechter Einfluss auf Jugendliche beklagt.[12]

Heftige Kritik löste auch der Charakter Borats aus: Er sei „ein Schwein von einem Mann: dumm, streitsüchtig, ohne jeden Charme“, kritisierte Erlan Idrissow, der kasachische Botschafter in Großbritannien.[13] Das Europäische Zentrum für Antiziganismusforschung hat gegen Sacha Baron wegen der Darstellung des Borat Strafanzeige erstattet. Besonders kritisiert wurde eine Szene, in der Borat einen Autoverkäufer fragt, ob ein Hummer-Jeep es unbeschadet überstehen werde, wenn er in eine Gruppe „Zigeuner“ fahre.[14]

Im September 2006 hat sich US-Präsident George W. Bush mit den provokativen Äußerungen von Cohen alias Borat beschäftigt. Hintergrund war ein Treffen mit dem kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew, bei welchem sich dieser über Cohens rassistische Äußerungen beschwerte. Cohen hatte mit dem durch ihn verkörperten Charakter Borat Kasachstan als einen hinterwäldlerischen Kommunistenstaat dargestellt, in dem Prostitution, Waffenschieberei und die Diskriminierung von Minderheiten an der Tagesordnung seien. Diese Satire wurde von kasachischer Seite sehr negativ aufgenommen. US-Präsident George W. Bush will weitere diplomatische Zwischenfälle vermeiden.[15] [16]

Auszeichnungen und Kritik

  • 1999: British Comedy Award (Bester Newcomer)
  • 2000: Ethnic Multicultural Awards (Beste Unterhaltungssendung)
  • 2000: TV Quick Award
  • 2001: BAFTA Award (Beste Comedy-Serie)
  • 2006: Deutscher Comedypreis (Bester internationaler Comedian)

Filme

Quellen

  1. a b c d The Guardian, Kirsty Scott, 29. September 2006
  2. a b c d e f Channel 5, 27. März 2002: Ali G Before he was massiv
  3. Empathizing with Simon Baron-Cohen's cousin, August 04, 2004
  4. filmstarts.de, Kritik zum Kinofilm Ali G. Indahouse, David Bergmann
  5. Kino.de. 27. September 2006, Los Angeles, kino.de
  6. a b c "With regard to the claim of racism, the character proves theoretically difficult to analyse and critique because he produces both racist and non-racist meanings simultaneously." (PDF) − Weaver, Simon: Comprehending Ambivalence Ali G and conceptualisations of the ‘other’
  7. intern.de, 15. Dezember 2005
  8. aon. 30. Oktober 2006, aon.at
  9. kurier.at, 30. Oktober 2006
  10. a b Ali G and the Oscars, Rene Gilroy, 1. November 2004
  11. bullz-eye.com
  12. Lee-Potter, L. (2002) ‘Who can find this vile man amusing?’ S. 13, Daily Mail. 2. Februar.
  13. Ein Schwein von einem Mann, Spiegel Online, Christian Stöcker, 25. Oktober 2006
  14. Vom Witz zur Justiz, Spiegel Online, Anne Meyer-Gatermann, 2. November 2006
  15. oe24. 13. September 2006, oe24.at
  16. Kino.de. 13. September 2006, Washington, kino.de