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Otto I. (HRR)

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Ottos Sieg über Berengar II. (Illustration einer Handschrift, um 1200)

Otto I. (* 23. November 912 in Wallhausen bei Sangerhausen; † 7. Mai 973 in Memleben bei Naumburg an der Saale) war Herzog der Sachsen, König des Ostfrankenreichs ab 936 und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (HRR) ab 962. Die häufige Bezeichnung Otto der Große geht auf den mittelalterlichen Geschichtsschreiber Otto von Freising zurück, ist jedoch nicht zeitgenössisch.

Leben

Der Thronfolger

Otto wurde als Sohn des Sachsenherzogs Heinrich I., der wenig später König des Ostfrankenreiches wurde, und seiner Ehefrau Mathilde geboren. Aus der erster Ehe Heinrichs I. hatte Otto den Halbbruder Thankmar, Ottos jüngere Geschwister waren Gerberga, Hadwig, Heinrich sowie Brun. Über seine Jugend ist nichts bekannt, seine Ausbildung war wohl eher kriegerisch ausgerichtet. Otto sprach der Überlieferung zufolge kein Latein und lernte erst spät lesen und schreiben. Erste Erfahrungen als Anführer sammelte Otto an der Ostgrenze des Reiches im Kampf gegen slawische Stämme. Mit einer vornehmen Slawin zeugte Otto den Sohn Wilhelm, der später Erzbischof von Mainz wurde. Möglicherweise handelte es sich dabei um eine von den christlichen Chronisten unterschlagene Ehe aus Bündnisgründen, Belege für diese Ansicht gibt es nicht.

Um die erstmals errungene Herrschaft im Ostfrankenreich in seiner Familie zu sichern, verfasste Heinrich I. 929 eine an seine Gemahlin gerichtete Urkunde, die Otto zum alleinigen Erbe des Königstitels erklärte. Darüber hinaus wurden das Witwengut für Mathilde und die Zukunft der weiteren Söhne geregelt sowie alle Großen des Reiches zur Anerkennung und Unterstützung dieses „Testaments“ aufgerufen. Um diesen Zeitpunkt müssen auch die Verhandlungen mit dem englischen Königshaus um eine Verheiratung Ottos mit einer Halbschwester König Aethelstans vor sich gegangen sein. Heinrich bemühte sich um eine Anbindung seines Hauses an Dynastien außerhalb seines Reiches; ein Vorgehen, das bis dahin im ostfränkischen Reich unüblich gewesen war. Neben der zusätzlich Legitimation durch die Verbindung mit einem anderen Herrscherhaus drückte sich auch darin eine Stärkung des „Sachsentums“ aus, da die englischen Herrscher sich auf die im 5. Jahrhundert auf die Insel ausgewanderten Sachsen beriefen. Darüber hinaus brachte die Braut das Prestige mit, aus der Familie des als Märtyrer gestorbenen heiligen Oswald zu stammen. Nachdem zwei Halbschwestern des englischen Königs an den Hof Heinrichs I. gereist waren, wurde Edgitha als Braut für Otto ausgewählt, ihre Schwester heiratete in das Königshaus von Hochburgund ein. Nach der Hochzeit Ottos 930 stellte Heinrich den designierten Thronfolger in Franken und in Aachen den Großen der jeweiligen Region vor, um deren Zustimmung für seine Thronfolgeregelung einzuholen. In einem Memorialbuch des Klosters Reichenau von 930 ist Otto bereits als rex, also König, bezeichnet. Heinrichs Entscheidung war für die Zukunft vor allem deshalb bedeutsam, weil er damit von der fränkisch-karolingischen Sitte abrückte, das Reich zwischen den erbberechtigten Söhnen aufzuteilen.

Thronbesteigung

Königsthron im Aachener Dom

Unmittelbar nach dem Tod seines Vaters Heinrich I. wurde Otto von fränkischen und sächsischen Adeligen gehuldigt und die Aachener Pfalz als Ort einer allgemeinen Wahl bestimmt. Am 7. August 936 wurde Otto, nachdem ihm auch die anderen Stämme des Ostfrankenreiches vor der Pfalzkapelle gehuldigt hatten, vom Erzbischof von Mainz, assistiert vom Kölner und Trierer Erzbischof, zum ostfränkischen König gesalbt und gekrönt. Otto stellte sich durch die Wahl des Krönungsortes und dadurch, dass er bei der Krönung fränkische Kleidung trug, bewußt in die Tradition Karls des Großen. Zudem verdeutlichte der Wahl- und Krönungsort im lothringischen Reichsteil einen Anspruch des aus Sachsen stammenden Königs auf die Herrschaft auch über die westlich gelegenen Territorien. Beim anschließenden Festmahl versahen die Herzöge Frankens, Bayerns und Schwabens die Hofämter.

