Blade Runner
Film | |
Titel | Blade Runner |
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Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahre | 1982 |
Länge | 112 Minuten |
Stab | |
Regie | Ridley Scott |
Drehbuch | Hampton Fancher, David Webb Peoples |
Produktion | Michael Deeley |
Musik | Vangelis |
Kamera | Jordan Cronenweth |
Schnitt | Terry Rawlings |
Besetzung | |
|
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Blade Runner (in Deutschland zeitweise auch Der Blade Runner) ist ein zuerst 1982 erschienener Science-Fiction-Film des Regisseurs Ridley Scott. Literarische Vorlage ist der Roman Träumen Androiden von elektrischen Schafen? von Philip K. Dick. Der Film, der Elemente des Film noir übernimmt, war zunächst bei Kritik und Publikum kein großer Erfolg, fand mit der Zeit aber Anerkennung als Kultfilm. Insbesondere seit dem Erscheinen eines Director’s Cuts im Jahr 1992 gilt das Werk vielen als einer der besten Science-Fiction-Filme. Als Gründe dafür sind insbesondere das einflussreiche visuelle Design, die detailreiche Ausstattung und die Filmmusik genannt worden. Überdies bieten einige Themen des Films vielfältige philosophische Deutungsmöglichkeiten. Er eröffnete das Genre des Cyberpunks, verhalf Regisseur Scott zur Karriere in Hollywood und machte den Autor Dick nach seinem Tode berühmt.
Handlung
Los Angeles im November 2019: der Stadtmoloch ist durchtränkt von Dauerregen. Die Stadt ist schmutzig, überbevölkert und die Menschen sind allgegenwärtiger Werbung ausgesetzt. Die Tiere sind fast ausgestorben und nur als teure, künstliche Wesen zu erhalten. Ein besseres Leben auf fernen Planeten wird versprochen, Welten, die durch so genannte „Replikanten“ erschlossen worden sind. Da diese von der mächtigen Tyrell-Corporation hergestellten Androiden von Menschen äußerlich nicht mehr zu unterscheiden sind, jedoch über weit größere Kräfte verfügen als normale Menschen und im Laufe der Zeit eigene Gefühle und Ambitionen entwickeln, hat man ihnen eine Beschränkung der Lebensdauer auf nur vier Jahre eingebaut. Erinnerungen an eine real nicht existierende eigene Vergangenheit werden den Replikanten künstlich „einprogrammiert“, wodurch ihre geistige Gesundheit sichergestellt werden soll. Den Replikanten ist es unter Androhung der Todesstrafe verboten, die Erde zu betreten. Für die Durchsetzung dieses Verbotes, also das Aufspüren und die Exekution von Replikanten, die dennoch auf die Erde gelangen, sind spezielle Polizeibeamte, die Blade Runner, verantwortlich.
Als einige Replikanten der hoch entwickelten Serie Nexus-6 ein Shuttle kapern, Menschen töten und auf die Erde fliehen, wird Rick Deckard (Harrison Ford), ein ehemaliger Blade Runner, eingeschaltet. Er soll die Replikanten „aus dem Verkehr ziehen“ (im Original lautet der Euphemismus für die Hinrichtung „to retire“, „in den Ruhestand versetzen“). Im Verlauf seiner Ermittlungen verliebt er sich in die von der Tyrell-Corporation hergestellte Replikantin Rachael und beginnt, an der Richtigkeit seines Jobs zu zweifeln. Die Replikanten unter Führung von Roy Batty (Rutger Hauer) dringen in die Tyrell-Corporation ein: sie wollen ihre Herkunft und Lebensdauer erfahren. Als Roy erkennt, dass selbst sein „Schöpfer“ Tyrell sein Leben nicht verlängern kann, tötet er ihn.
Nur mit Mühe und einmal mit der Hilfe Rachaels kann Deckard die Replikanten nach und nach hinrichten. Als letzter liefert ihm Roy einen dramatischen Zweikampf. Roy gewinnt, aber er rettet Deckard das Leben, ehe seine eigene Zeit abgelaufen ist und er selbst stirbt. Am Schluss flieht Deckard mit Rachael. In der Originalversion des Films gelingt ihnen die Flucht aus der Stadt, und Rachael lebt. Im Director’s Cut lässt das Ende offen, ob die Flucht gelingt, ob Rachael eine längere Lebenszeit hat, und wirft sogar die Frage auf, ob Deckard selbst ein Replikant ist.
Themen
In Deutungen des Films ist auf eine Vielzahl von Themen und Motiven hingewiesen worden, die in Blade Runner eine Rolle spielen.
