Holocaust
Die Begriffe Holocaust (auch Holokaust, von griechisch ολοκαύτωμα, olokáutoma: „vollständiges Brandopfer“) und Shoa (hebräisch: „großes Unheil“) bezeichnen im engeren Sinn den systematischen Völkermord an etwa sechs Millionen europäischen Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. Im weiteren Sinn wird dem Holocaust auch die kollektive Ermordung von Angehörigen anderer ethnischer, religiöser und sonstiger Bevölkerungsgruppen zugerechnet, die von den Nazis für „unerwünscht“, „lebensunwert“ oder „rassisch minderwertig“ erklärt wurden. Zu letzteren gehörten vor allem die „Behinderten“, die Sinti und Roma und weitere als Zigeuner bezeichnete Gruppen, die Zeugen Jehovas, die Homosexuellen sowie polnische Intellektuelle, russische Kriegsgefangene und andere, überwiegend slawische Volksgruppen.
Dieser Artikel befasst sich vorrangig mit dem Genozid an den europäischen Juden. Nationalsozialistische Mordaktionen gegen andere Gruppen werden in folgenden Artikeln dargestellt:
- Porajmos: zur Ermordung und Verfolgung ziganischer Völker
- Aktion T4 und Euthanasie: zum Mord an Behinderten,
- Rosa Winkel: zum Mord an Homosexuellen,
- Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus.
- Zur Verfolgung und Ermordung politisch-ideologischer Gegner des NS-Regimes siehe: Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
- Der Artikel Shoa behandelt diesen Begriff und die Diskussion um die Singularität des Holocaust.
Die Begriffe Holocaust und Shoa
Beide Begriffe werden von Nichtjuden meist deckungsgleich für die millionenfache Ermordung von Juden zwischen 1933 und 1945 verwendet, obwohl sich die Wortbedeutung unterscheidet.
Das Wort Holocaust stammt vom griechischen holókaustos ab und bedeutet „vollständig verbrannt“. Dies bezog sich auf die in der Antike verbreitete religiöse Praxis der Verbrennung von Tieren als Opfer. Dafür verwendete es erstmals der Historiker Xenophon, dann auch die griechische Übersetzung der Hebräischen Bibel, die so genannte Septuaginta. Über die lateinische Bibelübersetzung der Vulgata drang holocaustum in den englischen Sprachschatz ein, nicht aber in den deutschen, da Martin Luther den Ausdruck mit Brandopfer übersetzte.
Darum wurde der Genozid an den europäischen Juden zunächst nur im englischen Sprachraum mit dem Wort Holocaust bezeichnet; dies erstmals im Dezember 1942 in der Tageszeitung News Chronicle. Diese verband damit bereits Hitlers Vernichtungsplan an den Juden: … the Jewish people are to be exterminated. Von nun an behielt der Begriff im politischen Diskurs diesen Sinn und setzte sich in der angelsächsischen Geschichtswissenschaft nach 1945 allmählich durch. Aber erst der Autor Frederick Forsythe machte 1972 diesen Sinn mit seinem Roman Die Akte Odessa einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Zwar gab es auch im Deutschen das Fremdwort Holokaust, das aber kaum für den Völkermord an den Juden gebraucht wurde und in wichtigen Wörterbüchern nicht verzeichnet war. Doch seit der Fernsehserie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß von 1979 wurde der Begriff in englischer Schreibweise in der Bundesrepublik üblich. Er bezeichnete nun das, was zuvor als „Judenverfolgung“ , „Judenvernichtung“ oder „Judenmord“ umschrieben worden war.
Die historische Forschung dazu sprach zuvor meist vom „Mord an den europäischen Juden“. Dies hatte sich nur schwach vom Allgemeinbegriff „Judenfeindlichkeit“ abgehoben. Das Bewusstsein für die Ausnahmestellung dieses nationalsozialistischen Völkermords war bis dahin kaum in der deutschen Bevölkerung vorhanden. Eine davon losgelöste Verwendung des Begriffs Holocaust ist daher im Deutschen semantisch und ethisch umstritten. Die Übertragung des Begriffes auf andere Ereignisse erscheint oft als Effekthascherei oder gar abzulehnende Relativierung der NS-Verbrechen. Insofern beschreibt der Begriff Holocaust eher die Perspektive der Täter-Nachfahren.
Juden bevorzugen seit 1945 das profane hebräische Wort „Shoa“ (השואה; Schoa, Schoah) für das Ereignis. Das Wort war schon vorher für ein „großes Unheil“ oder eine „Katastrophe“ üblich. Diesen Begriff nahm 1948 auch die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel auf. „Holocaust“ dagegen betont für Juden zu sehr die Opferrolle der Ermordeten und legt zudem nahe, ihr „Opfer“ sei „gottgewollt“ gewesen. - „Shoa“ lehnen wiederum manche Vertreter nicht-jüdischer Opfergruppen des Holocaust ab: Für sie engt das hebräische Wort den Blick auf die ermordeten Juden ein.
Außerhalb Israels bürgerte sich „Shoa“ vor allem seit dem gleichnamigen Dokumentarfilm von Claude Lanzmann von 1985 ein, der als „narrative Chronik des Holocaust“ gilt. Wer als Nichtjude „Shoa“ bevorzugt, verbindet damit oft Kritik am Holocaustfilm von 1979: Dieser habe den Stoff „romantisierend“, „reißerisch“ oder gar „voyeuristisch“ umgesetzt und sei dem tatsächlichen Schrecken des Themas nicht gerecht geworden.
Gesellschaftliche Voraussetzungen und ideologische Grundlagen
Die Nationalsozialisten bauten ihre Ideologie auf den in fast ganz Europa verbreiteten Antisemitismus und Antijudaismus auf, der in Deutschland seit Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem aufkommenden Patriotismus und einem seit der Jahrhundertmitte immer aggressiver auftretenden und zunehmend autoritären Nationalismus einherging. Dieser wurde durch die Niederlage der radikaldemokratischen-liberalen und frühsozialistischen Bewegungen in der Märzrevolution von 1848/49 nachhaltig gestärkt und gewann spätestens im 1871 ausgerufenen Kaiserreich einen chauvinistisch-expansiven Charakter.
Seit etwa 1870 waren in den verschiedenen Gruppen und Parteien der deutschnationalen Völkischen Bewegung, die sich bis weit in bürgerliche Kreise hinein erstreckte, immer stärker Tendenzen aufgekommen, nach denen das deutsche Volk als anderen überlegene Herrenrasse betrachtet wurde. Die Juden wurden dabei als Feindbild im eigenen Land dargestellt, und es kam zu Entwürfen erster politischer Vertreibungs- und Vernichtungsprogramme gegen alle Juden.
Im Unterschied zu vor allem religiös motivierten antisemitischen Vorurteilen, wie sie z.B. auch in Osteuropa stark verbreitet waren, verknüpfte die NS-Ideologie den Antisemitismus in Deutschland mit einer in ihren Grundzügen schon seit 1860 entwickelten pseudowissenschaftlichen Rassenlehre, die beanspruchte, die Menschheit in unterschiedliche Menschengruppen aufzuteilen, und sie in höher- und minderwertigere Rassen einzuordnen.
Hitler bauschte diese Ideologie in seinem autobiografischen Programmentwurf Mein Kampf schon in den 1920er Jahren propagandistisch auf. Dabei definierte er die Geschichtsauffassung des Marxismus, wonach die Geschichte eine Abfolge von Klassenkämpfen sei, um in eine Geschichte von Rassenkämpfen um Lebensraum, an deren Ende die „gesündeste“ und „durchsetzungsfähigste“ Rasse obsiege, nachdem sie „minderwertige“ Rassen „ausgerottet“ oder „versklavt“ habe.
Laut Hitler war die „arische Rasse“, zu der er das deutsche Volk zählte, zu diesem Sieg auserwählt. Als Hauptfeind in diesem „Menschheitskampf“ sah er die Juden, die er nicht als Religionsgemeinschaft, sondern ebenfalls als (andere) „Rasse“ definierte; dies entgegen jeglichem Augenschein, der eine äußerliche Unterscheidung von den „Ariern“ hätte erkennbar machen können (trotzdem wurde mit pseudowissenschaftlichen Methoden versucht, entsprechende äußere Unterschiede zu postulieren). Die besondere Bedrohung durch die Juden bestehe darin, die verschiedenen „Rassen“ vermischen zu wollen. Dazu griffen sie neben dem „internationalen Finanzkapital“ auf Ideologien wie den Liberalismus, den Pazifismus, Internationalismus oder den Marxismus zurück. Dadurch würden sie an sich „gesunde Rassen“ „zersetzen“.
Wo die Nationalsozialisten „nicht-arische“ Rassen „nur“ als Untermenschen betrachteten, wurden die Juden im NS-Jargon zusätzlich als Ungeziefer und Krankheitserreger verunglimpft. Besonders drastisch wurde diese These im NS-Propagandafilm Der ewige Jude von 1940 verbreitet. Dieser verwendete dazu das Stilmittel der Dokumentation, um gegenüber einem größeren Publikum den Anschein einer objektiven Darstellung zu erwecken.
Die Geschichte des Holocaust
Die Entwicklung zum Holocaust begann 1933 mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung der Juden in Deutschland und zielte auf die Vernichtung aller europäischen Juden, derer das nationalsozialistische Regime habhaft werden konnte. Sie lässt sich grob in drei aufeinander aufbauende, sich zeitlich überlappende Phasen einteilen:
- Entrechtung und Verdrängung aus dem Verwaltungsapparat und öffentlichen Leben,
- die sogenannte Arisierung (Enteignung von in jüdischem Besitz befindlicher Unternehmen) und Ghettoisierung,
- Deportation, Massenmorde und Vergasung in den Vernichtungslagern.
Die Judenverfolgung im Deutschen Reich von 1933 bis 1939
Seit Hitlers Machtergreifung betrieben die Nationalsozialisten die systematische Entrechtung der Juden. Unmittelbar nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler (30. Januar 1933) begannen „spontane“ Proteste gegen jüdische Beamte; Gerichtsverhandlungen wurden gestört, die Beseitigung jüdischer Juristen wurde in Zeitungsartikeln und Leserbriefen gefordert. Am 1. April organisierte die SA einen Boykott jüdischer Geschäfte, bei dem Läden zertrümmert und jüdische Geschäftsinhaber verprügelt wurden.
Die staatliche Verdrängung von Juden aus dem öffentlichen Dienst begann mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums am 7. April 1933, das die Entlassung aller jüdischen Beamten erlaubte. Durch ein Eingreifen des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg wurden nur die jüdischen Beamten ausgenommen, die schon vor 1914 im Staatsdienst waren, im Weltkrieg gekämpft oder dabei Angehörige verloren hatten. Von nun an wurden Juden auch aus allen Ehrenämtern entfernt; sie erhielten nur noch begrenzt Zugang zu Schulen und Universitäten; jüdische Steuerberater verloren ihre Zulassung.
1935 verschlechterte sich die Lage vieler Juden nochmals drastisch: Sie wurden nicht mehr zu Prüfungen als Ärzte und Apotheker zugelassen und vom Wehrdienst ausgeschlossen. Zahlreiche Berufsverbände erteilten für sie mitsamt ihren Ehegatten Berufsverbote, z.B. als Haushaltshilfen, Gewerbelehrer, Kirchenmusiker, Kunst- und Antiquitätenhändler, Kinobetreiber, Schwimmmeister. Im Juli kam es zudem in Berlin zu erneuten Ausschreitungen gegen jüdische Geschäfte.
