Ahmadiyya

Ahmadi-Muslime (Urdu احمدیہ Ahmadiyya) verstehen sich als Nachfolger Hazrat Mirza Ghulam Ahmad (* 1835, † 1908 aus Qadian), der diese islamische Konfession am 23.3.1889 in Indien gegründet hat. Sie teilte sich 1914 in die Untergruppen Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ, arabisch: الجماعة الأحمدية) und Lahore Ahmadiyya Movement (Ahmadiyya Anjuman Ishaat-i-Islam Lahore, AAIIL) auf.
Die Ahmadi-Muslime verstehen sich als Reformbewegung innerhalb des Islam, wobei sie eine Rückbesinnung auf den Kern der islamischen Glaubenslehre anstreben, was von Teilen der islamischen Welt als häretische Anmaßung verstanden wird. Die Ahmadi-Muslime grenzen sich allerdings scharf von militant-fundamentalistischen Strömungen ab und betonen die friedlichen und toleranten Elemente des Islam.
Organisation und Aufgaben (AMJ)
Die AMJ besteht aus den drei Teilorganisationen Khuddam-ul-Ahmadiyya (jüngere Männer), Lajna Imaullah (Frauen) und Ansarullah (ältere Männer). Die Mitgliederstärke ergibt sich aus den Mitgliedern der Teilorganisationen, die alle drei gleich aufgebaut sind. Es gibt die vier Ebenen der Lokalgemeinde (Lokal Jamaat), Regional Jamaat, National Jamaat und die internationale Ebene. Auf jeder Ebene gibt es einen Vorsitzenden (Sadr), dazu viele Amtsträger, die alle kleinere Aufgaben wahrzunehmen haben: Pressearbeit, Bildung, Erziehung, Literatur, Sport, usw. In großen Jamaats kann es viele Amtsträger geben, während in kleinen Jamaats mehrere Funktionen von einer Person wahrgenommen werden.
Jede Teilorganisation verwaltet und führt sich selbst. Besonders ist das bei der Lajna (den Frauen) wichtig, wo es auch in der Führung keine Männer gibt. Es gibt allerdings eine Aufgabenteilung. So sind die Khuddam auch für den Aufbau der Veranstaltungen der Ansarullah und der Lajna zuständig, sowie für Sicherheitsdienste, da die Ahmadiyya Muslim Jamaat keine fremden Sicherheitsdienste nutzt. Für die Technik sind noch weitgehend die Männer zuständig, weil es an kompetenten Frauen fehlt. Es wird aber daran gearbeitet, dass die Frauen auf ihren Veranstaltungen auch die Technik selbst bedienen. Beim gemeinschaftseigenen Fernsehkanal MTA (Muslim Television Ahmadiyya) gibt es bereits Sendungen, die von Frauen gestaltet, moderiert und technisch umgesetzt werden.
Die wichtigste Veranstaltung ist die Jalsa Salana, die jährlich stattfindet.
Mitgliedschaft (AMJ)
Mitglied wird man durch Ablegen des Treueeides (Baiat) gegenüber dem amtierenden Kalifen. Jeder Ahmadi gehört einer der drei Teilorganisationen Khuddam-ul-Ahmadiyya, Lajna Imaullah oder Ansarullah. Stirb ein Kalif, muss dem neugewählten Kalifen gegenüber erneut ein Treuegelübde (Baiat) abgelegt werden.
Der Austritt erfolgt durch schriftliches Aufkündigen des Baiat.
Geschichte
Die Ahmadiyya-Bewegung wurde 1889 gegründet. 1891 verkündete Hazrat Mirza Ghulam Ahmad, der vom Propheten Mohammed verheißene Mahdi und Messias zu sein, außerdem behauptete er, dass die prophezeite Wiederkunft von Jesus, Krishna und Buddha in seiner Person erfüllt worden sei. Sein gottgegebener Auftrag sei die Vereinigung aller Religionen unter dem Banner des Islam. Nach der Lehre der Ahmadiyya starb Jesus nicht am Kreuz; er wurde gerettet und emigrierte darauf unter dem Namen Yuz Asaf nach Indien, wo er nach einer langen Lehrtätigkeit eines natürlichen Todes starb. In Srinagar, der Hauptstadt Kashmirs, soll sich sein Grab befinden.
Hazrat Mirza Ghulam Ahmad entstammt einer aristokratischen Familie persischer Abstammung. Der Name „Ahmadiyya“ leitet sich nicht vom Namen des Gründers ab, sondern vom zweiten Namen des Propheten Mohammad, Ahmad („der Preisende“) im Gegensatz zu Mohammed („der Gepriesene“). Die Nachfolger von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad werden von der AMJ als Kalifen (Nachfolger eines Propheten) bezeichnet.
Spaltung 1914
Nach dem Tod des ersten Kalifen spaltete sich die Gemeinschaft 1914 an der Frage, ob das Kalifat (d.h. die Institution der Nachfolge des Propheten Mirza Ghulam Ahmad) weiterhin Bestand haben sollte, oder ob das Kalifat durch ein Komitee (Anjuman) abgelöst werden sollte, das von nun an die Gemeinschaft verwalten sollte.
Die Gruppe, welche das Kalifat ablehnte, errichtete in Lahore eine Art Präsidium (geleitet von einem Amir, etwa Präsidenten). Seitdem ist sie als die Lahore Ahmadiyya Movement (AAIIL) bekannt. Dr. Abdul Karim Saeed Pasha ist seit 2002 Amir der AAIIL.
