St. Sebald am Heiligenstein

St. Sebald am Heiligenstein ist eine römisch-katholische Wallfahrtskirche in der oberösterreichischen Marktgemeinde Gaflenz im Bezirk Steyr-Land. Sie ist eine Filialkirche der Pfarre Gaflenz. Die im gotischen Baustil errichtete Kirche St. Sebald am Heiligenstein befindet sich am Gipfel des steil abfallenden Heiligensteins (782 m ü. A.) zwischen den Gemeinden Gaflenz und Weyer. Die römisch-katholische Wallfahrtskirche ist als einzige Kirche Österreichs nach dem heiligen Sebaldus von Nürnberg geweiht.
Geschichte
Aus Legenden geht hervor, dass sich der heilige Sebald hier auf seinem Weg von Rom nach Nürnberg für längere Zeit auf dem Heiligenstein augehalten haben soll. Faktisch gesichert sind jedoch nur die Handelsbeziehungen zwischen Nürnberg und der Eisenwurzen, wodurch die Legenden des heiligen Sebalds auch auf iesen weg nach Gaflenz gekommen sein könnten. 1413 wurde die Kapelle „ad sanctum lapidem“ zu Ehren aller Heiligen, besonders aber dem hl. Sebald geweiht. Mit der Heiligsprechung des Sebaldus kam es zu einem Aufschwung des Wallfahrens auf den Heiligenstein. Im Gaflenzer Pfarrarchiv finden sich in einer Handschrift um 1850 Mirakelberichte, die von sechs Fällen wunderbarer Heilung auf dem Heiligenstein berichten. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Ausbau der spätgotischen Kirche. Während der Gegenreformation feierten oft protestantische Bürger, die aus Steyr geflohen sind, den Gottesdienst oben mit. 1665 erfolgte der Bau des Glockenturmes, welcher 26 Jahre später umgebaut wurde und 1733 sein heutiges Aussehen erhielt. Bald darauf erfolgte auch der Bau der barocken Sebaldikapelle, mit der Grotte. Mit der Kirche am Heiligenstein wurde soviel Geld eingenommen, dass mit dem Geld im 18. Jahrhundert Kreditgeschäfte gemacht werden konnten. Zur selben Zeit erfolgte auch die Errichtung des Kalvarienberges mit 5 Stationen von Gaflenz auf den Heiligenstein. 1707 begann die Errichtung des „Mesnerhauses“, damit die Pilger und Wallfahrer und der Mesner, der sogenannte Einsiedler, einen Unterstand haben. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Kanzel und die heutigen Altäre aufgestellt. 1806 wurde die Kirche durch die französischen Soldaten stark in Mitleidenschaft gezogen und 1810 erfolgte eine zwangsweise Ablieferung des Kirchensilbers. Die entstandenen Kriegsschäden wurden in den Jahren 1811/12 beseitigt. Die Ausbesserungsarbeiten fanden mit dem Kauf der 600 kg schweren Glocke 1813 ihren Abschluss. 1832 erhielt der Heiligenstein die alte Orgel aus Weyer und bis 1843 wurde das Wallfahrtswesen wieder belebt. Im Zweiten Weltkrieg wurden die zwei Glocken von Heiligenstein als Kriegsbedarf entfernt. 1945 quartierten sich russische Soldaten am Heiligenstein ein.
