Matriarchat
Matriarchat bezeichnet einen hypothetischen Gesellschaftstyp[1], in dem alle sozialen und rechtlichen Beziehungen über die Abstammung der mütterlichen Linie organisiert sind, die religiösen Vorstellungen auf eine Ahnfrau oder Urgöttin zurückgeführt werden und Frauen eine zentrale Rolle in Gesellschaft und Religion einnehmen. Es wird dabei oft nicht unterschieden, ob die Stellung den Müttern oder Frauen allgemein zugeschrieben wird. Auch eine Gesellschaftsordnung, in der Frauen oder Mütter darüber hinaus exklusiv die politische Macht innehaben (herrschen), wird als Martiarchat bezeichnet.[2] Im populären Sprachgebrauch der Gegenwart wird unter Matriarchat eine Gesellschaftsordnung verstanden, die vorrangig von Frauen geprägt ist. Es gibt jedoch keine wissenschaftlich allgemein anerkannte Definition von Matriarchat. [3] Als Synonyme für matriarchal oder matriarchalisch oder auch in Abgrenzung dazu sind gebräuchlich: mutterrechtlich und gynäkokratisch (Johann Jakob Bachofen), matrizentrisch (Erich Fromm, Marija Gimbutas), matristisch (Wilhelm Reich, Carola Meier Seethaler) und gylanisch (Riane Eisler, Marija Gimbutas). „Seit ihrer ersten Erwähnung sind diese Begriffe immer wieder mit anderen Vorstellungen und Inhalten aufgeladen und entsprechend verwendet worden.“ [4] Davon unterschieden beschreiben die verwandtschaftsethnologischen Begriffe matrilinear, matrilokal, uxorilokal Abstammungs- und Wohnsitzregeln. Mit Matrifokalität wird in der Ethnologie eine zentrale Rolle von Müttern in matrilinearen, patrilinearen oder anderen Verwandschaftssystemen beschrieben.[5]
Etymologie
Der Terminus Matriarchat ist ein Kunstwort, das im deutschen Sprachraum erstmals Ende des 19. Jahrhunderts[6] auftauchte, in Anlehnung an die bis dahin gebräuchlichen Begriffe Mutterrecht und Gynaikokratie.[7] Es setzt sich zusammen aus lateinisch mater (Mutter) und altgriechisch archein (herrschen) oder auch arché (Beginn, Ursprung).
Geschichte
Die Anfänge der Theorien zu Matriarchaten entstammen rechtshistorischen und ethnologischen Beiträgen des 18. und des 19. Jahrhunderts.[8] Der historische Materialismus (aber auch schon Bachofen) versteht das Matriarchat als eine allgemeine und notwendige Stufe der Gesellschaften der Ur- und Frühgeschichte.[9] Im zwanzigsten Jahrhundert gehörten sie zum Bestand marxistisch orientierter Kulturwissenschaften.[10] Dabei wurden auch schwärmerische Elemente mit historischen Tatsachen verbunden, um einen Gegenentwurf zur patriarchalischen Struktur westlicher Industriegesellschaften zu gewinnen. Das Patriarchat wurde weitgehend für soziale Zustände und moralische sowie psychologische Haltungen und Zwänge verantwortlich gemacht und das Matriarchat dabei positiv als utopischer Urzustand der Gesellschaft oder abwertend als rückschrittliche Kulturstufe gedeutet.[11]
Die These der Existenz einer allgemeinen vorgeschichtlichen matriarchalen Kulturstufe oder zumindest eines Kults einer Großen Göttin wurde vom Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem in der englischen Urgeschichte und Archäologie relativ häufig vertreten. Deutschsprachige Prähistoriker hatten in den 1930er Jahren die Nähe zum Nationalsozialismus gesucht. Ein herausragender Vertreter war Oswald Menghin, der mit seinem Buch Die Weltgeschichte der Steinzeit (1931) die Meinung vertrat, dass vor allem die neolithischen Kulturen durch ein Matriarchat geprägt waren. Als Folge übte die Ur- und Frühgeschichte in der BRD nach 1945 eine dezidierte Zurückhaltung im Bereich Theoriebildung.[12] In der sowjetischen Archäologie machte sich die marxistische Deutung der Urgeschichte (vergl. Engels) bemerkbar: die in den 1920er und 30er Jahren entdeckten paläolithischen Venusfiguren galten als Belege für ein urkommunistisches Matriarchat.[13]
Während in allen einschlägigen Fachwissenschaften der Rückgriff auf den Matriarchatsbegriff als ungeeignet für die Erforschung von sozialen Systemen und der ihnen innewohnenden Macht- und Geschlechterverhältnisse abgelehnt wird,[14] erfolgte ab Ende der 1970er Jahre eine Aneignung durch Vertreterinnen der essentialistischen Zweige des Second Wave-Feminismus. Sie gehen – wie Bachofen – davon aus, dass das Matriarchat im besonderen eine Zeit der Ur- und Frühgeschichte war, in der vor allem Frauen kulturschöpferisch und -prägend waren, aber nicht geherrscht haben. Es ist weitgehender Forschungskonsens, dass „sich das Matriarchat als Mutterherrschaft spiegelbildlich zum Patriarchat historisch nicht nachweisen läßt“[15]
Vorschläge zur Bestimmung des Matriarchatsbegriffs
In den Fachwissenschaften und auch in sonstigen Publikationen wurden und werden unterschiedlichste Präzisierungen des Begriffs „Matriarchat“ vorgeschlagen.