Die Befürworter des Kalifats wählten Hazrat Mirza Bashiruddin Mahmood Ahmad, den ältesten Sohn von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad, zum zweiten Kalifen und somit zum spirituellen Führer der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ). Die Kalifen der AMJ werden von einem Wahlkomitee auf Lebenszeit gewählt. Seit 2003 ist Hazrat Mirza Masroor Ahmad als Khalifatul Massih V. das geistliche Oberhaupt der AMJ.
Die große Mehrheit der Ahmadi-Muslime heute gehört der AMJ an.
Entwicklung in Indien/Pakistan
Nach der Teilung Indiens verlegte die AMJ ihren Hauptsitz 1954 von Qadian (Indien) nach Rabwah (Pakistan). Wegen der sich verschärfenden Verfolgung verlegte der vierte Kalif seinen Sitz 1984 nach London. Rabwah und Qadian gelten aber nach wie vor als die geistlichen Zentren der AMJ.
Entwicklung in Kanada
In Calgary baut die AMJ für 14 Mio USD die größte Moschee in Amerika.
Bekannte Persönlichkeiten der AMJ
- Sir Muhammad Zafrullah Khan, Außenminister Pakistans (1947-1954), Präsident der 17. UNO-Generalversammlung (1962-1963) und Präsident des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag (1970-1973).
- Dr. Abdus Salam, der erste islamische Nobelpreisträger (1979 in Physik) und Gewinner der Einstein-Medaille der UNESCO (1979)
- Mirza Muzaffar Ahmad, unter den damaligen Präsidenten der Organisationen, jeweils Direktor der Weltbank (1972-1984) und Geschäftsführer des Internationalen Währungsfonds (1972-1984).
- Hadayatullah Hübsch, deutscher Schriftsteller (zahlreiche Lyrikbände und Bücher über den Islam), Vorsitzender des Verbands deutscher Schriftsteller in Hessen, Mitglied des Ethikrats Hessen und Pressesprecher der deutschen AMJ.
Führung
Kalifen der AMJ | Amire der AAIIL | ||
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Deutschland
AMJ und AAIIL traten etwa zeitgleich in den 20er Jahren missionarisch in Deutschland auf. 1922 wurde die „Islamische Gemeinde zu Berlin e.V.” gegründet. Ab dem Jahre 1930 führte die Moscheegemeinde den Namen „Deutsch-Muslimische Gesellschaft e.V.”. Mit dieser Umbenennung war ein ungewöhnliches Programm verbunden: Die neue Gemeinschaft nahm auch Christen und Juden als Mitglieder auf. [1] 1923/25 baute die AAIIL mit der Wilmersdorfer Moschee in Berlin die älteste erhaltene Moschee Deutschlands. Die Moschee-Gemeinde gab von 1924 bis 1940 die Zeitschrift „Moslemische Revue” heraus, und ihr Imam Maulana Sadr-ud-Din legte 1939 die erste deutsche Koranübersetzung aus muslimischer Feder vor. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise mussten die Missionare wieder nach Indien zurückkehren. Die Islamische Gemeinde Berlin bzw. die Moschee wurde von einheimischen Muslimen weiter betreut.
Nach dem Krieg gründete die AMJ 1949 die erste Lokalgemeinde in Hamburg durch einen Missionar aus der Schweiz und baute die Moscheen in Hamburg (1957) und Frankfurt/Main (1959).
Die Zentrale für Deutschland für die AMJ ist das Baitus Sabuh in Frankfurt am Main.
Die AAIIL hat in Deutschland ihren Sitz in der Wilmersdorfer Moschee in Berlin.
Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland | AAIIL-Geschäftsführer Deutschland | ||
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Schweiz
Am 13. Oktober 1946 trafen drei Missionare der AMJ, Scheich Nasir Ahmad, Abdul Latif und Ghulam Ahmad Bashir in Zürich ein. Eigentlich sollte in Deutschland eine islamische Missionsstelle eröffnet werden, doch waren Einreisegenehmigungen nach Deutschland in den ersten Nachkriegsjahren kaum zu erhalten. Nach einiger Zeit reisten Abdul Latif und Ghulam Ahmad Bashir in die Niederlande.
Der Grundstein der Mahmud Moschee wurde am 25. August 1962 durch Hazrat Syedah Amatul Hafeez Begum, Tochter des Gründers Ghulam Ahmad, gelegt. Sie wurde am 22. Juni 1963 durch den seinerzeitigen Präsidenten der 17. Session der UNO-Generalversammlung, Sir Muhammad Zafrullah Khan eröffnet, in Anwesenheit des Stadtpräsidenten von Zürich, Dr. Emil Landolt. Zur Zeit ist eine zweite Moschee in Wigoltingen in Planung.
Die Mahmud Moschee ist die erste Moschee des Landes und die Zentrale der AMJ Schweiz. Die Gemeinde hat etwa 500 Mitglieder und ihr Amir ist Walid Tariq Tarnutzer. [2]
- Missionarleiter
- Scheich Nasir Ahmad (1946 - 1962)
- Mushtaq Ahmad Bajwa (1962 - 1975)
- N.N. (1975 - 1997)
- Scheich Nasir Ahmad (1997 - 2000)
- Ahmed Sadaqat (2001 - heute)
Bis 1962 wurden in der Schweiz drei bedeutsame Schwerpunktaufgaben bewältigt: Die erste Auflage der arabisch-deutschen Ausgabe des Korans 1954, die Gründung und Herausgabe der Zeitschrift „Der Islam“ und der Bau einer Moschee.
