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Dorfkirche Hohen Neuendorf

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Dorfkirche Hohen Neuendorf

Konfession: evangelisch-lutherisch
Weihedatum: 21. 2 1909
Pfarrer: Volker Dithmar
Pfarrgemeinde: Kirchengemeinde
Hohen Neuendorf-Stolpe
Anschrift: Berliner Straße 40
16540 Hohen Neuendorf

Koordinaten: 52° 40′ 13,8″ N, 13° 16′ 47,4″ O

Die Dorfkirche in Hohen Neuendorf, Berliner Straße 40, ist ein Kirchengebäude der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Neben dem Wasserturm ist sie eine Höhendominante des Ortes.[1] Das Kirchengebäude wurde 1909 eingeweiht und steht seit 1998 unter Denkmalschutz.[2][3]

Geschichte

Bis zum Bau der Kirche Hohen Neuendorf war kein Vorgängerbau bekannt. Bei Bauarbeiten des Reichsbahn-Außenrings wurden jedoch im Jahre 1953 Reste einer alten Kirche aus dem ausgehenden Mittelalter gefunden.[4] Da bei der politischen Führung in der DDR kein Interesse an der Kirchengeschichte bestand, wurden diese Artefakte zugeschüttet und überbaut. Der Fundort ist nicht archäologisch dokumentiert worden.

Seit 1847 versuchten die Einwohner in Hohen Neuendorf eine eigene Kirche zu etablieren. Zunächst genehmigte die preußische Regierung im Jahr 1896 eine Hilfspredigerstelle. Am 15. Januar 1898 schenkte der Bauer Hornemann der evangelischen Gemeinde im Ort ein entsprechendes Baugrundstück. Die Schenkung verband er mit der Auflage, innerhalb von zehn Jahren ein Kirchengebäude auf dem Grundstück zu errichten.[2] Der zur Unterstützung gegründete Kirchenbauverein sammelte die notwendigen Finanzmittel von insgesamt rund 50.000 Mark, die zu 15.000 M aus Kleinspenden, 20.000 M von der Gemeindevertretung, 10.000 M vom kurmärkischen Ämterkirchenfonds und 5.000 M vom Oberkirchenrat bestanden.[2]

Baubeschreibung

Die Planungsunterlagen für ein Gotteshaus im Heimatstil mit Neobarockelementen an der Fassade und mit romanisierender Apsis[5] erstellte der königliche Baurat Georg Büttner, der auch die Bauleitung innehatte.[6] Die Grundsteinlegung erfolgte am 26. September 1907. Am 21. Februar 1909 konnte die evangelische Kirchengemeinde Hohen Neuendorf die Einweihung ihres neuen Kirchengebäudes feiern.[4] Das Gebäude stand den Katholiken des Ortes für den Gottesdienst offen, erst ab den 1930er Jahren baute sich die katholische Gemeinde ein eigenes Gotteshaus im Ort.[7]

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts fand eine umfangreiche Sanierung und Restaurierung des Bauwerks unter Leitung ihres Gemeindekirchenrats und Bauingenieurs Wolfgang Scheibe statt. Die Kosten für die Renovierung aus Anlass der 100-Jahr-Feier betrugen 285.000 Euro. Davon stellte die evangelische Kirche 100.000 Euro über einen Kredit bereit, weitere Beträge kamen aus Spenden, aus dem Haushalt der Stadt und aus der Partnergemeinde in Müllheim.[8][9] Die Kirchengemeinde gab aus Anlass des 100. Geburtstages der Kirche eine 90-seitige Festschrift heraus.

Im 21. Jahrhundert erfolgte ein Zusammenschluss der Kirchengemeinde Hohen Neuendorf mit der evangelischen Gemeinde Stolpe zu einer neuen Kirchgemeinde. Gemeinsam werden ein Kirchen- und ein Posaunenchor unterhalten. Einen Chor an der Dorfkirche Hohen Neuendorf gibt es bereits seit 1912.[10]

Kirchengebäude

Das Kirchengebäude wurde als rechteckiger, verputzter Ziegelbau gebaut und besteht aus einer Hallenkirche mit einem seitlich angebauten Kirchturm. Im Kirchenschiff haben zirka 500 Besucher Platz. Es wird von einer kassettierten Holztonne mit 2 Spannriegeln überwölbt, die wiederum mit einem Satteldach überdacht ist.[6] Als Hauptzugang dient ein rundbogiges Portal, welches östlich orientiert ist.