Johann Jakob Bachofen (1861) und in dessen Rezeption u.a. Friedrich Heiler[16] sahen als konstitutive Merkmale einerseits das Bestehen mutterrechtlicher Institutionen, andererseits
- eine „hervorragende Stellung der Frau in Kult u[nd] Religion (z.B. als Ahnfrau, Seherin, Priesterin)“
- „die Verehrung einer weibl[ichen] Gottheit“[17]
Birgit Heller umreisst den Matriarchatsbegriff wie folgt: „Gemeint ist meistens eine Ges[ellschafts]-Form, die durch die Dominanz der Mutter bzw. Frau gekennzeichnet ist, od[er] die Abstammungs- u[nd] Erbfolge nach der Mutter, die sich mehr od[er] weniger günstig auf die Stellung v[on] Frauen auswirkt.“[17]
Angela Schenkluhn schlägt vor, kulturwissenschaftliche Begriffe wie Matrilinearität, Matrilokalität oder Matrifokalität, die sich auf die Organisation von Verwandtschaftsbeziehungen beziehen, strikt zu trennen von Matriarchatsbegriffen, die sich demgegenüber auf einen bestimmten Gesellschaftstyp beziehen. Da für einen solchen Gesellschaftstyp des „Matriarchats“ bisher weder historische noch archäologische Evidenzen existierten, sollte der Matriarchatsbegriff verstanden werden als „sozialer Mythos innerhalb bestimmter ideologischer Systeme“.[18] Als Basiselemente wichtiger Theorien zu Matriarchaten macht sie aus:
- eine dominierende Rolle der Frau in Gesellschaft und Politik (Matriarchat im engeren Sinne)
- Bestimmung von Rechtsverhältnissen der Abstammung, Erbschaft, Familie und Wohnung durch die Mutterlinie (Matrilinearität, Matriarchat [im weiteren Sinne])
- Verehrung weiblicher Gottheiten in Religion und Mythologie[19]
Cäcilia Rentmeister definierte 1980 als Erste Matriarchat ausdrücklich nicht als spiegelbildliche Umkehrung von Patriarchat, sondern als Mutter-Anfang oder Mutterprinzip und nimmt eine Merkmalsdefinition vor, mit der sie hervohebt, welche Vorteile diese Sozialform für Frauen und Mütter sowie für die Vermeidung von Gewalt gegen Frauen und die Bewältigung von Konflikten zwischen den Geschlechtern in den von ihr besuchten Ethnien (Minangkabau, Nayar) habe.
Heide Göttner-Abendroth setzt in ihren umstrittenen Beiträgen zu diesem Thema die Existenz von Matriarchaten in Vergangenheit und Gegenwart voraus[20] als von Frauen geschaffene und in allen Bereichen geprägte Gesellschaften mit „komplementärer Gleichheit“, in denen die „Mutter als Prototyp“ gelte, denn vom mütterlichen Verhalten seien die tragenden Werte der Gesellschaft abgeleitet. Diesen hypothetischen Gesellschaftstyp definiert sie auf vier Ebenen:
- Soziale Merkmale: Matrilinearität, Matrilokalität und Matri-Uxorilokalität. Biologische Vaterschaft ist neben der sozialen Vaterschaft zweitrangig.
- Politische Merkmale: Egalitäre und herrschaftsfreie Gesellschaften. Konsensdemokratie auf verschiedenen Ebenen (Sippenhaus, Dorf, Region). Abweichend dazu definiert Göttner-Abendroth historische Matriarchate auch als „[…] Herrschaft einer Stammmutter über die Sippe (= Clan = Dorfgemeinschaft) bzw. eines Priesterinnenkollegiums über einen theakratisch aufgefassten Stadtstaat oder einen Bund solcher Stadtstaaten.“[21]
- Ökonomische Merkmale: Meist Garten- oder Ackerbau in Subsistenzwirtschaft. Kein Privateigentum. Die Frauen haben die Kontrolle über die wesentlichen Lebensgüter. Das Ideal ist Verteilung und Ausgleich und nicht Akkumulation. Dieser Ausgleich werde durch gemeinschaftliche Feste erreicht. [22]
- Weltanschauliche Merkmale: Ahnenkult. Die Natur gilt als heilig. Die Erde als die Große Mutter ist die eine Urgöttin, die andere ist die kosmische Göttin als Schöpferin des Universums. Es handele sich um "sakrale Gesellschaften und Göttinkulturen".[23]
Kein Konsens besteht darin, ob es bei strenger Anwendung aller vorbenannten Kriterien derzeit Matriarchate gibt (bei Konversionenen zu Islam oder Christentum, Aufgeben der Clanhäuser und somit Abkehr von der Matrilokalität, Abkehr von Subsistenzwirtschaft etc.). Bei selektiver Anwendung einzelner Kriterien ist die Identifikation derart umschriebener Sozialformen unstrittiger. Fraglich ist, ob dann von einem Matriarchat gesprochen werden kann.
