St. Peter und Paul (Rüdenhausen)
Die Kirche St. Peter und Paul in Rüdenhausen ist die Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde. Sie liegt am Kirchplatz inmitten des unterfränkischen Dorfes. Aufgrund der engen Beziehungen zwischen dem Ort und den Grafen von Castell-Rüdenhausen ist auch die Kirche von den Dorfherren geprägt worden. Die 400 Jahre währende Herrschaft der Grafen schlägt sich in Gestalt und Ausstattung der Kirche nieder.
Geschichte
Die Geschichte der Kirche in Rüdenhausen ist eng mit dem Adelsgeschlecht der Grafen von Castell verbunden. Ab dem Jahr 1546 wurde Rüdenhausen Stammsitz der Nebenlinie Castell-Rüdenhausen. Das Aussterben der Linie im Jahr 1803 brachte Rüdenhausen in den Besitz der Remlinger Linie. Erst Graf Christian Friedrich (1772-1850) erneuerte die Rüdenhauser Linie und führte wieder den Namen Castell-Rüdenhausen.
Die alte Kirche (bis 1702)
Wann Rüdenhausen eine eigene Pfarrei erhielt, ist unklar. Ein Pfarrbuch existiert in dem Ort erst seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Gesichert ist, dass Abtswind ab dem Jahr 1364 Filiale der Kirche in Rüdenhausen war. Erst 1396 wurde dieses Verhältnis gelöst. Rüdenhausen selbst war hingegen Filiale der Kirchengemeinde Kleinlangheim, obwohl der Ort immer einen eigenen Pfarrer besaß. Mit der Annahme der Reformation und der Ausformulierung einer eigenen Kirchenordnung löste Rüdenhausen im Jahr 1583 dieses Filialverhältnis.
Vom ursprünglichen Kirchengebäude sind nur wenige Informationen überliefert. Es wurde 1364 erstmals erwähnt. Lediglich der gotische Baustil und ein Giebel werden in der Urkunde erwähnt. Die Kirche war wohl ebenfalls den Heiligen Peter und Paul geweiht, stand an der selben Stelle, war aber leicht nach Nordwesten verschoben. Die Adelsfamilie von Gnottstadt, die Rüdenhausen vor den Castellern regierte, benutzte diese Kirche als Grablege.
Von der alten Kirche ist ein Sakramentshaus im Chor überliefert. Eine Inschrift über dem Chorbogen lautete: "Anno salutis reparatae 1546 paulo ante obitum Illustris ac generosissimi Domini Wolfgangi Comitis ac Domini in Castell sacrosantum Christi evangelium per reverendum virum, Dominum D. Martinum Lutherum, immenso dei beneficio a foecibus et corruptetis papisticis repurgatum in hoc pago ac toto comitatu Castellensi pure ac sincere doceri coepit." Diese Inschrift bezog sich auf die 1546 eingeführte Reformation.[1]
Ab dem Jahr 1562 wurde die Kirche erstmals als Grabstätte benutzt. Ottilia, die Tochter des Grafen Georg II., war die Erste aus dem Hause Castell-Rüdenhausen, die in der Kirche bestattet wurde. Im Jahr 1539 erhielt die Kirche eine neue Turmuhr, sie wurde 1695 erneuert. In den Jahren 1569 und 1571 wurde der Turm renoviert. In dieser Zeit wurde auch der Friedhof aus dem Kirchhof auf die sogenannte Pfarrwiese verlegt. Im Jahr 1663 wurde eine neue Orgel mit sechs Registern eingebaut.
Der Neubau (1702 bis 1712)
Die folgenden Jahre brachten einen Niedergang für das Gotteshaus. Deswegen wurde ein Neubau des Kirchenschiffs geplant. Um die nötigen Gelder zu sammeln, erlaubte Graf Johann Friedrich von Castell-Rüdenhausen sogenannte Kollektenreisen. Die vier Reisen des Rüdenhauser Tünchers Sebastian Ficht brachten mit circa 915 Gulden ein Viertel des benötigten Geldes. Ein Patent des Grafen hatte den Reisenden unterstützt.