- "Blade Runner embodies a number of the recurring themes in Dick's writings: the restless paranoia of the characters, the dismissive influence of a higher authority, the substitution of reality by fakes and imitations, the self-perpetuating increase of garbage and waste."[1]
- (Übersetzung: „Blade Runner behandelt eine Reihe der in Dicks Schriften wiederkehrenden Themen: die stetige Paranoia der Charaktere, die verachtende Machtausübung höherer Autoritäten, die Ersetzung der Wirklichkeit durch Fälschungen und Imitate, die sich selbst verstärkende Zunahme von Abfall und Müll.“)
„Menschlicher als der Mensch“
Zentrales Thema der Werke Philip K. Dicks und auch dieses Films ist die Frage, was den Menschen zum Menschen macht, und die paranoide Furcht davor, dass es Wesen gibt, die wie Menschen aussehen, aber keine sind. Laut Buch und Film sind die Replikanten daran zu erkennen, dass sie nicht das menschliche Vermögen der Empathie besitzen. Sie werden mit einem Gerät getestet, das emotionale Reaktionen überprüft. Diese Möglichkeit der Unterscheidung wird aber im Laufe des Films in Frage gestellt. Es sind die Menschen, die isoliert und gefühllos wirken, während die Replikanten Emotionen – Furcht, gegenseitige Zuneigung, Hass, Trauer – zeigen. Obwohl sie als unbarmherzige Mörder eingeführt werden und auch tatsächlich töten, wird der Zuschauer dazu geführt, Sympathie für sie zu empfinden (vergleiche Rezeption der Darstellung Roys durch Rutger Hauer). Das Motto der Tyrell Corporation lautet „more human than human“, „menschlicher als der Mensch“, und so verhalten sich die Replikanten schließlich. Die Möglichkeit, dass Deckard selbst ein Replikant ist, trägt dazu bei, die Grenze zwischen Menschen und Replikanten verschwimmen lassen. Dies wirft ethische Fragen auf:
- „Das Thema von „Blade Runner“ ist also die Auseinandersetzung mit der Frage: Wann ist der Punkt erreicht, wo man eine Existenz achten muß?“[2]
- „Auf diesen Problemkreis konzentriert sich auch der Film: Wenn [..] Deckard einen echten Androiden in Zeitlupe tötet, inwieweit ist er als Mensch besser als der Androide? Und warum rettet der angeblich empfindungslose Replikant Batty schließlich im Angesicht seines baldigen ‚Todes‘ den Blade Runner Deckard, anstatt ihn zu töten?“[3]
Bioethische Fragen
Der Film hat auf dem Gebiet der genetischen Forschung einige Entwicklungen vorweggenommen. Gentechnisch veränderte Organismen sind heute Realität. Die embryonische Technologie des somatischen Zellkerntransfers von einem spezifischen Genotyp mit Klonen, genauso wie einige der im Film beschriebenen damit zusammenhängenden Probleme (Seneszenz), wurden beim Klonen von Dolly dem Schaf im Jahr 1996 demonstriert. Über die Zulässigkeit des Klonens von Menschen wird seit einigen Jahren intensiv diskutiert.
In diesen Entwicklungen wird eine Kluft zwischen kommerziellen und nicht-kommerziellen Interessen klar. Wissenschaftliche und geschäftliche Motive kollidieren mit ethischen und religiösen Bedenken über die Korrektheit menschlichen Eingreifens in die Natur. Diese Problematik manifestiert sich im Film etwa in der Figur des überreichen Konzernchefs Tyrell, der einerseits ein wissenschaftliches Genie ist, andererseits nur kommerzielle Interessen verfolgt. Der Dialog zwischen Tyrell und Roy über eine mögliche „Reparatur“ behandelt dabei reale gentechnische Probleme.
Paranoia und Misstrauen, Kontrolle und Macht
Zusätzlich zur Angst, nicht zwischen Menschen und künstlichen Wesen unterscheiden zu können und selbst über die eigene Identität nicht sicher zu sein, treten andere Motive der Paranoia. Misstrauen ist ein wichtiges Thema des Films. Deckard stellt Rachael nicht nur die Frage „Liebst du mich?“, sondern auch „Vertraust du mir?“. Im bpb-Filmkanon heißt es:
- „[D]ie Blicke der Figuren in Blade Runner, die knappen Dialoge, die Schweigsamkeit des ganzen Films, die Künstlichkeit, die Dunkelheit [weisen] auf ein totales Misstrauen in die üblichen Kommunikationsformen hin [...]“[4]
An vielen Stellen des Films werden Leute beobachtet und kontrolliert. Die aufdringlichen Werbetafeln, allgegenwärtige Polizei, Suchlichter und die überbevölkerte Stadt tragen zu diesem Eindruck bei. Deckard wird von seinem ehemaligen Vorgesetzten Bryant zwangsverpflichtet, und sein geheimnisvoller Kollege Gaff wirkt wie sein Aufseher. Auch die Replikanten werden als auszubeutende Maschinen gesehen und zu Sklavenarbeiten gehalten. Maschinen dienen vor allem zur Kontrolle und Machterhaltung. Über die Replikanten scheinen die Menschen aber die Macht zu verlieren: die Geschöpfe sind ihren Schöpfern schließlich in allen Belangen überlegen. Einige Interpreten sehen die Machtordnung in Frage gestellt oder bereits verloren:
- „Gleichzeitig kommt es aber zu einer Auflehnung gegen die gottgegebene Ordnung“[5]
- "In Blade Runner, control is so powerfully and uniformly deployed that the disciplinary order and rational management of urban form have long been abandoned."[6]
- (Übersetzung: „In Blade Runner ist Kontrolle so stark und gleichmäßig verteilt, dass die Überwachungsordnung und eine vernünftige Leitung der Stadtform schon lange aufgegeben worden sind.“)
Sehen und Erinnerung
Das an symbolischen Deutungen reiche Motiv des Auges erscheint an vielen Stellen des Films, auch der Begriff „Sehen“ kommt mehrfach vor. Fotografien sind ebenfalls oft zu sehen. Diese Motivik unterstreicht einerseits das Thema Paranoia und Machtausübung.[7]
Des weiteren zieht der Film in Zweifel, ob man dem, was man sieht, trauen kann: so sind Rachaels Erinnerungsfotos eine Fälschung. Die Maschine, mit der Deckard ein gefundenes Foto nach Hinweisen untersucht, dreht das Motiv solange, bis etwas erscheint, das auf dem ursprünglichen Bild überhaupt nicht zu sehen war (und der Ausdruck entspricht nicht dem Bild auf dem Monitor). Die Replikantin Rachael verfügt über gefälschte Erinnerungen. Die Wahrheit von Erinnerungen wird im Film aber auch anders in Frage gestellt: die Befragung Leons durch den Blade Runner Holden vom Anfang des Films wird im Film mehrfach wiederholt, dabei aber jedes Mal mit kleinen Veränderungen. Schließlich ist in der Befragung Rachaels durch Deckard (im englischen Original) leise ein Ausschnitt aus einem späteren Dialog zwischen den beiden zu hören.
