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Moritz (Sachsen)

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Moritz von Sachsen

Moritz von Sachsen (* 21. März 1521 in Freiberg (Sachsen); † 11. Juli 1553 in der Schlacht bei Sievershausen) aus dem Hause der Albertiner (Wettiner), war Herzog von Sachsen seit 1541, von 1547 an auch Kurfürst und einer der bedeutendsten sächsischen Fürsten.

1521 - 1541: Kindheit und Jugend

Moritz von Sachsen wurde am 21. März 1521 als Sohn Heinrichs V. des Frommen und seiner protestantischen Frau Katharina von Mecklenburg geboren.

Moritz kam im Dezember 1532 mit elf Jahren an den Hof seines Taufpaten Albrecht, dem Erzbischof und Kardinal von Magdeburg und Mainz. Für zwei Jahre lernte Moritz dort ein lebensfreudiges Leben eines Kardinals, was Moritz' Onkel Georg (der Bärtige) dazu brachte, die Erziehung des späteren sächsichen Herzog zu übernehmen und ihn katholisch zu erziehen. 1536 konvertierte Moritz' Vater zum Protestantismus und die Bewohner seines Herzogtums mussten ihm folgen. Deshalb nahmen er und seine Frau die Erziehung ihres Sohnes wieder in ihre Hand und überließen ihn seinem 18 Jahre älteren Vetter Johann Friedrich I., der in Torgau residierte.

Moritz hasste diesen Vettern zutiefst; er verglich ihn während seiner Erziehung dor mit einem weiteren Vettern, den er in Dresden kennen lernte: Philipp von Hessen. Mit ihm blieb er zeitlebens in reger Freundschaft.

Nachdem Moritz 1539 die Volljährigkeit erreichte, begannen seine Eltern, eine Frau für ihn zu suchen. Favoriten wurde Phillipps Tochter Agnes, diese Pläne drohten jedoch zu scheitern, als publik wurde, dass er eine Doppelehe führte. Moritz ließ dies kalt und verlobte sich ohne das Wissen seiner Eltern mit Agnes. Die Hochzeit fand am 11. Januar 1541 statt. Briefe aus jener Zeit zeugen einem starken gegenseitigen Vertrauen. Zusamen hatten sie zwei Kinder: Anna von Sachsen, geboren am 23. Dezember 1544, und Albrecht, geboren am 28. November 1545, der ein Jahr später starb.

Moritz von Sachsen (Fürstenzug in Dresden)

1541 - 1548: Wurzener Fehde und Schmalkaldischer Krieg

Im August 1541 starb sein Vater, was Moritz zum Herzog von albertinischen Sachsen machte. Er ersetzt gleich zu Beginn die meisten der Räte, die gegen seine Heirat mit Agnes waren. Der Rat Georg von Carlowitz riet Moritz, sich mit Kaiser Karl V. und dessen Bruder sowie seinen Nachbar, dem böhmischen Königs Ferdinand möglichst gut zu stellen, um den Fortgang der protestantischen Revolution nicht zu gefährden.

So nahm er einerseits an Karls I. Feldzügen gegen die Türken und Franzosen teil, konviszierte aber auf der anderen Seite Kirchenbesitz und machte dabei enorme Gewinne. Aus dem Vermögen aufgelöster Klöster stiftete Moritz die sogenannten „Fürstenschulen“ in Schulpforte (100 Plätze), Meißen (60 Plätze) und Grimmen (70 Plätze). Diese Landesschulen können zu Recht als die Vorläufer der deutschen Gymansien betrachtet werden.

Gegen den 1531 gegründeten protestantischen Schmalkaldischen Bund wahrte Moritz zunächst Distanz, obwohl sein Freund und Schwiegervater Philip von Sachsen den Bund anführte. Als Hauptgrund für diese Ablehnung wird allgemein die Mitgliedschaft seines verhassten ernestinischen Vetters Johann Friedrich I. betrachtet. In der Karwoche 1542 kam es zwischen diesen beiden im Verlauf der Wurzener Fehde (auch „Wurzener Fladenkrieg“) fast zu einen Bruderkrieg, weil Johann Friedrich das gemeinsam verwaltet „Wurzener Land“ besetzte. Dem vorausgeganen war ein Streit wegen der Verwendung der Steuergelder dieses Gebiets zwischen Moritz und Johann Friedrich. Den drohenden Waffengang verhinderte die Vermittlung von Philipp und Martin Luther.