„In der Ethnologie, Anthropologie, Archäologie und Religionswissenschaft steht man ihrer [Göttner-Abendroths] Theorie meist eher ablehnend gegenüber, da die Existenz des von ihr beschriebenen Matriarchats mit ihrer Methode nicht nachgewiesen werden kann [...].“
Matriarchat aus ethnologischer Sicht
In Matriarchatstheorien, einigen älteren Publikationen[25] und mitunter auch im populären Sprachgebrauch wird von Matrilinearität oder Matrilokaltität auf den Gesellschaftstyp des Matriarchats geschlossen oder damit gleichgesetzt. Einige indigene feministische Autorinnen wie z.B. Ifi Amadiume[26] und Martha Harroun Foster [27], die die Geschichte ihrer eigenen Ethnien erforschen, verwenden ebenfalls den Begriff "Matriarchat". Sie heben damit die Andersartigkeit gegenüber westlichen Gesellschaftsmodellen und eine starke Rolle der Frauen vor der Kolonisierung und Missionierung hervor und verleihen ihren politischen Schlussfolgerungen auf diese Weise Nachdruck. Von feministischen Ethnologinnen wurde der Matriarchatsbegriff jedoch seit Mitte der 1970er Jahren mehrheitlich verworfen.[28] In der neueren Ethnologie und Anthropologie wird der Begriff "Matriarchat" nicht mehr benutzt, da er die beobachtbare Realität in unangemessener Weise verallgemeinert, indem er von Verwandtschaftsbeziehungen und Wohnortregelungen auf die gesamten gesellschaftlichen Verhältnisse schlussfolgert. [29]
Matrilineare Gesellschaften
Der Terminus Matrilinearität beschreibt „die soziale Definition der Verwandtschaft und der daraus abgeleiteten individuellen Rechte und Pflichten, insbesondere auch der Erbansprüche, sowie der sozialen Gruppenzugehörigkeit nach der Deszendenz aus der mütterlichen Linie.“[30] Der Terminus Matrilokalität beschreibt die soziale Norm, dass „Töchter im Hause ihrer Mutter“ wohnen, „während die Söhne im Hause ihrer Ehefrauen bzw. deren Mutter wohnen“[30] (Uxorilokalität)
Unilineare Abstammungssysteme (Eingrenzung auf die mütterliche oder väterliche Linie) finden sich in vielen Gesellschaften, in denen es wichtige Güter (Land, Vieh) aufzuteilen und zu vererben gilt. [31]Eine relevante Korrelation von Ackerbau und Matrilinearität existiert jedoch nicht.[32]
Die Ethnologin Gabriele Herzog-Schröder weist darauf hin, dass die Grundidee der Deszendenz in ihren Ausprägungen Matrilinearität und Patrilinearität aus einer Zeit stamme, „[...] als die Anthropologie von Mutmaßungen über die Evolution der Beziehungen zwischen den Geschlechtern beherrscht wurde.“ Die Sozialstruktur einer Gesellschaft sei nicht zwingend von dem Deszendenzmodell abhängig.[33]

Gegenwärtig existieren auf allen außereuropäischen Kontinenten Ethnien mit matrilinearem Abstammungssystem, von welchen einige zusätzlich die Matrilokalität praktizieren, darunter:
- die Khasi, Nayar und Garo in Indien,
- die Irokesen in den USA und Kanada,
- Navajo in New Mexiko und Hopi in Arizona, USA,
- die Tuareg in Nordafrika,
- die Makonde in Tansania und Mosambik,
- die Ashanti in Ghana,
- die Mosuo in China,
- die Wayúu (auch Guajiro) in Kolumbien und in Venezuela,
- die Minangkabau auf West-Sumatra.

Aufgrund von Kolonisierung und Missionierung, Interaktionsprozessen mit angrenzenden Nationen oder anderen gesellschaftlichen Prozessen weisen diese Ethnien nur noch selten alle Züge ihrer vermuteten ursprünglichen Kultur auf, wie es am Beispiel der Minangkabau gezeigt werden kann, deren Geschichte und gegenwärtige Situation gut belegt ist.[34][35]. Mit insgesamt über drei Millionen Menschen sind die Minangkabau auf Sumatra die größte bekannte matrilineare Bevölkerungsgruppe der Welt. Die Minangkabau sind Moslems, tradieren jedoch auch das Adat, ihr ungeschriebenes Gesetz, und integrieren dessen Regeln in ihren Alltag. Ursprünglich praktizierten sie matrilokale Wohnsitzregeln, heute jedoch sind Kernfamilien eine gängige Lebensform.
Entgegen den Vermutungen von Matriarchatsautorinnen sind Gesellschaften mit matrilinearen oder matrilokalen Sozialformen nicht zwingend friedlicher oder gewaltloser als patrilineare. So waren die Nayar eine Kriegerkaste, Irokesen und Huronen bildeten Kriegsbünde, die matrilinearen Bororo im zentralbrasilianischen Hochland und die Munduruku im Amazonasgebiet, eine Gesellschaft mit patrilinearem Abstammungssystem und matrilokalem Residenzmuster [36], galten wegen ihrer kriegerischen Aggressivität als gefürchtet [37], die Garo gingen auf rituelle Kopfjagden [38].
Politische Macht in matrilinearen Gesellschaften
Das Verwandtschaftssystem sagt noch nichts über die politische Machtverteilung in einer Kultur aus. Insbesondere lässt sich vom Befund matrilinearer Verwandtschaftsorganisation nicht darauf schließen, dass Frauen politische Macht innehaben. In vielen Gesellschaften matrilinearer und matrilokaler Sozialform werden politische und repräsentative Aufgaben außerhalb der Kerngruppe von einem Mann, in der Regel dem Mutterbruder, wahrgenommen, wie zum Beispiel bei den Minangkabau.