Auseinandersetzungen in der Königsfamilie und in Sachsen

Der Herrschaftsantritt Ottos erfolgte trotz Designation durch Heinrich I. nicht reibungslos. Bereits vor der Krönung scheint es Auseinandersetzungen innerhalb der Herrscherfamilie gegeben zu haben. Zeitgenössische Quellen berichten, dass Ottos Mutter die Thronfolge durch ihren jüngeren Sohn Heinrich bevorzugt habe. Heinrich war im Gegensatz zu Otto „unter dem Purpur“ geboren, also als Heinrich I. bereits gekrönt war, woraus eine höhere Würde abgeleitet wurde. Während der Krönung Ottos blieb Heinrich unter Aufsicht in Sachsen. Unmittelbar nach der Thronbesteigung ordnete Otto in Quedlinburg das Witwengut für seine Mutter neu, indem er ihr mit der Stiftungsurkunde für das dortige Frauenkloster einen Großteil der von Heinrich I. zugesicherten Verfügungsgewalt über Quedlinburg entzog. Gleichzeitig legte Otto dadurch Quedlinburg als Ort der Memoria für sein Herrschergeschlecht fest und als wichtigesten Hauptort der Ottonen in ihrem sächsischen Kernland. Unmittelbar nach der Krönung kam es auch zu Auseinandersetzungen innerhalb Sachsens. Dort waren mehrere bedeutende Adlige gestorben. Bei der Neubesetzung der jeweiligen Ämter und Besitzungen nahm Otto kaum Rücksicht auf zuvor vereinbarte Erbregelungen oder Ansprüche, die sich aus der herausgehobenen Stellung von Nachfolgekandidaten ergeben. Vielmehr versuchte er Adlige zu stärken, die ihm gegenüber loyal waren, was oft die Benachteiligung von Getreuen seiner Mutter bedeutete. Viele der Großen Sachsens verweigerten darauf Otto die Gefolgschaft und schlossen sich einer offenen militärischen Rebellion an, die von Ottos Halbbruder Thankmar und später auch vom jüngeren Bruder Heinrich unterstützt wurde. Der jüngste Bruder Brun, der eine Ausbildung zum Geistlichen durchlief, holte Otto 937 als Zwölfjährigen an seinen Hof und machte ihn im Herbst 940 zum Kanzler. Damit wurde er der engste Berater des Königs.

Aufstand im Reich

Die erste Machtprobe auf Reichsebene war, dass sich der neue bairische Herzog Eberhard 937 weigerte, Otto zu huldigen, eine Krise, die zwei Feldzüge erforderte, bis Otto Eberhard verbannen und durch den ihm treuen Berthold ersetzen konnte, ein Schritt, der die Abkehr vom Stammesherzogtum und die Hinwendung zum Amtsherzogtum bedeutete.

Unterdessen hatte sich im sächsisch-fränkischen Grenzbereich eine Fehde des Herzogs Eberhard von Franken, eines Konradiners, mit einem Sachsen, die Otto zugunsten des Sachsen entschieden hatte, zu einer Krise ausgeweitet: Eberhard verbündete sich mit dem Grafen Wichmann aus dem Geschlecht der Billunger, der mit einer Tante Ottos verheiratet war. Otto hatte statt seiner seinen jüngeren Bruder Hermann Billung zum Markgrafen an der unteren Elbe, der sächsischen Nordmark, erhoben. Eberhard und Hermann Billung verbündetens sich darauf mit dem bereits im Aufstand befindlichen Thankmar, der wiederum seinen Halbbruder Heinrich in seine Gewalt brachte und an Eberhard auslieferte. Bei dieser Gefangennahme kam ein Konradiner und naher Verwandter des schwäbischen Herzogs ums Leben. Dieser fasste der Überlieferung zufolge diesen Todesfall als göttlichen Fingerzeig auf, sich mit seinen Gefolgsleuten auf die Seite Ottos zu stellen. Für die Annäherugn an Otto dürfte aber eher die zunehmende Isolierung ausschlaggebend gewesen sein: Eberhard war, nachdem sich Wichmann mit dem König ausgesöhnt hatte und Thankmar während der Befreiung Heinrichs getötet worden war, isoliert und selbst innerhalb seiner Sippe nicht mehr der alleinige Führer, sodass er sich Otto unterwarf, der ihn nach kurzer Verbannung begnadigte.