Das Thema „Sehen“ und „Erinnerung“ lässt sich mit dem oft als „postmodern“ bezeichneten Ansatz verbinden, nach dem „Wahrheit“ von der Perspektive abhängt oder immer schon vom Beobachter konstruiert wird.[8]
Technischer Fortschritt, Umweltzerstörung und Verfall
In der fiktiven Zukunft von Blade Runner sind hochentwickelte technische Geräte allgegenwärtig. Freie Natur ist dagegen überhaupt nicht zu sehen, die Sonne nur selten und durch Nebel. Zumeist ist die Szenerie dunkel, regnerisch und dreckig. Tiere sind künstlich erschaffen. Dieser Themenbereich spielt im Buch, das die Umweltzerstörung als Folge eines Atomkriegs erklärt, eine große Rolle, im Film wird es zumindest angedeutet. Die Überbevölkerung der Stadt ist stets präsent:
- „Unrast, Hektik und die krampfhafte Suche nach Ablenkung haben zugenommen, und der [...] Eindruck einer hoffnungslos überbevölkerten Stadt bleibt stets allgegenwärtig, selbst in Szenen, die leere Räume zeigen.“[9]
Der Film lässt sich als Dystopie beschreiben. Die Werbetafeln deuten darauf hin, dass ein schöneres Leben außerhalb der Erde existiert, während hier nur Kranke, Schwache und Kriminelle zurückgelassen wurden, die wiederum von skrupellosen Kapitalisten und der Polizei beherrscht werden:
- „[D]ie Herren der Welt [haben] die Erde mehr oder weniger den Slumbewohnern, Verbrechern und Industriellen überlassen [...] [Der Film] ist die Vision des Jahrtausends, und zwar eine Endzeitvision. Er sagt uns, daß wir die Erde und uns selbst ausgelaugt haben und daß die neue Geschichte sich anderswo abspielt – vielleicht auf anderen Planeten, wo man sich fröhlichere Geschichten erzählt.“[10]
Nicht nur die Gebäude, auch die Menschen verfallen – etwa J.F. Sebastian, der an beschleunigter Alterung leidet. Es scheint keine Kultur, nur „niedrigere“ Formen der Unterhaltung und viel Kriminalität zu geben. Auch die vielfältig gezeigte Durchmischung von Völkern, Sprachen, Weltanschauungen – der Film zeigt vor allem ein starkes Eindringen ostasiatischer Elemente in das amerikanische Leben – wird vorausgesagt und negativ bewertet. So ist die Stadtsprache, die Gaff zu Beginn des Films spricht, eine teilweise vom Schauspieler Edward James Olmos selbst erdachte Mischung aus Koreanisch, Französisch, Ungarisch, Deutsch und Japanisch. Die Kleinwüchsigen, die Teile von Deckards Auto stehlen wollen, sprechen im Original Deutsch. Chew, der künstliche Augen herstellt, spricht eine Mischung aus Chinesisch und Englisch.
Ein weiteres Element des Films ist eine durchscheinende Melancholie und Nostalgie, die Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit im Konflikt mit dem Versprechen einer besseren Zukunft. Dieses Gefühl wird vor allem von der Filmmusik (siehe Musik) transportiert. Auch im Design des Films findet eine Durchmischung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft statt.
Literarische und mythologische Bezüge
An einigen Stellen des Films lassen sich Bezüge sowohl zu biblischen als auch zu anderen Mythen finden. Neben den schon genannten Augen spielt beispielsweise das Symbol des Einhorns eine wichtige Rolle. Mit einer Vielzahl von Symbolen ist die Figur Roy verbunden, die sowohl zu dem verlorenen Sohn als auch zu Jesus Christus Bezüge aufweist. Roy zitiert auch ein abgewandeltes Gedicht von William Blake, womit er die Replikanten mit gefallenen Engeln und sich selbst mit Luzifer vergleicht.
- „Das Verhältnis von Mensch und Replikant ist [...] weniger bestimmt vom Frankenstein-Mythos als von der Bibel.“[5]
Das Motiv der Hybris aus dem griechischen Drama ist in dem Film durch schon genannte Punkte (Herrschaft des Menschen über die Natur, über die Replikanten) ebenfalls präsent. Ein Kritiker sah das „alte Thema vom Zauberlehrling [...] variiert“ und fand:
- „Der wahre Reiz des Films liegt denn auch weniger in der [...] Vision einer verrosteten Zukunftswelt, sondern in der Inszenierung religiöser Mythen innerhalb der üblichen Detektivgeschichte.“[11]
Hintergrund
Visuelles Design
Die erste Einstellung des Films zeigt, nach dem Titel „Los Angeles, November 2019“, eine bis an den Horizont reichende Riesenstadt, die von Feuerstößen erleuchtet wird. Gegengeschnitten ist ein Auge in Großaufnahme, in dem sich dieses Bild spiegelt. Diese von der Filmcrew als „Hadeslandschaft“ bezeichnete Szenerie bestimmt den ganzen Film. In den Flugszenen wird die Stadt als sich nach allen Seiten ausdehnender Moloch gezeigt, dessen gigantische Wolkenkratzer nur von der aus zwei Pyramiden gebildeten Zentrale der Tyrell Corporation überragt werden.
Regisseur Scott und Kameramann Cronenweth – der engagiert wurde, weil er gegen Gewerkschaftsbestimmungen bereit war, in einigen Szenen Scott die Kameraführung zu überlassen – arbeiten in vielen Einstellungen mit Lichteffekten. So werfen etwa die Pyramiden der Tyrell Corporation lichtdomartige Strahlen in den Himmel, die Scheinwerfer der über die Stadt kreisenden Werbetafeln wandern durch die Gebäude und sorgen für stroboskopartige Verfremdungen. Weitere Stilmittel sind der Einsatz von Totalen, wobei oft in verschiedenen Bildbereichen Dinge geschehen, und eine von oben in die Szene fahrende Kamera. Die Tötung einer Replikantin wird in Zeitlupe gezeigt und mit klagender Musik untermalt, um Angst und Schmerz der Frau zu zeigen.
Der Film besteht über weite Strecken aus langen Einstellungen, nur in den jeweiligen Kämpfen zwischen Deckard und den Replikanten kommt durch mehr Schnitte und schnelle Kamerabewegung Tempo auf. Im Endkampf zwischen Deckard und Roy bewegen sich beide immer weiter aufwärts, bis sie sich auf dem Dach des Gebäudes gegenüberstehen und schließlich die Rollen von Jäger und Gejagtem tauschen, als Deckard über dem Abgrund hängt und Roy ihn von oben beobachtet.