Kirchturm

Der im Grundriss quadratische Turm ist 40 Meter hoch und befindet sich an der südöstlichen Seite des Kirchengebäudes Er beinhaltet die 3 Glocken und eine Uhr pro Seite. Darüber trägt er eine geschweifte mit Schiefer gedeckte Haube, die eine achtseitige, verschieferte Laterne trägt. Als Abschluss dient eine Kugel und ein Kreuz.

Ausstattung

Chor und Apsis

Apsis und Chor

Der südwestlich gelegene Chor wird durch eine Halbrundnische gebildet. Darin befinden sich der Altar und ein Kruzifix. Der obere Bereich dieses Raumes ist seit der abgeschlossenen Renovierung im Jahr 2009 wieder mit vollflächiger ornamentaler Wandbemalung zu sehen. Diese wurde durch die Malerfirma Jacob aus Ketzür unter einer einfarbigen Latexbemalung frei gelegt. Das Licht fällt durch drei Buntglasfenster, deren Fensternischen mit senkrechten Strichen holzähnlich ausgeführt sind. In gleicher Art ist das Paneel des Altarraumes gestaltet. Helle gemalte Girlanden zieren den Rand der Altarnische.

Emporen

südliche Empore

Es gibt eine Nordostempore, auf der die Orgel steht und die vom Kirchenchor oder dem Bläserchor mit je 20 Mitgliedern genutzt werden kann.

Eine weitere, südöstlich gelegene, Empore bietet zusätzlichen Platz für weitere 50 Besucher der Kirche. Auf ihren 2 Bögen sind die 4 Symbole der Evangelisten aufgemalt.[11]

Kronleuchter

Kassettendecke mit den 2 Spannriegeln und Kronleuchter

Mittig vom Kirchenschiff ist ein sternförmiger, schmiedeeiserner Kronleuchter aufgehängt, der seit der Renovierung mit 24 dimmbaren hängenden Leuchten bestückt ist. Er ist ein Geschenk des Kunstschlossermeisters Holdefleiß aus der Bauzeit der Kirche und wurde ursprünglich mit Gas beleuchtet.[4][11]

Ölgemälde

Rechts neben der Kanzel, an der Nordwestseite des Gebäudes, zwischen den beiden Fenstern, hängt das Ölgemälde „Die Anbetung des Hirten“. Frau A. Koch malte das Bild 1902 oder 1905 und schenkte es der Kirchengemeinde. Bis zum Bau der Kirche hing es im Betsaal der Schule als Altarbild.[4] Es zeigt den frisch geborenen Jesus im Schoß von Maria. Hinter Maria steht Josef und vor Jesus knien die Hirten. Über allen strahlt der heilige Geist von der oberen Mitte des Bildes.

Kanzel

Rechts neben dem Altar, in der südwestlichen Ecke des Kirchenschiffs, befindet sich eine hölzerne mit neobarocken Schnitzereien versehene Kanzel. Der polygonale Korb wird von einem ebenfalls hölzernen Pfosten gestützt. Auf dem vorderen Brüstungsfeld sind die Initialen IHS aufgemalt. Die Rückseite trägt eine Inschrift, die besagt, dass die Evangelische Frauenhilfe 1.500 M stiftete.[4]

Taufbecken

Links neben dem Altar, in einer südlich gelegenen, halbrunden Nische, steht das Taufbecken. Die Nische ist reich bemalt, im oberen Bereich ist als Symbol für den Heiligen Geist eine weißgraue Taube aufgemalt. Das Taufbecken besteht aus Sandstein, weist eine runde Kuppa auf und zeigt an allen vier Seiten die Evangelistensymbole.[11] Laut Inschrift wurde es von der Familie Kupper gestiftet.[4]