Österreich
In Österreich hat die AMJ etwa 30 Mitglieder über das Land verstreut. Eine Kontaktadresse besteht in Wien. [3]
Lehre
Ahmadi-Muslime teilen die zentralen Werte des Islam (Gebet, Almosen, Fasten, ...). Die Lehre der Ahmadiyya unterscheidet sich – ausgenommen der nachfolgenden Details – kaum von der des orthodoxen Islam. Besonders die Frage der Nachfolge der Prophetentum Mohammeds provoziert die Feindseligkeit der übrigen Muslime zur Ahmadiyya. Ahmadi-Muslime unterscheiden sich vom Mainstream des Islam in folgendem:
- Der Qur'an enthält keine Widersprüche und es sind keine seiner Ayats aufgehoben (Abrogation), und der Qur'an hat Vorrang über Hadith und Traditionen. Das bedeutet, dass kein Koranvers einem anderen widerspricht und kein Hadith kann Versen des Qur'an widersprechen. Hadith, die im Widerspruch zum Qur'an stehen, werden von Ahmadi-Muslimen nicht akzeptiert. [4]
- Jesus Christus, der am Kreuz hing, überlebte und wurde genesen in einer Grabkammer. Er starb in Kaschmir, nachdem er die „Verlorenen Stämme Israels“ gesucht hat. [5] Er hat auch die Ankunft des Propheten Muhammads vorhergesagt, was Christen als „Heiliger Geist“ missverstanden.
- Der Jihaad darf nur zur Verteidigung in extremen Situationen von religiöser Verfolgung, nicht aber als politische Waffe oder als Vorwand für die Eroberung fremder Territorien geführt werden. [6] Die Auswanderung ist dem Kampf vorzuziehen. (Sure 8:72, 22:58)
- Der „Messias“ und „Imam Mahdi“ ist ein und dieselbe Person und der Islam wird den Anti-Christ (Dajjal) besiegen in einer ähnlich langen Zeitspanne, die das werdende Christentum brauchte sich zu etablieren (300 Jahre). Mainstream-Muslime glauben, dass Jesus Christus leibhaftig in den „Letzten Tagen“ vom Himmel steigen wird, um „die Schweine zu töten und die Kreuze zu brechen“ – und dies in wörtlicher Weise –, um den Islam wiederzubeleben. Ahmadi-Muslime glauben, dass die „Wiedergeburt“ des Islam durch eine spirituelle Erneuerung stattfindet (töten der Schweine), und der Sieg über das Christentum durch die Kraft der Argumente (Brechen des Kreuzes) erreicht wird. [7]
Glaubensartikel
Die Glaubensartikel der Ahmadiyya Bewegung stimmen mit allen Muslime dahingehend überein, dass der Heilige Koran das Wort Gottes ist, das die Menschen führt und leitet, und dass der Heilige Prophet Muhammad die vollkommene Verkörperung der islamischen Lehren war, dessen Beispiel (Sunna) jeder Muslim für alle Zeit nacheifern soll. Jedoch bringt jedes neue Zeitalter neue Herausforderungen mit sich, und mit der Zeit geht auch das ursprüngliche Verständnis der Religion stückweise verloren. Aus diesem Grunde hat Gott den Muslimen versprochen, die Religion von Zeit zu Zeit zu erneuern bzw. zu reformieren.
Die gottgewollte Aufgabe eines Mujaddids (Beleber der Religion) ist es, die ursprünglichen Lehren der Religion wiederherzustellen, neue Wahrheiten aus dem Heiligen Koran hervorzuholen, die den Nöten, Herausforderungen und Zweifeln des neuen Zeitalters begegnen und den lebendigen Glauben im Herzen der Muslime durch das neue Wissen, die religiöse Erfahrung und die göttlichen Zeichen zu erwecken, die dem Mujaddid von Gott gewährt werden.
- Der Islam ist international.
Er lehrt, dass Gott Seine Propheten unter allen Völker der Erde berufen hat, und dass ein Muslim an sie alle glauben muss. Das Gute, die Wahrheit und gute Menschen lassen sich in allen Gesellschaften der Erde finden. Gott ist zu ihnen allen gerecht, ohne Unterschied der Nation, der Rasse oder selbst der Religion.
- Der Islam ist tolerant.
Er gibt jedem Mensch, die völlige Freiheit, einen Glauben und eine Religion anzunehmen, zu vertreten und auszuüben. Auch müssen die Muslims Meinungsunterschiede unter sich selbst der Religion.
- Der Islam ist friedfertig.
Er verurteilt den Gebrauch von Gewalt für jeglichen Zweck mit Ausnahme von unvermeidbarer Selbstverteidigung. Alle Kämpfe des frühen Islam waren rein Verteidigungskämpfe.
- Der Islam ist nicht sektiererisch.
Jeder Mensch, der die Kalima (den Spruch „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Muhammad ist Sein Gesandter“) anerkennt, ist ein Bruder der Muslims.
- Der Islam ist rational.
Er plädiert für den Gebrauch der Vernunft und des Verstandes in allen Dingen, auch in religiösen Dingen, und gründet all seine Lehren auf Argumente und Tatsachen. Der Koran muss im Lichte des Wissens, der Wissenschaft und der Vernunft studiert werden.
- Der Islam ist lebendig.
Sein Gottesdienst besteht nicht aus Ritualen, sondern bietet Wege zur Weiterentwicklung. Er stellt religiöse Dinge nicht als Geschichten aus längst vergangener Zeit dar, sondern als heutige Erfahrungstatsachen. Die höchste von Gottes geistigen Gaben, dass Er die Menschen anhört und ihnen Antwort gibt, wird allen würdigen Anhängern des Islam gewährt, die zu allen Zeiten von Ihm Offenbarungen erhielten.
- Der Islam ist progressiv.
Der Heilige Koran offenbart ständig neue Schätze des Wissens als Antwort auf die neuen Probleme, Philosophien und Gedanken jedes Zeitalters.
- Der Islam lehrt höchste Sittlichkeit.