Aufgrund von Kurfürst Johann Friedrichs I. energischer Beharrlichkeit bei der Einführung des evangelischen Glaubens verhängte Kaiser Karl V. bereits die Reichsacht am 20. Juli 1539 mit Zustimmung der katholischen Reichsstände über ihn, deren Vollstreckung Moritz nach der Wurzener Fehde aufgetragen wurde. Der Kaiser versuchte auf diese Weise, den Keil im protestantischen Lager noch weiter zu treiben, um eien weitere Ausbreitung des Protestantismus zu verhindern. Bei erfolgreicher Vollstreckung sollte Moritz die Kurfürsten-Würde vom Kaiser bekommen. Moritz zauderte so lange es ging, da von dieser Strafaktion auch Landgraf Philipp von Hessen betroffen gewesen wäre. Aber als der Bruder des Kaisers Ferdinand I. selbst einen Feldzug gegen Kursachsen beginnen wollte, musste er ihm zuvorkommen, um gegenüber den Habsburgern (der Kaiser und sein Bruder gehörten diesem Haus an) nicht die Initiative in seinen eigenen Ländern zu verlieren.


Nach anfänglichen Erfolgen - er besetzte fast kampflos Kursachsen - geriet Moritz mit seinem Heer in Bedrängnis und wiech Richtung Böhmen aus. In der Entscheidungs-Schlacht bei Mühlberg an der Elbe befreiten der Kaiser und sein Bruder Ferdinand I. einerseits Moritz, konnten andererseits den Schmalkaldischen Bund mit der Gefangennahme von Philipp und Johann Friedrich I. besiegen. Angeblich passierte dies alles an einem Tag, dem 24. April 1547. Johann Friedrich verzichtete in der Wittenberger Kapitulation - um der Enthauptung zu entgehen - zugunsten von Moritz auf seine Kurfürsten-Würde und einen Großteil seines Territoriums. Herzog Moritz von Sachsen wurde bereits kurz nach der Schlacht am 4. Juni 1547 im Feldlager Kurfürst von Sachsen die offizielle Ernennung erfolgte später, aber für einen hohen Preis: Er hatte die evangelische Sache verraten und seinen Schwiegervater Philipp in eine aussichtslose Lage gebracht. Moritz sicherte ihm zu, dass er nicht eingekerkert werden würde, wenn er sich dem Kaiser ergeben würde. Tatsächlich aber wurde Philipp in Haft genommen und außer Landes gebracht, als er sich vor Karl V. auf die Knie warf.

1548 - 1552: Augsburger Reichstag, Passauer Vertrag und Tod

Der nach diesen Vorfällen von seinen Landsleuten als „Judas“ beschimpfte Moritz war vom Kaiser zutiefst enttäuscht, verbarg seine Haltung ihm gegenüber bis zum „geharnischten Reichstag zu Augsburg“ am 25. Februar 1548, wo die Zeremonie zur Erhebung von Moritz zum Kurfürsten von Sachsen stattfand. Karl V. hoffte, mit seiner Ernennung zum sächsischen Kurfürsten die Zustimmung zum Augsburger Interim zu bekommen, mit dessen Hilfe Karl V. die Glaubensspaltung im Reich beenden wollte.

Die freie Reichsstadt Magdeburg verweigerte ihre Zustimmung zu diesem Interim. Gegen sie setzte der Kaiser blindlings Kurfürst Moritz, obwohl dieser als einziger Kurfürst am Interim Vorbehalte hatte. Unter diesen Vorwand rüstete Moritz auf Kosten von Karl ein Heer gegen den Kaiser während er durch geheime Zusagen mit dem Magistrat deren kampflose Kapitulation erreichte. Moritz wechselte wegen Karls V. Wortbruch bei der Freilassung seines Schwiegervaters und seiner realitätsfernen Politik die Seiten und verbündete sich mit den Feinden des Kaisers

Im Vertrag von Chambord mit dem französischen König Heinrich II. vom Januar 1552, versprach Heinrich ihm Geld und Waffenbeistand für einen Feldzug gegen Karl V.; als Gegenleistung sollte Heinrich vier Grenzstädte, sowie ihre Bistümer, des Heiligen Römischen Reiches (Metz, Toul, Verdun und Cambrai) bekommen, obwohl Moritz gar kein Recht hatte, über sie zu verfügen.