In Gesellschaften mit matrilinearem Verwandtschaftssystem wird häufig die Verantwortung für Ämter auf zwei Personen zu verteilt, die nicht selten denselben Aufgabenbereich zu betreuen haben (→Dyarchie). Wenn weiblichen Häuptlingen oder Clan-Vorständen jeweils männliche gegenüberstehen, ergibt sich daraus ein allgemeines Prinzip der Ämterdoppelung. Wie Lewis Henry Morgan für die Irokesen feststellte, resultiere daraus ein Zwang zu Absprachen und zu einem regelmäßigen Wechsel der Führungsrolle. Das Prinzip der Ämterteilung entspreche der Übereinkunft auf allen gesellschaftlichen Ebenen, wo sich jeweils reziproke Hälften gegenüberstehen. Solche dualen Institutionalisierungen sind jedoch keine Eigenheit matrilinearer Sozialformen, sondern werden z.B. von Claude Lévi-Strauss auch bei patrilinearen Gesellschaften beschrieben.[39]
Matriarchat aus archäologischer Sicht
Gemäß weitestgehendem fachwissenschaftlichem Konsens gibt es gegenwärtig zwar matrilineare und matrilokale Gesellschaftsformen, es gibt aber keine anthropologischen oder archäologischen Belege für die Idee einer allgemeinen „matriarchalen Phase“ menschlicher Gesellschaften. Matrilinearität, d.h. die Abfolge der Verwandtschaftlinie von Mutter zur Tochter, wird – beispielsweise von Sarah Blaffer Hrdy[40] – interpretiert als ein Effekt tribaler Hortikultur, in der Frauen das Land bebauen.[41]
Während ältere Publikationen versuchten, paläolithische Figuren heranzuziehen, um die Idee einer Existenz von Matriarchaten zu stützen, wird dieses Vorgehen seit Mitte des 20. Jahrhunderts fachwissenschaftlich weithin als unhaltbar zurückgewiesen.[42] Über die „Venus von Willendorf“, eine berühmte Frauenstatuette aus dem Jungpaläolithikum, von deren sakraler Bedeutung und Bedeutung als Beweisstück für eine matriarchale Kosmologie der spirituelle Feminismus überzeugt ist, schreibt die Ur- und Frühgeschichtlerin und Ethnologin Bärbel Auffermann[43]:
„[…] eines werden wir nie erklären können: Warum die Figur angefertigt wurde. Die Antwort auf diese Frage ist seit Jahrzehntausenden von Jahren verstummt. Jeder heutige Versuch einer Antwort bleibt Spekulation.“
Für weibliche Statuetten, wie sie aus vordynastischen Kulturen Ägyptens, dem neolithischen Kreta und griechischen Festland sowie dem prähistorischen Nahen Osten bekannt sind, gibt es insbesondere keine Belege einer religiösen Funktion.[44] Von Fachwissenschaftlern wird zudem verneint, dass mit archäologischen Methoden überhaupt Aussagen dieser Reichweite über Gesellschaftsstrukturen zu gewinnen sind.[45] Umstritten ist auch die Anwendung von ethnologischen und anthropologischen Daten auf die Auswertung archäologischer Funde und vergleichende Annahmen von heute existierenden Ethnien mit prähistorischen Kulturen, wie es ein Vorgehen des kulturellen Evolutionismus des 19. Jahrhunderts war. Im universitären Wissenschaftsbetrieb werden zudem zahlreiche Hypothesen und Methoden insbesondere von Klassikern der Matriarchatsforschung abgelehnt, wie beispielsweise eine historische Spekulation auf der alleinigen Basis der Interpretationen von Mythen.[46]
Als Reaktion darauf schlagen einige Autoren, die an der Matriarchatsidee festhalten, vor, eine komplexere Methodologie zu befolgen. Dabei sollen Fachdisziplinen wie Archäologie, Ethnologie, Religionswissenschaft, Volkskunde und „Oral History“, Geschichte, Soziologie u. a. kombiniert werden.[47] Auch Mythen, Legenden und Märchen werden als Überreste einer matriarchalen Gesellschaftsordnung zu interpretieren versucht.[48]
Stefanie Knauß – wie auch andere Autoren – stimmt der Notwendigkeit interdisziplinärer Methoden für die Erforschung des Zusammenhangs von Gesellschaftsform, Religion und Geschlecht zu. Zu den Schriften Göttner-Abendroths merkt sie jedoch kritisch an, dass diese Matriarchatsforschung aus dem Sammeln und Zusammenfügen von Mosaiksteinchen aus verschiedensten Quellen und Gesellschaften bestehe, und es fraglich bleibe, ob diese Quellen vergleichbar sind.[49]
„[…] aus einer Sammlung bunter Steine können schließlich sehr verschiedene Bilder entstehen. Dass in diesem Fall das Bild der idealen matriarchalen Gesellschaft entsteht, liegt […] an der Vorannahme, […] dass Matriarchate existierten und 'nur noch' im Detail beschrieben werden müssen.“
Für Matriarchatstheorien angeführte Kulturen

Neben dem Paläolithikumm gilt in Matriarchatstheorien das Neolithikum als matriarchal geprägt. Dabei wird von einer einheitlichen matriarchalen Entwicklung Europas ausgegangen, obwohl für das nord-westliche Europa Funde weiblicher Statuetten fehlen. Insbesondere Heide Göttner-Abendroth verbreitet die Annahme eines neolithischen Matriarchats als geschichtliche Wirklichkeit.[50] Der matriarchale Gesellschaftstyp soll nach ihrer Auffassung in der Jungsteinzeit (Neolithikum) global entstanden und am Ende der Bronzezeit gewaltsam abgelöst worden sein.[51] Mit dieser Vorannahme interpretieren Anhänger der Matriarchatsidee alle neolithischen Fundorte als matriarchal und im Zirkelschluss als archäologischen Beweis einer matriarchalen Vorzeit. Diese Überzeugung speist sich nach Meret Fehlmann aus archäologischen Werken, „die nicht mehr den neuesten wissenschaftlichen Stand abbildeten und davon zeugten, dass eine Reihe großer Namen, vor allem der englischsprachigen Archäologie (v.a. Jacquetta Hawkes, James Mellaart, dem Entdecker von Çatalhöyük in den frühen 1960er Jahren, und Marija Gimbutas) nicht nur mit streng wissenschaftlichen Werken hervortrat, sondern auch Bücher publizierte, die sich an ein weiteres Publikum richteten.“ Hierdurch sei die Vorstellung der matriarchalen Vorzeit popularisiert worden. Die Resultate ihrer Arbeiten und Ausgrabungen wurden vom spirituellen Feminismus und der feministischen Matriarchatsforschung vereinnahmt und weiter popularisert.[52]
Als matriarchale archäologische Kulturen in Europa und Vorderasien werden demnach diskutiert:
- die neolithischen Siedlungen des fruchtbaren Halbmonds wie Çayönü, Çatalhöyük; Hacılar Höyük, Nevali Cori, Jericho;
- die frühesten Siedlungen in Mesopotamien;
- die Indus-Kultur
- die jungsteinzeitliche Vinča-Kultur;
- die Bandkeramiker;
- die Megalithkulturen, denen z. B. das Hypogäum von Ħal-Saflieni auf Malta zugerechnet wird;
- die minoische Kultur auf Kreta.