Die erste Reise Fichts verlief von Franken über Thüringen nach Norddeutschland und nahm das ganze Jahr 1702 in Anspruch. Reisestationen waren Schweinfurt, Eisenach, Goslar, Hamburg, Bremen, Kassel und Fulda. Auf der zweiten Sammelreise wandte sich Ficht nach Süddeutschland. Größere Städte die er von 1702-1706 besuchte, waren Nürnberg, Stuttgart und Erlangen. 1707 schloss sich die Bodenseereise an, auf der er Wetzlar, Ansbach, Ulm und Lindau besuchte.
Die letzte Reise des Kollektors Ficht führte ihn unter anderem auch nach Holland. Dorthin wurde er von Graf Adolph von Rechteren beordert, der mit Gräfin Sophia Juliana verheiratet und damit der Schwager des Casteller Grafen war. In Almelo, der Residenzstadt des holländischen Grafen, entstand im Jahr 1738 eine Kirche mit einer ähnlichen Kuppel wie die in Rüdenhausen. Ficht kehrte im Jahr 1709 von seinen Reisen zurück.[2]
Für den geplanten Neubau war der Baumeister Hans Michael Zäuner verpflichtet worden. Die Zimmerarbeiten sollte Matthias Fiedler aus Österreich übernehmen. Im Jahr 1708, als man mit dem Abriss begann, bemerkten die Handwerker, dass neben dem Kirchenschiff auch die restlichen Teile der Kirche marode waren. Also wurde das Gotteshaus vollständig abgerissen. Am 9. Mai 1708 konnte der Grundstein gelegt werden.
Die erste Beerdigung in der neuen Kirche erfolgte am 21. März 1709. Am 22. September des gleichen Jahres wurde die Kirche dem heiligen Peter und Paul geweiht. Die Baumaterialien und die Handwerker kamen aus der näheren Umgebung von Rüdenhausen. Obwohl der Turm erst im Jahr 1712 fertiggestellt werden konnte, wurden bereits Gottesdienste in der neuen Kirche gefeiert. Am 23. August setzte man den Turmknopf auf. Ein Gewitter drei Wochen später machte eine Neuaufsetzung des Turmknopfs am 17. September 1712 nötig.
Erneuerungen (1712 bis heute)
Während das Gebäude außen nicht weiter verändert wurde, erfolgten innen einige Umbauten. Neuerwerbungen und Renovierungen formten die Kirche im Inneren. Dies betraf vor allem die Orgel von Caspar Nieden. Sie stand in den Jahren 1709-1754 auf der westlichen Empore und enthielt zehn Register. Im Jahr 1754 wurde ihr barockes Gehäuse zerstört, die Orgel daraufhin über dem Altar aufgehängt und von Johann Rudolph Voit erneut gestimmt. Im 19. Jahrhundert bekam die Kirche die heutige Orgel.
Obwohl die Veränderungen an der Fassade der Kirche gering waren, musste doch das Gebäude in den Jahren 1783, 1825, 1833 und 1895 neu gestrichen werden. Im Jahr 1752 waren die Epitaphien der Grafen repariert worden, 1765 geschah eine Neuausmalung der Innenausstattung. In den Jahren 1846 und 1891 erhielt die Kirche einen neugotischen Kronleuchter. Außerdem wurde der Altaraufbau mit Ölfarbe übermalt.
Vor dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1914 wurde diese Restaurierung wieder rückgängig gemacht und die alte Farbe wieder auf den Kirchenstühlen aufgetragen. 1956-1958 wurde die Sakristei erneuert und man entdeckte weitere Grablegen unter der Kirche. Im Jahr 1971 erfolgte die bisher letzte Renovierung der Kirche. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ordnet das Kirchengebäude als Baudenkmal unter der Nummer D-6-75-162-7 ein.[3]
Architektur
Die Kirche präsentiert sich als Saalbau. Der Chor ragt nach Osten. Ein einzelner Kirchturm erhebt sich an der Nordseite des Baus. Das Kirchengebäude weist ein Satteldach auf. Der ursprüngliche Zustand des Gebäudes konnte über die Jahrhunderte erhalten werden.
Anders als viele andere Sakralbauten besitzt die Kirche St. Peter und Paul ihre Schauseite im Osten. Hier fällt sofort der polygonale Chor auf, mit dem das Gebäude abschließt. Fünf Fenster gliedern das Äußere auf dieser Seite. Sie weisen allesamt Rundbogen auf. Die Rahmungen sind schlicht gehalten. Lediglich Ohrrungen wurden eingefügt. Die Nordseite der Kirche hat drei Rundbogenfenster. Eine Sakristei wurde ans ursprüngliche Kirchengebäude nachträglich angebracht.