Als besonders einflussreich erwiesen sich die Straßenszenen des Films. Hier wird die untere Stadt als ethnisch und religiös gemischter Slum ohne menschliche Nähe und Rücksichtnahme gezeigt. Die Szenerien sind gefüllt mit hunderten Statisten, darunter Nonnen, Chassidim, Geschäftsleute, Hare Krishna-Jünger und Punks. Vielen Rezensenten fiel der Detailreichtum auf, aufgrund dessen sich mehrmaliges Ansehen des Films lohne: zum Beispiel haben manche Leute beleuchtete Regenschirme; der nur für Sekundenbruchteile zu sehende Hausmeister von Leons Hotel trägt eine Gasmaske. Auch Bryants Büro, Deckards Appartement und die Wohnung von J.F. Sebastian sind mit detailliert ausgearbeiteten Kleinigkeiten gefüllt.
Die Durchmischung von Elementen verschiedener Kulturkreise und Epochen setzt sich in Architektur, Kostümen und Ausstattung fort: Rachael hat viele Attribute einer femme fatale. Deckard ist der Detektiv im Trenchcoat, seine Waffe sieht wie eine Pistole der Gegenwart mit einem futuristischen Aufsatz aus. Roy trägt eine schwarze Lederjacke und wirkt mit hellblonden Haaren, blauen Augen und muskulösem Körper wie das Ideal eines nationalsozialistischen „Herrenmenschen“. Die Wohnungen Deckards und Sebastians ebenso wie Tyrells Büro erinnern an die Loftwohnungen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die äußere Architektur zeigt aber auch Anleihen an Jugendstil und Art Déco. Sebastian wohnt im Bradbury Building, Deckard im von Frank Lloyd Wright entworfenen Ennis-Haus. Für die Inneneinrichtung von Deckards Wohnung ließ sich Designer Syd Mead von einem Buch der frühen 1980er über futuristische Wohnungen inspirieren. Die Polizeizentrale wird von außen in einer Trickaufnahme als dunkler Wolkenkratzer gezeigt, das Innere wurde in der – wieder mit Licht- und Raucheffekten verfremdeten – Los Angeles Union Station gedreht. Scott und Mead wollten eine Stadt zeigen, in der alte Gebäude nicht abgerissen, sondern mit neuer Technik versehen oder schließlich in Neubauten integriert werden. Futuristische Elemente haben die Vergangenheit nicht einfach ersetzt, sondern es ist ein „postmodernes“ Gemisch entstanden.[12] So konnte auch der Gegensatz zwischen den futuristischen Wolkenkratzern in der Stadtansicht und den verfallenden Bauten am Boden erzeugt werden, der wiederum einen inhaltlichen Gegensatz widerspiegelt: Wie in Metropolis wohnen die Mächtigen an der Spitze der Stadt, wo die Sonne wenigstens durch den Smog zu sehen ist, während die Straßenschluchten als riesiger, dunkler Slum gezeigt werden.
Musik
Der Musik zum Film stammt von Vangelis, der zuvor mit der Musik zu Die Stunde des Siegers (Chariots of Fire) bekannt geworden war. Die Filmmusik verbindet klassische Komposition mit dem futuristischen Klang von Synthesizern, auf denen sie von Vangelis eingespielt wurde; ein Titel stammte aus einem früheren Album des Künstlers. Sie trägt zur melancholisch-düsteren Atmosphäre des Films stark bei und wurde von vielen Kritikern gelobt. Vangelis wurde für seine Arbeit 1983 für den BAFTA Award und den Golden Globe nominiert. Auch für seinen späteren Film 1492 – Die Eroberung des Paradieses engagierte Regisseur Scott Vangelis als Komponisten.
Die Musik nimmt grundsätzlich die Themen der Nostalgie und der Durchmischung verschiedener Epochen und Kulturen auf. In einzelnen Szenen untermalt sie die Handlung, so etwa die fast wortlosen romantischen Szenen zwischen Deckard und Rachael oder den Kampf zwischen Deckard und Roy, die Hinrichtung der Replikantin Zhora und schließlich den Sterbemonolog Roys. Auch die Eröffnungssequenz mit dem Blick über die Stadt wird von der Musik in ihrer Wirkung deutlich verstärkt.
Ein offizielles Soundtrack-Album zu Blade Runner wurde zwar 1982 in den Endtiteln des Films angekündigt, erschien aber aus ungeklärten Gründen erst 1994. Es enthält größtenteils Musikstücke aus dem Film, teilweise verlängert, zudem sind an manchen Stellen Dialoge aus dem Film zu hören. Auch dieses Album wurde von der Kritik und Fans des Films positiv aufgenommen.
Daneben existieren einige inoffizielle Bootleg-Alben in unterschiedlicher Ausstattung und Qualität. Einige sind bei Fans beliebt, da sie auch Musik enthalten, die auf dem offiziellen Soundtrack nicht zu hören ist.
Sonstiges Wissenswertes
- Die im Film vorkommende Schachkombination stammt aus der „Unsterblichen Partie“, auch wenn die Stellung auf den Brettern nicht ganz stimmt. In der deutschen Synchronisation ist die englische Schachnotation fehlerhaft übersetzt.
- Eine geschnittene Szene oder ein Ausschnitt davon, die zeigt, wie Deckard seinen zu Beginn des Films niedergeschossenen Kollegen Holden im Krankenhaus besucht, kursiert in schlechter Qualität im Internet.