Im September zementierten die Nürnberger Gesetze die rassistische Ausgrenzung: Das „Reichsbürgergesetz“ beließ Juden zwar die deutsche Staatsbürgerschaft, wertete diese aber ab, indem nur „Arier“ die „Reichsbürgerschaft“ mit dem Privileg des Wahlrechts und voller Bewegungsfreiheit erhielten. Das „Blutschutzgesetz“ verbot die Eheschließung und außereheliche Sexualität zwischen Juden und „Ariern“. Dabei war zunächst unklar, wer als Jude zu gelten habe: Die „Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ definierte dann „Volljuden“ als Personen mit mindestens drei, „Mischjuden“ mit bis zu zwei jüdischen Großelternteilen. Auch wer zur jüdischen Glaubensgemeinschaft gehörte, galt als „Volljude“; wer nach dem Gesetzeserlass in diese eintrat, mit einem Juden verheiratet war oder aus einer „Mischehe“ gezeugt wurde, galt als „Mischling“. Der angeblich biologische „Rasse“-Begriff ließ sich also juristisch nur durch Rückgriff auf nichtbiologische Merkmale wie die Religionszugehörigkeit fassen.
Im Jahr 1936 wurden wegen der Olympiade in Berlin und der damit verbundenen Aufmerksamkeit des Auslands keine weiteren Gesetze gegen Juden erlassen, und auch Alltagsschikanen traten für knapp zwei Jahre zurück.
Das Jahr 1938 verschärfte die Entrechtung und Diskriminierung der Juden dann systematisch. Am 5. Januar 1938 wurde das „Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen“ erlassen, das Juden zwang, aus einer bestimmten, eng begrenzten Zahl „typisch jüdischer“ Vor- und Zunamen ihren Erst- oder Zweitnamen zu wählen. Ab Februar erhielten jüdische Betriebe und Haushalte geringere Zuteilungen an Rohstoffen und Devisen. Dort durften auch keine „deutschblütigen“ Frauen mehr arbeiten. Sie erhielten ab März keine öffentlichen Aufträge mehr und mussten ab dem 26. April ihr gesamtes Vermögen dem Staat offenlegen („anmelden“). Damit begann die „Arisierung“ von Unternehmen in jüdischem Besitz.
Die staatliche Sozialfürsorge für Juden wurde eingestellt; fortan mussten jüdische Wohlfahrtspflegevereine diese tragen. Nach den Elektrikern und Gasinstallateuren verloren ab September 1938 alle noch tätigen jüdischen Ärzte ihre Approbation, im November folgten die Anwälte, im Januar 1939 die Apotheker, Zahn- und Tierärzte. Alle jüdischen Börsen und Großmärkte wurden geschlossen. Jüdische Schüler durften nicht mehr zusammen mit deutschen Mitschülern das Abitur machen. Jüdische Stiftungen mussten ihre Satzungen dahingehend ändern, dass sie nur noch der Auswanderung der Juden dienen sollten.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs kam es zu einer ersten großen Fluchtwelle meist mittelloser jüdischer Deutscher aus dem Reichsgebiet, vor allem in die Schweiz. Daraufhin verlangten deren Staatsbehörden von Deutschland die Kennzeichnung jüdischer Reisepässe. Eine Verordnung legte dann fest, dass alle Pässe jüdischer Staatsbürger ohne das Stempelzeichen „J“ ungültig seien. Diese und weitere Restriktionen verhinderten nach Kriegsbeginn 1939 die Aufnahme tausender fluchtwilliger Juden, was für die meisten Betroffenen einem sicheren Todesurteil gleichkam.
Auch andere europäische Staaten erschwerten nun die Einreise für Immigranten aus Deutschland. Nachdem Polen Juden polnischer Herkunft, die länger in Deutschland lebten, die polnische Staatsbürgerschaft entziehen wollte, schob die Gestapo Ende Oktober 1938 etwa 15.000 Juden in einer Nacht- und Nebelaktion nach Polen ab. Betroffen waren davon auch die Eltern des Pariser Studenten Herschel Grynszpan. Dieser erschoss daraufhin einen deutschen Diplomaten.
Dies war der willkommene Vorwand für die bis dahin grausamsten Pogrome gegen Juden im Deutschland des 20. Jahrhunderts: die sogenannte „Reichskristallnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938. Sie wurde von Joseph Goebbels eingeleitet und von zahlreichen Gauleitern und ihren Untergebenen unterstützt. Die meisten der oft jahrhundertealten Synagogen Deutschlands wurden angezündet und zerstört. Dazu wurden Tausende Häuser und Wohnungen von Juden verwüstet. 100 bis 400 Juden (die genaue Zahl ist unbekannt) wurden ermordet; viele wurden geschlagen, verletzt und gedemütigt. In den folgenden Tagen wurden erstmals bis zu 36.000 Juden in schon vorhandenen Konzentrationslagern interniert.
Die nationalsozialistischen Machthaber testeten damit die Bereitschaft der Bevölkerung zum Zuschauen, Wegschauen oder Mitmachen. Goebbels erklärte das staatlich gelenkte und geduldete „Überkochen der Volksseele“ in Zeitungsartikeln für beendet, kündete aber zugleich an: Die „weiteren Lektionen“ würden „dem Judentum auf dem Weg der Gesetzgebung erteilt werden.“ Gemeint war damit vor allem die nun durchgeführte Arisierung. Juden wurde eine Milliarde „Schadensersatz“ für die Gebäudeschäden der Pogromnacht auferlegt. Die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ verbot ihnen unter anderem Einzelhandel, Versandgeschäfte, Bestellkontore, Führung von Handwerksbetrieben, Warenangebot auf Messen, Märkten oder Ausstellungen, Betriebsleitung und Tätigkeit als leitende Angestellte.
Hinzu kam Alltagsdiskriminierung: zum Beispiel Parkbänke mit Schildern „Nur für Deutsche“, „Entjudung“ (Umbenennung) von Straßennamen, Uniformverbot, generelle Einstufung in die höchste Steuerklasse, Verbot der Benutzung von Schlaf- und Speisewagen der Reichsbahn, Streichung von Wohngeld. Hauseigentümer durften freiwerdende Wohnungen nicht mehr an „Volljuden“ vermieten, ihnen wurden „Sonderwohnbezirke“ zugeteilt. Damit begann ihre Ghettoisierung. Am 4. Juli 1939 wurden zudem alle jüdischen Vereine, Organisationen und Stiftungen zwangsweise in einer „Reichsvereinigung“ zusammengeschlossen.
Diese Staatsmaßnahmen verfolgten bis zum Kriegsbeginn 1939 das klar erkennbare Ziel, die Juden aus allen Bereichen der Öffentlichkeit, Staat, Kultur und Wirtschaft auszugrenzen, um so möglichst viele Juden zur Auswanderung aus Deutschland zu drängen. Von 510.000 deutschen Juden, die 1933 den israelitischen Kultusgemeinden angeschlossen waren, verließen bis 1939 etwa 315.000 ihre Heimat und flohen ins Exil. Von den verbliebenen rund 200.000 Menschen gelang 1939 nochmals 15.000 die Flucht. Höchstens 10.000 in „Mischehen“ oder illegal im Reich lebende Juden entkamen ihrer Ermordung.
Der Übergang zum systematischen Völkermord ab September 1939
Mit dem 2. Weltkrieg begann am 1. September 1939 zugleich die eigentliche nationalsozialistische Vernichtungspolitik.
Sein Ziel hatte Hitler schon 1925 in seiner autobiografischen Propagandaschrift „Mein Kampf“ und in vielen öffentlichen Reden davor zum Ausdruck gebracht: die vollständige Vernichtung des „Weltjudentums“, wie er es nannte. Dazu bot der Krieg den Nazis neue Möglichkeiten. Denn nun war Juden die legale Ausreise aus dem Deutschen Reich nicht mehr möglich. Dies erlaubte die systematische innenpolitische Erfassung und Isolierung der deutschen Juden und brachte dazu Millionen von europäischen Juden in den besetzten Gebieten, vor allem in Polen, der Ukraine, Weißrussland, der Sowjetunion und Ungarn, in die Reichweite der nationalsozialistischen Herrschaft. Von nun an wurde die organisierte industrielle Ermordung aller Juden, derer das Hitler-Regime habhaft werden konnte, geplant und betrieben.

Am 20. September 1939 beschlossen Hitler, Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich und Albert Forster als Nahziel, binnen eines Jahres alle Juden aus dem Reich nach Polen zu bringen und dort in Ghettos zu konzentrieren. Man dachte dabei zunächst wohl noch an die Einrichtung eines überwachten „Judenreservats“ an der russischen Grenze. Im März 1940 wurden die Juden der inzwischen „eingedeutschten“ polnischen Gebiete südlich von Warschau und Lublin zwangsweise „umgesiedelt“. In den größeren polnischen Städten wie Warschau oder Łódź wurden hermetisch abgeriegelte Ghettos für sie eingerichtet. Dort starben daraufhin bereits viele durch Hunger, Kälte und tägliche willkürliche Morde der NS-Wachmannschaften.
Im April 1940 wurden diese Zwangsumsiedlungen jedoch vorerst wieder eingestellt, weil sich organisatorische Probleme dabei ergaben. Danach erwog das Reichssicherheitshauptamt im Juni den Plan, alle Juden aus Deutschland und den eroberten Gebieten nach Madagaskar abzuschieben. Es zeigte sich jedoch bald, dass der Krieg einen solchen Massentransport unmöglich machte. Schiffe und Flugzeuge wurden für militärische Zwecke gebraucht und waren nicht über die lange Distanz zu schützen.
Im Herbst 1940 verfuhren „Reichsgaue“ eine Zeitlang uneinheitlich mit den Juden ihres Bereichs: So schoben Baden, die Pfalz und das Saarland etwa 6500 Menschen am 22. und 23. Oktober in unbesetzte Teile Frankreichs ab. Manche Städte erließen in eigener Regie Ausgangsbeschränkungen und zogen die Radioapparate jüdischer Bürger ein. Die Gestapo konnte dies nur unterbinden, indem sie dieselben Maßnahmen reichsweit anordnete. Juden erhielten nun auch keine Kakao- und Schokoladeprodukte mehr, keine Kleiderkarten, kein Textil- und Ledermaterial. Ihre Lebensmittelkarten waren wie ihre Pässe mit einem „J“ markiert, und sie durften täglich erst nach 15:30 Uhr einkaufen, wenn die meisten Regale in den Läden bereits geleert waren.
Mit dem Russlandfeldzug begann ab Sommer 1941 die Phase der nationalsozialistischen Massenmorde an Zivilisten in den eroberten Gebieten. Den vorrückenden Truppen der Wehrmacht folgten die so genannten Einsatzgruppen der SS. Diese ließen Juden in Dörfern und Städten sammeln, um sie dann massenhaft zu erschießen: zum Beispiel in Babi Jar bei Kiew und bei Riga. An vielen solchen Aktionen waren auch einzelne reguläre Wehrmachtseinheiten sowie drei Polizeibataillone direkt beteiligt (siehe dazu Daniel Goldhagen).
Die Wehrmacht arbeitete auch bei der organisatorische Erfassung von Juden in den besetzten Gebieten eng mit der SS zusammen. So lassen sich die Vernichtung durch den Krieg, Vernichtung durch Zwangsarbeit für den Krieg und Vernichtung in den durch Krieg eroberten Gebieten nicht voneinander trennen.
Am 9. September 1941 ordnete die Polizei an, dass alle Juden künftig einen gelben Stern in Form eines Davidssterns gut sichtbar an der äußeren Kleidung zu tragen hätten. Im Januar 1942 wurde alle ihre Wolle und Pelze beschlagnahmt. Ab März des Jahres mussten auch die Wohnungen der im Reich verbliebenen Juden mit einem „Judenstern“ gekennzeichnet werden. Sie durften öffentliche Verkehrsmittel nur noch in Ausnahmefällen benutzen. Auch Juden im Alter von über 65 Jahren, die bis dahin verschont worden waren, mussten nun die Deportationszüge besteigen. Die Presse durfte nichts mehr über diese Maßnahmen berichten. Ab 19. Oktober erhielten die verbliebenen Juden wichtige Nahrungsmittel wie Fleisch, Weizenprodukte, Milch, Kunsthonig, Kakaopulver nicht mehr. Lebensmittelsendungen ins Ausland wurden von ihren Rationen abgezogen, Sonderzuteilungen für Kranke gestrichen.
