Ludwig VII. (Bayern)

Ludwig VII. von Bayern (* wohl 1368; † 1. Mai 1447 in Burghausen) war von 1413 bis zu seinem Tod Herzog von Bayern-Ingolstadt. Er wurde der Bärtige oder der Gebartete genannt, da er nach der französischen Mode seiner Zeit einen Bart trug.
Ludwig war der Sohn seines Vorgängers Stephan III., mit dem er die Wahl seines Verwandten Ruprechts von der Pfalz zum König des Heiligen Römischen Reichs betrieb. Er hielt sich viele Jahre in Frankreich auf. Da König Karl VI. wegen einer Geisteskrankheit faktisch regierungsunfähig war, entsprach Ludwigs Position der eines Regenten Frankreichs. Als Sohn einer Tochter Bernabo Viscontis engagierte er sich auch in der Italienpolitik. Ludwig förderte die Künste und ließ das Neue Schloss in Ingolstadt errichten. Sein Streit mit Heinrich XVI. von Bayern-Landshut zog sich über Jahrzehnte hin und endete mit der Inhaftierung Ludwigs in Burghausen, wo er schließlich starb.
Leben
Gesandter des Papstes

Ludwig wurde wohl 1368 als Sohn Herzog Stephans III. und der mailändischen Adligen Thaddäa Visconti geboren. Seine jüngere Schwester Isabeau heiratete 1385 in Amiens den französischen König Karl VI. Ludwig verbrachte deshalb zwischen 1391 und 1415 einige Jahre in Frankreich.
Zum ersten Mal besuchte er Ende 1391 im Auftrag des römischen Papstes Bonifatius IX. den französischen Hof. Dieser hatte Ludwig und seinen Vater beauftragt, sich im Heiligen Römischen Reich und in Frankreich für das römische Papsttum einzusetzen.[1] Ludwig wurde freundlich aufgenommen, sein Schwager Karl VI. ließ zu seinen Ehren für sich selbst und einige Höflinge Kleidung im deutschen Stil anfertigen und gewährte ihm eine Pension in Höhe von 5000 Francs.[2]
Rückkehr nach Bayern
1393 kehrte Ludwig nach Bayern zurück, um seinen Vater im Konflikt mit den anderen wittelsbachischen Herzögen zu unterstützen, die sich im Vertrag zu München gegen ihn verbündet hatten. Stein des Anstoßes war die von Stephans Bruder Johann II. und dessen Sohn Ernst erwirkte bayerische Landesteilung von 1392, bei der sich die Ingolstädter übervorteilt sahen. Ein drohender Krieg wurde jedoch durch den plötzlichen Tod des Landshuter Herzogs Friedrich Ende 1393 vorerst verhindert.
Ludwigs Vater Stephan und Johann übernahmen nun gemeinsam die Vormundschaft für Friedrichs minderjährigen Sohn Heinrich XVI. Die Konflikte zwischen München und Ingolstadt brachen jedoch bald wieder auf, da beide Seiten versuchten, ihren Einfluss im reichen Niederbayern auszuweiten. Eine Aufteilung Bayern-Landshuts wurde jedoch durch die Landstände verhindert, die geschlossen ihrem jungen Herzog huldigten.
Stephan und Johann einigten sich am 8. Mai 1394 darauf, in Zukunft im Wechsel jeweils zwei Jahre lang als Vormund Heinrichs zu fungieren. Während sich Stephan danach um die Freilassung des am selben Tag in Gefangenschaft geratenen Königs Wenzel bemühte, bereitete sich Johann weiter auf einen Krieg mit Ingolstadt vor. Noch im Mai verständigte er sich mit den österreichischen Herzögen Albrecht und Wilhelm, am 6. Juni schloss er einen Vertrag mit Berthold Wähinger, dem Bischof von Freising, der zugleich österreichischer Kanzler war.
Ludwig VII. wollte den Münchener Kriegsvorbereitungen mit einem Überfall auf Freising an Weihnachten 1394 zuvorkommen. Als er am Dreikönigstag 1395 auch Neuburg an der Donau eroberte und plünderte, griff Johann mit seinen beiden Söhnen Aichach, Friedberg und Markt Schwaben an. Die Auseinandersetzungen, die als Erster bayerischer Hauskrieg bezeichnet werden, zogen sich bis Lichtmess hin, endeten jedoch ohne eindeutiges Ergebnis.
Königsmacher