Geschichte
Entstehung
Hampton Fancher hatte Philip K. Dick überzeugen können, ihm die Erlaubnis für eine Verfilmung von Träumen Androiden von elektrischen Schafen? zu geben. Fancher konnte den Produzenten Michael Deeley für die Idee gewinnen und schrieb ab 1978 verschiedene Drehbuchentwürfe. Ridley Scott, der gerade Alien fertig stellte, erhielt einen und nahm das Projekt an. In der Folgezeit arbeiteten Fancher und Scott an weiteren Entwürfen. Der Titel Blade Runner stammt ursprünglich vom Buch The Bladerunner von Alan Nourse, das 1979 von William S. Burroughs in einen Filmentwurf umgearbeitet worden war, sonst aber keine Ähnlichkeit mit dem späteren Film hat. Scott und Fancher gefiel der Titel, und sie kauften ihn Nourse und Burroughs ab. Frühere geplante Titel waren Android und Dangerous Days.
Nachdem sie sich über einige Punkte nicht einigen konnten, engagierte Scott David Peoples für eine weitere Umarbeitung des Drehbuchs. Fancher fühlte sich übergangen und stieg aus, kehrte aber zu dem Projekt zurück, da ihm Peoples’ Ideen gefielen.
Die Dreharbeiten liefen ab dem 9. März 1981 in Los Angeles und Filmstudios in Burbank, wobei es zu Spannungen zwischen Regisseur und Schauspielern sowie der Filmcrew kam. Zusätzlich erschwert wurde die Herstellung durch finanzielle Probleme. Nachdem die ursprüngliche Produktionsfirma Filmways abgesprungen war, konnte Produzent Deeley von der Ladd Company, dem Hongkonger Produzenten Sir Run Run Shaw und Tandem Productions das nötige Geld bekommen. Als die Produktionskosten schließlich mit 28 Millionen Dollar das geplante Budget überschritten, fielen die Rechte an dem Film durch eine Vertragsklausel alleine an Tandem Productions, bestehend aus Bud Yorkin und dem Medienmogul Jerry Perenchio. Diese rechtliche Lage erschwerte später das Zustandekommen des 1992er Director’s Cut und des neuen Director’s Cut ab 2000.
Jean Giraud („Moebius“), von dessen Zeichnungen Scott beeindruckt war (siehe Vorbilder), wurde angeboten, am Design des Films mitzuarbeiten. Er lehnte aber ab und arbeitete stattdessen an Herrscher der Zeit mit, eine Entscheidung, die er später bereute. [13]
Der Autor der Vorlage, Philip K. Dick, war zunächst sehr skeptisch gegenüber dem Film und kritisierte ihn schon in der Entwurfsphase öffentlich. Nachdem ihm Ridley Scott im Laufe der Produktion einige Sequenzen gezeigt hatte, änderte Dick seine Meinung und äußerte sich enthusiastisch über das Projekt. Dick starb wenige Monate vor der Fertigstellung des Films.
Vorbilder
Ein Vorbild für das Los Angeles des Films ist offensichtlich Fritz Langs Metropolis. Atmosphäre und Teile der Handlung stehen auch in der Tradition des Film noir. Ridley Scott und Syd Mead haben als weitere Inspirationen für das Design Edward Hoppers bekanntes Gemälde Nighthawks angegeben, zudem das französische Comicmagazin Métal Hurlant bzw. dessen US-amerikanisches Pendant Heavy Metal, hier insbesondere die von Dan O’Bannon verfasste und von Moebius illustrierte Kurzgeschichte The Long Tomorrow.
Erstes Erscheinen
Zwei workprint-Versionen stießen in Testvorführungen auf Kritik des Publikums. Die Geldgeber verlangten daraufhin Änderungen an dem Film. So wurden, zum Missfallen des Regisseurs, eine Reihe von erklärenden Voice-Over-Kommentaren (geschrieben von Roland Kibbee) sowie ein Happy End hinzugefügt. Für letzteres wurde unbenutztes Filmmaterial aus Shining (Luftaufnahmen von Wäldern, vergleiche den Anfang von Shining) benutzt.
Als der Film am 25. Juni 1982 in die US-amerikanischen Kinos kam – er lief in 1.295 Kinos an [14] –, waren die Kritiken uneinig. Mit etwas über 26 Millionen Dollar spielte er zumindest in den USA nicht einmal die Produktionskosten wieder ein. [14] Begünstigt wurde das schlechte Abschneiden von der Tatsache, dass gleichzeitig E.T. – Der Außerirdische in die Kinos kam und den Markt für Science-Fiction-Filme für Monate besetzt hielt. In der Bundesrepublik Deutschland startete Blade Runner am 14. Oktober 1982 und fand ungefähr eine Million Besucher. [14]
Director’s Cut und neue Fassung 2007
Gegen Ende der 1980er Jahre hatte sich Blade Runner als Kultfilm einen festen Platz in den Programmkinos erobert. Nach verschiedenen Video- und Laserdisc-Fassungen – meist waren vor allem Gewalt und „obszöne“ Sprache entfernt worden – erschienen ab September 1991 die workprints kurzzeitig in wenigen Kinos und fanden außerordentlich großen Zulauf. [15] Der Filmrestaurator Michael Arick hatte sie 1989 zufällig aufgefunden. Aufgrund des großen Erfolgs dieser Vorführungen gab Warner Bros. daraufhin einen so genannten Director’s Cut in Auftrag, der von Arick in Absprache mit Ridley Scott erstellt wurde. Er kam 1992 (Deutschland: 22. April 1993) als erfolgreiche Wiederaufführung in mehrere Kinos und erschien bald danach auf Videokassette sowie – in den USA als einer der ersten Filme überhaupt – auf DVD.
Diese Fassung des Films verzichtet auf alle Voice-Over-Kommentare und hat ein offenes Ende. Als weitere wichtige Änderung enthält er eine zusätzliche Szene, die darauf schließen lässt, dass Deckard selbst ein Replikant sein könnte.