Der Turm besitzt zwei viereckige Untergeschosse. Das erste schließt auf der Höhe des Chores ab. Ecklisenen und Gurtgesimse sind am Rande dieser beiden Geschosse angebracht. Ein drittes Geschoss ist achteckig gestaltet.[4] Zirbelnüsse aus Stein rahmen die vier Ecken ein. Dem Turm sitzt eine achtseitige, schiefergedeckte Kuppel auf. Auf der West- und Ostseite sind die Wappen der Grafen von Castell angebracht. Ein Schwan wurde als Wetterfahne angebracht, sie wurde vom Schmied Christoph Sommer gestaltet.
Auf der Südseite befindet sich der Haupteingang. Über ihm erhebt sich ein barocker Giebel, der die einzige Ausschmückung auf dieser Seite des Gebäudes darstellt. Wieder gliedern drei Rundbogenfenster den Bau. Sie werden von einigen viereckigen Fenstern unterbrochen, die den höherliegenden Emporen im Inneren Licht spenden sollen. Im Westen wird der Bau durch Häuser verdeckt. Ein Mittelportal gliedert hier die Fassade. Mehrere Fenster sind in den Emporengeschossen angebracht.
Ausstattung
Die Kirche in Rüdenhausen zeichnet sich vor allem durch die vielen Grabmäler aus, die im Inneren der Kirche angebracht sind und die Verstorbenen des Hauses Castell-Rüdenhausen darstellen. Des Weiteren sind mehrere Kirchengeräte in der Kirche überliefert. Eine Besonderheit stellt der Taufengel dar.
Altar
Der Altar beherrscht den Chor, dessen Decke mit Lattengewölbe verziert ist. Geschaffen wurde der Altar vom Schreiner Simon Merzer. Die Maße des Altars betragen "26 Schuh in die Höhe und 12 Schuhe in die Breite". Der Aufbau ist mehrfach gegliedert und weist vier gewundene Säulen auf. Der Auszug beinhaltet das Ehewappen der Castell-Rantzau. Zwei Vasen rahmen den Altar ein. Ein Ölgemälde bekrönt den Aufbau.
Das Altarblatt zeigt Christus als Gekreuzigten. Seine Mutter, Maria, beweint den Tod ihres Sohnes. Am Sockel des Altars befindet sich ein weiteres, kleineres Ölbild. Eine Abendmahlsszene wird hier gezeigt. Das Bild das den Aufbau abschließt ist oval und zeigt den Auferstandenen. Alle drei Bilder wurden für die Kirche in Rüdenhausen geschaffen. Als Künstler kommt nur der Würzburger Hofmaler Oswald Onghers in Betracht. Zwei Figuren der Kirchenpatrone St. Peter und Paul begrenzen den Altar. Sie stammen aus dem Jahr 1650.[5]
Taufengel
Der Taufengel der Rüdenhauser Kirche ist der einzige seiner Art in Süddeutschland. Ähnliche Exemplare existieren nur noch in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Er ist fast lebensgroß und besitzt ein goldenes Gewand. Goldene Flügel überragen seinen Rücken. In den Lorbeerkranz, den der Engel in Händen hält, kann ein Taufgefäß eingesetzt werden. Für Taufen kann der Engel an einem Seilzug herabgelassen werden.
Er wurde wohl im Jahr 1778 gebaut, das Geld von der Tochter des Baumeisters Hans Michael Zäuner vermacht. Im 19. Jahrhundert entfernte man vielerorts die Engel und schaffte stattdessen Taufbecken an. Auch in Rüdenhausen verschwand der Taufengel 1846. Bald darauf richtete man den Taufengel wieder auf. Im 20. Jahrhundert elektrifizierte man dann den Seilzug, sodass der Engel nun vom Kircheninneren heruntergelassen werden kann.[6]
Kanzel
Die Kanzel der Kirche befindet sich an der linken Langhauswand. Sie wurde von den Schreinern Franz Hölzer aus Geiselwind und Christoph Wilhelm Holzapfel aus Kleinlangheim geschaffen. Sie besteht aus Holz, lediglich die vier Gemälde auf dem Korpus sind aus Ölfarben. Sie zeigen Christus als Salvator Mundi und die vier Evangelisten. Auch hier wird Oswald Onghers als Maler vermutet. Der Korpus selbst ist fünfseitig.