Im Februar 1943 waren alle Beschäftigungsverhältnisse zwischen Deutschen und „Volljuden“ bzw. „Mischjuden 1. Grades“ aufzulösen. Im April wurde allen Juden, „Mischlingen“ und „Zigeunern“ die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Da Deportationen und Vergasungen in den Lagern längst im vollen Gange waren, war diese Maßnahme nur noch ein Beispiel zynischer bürokratischer Perfektion ohne rechtliche und faktische Bedeutung.
Es folgte das Verbot für die noch übrigen Juden, bei Rechtsstreitigkeiten den ordentlichen Rechtsweg vor deutschen Gerichten zu nutzen. Strafbare Handlungen, die sie begingen, wurden direkt von der Polizei geahndet. Angehörige von Deportierten konnten keine Ansprüche auf deren Besitz mehr geltend machen; dieser fiel an das Reich. Diese vollständige Entrechtung machte die noch im Reich lebenden Juden parallel zum Holocaust zum Freiwild.
Relativ geschützt vor der Ausrottung waren nur noch „Mischjuden“ in „Mischehen„“ oder ausländischer Staatsangehörigkeit. Auch deren Rechte wurden immer weiter eingeschränkt: Man erwog, sie zu sterilisieren oder ihre Ehen aufzulösen. Neue „Mischehen“ wurden nicht mehr genehmigt. „Mischlinge“ durften ab September 1942 keine höheren Schulen mehr besuchen; Soldaten unter ihnen mussten die Wehrmacht verlassen. Nach dem misslungenen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurden auch alle Beamten entlassen, die mit „Mischjuden“ verheiratet waren. Im Januar 1945 wurden alle „Mischlinge“ zum „geschlossenen Arbeitseinsatz“ befohlen.
Die Vernichtungslager
Das erste Konzentrationslager war bereits 1933 in Dachau bei München eingerichtet worden. Es diente wie andere KZs seiner Art bis 1938 vorrangig der Inhaftierung und Liquidierung politischer Gegner – darunter in den ersten Jahren des NS-Regimes vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten, Pazifisten, linken Intellektuellen –, bot aber auch ein Modell für spätere Vernichtungslager.
Für die geplanten Morde im großen Stil galten Massenerschießungen, wie sie unmittelbar nach Kriegsbeginn in Polen einsetzten, bald als „ineffektiv“. Zudem sollten anonymisierte Tötungsmethoden die psychologische Hemmschwelle der Täter weiter senken oder ganz beseitigen. Daher erprobten die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD seit Herbst 1941 Massentötungen mit Hilfe von mobilen Vergasungswagen. Im Dezember begannen sie diese Methode in Kulmhof systematisch anzuwenden.

Zuvor war 1939–41 bei der Aktion T4, der so genannten Euthanasieaktion zur Ermordung geistig und körperlich schwer Behinderter, Kohlenstoffmonoxid in Gaskammern verwendet worden. In dieser systematischen, reichsweiten Aktion waren Medikamente, Nahrungsentzug, Injektionen und Gas als Tötungsinstrumente erprobt worden. Auch andere Einzelheiten der später im Holocaust eingesetzten Mordmaschinerie wurden damals getestet und ausgefeilt. Ärzte, Verwaltungs- und Transportspezialisten der T4-Aktion stiegen zum Teil in der SS-Hierarchie auf und gaben ihre Erfahrungen an die Mannschaften in den Vernichtungslagern weiter.
Da sich die von der SS-Führung gewünschte Mordrate auch mit den Methoden, wie sie bei der Euthanasieaktion eingesetzt worden waren, nicht erzielen ließ, wurden schließlich fabrikmäßige Vernichtungslager errichtet, deren Hauptzweck die möglichst schnelle Tötung einer möglichst großen Zahl von Juden war. Die direkte Vernichtung war dabei häufig mit der Vernichtung durch industrielle Arbeit und Arbeit zur Vernichtung gekoppelt: In vielen KZs wurden Rüstungsgüter produziert. Solche Lager wurden angelegt in
- Auschwitz-Birkenau (1941)
- Chelmno (dt. auch Kulmhof) (1941)
- Treblinka bei Warschau (1942)
- Majdanek bei Lublin (1942)
- Belzec bei Lublin (1942) und in
- Sobibor bei Lublin in Polen sowie in
- Maly Trostinez bei Minsk in Weißrussland.
Aus dem ganzen von deutschen Truppen besetzten Europa wurden bis Kriegsende Menschen allein zum Zweck ihrer Vernichtung in diese Lager deportiert. Soweit sie nicht schon beim Transport in Viehwaggons umgekommen waren, wurden sie gleich nach ihrer Ankunft in Arbeitsfähige und Nicht-Arbeitsfähige eingeteilt. Kinder und ihre Mütter, Alte und Kranke, wurden gleich nach der Selektion in Gaskammern geführt, die meist als Duschräume getarnt waren. In Auschwitz wurden sie mit Zyklon B vergast. In anderen Vernichtungslagern wurden Motorabgase benutzt. Das Gas verursachte einen qualvollen, bis zu 20 Minuten dauernden Erstickungstod. Die Leichen wurden anschließend in Krematorien verbrannt. Körperliche Überreste – Haare und Goldzähne – und Privatgüter der Opfer – Kleidung, Schuhe, Brillen, Koffer usw. – wurden von der SS industriell verwertet.
Hinzu kamen Menschenversuche zu militärischen, medizinischen und anderen Zwecken in den Lagern. Die Opfer wurden zum Beispiel in Druckkammern extrem hohem oder niedrigem Luftdruck ausgesetzt, in Eiswasser unterkühlt, mit Bakterien infiziert, für chirurgische Versuche und vieles mehr missbraucht. Die Täter, etwa der SS-Arzt Josef Mengele, nahmen den Tod oder lebenslange Gesundheitsschäden der Versuchspersonen bewusst und ohne jede Skrupel in Kauf.
An vielen deutschen und schweizerischen Forschungseinrichtungen fanden sich noch bis vor kurzem menschliche Körperteile, die einst von den Nazis zu „Untersuchungszwecken“ angefordert und geliefert worden waren.
Planungsdokumente, Wannseekonferenz und Opferzahlen
Von den eigentlichen Planungen des Holocaust existieren nur wenige schriftliche Dokumente aus der Nazizeit, da der engere Kreis der Täter die Dimension und Tragweite seines Vorhabens auch im Hinblick auf die mögliche Kriegsniederlage für die Nachwelt verbergen wollte. Die direkt darin involvierten Personen unterlagen der Schweigepflicht. Die Umsetzung des Völkermords galt als „Geheime Reichssache“.
Unter führenden Nationalsozialisten war also ein klares Bewusstsein für den außerordentlichen Zivilisationsbruch dieses Völkermords vorhanden. Dafür spricht auch eine Rede Heinrich Himmlers vor SS-Offizieren, die schon an den Massenexekutionen hinter der Ostfront beteiligt gewesen waren.
Am 20. Januar 1942 fand unter der Leitung des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich, die Wannseekonferenz bei Berlin statt. Auf ihr besprachen hochrangige Ministerialbeamte der Reichsregierung die so genannte „Endlösung der Judenfrage“, das heißt die Deportation und Ermordung aller europäischen Juden. Aus erhaltenen Akten der Konferenz lässt sich ersehen, dass 11 Millionen Menschen zur Vernichtung vorgesehen waren.
Im größten Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau wurden schätzungsweise 1.100.000 bis 1.500.000 Menschen ermordet. Etwa eine Million davon waren Juden. In der seriösen historischen Forschung gilt es heute als gesichert, dass während des Zweiten Weltkriegs mindestens 5,29 Millionen, höchstens knapp über 6 Millionen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslagern sowie bei Massenexekutionen zu Tode kamen. Absolut exakte Zahlen konnten nie ermittelt werden, da viele Deportierte gleich nach ihrer Ankunft – also ohne einzeln registriert worden zu sein – in die Gaskammern geschickt wurden. Für die unter nationalsozialistischer Kontrolle stehenden Gebiete nennt das Werk „Dimension des Völkermords“ (siehe unten) folgende Minimalzahlen:
- Albanien: 600
- Bulgarien: 11.000
- Dänemark: 161
- Deutsches Reich: 165.000
- Frankreich und Belgien: 32.000
- Griechenland: 60.000
- Italien: 7.600
- Jugoslawien: 55.000–60.000
- Luxemburg: 1.200
- Niederlande: 102.000
- Norwegen: 735
- Österreich: 65.000
- Polen: 2.700.000
- Rumänien: 211.000
- Sowjetunion: 2.100.000–2.200.000
- Tschechoslowakei: 143.000
- Ungarn: 502.000
Jüdischer Widerstand
Weit verbreitet ist die Auffassung, die Juden hätten kaum Widerstand gegen ihre Deportationen und schließliche Ermordung geleistet. Nur wenige von ihnen ahnten zunächst etwas vom ganzen Ausmaß des ihnen zugedachten „Schicksals“. Für viele waren die Informationen über Massenvernichtungslager, die um 1942/43 unter anderem in den jüdischen Ghettos Polens, Litauens, Weißrusslands zunehmend kursierten, nichts anderes als Gerüchte. Die Vorstellung, dass sie als ganzes Volk ermordet werden sollten, erschien den meisten anfangs als wenig glaubhaft. Auch wenn sie unter den Repressionen der Nazis schon seit Hitlers Machtergreifung bzw. der Besetzung ihrer jeweiligen Herkunftsländer offensichtlich zu leiden hatten und viele von ihnen schon in den Ghettos an Hunger, Mangelkrankheiten oder in Folge gewaltsamer Übergriffe starben, nahmen sie doch an, dass ihr Leben insgesamt – zumindest als Arbeitskraft – wichtig genug war, um wenigstens als Sklavenarbeiter überleben zu können, bis die Deutschen besiegt seien. So entstand das Bild von den scheinbar willenlosen Opfern, die ihren Verfolgern nichts entgegenzusetzen gehabt hätten.
Tatsächlich war der Widerstand der Juden gegen ihre Mörder, wenngleich unter denkbar ungünstigen Bedingungen, zumindest nach dem Beginn des 2. Weltkriegs verbreiteter und vielfältiger, als weithin angenommen wird. Eines der bekannteren Beispiele dafür – und ein Fanal für den jüdischen Widerstand insgesamt – war der Aufstand im Warschauer Ghetto vom 19. April 1943 bis zum 16. Mai 1943. Er wurde organisiert durch die jüdische Kampforganisation „ZOB“ in der Endphase der Auflösung des Ghettos durch die Nazis, als alle dort noch verbliebenen Juden in die Vernichtungslager – vor allem nach Treblinka – deportiert werden sollten. Die Untergrundorganisation war von Kurieren, die zwischen dem „arischen“ Teil und dem abgeriegelten jüdischen Ghetto Warschaus unter lebensgefährlichen Bedingungen pendelten, nach und nach mit eingeschmuggelten Waffen, hauptsächlich Handfeuerwaffen (Gewehre, Pistolen und entsprechende Munition), Handgranaten und Sprengstoff beliefert worden. Die in verschiedenen Häusern des Ghettos kämpfenden Gruppen konnten den eindringenden Räumkommandos der SS zunächst in einem Überraschungsmoment hohe Verluste beibringen und sie in die Flucht schlagen. Daraufhin kehrte die SS mit schwerem Gerät wie Panzern und Kanonen zurück. Trotz der Übermacht der Deutschen konnten sich die jüdischen Widerstandsgruppen in einem etwa vier Wochen andauernden Häuserkampf halten. Am Ende blieb den noch übrigen Kämpfern nur die Kapitulation und damit in den meisten Fällen der Tod durch Erschießen. Nur wenige Beteiligte dieses Aufstands konnten sich durch die Abwasserkanäle retten.