Scott bestreitet aber, dass es sich bei diesem Director’s Cut um seine endgültige Fassung handelt, obwohl sie seiner Vision „näher kommt“. Da zudem die DVD nicht in optimaler Qualität hergestellt wurde und seit längerer Zeit nicht mehr erhältlich war, wollte Warner 2001 ein stark erweitertes DVD-Set mit vielen Extras und einem neuen, „echten“ Director’s Cut zu heutigen Bild- und Tonstandards herausbringen. Dies scheiterte an Konflikten vor allem mit dem Rechteinhaber Perenchio. Nach einer kürzlich erschienenen Ankündigung[16] soll Warner nun die Schwierigkeiten beseitigt haben. Demnach erscheint Blade Runner Anfang 2007 als „25th Anniversary Edition“ in den USA. Ein zusätzlich erscheinendes DVD-Set soll vier Filmversionen enthalten: die 1982er US-Version, die 1982er internationale Version, den 1992er Director’s Cut und einen neuen 2007er Final Cut, an dem Ridley Scott seit dem Jahr 2000 gearbeitet haben soll.
In Deutschland liegen die Fernsehrechte an der Originalversion offenbar bei der ProSiebenSat.1 Media AG, die diese Fassung in den 1990er und 2000ern auf den Sendern Sat.1, ProSieben und Kabel 1 ausstrahlte, teilweise in noch einmal geschnittener Version. Der Director’s Cut ist mehrfach im Pay-TV (zunächst DF1, dann Premiere) gezeigt worden. [17] Auf DVD ist in Deutschland nur der Director’s Cut mit minimaler Ausstattung erhältlich. Eine als „Special Edition“ vertriebene Box enthält neben dieser DVD einige Bilder aus dem Film, ein Drehbuch und ein Filmplakat.
Fortsetzungen, Spin-Offs und Nachfolger
Bücher
K. W. Jeter, ein Freund von Philip K. Dick, hat bisher drei Fortsetzungen zur Geschichte des Films geschrieben. Diese tragen im Original die Titel:
- Blade Runner 2: The Edge of Human (erschienen 1995)
- Blade Runner 3: Replicant Night (1996)
- Blade Runner 4: Eye and Talon (2000)
Sie sind „offiziell“ in dem Sinne, dass sie offenbar von den Rechteinhabern des Films autorisiert wurden. Jeters Bücher sollen eine Fortsetzung sowohl zu Dicks Roman als auch zum Film sein, was aufgrund der Unterschiede zwischen den beiden schwierig ist. Nummer 2 und 3 sind in einem Band mit dem Titel Blade Runner: Die Rückkehr auf Deutsch erschienen.
Film
Der 1998 erschienene Film Soldier spielt nach Aussagen des Regisseurs Paul W. S. Anderson und Drehbuchautor David Peoples in derselben fiktiven Welt wie Blade Runner. Peoples, der ja Koautor das Blade Runner-Drehbuchs war, baute einige Bezüge dazu ins Drehbuch von Soldier ein.
Computerspiel
Hauptartikel: Blade Runner (Computerspiel)
1997 veröffentlichte die Spielefirma Westwood Studios das offizielle PC-Spiel „Blade Runner“. Die Handlung findet in etwa zeitgleich zum Film statt. Der Spieler übernimmt die Rolle des Blade Runners Ray McCoy und entscheidet, ob er einer Gruppe von Replikanten um ihren Anführer Clovis hilft oder diese „aus dem Verkehr zieht“. Je nachdem, wie er sich entscheidet und wer vom Computer zu Beginn als Replikant festgelegt wurde, gibt es sieben unterschiedliche Endsequenzen, wobei das Gameplay aber dennoch recht linear ist. Obwohl das Spiel Adventure-Fans sicherlich auch ohne Hintergrundwissen zum Film gut unterhält, ist es besonders für Kenner der cineastischen Vorlage ein Genuss: Neben Insiderwitzen – man kann etwa Holdens Dienstmarke sicherstellen – geben sich auch einige Charaktere aus dem Film die Ehre. Gaff und Hannibal Chew sind dabei für den Fortgang der Story notwendige Figuren. Jedoch kann Ray McCoy sich, wenn er es richtig anstellt, auch mit Tyrell, Rachael, Leon und J.F. Sebastian unterhalten.
Indirekter Einfluss: Cyberpunk und andere
Der Film gilt als atmosphärisch und visuell prägend für die später, ebenfalls in den 1980er Jahren, entstandene Literaturrichtung Cyberpunk. William Gibson hat erklärt, dass er seinen einflussreichen Roman Neuromancer schon begonnen hatte, als er Blade Runner sah. Auch ihn hatten die Heavy Metal-Comics inspiriert. [18] Bis heute ist der von Syd Mead konzipierte Look des Films Vorbild für viele phantastische Werke. Oft genannt werden hier etwa die Filme Brazil, Terminator, Batman, RoboCop, Das fünfte Element, Strange Days und Matrix sowie die Fernsehserien Max Headroom und Total Recall 2070. Auch eine Reihe von Animes – etwa Bubblegum Crisis und Silent Möbius – und Computerspielen – etwa Snatcher – im Umfeld des Cyberpunk-Genres ist von Blade Runner beeinflusst.
Das Thema der „Menschlichkeit“ von Robotern/Androiden bzw. der Unterscheidbarkeit zwischen Menschen und Humanoiden wird in vielen weiteren Filmen aufgegriffen wie z. B. Aliens, A.I. – Künstliche Intelligenz, I, Robot und Der 200 Jahre Mann.
Blade Runner machte Philip K. Dick postum in Hollywood bekannt. Später gedrehte Filme, die Geschichten Dicks als Vorlage haben, sind etwa Total Recall, Screamers, Minority Report und zuletzt A Scanner Darkly.
Es gibt viele weitere Werke vor allem der Popkultur, die auf den Film Bezug nehmen. Darunter sind etwa Stücke der Gruppen Audioslave, White Zombie und des Sängers Gary Numan. Das Video zu Tonight, Tonight, Tonight von Genesis ist den Szenen im Bradbury Building nachempfunden und wurde auch dort gedreht.