Diese Fünfseitigkeit wird am Schalldeckel der Kanzel fortgeführt. Vier Akanthusranken begrenzen ein Säulenkapitell. Ein Posaunenengel bekrönt die Kanzel. Er entstammt der gleichen Werkstatt wie der Taufengel. Vergoldetes Blattwerk und aufgemalte Ornamente verzieren die gesamte Kanzel.[7]
Orgel und Emporen
Die Orgel der Kirche St. Peter und Paul befindet sich oberhalb des Altars hinter einer Empore. Sie wurde im Jahr 1872 geschaffen und entstammt der Orgelwerkstatt Steinmeyer in Oettingen. Sie weist die Kegelladentechnik auf, was sie zu einem seltenen Instrument macht. Sie besitzt 12 Register und eine "romantische" Klangfarbe.
Das Langhaus der Kirche wird von zweigeschossigen Emporen beherrscht. Sie ruhen auf kunsvoll, verzierten Holzpfeilern und befinden sich an den westlichen und nördlichen Langhausseiten. Zwei Typen der Emporen können unterschieden werden. Zum einen die offenen, zum anderen die geschlossenen, die durch Glas- bzw. Rankengitterfenster abgeschlossen sind. Drei Logen sind innerhalb der Verschlossenen zu erkennen.
Die mittlere wird Herrschaftsloge oder Herrschaftsstand genannt und bot den Mitgliedern des Fürstenhauses Platz.[8] Sie ist durch Akanthuswerk und kleinen Pilastern verziert. Ein großes Wappen des Hauses Castell bekrönt die Empore. Die Emporen wurden von Matthias Fiedler geschaffen. Er erhielt für die Arbeit 70 fl. Die Verzierungen gehen allerdings wohl auf die Meister des Altars zurück.
Glocken
Den Umschmelzungen in den beiden Weltkriegen fielen viele der Rüdenhauser Glocken zum Opfer. Heute schlagen fünf Glocken im Turm der Kirche. Die älteste ist die Zeit- oder 11-Uhr-Glocke aus dem Jahr 1608. Sie wurde von Graf Gottfried von Castell-Rüdenhausen gestiftet. Der Nürnberger Gießer Christoph schuf diese Glocke. Sie schlägt jede Stunde a' und wiegt 630 kg. Ihr Durchmesser beträgt 98 cm. Eine Inschrift besagt: "Christof glockengießer zu nurmberg gos mich gottes wort bleibt ewig glaub dem mit der that bist selig."
Ebenso existieren zwei Glocken von 1950. Einmal die 12-Uhr-Glocke, die vom Haus Castell-Rüdenhausen gestiftet wurde, um an die Gefallenen im Zweiten Weltkrieg zu erinnern. Sie wurde in Heidelberg von der Firma Friedrich und Wilhelm Schilling gegossen und weist die Tonlage g' auf. Zum anderen die Taufglocke. Auch sie entstand in Heidelberg und wurde von der Gemeinde gestiftet. Der Durchmesser dieser Glocke ist 70 cm sie schlägt in der Tonlage c'.
Zwei weitere Glocken entstanden im Jahr 1991. Es handelt sich um die Dank- und Konsekrationsglocke, sowie die Totenglocke. Letztere ersetzte eine Stahlglocke aus dem Jahr 1926. Sie schlagen die Tonlagen e' (Dankglocke) und d' (Totenglocke). Zusammen weisen alle fünf Glocken die Melodie des Te Deums auf.[9]
Kirchengeräte
Die Rüdenhauser Kirche besitzt neben den Ausstattungsgegenständen in der Kirche auch eine große Sammlung an kirchlichen Geräten. Sie stammen zumeist aus Stiftungen des Herrscherhauses und wurden von Schmieden aus Kitzingen, Schweinfurt oder Nürnberg gearbeitet.
- Gotischer Kelch, Silber vergoldet (um 1532)
- Der Kelch stammt aus Nürnberg. Zwei Inschriften um den Nodus besagen "ihs - xps" (dt. Jesus Christus) und "Ave mar" (dt. Ave Maria). Ein Stifterwappen des Ehepaares Hans von Gnottstadt und Anna, geborene von Seckendorff befindet sich am Fuß. Der Kelch weist eine Höhe von 17,5 cm auf. Ähnliche Exemplare befinden sich in der Spitalkirche in Wunsiedel.