Der Hauptzweck der Religion ist es, die höchsten sittlichen Werte im Einzelnen zu entwickeln ( und nicht politische Macht zu suchen, durch die von oben herab ein Wechsel auferlegt würde). Ein Muslim muss stets eine höchste sittliche Gesinnung zeigen, selbst auf Kosten seines persönlichen oder nationalen Interesses.
- Der Islam gewinnt die Herzen.
Er trachtet danach, die Herzen und Sinne der Menschen auf einfühlsame, liebevolle Weise, durch Vernunftargumente und moralische Aufrufe zu gewinnen. Er verurteilt Fanatismus, Zwang und Intoleranz in religiösen Dingen. Weder wurde der Islam je durch physischen Zwang verbreitet, noch wird sein prophezeiter Triumph durch solche Mittel herbeigeführt werden.
- Der Islam ist vollendet.
Der Heilige Koran und das Leben des Heiligen Propheten geben der Menschheit für alle künftigen Zeiten eine abgeschlossene und vollkommene Leitregel. Der Heilige Prophet Muhammad ist das beste und vollkommene Beispiel für die höchste Sittlichkeit. [8]
Vergleich der Dogmen
Glaubenssatz | Islamische Orthodoxie | Lahore Ahmadiyya Movement | Ahmadiyya Muslim Jamaat |
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Die Wiederkunft von Hazrat Isâ | In den „Letzten Tagen“ wird Jesus leibhaftig vom Himmel herabsteigen. | Jesus wird nicht leibhaftig wiederkommen. Die Berichte über seine Wiederkunft sind allegorisch zu verstehen und beziehen sich auf Hazrat Mirza Ghulam Ahmad. | |
Er würde „östlich von Damaskus“ auf ein Minarett herabsteigen und er würde die Erde nicht betreten können bevor jemand ihm eine Leiter anstelle. | Die Prophezeiungen des zweiten Auftretens von Jesus wurde in der Person von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad erfüllt. Als Zeichen dieser Erfüllung wurde das „Weiße Minarett“ in Qadian gebaut, das östlich von Damaskus liegt. | ||
[3] | [4] | [5] | |
Die Stellung von Ghulam Ahmad | Die Meinungen gehen auseinander, aber die Überzeugung, dass er ein Apostat sei ist weit verbreitet. Viele Orthodoxe glauben, dass Mirza Ghulam Ahmad einer von 30 falsche Propheten ist, vor denen Prophet Muhammad vor 1400 Jahren gewarnt hatte. [6] | Er ist Prophet nur im allegorischen Sinn. [7] | Er ist Prophet in vollem Wortsinn mit der Ausnahme, dass er kein neues Gesetz (Qur'an) brachte. |
Er war der „Mujaddid des 14. islamischen Jahrhunderts“. Er ist der Verheißene Messias (2. Erscheinen von Jesus) und der Imam Mahdi. [8] | |||
Kalima Schahada | Das Sprechen der Kalima ist notwendig, um Muslim zu sein. In manchen Ländern (Pakistan [9], Bangladesh, ...) ist die Zustimmung zur Aussage „Mirza Ghulam Ahmad ist ein Apostat“ Voraussetzung, um als Muslim zu gelten. [10] | Niemand, der die Kalima Schahada spricht, kann von jemand anders zum Nicht-Muslim erklärt werden. | |
Trotzdem werden orthodoxe Muslime, die die Kalima sprechen, als „Kafir“ in Bezug auf ihren Unglauben an der Prophetentum von Mirza Ghulam Ahmad bezeichnet. [11] | |||
Der Abschluss des Prophetentums | Der Ausdruck im Qur'an „Siegel der Propheten“ wird dahingehend verstanden, dass Hazrat Muhammad der letzte Prophet ist. | Hazrat Muhammad ist der letzte Prophet. | Hazrat Muhammad ist der „größte“ und „beste“ Prophet, nicht aber der „letzte“ Prophet. Er brachte das Prophetentum zur Perfektion und schloss das religiöse Gesetz (Qur'an) ab. |
Trotzdem schließt das nicht das Wiedererscheinen eines „alten“ Propheten aus, z.B. die Wiederkunft Jesu in den „Letzten Tagen“. [12] | Kein Prophet, weder ein neuer noch ein alter, kann nach ihm kommen. [13] | Propheten nach Muhammad müssen seiner Sunna (Beispiel) und Hadith (Botschaft) folgen. Sie müssen den Stempel Muhammads (Siegel) tragen, dürfen kein neues Gesetz (Qur'an) bringen und können ihn nicht in Perfektion übertreffen. | |
Mirza Ghulam Ahmad war der Mujaddid (Reformer) des 14. Islamischen Jahrhunderts, aber kein Prophet. [14] | Mirza Ghulam Ahmad war der Mujaddid (Reformer) des 14. Islamischen Jahrhunderts und ein (Muhammad nachgeordneter) Prophet. [15] | ||
Jesus, Sohn der Maria | Hazrat Isâ (Jesus) wurde in wunderbarer Weise durch die Jungfrau Maria (Maryam) geboren. Er starb nicht am Kreuz. [16] | ||
Über das Kreuzigungsgeschehen gibt es mehrere Versionen: a) Gott hat Jesus errettet, indem er ein großes Durcheinander heraufbeschwor, so dass niemand recht weiß was geschah, b) ein anderer als Jesus wurde gekreuzigt (Verwechslungstheorie) oder c) Jesus hing zwar am Kreuz, wurde aber durch direktes Eingreifen Gottes vor dem Tod bewahrt und in den Himmel gezogen. [17] | Hazrat Jesus entkam dem „verfluchten Tod“ am Kreuz und starb eines natürlichen Todes. Er wird nicht leibhaftig wiederkommen. | ||