Der Mythos vom friedlichen Neolithikum
Die Vorstellung eines neolithischen Matriarchats wird unter anderem damit zu begründen versucht, dass archäologische Befunde aus dieser Zeit angeblich keine Anzeichen für Gewalt, Krieg und soziale Unterschiede ergäben. Seit den 1980er Jahren sind jedoch vermehrt archäologische Befunde entdeckt worden, wie die Massaker von Talheim in Baden-Württemberg,[53][54] von Asparn an der Zaya in Oberösterreich, von Schletz in Niederösterreich und weitere, die dieses Bild gewaltfreier neolithischer Gesellschaften erschüttern. „Wie in Talheim sind die Täter (in Schletz) mit unglaublicher Brutalität vorgegangen, die auch vor Kindern aller Altersstufen nicht halt machte. Alle Schädel tragen Anzeichen massiver Gewalteinwirkung […] Auch in diesem Fall schlugen die Täter weiter auf ihre Opfer – und zwar vorzugsweise auf die Köpfe – ein, als sie bereits wehrlos am Boden lagen.“ [55] Der Tübinger Ur- und Frühgeschichtler Jörg Petrasch hat methodenkritisch versucht, die Rate der Gewalttätigkeiten auf die Gesamtpopulation in der Bandkeramik hochzurechnen und kommt zu dem Schluss, dass solche Massaker keine singulären Ereignisse gewesen sein können. Demnach müssen Gewalttätigkeiten in den bandkeramischen Gesellschaften regelmäßig, wenn auch selten, vorgekommen sein. Abgesehen von solchen tödlich endenden Gewalttätigkeiten werden in den anthropologischen Veröffentlichungen zu bandkeramischen Skeletten Hinweise auf regelmäßig physische Auseinandersetzungen beschrieben, die von den Opfern überlebt wurden. [56][57]
Die Prähistorikerin Eva-Maria Mertens weist anhand der Bandkeramiker nach, dass diese Kultur keine friedliche im Sinne der Matriarchatsanhänger war. In ihrer Studie kommt sie zu dem Schluss:
„Wenn die These der Matriarchatsforscherinnen stimmt, dass die Zeit des Neolithikums von Matriarchaten bestimmt war, dann war es trotz der Frauenherrschaft keine friedliche Zeit. Wenn aber die Kernprämisse für den Nachweis eines Matriarchats Gewaltlosigkeit bzw. Friedlichkeit ist, dann ist am Ende der Bandkeramik nicht von einem Matriarchat zu sprechen.“
Mertens betont, dass solche Hinweise auf Gewalt nicht nur Kennzeichen der ersten Ackerbauern in Mitteleuropa sind. Auch aus den vorhergehenden Wilderbeuterkulturen im Spätmesolithikum (ca. 6000 v.Chr.) gibt es regelhaft Hinweise auf gewaltsam zu Tode gekommene Menschen. [58]
Mit dem Neolithikum ging als Folge der mit Ackerbau und Viehzucht verbundenen Sesshaftigkeit ein Anwachsen der Bevölkerung einher und die Herausbildung erster sozialer Unterschiede und Hierarchien. Anhand der Skelettfunde lässt sich eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung nachweisen, wobei hauptsächlich die weiblichen Skelette Handarthrosen und andere Abnutzungserscheinungen aufweisen, die auf das Mahlen des Getreides in knieender Haltung hinweisen, außerdem „werden weibliche Skelette zusehends kleiner und zierlicher“. Verletzungen und Krankheiten, die sich am Skelett nachweisen lassen, nehmen drastisch zu (es gibt Hinweise auf ernährungsbedingte Krankheiten, bspw. nachgewiesen bei der Hälfte der Bewohner von Çatalhöyük); und nicht nur bei den Bandkeramikern finden sich Skelette – Frauen und Männer –, die auf einen gewaltsamen Tod schließen lassen. Ebenso ist die Vorstellung eines friedlichen Umgangs mit der Natur wahrscheinlich falsch, „die ersten Bauern wiesen vermutlich allen Ressourcen – Pflanzen, Tieren, Menschen – gegenüber eine ausbeuterische Haltung auf.“[59]
Auch weitere Annahmen, die die Idee eines neolithischen Matriarchats stützen sollen, werden fachwissenschaftlich zurückgewiesen, gelten in der Archäologie als widerlegt und methodisch als unwissenschaftlich, z.B. die Bedeutungskontinuität von Symbolen über Jahrtausende, die von Matriarchatstheoretikern als Sprache der Urzeit und vereinfacht als Symbole der Göttin verstanden werden sowie die pauschale Deutung weiblicher oder anthropomorpher Darstellungen als Göttinnen und Ausdruck einer religiösen Kontinuität vom Paläolithikum zum Neolithikum (und darüber hinaus), einem Zeitraum, der mehr als 20.000 Jahre umspannt und mit tief greifenden sozialen und kulturellen Veränderungen verbunden war.
„The common practice of jumping from Bronze Age European figurines to Paläolitic Venuses and back again to neolithic material is in itself unscientific […]“
Hypothesen zur Religion historischer Matriarchate
Für viele Vertreter der These von der Existenz historischer Matriarchate, aber auch utopischer Matriarchatsvorstellungen war die Idee eines Kults der Großen Göttin zentral. Bereits Johann Jakob Bachofen vertrat diesbezüglich spekulative Vermutungen, einflussreiche und bekannte Hypothesen über Religion und Kult historischer Matriarchate haben Robert Graves und Göttner-Abendroth vorgelegt.
Siehe auch
Literatur
- Carol B. Duncan: Matriarchy and Patriarchy, in: William H. McNeill u.a. (Hrsg.): Berkshire Encyclopedia Of World History, Bd. 3, Berkshire Publishing Group, Great Barrington, Massachusetts 2005, S. 1218-1223.
- Lucy Goodison, Christine Morris (Hgg.): Ancient Goddesses. The Myths and the Evidence. University of Wisconsin Press / British Museum Press, Madison 1999, ISBN 0-299-16320-2.
- Mary R. Lefkowitz: Review, in: Bryn Mawr Classical Review 10/03 (1999).