- Hostienbüchse, Silber (1618)
- Auf dem Deckel der Büchse befinden sich die Buchstaben "L" und "B" und die Jahreszahl. Ein Wappen ähnelt dem der Gnottstadter, lediglich die Vorderfüße des Hundes fehlen. Der Durchmesser der Büchse beträgt 7 cm. Sie erreicht eine Höhe von 4,5 cm.
- Krankenkelch, Silber (um 1650)
- Ein Wappen auf dem Fuß stellt das der Freiherren von Limpurg dar. Der Kelch geht wohl auf die Stiftung durch Anna Luise zu Castell-Rüdenhausen zurück. Der Kelch ist 11 cm hoch.
- Abendmahlskanne, Silber (1751)
- Die Kanne weist reiche Verzierungen auf. Ein Lamm ziert den Deckel. Der Griff wurde einem Engel nachgestaltet. Eine Inschrift im Deckel besagt "+ JOHANN CONRAD HLYN MDCCXXXI". Eine Meistermarke weist das Stück als Arbeit des Schweinfurter Meisters Johann Georg Vogt aus. Die Höhe der Kanne beträgt 37 cm.
- Kelch mit Patene, Silber vergoldet (1745)
- Die Cupa ist glatt, der Nodus dagegen gewunden. Eine Inschrift besagt "Maria Jacobina Sophia Kornästerin gebohrne Leonhardtin - Eva Juliana Stiglingin gebohrne Leonhardtin 1745". Wieder ist Johann Georg Vogt der Meister des Stückes. Der Kelch ist 21 cm hoch.
- Abendmahlskanne, Silber (1768)
- Die Kanne ist dem Rokoko zuzuschreiben. Auf dem Griff befindet sich eine Inschrift. Sie besagt "MARGARETHA ACKERMAENIN 1768". Auf dem Deckel befindet sich das Osterlamm. Ein Nürnberger Meister schuf die Kanne, die eine Höhe von 22,5 cm erreicht.
- Hostienteller, Silber (18. Jahrhundert)
- Eine Umschrift besagt "MARGARETA BARBARA SPRENGERin". Ein Stadtwappen Kitzingens ist das Beschauzeichen. Der Meister wird mit "JHS" abgekürzt. Der Durchmesser des Tellers beträgt 14,5 cm.
- Zwei Leuchter, Silber (1856)
- Eine Inschrift weist die Leuchter als Stiftung der Gräfin Marianne Caroline Louise zu Castell-Rüdenhausen. Die Höhe der Leuchter beträgt 36 cm.
- Schale, Silber (1890)
- Eine Inschrift in der Mitte der Schale besagt "Fürchte dich nicht - glaube nur". Die Schale wurde zum Andenken an Elisabeth Gräfin zu Castell-Rüdenhausen geschaffen. Der Meister wird mit "WTB" abgekürzt.
- Hostienbüchse, Silber (19. Jahrhundert)
- Der Deckel zeigt ein stehendes Kreuz. Die Büchse ist profiliert. Eine Inschrift auf der Unterseite benennt den Meister "G. E. Eggert - Mühlhausen i/Th." Die Büchse ist 7,5 cm hoch.
- Kelch, Silber vergoldet (1926)
- Ein Ehewappen (Castell-Isenburg) ist auf der barockisierenden Arbeit eingelassen. Eine Inschrift weist den Kelch als Geschenk aus. Der Meister wird mit "SMK" abgekürzt. Der Kelch ist 21,5 cm hoch.[10]
Grabmäler
Zwölf Epitaphien, kunsvoll gestaltete Grabmäler, befinden sich in und um die Kirche. Sie entstammen zum einen der Vogelsburg bei Volkach, wo die Grafen von Castell zunächst beigesetzt wurden. Das Kloster wurde im Zuge der Säkularisation aufgelöst und die Grabmäler nach Rüdenhausen verbracht. Zum anderen existieren einige Epitaphien aus der alten Kirche. Weitere Grabplatten entstanden nach dem Kirchenneubau. Drei befinden sich außen am Chor und sind Hofräten der Grafen gewidmet.