Im März desselben Jahres begannen König Heinrich, Kurfürst Moritz - der sich damit an die Spitze der protestantischen Fürstenopposition gegen den Kaiser stellte - und weitere protestantische Fürsten mit dem sogenannten Fürstenaufstand. Sie eroberten schnell die kaisertreuen Städte im Süden des Reiches, während Heinrich bis zum Rhein vorstieß und die ihm versprochenen Städte besetzte. Der Kaiser floh überrascht über die Alpen ins tiroler Villach. Angesichts dieses Erfolgs kündigte Moritz sein Bündnis mit Heinrich II. und handelte mit Karls Bruder König Ferdinand einen Vertrag aus, dem Karl widerwillig zustimmte. Dieser Vertrag zu Passau von 1552 war ein Vorläufer des Augsburger Religionsfrieden von 1555, in dem die Protestanten zunächst formal, später rechtlich, anerkannt wurden. Zudem wurden seine Gegner aus dem schmalkaldischen Krieg, Johann Friedrich I. von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, beides Verwandte von Moritz, freigelassen. Der Krieg wurde 1556 von Karls V. Nachfolger und Bruder Ferdinand I. beendet, was bedeutete, dass die Grenzstädte in französischem Besitz blieben.

Als Moritz nach Sachsen zurückkehrte, war er nicht mehr der „Judas“, sondern Protestanten und Katholiken erwiesen ihm gleichermaßen Respekt. Auch der Kaiser ermahnte ihn in Briefen, an seiner statt im Reich für Frieden zu sorgen.

Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach eroberte bald darauf das Bistüm Wurzen und Bamberg, wie es elf Jahre vor ihm Johann Friedrich I. tat, sowie die freie Reichsstadt Nürnberg. Dies war der Beginn des zweiten Markgrafenkrieg, der erst mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 endete. Albrecht Alcibas war ein ehemaliger Verbündeter von Moritz, er kämpfte im schmalkaldischen Krieg auf Moritz' Seite und vermittelte Ende 1552 erfolgreich zwischen ihm und dem französischen König Heinrich II.. Wieder brachte Moritz ein Fürstenbündnis, unter anderem mit Ferdinand, gegen Albrecht Alicibiades zustande. Am 9. Juli 1553 kam es daraufhin zu einer der blutigsten Schlachten der Religionskriege des 16. Jahrhunderts, die Schlacht bei Sievershausen bei Hannover. Moritz gewann zwar die Schlacht, wurde aber durch einen Schuss in den Rücken schwer verletzt und erlag zwei Tage später seiner Verwundung im Feldlager im Alter von 32 Jahren. Die letzte Ruhestätte, die Begräbniskapelle im Dom zu Freiberg, ist eines der aufwändigsten Grabmäler, das je ein Albertiner erhielt.

Sein Nachfolger wurde, da sein einziger Sohn im Säuglingsalter starb, Moritz' Bruder August. Er errichtete ihm kurz nach seinem Tod an der Dresdener Hasenbastei das Moritzmonument, das erste historische sächsische Denkmal.

Moritz' Verdienste in Sachsen

Moritz verbesserte das sächsische Steuer-, Berg-, Hütten- und Kriegswesen. Er reorganisierte die Verwaltung Kursachsens mit der Kanzlei- und Hofordnung von 1549. Moritz befestigte Dresden, Leipzig und Pirna, baute die evangelische Landeskirche aus und stiftete die Fürstenschulen Pforta, Meißen und Grimma als Erziehungsstätten des sächsischen Adels. Er beteiligte sich ferner an den Türkenkriegen.

Literatur

  • Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen. 5 Bde. 1978-1998. Hrsg. v. der Historische Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.
  • Georg Voigt: Moritz von Sachsen, Leipzig 1876.
  • Erich Brandenburg: Moritz von Sachsen, Band I, Leipzig 1899.
  • Günther Wartenberg: Landesherrschaft und Reformation. Moritz von Sachsen und die albertinische Kirchenpolitik bis 1546. Weimar 1988.
  • Karlheinz Blaschke: Moritz von Sachsen. Ein Reformationsfürst der zweiten Generation. Göttingen 1983.
  • Johannes Herrmann: Moritz von Sachsen. Beucha 2003.
  • Hans Baumgarten: Moritz von Sachsen, Berlin 1941.
  • André Thieme und Jochen Vötsch (Hrsg.), unter Mitarbeit von Ingolf Gräßler: Hof und Hofkultur unter Moritz von Sachsen (1521-1553), im Auftrag des Vereins für sächsische Landesgeschichte, Beucha 2004.


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