Jesus befindet sich im Himmel [18] und wird von dort kurz vor der „Stunde“ wieder auf die Erde zurückkommen. [19] Obwohl Hazrat Jesus (der als Prophet gilt) wiederkommen soll, berührt das nicht den Anspruch Hazrat Muhammads, der letzte Prophet zu sein. | Die Jesus-Lehre ist sehr ähnlich der von AMJ. Allerdings ist die Jesus-Lehre (bis auf die Jungfraugeburt) kein wesentlicher Glaubensbestandteil und der persönlichen Überzeugung des Einzelnen überlassen. [20] | Nach der Errettung vom Kreuz wanderte Hazrat Jesus bis nach Kaschmir auf der Suche nach den „Verlorenen Stämmen“. Er starb nach einem langen Leben und wurde in Srinagar unter dem Namen Yuz Asaf (Jesus-Grab) beerdigt. [21] | |
Jihaad saghir | Der gewaffnete Dschihad ist prinzipiell auch heute noch möglich. Traditionell wurde dieser Dschihad vom Amir-ul Mumin, dem Führer der Gläubigen ausgerufen. Mit der Abschaffung des osmanischen Kalifats und die Nationalstaaterei der islamischen Welt ist dies in dieser Form nicht mehr möglich. | Hazrat Mirza Ghulam Ahmad hat das Recht, aus Glaubensgründen zur Waffe zu greifen, für aufgehoben erklärt. Es gehört zu den Prophezeiungen über das Erscheinen des Verheißenen Messias, dass er den (religiös begründeten) bewaffneten Dschihad abschaffen würde. [22] | |
Heute muss die Ausrufung des Dschihad wohl unter „Psychologischer Kriegsführung“ verbucht werden. Die Vorstellungen über die Voraussetzungen für den Dschihad variieren stark. Terroristische Gruppen verwenden den Dschihad-Begriff, um ihre Aktivitäten propagandistisch aufzuwerten und zu legitimieren. | Heute steht Muslimen, die verfolgt und unterdrückt werden, die Möglichkeit offen auszuwandern und ein Gebiet zu finden, in dem sie in Frieden leben können. Der bewaffnete Dschihad wurde durch den Dschihad des Argumentes abgelöst. Nach einem Hadith ist „Tinte des Gelehrten wertvoller als das Blut des Märtyrers“. | ||
Führung der Umma | Sunnis: Der Kalif wird von der Umma entweder gewählt oder mindestens seine Ernennung bestätigt. Der letzte osmanische Kalif wurde 1924 von Kemal Atatürk abgesetzt. Die Wiederaufrichtung des Kalifats ist zwar immer wieder Diskurs in der islamischen Welt, die Erfolgsaussichten werden allerdings als sehr gering eingeschätzt. |
Der Nachfolger von Hazrat Ghulam Ahmad war Hakeem Maulvi Nooruddin. Nach seinem Ableben kam es zur Spaltung. | |
Shia: Der Imam muss Nachfolger von Muhammad und Ali sein. Die Schiiten warten auf das Wiedererscheinen des „Verborgenen Imam“. In Iran (12er-Schiiten) führt der ranghöchste Ayatollah stellvertretend die Führung der Umma. | Die Fraktion, die die Idee des Kalifats verwarf, wurde nach ihrem Hauptsitz kurz „Lahori“ genannt. Sie bildete eine Art Präsidium mit einem Amir als Leiter. | Die Gruppe, die am Kalifentum festhält, wurde nach ihrem Hauptsitz auch kurz „Qadiani“ genannt. Sie wählte Hazrat Mirza Basheerudin Mahmood Ahmad zum 2. Khalifa. |
Das Fiqh der Ahmadiyya
Die Ahmadiyya steht in der Scharia der hanafitischen Rechtsschule nahe. Eine wichtige Lehrmeinung ist die Ablehnung von taqlid (wörtlich: Nachahmung ) wonach jeder Muslim verpflichtet ist, sein Tun nach derjenigen Rechtsschule zu richten, der er von Geburt an oder durch Beitritt angehört. So soll es möglich sein, in jedem einzelnen Fall aus den Lehrmeinungen verschiedener Rechtsschulen eine den Zeitbedürfnissen entsprechende Entscheidung auswählen, oder sie durch die Anwendung von ijtihid (selbständige Entscheidung einer Rechtsfrage auf Grund der Interpretation von Quellen) neu fällen. Der Koran gilt als die primäre Rechtsquelle. An zweiter Stelle kommt die Sunna (das Vorbild) des Propheten, die sich durch die Jahrhunderte in der muslimischen Gemeinde lebendig gehalten hat. Das Hadith (die Überlieferung) bildet die dritte Stelle in der Reihenfolge von Rechtsquellen gefolgt durch den Analogieschluß (qiyas). Obwohl die Ahmadiyya betont daran festhält, ggfs. Rechtsfragen auf Grund Quelleninterpretation neu zu fällen, richtet sie sich weitgehend nach der hanafitischen Rechtsschule. Die wenigen Fälle, bei denen sie sich anders entschieden hat, sind meistens von untergeordneter Bedeutung.
Wichtig ist der Einfluss der Ahl-i Hadith, die auf die Lehren des großen Gelehrten Shah Wali Allah aus Delhi zurückgeht. Die von ihm eingeleitete Bewegung machte es sich zur Aufgabe, den Islam vom hinduistischen und sonstigen dem Wesen des Islam fremden Einflüssen zu befreien. Sie unternimmt den bewussten Versuch, sich sowohl von den un-islamischen Einflüssen als auch von den verkrusteten Strukturen innerhalb der fiqh-Schulen zu befreien; zumal viele dieser un-islamischen Praktiken gewissermaßen von den Rechtsschulen stillschweigend geduldet wurden. Eine praktische Konsequenz davon ist, dass sie sich damit (zumindest teilweise) außerhalb der Rechtsschulen stellt.