Auch in anderen Ghettos bildeten sich jüdische Widerstandsgruppen, die verschiedentlich Ghettobewohnern zur Flucht verhalfen, und vereinzelt auch kleinere Revolten initiieren konnten, so zum Beispiel in Bialystok und Wilna. Ferner gab es in den KZs und Vernichtungslagern Osteuropas in einigen Fällen Revolten und Aufstände der jüdischen Häftlinge bzw. Teilen von ihnen: So kam es zum Beispiel am 14. Oktober 1943 zu einem von jüdisch-russischen Kriegsgefangenen angeführten Aufstand im Vernichtungslager Sobibor in Ostpolen. Dabei gelang es den Aufständischen, neun Angehörige der Wachmannschaften zu töten, bevor die gut vorbereitete Revolte bemerkt wurde. Sie weitete sich zu einem Massenaufstand der Juden aus, denen es gelang, die Tore zum Lager zu öffnen. 320 jüdische KZ-Insassen konnten fliehen. Viele von ihnen schlossen sich anschließend verschiedenen Partisanengruppen in den Wäldern an. Das Ende des Krieges überlebten jedoch nur 47 der Flüchtlinge aus Sobibor. Die Nazis gaben das Lager in Folge der Massenflucht bis Ende 1943 auf.
Im KZ Auschwitz-Birkenau, dem größten Vernichtungslager der Nazis, gab es in der Zeit seines Bestehens etwa 700 einzelne Fluchtversuche, von denen etwa 300 erfolgreich waren. Am 7. Oktober 1944 kam es zum verzweifelten Aufstand des jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz, das an den Krematorien, den Verbrennungsöfen für die Opfer der Massenvergasungen, eingesetzt war. Durch die Zündung des von weiblichen Gefangenen eingeschmuggelten Sprengstoffs wurde ein Teil des Krematoriums IV zerstört. 250 Gefangene versuchten eine Massenflucht. Sie alle wurden jedoch relativ schnell gefasst und umgebracht.
Europaweit waren Tausende untergetauchte Juden beteiligt am Partisanenkrieg gegen die deutschen Besatzer, insbesondere in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Italien, den Balkanstaaten und Griechenland, wo sich jüdische Partisanen meist den bestehenden Widerstandsgruppen anschlossen. In Osteuropa, vor allem im katholisch geprägten Polen, gelang es den aus den KZs und Ghettos Entkommenen eher selten, sich schon bestehenden Partisanengruppen anzuschließen, da dort oftmals auch unter NS-Gegnern antisemitische Ressentiments vorherrschten. Aufgrund dieses Umstands bildeten sich gerade in Polen stärker als in West- und Südeuropa auch eigene spezifisch jüdische Partisaneneinheiten, die trotz ihrer anfänglichen Unerfahrenheit schnell in den Ruf kamen, besonders entschlossene und motivierte Kämpfer gegen die Nazis zu sein, und die im weiteren Kriegsverlauf von der vorrückenden Roten Armee teilweise bevorzugt mit Waffen versorgt wurden. Insbesondere beim sogenannten „Schienenkrieg“, einer Serie von Anschlägen und Sabotageaktionen gegen Eisenbahntransporte der deutschen Wehrmacht an die Ostfront, traten jüdische Partisanengruppen gehäuft in Erscheinung und schlugen zeitweilig erhebliche Lücken in die Kriegsinfrastruktur der Deutschen.
Im von den Deutschen besetzten Algerien waren es jüdische Widerstandskämpfer, die bei der „Operation Fackel“ die als uneinnehmbar geltende Festung Algier von innen erstürmten, und damit einen entscheidenden Beitrag für den erfolgreichen Feldzug der Alliierten gegen die deutsche Wehrmacht in Nordafrika leisteten.
Viele Juden, die in den 1930er Jahren und zu Beginn des Krieges vor den Nazis ins sichere Ausland emigrieren konnten, schlossen sich während des 2. Weltkrieges den regulären Truppen der verschiedenen Alliierten an. In vielen Armeen gab es eigene jüdische Einheiten in unterschiedlichen Waffengattungen, die als Soldaten gegen das NS-Regime kämpften. Nach dem Krieg dienten emigrierte deutsche Juden den Alliierten oft als Übersetzer im besetzten Deutschland. Ein prominentes Beispiel dafür ist der Schriftsteller Stefan Heym, der als Offizier der amerikanischen Armee nach Deutschland zurückkehrte.
Schätzungen zufolge waren europaweit bis zu 1,5 Millionen Juden am regulären militärischen Kampf als auch im Untergrund als Partisanen aktiv am Widerstand gegen die nationalsozialistische Tyrannei beteiligt.
Widerstand in den besetzten oder verbündeten Ländern
Eine kleine Zahl europäischer Juden wurde gerettet, weil die Regierungen ihrer Heimatländer der Forderung Hitler-Deutschlands nach ihrer Auslieferung nicht nachgaben.
Finnland, seit 1941 Deutschlands Verbündeter im Krieg gegen die Sowjetunion, lieferte seine Juden größtenteils nicht aus, obwohl Himmler dies im Sommer 1942 bei einem Finnland-Aufenthalt von der finnischen Regierung gefordert hatte. Der Premier Rangell soll darauf geantwortet haben, Finnlands Juden seien Bürger wie alle anderen und dienten auch als Soldaten im Krieg gegen die Sowjetunion. Einige Juden wurden dennoch ausgeliefert, weil sie Kommunisten waren. Diese Praxis wurde aber schon ab Dezember 1942 eingestellt, nachdem Zeitungen und einige Politiker dagegen protestiert hatten. Zwar wurde jüdischen Flüchtlingen zeitweise die Einreise nach Finnland verweigert; aber die etwa 1.000 in Finnland lebenden Juden konnten fast vollständig gerettet werden.
In Dänemark ergriff König Christian X. demonstrativ Partei für die Juden, als die deutschen Besatzungsbehörden auch sie zum Tragen des Judensterns zwingen wollten. Ein zum Widerstand gehörender Mitarbeiter der Besatzungsmacht warnte die dänische Untergrundbewegung vor drohenden Razzien der SS. Daraufhin gelang es unter Mithilfe großer Teile der Bevölkerung im September und Oktober 1943, die meisten der im Land lebenden ca. 6.000 Juden in das neutrale Schweden zu schleusen. So wurde eine vergleichsweise niedrige Anzahl dänischer Juden, 161 Menschen, in deutschen Lagern ermordet. Siehe auch: Rettung der dänischen Juden.
Der italienische Faschismus war anders als der deutsche Nationalsozialismus nicht antisemitisch ausgerichtet. Dazu kam, dass Italien anfangs ein Verbündeter Deutschlands und kein von diesem besetztes Land war. Zwar wurden nach Kriegsbeginn antijüdische Gesetze erlassen, aber die Regierung und besonders die Armee widersetzten sich dem Drängen der Deutschen, die italienischen Juden in den Tod zu schicken. Sie wurden interniert, aber unter besseren Bedingungen als in den deutschen Konzentrationslagern und ohne ständige Todesdrohung. Daher flüchteten einige Juden aus dem besetzten Frankreich und aus Jugoslawien nach Italien. Erst nach dem Frontwechsel Italiens 1943 behandelten die Deutschen das Land wie ein besetztes Gebiet und überführten die italienischen Juden in ihre eigenen Vernichtungslager.
Auch das Beispiel Bulgariens – ebenfalls ein Verbündeter Deutschlands – beweist, dass ein entschiedener Widerstand die deutschen Pläne erfolgreich durchkreuzen konnte. Hier wurden dank der festen Haltung von Regierung und Bevölkerung etwa 50.000 Juden gerettet.
Viele Polen waren traditionell vom katholischen Antijudaismus geprägt. Trotzdem gab es neben Personen die Juden auslieferten - viele auch um selbst zu überleben - auch viele (auch katholische) Gruppierungen, wie die "Zegota" die den Juden halfen, obwohl dafür anders als in Westeuropa nicht nur die Todesstrafe für den einzelnen Helfer, sondern regelmäßig auch für seine Familie oder das ganze Dorf drohte. Mehr als eine halbe Million polnischer Juden überlebte den Holocaust, viele durch Hilfen aus der Bevölkerung. Viele Polen waren entsetzt über die Ermordung jüdischer Kinder und versteckten sie zum Beispiel auf dem Land, bei den Partisanen oder in katholischen Klöstern. So stellen die Polen auch mit mehr als ein Drittel aller in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern Ausgezeichnete dar.
Chronologie der nationalsozialistischen Judenverfolgung
- 30. Januar 1933: Adolf Hitler wird Reichskanzler. In den folgenden Monaten kommt es zu antisemitischen Gewaltakten.
- März 1933: Die ersten „offiziellen“ Konzentrationslager (KZs) entstehen in Dachau und Oranienburg.
- 1. bis 3. April 1933: deutschlandweiter Boykott jüdischer Geschäfte
- 7. April 1933: Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums mit dem „Arierparagraphen“ entfernt „Nicht-Arier“ aus dem öffentlichen Dienst und führt den „Ariernachweis“ ein.
- 25. April 1933: Das Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen erzwingt die Entlassung von „Nicht-Ariern“ aus Schulen und Hochschulen.
- 30. Juni 1933: Die Ehe mit „Nicht-Ariern“ führt zur Entlassung aus dem Staatsdienst.
- 14. Juli 1933: Das Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit gegen „Ostjuden“ wird eingeführt.
- 29. September 1933: Nach dem Reichserbhofgesetz benötigen Erbhofbauern einen Ariernachweis bis 1800.
- 4. Oktober 1933: Das Schriftleitergesetz schließt deutsche Juden aus der Presse aus.
- 5. Februar 1934: Deutsche Juden werden nicht mehr zum Examen für Ärzte und Zahnärzte zugelassen; dasselbe folgt noch 1934 für jüdische Jura- und Pharmazie-Studenten.
- 21. Mai 1935: Das Wehrgesetz schließt deutsche Juden vom Wehrdienst aus.
- 16. Juli 1935: Reichsinnenminister Wilhelm Frick verbietet Standesbeamten, an Rassenmischehen mitzuwirken.
- 15. September 1935: Die Nürnberger Gesetze - das Reichsbürgergesetz und Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre - entziehen Juden die Bürgerrechte und verbieten Ehen und Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nicht-Juden.
- 14. November 1935: Die erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz entlässt alle verbliebenen Juden aus öffentlichen Ämtern.
- 24. März 1936: Beihilfen für kinderreiche jüdische Familien werden gestrichen.
- 15. April 1936: Mitglieder der Reichspressekammer, einen Monat später auch der Reichskammer der bildenden Künste müssen einen Ariernachweis erbringen.
- 15. Oktober 1936: Juden dürfen Deutschen keinen Privatunterricht erteilen.
- 15. April 1937: Juden dürfen nicht mehr promovieren.
- 12. Juni 1937: Nach einem Geheimerlass von Reinhard Heydrich, dem Chef des Reichssicherheitshauptamts, werden so genannte jüdische “Rasseschänder“ nach Haftverbüßung in ein KZ eingewiesen.
- 1938: Die Arisierung beginnt mit der Registrierung des jüdischen Vermögens und Einschränkung des Zugriffs auf ihre Konten. Die Synagogen in München und Nürnberg werden zerstört.
- 13. März 1938: Nach dem Anschluss Österreichs kommt es dort zu judenfeindlichem Terror.
- 15. Juni 1938: Etwa 1.500 Juden werden in der „Juni-Aktion" gegen „Asoziale" in KZs inhaftiert.
- 17. August 1938: Juden müssen zusätzlich den Vornamen „Sara" oder „Israel" annehmen.
- 5. Oktober 1938: Jüdische Reisepässe werden mit einem großen roten „J" abgestempelt.
- 7. November 1938: Der jüdische Herschel Grynszpan ermordet den Legationssekretär Ernst Eduard vom Rath.
- 9. November 1938: In der sogenannten „Reichskristallnacht“ initiieren und inszenieren die Nationalsozialisten in ganz Deutschland Pogrome gegen Juden, ihre Geschäfte, Wohnhäuser, Synagogen und andere Einrichtungen. Hunderte werden dabei ermordet und schwer verletzt. In den folgenden Tagen werden etwa 20.000 Juden in KZs des Reichsgebiets inhaftiert.
- 12. November 1938: Die deutschen Juden müssen als "Sühneleistung" für die Zerstörungen der Novemberpogrome über eine Milliarde Reichsmark bezahlen.
- 24. Januar 1939: Hermann Göring weist Innenminister Wilhelm Frick an, eine Reichszentrale für jüdische Auswanderung aufzubauen.