Grabplatten aus der Vogelsburg
Das älteste der Grabplatten ist Hermann II. zu Castell gewidmet. Es wurde um das Jahr 1258 errichtet und besteht aus einer lebensgroßen Plastik, die durch Verwitterung stark zerstört ist, und der eigentlichen Grabplatte. Eine Umschrift lautet: "† ANNO • DNI • M • CCL ... [FUN]DATOR • S • CON[VENTUS] CARM ... HERMAN • COMES • DE • KASTEL • OB[IIT]." (dt. Im Jahre des Herrn 125[.] starb Herman Gründer des Klosters der Karmeliten Gefolgsmann von Castell). Die Plastik entstammt dem 16. Jahrhundert und stellt Hermann als spätmittelalterlichen Ritter dar.
Ein weiteres Epitaph aus der Vogelsburg ist das des Grafen Friedrich V. er starb fünfjährig am 6. Mai 1325. Ein Wappen der Grafen von Castell ist zentral auf dem Sandsteinwerk aufgebracht. Darüber ein Helm mit Büffelhörnern. Ein Relief unterhalb des Wappens ist kaum zu erkennen. Das dritte Grabmal das nach Rüdenhausen überführt wurde, zeigt ebenfalls einen Helm und das gräfliche Wappen. Es ist dem Grafen Hermann IV. gewidmet und stammt aus dem Jahr 1363.
Grabplatten aus der alten Kirche
Von den, noch aus der alten Kirche stammenden Grabmälern ist das einzige der Familie Gnottstadt hervorzuheben. Es stellt eine Tochter der von Gnottstadt und von Seckendorff dar. Sie wird in Renaissancetracht gezeigt und betet. Der Grabstein stammt aus dem Jahr 1532. Ein kunstvoller Alabasterepitaph ziert dagegen die Langhauswand. Er ist als Doppelepitaph dem Grafen Georg II. und seiner Gemahlin Sophia gewidmet und stammt aus dem Jahr 1589. Der Gedenkstein besitzt mehrere Geschosse, auf denen allerlei Details zu bewundern sind.
Zwei weitere Grabplatten ehren die Gräfin Charlotta Juliana und die Gräfin Charlotta Luisa. Sie stammen aus den Jahren 1696 und 1697. Während das der Juliana eine barocke Arbeit ist, bei der zwei Putten das Ehewappen der Castell-Remlingen halten, ist das Luisas wesentlich einfacher gearbeitet. Mehrere Wappen umrahmen einen Text, über dem der Gekreuzigte wacht. Das Ehewappen der Castell-Hohenlohe befindet sich zentral auf dem Epitaph.[11]
Grabplatten nach dem Kirchenneubau
Ein weiteres Gräfinnengrab entstand erst nach dem Neubau der Kirche. Der Epitaph der Eleonora Christiana wurde 1746 geschaffen und ähnelt in seinem Aufbau stark dem Charlotta Luisas von 1697. Auch hier bestimmen die Wappen der Agnaten den Aufbau. Ganz anders erscheint das des Johann Friedrich von Castell-Rüdenhausen aus dem Jahr 1751. Es wurde von Johann Baptista Lauggas geschaffen und ist mit reichem Ornament versehen.
Die anderen Epitaphien der Kirche sind aus dem 20. Jahrhundert. Zum einen ist hier die Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen zu nennen, zum anderen die für Fürst Rupert aus dem Jahr 1959. Der Fürst war im Jahr 1944 an der Ostfront vermisst worden. Der Gedenkstein wurde von Siegfried Fürst zu Castell-Rüdenhausen, seinem Bruder, gestiftet.[12]
In der Kirche Beigesetzte
Neben den obengenannten Mitgliedern des gräflichen Hauses Castell-Rüdenhausen wurden auch andere Angehörige des Herrscherhauses in der Kirche beigesetzt. Einige der Grabkammern unter der Kirche wurden erst im Jahr 1957 entdeckt.