Bereits vor seiner Begnadigung hatte Eberhard ein neues Bündnis gegen Otto vorbereitet, indem er dessen jüngerem Bruder Heinrich versprochen hatte, ihm zur Krone zu verhelfen. Zu diesen beiden kam als dritter Verbündeter Herzog Giselbert von Lothringen, der mit Ottos Schwester Gerberga verheiratet war. Otto errang zwar zunächst einen Sieg in einer Schlacht bei Birten nahe Xanten, der seinem Gebet vor der Heiligen Lanze zugeschrieben wurde, konnte aber die Verschwörer nicht gefangennehmen und belagerte erfolglos deren Stützpunkte. Währenddessen verheerten Giselbert und Eberhard die Ländereien königstreuer Adeliger. Die Erhebung brach eher zufällig und ohne direktes Zutun Ottos zusammen, als Eberhard und Giselbert 939 nach einem solchen Plünderungszug in die Gebiete zweier Gefolgsleute des Herzogs von Schwaben, der konradinischen Grafen Konrad Kurzbold und Udo, von diesen bei Andernach überrascht und vernichtend geschlagen wurden, wobei die beiden aufständischen Herzöge ums Leben kamen. Heinrich unterwarf sich und erhielt von Otto das durch Giselberts Tod freigewordene Herzogtum Lothringen in einem Versuch, ihn an der Macht zu beteiligen. Als Ausgleich behielt Otto das ebenfalls vakant gewordene Herzogtum Franken unter direkter königlicher Verwaltung und sicherte seinem Sohn Liudolf durch Verheiratung das Herzogtum Schwaben.

Aussöhnung mit der Familie

In Lothringen konnte Heinrich sich nicht durchsetzen und erhielt auch wenig Unterstützung durch seinen Bruder. Stattdessen entzog Otto ihm das Herzogtum wieder und setzte den einheimischen Grafen Otto als Verwalter ein. Heinrich schloss sich daraufhin erneut den aufständischen sächsischen Adligen an. Beim Pfingstfest 941 wurde die erneute Verschwörung Heinrichs aufgedeckt, deren Ziel die Ermordung Ottos gewesen war. Heinrich wurde in der Pfalz Ingelheim inhaftiert, seine Verbündeten hingerichtet oder verbannt. Heinrich konnte jedoch aus der Haft entkommen und unterwarf sich Weihnachten 941 in Frankfurt Frankfurt formell seinem Bruder, der ihm daraufhin ebenso formell verzieh. Eine Bestrafung wäre für Otto unklug gewesen, da Heinrichs Anspruch auf Beteiligung an der Macht von zahlreichen Adeligen, nicht zuletzt auch der gemeinsamen Mutter Mathilde, für berechtigt angesehen wurde. Kurz darauf kam es zu Aussöhnung zwischen Mathilde und Otto, vermutlich auf Vermittlung von Königin Edgith. Otto besuchte seine Mutter auf ihrem Witwengut Grone, bat sie in einem formellen Fußfall um Verzeihung und erhielt den Versöhnungskuss. Darauf gewährte Otto seiner Mutter den vollen Zugriff auf die ihr von Heinrich I. zugesicherten Witwengüter.

Adelspolitik

Ein Grund für die Adelserhebungen gegen Otto war zum einen die noch ungewohnte Einzelthronfolge, zum anderen aber auch der gegenüber seinem Vater Heinrich I. unterschiedliche Regierungsstil Ottos. Heinrich hatte auf die Salbung verzichtet, die ihn symbolisch über die Reichsgroßen erhoben hätte, und seine Regierung auf Freundschaftspakte mit wichtigen Personen gestützt. Diese Verbrüderungen mit dem Adel hören unter dem gesalbten Otto auf, der seine Entscheidungen ohne Rücksicht auf Ansprüche und interne Hierarchie der Adelssippen traf.

Nach den Adelserhebungen änderte Otto diese Politik nicht völlig. Die Praxis, Herzogtümer als Ämter des Reiches zu behandeln und zu besetzen, setzte er fort, verband sie jedoch mit dynastischer Politik: Die Tochter Ida des Herzogs Hermann von Schwaben, des Anführers der Konradiner, die ihm treu geblieben waren, verheiratete er mit seinem Sohn Liudolf. Dadurch wertete er einerseits Hermann auf, sicherte seinem eigenen Haus aber das Herzogtum, da Hermann keine Söhne hatte. 954 wurde deshalb Liudolf Herzog von Schwaben. Einen weiteren Konradiner, Konrad den Roten, setzte Otto 944 als Herzog in Lothringen ein und band diesen 947 durch die Heirat mit Ottos Tochter Liudgard noch enger an die Königsfamilie. Den Anspruch seines Bruders Heinrich auf eine Teilnahme an der Macht stellte Otto dadurch zufrieden, dass er diesen, der mit Judith aus der bayrischen Herzogsfamilie der Luitpoldinger verheiratet war, 948 als Herzog in Bayern einsetzte, nachdem dieses Herzogtum frei geworden war.