Orgel

Im Jahr 1932 wurde eine Grüneberg-Orgel eingebaut, die seinerzeit als eine der besten Kleinkirchenorgeln galt.[12] Sie wurde von der Orgelbaufirma Felix Grüneberg in Stettin gebaut. Sie besitzt acht Register, spielbar über zwei Manuale und Pedal und ist mit einem neobarocken Prospekt ausgestattet. Im Jahre 1994 erfolgte die Reparatur und Wartung durch die Orgelbaufirma Ulrich Fahlberg aus Eberswalde.[11]

Fensterbilder

Die Fenster, die mit Glasmalereien geschmückt sind, wurden alle von Rudolf Linnemann gefertigt und von den Bürgern Hohen Neuendorfs gestiftet. Aus diesem Grund stehen unter allen Fenstern die Namen der Stifter.[4]

Geburt Jesu

Dieses Bild zeigt den Moment nach der Geburt von Jesus und wurde von Herrn Gossen gestiftet. Auf ihm zu sehen sind Maria, Joseph und der kleinen Jesus, der in eine Decke gehüllt ist. Das Fenster ist auf der linken Seite der Apsis zu finden.

Auferstehung

Dieses Bild zeigt den Erlöser im Moment seiner Auferstehung und wurde von Clessen und Issing gestiftet. Auf ihm zu sehen sind der soeben auferstandene Jesus mit einer Siegesfahne in einer Hand und der anderen Hand gen Himmel weisend. Weiterhin sind dort 3 verängstigte Wächter zu sehen, die am Boden hocken und ein Schwert in der Hand halten. Das Fenster ist in der Mitte der Apsis zu finden und wird vom Kreuz auf dem Altar verdeckt.

Himmelfahrt

Dieses Bild zeigt Jesus mit einem roten Umhang vor 6 Jüngern im Moment der Himmelfahrt und wurde von Brandt und Dahme gestiftet. Das Fenster ist auf der rechten Seite der Apsis zu finden.

Kirche Hohen Neuendorf

Dieses Bild zeigt das frühere Aussehen der Kirche im Jahre 1909. Sehr gut ist hier das nicht mehr vorhandene große Kreuz über dem Portal zu erkennen. Gestiftet wurde es vom Ortsverein und Kirchenbauverein Hohen Neuendorf. Es befindet sich auf der rechten Seite der südöstlichen Empore.

Vereine von Hohen Neuendorf

Dieses Bild zeigt die Wappen der 7 Vereine, die dieses Fenster gestiftet haben. Das waren: Fichtenhain, Schützengilde, Sanitätskolonne, Turnverein, Kriegerverein, Feuerwehr und Kirchenchor. Es befindet sich auf der linken Seite der südöstlichen Empore.

Der Sämann

Dieses Bild zeigt einen Bauern beim Aussäen der Saat. Seine rechte Hand zeigt die typische Geste des händischen Aussäens, während er mit der anderen Hand bereits die nächste Saat greift. Gestiftet wurde es vom Gemeindevorsteher Wildberg und soll einerseits eine biblische Szene darstellen, andererseits aber auch den wichtigen Erwerbszweig Ackerbau. Es befindet sich rechts an der nordwestlichen Seite des Gebäudes.

Der Kaufmann mit der köstlichen Perle

Dieses Bild zeigt einen Kaufmann, der von einem Mann eine Perle entgegennimmt, in der Absicht sie zu begutachten und zu erwerben. Gestiftet wurde es vom Maurermeister Iden und soll einerseits eine biblische Szene darstellen, andererseits aber auch den wichtigen Erwerbszweig Gewerbefleiß. Es befindet sich links an der nordwestlichen Seite des Gebäudes.

Läutglocken

Glockenstuhl der Dorfkirche Hohen Neuendorf

Die ursprünglichen Glocken wurden von Voß und Sohn in Stettin gegossen. Am 10. April 1908 beschloss der Kirchengemeinderat 3 statt 2 vorgesehener Glocken zu beschaffen.[4] Das erste Mal wurden sie am 30. September 1908 im Kirchturm zur Probe geläutet. Im Jahr 1917 wurden diese kriegsbedingt eingeschmolzen. Im Jahr 1928 erhielt das Kirchengebäude neu gegossene Bronzeglocken, von denen die zwei größten 1942 wieder zu Kriegszwecken abgeliefert werden mussten. Erst 13 Jahre später, im Jahr 1955 wurden sie durch Stahlgussglocken ersetzt.[4] Damit sie noch in großer Entfernung zu hören sind, hat der Turm auf allen vier Seiten Schallöffnungen in seinen rundbogigen Fenstern.