Stephan III. versöhnte sich im Herbst 1395 mit seinem Bruder. Heinrichs Mutter konnte Stephans Sohn Ludwig durch die Zahlung von 10.000 Gulden zum Stillhalten bewegen. Als dieser sich auch mit Ernst von Bayern-München geeinigt hatte, beruhigte sich die Lage in Bayern wieder. Vater und Sohn hatten aber bereits neue Pläne: Sie betrieben gemeinsam mit einigen anderen Fürsten den Sturz König Wenzels und nahmen am 1. Februar in Frankfurt an einem Geheimtreffen teil, auf dem die Wahl eines neuen Königs beschlossen wurde.
In Stephans Beisein wurde im August 1400 in Lahnstein die Absetzung Wenzels und die Einsetzung des Wittelsbachers Ruprecht von der Pfalz verkündet. Dieser konnte sich nicht zuletzt dank der Unterstützung der beiden Ingolstädter gegen Wenzel durchsetzen. Während Stephan III. in Frankreich mit Hilfe seiner Tochter Isabeau deren Ehemann Karl VI. dazu bewegte, Ruprecht als König anzuerkennen, übertrug er seinem Sohn, der mittlerweile mit seiner Favoritin selbst einen Sohn hatte, die Verwaltung des Herzogtums.
Ludwig widmete sich nun wieder verstärkt der wittelsbachischen Italienpolitik, die ihn bereits 1390/91 nach Italien geführt hatte. Der Versuch eines Heiratsbündnisses mit dem Königreich Neapel war damals jedoch gescheitert. Auch der Zug in die Lombardei, den Ludwig gemeinsam mit seinem Verwandten, dem römisch-deutschen König Ruprecht, plante, stand unter keinem guten Stern. Herzog Gian Galeazzo Visconti von Mailand, mit dem Ludwig über seine Mutter ebenfalls verwandt war, schlug Ruprecht 1402. Ludwig machte sich nun erneut auf den Weg nach Frankreich, um mit Karl VI. ein Bündnis gegen Mailand zu schließen. Der plötzliche Tod Gian Galeazzos bei der Belagerung von Florenz machte den Zweck der Reise jedoch hinfällig.
Aufstieg zum Regenten

Ludwig nutzte jedoch den Aufenthalt in Frankreich, um Anna von Bourbon zu heiraten, eine Hofdame seiner Schwester, die eng mit dem Königshaus verwandt war. Anna gebar Ludwig zwei Söhne, von denen aber nur der ältere, der wie sein Vater Ludwig hieß, das Erwachsenenalter erreichte. Die Heirat erwies sich insbesondere in finanzieller Hinsicht als günstig: Annas Mitgift betrug stolze 130.000 Francs. Ludwig erhielt außerdem eine halbe französische Grafschaft und eine Pension in Höhe von 12.000 Franc. Seine Einkünfte entsprachen damit denen eines Neffen des Königs.
Der geschäftstüchtige Ludwig achtete genau darauf, die ihm zustehenden Gelder auch tatsächlich zu erhalten, und nahm Teile des Kronschatzes als Pfand, wenn der französische König nicht über genug Barmittel verfügte. Während in Frankreich der Eindruck entstand, Isabeau plündere den Staatsschatz für ihre deutschen Verwandten, konnte ihr Bruder einige wertvolle Kunstwerke nach Bayern schaffen.[3] Seine Gläubiger bezahlte er mit Anweisungen auf Pariser Banken.
Etwa die Hälfte seiner Einnahmen schickte Ludwig nach Bayern, wo sein Vater auch nach der Bestätigung der Landesteilung von 1392 im Winter 1402/03 mit den jungen Herzögen von Bayern-München, Ernst und Wilhelm III., und Heinrich XVI. von Bayern-Landshut im Streit lag. So konnten die Ingolstädter verpfändete Städte auslösen, ihre Schulden tilgen und sogar einige neue Orte hinzugewinnen.
Ludwig selbst blieb allerdings die meiste Zeit in Frankreich, wo er nach der Ermordung Ludwigs von Orléans, des Bruders des Königs, im November 1407 mehr und mehr an Einfluss gewann. Er leitete die Hofhaltung des Thronfolgers, begleitete den Hof auf allen Reisen und konnte schließlich das Hôtel du Porc-Epic in unmittelbarer Nähe der königlichen Residenz erwerben. Da Karl VI. wegen einer Geisteskrankheit faktisch regierungsunfähig war, entsprach Ludwigs Position der eines Regenten Frankreichs.
Streit mit Heinrich