Diese Verheiratung kann als Musterbeispiel für Ottos Heiratspolitik den Herzogshäusern gegenüber angesehen werden. Um 955 waren nahezu alle Herzöge mit Otto verwandt oder verschwägert, was den vielleicht stärksten Grund für den Zusammenhalt des Gesamtgebildes darstellte.

Kurz nach dem Tod Edgiths am 29. Januar 946 begann Otto, die eigene Nachfolge zu regeln. Er ließ die bereits 939 ausgehandelte Ehe Liudolfs mit Ida, der Tochter des schwäbischen Herzogs, schließen und erklärte Liudolf offiziell zu seinem Nachfolger als König. Das Herrscherhaus sicherte Otto außerdem mit der Verheiratung seiner Tochter Liudgards mit Konrad dem Roten ab. Die Verleihung der bayerischen Herzogswürde an Ottos ehemals aufständischen Bruder Heinrich 948 markierte dessen endgültigen Verzicht auf die Königswürde. Damit hatte Otto ähnlich wie sein Vater Heinrich I. bereits frühzeitig die Weitergabe der Königswürde an seinen Sohn abgesichert, allerdings mit dem Unterschied, dass dieses Vorgehen inzwischen akzeptiert worden war und nicht mehr aufwändig durchgesetzt werden musste.

Außenpolitik

Ottos Außenpolitik begann bereits mit der Wahl Aachens als Krönungsort. Aachen lag in Lothringen, auf das die westfränkischen Könige, die noch immer Karolinger waren, Anspruch erhoben. Allerdings war das Herrscherhaus bereits stark gescwächt. Die eigentliche Macht im Westfrankenreich lag in den Händen des Hochadels. Indem Otto sich als legitimer Nachfolger Karls des Großen darstellte, bekräftigte er auch seinen Anspruch auf Lothringen. Während des Adelsaufstandes Heinrichs und 940 versuchte der westfränkische König Ludwig IV., sich in Lothringen festzusetzen, dieses scheiterte aber zum einen an Ottos militärischer Stärke, besonders aber aufgrund dessen, dass Ludwigs innenpolitischer Rivale Hugo der Große mit Ottos Schwester Hadwig verheiratet war. Ludwig unterstrich seine Ansprüche auf Lothringen zwar dadurch, dass er die Witwe des 939 gefallenen aufständischen Herzog Giselbert heiratete. Da diese eine weitere Schwester Ottos war, wurde er damit aber zugleich auch ein Schwager Ottos und seines eigenen innenpolitischen Rivalen Hugo. Otto betrieb also dem Westfrankenreich gegenüber eine ähnliche Heiratspolitik wie mit den Herzögen im Ostfrankenreich.

Der ostfränkische König gelangte dadurch in die Rolle eines innenpolitischen Vermittlers im Westfrankenreich, die er mehrfach durch Vermittlungsversuche aber auch durch Feldzüge auszufüllen versuchte. Bei letzteren ging es nicht um Eroberungen im Nachbarreich, sondern darum, auf die dortigen Konfliktparteien Druck auszuüben. 948 trat Otto als Gastgeber der Universalsynode von Ingelheim auf, die den zentralen Streitpunkt zwischen Ludwig und Hugo, die Besetzung des Erzbistums Reims, lösen sollte. Hugo blieb dem Treffen allerdings fern. An mehreren Hoftagen in Lothringen nahmen auch Mitglieder der westfränkischen Königsfamilie teil, was wiederum das Prestige Ottos erhöhte.

Zum Königreich Burgund hatte das Ostfrankenreich eine gute Beziehung, seitdem Heinrich I. von dessen König Rudolf II. die Heilige Lanze erworben hatte. Als Rudolf 937 starb, holte Otto dessen minderjährigen Sohn Konrad an seinen Hof, um damit eine Übernahme Burgunds durch Hugo von Italien zu verhindern, der sofort Rudolfs Witwe geheiratet hatte und seinen Sohn mit dessen Tochter Adelheid verlobt hatte. Nach dem Tod des italienischen Königs Hugo 947 oder 948 sorgte Otto außerdem dafür dass Teile von Hugos Königsgut in der Provence und an der Rhone an Burgund fielen, was sein Verhältnis zum burgundischen Königshaus weiter festigte.

Auch in Byzanz wurde Otto unter den westeuropäischen Herrscher als herausgehobene Figur wahrgenommen.