1949 wurde die erste neue Glocke, mit 250 kg geweiht, die alte kehrte 1950 zurück, sie lag im Hamburger Hafen versenkt. Zur Wiedereröffnung fand 1951 das Sebaldifest mit 2000 Wallfahrern statt. In den Jahren 1984/85 erfolgte eine Außenrenovierung der Kirche und der Sebaldikapelle. Heute kommen vor allem an Wochenenden und bei schönem Wetter viele Wanderer auf den Heiligenstein. Ein häufiges Anliegen der Wallfahrer, vor allem der Wallfahrerinnen, ist der Wunsch nach einem Ehemann und Kindern.[1][2][3]
Baubeschreibung
Die Wallfahrtskirche St. Sebaldus ist ein spätgotischer kubischer Bau mit Walmdach. Der 5/8-Chor entstand im frühen 15. Jahrhundert. Nordseitig schließt die Sakristei mit einem darüberbefindlichen Oratorium an den Chor an. Dieses ist von außen über eine Stein-Wendeltreppe erreichbar. Interessant ist das als Schulterbogen ausgebildete Südportal in spätgotischer Stabrahmung. An das Langhaus schließt im Westen ein Vorbau, die sogenannte „Laube“ an, deren Gewölbe zu Beginn des 19. Jahrhunderts einstürzte. Auf drei Seiten wird die Kirche von einer Friedhofsmauer umschlossen, die 1969 mit Holzbrettern neu eingedeckt wurde.[4][5]
Turm
Der Kupferstich „Heyliger Stain“ von Andreas Matthäus Wolfgang zeigt, dass der 1665 errichtete Glockenturm ursprünglich als Dachreiter ausgebildet war. 1691 wurde der heutige Turm im südöstlichen Winkel des Chores aus Tuffstein gebaut und wurde 1692 mit der Sonnenuhr des Garstener Hofmalers Johann Georg Staindorfer ausgestattet. In den Jahren 1732 bis 1733 wurde der Turm auf die heutige Höhe von etwa 20 Metern gebracht und mit einem barocken Turmhelm, direkt über der Glockenstube ausgestattet. Die Glockenstube birgt zwei Glocken.[6]
Kircheninneres
Die Kirche ist ein breiter dreischiffiger Hallenraum mit zwölf Metern Länge und zehn Metern Breite. Durch die zweibahnigen Maßwerkfenster mit einfacher schräger Neigung in der nördlichen und südlichen Langhauswand gelangt Licht ins Kircheninnere. An den achteckigen Pfeiler setzen die Rippen des Netzgewölbes mit einem kurzen Absatz an und enden an den Wänden jeweils in runden Konsolen. Diese enden mit einer nach unten hängenden Rosette. Im Mittelschiff der dreijochigen Vierpfielerhalle ist ein zentrales Heiliggeistloch. Über den Seitenschiffen ist jeweils ein langgezogenes Netzgewölbe mit Rauten die längs liegen. Unter der Empore ist Bogenrippengewölbe, bei dem die bogenlinigen Rippenzüge auf halbrunde Wand- Pfeilerdienste auflaufen. Bemerkenswert sind die Rötelkritzelinschriften entlang der Emporenstiege aus dem 16. Jahrhundert.
Der Abgang zur Unterkirche befindet sich unter dem nordweslichen Seitenschiffjoch. Die Unterkirche ist ein langgestreckter dreijochiger Kapellenraum mit Kreuzrippengewölbe.
Der Kirchenboden besteht aus einer in dieser Zusammensetzung seltenen Estrich. Die Oberfläche war ursprünglich glatt geschliffen. Laut einer Laboranalyse des Bundesdenkmalamtes besteht der Estrich zum großteil aus hellgrauem Dolomit (genauso wie das Gesteinsmaterial vor der Kirche), aus weißem Marmor, getrocknetem Kalk und Dolomitkalk als Bindemittel. Als organische Zusätze fanden Kasein und Topfen Verwendung. Die Stufen zum Chor bestehen aus Konglomeratgestein.
Der Triumphbogen ist reich profiliert und trennt den Chor spürbar vom Kirchenschiff. Der 5/8-Chorraum ist zweijochig und sternrippengewölbt. ursprünglich war der Rautenstern sechsteilig. Im Rahmen der Errichtung des Hauptaltares wurde jedoch eine Rippe entfernt. Die Rippen sind an den Wänden herabgezogen und ruhen auf polygonalen Konsolen.
Eines der beiden Fenster in der Apsis weist Reste einer spätgotischen Glasmalerei aus dem Jahr 1470 auf. Es stellt die „Ölbergszene“ dar. Durch ein eisenbeschlagenes Tor mit Schlüssellochrahmen gelangt man vom Chor in die spätgotische Sakristei. Diese ist kreuzrippengewölbt.