Ludwig fand dennoch während eines kurzen Aufenthalts in Bayern 1403 die Zeit dafür, seinen Vetter Heinrich zu verklagen. Unterstützung fand er dafür bei seinem Onkel Johann III., dem Fürstelekten von Lüttich und späteren Herzog von Straubing-Holland. Ludwig forderte eine Entschädigung für die Benachteiligung des Ingolstädter Herzogtums in der kurz zuvor bestätigten Landesteilung.
Als der als Richter eingesetzte Ernst von Bayern-München 1406 die Forderung zurückwies, ging Ludwig in Revision. Er wandte sich 1407 an König Ruprecht, 1409 an den römischen Papst Gregor XII. und insgesamt viermal an den pisanischen Papst Johannes XXIII.. Er beugte sich zwar dem Freisinger Schiedsspruch von 1410, der Heinrichs Rechte als Herzog von Bayern-Landshut bestätigte, versuchte aber, diesen durch ein Bündnis mit Ernst und Wilhelm zu isolieren. Er drängte die beiden jedoch zu weitreichenden Zugeständnissen, worauf sie sich stattdessen auf die Seite seines Gegners Heinrich schlugen.
Johann von Burgund

In Frankreich wandte sich Ludwig währenddessen dem einflussreichen Herzog von Burgund, Johann Ohnefurcht, zu. Gemeinsam schlugen sie 1408 in der Schlacht von Othée die Erhebung der Lütticher Bürger gegen Fürstelekt Johann nieder. Die politische Zusammenarbeit der beiden gestaltete sich zunächst recht positiv, kam aber ab 1412 durch populistische Reformforderungen Johanns völlig zum Erliegen. Johann forderte niedrigere Steuern und weniger höfischen Luxus, Ludwig lehnte dies ab und zog sich so den Zorn der Pariser Gewerbetreibenden zu.
Als sich eine wütende Volksmenge vor seinem Haus versammelte, floh er zu seinem Verwandten Wilhelm II. von Straubing-Holland in den Hennegau. Der Transport mit seinen Wertsachen, die ihm nachgeschickt werden sollten, wurde von Parteigängern des Burgunders überfallen, die dabei einen bayerischen Knappen töteten und verstümmelten. Ludwig, dessen erste Frau bereits 1408 gestorben war, kehrte dennoch bald wieder nach Paris zurück, weil er die französische Adlige Katharina von Alençon ehelichen wollte.
Die für den 23. Mai 1413 geplante Heirat hätte Ludwig erneut eine beträchtliche Mitgift eingebracht. Sie musste jedoch verschoben werden, da am Tag zuvor die königliche Residenz von zum Teil bewaffneten Aufständischen gestürmt wurde. Ludwig, einige Höflinge und eine Reihe von Hofdamen, insgesamt zwanzig Männer und fünfzehn Frauen, wurden von diesen gefangen genommen. Der Bruder der Königin wurde im Louvre inhaftiert. Während seiner über zweimonatigen Haft wurde er vor allem über die von ihm außer Landes geschafften Schätze befragt, entging aber der Hinrichtung.
Nach seiner Freilassung am 4. August kehrte Ludwig wieder an den französischen Hof zurück. Im Oktober heiratete er Katharina von Alençon. Sein Verhältnis zu Johann von Burgund war jedoch zerrüttet und so unternahm Ludwig alles, um diesem zu schaden. Im Februar 1415 verließ er Frankreich an der Spitze einer Delegation zum Konzil von Konstanz. Seine zweite Frau Katharina, deren zwei Kinder mit Ludwig früh gestorben waren, ließ er allein zurück. Sie starb 1462 in Paris.
Attentat in Konstanz