Mirza Ghulam Ahmad übte in seiner Eigenschaft als Mahdi und Verheißener Messias in mehreren Fällen Ijtihad. Er erklärte zum Beispiel den Dschihad (aus religiösen Gründen) für aufgehoben. Damit setzte er sich im Gegensatz zu der Mehrheit, für die die Verpflichtung zum Jihad stets bestehen bleibt, insbesondere im damaligen Indien, wo die Kolonialmacht Großbritannien ein Muslim-Reich abgelöst hatte. Dies trug ihm den Vorwurf der Komplizenschaft mit England ein. Zwei weitere ijtihad betrafen das Fasten. Einmal ging es um die Verpflichtung zum Fasten für Arbeiter, denen es schwerfällt, wegen der extremen Wetter- und Arbeitsbedingungen dieser Verpflichtung nachzukommen. Mirza Ghulam Ahrnad billigte ihnen das Recht zu, nicht zu fasten, mit der Möglichkeit, die ausgelassenen Tage nachzufasten. Ansonsten fallen sie, seiner Meinung nach, in die Kategorie der Kranken, oder derjenigen, die vom Koran deshalb von dieser Verpflichtung freigesprochen wurden, „weil sie dazu nicht im Stande sind (alladhina la yutiqunahu)“. In einem anderen Fall wurde er gefragt, wie diejenigen fasten sollen, bei denen der Tag sechs Monate lang ist. Damit wollte der Anfrager nach der Bemessungsgrundlage für die Tageszeit erkundigen, während dessen die Bewohner der Polargebiete fasten sollen, wo monatelang weder der Sonnenaufgang, noch -untergang zu beobachten ist. Mirza Ghuam Ahmad hielt in solchen Fällen die Bemessung der Tage und Nächte mit Hilfe der Uhr für angebracht.
Richtungsweisend war auch sein Rechtsspruch (Fatwa) über Bankzinsen. Zwar hielt er Zinsen in jeglicher Form für unzulässig, doch riet er seinen Anhängern dazu, die üblichen Bankzinsen für Spareinlagen anzunehmen. Sie sollten aber das Geld nicht für sich verwenden, sondern für die islamische Mission (Dawa) ausgeben. Er betonte, dass diese Regelung zeitlich und räumlich begrenzt war. Sobald der Islam sich von seiner momentanen Schwäche erholt haben wird, wird dieser Dispens ungültig. In einem weiteren Rechtsspruch lehnte er Lebensversicherungen ab, weil er sie mit Glücksspiel gleichsetzte.
Ein Großteil der muslimischen Theologen ist der Meinung, dass die Apostasie ein strafwürdiges Verbrechen ist. Die Ahmadiyya hat sich jedoch theologisch gegen eine Bestrafung von Apostaten festgelegt. Zu den bedeutungsvollsten Rechtssprüchen Maulavi Noor-ud-Din zählt seine Fatwa darüber, dass neben Juden und Christen auch die Parsis, Anhänger Zoroasters, sowie Hindus und die Buddhisten zu den Ahl al-Kitab (Schriftbesitzern) gehören. Vor wenigen Jahren veröffentlichte das Ahmadiyya Zentrum in Rabwah ein Buch über das „Fiqh-e-Ahmadiyya“.
Motto
Liebe für alle, Hass für keinen.
Symbole
Das Weiße Minarett von Qadian.
Gegenwart
Die AMJ zählt in Deutschland etwa 40.000 Mitglieder in 244 Gemeinden. [9] Weltweit hat sie nach eigenen Angaben etwa 200 Millionen Anhänger, was in etwa 1/6 der muslimischen Welt ausmachen würde. [10]
Die derzeitige Hauptverwaltung der AMJ befindet sich in Rabwah, Pakistan. Größere Gemeinden der Ahmadiyya Muslim Jamaat bestehen außer in Südost-Asien in Europa (England, Deutschland) und Nord-Amerika (USA, Kanada). Ihre größten Erfolge erzielte Ahmadiyya in West- und Ostafrika, wo sie sich auch im Bildungs- und Sozialwesen engagiert (Bau von Schulen und Krankenhäusern).
Die AAIIL hat eine Gemeinde in Berlin-Wilmersdorf mit 60 Mitgliedern. Es gibt keine zuverlässigen Quellen über die Mitgliederstärke in der Welt. Sie hat zwei Moscheen in Europa, eine in Woking bei London und eine in Berlin-Wilmersdorf. Besonders in Holland hat die AAIIL weitere Gemeinden.
Moscheebau in Europa
Moscheebau AMJ:
Als erste Moschee in Europa wurde 1924 die Fazl Moschee in London eingeweiht. 1957 und 1959 entstanden die Fazle-Omar-Moschee in Hamburg und Nuur Moschee in Frankfurt am Main, 1963 die Mahmud Moschee in Zürich.
Am 10. September 1982 wurde die Moschee Basharat in Pedro Abad (Provinz Córdoba, Spanien) von Hazrat Mirza Tahir Ahmad, dem vierten Kalifen der Ahmadiyya, eingeweiht. Dies war der erste Moscheebau seit etwa 700 Jahren in Spanien. Mit der Baitul Futuh wurde am 3. Oktober 2003 eine 10.000 Gläubige fassende Moschee in London eingeweiht.