Im Rahmen der Innenrenovierung 1991 wurde festgestellt, dass die Kirche einen guterhaltenen spätgotischen und frühbarocken Freskenschmuck verfügt. Da die Kirche heute ein barockes Gesamterscheinungsbild hat, wurde auf eine Freilegung verzichtet. Der Raum wurde in gebrochenem Weiß ausgemalt. Die spätgotischen Fresken sind unter acht Malschichten versteckt.[7]
Ausstattung
Der Großteil der Einrichtung entstand in den Jahren 1751 bis 1777. Die Kirche ist damit vom späten Barock und den Anfängen des Klassizismus geprägt.[8]
Hochaltar
Der Hochaltar entstand in den Jahren 1776 und 1777. In der Mitte befindet sich eine lebensgroße Statue des heiligen Sebalds vor einem goldenen Strahlenkranz. Die Figur steht auf einem Tabernakelaufbau mit Rokoko-Verierungen und weißer Fassung. Dieser wurde 1778 in Seitenstetten angefertigt. Der Architrav wird von korinthischen Säulen sowie Pilastern getragen. Über diesem ist, auf Wolken schwebend, die Krönung Mariens dargestellt. Die Statuen am Hochaltar schuf der Bildhauer Johann Jakob Sattler aus St. Florian, der Altaraufbau selbst entstand in der Werkstatt des Garstener Hoftischlers.
1992 wurde die Erstfassung des Altares (schwarz auf weißer Gliederung) wieder freigelegt. Diese wurde von Franz. X. Gürler aus Steyr durchgeführt. Die Übermalung wurde im Zuge der Restaurierung 1992 entfernt, sie bestand aus schwarz gefärbtem Lack mit weißen Adern. Der Hochaltar war stark vom Holzwurm befallen, deshalb musste das Holz im Zuge der Restaurierung auch umfassend gefestigt werden. Eine partielle Restaurierung des Altares ist bereits für das Jahr 1834 nachgewiesen.[9]
Kanzel
1751 fertigte der Garstener Hoftischler Matthias Pokorny die schwarz marmorierte Kanzel. Auf dem Schalldeckel befindet sich eine auf Wolken schwebende Halbfigur des heiligen Sebalds. In den Jahren 1842 und 1992 wurde die Kanzel neu vergoldet.[10]
Seitenaltäre
Der Garstener Hoftischler Matthias Pokorny schuf die beiden Seitenaltäre im Jahr 1754. Auf dem Altarbild des linken Seitenaltares ist der „Mannaregen“ dargestellt. Im Bild darüber wird das Letzte Abendmahl gegenübergestellt. Im barocken Vorsatzbild ist der heilige Josef dargestellt. Das Altarbild des rechten Seitenaltares zeigt das „Opfer des Melchisedech“. Im Aufsatzbild wird die Kreuzigung Jesu mit Maria, Johannes und Maria Magdalena. Am rechten Bildrand sind römische Soldaten dargestellt, die dabei sind, die Kleidung Jesu unter sich zu verteilen. Das barocke Vorsatzbild zeigt den heiligen Antonius. Ursprünglich waren die Seitenaltäre in schwarzer Farbgebung. Die erste Übermalung war eine dunkle Marmorierung mit hellen Farbspritzern. Die zweite Übermalung erfolgte mit geschwärztem Schellack. 1992 wurde im Zuge einer Restaurierung die erse Übermalung wieder freigelegt. Die Freilegung der Originallackierung wäre nicht ohne Schäden durchführbar gewesen.[11]
Bilderzyklus
An der nördlichen und südlichen Langhauswand ist die Sebaldslegende in Bildern dargestellt. Sie besteht aus sieben großformatigen Ölgemälde aus dem 18. Jahrhundert. Diese wurden zum Teil mehrmals übermalt.
Die vier Bilder an der Nordwand stellen den Lebensweg des heiligen Sebalds dar. Auf dem ersten Bild ist die Abschied des heiligen Sebald von seiner Gattin zu sehen. Das zweite Bild zeigt, wie er von Papst Gregor II. die Erlaubnis zu predigen erhält. Auf diesem Bild sind im Hintergrund neben einem Kreuzträger und einem Kardnial auch Sebalds Begleiter Willibald und Wunibald sichtbar. Das dritte Bild zeigt sein Übersetzen über die Donau bei Regensburg auf seinem ausgebreiteten Mantel. Auf dem vierten Bild sieht man Sebald 20 Jahre nach seinem Tod unverwest im Sarg liegen. Ein Witzbold fand sich bei seinem Grab ein und zupfte den Toten am Bart. Daraufhin versetzte Sebald diesem einen so heftigen Schlag, dass dieser auf einem Auge erblindete.