Name | Lebensdaten | Anmerkungen |
---|---|---|
Ottilia Gräfin zu Castell | 1562-1562 | |
Martha Gräfin zu Castell | 1567-1569 | |
Sophia Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen | 1535-1588 | geb. als Freiin zu Limpurg |
Georg II. Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen | 1527-1597 | |
Gottfried Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen | 1577-1635 | |
Sophia Christiana Gräfin zu Castell-Rüdenhausen | 1644-1647 | |
Maria Magdalena Gräfin zu Castell-Rüdenhausen | 1647-1649 | |
Johann Friedrich Graf zu Castell Rüdenhausen | 1651-1651 | |
Georg Friedrich Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen | 1600-1653 | |
Anna Luisa Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen | 1619-1663 | geb. als Freiin zu Limpurg |
Heinrich Albrecht II. Graf zu Castell-Rüdenhausen | 1643-1674 | |
Eberhard Graf zu Castell-Rüdenhausen | 1650-1674 | |
Elisabeth Dorothea Sybilla Gräfin zu Castell Rüdenhausen | 1677-1678 | |
Johann Gottfried Graf zu Castell-Rüdenhausen | 1678-1679 | |
Friedrich Ludwig Graf zu Castell-Rüdenhausen | 1642-1680 | |
Philipp Gottfried Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen | 1641-1681 | |
Anna Sybilla Florentina Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen | 1648-1685 | geb. als Wild- und Freigräfin zu Dhaun |
Charlotta Juliana Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen | 1670-1696 | geb. als Gräfin zu Castell-Remlingen |
Charlotta Luisa Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen | 1671-1697 | geb. als Gräfin zu Hohenlohe |
Friederike Charlotte Gräfin zu Castell-Rüdenhausen | 1697-1698 | |
Christiana Charlotte Juliana Gräfin zu Castell-Rüdenhausen | 1681-1698 | |
Sophia Gräfin zu Castell-Rüdenhausen | 1704-1704 | |
Philipp Friedrich Graf zu Castell-Rüdenhausen | 1706-1706 | |
Wolfgang Christian Graf zu Castell-Rüdenhausen | 1702-1707 | |
Wilhelmina Charlotte Gräfin zu Castell-Rüdenhausen | 1705-1707 | |
Eleonora Christiana Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen | 1720-1746 | geb. als Gräfin zu Hohenlohe |
Johann Friedrich Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen | 1675-1749 | |
Johanna Elisabetha Gräfin zu Castell-Rüdenhausen | 1679-1757 | |
Magdalena Dorothea Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen | 1705-1762 | geb. als Gräfin zu Hohenlohe |
Johann Friedrich Carl Heinrich Graf zu Castell-Rüdenhausen | 1776-1776 | |
Friedrich Ludwig Carl Christian Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen | 1746-1803[13] |
Literatur
- Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
- Max Domarus: Die Kirche in Rüdenhausen. Eine bau- und kunstgeschichtliche Würdigung. In: Mainfränkische Hefte. Heft 35. Volkach 1959.
- Evang.-Luth. Kirchengemeinde Rüdenhausen (Hrsg.): Die Kirche in Rüdenhausen. Rüdenhausen.
- Oliver Meys: Memoria und Bekenntnis. Die Grabmäler evangelischer Landesherren im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation im Zeitalter der Konfessionalisierung. Regensburg 2009.
- Karl Treutwein: Von Abtswind bis Zeilitzheim. Geschichtliches, Sehenswertes, Überlieferungen. Volkach 1987.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Domarus, Max: Die Kirche in Rüdenhausen. S.21.
- ↑ Für die Reisen. Vgl.: Domarus, Max: Die Kirche in Rüdenhausen. S.28-45.
- ↑ Geodaten: Denkmalnummer D-6-75-162-7, abgerufen am 03. September 2013.
- ↑ Treutwein, Karl: Von Abtswind bis Zeilitzheim. S.202.
- ↑ Treutwein, Karl: Von Abtswind bis Zeilitzheim. S.203.
- ↑ Markt Rüdenhausen: Taufengel, abgerufen am 03. September 2013.
- ↑ Evang.-Luth. Kirchengemeinde Rüdenhausen (Hrsg.): Die Kirche in Rüdenhausen. S.2.
- ↑ Bauer, Hans: Landkreis Kitzingen. S.82.
- ↑ Evang. Luth. Kirchengemeinde (Hrsg.): Die Kirche in Rüdenhausen. S.4.
- ↑ Domarus, Max: Die Kirche in Rüdenhausen. S.74.
- ↑ Meys, Oliver: Memoria und Bekenntnis. S.43.
- ↑ Vgl.: Kulturpfad Castell: Rüdenhausen, abgerufen am 04. September 2013.
- ↑ Domarus, Max: Die Kirche in Rüdenhausen. S.113 f.
Koordinaten: 49° 45′ 54″ N, 10° 20′ 27″ O