AMJ verfolgt einen „100-Moscheen-Plan für Deutschland“. Die Durchführung dieses Plans wird in den betroffenen Orten zum Teil kritisch gesehen. In Schlüchtern (Hessen) wurde als Reaktion auf den Plan, in der Gemeinde eine Moschee zu errichten, eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen, um den Bau zu verhindern. In Usingen (Hessen) wurde in einer im Dezember 2004 eingeweihten Moschee Feuer gelegt, die Täter sind bis heute unbekannt (Stand: 2005).
Im Jahr 2004 wurden insgesamt sechs neue Moscheen in Deutschland eingeweiht, sodass sich die Anzahl der Gebetszentren, die jetzt auch als Moschee erkennbar sind, sich auf etwa 15 erhöht hat.
Weltweit sollen über 14.000 Moscheen der AMJ gehören. Die meisten sollen in Südasien und Afrika anzufinden sein.
Moscheebau AAIIL:
Neben der Wilmersdorfer Moschee betreibt die AAIIL eine weitere Moschee in Woking (bei London).
Verfolgung
Wegen der Ablehnung der orthodox-islamischen Christologie wird sie von vielen Muslimen nicht als islamisch anerkannt und ihre Anhänger in einigen Ländern religiös verfolgt. [www.thepersecution.org] In Pakistan wurden extra Parteien gegründet, die sich den Kampf gegen den Qadianismus zum Programm gemacht haben, in Saudi-Arabien sind es die Wahhabiten, die Ahmadi-Muslime bekämpfen. So werden Ahmadi-Muslimen keine Visa ausgestellt, womit ihnen praktisch die Wallfahrt unmöglich gemacht wird.
Pakistan 1974
Am 21.09.1974 wurde die Ahmadiyyat vom pakistanischen Parlament auf Druck der pakistanischen Mullahs zu einer nicht-muslimischen Religionsgemeinschaft erklärt. [23] Formal wurden sie damit auf eine Stufe mit Juden, Christen, Buddhisten, Sikhs und Hindus gestellt, praktisch aber führte es zur Legitimierung von Gewalt gegen Ahmadis, ihre Moscheen wurden geschändet oder niedergebrannt, usw.
Pakistan 1984
Den Mullahs ging der Beschluss von 1974 nicht weit genug, so dass die pakistanische Regierung zu weiteren Verschärfungen der Gesetze gezwungen wurde. Unter Zia-ul-Haq wurde 1984 die Ordinance XX [11] verabschiedet, was den Ahmadis Missionstätigkeiten verbot, das Verbreiten von Schrifttum und es den Ahmadi-Muslimen verbot sich selbst als Muslime zu bezeichnen. Von ihren Moscheen wurden Schilder mit der Aufschrift "Moschee" entfernt, Schriftzüge übermalt. Nach der Ordinance ist es Ahmadis verboten sich selbst als Muslim zu bezeichnen, sei es in Wort oder Schrift oder durch visuelle Darstellung, direkt oder indirekt, oder zum Gebet aufruft wie es andere Muslime tun, ist mit Gefängnis bis zu 3 Jahren bedroht. Aufgrund dieser Schwierigkeiten verließ der 4. Kalif Mirza Tahir Ahmad Pakistan und wanderte nach London aus.
Bangladesh
In Bangladesh (dem ehemaligen Ostpakistan) sind dieselben orthodoxen Gruppen aktiv wie in Pakistan. Sie haben erreicht, das gesamte Schrifttum der Ahmadiyyat verbieten zu lassen. Druck, Vertrieb, Verkauf, Besitz und Lektüre von Ahmadiyya-Literatur wurden unter Strafe gestellt. Die Klage gegen dieses Verbot ist noch beim High Court anhängig. [12] Eine Verschärfung der Gesetze (ähnlich wie die Ordinance XX in Pakistan) wird angestrebt.
Indonesien
Der Ursprung der Ahmadiyyat in dem größten muslimischen Land der Erde geht auf das Jahr 1925 zurück. Juristisch anerkannt wurde sie erstmals 1953 von der indonesischen Regierung. Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten hat aber 1984 in einem Rundbrief seine Regionalbüros angewiesen, Ahmadiyyat als Irrlehre zu betrachten, seit die Anhänger Hazrat Mirza Ghulam Ahmad als Prophet verehren. 2005 startete die islamische Orthodoxie in Indonesien eine Initiative, um die Ahmadiyyat auch dort nach pakistanischem Vorbild amtlich zu einer nicht-islamischen Religion erklären zu lassen. Seitdem kommt es zu Übergriffen gegenüber Einrichtungen der Ahmadiyya Muslim Jamaat, zuletzt in einem Dorf der Provinz Südsulawesi, wo Unbekannte in der Nacht zum 30. April 2006 in die „Nur Rabwah Moschee“ eindrangen und Verwüstungen anrichteten. [13]
Kritik an der AMJ
Kritik in Deutschland
Die Sozialwissenschaftlerin Hiltrud Schröter stellt in ihrem Buch Ahmadiyya-Bewegung des Islam die These auf, dass es sich bei der Ahmadiyya um eine Gruppierung handle, die eine Gesellschaftsordnung nach Maßgabe der Scharia anstrebe, die eine Trennung von Religion und Staat nicht vorsehe. In den Schriften der Ahmadiyya fänden sich antidemokratische, antichristliche und antisemitische Auffassungen, die die Harmlosigkeit der Ahmadiyya in Frage stellten. Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main stellte im Februar 2003 ein Ermittlungsverfahren ein, das die Ahmadiyya Muslim Jamaat e.V. wegen Beschimpfung eines religiösen Bekenntnisses gegen Schröter angestrengt hatte. [14]
Entgegen anderslautenden Bekundungen wird die Ahmadiyya vom Verfassungsschutz weder als extremistisch noch gewalttätig eingestuft. Sie wird eher mit den Attributen unaufälllig, integrationswillig oder friedlich tituliert. [15] [16] [17]
Kritik orthodoxer Muslime
Die Kritik orthodoxer Muslime ergeben sich größtenteils aus den Lehrunterschieden. Der wichtigste Kritikpunkt ist dabei aus der Interpretation des koranischen Begriffs Siegel des Propheten woraus orthodoxe Muslime den Abschluss des Prophetentums verstehen, Ahmadis hingegen glauben, dass nachfolgende Propheten das Siegel Muhammads tragen müssen, d.h. als Schattenpropheten Muhammads ausschließlich der Lehre und dem Beispiel von Muhammad folgen müssen.