Rezeption und Kritiken
Beim ersten Erscheinen 1982 war die Reaktion der Kritiker gemischt. Einerseits wurde der Film als ambitioniert gelobt. Durchweg hohe Anerkennung fanden das Szenenbild, nach den Entwürfen Scotts und Syd Meads realisiert von Lawrence G. Paull, und die Spezialeffekte, für die der Oscar-Preisträger Douglas Trumbull verantwortlich war. Weiteres Lob gab es für Vangelis’ Musik [19]. Ein oftmals vorgebrachter Kritikpunkt war, dass im Vergleich dazu der Plot und die Charaktere zu wenig entwickelt würden:
- „Überwältigt von den großartigen Sets und den auffallenden Bildern, ist die dünne Handlung [...] streckenweise davon bedroht, ganz zu verschwinden“[20]
Einige hielten den Film für zu lang, auch langweilig.[21] Der film-dienst lobte dagegen die „Ruhe und Stilisierung über weite Strecken des Films“ ebenso wie die „brillanten Szenerien des Verfalls“, kritisierte aber die Vernachlässigung von Handlungsführung und Charakterzeichnung.[22] Über die Voice-Over-Kommentare gab es unterschiedliche Ansichten, das Happy End wurde von den meisten als aufgesetzt und unpassend empfunden. So schrieb Der Spiegel, das „kitschige Happy End“ sei eine „falsch verstandene Konzession an die Riten des Kinos“[11], und ein britischer Kritiker erkannte über das Ende sogar korrekt:
- "[T]he hero's voice-over and the ending feel as if they've strayed in from another movie"[23]
- (Übersetzung: „Das Voice-Over des Helden und das Ende wirken, als hätten sie sich aus einem anderen Film hierher verirrt.“)
Von den mit Ausnahme Harrison Fords damals recht unbekannten Darstellern ist insbesondere Rutger Hauer gelobt worden, der es schaffe, beim Zuschauer Sympathie für eine Kampfmaschine zu wecken:
- „[...] Hauer [reißt] den Film mit seiner seltsam bewegenden Rolle eines abtrünnigen arischen Replikanten, der blind für mehr Zeit kämpft, an sich“[24]
- „Ein weiterer Grund, warum der Film seine Zuschauer dermaßen packte, ist die Darstellung des Roy von Rutger Hauer [...] [A]m Ende des Films bereuen wir unseren Irrtum. Wir können Roys Handlungen verstehen [...] Als Roy dann stirbt, leiden wir mit ihm.“[25]
Viele Rezensenten wiesen auf die stilistischen Bezüge auf den Film noir hin, insbesondere erkannten „die Filmkritiker [in Deckard] scharenweise den Philip Marlowe des 21. Jahrhunderts“[26].
Der Director’s Cut von 1992 wurde anders als die erste Fassung einhellig gelobt, die Änderungen wurden als richtig angesehen:
- "In its earlier incarnation, the film was a flawed masterpiece; in Scott's restored version, it is, quite simply, a masterpiece."[27]
- (Übersetzung: „In seiner früheren Fassung war der Film ein Meisterwerk mit einigen Makeln; in Scotts restaurierter Fassung ist er schlicht ein Meisterwerk.“)
- „[D]er Director’s Cut erweist sich nicht nur als die filmisch bessere Version, sondern auch als die einzig logische.“[28]
Die hohe Anerkennung für den Director’s Cut ist dennoch erstaunlich, weil zumindest einige früher kritisierte Punkte dort nicht wesentlich verändert wurden. Offenbar sahen die Kritiker sie nicht mehr als so schwerwiegend an wie 10 Jahre zuvor; einige gaben auch zu, ihre Meinung geändert zu haben.[29]
Hellmuth Karasek bezeichnete den Film als „düstere Replik auf den Weltraumoptimismus von E.T.“, lobte „sein eindrucksvolles alptraumhaftes Zukunftsdesign“ und sah im Film durch dessen „überraschende, tiefsinnige Seiten“ einen weit überdurchschnittlichen Science-Fiction-Film.[30]
Spätestens seit Mitte der 1990er taucht der Film in vielen der populären Listen bester Filme (aus einem Genre, Jahrzehnt oder überhaupt) auf.[31] Dabei ist er in Publikumsbefragungen meist noch besser plaziert als bei Befragungen von professionellen Filmkritikern. Bei einer Befragung von Wissenschaftlern aus aller Welt wurde er zum besten Science-Fiction-Film aller Zeiten gewählt[32]. Der Autor Arthur C. Clarke sowie die SF-Sachbuchautoren Peter Nicholls und Bill Warren sehen ihn jeweils als einen der besten Science-Fiction-Filme an.[33]
Auszeichnungen
Der Film erhielt u.a. die folgenden Auszeichnungen:
- 1982: Los Angeles Film Critics Association Award – Jordan Cronenweth (Bester Kameramann)
- 1983: 3 BAFTA Awards – Jordan Cronenweth (Bester Kameramann), Charles Knode und Michael Kaplan (Beste Kostümausstattung), Lawrence G. Paull (Bestes Szenenbild); 5 weitere Nominierungen
- 1983: Hugo Award für das beste Drehbuch (Best Dramatic Presentation)
- 1983: London Critics Circle Film Award – Sonderpreis für das visuelle Design an Lawrence G. Paull, Douglas Trumbull und Syd Mead
- 1993: Aufnahme in die National Film Registry
Daneben gab es zwei Nominierungen für den Oscar (Bestes Szenenbild und Beste visuelle Effekte) und eine Golden Globe-Nominierung für die Musik von Vangelis. Er war auch in vier Kategorien für den Saturn Award nominiert, nämlich Bester Science-Fiction-Film, Beste Regie, Beste Spezialeffekte und Bester Nebendarsteller (Rutger Hauer). Der Director’s Cut wurde 1994 für den Saturn Award als Beste Veröffentlichung auf Video nominiert.
2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf.
Einzelnachweise
- ↑ P. Strick in: International Dictionary of Films and Filmmakers, Band 1, 2. Auflage 1990, ISBN 1-55862-037-0, S. 114f.