An der Südwand hängen drei Bilder, die die Wunder des Heiligen darstellen. Das fünfte Bild stammt vom Maler Christoph Auhueber. Dieses 1711 in Bad Hall geschaffene Werk zeigt „Sebald an seiner Lagerstätte“. Laut der Legende suchte eines Tages ein Bauer den Einsiedler in seiner Zelle auf und klagte ihm sein Leid. Seine Zugochesn waren ihm ausgekommen und haben sich im Wald verlaufen. Da schon die Dämmerung anbrach und die Suche über den ganzen Tag hinweg vergebens war, machte ihm Sebald Mut und befahl ihm, den Wald weiter mit erhobenen Händen weiterzudurchforsten. Seine Hände begannen im Wald zu strahlen und bald darauf fand er seine Ochsen wieder.
Das sechste Bild zeigt die Heilung eines blinden Wagners dar. Dieser kaufte auf dem Nürenburger Markt Fische für den erkrankten Sebald. Da der Burggraf dies jedoch verboten hatte, bledete er den Wagner. Daraufhin besuchte Sebald mit dem Wagner die Richtstätte, hob die Augen vom Boden auf und setzte sie wieder ein und gab so dem Wagner das Augenlicht wieder.
Das achte Bild zeigt, wie zwei tote Kinder durch Fürbitten des heiligen Sebalds wieder zum Leben erweckt werden.
1842 übermalte der Legendenmaler Gabriel Frey aus Weyer vier dieser Legendenbilder. 1847 wurden die restlichen Bilder durch Joseph und Ignaz Frey. 1975 resturierte Theodor Bohdanowicz sechs Legendenbilder.[12]
Volksaltar
Anlässlich des Abschlusses der Innenrenovierung im Jahr 1993 wurde zum Sebaldifest am 22. August 1993 ein neuer Volksaltar eingeweiht. Franz Salcher lieferte den Entwurf, Alfons Großberger aus Gaflenz gestaltete ihn künstlerisch. Der Altar stellt das Motiv „Der brennende Dornbusch“ aus dem Buch Exodus, dem 2. Buch Mose dar und symbolisiert die Begegnung Moses mit Gott Jahwe. Der Volksaltar soll dem Besucher verdeutlichen, dass auch er in diesem diem Gegenwart Gottes erfahren kann.[13]
Weitere Einrichtung
Auf beiden Seiten des Hochaltars finden sich an den Mauern des Chorpolygones Konsolenfiguren. Auf der Evangelienseite (linke Seite) befindet sich eine barocke Figur des heiligen Berthold von Garsten oder des heiligen Benedikt. Auf der Epistelseite ist eine spätgotische Figur des heiligen Sebalds. Diese 78 cm große Statue ist in einem weichen Stil der Spätzeit um 1430 entstanden. Die Heiligenfigur ist bärtig und trägt einen Pilgerhut. In der linken vorgestreckten Hand hält er ein Modell einer zweitürmigen Kirche, in der rechten einen Pilgerstab. Der Pilgermantel fällt in reichem Faltengehänge vom rechten Arm und bildet einen ornamentalen Saum. Auf dem Rücken trägt sie eine Pilgertasche. Zu diesergehört auch die Riemenschnalle auf der Brustseite. Unterhalb des Zingulums bildet das Gewand Röhrenfalten aus. In den Jahren 1967 und 1979 wurde die Staute restauriert. Die um 1430 geschnitzte spätgotische Sebaldusstatue, deren barocke Bemalung anlässlich einer Kunstausstellung in Nürnberg entfernt wurde, steht nun im Originalzustand aus Sicherheitsgründen in der Pfarrkirche von Gaflenz. Stattdessen steht heute eine Nachbildung vom Bildhauer Adelsberger in der Sebalduskirche am Heiligenstein.