- 30. Januar 1939: Für den Fall eines zukünftigen Krieges prophezeit Hitler die „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa".
- 1. September 1939: Mit dem Zweiten Weltkrieg beginnt auch die Judenverfolgung in von Deutschland besetzten Gebieten Ost- und Westeuropas.
- 20. September 1939: Die Juden müssen ihre Radios abgeben.
- 24. Oktober 1939: Die deutschen Besatzungsbehörden führen in Wlocalawec das erste „Judenabzeichen" in Polen ein.
- 23. November 1939: Alle polnischen Juden müssen den „Judenstern" tragen.
- 1. September 1941: Auch deutsche Juden müssen den Judenstern tragen.
- 1939/40: Juden in Polen, später auch in Litauen u.a. werden in abgeriegelten städtischen Ghettos isoliert und „gesammelt“, darunter dem Warschauer Ghetto. Dorthin werden auch Juden aus der Umgebung und schließlich aus anderen Ländern zwangsumgesiedelt. Ihre Überfüllung und mangelnde Versorgung von außen führt zur beabsichtigten extrem hohen Todesrate, vor allem durch Hunger und Mangelkrankheiten.
- 20. Januar 1942: Auf der Wannseekonferenz bereiten die NS-Führer die „Endlösung der Judenfrage“ vor. Danach wird die industriell betriebene Ermordung der Juden durch Vergasung in den Vernichtungslagern vor allem in den besetzten Gebieten Osteuropas vorangetrieben.
- 19. April bis 16. Mai 1943: Aufstand im Warschauer Ghetto: Jüdische Widerstandsgruppen erheben sich gegen ihre Mörder beim Abtransport der verbliebenen Juden aus dem Ghetto in die Vernichtungslager. Die SS schlägt den Aufstand nach 4 Wochen nieder.
- 27. Januar 1945: Sowjetische Truppen erreichen Auschwitz und befreien die dort noch lebenden letzten ca. 7.500 KZ-Insassen.
Weitere von Vernichtung bedrohte Gruppen

Zum Vernichtungsprogramm der Nazis gehörte auch die Ermordung von drei Millionen russischen Kriegsgefangenen und fast drei Millionen nichtjüdischen Polen durch Massenexekutionen, Kriegshandlungen oder Nahrungsentzug. Mehr als zwei Millionen Osteuropäer, v.a. Polen und Russen starben bei der ihnen auferlegten Zwangsarbeit.
Die Nazis verfuhren dabei nach dem Grundsatz „Vernichtung durch Arbeit“: Das Sterben der Zwangsarbeiter in den Arbeitslagern durch Hunger, Kälte, Überforderung und willkürliche Morde der Wachmannschaften wurde bewusst in Kauf genommen und herbeigeführt. Solange die Betroffenen arbeitsfähig waren, diente ihre Zwangsarbeit wiederum der Fortsetzung des Krieges und damit weiterer Vernichtung.
Auch die Einrichtung der Arbeitslager und die Verschleppung der Kriegsgefangenen war keine zufällige, sondern systematisch herbeigeführte Folge des Russlandfeldzugs. Über die Vernichtung der europäischen Juden hinaus hatten die Nazis im Generalplan Ost ein weitreichendes Programm zur Vernichtung und Umsiedlung ausgearbeitet. Danach sollten weitere als „rassisch minderwertig“ bezeichnete, vor allem slawische Völker allmählich durch Massenmord und Verbannung nach Sibirien ausgerottet werden.
Ein lange verdrängtes Teilkapitel des Holocaust war auch die systematische Internierung und Ermordung der Sinti, Roma und weiterer Gruppen, die von den Nazis als Zigeuner bezeichnet und eingeordnet wurden. Diese Einordnung basierte ebenfalls auf rassistischen Denkmustern und zielte auf möglichst weitgehende Ausmerzung.
Auch politisch Missliebige, wie zum Beispiel Kommunisten, Sozialisten, sogenannte Asoziale, Gewerkschafter, Zeugen Jehovas, oppositionelle Christen, unangepasste Jugendliche wie Swing-Liebhaber, Edelweißpiraten oder Mitglieder der bündischen Jugend sowie Homosexuelle wurden in den Konzentrationslagern umgebracht. Der Grad ihrer Verfolgung unterschied sich aber deutlich von dem auf völlige Ausrottung zielenden Genozid an Juden, der Versklavung und Massenvernichtung der Slawen und massenhaften Internierung und Tötung der „Zigeuner“.
Erklärungsansätze
Angesichts der bekannten Opferzahlen ist es bis heute schwer zu verstehen, warum und wie sich eine große Zahl von Menschen an der Planung, Durchführung und Verheimlichung des Holocaust beteiligen konnte. Eine monokausale Erklärung dafür ist nicht möglich. Die historische Forschung hat ein Bündel von Ursachen untersucht und bisher herausgestellt:
Ökonomische und soziale Motive der Täter
- Die neuen „Herren“ und ihre Anhänger zogen aus ihrer errungenen Macht ökonomische Vorteile. Vielfach bereicherten sich Nationalsozialisten und andere „Volksgenossen“ am Vermögen ihrer jüdischen Mitbürger. Viele gewöhnliche Bürger waren Nutznießer der „Arisierung“, und sei es „nur“, dass die Deportation eines jüdischen Nachbarn ihre „Wohnungsfrage“ löste oder den lästigen wirtschaftlichen Konkurrenten beseitigte. Die Staatsorgane halfen oft gerade kleinen und größeren Unternehmern, unliebsame erfolgreiche Konkurrenten loszuwerden und deren Betrieb zu übernehmen.
- Dazu kamen Engpässe im Rahmen der „Heim-ins- Reich“-Bewegung: Auslandsdeutsche mussten nun untergebracht werden. Dazu wurden auch Heime für Behinderte geräumt und deren Bewohner schließlich in Lastwagen mit Abgasen ermordet (siehe u. a. NS-Tötungsanstalt Hadamar).
- Mit dem Kriegsbeginn galten die bereits ausgeplünderten Juden als „überzählige Esser“, die eine Belastung für die Versorgung von Heer und Heimat darstellten.
Bürokratische und hierarchische Motive
- Nachdem Planungen für ein „Judenreservat“ in Polen oder Übersee (Madagaskar-Plan zum Beispiel) gescheitert waren, hatten die Aufsteiger in der neuen bürokratischen Elite wegen ihres radikalen Antisemitismus keinerlei Hemmungen, für die „Problemlösung“ zur systematischen, mit bürokratischer Effizienz geplanten Vernichtung überzugehen (Wannseekonferenz).
- In vielen Vernehmungen und Prozessen nach 1945 spielte immer wieder der „Befehlsnotstand“ eine Rolle. Paradebeispiel dafür waren die Aussagen des Holocaust-Planers Adolf Eichmann in seinem Prozess in Israel: Sie dokumentieren ein Zusammenwirken von Effizienz, Unterordnung in der Staatshierarchie und totaler Gefühlskälte.
Pseudowissenschaftliche Motive
- Rassistische Theorien unter dem Deckmantel der Wissenschaft hatten seit dem frühen 19. Jahrhundert in Deutschland, aber auch in anderen Staaten Europas Fuß fassen können und sich in der Biologie, Völkerkunde und Linguistik verbreitet.
- Scheinbare „Wissenschaftliche“ Grundlagen für die Identifizierung „unwerten Lebens“ lieferte die damals relativ neue Eugenik.
- Die Einbeziehung der Hochschulen in die Ausgrenzung jüdischer Wissenschaftler, die Etablierung einer „Rassenkunde“, die Beteiligung zahlreicher Fachrichtungen an Unrechtsjustiz, Unrechtsmedizin, Geschichtsfälschung usw. hat eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Vorbereitung und Durchführung des Holocausts gespielt.
Psychologische Motive
- Die Tatsache, dass „ganz normale Menschen“ derart menschenverachtende Taten begehen konnten, hat Fragen zur Beeinflussbarkeit des Individuums aufgeworfen. Konzepte wie die systematische Ausgrenzung der Opfer aus dem Kreis der eigenen Gruppe zeigen die mögliche Manipulierbarkeit des Einzelnen.
- Psychologische Experimente der 1960er und 1970er Jahre haben menschliches Verhalten unter Gruppenzwang oder Autoritätsgehorsam untersucht. Bekannt wurden vor allem das Milgram-Experiment und das Stanford-Prison-Experiment mit ihren aufschlussreichen Ergebnissen.
- Tiefenpsychologische Deutungen stellen einen Zusammenhang zwischen der Verklärung unmenschlicher Erziehungsmethoden und der Gefühlsblindheit gegenüber – besonders autoritärer staatlicher – Gewalt her (Alice Miller, Wilhelm Reich, Erich Fromm, Alexander Sutherland Neill, Alexander Mitscherlich). Leichthin gesagte Sätze wie „Ein Junge weint nicht“ verharmlosen demzufolge unbewusst die seinerzeit verbreitete brutale Kindeszüchtigung.
Historische Motive
- Daniel J. Goldhagen stellte die umstrittene These auf, dass sich in Deutschland ein eliminatorischer Antisemitismus entwickelt habe, weil die Deutschen als Volk die Juden für ein Übel hielten, das es zu beseitigen gelte. – Kritiker dieser These betonen, dass sie die Ursachen des Holocaust nur zeitlich weiter in die Vergangenheit verschiebt, aber weiterhin nicht schlüssig erklären kann, warum der Antisemitismus in Deutschland mörderischer war als anderswo.
- Raul Hilberg, selbst Überlebender des Holocaust, hat in einem umfassenden Standardwerk die langfristige Vorgeschichte des Holocaust in Mitteleuropa untersucht. Er kam zu dem Ergebnis, dass besonders der christliche Antijudaismus und die mittelalterliche Judenpolitik der Kirche den Nazis sämtliche Vorbilder und Erfahrungen für ihre systematische Eskalation der Judenverfolgung angeboten hat. Einzig die Vergasung fehlte: vielleicht nur, weil dieses Mittel noch nicht erfunden worden war. – Dieser Erklärungsansatz bettet die Besonderheit des Holocaust in eine historische Kontinuität ein, ohne ihn damit zu relativieren und zu nivellieren. Denn trotz jahrhundertelangem, ebenso intensivem Judenhass, Entrechtung und Ghettoisierung haben frühere Pogrome nie die Systematik und Konsequenz erlangt, die die Nazis an den Juden vollstreckten.
Religiöse Gründe
Der Antisemitismus, den die Nationalsozialisten propagierten und mit dem Holocaust vollstreckten, ist aus komplexen Wurzeln gewachsen: vor allem dem christlichen Antijudaismus. So gibt es bereits im Neuen Testament antijüdische Polemik, die das jüdische Volk als Ganzes für den Tod Jesu Christi verantwortlich macht (z.B. Mt 27,25). Im Aufstiegsprozess der Kirche zur Staatsreligion des Römischen Reiches wurden diese situationsbedingten Aussagen zu einer antijudaistischen Theologie systematisiert. Die dafür zentrale Lehre blieb in der Kirchengeschichte quer durch alle Konfessionen die „Gottesmord“-Theorie und die „Enterbung“ des Judentums durch die Kirche, dargestellt etwa an der Symbolgestalt des „Verräters“ Judas.
Die Ausgrenzungspolitik der Kaiser und Päpste sorgte im Mittelalter europaweit für die Isolierung jüdischer Gemeinden. Bei sozialen Missständen, Kreuzzügen und Seuchen entlud sich der religiöse Hass dann immer wieder in Pogromen gegen die Juden. Daran änderte die Reformation wenig, da auch der späte Martin Luther ein großer Judenhasser war. Er überlieferte die mittelalterlichen antijüdischen Klischees der Neuzeit.
Dort wurden sie vom aufstrebenden Bürgertum in säkularisierter Form übernommen und mit anderen, auch außerbiblischen Motiven verknüpft. So wurde etwa aus der Gestalt des Ahasveros die Legende vom „Ewigen Juden“ aufgebaut, der rast- und ruhelos durch die Zeiten wandert und die Völker aussaugt.
Weshalb diese auch sonst verbreitete Judenfeindlichkeit gerade in Deutschland zum Holocaust führen konnte, ist eine offene Frage in der Forschung.