Übersicht der Glocken
Nr. Bild Gussjahr Gießer, Gussort Material Masse (kg) Schlagton Inschrift[4]
1
große Glocke
große Glocke
1955 Glockengießerei Schilling & Lettermann, Apolda Stahlguss ? ? BS „Ehre sei Gott in der Höhe“
2
mittlere Glocke
mittlere Glocke
1955 Glockengießerei Schilling & Lettermann, Apolda Stahlguss ? ? BS „Und Friede auf Erden“
3
kleine Glocke
kleine Glocke
1927 Carl Voss und Sohn, Stettin Bronzeguss ? ? Ostseite: „Den Menschen ein Wohlgefallen“
Westseite: „Lasset die Kindlein zu mir kommen“

Literatur

  • Volker Dithmar, Reinhard Dithmar,Franz Noerling: Evangelische Kirche Hohen Neuendorf 1909-2009 (Festschrift). Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2009, ISBN 978-3-933022-56-1.
  • Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Oberhavel (PDF). Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
  • Stadtverwaltung Hohen Neuendorf (Hrsg.): Evangelische Kirche Hohen Neuendorf. Hohen Neuendorf 2011.
  • Hans-Joachim Beeskow: Die Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Berlin Nord-Ost. 1. Auflage. Heimat-Verlag, Lübben 2010, ISBN 978-3-929600-39-1, S. 54–60.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. 2. überarb. und erweiterte Auflage. Deutscher Kunstverlag GmbH, Berlin/München 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 486.
Commons: Kirche (Hohen Neuendorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschichte von Hohen Neuendorf. Stadtverwaltung Hohen Neuendorf, abgerufen am 30. April 2014.
  2. a b c Stadtverwaltung Hohen Neuendorf (Hrsg.): Evangelische Kirche Hohen Neuendorf. Hohen Neuendorf 2011.
  3. Denkmalliste des Landes Brandenburg Landkreis Oberhavel. (PDF) Denkmalamt des Landes Brandenburg, 31. Dezember 2013, S. 18, abgerufen am 30. April 2014.
  4. a b c d e f g h i j Volker Dithmar, Reinhard Dithmar,Franz Noerling: Evangelische Kirche Hohen Neuendorf 1909–2009 (Festschrift). Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2009, ISBN 978-3-933022-56-1, S. 23.
  5. Kidok Kirchenbau-Dokumentationsbüro über die Kirche Hohen Neuendorf. Evangelische Kirchengemeinde am Humboldthain in Berlin Mitte, abgerufen am 22. Mai 2014.
  6. a b Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. 2. überarb. und erweiterte Auflage. Deutscher Kunstverlag GmbH, Berlin/München 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 486.
  7. Evangel. Kirche in Hohen Neuendorf. Neuenfeld & Reichelt oHG, abgerufen am 30. April 2014.
  8. reproduzierter Zeitungsartikel über die 100 Jahrfeier. Abgerufen am 30. April 2014.
  9. reproduzierter Zeitungsartikel über die Renovierungen. Abgerufen am 30. April 2014.
  10. Franz Noerling, Karl-Heinz Wetzel: Chronik. Evangelische Kirchengemeinde Hohen Neuendorf. Hrsg.: AG CHRONIK. 1999, S. 29 (Mit einem Vorwort von Pfarrerin Renate Vogel).
  11. a b c d Hans-Joachim Beeskow: Die Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Berlin Nord-Ost. 1. Auflage. Heimat-Verlag, Lübben 2010, ISBN 978-3-929600-39-1, S. 60.
  12. Superintendent i.R. Ferdinand Beier: 400 Jahre Geschichte des Kirchenkreises Berlin-Land II. Hrsg.: Synode des Kirchenkreises Berlin-Land II. Adolph Fürst&Sohn, Berlin SW 61 1936, S. 91.