Eingreifen in Italien und Hochzeit mit Adelheid von Burgund

Ebenso wie Otto in Burgund die Opposition gegen Hugo gestützt hatte, tat er dieses auch in Italien selbst, das theoretisch noch zum Frankenreich gehörte. Die Kaiserwürde war an das italienische Regnum geknüpft. Otto mußte daher die Herrschaft in Italien erlangen, wenn er Kaiser werden wollte. Wie in Burgund und teilweise auch im Westfrankenreich nutzte Otto dabei innere Rivalitäten, indem er einen Rivalen Hugos, Berengar von Ivrea, an seinem Hof aufnahm und gegen Hugo schützte. Berengar gelang es tatsächlich, Hugo und dessen Sohn Lothar aus der Macht zu drängen. Lothar, der unterdessen Adelheid geheiratet hatte, starb 950. Nach Langobardischer Tradition konnte seine Witwe durch Eheschließung die Königswürde weitergeben, weshalb Berengar sie gefangen setzte und sich am 15. Dezember 950, nur drei Wochen nach dem Tod seines Sohnes, zum König erklärte und seinen jüngeren Sohn Adelbert zum Mitregenten machte.

Adelheid war jedoch nicht nur Witwe des italienischen Königs, sondern verfügte als Schwester Konrads III. über Verbindungen zu Otto. Wesentlich wichtiger war aber die Tatsache, dass Adelheid eine Nichte von Ida von Schwaben war, der Gemahlin von Ottos Sohn Liudolf. Vor allem aber hatte Otto selbst um so größeres Interesse am Eingreifen in Italien, weil er als Witwer die Möglichkeit zur Heirat Adelheids und damit zur Ausdehnung seiner Herrschaft mit Perspektive auf die Kaiserwürde hatte. Nach der Festsetzung der Königswitwe riefen die inneren Gegner Berengars Otto um Hilfe an, die er sofort zusagte. Allerdings kam ihm sein eigener Sohn Liudolf unter Berufung auf seine engere Verwandschaft mit Adelheid mit einem Italienzug zuvor. Ob er gezielt versuchte, die Pläne seines Vaters zu vereiteln oder ob es ihm dabei vor allem um den eigenen Machtzuwachs ging, lässt sich heute nicht mehr abschließend bestimmen. Gesichert ist, dass Liudolf ohne Ottos Einverständnis nach Italien zog und sich deshalb das Verhältnis zwischen Vater und Sohn stark eintrübte. Liudolfs Unternehmen blieb erfolglos, nicht zuletzt weil sein Onkel Heinrich als Herzog von Bayern bei den norditalienischen Fürsten massiv gegen ihn vorging, so dass Liudolf in Italien keinerlei Unterstützung bekam.

In Anerkennung von Heinrichs Vorgehen gegen Liudolf machte Otto seinen Bruder zum Heerführer und wichtigsten Mittelsmann auf seinem eigenen Italienzug im September 951. Der Italienzug lief ohne Kämpfe ab. Heinrich führte Adelheid von ihrer Fluchtburg Canossa nach Pavia, wo Otto sie im Oktober heiratete und damit zugleich die italienische Königswürde annahm. Die Sondierungen durch Erzbischof Friedrich von Mainz in Rom um die Kaiserkrönung scheiterten jedoch noch.

Der Aufstand Liudolfs

Die Heirat Ottos mit Adelheid war Auslöser des nächsten Adelsaufstandes gegen Otto. Anführer dieses Aufstandes war der 930 geborene Sohn Ottos, Liudolf.

Ottos Ehe mit Adelheid führte allerdings zu Spannungen zwischen dem König und seinem designierten Nachfolger. Liudolf befürchtete, von einem Sohn Ottos aus der neuen Ehe aus der Position als Thronfolger gedrängt zu werden, und misstraute zudem dem wachsenden Einfluss seines Onkels, des ehemaligen Rebellen Heinrich. Verbündete fand er in Erzbischof Friedrich von Mainz, dem Otto das Scheitern in Rom vorwarf, und seinem Schwager Konrad dem Roten, den Otto damit brüskiert hatte, dass er ein von Konrad mit Berengar von Italien ausgehandeltes Abkommen nicht einhalten wollte. Nachdem Adelheid im Winter 952/953 einen ersten Sohn geboren hatte, brach der Aufstand offen aus. Immer mehr Adelsgruppen verbündeten sich mit Liudolf. In Liudolfs Herzogtum Schwaben stand nur noch Bischof Ulrich von Augsburg zu Otto, Sachsen war von Otto abgefallen, in Bayern hatten sich die Liutpoldinger, die vor Heinrichs Einsetzung die Herzogsfamilie gewesen waren, Liudolf angeschlossen. Ottos stärkster Rückhalt war in Franken und in Konrad des Roten Herzogtum Lothringen, wo Ottos Bruder Brun als Erzbischof von Köln und zugleich als neu ernannter Herzog von Lothringen seinen Einfluß nutzte. Obwohl beide Parteien des Aufstandes sich mehrmals begegneten, kam es nicht zu militärischen Auseinandersetzungen. Die bedrohliche Spaltung des Reiches endete aufgrund des Ungarneinfalles.