Im südlichen Bereich des Presbyteriums ist über dem Turmzugang eine Nische mit einer barocken Pietà in einem Schrein. Das schmiedeeiserne Kommuniongitter wurde 1847 geschaffen. An den vorderen Langhauspfeilern finden sich zwei baroke Baldarchinaltäre mit neogotischen Figuren des heiligen Leonhard und des heiligen Antonius. Beide Figuren stammen aus dem Jahr 1896. Beim Nord- und beim Südportal finden sich Figuren des heiligen Sebastians und des heiligen Andreas. Die beiden Beichtstühle unter der empore standen ursprünglich in der Pfarrkirche Gaflenz, wurden aber 1992 auf den Heiligenstein übertragen.[14]
Orgel
DIe Existenz einer Orgel in der Sebalduskirche ist bis in das 17. Jahrhundert nachverfolgbar. 1670 wurde ein Regal saniert. Reperaturen der Orgel erfolgten in den Jahren 1709, 1763, 1884 und 1939. 1732 wurde die alte Orgel vom Heiligenstein in die Pfarrkirche Gaflenz übertragen. 1785 wurde eine neue Orgel angeschafft. 1832 wurde die alte Orgel der Pfarrkirche Weyer mit acht klingenden Registern in der Sebalduskirche installiert. Das Orgelgehäuse wurde 1841 restauriert. 1945 wurde die Orgel durch sowjetische Besatzungssoldaten zerstört.[15]
Glocken
In der Glockenstube des Turmes befinden sich zwei Glocken.
Die größere mit einem Durchmesser von 110 cm wiegt 600 kg und ist auf f' gestimmt. Sie ist dem heiligen Sebald und dem heiligen Florian geweiht und trägt die Umschrift: „sit nomen domini benedictum“ (übersetzt:„Der Name des Herrn sei gepriesen“) sowie: „Auf Costen der Pfarrgemeinde Gafflenz goss mich Casp. Domi. Staffelmayr in Steyr 1814.“ Diese Glocke musste im Jahr 1942 als Metallspende zu Rüstungszwecken für den Zweiten Weltkrieg abgegeben werden. Sie wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges im Hamburger Hafen versenkt und nach Auffinden im Jahr 1950 auf den Heiligenstein zurückgebracht.
Die kleinere Glocke mit einem Durchmesser von 80 cm wiegt 250 kg und ist auf d' gestimmt. Sie ist dem heiligen Antonius sowie dem heiligen Leonhard geweiht. Sie ist ein Neuguss aus Trümmern einer älteren Glocke. Diese wurde 1945 den Steilhang hinuntergeworfen und zerschellte am Fuße des Heiligensteins in elf Teile.[16]
Die Glocken werden bis heute von Hand geläutet.
Sebaldikapelle
Knapp unterhalb der nordwestlichen Ecke der Wallfahrtskirche befindet sich eine kleine barocke Kapelle. Diese wurde 1691 über einer Felsnische mit einer steinerenen Liegefigur des heiligen Sebalds errichtet. Laut der Legende soll Sebald in dieser „Felshöhle“ als Einsiedler gelebt haben. Sein „Lager“ wird von éinem kunstvoll geschmiedeten Gitter abgesperrt. Dieses wurde 1693 von Philipp Schwälbl, einem Schlosser aus Weyer, geschmiedet und vom Maler Brösinger aus Waidhofen an der Ybbs rot und grün gestrichen. 1793 schuf ein Bildhauer aus Garsten das Kruzifix, das die Grotte bekrönt. Darüber ist ein lateinisches Chronogramm mit der Jahreszahl 1692. Die Übersetzung dieser Inschrift lautet: „Grotte, in welcher der heilige Pilger Sebald ruhte.“
An der Decke der Kapelle befinden sich Fresken der Garstener Hofmaler Johann Georg Staindorfer und seinem Sohn. Das Fresko in der Hängekuppel zeigt eine Szene aus der Sebalduslegende: Auf der Pilgerreise litten Sebaldus und seine Begleiter einmal großen Hunger. Nach vielem Beten erschien ihnen ein Engel Gottes und speiste sie. Auf dem Bild erwartet der heilige Sebald kniend die Speise des Engels während Willibald und Wunibald gemeinsam mit Sebals Diener Dionysios in einer Laube sitzend auf essen warten. Das Wunder ist im Wesentlichen eine veränderte Fassung der Geschichte des Propheten Elija. In den ecken des Gewölbes tragen Engel die Atribute des heiligen Sebalds: Pilgerhut, Pilgerstab und Pilgermantel. Der vierte Engel zeigt die Zeichen der Missionstätigkeit und der Reinheit der Seele: Kreuz und Lilie. Diesen Symbolen werden die Symbole der weltlichen Macht: Krone, Szepter, Brokat und Orden des Golenen Vlies gegenübergestellt. Letztmals renoviert wurde die Kapelle 1987/88.[17]