Der Holocaust in zeitgenössischer Sicht
Was wusste die deutsche Bevölkerung?
Während sich die Ausgrenzung und Diskriminierung der Juden in Deutschland vor aller Augen vollzog, achtete das Hitler-Regime bei der so genannten „Endlösung“ auf strengste Geheimhaltung. SS-Angehörigen war es unter Androhung der Todesstrafe verboten, über die Ermordung von Juden oder Sinti und Roma zu berichten. Die Zahl der unmittelbar an den Verbrechen beteiligten Täter, zum Beispiel Angehörige von Wachmannschaften, Einsatzgruppen, Polizeibataillonen und Wehrmachtsteilen, wird auf etwa 300.000 geschätzt.
Gegenüber der restlichen Bevölkerung wurden die Deportationen der Juden aus dem Reich offiziell als „Umsiedlungen“ bezeichnet. Ein Propagandafilm über das „Vorzeigeghetto“ Theresienstadt mit dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ suggerierte dieses Bild noch 1944, als viele Deutsche durch die sogenannte Flüsterpropaganda längst zu Mitwissern des Massenmords geworden waren. Eine Mehrheit der Deutschen nahm die Lüge von den angeblichen Umsiedlungen ohne zu fragen hin, obwohl solche Massendeportationen schon für sich genommen ein schweres Unrecht darstellten. Viele handelten so aus Angst vor dem NS-Terror, andere dagegen, weil sie von der antijüdischen Politik der Nazis profitierten oder ihre antisemitische Überzeugung teilten.
Dass die „Umsiedlung“ tatsächlich Massenmord bedeutete, erfuhren manche Deutschen nur vom Hörensagen, etwa von Soldaten auf Heimaturlaub. Der Widerstandskämpfer Helmut James Graf von Moltke schrieb 1943: „Mindestens neun Zehntel der Bevölkerung weiß nicht, dass wir Hunderttausende von Juden umgebracht haben.“ Doch selbst das Zehntel, das zumindest ansatzweise Bescheid wusste, hat – von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen – nichts gegen den Holocaust unternommen. – Erst nach Kriegsende erfuhr die Mehrheit der deutschen Bevölkerung das ganze Ausmaß der NS-Gräuel. Manchen wurden sie auf drastische Weise zur Kenntnis gebracht: So zwangen amerikanische Besatzungstruppen die Bevölkerung Weimars, an Führungen durch das benachbarte KZ Buchenwald teilzunehmen, von dessen Existenz jeder am Ort hatte wissen müssen. Doch selbst dann wollten einige die Verbrechen der Nazis nicht wahrhaben.
Dabei waren diese nur die logische Folge dessen, was sich bis in die ersten Kriegsjahre hinein vor aller Augen in Deutschland abgespielt hatte. Niemandem konnte damals verborgen bleiben, dass die Juden nach und nach aus dem gesellschaftlichen Leben verschwanden. Antijüdische Maßnahmen wie der Boykott von 1933 und die reichsweiten Pogrome vom 9. November 1938 fanden auf offener Straße statt. Jeder wusste Bescheid über zahllose Diskriminierungen und Einschränkungen, denen die Juden unterworfen waren: von den Nürnberger Rassegesetzen über Berufsverbote, den Judenstern, die Ghettoisierung und vieles mehr. Zudem kannte jeder Zeitungsleser und Radiohörer Hitlers mehrfach wiederholte Drohung vom 30. Januar 1939, nach der ein neuer Weltkrieg „die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“ bedeuten würde. Lange vor der Machtergreifung hatte Hitler ähnliche Drohungen bereits in seinem Buch „Mein Kampf“ ausgestoßen, das nach 1933 weite Verbreitung fand.
Obwohl der Völkermord an den Juden eine logische Konsequenz der nationalsozialistischen Rassenpolitik war, glaubten damals und glauben noch heute manche Menschen, dass die Bilder und Berichte aus den Konzentrationslagern Bestandteil der britischen und amerikanischen Kriegspropaganda seien. Damals wie heute ist viel Nicht-Wissen über den Holocaust im Grunde ein Nicht-Wissen-Wollen, eine Verdrängung aus Angst, Scham oder Gleichgültigkeit. – Dem widerspricht allerdings der US-Historiker Daniel Goldhagen, der die passive Haltung der allermeisten Deutschen gegenüber dem Holocaust aus einem tief in der deutschen Gesellschaft verwurzelten Antisemitismus erklärt und als grundsätzliche Zustimmung zum Vernichtungsprogramm der Nationalsozialisten beschreibt.
Zu Beginn der institutionalisierten Verfolgung der jüdischen Bevölkerung profitierten viele Deutsche im Zuge von „Arisierungen“ direkt vom Leid ihrer jüdischen Nachbarn. Gegen Kriegsende ließ der Überlebenskampf in den zerbombten Städten kaum einen Gedanken an das noch größere Leid anderer Menschen aufkommen. In den zerstörten Städten ging immer wieder das Gerücht um, der Luftkrieg sei die Vergeltung für das, was man den Juden angetan habe. Dies wird zuweilen als Zeichen eines untergründigen Unrechtsbewusstseins interpretiert, war aber allzu oft auch Ausdruck einer zutiefst antisemitischen Haltung, nach der „die Juden an allem Schuld“ seien oder „Amerika kontrollieren“.
Angesichts der Mittäterschaft oder Gleichgültigkeit der deutschen Bevölkerungsmehrheit sind die seltenen Taten jener nichtjüdischen Deutschen um so höher zu bewerten, die Juden halfen, zu überleben. Der heute wohl bekannteste Vertreter dieser kleinen Gruppe war Oskar Schindler, der rund 1.200 jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung bewahrte.
Die Haltung der Alliierten
Schon vor 1939, vor allem aber nach Kriegsbeginn kritisierten die Alliierten die nationalsozialistische Innenpolitik, darunter auch die Verfolgung von Juden und anderen Minderheiten. Trotzdem wurden die europäischen Juden nicht vor den vorrückenden Truppen der Achsenmächte evakuiert. Seit 1942 war ihnen die deutsche Ausrottungspolitik bekannt; seitdem verurteilten sie diese äußerst scharf und begründeten damit auch ihre Kriegsstrategie, ohne jedoch gezielte Maßnahmen zur Verhinderung des weitergehenden Holocaust zu ergreifen. Mitte Dezember 1942 sprachen die amerikanische und die britische Regierung eine Warnung aus, dass „die Verantwortlichen einer Vergeltung nicht entgehen“ würden. Dieses Vorgehen gegen die Täter im Besonderen folgte aber erst nach Kriegsende.
Als die ersten Nachrichten über die Massenvernichtung eintrafen, versuchte das US-Außenministerium deren Veröffentlichung zu unterdrücken, da sie eine Behinderung ihrer Kriegsanstrengungen fürchtete. Auf Druck der öffentlichen Meinung trat im April 1943 auf Bermuda eine internationale Konferenz zusammen, um Lösungen für Flüchtlinge zu erörtern. Sie verlief aber ergebnislos. Erst nach Intervention des Finanzministers Henry Morgenthau kündigte Franklin D. Roosevelt am 22. Januar 1944 die Einsetzung des War Refugee Board an. Dieses Gremium trug zur Rettung mehrerer Tausend Juden bei.
Die britische Regierung zeigte ihre Haltung durch verschiedene Behinderungen, Unterlassungen und Ausweichmanöver. Als im Dezember einige britische Abgeordnete verlangten, jüdischen Flüchtlingen müsse sichere Zuflucht versprochen werden, lehnte dies der britische Außenminister mit der Begründung ab, es gäbe „Sicherheitsbedenken“ und „geografische Probleme“. Anfang 1943 wurde bekannt, dass man gegen Hinterlegung einer gewissen Summe in der Schweiz 70.000 rumänische Juden hätte retten können. Die Regierung blockierte jedoch den Plan.

Am schlimmsten verfuhren die sowjetischen Behörden mit den Juden. Nach Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes im August 1939 wurden deutsche Juden – darunter viele Kommunisten, die in Russland Zuflucht gesucht hatten – den Nazis ausgeliefert. Nach Kriegsausbruch blieb die besondere Gefährdung der Juden unberücksichtigt. Die sowjetische Berichterstattung verschwieg die deutsche Ausrottungspolitik. Jüdische Flüchtlinge fanden oft keine Unterstützung durch die Partisanen, wurden von diesen nicht als Mitkämpfer aufgenommen und zum Teil ihrer Waffen und Nahrungsmittel beraubt, was jedoch auch stark vom Einzelfall abhängig war.
Nach Kriegsende änderte sich die Haltung der Alliierten kaum. In der englischen und amerikanischen Besatzungszone trafen etwa 200.000 jüdische Flüchtlinge ein. Ein englischer General, der die United Nations Relief and Rehabilitation Administration leitete, behauptete, eine jüdische „Geheimorganisation“ würde Juden nach Deutschland „schmuggeln“. Sie seien „gut gekleidet, wohlgenährt und rotwangig“ und besäßen „große Geldbeträge“. Mitte 1946 untersagten die englischen Behörden jüdischen Flüchtlingen den Zugang zur britischen Besatzungszone.
Wegen solcher Erfahrungen vermuten manche Vertreter jüdischer Opfergruppen, dass einige führende Kräfte im Westen der Nazipropaganda erlagen, wonach das so genannte „Weltjudentum“ den Krieg verursacht habe, um sich der Herrschaft über die angelsächsischen Staaten zu bemächtigen. Eine gesamteuropäische Verantwortung für den Holocaust wurde aber auch in kirchlichen Kreisen nach 1945 betont: oft, aber nicht immer zur Relativierung des deutschen Schuldanteils.
Die Nachgeschichte des Holocaust
Traumatisierung der Überlebenden
Viele Überlebende der Vernichtungslager und Menschen, die sich der drohenden Ermordung durch Flucht oder andere Umstände entziehen konnten, litten und leiden unter Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Der Psychiater und Psychoanalytiker William Niederland prägte dafür in den 1960er Jahren den Begriff vom Überlebenden-Syndrom. Vielen Holocaust-Überlebenden war und ist es zum Teil bis heute nicht möglich, über ihre Erfahrungen in den Todeslagern zu sprechen.
Juristische Aufarbeitung
Das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Gräueltaten kam erst ans Licht der Weltöffentlichkeit, als alliierte Truppen die Gebiete befreiten, in denen sich die Konzentrations- und Vernichtungslager befanden.
Die Alliierten hatten auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 neben der Entmilitarisierung auch die durchgehende „Entnazifizierung“ Deutschlands für die Zeit nach ihrem Sieg vereinbart und diesen Beschluss auf der Potsdamer Konferenz Ende Juli 1945 bekräftigt.

Die Bestrafung nationalsozialistischer Verbrechen begann mit den von den Alliierten Mächten eröffneten Nürnberger Prozessen und den Folgeprozessen zwischen 1945 und 1948, insbesondere mit dem Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Ab 1949, nach der Gründung der beiden deutschen Staaten, ging die Strafverfolgung in deren Zuständigkeit über, kam aber in Folge des Kalten Krieges bald vollständig zum Erliegen. Parallel hierzu wurde jedoch auch die Aufhebung von NS-Unrechtsurteilen sowie die Wiedergutmachung inbesondere enteigneter Opfer betrieben.
In der DDR fanden einige Schauprozesse gegen untergeordnete Funktionsträger des Nazi-Regimes statt, in denen es weniger um deren individuelle Verantwortung als um Schuldzuweisungen an die westdeutsche Seite ging. In der Bundesrepublik Deutschland wiederum verhinderten ehemalige Mitglieder der NSDAP als Richter und Beamte lange Zeit tatsächlich eine nachdrückliche Verfolgung der Täter. Die Initiative zu deren Aufspürung blieb im wesentlichen Privatleuten wie Simon Wiesenthal überlassen.