- Heide Göttner-Abendroth, Kurt Derungs: Matriarchate als herrschaftsfreie Gesellschaften. Edition Amalia 1997, ISBN 3-905581-01-9.
- dies.: Das Matriarchat II. 1.Stammesgesellschaften in Ostasien, Indonesien, Ozeanien. 2. ergänzte Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 1999, ISBN 3-17-014995-4.
- dies.: Das Matriarchat II.2. Stammesgesellschaften in Amerika, Indien, Afrika. Kohlhammer, Stuttgart 2000, ISBN 3-17-010568-x.
- dies. (Hrsg.): Matriarchat in Südchina – Eine Forschungsreise zu den Mosuo; Kohlhammer Verlag, Stuttgart, Berlin, Köln 1998, ISBN 3-17-014006-X
- Janet Alison Hoskins: Artikel Matriarchy, in: M. C. Horowitz (Hg.): New Dictionary of the History of Ideas, Bd. 4, Routledge, London, UK / New York, NY 2004 / Thomson Gale 2005, S. 1384-1389. (online einsehbar, verlinkt der erste Unterabschnitt, weitere Abschnitt über „next“ erreichbar)
- Claude Lévi-Strauss: Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993 (Erstauflage 1949), ISBN 3-518-28644-7.
- Claude Meillassoux: Die wilden Früchte der Frau. Syndikat, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-8108-0010-4.
- Wilhelm Emil Mühlmann, Ernst Wilhelm Müller: Artikel Mutterrecht. In: W. Bernsdorf (Hrsg.): Wörterbuch der Soziologie. Enke, Stuttgart 2. A. 1969, S. S. 727–729.
- Yang Erche Namu, Christine Mathieu: Das Land der Töchter – eine Kindheit bei den Moso, wo die Welt den Frauen gehört. 2. Auflage, Ullstein, München 2008, ISBN 978-3-548-25959-8.
- Walter Pötscher: Artikel Mutterrecht, in: Der Kleine Pauly, Band 3, Stuttgart 1969, Sp. 1499-1501.
- Cäcilia Rentmeister: Frauenwelten - Männerwelten, Leske+Budrich, Opladen 1985, ISBN 3-8100-0474-x. Volltext zum Download [2]
- W. H. R. Rivers: Mother-right, in: James Hastings (Hrsg.): Encyclopaedia of Religion and Ethics, T. & T. Clark, Edinburgh / Charles Scribner's Sons, New York 1915, Bd. 8, 851-859, Digitalisat bei archive.org.
- Brigitte Röder, Juliane Hummel, Brigitta Kunz (Hrsg.): Göttinnendämmerung. Das Matriarchat aus archäologischer Sicht. Droemer Knaur, München 1996. ISBN 3-426-26887-6
- David Schneider, Kathleen Gough (Hrsg.): Matrilineal Kinship, University of California Press, Berkeley 1961.
- Beate Wagner-Hasel (Hrsg.): Matriarchatstheorien der Altertumswissenschaft. Wege der Forschung Bd. 561. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992, ISBN 3-534-01496-0.
- dies.: Matriarchat, in: Rolf Wilhelm Bednich (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung, Walter de Gruyter, Berlin - New York 1997, Band 9 / Lieferung 1, Sp. 407-415.
- dies.: Beate Wagner-Hasel: Matriarchat. in: Manfred Landfester (Hrsg.): Der Neue Pauly, J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2001, Bd. 15: Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte, Sp. 321-329.
- George Alexander Wilken: Das Matriarchat (das Mutterrecht) bei den alten Arabern, Otto Schulze, Leipzig 1884. (Digitalisat ULB Sachsen-Anhalt)
Weblinks
- Isabella Andrej: Matrilineare Gesellschaften – Eine Untersuchung aus ethnologischer und historischer Sicht (Wien 1998, Diplomarbeit online)
- Renate Jost: Artikel Matriarchat / Mutterrecht, in: Michaela Bauks/Klaus Koenen (Hrsg.), Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006.
- Christl M. Maier: Artikel Muttergöttin, in: Michaela Bauks/Klaus Koenen (Hrsg.), Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2008.
- Christian Meyer: Man the Hunted, Mainzer Archäologie Online 8 (2006).
Einzelnachweise
- ↑ Encyclopedia Britannica, Web 2012
- ↑ E. W. Müller, Eintrag Mutterrecht in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 6, S. 261
- ↑ Elke Hartmann: Zur Geschichte der Matriarchatsidee. Antrittsvorlesung 2. Februar 2004, Humboldt-Universität zu Berlin.
- ↑ Meret Fehlmann: Die Rede vom Matriarchat. Zur Gebrauchsgeschichte eine Arguments. Chronos Verlag Zürich 2011, S. 21
- ↑ Vgl. z.B. Nancy Tanner: Matrifocality in Indonesia and Africa and Among Black Americans: "Matrifocality is found within a variety of kinship types. […] Descent and matrifocality vary independently. […] This can occur in matrilineal and patrilinear systems as well as in bilateral system." In: Michelle Zimbalist Rosaldo, Louise Lamphere (Hrsg.): Women, Culture and Society. Stanford University Press, 1974. S. 129-156. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑ Der niederländische Rechtsethnologe George Alexander Wilken hat den Terminus Matriarchat 1884 mit seinem Buch Das Matriarchat (Das Mutterrecht) bei den alten Arabern als Erster benutzt. Vergl. Meret Fehlmann: Die Rede vom Matriarchat (2011), S. 19
- ↑ Der Begriff Gynaikokratie von altgriechisch gynaikokratia (Frauenherrschaft) ist seit dem 4. Jahrhundert vor Christus nachweisbar. Vergl. Uwe Wesel: Der Mythos vom Matriarchat(1980), S. 35. Johann Jakob Bachofen benutzte die Begriffe Mutterrecht und Gynaikokratie ebenfalls.