- ↑ R. Steiner: Das Lexikon der Kultfilme, Berlin 1999, ISBN 3-89602-216-4, S. 33
- ↑ R. Hahn / V. Jansen: Die 100 besten Kultfilme, 7. Auflage, München 1998, ISBN 3-453-86073, S. 49
- ↑ A. Holighaus: Der Filmkanon, Berlin 2005, ISBN 3-86505-160-X, S. 210
- ↑ a b S. Krauss in: Metzler Film-Lexikon, 2. Auflage, Stuttgart 2005, ISBN 3-476-02068-1, S. 79
- ↑ M. C. Boyer: Cybercities, New York 1996, ISBN 1-56898-048-5, S. 112ff.
- ↑ J. McCoy: The Eyes Tell All
- ↑ N. Wheale: Recognizing a ’human-Thing’ in: ders.: The Postmodern Arts: An Introductory Reader, London 1995, ISBN 0-415-07776-1, S. 101-117
- ↑ Science Fiction Times, zit. nach R. Hahn / V. Jansen: Heyne Lexikon des Science-Fiction-Films, München 1993, ISBN 3-453-06318-X, S. 100
- ↑ J. Clute: SF - Die illustrierte Enzyklopädie, München 1996, ISBN 3-453-11512-0, S. 289
- ↑ a b W. Limmer: Böse neue Welt in: Der Spiegel Nr. 43/1982, S. 286
- ↑ M. C. Boyer: Cybercities, New York 1996, ISBN 1-56898-048-5, S. 112f.; R. Scott: Interviews, Jackson 2005, ISBN 1-57806-726-X, S. 50f.
- ↑ J. Giraud: The Long Tomorrow & Other SF Stories, ISBN 0-87135-281-8
- ↑ a b c Business Data for Blade Runner in der IMDb
- ↑ Blade Runner: The Workprint kurze Zusammenfassung der Ereignisse und Vergleich der ersten Szenen (englisch)
- ↑ Meldung von Reuters, 30. Mai 2006
- ↑ Eintrag Blade Runner in der OFDb
- ↑ Did Blade Runner influence cyberpunk?
- ↑ Zitate aus Besprechungen des Soundtracks
- ↑ P. Hardy: Die Science Fiction Filmenzyklopädie, Königswinter 1998, ISBN 3-89365-601-4, S. 385. Ähnlich etwa Roger Ebert [1].
- ↑ als Beispiel Chris Hicks, weitere Beispiele werden hier zitiert
- ↑ J. Schnelle in film-dienst, Oktober 1982
- ↑ David Pirie in: Time Out Film Guide, London 2000, ISBN 0-140-28365-X
- ↑ P. Hardy, a.a.O., S. 385
- ↑ R. Steiner, a.a.O., S. 34
- ↑ R. Hahn / V. Jansen, a.a.O., S. 50
- ↑ Nigel Floyd in: Time Out Film Guide, a.a.O.
- ↑ S. Krauss, a.a.O., S. 79
- ↑ So der genannte Roger Ebert laut englischem Wikipedia-Artikel.
- ↑ H. Karasek: Mein Kino, München 1999, ISBN 3-453-14853-3, S. 479ff.
- ↑ Zusammenstellung einiger Plazierungen unter http://www.brmovie.com/BR_Views.htm
- ↑ Scientists vote Blade Runner best sci-fi film of all time The Guardian, 26.8.2004
- ↑ P. Hardy, a.a.O., S. 540ff.
Literatur
- Philip K. Dick: Blade Runner. 2002, ISBN 3-453-21728-4 (siehe Träumen Androiden von elektrischen Schafen?)
Sekundärliteratur
- Scott Bukatman: Blade Runner (BFI Modern Classics). British Film Institute, London 1997, ISBN 0-85170-623-1
- Paul M. Sammon: Future Noir – The Making of Blade Runner. HarperPrism, New York 1996, ISBN 0-06-105314-7 (Der Filmjournalist Sammon beobachtete schon die Dreharbeiten, stellte für dieses Buch weitere Recherchen an und interviewte viele Beteiligte. Das Buch gilt in Fankreisen als die „Blade Runner-Bibel“.)
- Frank Schnelle: Ridley Scott’s Blade Runner. Wiedleroither, Stuttgart 1997, ISBN 3-923990-06-5
Ausführliche Verzeichnisse von internationalen Kritiken und weiterer Literatur finden sich unten unter Weblinks sowie in:
- Metzler Film-Lexikon. Metzler, 2. Auflage Stuttgart 2005, ISBN 3-476-02068-1, Seite 79 und
- International Dictionary of Films and Filmmakers. Volume 1: Films. St. James Press, 2. Auflage Chicago 1990, ISBN 1-55862-037-0, S. 113f.
Weblinks
Allgemeines
- Vorlage:IMDb Titel
- Vorlage:OFDb Titel
- Blade Runner FAQ (umfangreiche deutsche FAQ)
- brmovie.com (umfangreiche englische Seite)
- bladezone.com (umfangreiche englische Seite)
Kritiken
- Umfangreiche Filmkritik, sowie Deutung der Symbolik von Siegfried König auf filmzentrale.com (deutsch)
- Umfangreiche Besprechung von Tim Dirks auf filmsite.org (englisch)
- Besprechungen der Originalversion auf rottentomatoes.com (englisch)
- Besprechungen des Director’s Cut auf rottentomatoes.com (englisch)
- Besprechungen des Director’s Cut auf metacritic.com (englisch)
Essays
- br-insight.com (englisch, enthält viele Analysen und Interpretationen des Films)
- 2019: Off-World (englisch, enthält einige Essays zum Film, ein nicht gedrucktes Kapitel aus Sammons Buch und umfangreiche Archive)
- Blade Runner and The Postmodern City (englische Essay- und Linksammlung)
Drehbücher
- "Multiscript" (von Fans erstelltes, paralleles Skript zu Workprint, Originalversion und Director’s Cut; englisch, txt-Format)
- Drehbuchentwurf von Fancher, 24. Juli 1980 (englisch, txt-Format)
- Drehbuch von Fancher und Peoples, Version vom 23. Februar 1981 (englisch, txt-Format)