Ludwigs Vater Stephan III. war bereits im September 1413 gestorben, dieser war somit bereits seit über einem Jahr Herzog von Bayern-Ingolstadt, als er in Konstanz ankam. Dort betrieb er die Verurteilung der burgundischen These, der Mord an Ludwig von Orléans sei als Tyrannenmord gerechtfertigt gewesen. 1417 entging er nur knapp einem Mordanschlag durch seinen Vetter Heinrich von Bayern-Landshut, der am 17. April 1414 zusammen mit anderen Gegnern Ludwigs die Kelheimer Sittichgesellschaft gegründet hatte.[4]
Ludwig hatte behauptet, Heinrich sei der Sohn eines Kochs, was dieser als tödliche Beleidigung auffasste. Als Ludwig seinen Gegner auch noch als „ainen vergiesser des menschen bluets“ bezeichnete, griff dieser ihn mit fünfzehn Getreuen an und verletzte ihn schwer.[5]
Der Bayerische Krieg

Der Konflikt mit Heinrich, der bereits mit Stephan III. im Streit gelegen hatte, überschattete Ludwigs mehr als dreißigjährige Regierungszeit. Dass Ludwig seinen Widersacher nach dem Mordversuch in Konstanz einen „pluethunt“ (Bluthund) nannte, trug sicher nicht zur Entschärfung des Konflikts bei.[6]
Heinrich XVI., der eine Bestrafung für den Angriff auf Ludwig nur durch die Fürsprache Friedrichs von Brandenburg und seiner Münchener Vettern Ernst und Wilhelm und vor allem durch die Zahlung von 6000 Gulden an König Sigismund entgehen konnte, sann auf Rache. Der Kampf zwischen der von ihm geführten Konstanzer Liga und Ludwig VII. gipfelte 1420–22 im Bayerischen Krieg, die mit der Brandschatzung der Nürnberger Burggrafenfeste durch den Ingolstädter begann und mit seiner Niederlage gegen die Münchener Herzöge in der Schlacht bei Alling endete. Johann III. von Straubing-Holland, den Ludwig gerne auf seiner Seite gehabt hätte, verhielt sich neutral.
Auf Vermittlung König Sigismunds wurde am 2. Oktober 1422 in Regensburg ein vierjähriger Waffenstillstand zwischen den verfeindeten Parteien geschlossen. Das Herzogtum Bayern-Ingolstadt wurde zeitweilig einem königlichen Landeshauptmann unterstellt, Ludwig VII. folgte dem König an dessen Hof in Ungarn und Heinrich XVI. wurde zur Unterstützung des Deutschen Ordens nach Litauen geschickt. Ludwig verlegte sich nun wieder auf den Rechtsweg und unterstützte eine Klage gegen Heinrich wegen des Mordversuchs von Konstanz und der Zerstörung der Burg des bayerischen Adligen Kaspar Törring.
Kampf um Straubing-Holland

In der Zwischenzeit war zwischen den wittelsbachischen Linien ein Streit um das Straubinger Ländchen ausgebrochen, das Ludwig als „eltist und wirdigst fürst von Bayrn“[7] für sich beanspruchte. Herzog Johann III. von Straubing-Holland war am 6. Januar 1425 vergiftet worden. Da er keine männlichen Nachkommen hatte und seine Nichte Jakobäa nur den holländischen Teil des Herzogtums beanspruchte, war das Straubinger Ländchen herrenlos geworden. Ludwig traf sich am 5. Februar in Freising mit Ernst und Heinrich, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Es kam jedoch zu keiner Einigung.
Als auch noch Albrecht von Österreich das Gebiet für sich beanspruchte und und das Ende des Waffenstillstands von 1422 immer näher rückte, griff König Sigismund ein. Im März 1426 legte er Heinrich, Ernst und Wilhelm als Kandidaten für die Übernahme des Straubinger Ländchens fest. Ludwig lehnte diese Entscheidung ab, worauf der König die Angelegenheit seinem Kanzler Konrad von Mainz übertrug. Dessen Urteil wollten sich nun die anderen drei Herzöge nicht beugen. Im Oktober akzeptierte Sigismund schließlich auch Ludwig als Kandidaten für das Straubinger Erbe. Dieser nahm jedoch nicht an der Huldigung der Straubinger Landstände im Januar 1427 teil.
Am 21. Juli übertrug er in Heinrichs Abwesenheit mit Ernst und Wilhelm die endgültige Entscheidung den Landständen, die sie wiederum an das königliche Hofgericht verwiesen. König Sigismund favorisierte zunächst eine Dreiteilung des Straubinger Ländchens, ließ sich jedoch von den Münchener Herzögen zu einer Teilung nach Köpfen überreden. Das Erbe Herzog Johanns wurde im Preßburger Schiedsspruch von 1429 also gevierteilt, wobei zwei Teile an München und je einer an Ingolstadt und Landshut gingen.
Vater und Sohn