- ↑ Die erste Beschreibung einer mutterrechtlichen Gesellschaft stammt von dem Irokesen-Missionar J. F. Lafitau: Moeurs des sauvages amér. comparées aux moeurs des premiers temps 1. 2 (Paris 1724). J. J. Bachofen: Das Mutterrecht. Eine Untersuchung der Gynaikokratie der alten Welt (1861). stellt eine theoretisch-spekulative Rekonstruktion des Matriarchats in der Frühgeschichte des nahen Ostens dar. Vgl. E. W. Müller, Eintrag Mutterrecht in Historisches Wörterbuch der Philosophie Bd. 6, S. 261
- ↑ E. W. Müller, Eintrag Mutterrecht in: Historisches Wörterbuch der Philosophie Bd. 6, S. 261
- ↑ Vgl. etwa Franz Borkenau, Von der minoischen zur griechischen Kultur, in: ders.: Ende und Anfang, Stuttgart 1984 (Ursprünglich unter dem Titel Zwei Abhandlungen über griechische Mythologie in der Zeitschrift Psyche, April 1953)
- ↑ Vgl. Birgit Heller: Artikel Matriarchat, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 6, 1997, Sp. 1475: „Die M[atriarchat]-Kontroverse ist bis heute ideologisch überfrachtet u[nd] dient oft der Legitimierung gesellschaftl[icher] Machtverhältnisse“.
- ↑ vergl. etwa Meret Fehlmann: Die Rede vom Matriarchat. Zürich 2011, S. 142
- ↑ Meret Fehlmann: Die Rede vom Matriarchat (2011), S. 260 f.
- ↑ vergl. etwa Elke Hartmann: Zur Geschichte der Matriarchatsidee. Antrittsvorlesung (= Öffentliche Vorlesungen der Humboldt-Universität zu Berlin 133). Berlin 2004, 2. A. 2006
- ↑ Birgit Heller: Artikel Matriarchat, In: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 6, 1997, Sp. 1475. Ähnlich Gerda Lerner: The Creation of Patriarchy, Oxford University Press, New York 1986, ISBN 0-19-503996-3, S. 31.
- ↑ Friedrich Heiler: Die Frau in den Religionen der Menschheit. (= Theologische Bibliothek Töpelmann 33), De Gruyter , Berlin 1977.
- ↑ a b Birgit Heller: Artikel Matriarchat, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 6, 1997, Sp. 1475.
- ↑ Angela Schenkluhn: Matriarchy / Patriarchy, in: Kocku von Stuckrad (Hrsg.): The Brill Dictionary of Religion, Brill, Leiden - Boston 2006, S. 1177-1179, hier 1177: „Concepts of matriarchy are radically distinguished here from notions of cultural science like 'matrilinearity,’ 'matrilocality,’ and 'matrifocality,’ which describe the organization of kinship in the 'succession of the mother.’ But since matriarchy […] as a societal type is thus far sufficiently evidenced neither historically nor archaeologically, the central consideration of the concept of matriarchy should become that of a social myth within certain ideological systems.“
- ↑ Angela Schenkluhn: Artikel Matriarchy / Patriarchy, in: Kocku von Stuckrad (Hrsg.): The Brill Dictionary of Religion, Brill, Leiden - Boston 2006, S. 1177-1179, hier 1177: "Dominant role of woman in society and politics (‘matriarchy’ in the strict sense)", "Descendancy, and inheritance, family, or domicile rights determined through the maternal line (‘matrilinearity,’ ‘matriarchy’)", "Veneration of female divinities in religion and mythology (‘mother deities’/ goddesses)".
- ↑ vergl. Heide Göttner-Abendroth: Die Göttin und ihr Heros. München 1980, S. 30.
- ↑ Göttner-Abendroth zitiert bei Helga Laugsch: Der Matriarchatsdiskurs. München 2011, S. 201
- ↑ Vgl. z.B. Heide Göttner-Abendroth: Definition der Gesellschaftsform. In: Gesellschaft in Balance (Hrsg. Göttner-Abendroth), Edition Hagia/Kohlhammer 2006, S. 22 f.
- ↑ Vgl. z.B. Heide Göttner-Abendroth: Definition der Gesellschaftsform. In: Gesellschaft in Balance (Hrsg. Göttner-Abendroth), Edition Hagia/Kohlhammer 2006, S. 22 f.
- ↑ Stefanie Knauß: Heide Göttner-Abendroth (geb. 1941). Eine kritische Vorstellung der Klassikerin der Matriarchatforschung. S. 99
- ↑ z.B. Umar Rolf von Ehrenfels: Motherright in India (1941)
- ↑ Ifi Amadiume: Reinventing Africa: Matriarchy, Religion and Culture. Zed Books and St. Martin's Press, London and New Jersey 1997. ISBN 978-185649533. Dies.: Männliche Töchter, weibliche Ehemänner: soziale Rollen und Geschlecht in einer afrikanischen Gesellschaft. Rotpunktverlag, Zürich 1996. ISBN 3-85869-067-8.
- ↑ Martha Harroun Foster: Lost Women of the Matriarchy: Iroquois Women in the Historical Literature, UCLA American Indian Studies Center, 1995. Dies.:We Know Who We Are: Metis Identity in a Montana Community. University of Oklahoma Press 2006.
- ↑ vergl. etwa Ilse Lenz (Hrsg.): Frauenmacht ohne Herrschaft. Geschlechterverhältnisse in nichtpatriarchalischen Gesellschaften. Fischer TB 1995 (1. Aufl. 1990.) ISBN 3-596-12827-7
- ↑ Seit der Mitte der 1960er Jahre unterzog der britische Sozialanthropologe Radcliffe-Brown die Argumentation Morgans und anderer für ein Matriarchat oder Überbleibsel hiervon in einfachen Gsellschaften einer Kritik: "Radcliffe-Brown [...] noted that the terms patriarchal and matriarchal were too vague to be scientfically useful, and he operationalized these terms so that he could scrutinize them empirically. Radcliffe-Brown did not redefine the terms to save (or necessarily destroy) them. Then, using, cross-cultural, empirical accounts, Radcliffe-Brown demonstrated that no society conforms to a patriarchy or a matriarchy"; s. Kuznar, Lawrence A.: Reclaiming a Scientific Anthropology. Lanham: Altamira Press, 2008, S. 42/43. Vergl. Radcliffe-Brown, Alfred R.: Structure and Function in Primitive Society. Essays and Addresses The Free Press, New York 1965, S. 37.