Der Ungarneinfall 955

Die Ungarn waren an der Ostgrenze des Ostfrankenreiches eine dauerhafte Bedrohung geblieben und über die Situation im Ostfrankenreich gut informiert. Die innere Schwäche veranlasste sie dazu, 955 mit einer großen Streitmacht in Bayern einzufallen. Konrad der Rote und Luidolf hatten mit diesen Feinden Kontakt und stellten ihnen Führer, um die Feinde in ottotreue Gebiete zu lenken. Dieses Paktieren nutzte Otto eher, da es dazu führte, dass die Aufständischen den Rückhalt ihrer Gefolgsleuten verloren. Zuerst unterwarfen sich Friedrich und Konrad, wenig später auch Liudolf, und wurden gnädig wieder aufgenommen.

Die Ungarn waren unterdessen vor Augsburg durch die zähe Verteidigung der Stadt unter Leitung des Bischofs Ulrich von Augsburg aufgehalten worden. Dieses verschaffte Otto die Zeit, ein Heer zu sammeln und mit diesem zum Entsatz Augsburgs zu eilen. Die Schlacht auf dem Lechfeld beendete die Ungarngefahr dauerhaft. Der triumphale Sieg, dem zum Dank Otto das Bistum Merseburg gründete, wie auch der Sieg gegen die Slawen in der Schlacht an der Recknitz festigte nicht nur Ottos Macht und Ansehen, sondern erhöhte es auch noch.

Anfänge des Reichskirchensystems

Ottos wichtigster Helfer war sein jüngerer Bruder Brun. Dieser war seit 940 Kanzler, seit 951 zugleich Erzkaplan des Reiches und seit 953 Erzbischof von Köln. Otto hatte ihm zudem die Konrad dem Roten aberkannte Herzogswürde von Lothringen zugesprochen. Brun hatte in seinem Gebiet freie Hand und vertrat auch Ottos Interessen im Westfrankenreich. In diesem waren inzwischen sowohl Hugo der Große als auch Ludwig IV. verstorben, Vormund beider Erben war Brun, während Hugos und Ludwigs Witwen Hadwig und Gerberga, die Schwestern Ottos und Bruns, diese erzogen. Brun war damit der Prototyp des Bischofs im ottonisch-salischen Reichskirchensystems: Vorbereitet auf die Bischofswürde in der Hofkapelle und damit in den Königsdienst eingebunden. Die Aussöhnung Ottos mit seinem Sohn Luidolf beruhte auf Bruns Vermittlung. Neben Brun wurde Ottos unehelicher Sohn Wilhelm, seit 954 Erzbischof von Mainz, eine wichtige Stütze, auch wenn dieser zunächst gegen die von Otto vorgesehene Gründung des Bistums Magdeburg opponierte, die zu Lasten des Erzbistums Meinz gegangen wäre.

Vermutlich auf der Synode von Ingelheim 948 wurden die Bischöfe von Ripen, Schleswig und Aarhus ordiniert. Diese Bistumsgründungen und die im gleichen Jahr erfolgten Gründungen weiterer Missionsbistümer in Brandenburg und Havelland sollten im Vorfeld des Sachsenlandes ähnlich wirken wie einst die Gründung von Bistümern in Sachsen durch Karl den Großen.

Zweiter Italienzug und Kaiserkrönung

Berengar II. hatte die Krise während Luidolfs Aufstand genutzt und die Festigung seiner Macht weiter betrieben, obwohl er inzwischen Italien nur noch als Lehen Ottos hielt. Um Berengars Einfluss zu brechen, sandte Otto Liudolf nach der Aussöhnung nach Italien, wo Liudolf allerdings 957 starb. Liudolfs Tod scheint Berengar ermutigt zu haben, nach Oberitalien auch Rom und den Kirchenstaat unter seinen Einfluß zu bringen. Dieses brachte ihn in Konflikt mit dem Papst, der 960 Otto um Hilfe ersuchte.