Kreuzwegstationen
Im 17. und 18. Jahrhundert wurden viele Wallfahrtsorte bildnerisch ausgestaltet – so auch St. Sebald am Heiligenstein. Sehr häufig wure auf Szenen der Passion Jesu zurückgegriffen. Sie dienten nicht nur als bildnerische Kunstwerke, sondern auch als Raststationen auf dem Weg zum Wallfahrtsort. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde auch auf den Heiligenstein ein ausgedehnter Kreuzweg mit Stationen des schmerzhaften Rosenkranzes gebaut. 1701 entstanden die Stationen „Ölberg“, „Geiselung“ und „Kreuztragung“. 1702 schuf ein Bildhauer aus Weyer einen Grablegechristus. Dafür wurde oberhalb der Sebaldikapelle eine Grabkapelle errichtet. Der Kapellenbildstock „Dornenkrönung“ entstand 1738 und wurde 1739 vom Bildhauer aus Weyer mit Figuren versehen. Vom selben Künstler stammt auch die 1743 entstandene Kreuzigungsgruppe an der südlichen Mauer des Kirchhofes. Laut einer Inventarliste aus dem Jahr 1859 gab es sieben Kapellen mit 14 Statuen.[18]
Literatur
- Winklmayr, Elisabeth u.a.; Das Mesnerhaus am Heiligenstein und seine Entwicklung zur Jausenstation. Festschrift zum Jubiläum 300 Jahre Mesnerhaus 1707–2007, Gaflenz 2007, Pfarr- und Gemeindeamt Gaflenz, Blatt 5
Weblinks
- Diözese Linz: Heiligsteinstein bei Gaflenz: Pilgern für einen Lebenspartner (abgerufen am 3. Jänner 2012)
- Marktgemeinde Gaflenz: Wanderwege – Heiligenstein (abgerufen am 3. Jänner 2012)
- Austria-Forum: Sagen aus dem Raum St. Sebald am Hl. Stein (abgerufen am 3. Jänner 2012)
- Tiscover: Sebaldikirche am Heiligenstein – Nationalpark Ennstal (abgerufen am 3. Jänner 2012)
- Kraftort.at: Kraftorte und Kultplätze in Oberösterreich (abgerufen am 3. Jänner 2012)
Einzelnachweise
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 5 ff.
- ↑ Elisabeth Winklmayr u.a.: Das Mesnerhaus am Heiligenstein und seine Entwicklung zur Jausenstation. Festschrift zum Jubiläum 300 Jahre Mesnerhaus 1707–2007. Pfarr- und Gemeindeamt Gaflenz, Gaflenz 2007, S. 5 ff.
- ↑ Peter Pfarl: Pilgerwege in Oberösterreich. Verlagsgruppe Styria, Wien, Graz, Klagenfurt 2010, ISBN 978-3-7012-0050-4, S. 153 ff.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 11 f.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 11 f.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 12 f.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 13 ff.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 15.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 15 f.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 16.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 16.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 20 ff.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 26 f.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 24 f.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 27.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 12 f.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 28.
- ↑ Erwin Garstenauer: Sankt Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz. Druckerei Rudolf Trauner, Gaflenz 1993, S. 31.
Koordinaten: 47° 52′ 55″ N, 14° 42′ 7″ O