Erst ab 1958 begann die westdeutsche Justiz in nennenswertem Umfang, Naziverbrechen zu verfolgen. Damals erreichten der Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees Hermann Langbein und der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer die Weiterverfolgung einer Strafanzeige von Adolf Rögner, die zur Verhaftung eines berüchtigten Folterers, des ehemaligen SS-Manns Wilhelm Boger, führte. Langjährige Ermittlungen Bauers ermöglichten 1963 schließlich die Eröffnung des Hauptverfahrens zu den Auschwitz-Prozessen in Frankfurt am Main. Erst die schockierenden Zeugenberichte und das große Medienecho auf diese Prozesse erzeugte bei einem Großteil der deutschen Bevölkerung ein Bewusstsein für die NS-Verbrechen, ihre Voraussetzungen und ihre Folgen: fast 20 Jahre nach dem Krieg. Andererseits verstärkten sich nun die schon kurz nach 1945 öffentlich erhobenen Forderungen nach einem „Schlussstrich“. Die Angeklagten in den Auschwitz-Prozessen ließen keine Reue erkennen und beriefen sich stets auf den so genannten „Befehlsnotstand“. Ihre Verteidiger versuchten, die Gerichtsverfahren als „Schauprozesse“ zu diskreditieren, wobei sie einen Großteil der öffentlichen Meinung hinter sich wussten.
In den folgenden Prozessen wurden in der Regel nur die unmittelbar ausführenden Täter der unteren Ränge in der Befehlskette belangt. Die letzten größeren Verfahren gegen NS-Täter waren die Majdanek-Prozesse von 1975 bis 1981 vor dem Landgericht Düsseldorf. Von ursprünglich 15 dort angeklagten SS-Angehörigen wurden am Ende nur sechs Männer und zwei Frauen verurteilt: Dabei wurden nur eine lebenslängliche und sieben zeitlich befristete Haftstrafen zwischen drei und zwölf Jahren verhängt. Die Freisprüche und die als zu niedrig empfundenen Freiheitsstrafen lösten damals weltweite Proteste aus.
Von besonderer, nicht nur in juristischer Bedeutung erwies sich der Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem im Jahr 1961. Der ehemalige Leiter des so genannten Judenreferats im Reichssicherheitshauptamt hatte den Transport von Millionen europäischer Juden in die Vernichtungslager organisiert. Er konnte nach dem Krieg unter falschem Namen in Argentinien untertauchen. Der israelische Geheimdienst Mossad spürte ihn dort jedoch 1960 auf und entführte ihn nach Jerusalem. Der dortige Prozess gegen einen Haupttäter aus der Exekutive des NS-Regimes brachte die planerischen und administrativen Mechanismen ans Licht, die hinter dem Genozid an den Juden standen. Eichmanns Auftreten vor Gericht und seine Rechtfertigungsversuche ermöglichten einer breiten Öffentlichkeit erstmals aber auch, einen Blick auf die Psychologie der Täter zu werfen. Die Prozessbeobachterin Hannah Arendt sprach in diesem Zusammenhang von der „Banalität des Bösen“. Eichmann wurde im Dezember 1961 für schuldig befunden und zum Tod verurteilt. Nach einer Revisionsverhandlung wurde er im Mai 1962 gehängt.
Entschädigung von Vermögensverlusten
Die alliierten Militäradministrationen für das besetzte Deutschland und Österreich erließen - ebenso wie die späteren Regierungen der Bundesrepublik, der DDR und Österreichs - Regelungen, die alle Maßnahmen des Hitler-Regimes zur Entrechtung und Enteignung der Juden außer Kraft setzten.
Eine vollständige Entschädigung zumindest für die materiellen Verluste der Betroffenen fand dennoch nie statt. Zahlreiche Überlebende der Vernichtungslager und ihre gesetzlichen Erben mussten zum Teil über Jahrzehnte vor deutschen und österreichischen Gerichten um die Rückerstattung von Eigentum oder um Entschädigungszahlungen klagen.
Während die Regierungen der DDR für sich eine antifaschistische Tradition reklamierte und bis kurz vor der Wende alle Ansprüche zurückwies, die sich aus Handlungen des Deutschen Reichs ergeben konnten, sahen die Regierungen der Bundesrepublik diese als Rechtsnachfolgerin des Reichs. Dies führte bereits unter dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer zu einer Wiedergutmachungspolitik, die zumindest ansatzweise eine kollektive Entschädigung vorsah.
In Verhandlungen mit David Ben Gurion einigte sich Adenauer auf Unterstützungszahlungen für den Staat Israel, der als Rechtsnachfolger der ermordeten Juden betrachtet wurde. Diese Zahlungen lagen nicht zuletzt im Interesse der Bundesrepublik, die sich damit wieder als geachtetes Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft etablieren konnte. Die sogenannten Wiedergutmachungszahlungen werden von deutschen Rechtsextremisten bis heute abgelehnt. Sie stießen aber auch in Israel auf heftige Kritik, da viele Menschen dort kein so genanntes "Blutgeld" aus Deutschland annehmen wollten.
Aufarbeitung durch die Kirchen
Die Kirchen versuchen ihrem Schuldanteil an dem Zivilisationsbruch, den der Holocaust darstellt, ungefähr seit Beginn der 60er Jahre in einem zum Teil schmerzhaften Aufarbeitungsprozess Rechnung zu tragen.
In der EKD bekennen sich heute immer mehr Teilkirchen im Gefolge der Rheinischen Synodalerklärung von 1980 zum „ungekündigten Bund“: Das jüdische Volk sei immer Gottes auserwähltes Volk gewesen und bleibe es, so dass Christsein niemals ohne jüdische Existenz möglich sei. Dies bezieht auch die Solidarität mit dem Staat Israel ein. Zudem wird erkannt, dass der Holocaust nie hätte geschehen können, wenn die Kirchen nicht jahrhundertelang alle Maßnahmen gegen Juden – außer der fabrikmäßigen Vergasung – vorexerziert hätten. Die aus dem Judentum geerbte Nächstenliebe wird als Auftrag zum Schaffen und Bewahren von Lebensbedingungen verstanden, die eine Wiederholung ähnlicher Verbrechen nachhaltig unmöglich macht.
Einzelne Landeskirchen haben Schuldbekenntnisse verabschiedet, die sich auch von den judenfeindlichen Äußerungen und Lehrmeinungen Martin Luthers distanzierten.
Innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche ist das Verhalten von Papst Pius XII. während des Holocaust bis heute höchst umstritten. Der Papst hatte sich einerseits für die Rettung der römischen Juden eingesetzt, andererseits aber zu dem Völkermord geschwiegen, auch nachdem ihm die Tatsachen bekannt geworden waren.
In der katholischen Kirche begann die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld an Antijudaismus und Antisemitismus und mit der Verantwortung von Katholiken für den Holocaust erst nach Pius’ Tod im Jahr 1958. Sein Nachfolger Johannes XXIII. sprach die Juden erstmals in der Geschichte des Papsttums als „Brüder“ an. Das von ihm initiierte 2. Vatikanische Konzil verabschiedete 1965 die Erklärung Nostra Aetate, nach der es nicht länger kirchliche Lehrmeinung sei, die Juden kollektiv für den Tod Jesu Christi verantwortlich zu machen.
In dem Schuldbekenntnis Mea culpa aus dem Jahr 2000 hat Papst Johannes Paul II. zwar öffentlich die Schuld einzelner Katholiken an der Verfolgung der Juden zugegeben, ohne aber konkrete Fehler, Versäumnisse oder Verbrechen von Seiten der Kirche – etwa in Bezug auf den Holocaust – anzusprechen oder Möglichkeiten der Wiedergutmachung anzudeuten.
Der Holocaust und die extreme Rechte
Rechtsextremisten in Deutschland und anderen Länderen gingen bereits unmittelbar nach Kriegsende daran, den Holocaust entweder komplett abzuleugnen, ihn zu relativieren oder gar zu verherrlichen.
Alte Nationalsozialisten und Neonazis, aber auch ihnen nahestehende deutschnationale, faschistische und revisionistische Gruppen und Parteien versuchen immer wieder, die Tatsache des Holocaust im Ausmaß, in Teilen oder gar ganz anzuzweifeln. Sehr oft wird dabei die nationalsozialistische und antisemitische Propaganda von einer Verschwörung der heutigen Siegermächte gegen Deutschland bruchlos übernommen und kaum verhohlen fortgesetzt. Herkunft, Formen, Träger und Verbreitung dieser Ideologie beschreiben die Artikel Holocaustleugnung, Rechtsextremismus und Judenfeindlichkeit heute.
In der Geschichte der Bundesrepublik gab und gibt es Kräfte, die versuchen, den Holocaust zu relativieren, indem sie ihn in größere weltgeschichtliche Zusammenhänge einbetten und damit ein „normalisiertes Geschichtsbild“ herbeizuführen suchen. Hierzu gehört beispielsweise der Versuch, den Nationalsozialismus als Antwort auf einen „jüdischen Kommunismus“ darzustellen, der in Form des Stalinismus gleichwertige Verbrechen hervorgebracht habe. Als weitere Beispiele werden häufig Positionen aus dem sogenannten Historikerstreit (Stichwort: „kausaler Nexus“) aus den Jahren 1986/87 angeführt. Rechtsextreme Gruppen wollen den Holocaust historisieren, weil die Erinnerung an Auschwitz „Werte“ wie Nationalstolz, Militarismus und Großmachtpolitik für sie langfristig „zersetzt“ und diskreditiert.
Die Kritik an diesen Versuchen stellt nicht grundsätzlich in Abrede, dass die größeren historischen Zusammenhänge und Ursachen des Holocaust erforscht werden müssen. Aber sie bekämpft die häufig damit verbundene Verharmlosung und Herauslösung des Holocaust aus der deutschen Geschichte und ihrer Kontinuität sowie die „entlastende“ Fehldeutung von Ursachen und Wirkungen.
Verherrlichung
Eine dritte Tendenz findet sich zunehmend unter einer jüngeren Generation von Neonazis: Statt der Leugnung oder Relativierung geschieht hier zunehmend die bewusste Identifikation mit den Tätern des Judenmords und dessen Glorifizierung.
Alle fehlgeleiteten Formen des Umgangs mit dem Holocaust hängen zusammen und begünstigen einander: Die Verdrängung, Relativierung, Leugnung und Verherrlichung sind nur graduell unterschiedene Stufen einer schleichenden Distanzierung von der eigenen deutschen, schuldhaften Vergangenheit. Sie zeigen symptomatisch die noch nicht vollzogene Verarbeitung des Jahrtausendverbrechens auch in der Mitte der Gesellschaft an. Hierin besteht die Herausforderung für eine angemessene Form der Erinnerung bei denen, die nicht selbst beteiligt waren und immer weniger überlebende Opfer oder Täter befragen können.
Mahnung und Erinnerung an den Holocaust

Hauptartikel: Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungskultur der Zeit des Nationalsozialismus
Heute erinnern an den Holocaust zahlreiche Mahnmale und Museen in der ganzen Welt. Mindestens ebenso wichtig sind jedoch auch Intiativen und Organisationen, welche auf unterschiedlichsten Ebenen und mit den unterschiedlichsten Mitteln ihren Beitrag zur Erinnerungskultur des Holocaust leisten. Sie haben es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, vor allem Jungendliche über den Holocaust zu informieren, deren Verantwortungsgefühl und Zivilcourage zu stärken oder – zum Beispiel über Projekte zum Schüleraustausch – einen internationalen Dialog herzustellen.
Die bedeutendste Holocaustgedenkstätte ist Yad Vashem in Jerusalem, wo sich unter anderem die Allee der Gerechten unter den Völkern befindet. In Deutschland und den ehemals deutsch besetzten Gebieten sind vor allem die Gedenkstätten auf den Geländen der ehemaligen Konzentrationslager von Bedeutung, insbesondere des KZ Auschwitz-Birkenau. Eine besondere Bedeutung besitzen auch das Jüdische Museum und das vor kurzem eröffnete Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin. Wichtige Initiativen der Versöhnungsarbeit sind zum Beispiel die Aktion Sühnezeichen und die Gedenkdienste.