Otto bereitete den Romzug sorgfältig vor. Auf dem Hoftag zu Worms im Mai 961 ließ er seinen siebenjährigen Sohn Otto II. (HRR) zum Mitkönig wählen und diesen in Aachen auch krönen. Die beiden Erzbischöfe und Verwandten Brun und Wilhelm erhielten die Verwaltung des Reiches, die Grenze im Osten hüteten altbewährte Gefolgsleute.

Kaiserkrönung und italienische Politik

Im August 961 brach Ottos Heerzug nach Italien auf, überquerte den Brennerpass und nahm Oberitalien kampflos in Besitz, da Berengar sich in seine Burgen zurückzog. Im Januar 962 erreichte das Heer Rom, wo am 2. Februar 962 Papst Johannes XII. Otto zum Kaiser krönte. Auch Adelheid wurde gesalbt und gekrönt und erhielt so den gleichen Rang. Im Gegenzug bestätigte der neue Kaiser dem Papst den Besitzstand der Päpste. In der Urkunde war aber auch geregelt, dass ein neuer Papst nicht ohne die vorherige Zustimmung des Kaisers geweiht werden dürfte. Letztendlich erhielt damit der Kaiser das Recht, den Papst zu bestätigen. Der Papst wurde gewissermassen oberster Reichsbischof. Nach der Kaiserkrönung begab sich Otto zurück nach Pavia, von wo aus er weiter den Feldzug gegen Berengar leitete, der sich 963 in eine unerstürmbare Burg bei San Marino zurückzog.

Ein Kaiser, der nicht nur als Beschützer der römischen Kirche tituliert, sondern auch die Oberherrschaft in Rom ausüben wollte, widersprach dem Interesse Johannes XII., der nunmehr gegen den Kaiser taktierte und schließlich sogar Berengars Sohn Adalbert in Rom aufnahm. Otto antwortete damit, dass er wieder nach Rom zog und dort Johannes XII. von einer Synode italienischer und deutscher Bischöfe absetzen ließ. Neuer Papst wurde mit Ottos Zustimmung Leo VIII.. Diesmal blieb Otto in Rom, entließ allerdings einen Großteil seines Heeres, zumal Berengar inzwischen kapituliert hatte. Nach einem vermutlich vom abgesetzten Papst angestachelten Aufstand der Römer im Januar 964 verließ Otto Rom wieder, was Johannes XII. veranlasste, wieder in Rom zu erscheinen. Eine Synode von Bischöfen aus der Umgebung Roms erklärte die Beschlüsse der vorherigen Synode für ungültig und Leo VIII. für abgesetzt. Otto marschierte daraufhin erneut in Rom ein, wo inzwischen Johannes XII. verstorben war und der ohne Ottos Zustimmung gewählte Benedikt V. Papst geworden war. Otto setzte Leo VIII. wieder ein, Benedikt wurde in die abgelegenste Kirchenprovinz des Reiches nach Hamburg verbannt. Nachdem er die Kaiserkrone erhalten und Berengar bezwungen hatte, kehrte Otto im Frühjahr 965 nach Deutschland zurück, um sich im Glanz der neuen Würde zu präsentieren.

Die letzten Jahre

Siegel Ottos I. auf der Gründungsurkunde Magdeburgs von 968. Otto ist nach byzantinischem Vorbild von vorne dargestellt. Die Insignien des ostfränkischen Königtums Schild und Schwert sind durch Zepter und Reichsapfel ersetzt, was die Gleichrangigkeit mit dem Oströmischen Kaiser unterstreicht

Nach einem Reichstag zu Köln im Mai 965, der ein ottonisches Familientreffen wurde, bei dem von Mathilde, der Witwe Heinrichs I., über Ottos Schwester Gerberga mit ihrem Sohn, König Lothar von Frankreich, bis hin zu Otto II. sämtliche Ottonen anwesend waren, machte sich Otto daran, ihm wichtige Angelegenheiten zu regeln, insbesondere die Gründung des Bistums Magdeburg. Der Tod Bruns beraubte Otto eines wichtigen Helfers, Bruns Nachfolger erhielt nicht dessen Amtsfülle. Wilhelm von Mainz, der seinen Widerstand gegen die Gründung Magdeburgs zu Lasten des Bistums Mainz eingestellt hatte, wurde alleiniger Erzkanzler und Erzkapellan. Die endgültige Erichtung des Bistum Magdeburgs erforderte die Mitwirkung des Papstes, inzwischen war dieses Johannes XIII. als Nachfolger des 965 gestorbenen Leo VIII. Johannes XIII. war von innerrömischer Opposition zur Flucht aus Rom gezwungen worden, sein Hilferuf an Otto und der Umstand, dass Berengars Sohn Adelbert sich weiterhin im Aufstand befand, erforderte einen weiteren Romzug. Bereits Weihnachten 966 war Otto wieder in Rom, wo er 968 schließlich die Gründung des Erzbistums Magdeburg vollenden konnte. In Italien nahm Otto in der Tradition Karls des Großen die Huldigung der langobardischen Fürsten von Benevent und Capua entgegen. Da Byzanz ebenfalls die Oberhoheit über diese Gebiete beanspruchte, verschärften sich die Konflikte mit den oströmischen Kaisern, wobei man allerdings gleichzeitig Gesandschaften austauschte. Am Weihnachtstag 967 sicherte Otto endgültig seine Nachfolge: Otto II., bereits seit 961 Mitkönig, wurde zum Mitkaiser gekrönt. Ein gewaltsamer Thronwechsel in Byzanz brachte politische Entspannung. Der neue Oströmische Kaiser ging auf die Brautwerbung der Ottonen ein und sandte mit Theophanu eine zwar nicht „unter dem Purpur geborene“, aber doch aus dem Kaiserhaus stammende Prinzessin nach Rom. 972, direkt nach der Hochzeit, wurde auch Theophanu vom Papst zur Kaiserin gekrönt. Im Anschluß daran zog Otto I. zurück über die Alpen. Nach seiner Rückkehr aus Italien hielt er 973 einen glänzenden Hoftag in Quedlinburg ab.