Heinrich fühlte sich übervorteilt und konnte erst durch einen Femeprozess zum Einlenken bewegt werden. Am 19. Januar 1434 wurde er vom Freistuhl in Villigst für schuldig befunden und erklärte sich schließlich zu einem Vergleich bereit. Der Konflikt zwischen Ludwig und Heinrich schwelte jedoch weiter. Ein Vermittlungsversuch der Landshuter Stände wurde 1435 von Heinrich unterbunden, bereits im darauffolgenden Jahr kam es wieder zum offenen Krieg zwischen den beiden Herzögen. Auch mit dem Bischof von Passau lag Ludwig im Streit. Er hatte Passauer Untertanen in Schärding und am Königsstein zum Befestigungsbau eingesetzt, worauf der Bischof Ludwigs Befestigungen schleifen ließ.
An den Vorbereitungen für einen gesamtbayerischen Landfrieden 1438 beteiligte sich Ludwig VII. nicht, wohl aber sein Sohn Ludwig VIII. Die nächsten Jahre waren vom Konflikt zwischen Vater und Sohn geprägt. Ludwig VIII. konnte es seinem Vater offenbar nicht verzeihen, dass dieser ihm seinen 1439 verstorbenen unehelichen Sohn Wieland von Freyberg immer vorgezogen hatte. Die gut gemeinten Ratschläge Ludwigs VII. für seinen gleichnamigen Sohn verhallten ungehört.[8] 1443 verbündete sich dieser mit Ludwigs Erzfeind Heinrich und nahm seinen eigenen Vater gefangen, der nach seinem Tod 1445 an den Landshuter ausgeliefert wurde. Ludwig VII. starb Anfang Mai 1447 als Gefangener seines Vetters in der Burg zu Burghausen.
Bauherr und Kunstmäzen

Bedeutend ist Ludwigs Regierungszeit nicht zuletzt wegen seiner regen Bautätigkeit. So begann er 1418 mit dem Bau des Neuen Schlosses in Ingolstadt, das stark von der französischen Gotik beeinflusst ist und heute ein Museum beherbergt. Es wurde allerdings erst nach Ludwigs Tod vollendet. Außerdem ließ er 1425 das Münster errichten und stiftete das Pfründehaus, in dem später die Universität untergebracht war. Die dort lebenden Armen sollten für das Seelenheil des Herzogs beten. Neben den zahlreichen Kunstwerken, die er aus Frankreich mitgebracht hatte, gab Ludwig auch selbst Arbeiten in Auftrag. Die so genannte Ottheinrichsbibel, eine wertvolle Bibelhandschrift, wurde für ihn angefertigt.[9]