Literatur
Standardwerke
- Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Übersetzt von Christian Seeger, Harry Maor und andere, Fischer TB Nr. 10611–10613, Frankfurt am Main 1990, ISBN 359624417X. – Gegenüber der amerikanischen Ausgabe (The Destruction of the European Jews, revised and definitive edition) von 1985 aktualisierte und erweiterte Ausgabe des Standardwerkes in drei Bänden.
- derselbe: Täter, Opfer, Zuschauer. Die Vernichtung der Juden 1933–1945. Frankfurt/Main 1997, ISBN 3100336097. – Ergänzungsband, behandelt die drei titelgebenden Gruppen.
- Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3534151585. – Darstellung des NS-Spezialisten des Instituts für Zeitgeschichte. Aktueller Forschungsstand, komprimiert, zuverlässig, leicht lesbar, in straff gegliederten Kapiteln, enthält alle wesentlichen Teilaspekte sowohl für Erstinformation als auch Fachleute.
- Eberhard Jäckel, Peter Longerich, Julius H. Schoeps (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Argon Verlag, Berlin 1993, ISBN 3870243015. – Originalausgabe: Israel/USA. Basis der dreibändigen deutschen Ausgabe. Nicht vollständig revidiert, teilweise unzuverlässig. Vor allem geeignet als Nachschlagewerk für Erstinformation.
- Wolfgang Benz (Hrsg.): Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. R. Oldenbourg Verlag, München 1991, ISBN 3486546317. – Bis heute auch international die einzige umfassende wissenschaftliche Arbeit zahlreicher Historiker über die Opferzahlen, geordnet nach den einzelnen Ländern. Besonders wichtig, weil immer die Grundlagen der einzelnen Berechnungen offengelegt und belegt werden.
- Philippe Burrin: Hitler und die Juden. Die Entscheidung für den Völkermord. Übersetzt von Ilse Strasmann, S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 1993, ISBN 3100463080. – Erste gründliche Arbeit zum Entscheidungsprozess. Gab weiteren Forschungen wichtige Impulse.
- Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Verfolgung 1933–1939. Übersetzt von Martin Pfeiffer, Dtv, München 2000, ISBN 342330765X. – Gut lesbarer erster Band einer auf zwei Bände angelegten Arbeit, überwiegend aus der Perspektive der jüdischen Verfolgungsopfer.
- Peter Longerich: Politik der Vernichtung. Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenvernichtung. Piper Verlag, München/Zürich 1998, ISBN 3492037550. – Bedeutendes Werk, stellt die verschiedenen Entwicklungs- und Entscheidungsphasen im Prozess zur totalen Vernichtung der europäischen Juden dar. Fußnoten im Text stimmen in der Numerierung nur zum Teil mit dem Anmerkungsteil überein.
- derselbe: Der ungeschriebene Befehl. Hitler und der Weg zur „Endlösung“. Piper Verlag, München 2001, ISBN 3492042953. – Mit beiden Gutachten des Autors für den Prozess gegen David Irving. Weist die Systematik der Vernichtungspolitik und Hitlers Rolle im Holocaust anhand zahlloser Dokumente nach.
- Götz Aly: „Endlösung“. Völkerverschiebung und der Mord an den europäischen Juden. Korrigierte 2. Auflage, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3100004116. – Stellt den Judenmord überzeugend als Konsequenz einer Kette von gescheiterten nationalsozialistischen Vertreibungs-, Umsiedlungs- und Deportationsprojekten dar und liefert auf der Basis vieler neuer Quellen überraschende Erkenntnisse.
- Christian Gerlach: Krieg, Ernährung, Völkermord. Deutsche Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg. Pendo Verlag, Zürich/München 2001, ISBN 3858424048. – Enthält drei umfangreiche Aufsätze:
- „Die Ausweitung der deutschen Massenmorde in den besetzten sowjetischen Gebieten im Herbst 1941. Überlegungen zur Vernichtungspolitik gegen Juden und sowjetische Kriegsgefangene“
- „Die Bedeutung der deutschen Ernährungspolitik für die Beschleunigung des Mordes an den Juden 1942“
- „Wannseekonferenz“ (erweitert; bahnbrechend und international bedeutend)
- Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. Kindler Verlag, München 1974. – Das erste Nachkriegsbuch zum Thema, vor allem über das KZ Buchenwald, in dem Kogon inhaftiert war. Enthält wenig zum Mord an den europäischen Juden als dem Zentrum des Holocaust.
- Leny Yāhîl: Die Shoah. Überlebenskampf und Vernichtung der europäischen Juden. München 1998 – umfangreiche, aber übersichtliche und gut lesbare Darstellung des Holocaust und der Rettungs- und Auswanderungsversuche.
- James Edward Young: Beschreiben des Holocaust: Darstellung und Folgen der Interpretation. Suhrkamp, 1. Auflage Frankfurt am Main 1997, ISBN 351839231X
Sekundärliteratur
- Uwe D. Adam: Judenpolitik im Dritten Reich. Droste-Verlag 2003, ISBN 3770040635
- Claude Lanzmann: Shoah. Düsseldorf 1986 (Interviews mit Überlebenden; Begleitbuch zu Lanzmanns monumentaler Filmdokumentation auf DVD)
- Lea Rosh, Eberhard Jäckel: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“ Deportation und Ermordung der Juden. Kollaboration und Verweigerung in Europa. München 1992 (Begleitbuch zur TV-Dokumentation)
- Gerhard Schoenberner: Der Gelbe Stern. Die Judenverfolgung in Europa 1933–1945. Frankfurt/Main 1991 (eindrucksvoller Fotoband)
- Vincas Bartusevicius, Joachim Tauber, Wolfram Wette (Hrsg.): Holocaust in Litauen. Böhlau, Köln 2003, ISBN 3412139025
- Wolfgang Benz (Hrsg.): Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte. München 1992.
- Christopher R. Browning: Ganz normale Männer. Das Reservebataillon 101 und die Endlösung in Polen. Rowohlt Tb. Reinbek 1999, ISBN 3499608006 (Zum Polizei-Reservebataillon 101 aus Hamburg.)
- derselbe: Die Entfesselung der „Endlösung“. Propyläen 2003, ISBN 3549071876
- derselbe: Der Weg zur „Endlösung“. Reinbek 2002
- Goldhagen, D: Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Berlin. 1996.
- Jan Tomasz Gross: Nachbarn: der Mord an den Juden von Jedwabne. Beck, München 2001, ISBN 3406482333
- Romuald Karmakar: Land der Vernichtung. Dokumentarfilm. Deutschland 2003/2004. Länge: 127 Minuten. (Begehung der Reste der Tatorte in Polen 2003)
- Jean-Claude Pressac: Die Krematorien von Auschwitz. München 1995, ISBN 3492121934
- derselbe: Auschwitz: Technique and operation of the gas chambers. Beate Klarsfeld Foundation, 1989. Kopie online unter [1]
- Peter Neitzke, Martin Weinmann (Übersetzer): Konzentrationslager. Dokument F 321. (96 Fotos) Verlag 2001, Nr. 18027 2001 Judaica
- Karin Orth: Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien, Göttingen: Wallstein 2000, 336 S., ISBN 3-89244-380-7 (Rezension für H-Soz-u-Kult von Christian Scharnefsky)
- Karl A. Schleunes: The Twisted Road to Auschwitz. Nazi Policy toward German Jews, 1933–39. Mit einem neuen Vorwort von Hans Mommsen, 1990, ISBN 0-252-06147-0.
- Michael Schneider: „Volkspädagogik“ von rechts: Ernst Nolte, die Bemühungen um die „Historisierung“ des Nationalsozialismus und die „selbstbewußte Nation“. Gesprächskreis Geschichte 11, Bonn 1995, ISBN 3860774638 Electronic ed.: Bibliothek der FES, 1998.
- Themenhefte Landsberger Zeitgeschichte Heft 2: Das Ende des Holocaust in Bayern. Heft 4: Die Vernichtung der Juden im Rüstungsprojekt Ringeltaube [2]
- Richard Rhodes: Die deutschen Mörder. Bergisch Gladbach 2004
- Gerd R. Ueberschär: Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Primus Verlag 2003, ISBN 3896782320
Verfilmungen
Schon oft wurde der Holocaust in Filmen oder Fernsehproduktionen thematisiert. Hier eine kleine Auswahl bekannter dramaturgischer Aufarbeitungen für Kino und Fernsehen (Spielfilme) in chronologischer Reihenfolge:
- Tödlicher Sturm (USA, 1940; Regie: Frank Borzage)
- Jakob der Lügner (DDR, 1975; Regie: Frank Beyer)
- Aus einem deutschen Leben (Bundesrepublik Deutschland, 1977; Regie: Theodor Kotulla)
- Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß (4-teilige Fernsehserie, USA, 1978; Regie: Marvin J. Chomsky)
- Auf Wiedersehen, Kinder (Frankreich, Bundesrepublik Deutschland 1987, Regie: Louis Malle)
- Sobibor (Großbritannien, 1987; Regie: Jack Gold)
- Kornblumenblau (Polen, 1988; Regie: Lezek Wosiewicz)
- Triumph des Geistes – Ein Boxer in der Hölle (USA, 1989; Regie: Robert M. Young)
- Korczak (Polen, Deutschland, Frankreich, 1990; Regie: Andrzej Wajda)
- Schindlers Liste (USA, 1993, Regie: Steven Spielberg)
- Die Karwoche (Polen, 1996; Regie: Andrzej Wajda)
- Das Leben ist schön (Italien, 1997; Regie: Roberto Benigni)
- Zug des Lebens (Frankreich, Belgien, Israel, 1998; Regie: Radu Mihaileanu)
- Jakob der Lügner (USA, Frankreich, Ungarn, 1998; Regie: Peter Kassovitz)
- Klemperer – Ein Leben in Deutschland (12-teilige Fernsehserie (vgl. Victor Klemperer), Deutschland 1999; Regie: Kai Wessel)
- Anne Frank – Die wahre Geschichte (USA, 2001; Regie: Robert Dornhelm)
- Uprising – Der Aufstand (USA, Großbritannien, Deutschland, Österreich, 2001; Regie: John Avnet)
- Die Wannseekonferenz (USA, 2001; Regie Frank R. Pierson)
- Die Grauzone (USA, 2001; Regie: Tim Blake Nelson)
- Der Pianist (Großbritannien, Frankreich, Polen, 2002, Regie: Roman Polanski)
- Der Stellvertreter (Frankreich, Deutschland, 2002; Regie: Constantin Costa-Gavras)
- Babij Jar (Deutschland, Russland, 2003; Regie: Jeff Kanew)
Siehe auch
- Abzeichen in den Konzentrationslagern
- Geschichtsrevisionismus
- Holocaustleugnung
- Aktion Reinhardt
- Antizionismus
- Erziehung im Nationalsozialismus
- Ewa Paradies
- Deutsche Wiedergutmachungspolitik
- Liste der Konzentrationslager
- Liste bekannter Opfer des Nationalsozialismus
- Portal:Nationalsozialismus
- Wehrmacht und NS-Verbrechen
- Verbrechen gegen die Menschlichkeit
- Verwendung des Begriffs Holocaust
- Zionismus
Weblinks
Für Weblinks zu Gedenkstätten, Initiativen und Erinnerungskultur zum Thema Holocaust siehe Gedenken und Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und in den dort verlinkten Artikeln.
Allgemeine Informationen
- Internationale Übersicht von NS-Gedenkstätten und Institutionen
- Peter Ortag: Jüdische Kultur und Geschichte. Hrsg: Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung. 5. Auflage 2003 – Kapitel B/III/6 „Der Holocaust“
- Shoa – Der NS-Massenmord an den Juden Europas
- „Holocaust-Referenz“, Argumente gegen Auschwitzleugner
- The Mazal Library Umfangreiches Online-Archiv zum Holocaust (engl.)
- Holocaust Memorial Museum englisch
- Jüdisches Leben in Deutschland 1914–2005, Website der Bundeszentrale für politische Bildung und des Deutschen Historischen Museums (dt. & engl.)
Opfer
- Shoa.de: Opferzahlen des Holocaust
- Datenbank zu über 62.000 österreichischen Opfern des Holocaust
- Datenbank der Opfer auf der Internet-Seite von Yad Vashem