Ein oft (besonders in Pakistan/Indien) erhobener Vorwurf ist, dass das Ahmadiyyat von den Briten gepflanzt seien. Der Hintergrund ist hierbei, dass im indischen Befreiungskampf verschiedene islamische Gruppen zum Dschihad gegen die Engländer aufriefen, während Hazrat Mirza Ghulam Ahmad dies ablehnte mit der Begründung, solange die Engländer die Religionsfreiheit garantierten, sei ein Dschihad nicht zulässig. Die Ahmadiyyat wurde daraufhin von islamischen Extremisten als Verräter eingestuft.
Fußnoten
- ↑ Zwischen Preussenadler und Hakenkreuz - Islam in Deutschland von 1739-1945
- ↑ Webseite Schweiz: http://www.ahmadiyya.ch
- ↑ Webseite Österreich: http://www.ahmadiyya.at
- ↑ AAIIL: Abrogation
- ↑ AAIIL: Bulletin 2001
- ↑ AAIIL: True Meaning of Jihad
- ↑ AMJ: Ausgewählte Hadith
- ↑ AAIIL: Die Bewegung
- ↑ Ahmadiyya Muslim Jamaat: Lokale Gemeinden
- ↑ AMJ: Overview
- ↑ Government of Pakistan - Religious and Ahmadi-specific Laws; The Gazette of Pakistan, Extraordinary published by Authority Islamabad, April 26, 1984
- ↑ The Daily Star March 09, 2006
- ↑ Jakarta Post vom 1.5.2006
- ↑ Staatsanwaltschaft beim Landgericht Frankfurt am Main vom 7.2.2003 - Az.: 6100 Js 239185/02
- ↑ Berliner Morgenpost: Verfassungsschutz-Chefin äußert sich im Streit um Moschee-Neubau
- ↑ Kinzigtal-Nachrichten: Toleranz wird angemahnt
- ↑ Kinzigtal-Nachrichten: Ahmadiyya unauffällig
Literatur
Selbstdarstellungen der Ahmadiyya
- Maha Dabbous, Hadayatullah Hübsch: Sind Ahmadis Muslime?; Frankfurt 1994 (Verlag der Islam); ISBN 3-921458-94-3
- Masud Ahmad: Jesus starb nicht am Kreuz; Frankfurt (Verlag der Islam); ISBN 3-921458-81-1
- Sir Muhammed Zafrullah Khan: Grundsätze der islamischen Kultur; Frankfurt (Verlag der Islam)
- Sir Muhammed Zafrullah Khan: Die Frau im Islam; Frankfurt (Verlag der Islam)
- Hazrat Mirza Ghulam Ahmad: Die Philosophie der Lehren des Islam, Frankfurt 1996 (Verlag der Islam); ISBN 3-921458-97-8
Kritik an Ahmadiyya
- Hiltrud Schröter: Ahmadiyya-Bewegung des Islam; Frankfurt 2002 (Dr. Hänsel-Hohenhausen); ISBN 3-8267-1206-4
- Mohammed Al Khoder Hussein /Abu Al Aala Al Maudoodi / Abu Al Hassan Ali Al Hassani Al Nadwi; Der Qadianismus, Destruktive Bewegungen; Liga der islamischen Welt; Mekka / Cairo; (124 S.)
Historische Darstellungen
- Yohanan Friedmann: Prophecy Continuous: Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background, Oxford University Press India 2003 (2. Auflage) ISBN 0195662520
- Antonio Gualtieri: The Ahmadis. Community, Gender, and Politics in a Muslim Society, Montreal 2004 ISBN 0773527389
Sonstige
- I. Gill, M. Backhausen; Die Opfer sind schuld - Machtmißbrauch in Pakistan; Akropolis; 1993; ISBN 3-929528-08-8
Weblinks
- http://www.alislam.org - offizielle Hauptseite der Ahmadiyya Muslim Jamaat
- http://www.ahmadiyya.de - deutsche Seite der Ahmadiyya Muslim Jamaat
- http://www.aaiil.org - Ahmadiyya Anjuman Isha'at-e-Islam Lahore's (Lahore Ahmadiyya Movement for the Propagation of Islam)
- Split in the Ahmadiyya Movement, by Maulana Mohammad Ali, 1918
- A Brief History of The Berlin Muslim Mission (Germany) (1922-1988)
- Das Fiqh der Ahmadiyya von Munir D. Ahmed
- Das Baiat der AMJ
- Kritische Darstellung der Ahmadiyya 1
- Kritische Darstellung der Ahmadiyya 2
- Schlüchterner Manifest
- Sozialwissenschaftliche Qualifikationsarbeit zum Schlüchtener Moscheebaukonflikt (Autor: Dipl. Sowi. René Hohmann)
- Moscheebaukonflikt in Schlüchtern aus Sicht der Ahmadiyya
- Eine Entgegnung auf Frau Schröter von Hadayatullah Hübsch
- Bigots begin anti-Ahmadiyya campaign at Sarishabari (Bangla Desh)