Ludwig achtete auch sehr auf seine Außenwirkung. Er passte sein Wappen, in dem sich wittelsbachische und nordspanische Elemente vereinten, immer wieder den Gegebenheiten an. Als Wappentier wählte er spätestens 1413 den St.-Oswalds-Raben. Auch die Bildhauerei war für Ludwig ein wichtiges Mittel der Repräsentation. Ein von ihm selbst entworfenes Grabmal aus rotem Marmor, dass das seines Verwandten Albrecht II. von Straubing-Holland noch übertreffen sollte, wurde nie fertiggestellt. Der dafür vorgesehene Grabstein blieb unbearbeitet, ein Hans Multscher zugeschriebener Entwurf des Grabreliefs ist allerdings erhalten geblieben.
Ludwigs Erbe
Mit dem Tod Ludwigs endete die fünfundfünfzigjährige Geschichte des Herzogtums Bayern-Ingolstadt. Das gesamte Gebiet einschließlich der Teile des Straubinger Ländchens, die im Preßburger Schiedsspruch 1429 Ingolstadt zugesprochen worden waren, fiel an Ludwigs Erzfeind Heinrich XVI. von Bayern-Landshut. Dieser hatte gegen den Willen König Friedrichs III. und ungeachtet der Erbansprüche Albrechts III. von Bayern-München des Ingolstädter Herzogtums bemächtigt, konnte diesen Anspruch jedoch behaupten. Ludwig VII., der einmal Regent von Frankreich gewesen war, war als Gefangener seines Vetters gestorben, der nun sein Nachfolger wurde.
Literatur
- Karin Kaltwasser: Herzog und Adel in Bayern-Landshut unter Heinrich XVI. dem Reichen (1393–1450). Diss., Regensburg 2004.
- Claudia Märtl: Frankreich. Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt (1368–1447) und seine Schwester Isabeau am französischen Königshof. In: Alois Schmid, Katharina Weigand (Hrsg.): Bayern mitten in Europa. Vom Frühmittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Beck, München 2005, S. 107–120, ISBN 3-406-52898-8.
- Monika Schmid: Die Bedeutung Herzog Ludwigs VII. für die Architektur und Bildkunst im Teilherzogtum Bayern-Ingolstadt. Diss., Eichstätt 1987.
- Theodor Straub: Herzog Ludwig der Bärtige von Bayern-Ingolstadt und seine Beziehungen zu Frankreich in der Zeit von 1391 bis 1415. Lassleben, Kallmünz 1965 (Münchener historische Studien, Abteilung Bayerische Geschichte, Bd. 7; zugleich Diss., München 1966).
- Theodor Straub: Ludwig der Bärtige. Mythos und Wirklichkeit. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 110, 2001, S. 75–90.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Zu dieser Zeit gab es auch einen Papst in Avignon, der von Frankreich unterstützt wurde. Für die Hintergründe siehe Abendländisches Schisma.
- ↑ Karl VI. ließ grauschwarze Kleidungsstücke anfertigen, wie sie damals in Deutschland getragen wurden, vgl. Straub, Herzog Ludwig der Bärtige, S. 8.
- ↑ Dazu zählt zum Beispiel das so genannte Goldene Rössl, das sich heute in Altötting befindet und den vor Maria knienden Karl VI. mit Pferd, Hund und einigen Heiligenfiguren zeigt.
- ↑ Der Sittich sollte wohl Ludwigs Wappenvogel, den St.-Oswalds-Raben, parodieren, vgl. Theodor Straub, Bayern im Zeichen der Teilungen und Teilherzogtümer, in: Handbuch der Bayerischen Geschichte, Band 2, München 1988, S. 248f.
- ↑ So der Johannes Chronist Johannes Aventinus, vgl. Matthias Lexer (Hrsg.), Aventinus, S. 544.
- ↑ Vgl. Lexer, Aventinus, S. 544.
- ↑ Zitiert nach Dorit-Maria Krenn/Joachim Wild, „Fürste in der Ferne“, Augsburg 2003, S. 37
- ↑ Erhalten ist etwa ein Brief Ludwigs VII. an seinen Sohn vom 1. August 1428, in dem er diesem Hinweise zur Kriegsführung gab. Er wird im Bayerischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrt (Neuburger Kopialbuch, fol. 74).
- ↑ Vgl. Robert Suckale, Die Regensburger Buchmalerei von 1350 bis 1450, in: Regensburger Buchmalerei, München 1987, S. 93–99.
Personendaten | |
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NAME | Ludwig VII. von Bayern |
ALTERNATIVNAMEN | Ludwig der Bärtige; Ludwig der Gebartete |
KURZBESCHREIBUNG | Herzog von Bayern-Ingolstadt |
GEBURTSDATUM | 1368 |
STERBEDATUM | 1. Mai 1447 |
STERBEORT | Burghausen |