Grabstätte Ottos I. in Magdeburg

Otto I. starb am 7. Mai 973 auf seiner Pfalz Memleben. Er wurde neben seiner 946 verstorbenen Frau Edgitha im Magdeburger Dom beigesetzt. Der Übergang der Herrschaft auf seinen Sohn Otto II. erfolgte nahtlos, da die Nachfolge durch die Krönung Ottos II. bereits geregelt war.

Persönliches und der Beiname „der Große“

Widukind von Corvey, neben Hroswith von Gandersheim eine der Hauptquellen für das Leben Otto I., hat Otto I. wie folgt beschrieben:

Auf die Jagd ging er häufig, liebte das Brettspiel und nahm bisweilen mit Anmut und körperlichem Anstand am Reiterspiel teil. Hinzu kam noch der gewaltige Körperbau, der die volle königliche Würde zeigte, das Haupt mit ergrauendem Haar bedeckt, die Augen funkelnd und wie ein Blitz durch plötzlich treffenden Blick einen besonderen Glanz austrahlend. Der Bart wallte voll herab, ganz wider die alte Sitte. Die Brust war wie mit einer Löwenmähne bedeckt, der Bauch nicht zu stattlich, der Schritt einst rasch, jetzt gemessener. Seine Tracht war die heimische, die er nie mit fremder vertauschte. So oft er aber unter der Krone gehen mußte, bereitete er sich stets durch Fasten sorgfältig darauf vor."

Diese Beschreibung ist, da sie an Einhards Beschreibung Karls des Großen angelehnt ist, möglicherweise bereits idealisierend, auch wenn sie zeitgenössisch ist. Den Beinamen „der Große“ wurde ihm von Otto von Freising beigefügt, der damit würdigte, daß Otto I. durch sein auf den Akt der Salbung gestütztes sakrales Königtum das Vorbild für das mittelalterliche Herrschaftsmodell geschaffen hat und zudem durch die Erneuerung des abendländischen Kaisertums dieses für lange Zeit mit dem deutschen Königtum verbunden hat.

Nachkommen

von der vornehmen Slawin:

mit Edgitha:

  • Liudolf (930–957), Herzog von Schwaben
  • Liutgard (931–953) – 947 verheiratet mit Konrad dem Roten, Herzog von Lothringen

mit Adelheid von Burgund:

  • Heinrich, geb. Ende 952/Anfang 953, † 7. April wohl 954
  • Brun, geb. Ende 953/Anfang 954, † 8. September 957
  • Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg
  • Otto II. (955–983), Kaiser – verheiratet seit 972 mit Theophanu

Literatur

  • Gerd Althoff: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, 2. erw. Auflage, Kohlhammer Taschenbücher, Stuttgart 2005.
  • Helmut Beumann: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009596-X.
  • Ludger Körntgen: Ottonen und Salier, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, ISBN 3-534-15186-0.
  • Gustav Faber: Der Traum vom Reich im Süden – Die Ottonen und Salier, C. Bertelsmann Verlag, München 1983, ISBN 3-570-03447-X.
  • Bernd Schneidmüller/Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters, Historische Porträts von Heinrich I. bis Maximilian I., Verlag C.H. Beck, München 2003.
  • Hans K. Schulze: Hegemoniales Kaisertum – Ottonen und Salier, Siedler Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-88680-307-4.
Commons: Otto I. – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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