- ↑ a b G. Wilhelm: Matrilinearität. B. Bei den Hethitern. in: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie Bd. 7/7.-8. Lieferung, de Gruyter, Berlin u.a. 1990, S. 588-590, hier 588.
- ↑ H.-R. Wicker: Leitfaden für die Einführungsvorlesung in Sozialanthropologie. Universität Bern 2005, S. 11
- ↑ T. William Divale: An Explanation for Matrilocal Residence. In: Raphael, Dana (Hrsg.): Being Female: Reproduction, Power and Change (Reihe World Anthropology). The Hague, Paris Mouton 1975. S. 99–108
- ↑ Gabriele-Herzog Schröder: Okoyoma - Die Krebsjägerinnen. Vom Leben der Yanomamï-Frauen in Südvenezuela. LIT Verlag (2000) 2003, S. 61
- ↑ Franz v. Benda-Beckmann: Struggles over communal property rights and law in Minangkabau, West Sumatra, Max Planck Institute for Social Anthropology. 2004, Working Papers No. 64
- ↑ Ute Metje: Bei den Minangkabau. Über die Geschlechterbeziehungen in Westsumatra. (Artikel auf journal-ethnologie.de, Hrsg.: Museum der Weltkulturen, Frankfurt a. M. 2004)
- ↑ Robert Francis Murphy: Matrilocality and Patrilineality in Mundurucu Society. American Anthropologist Vol. 58 (1956), S. 414-433. pdf
- ↑ H.-R. Wicker: Leitfaden für die Einführungsvorlesung in Sozialanthropologie. Universität Bern 2005. S. 30. pdf einsehbar
- ↑ Aglaja Stirn, Peter van Ham: The Seven Sisters of India: Tribal Worlds Between Tibet and Burma. Prestel Publishing, London 2001
- ↑ vgl. hierzu Claude Lévi-Strauss|Lévi-Strauss: Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft, Suhrkamp Verlag, 3. Auflage 1992, ISBN 978-3518286449
- ↑ S. B. Hrdy: The sex that never woived, Harvard University Press, Cambridge 1981.
- ↑ Russell Dale Guthrie: The nature of Paleolithic art, University of Chicago Press, London 2005, S. 368 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche mit Bezug auf Hrdy 1981 und S. Goldberg: The erosion of the social sciences, in: K. Washburn, J. F. Thornton (Hrsg.): Dumbing Down, W.W. Norton, New York 1996, 97-113.
- ↑ V. G. Childe: Social organzisation, Watts, London 1951; angeführt bei Russell Dale Guthrie: The nature of Paleolithic art, University of Chicago Press, London 2005, 368 (einsehbar bei Google Books).
- ↑ Bärbel Auffermann in: Frauen - Zeiten - Spuren. Textbuch zur Ausstellung im Neanderthal-Museum Mettmann, 1998, S. 193. Auffermann ist stellvertretende Direktorin des Museums.
- ↑ Russell Dale Guthrie: The nature of Paleolithic art, University of Chicago Press, London 2005, S. 368f (einsehbar bei Google Books) mit Bezug auf Peter Ucko: Anthropomorphic figurines of predynastic Egypt and neolithic Crete with comparative material from the prehistoric Near East and mainland Greece, London 1968. Vgl. auch Mary M. Voigt: Çatal Höyük in context: Ritual at early Neolithic sites in Central and eastern Turkey, in: Ian Kuijt (Hrsg.): Life in Neolithic farming communities: social organization, identity, and differentiation. Plenum, New York 2000, S. 253-293.
- ↑ vgl. Brigitte Röder, Juliane Hummel, Brigitta Kunz: Göttinnendämmerung. Das Matriarchat aus archäologischer Sicht Droemer Knaur, München (1996) 2001 ISBN 3-933939-27-5
- ↑ Margaret Ehrenberg: Women in Prehistory, London British Museum Publications 1989, ISBN 978-0714113883, Bruce Trigger: A History of Archaeological Thoughts, Cambridge University Press, zweite Auflage 2006, zitiert bei: Meret Fehlmann: Die Rede vom Matriarchat, Zürich 2011, S. 135 ff.
- ↑ Stefanie Knauß: Heide Göttner-Abendroth (geb. 1941). Eine kritische Vorstellung der Klassikerin der Matriarchatforschung, in: A.-K. Höpflinger, A. Jeffers, D. Pezzoli-Olgiati (Hgg.): Handbuch Gender und Religion, UTB / Vandenhoeck & Ruprecht, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3062-3, S. 100. ([1] teilweise einsehbar bei Libreka)
- ↑ vgl. Heide Göttner-Abendroth: Die Göttin und ihre Heros, München 1984
- ↑ Stefanie Knauß: Heide Göttner-Abendroth (geb. 1941). Eine kritische Vorstellung der Klassikerin der Matriarchatforschung, in: A.-K. Höpflinger, A. Jeffers, D. Pezzoli-Olgiati (Hrsg.): Handbuch Gender und Religion, UTB / Vandenhoeck & Ruprecht, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3062-3, S. 100
- ↑ Stefanie Knauß: Heide Göttner-Abendroth (geb. 1941). Eine kritische Vorstellung der Klassikerin der Matriarchatforschung. In: A.-K. Höpflinger, A. Jeffers, D. Pezzoli-Olgiati (Hrsg.): Handbuch Gender und Religion, UTB / Vandenhoeck & Ruprecht, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3062-3, S. 95–106. (teilweise einsehbar bei Libreka) Hier S. 99
- ↑ Heide Göttner-Abendroth: Matriarchat. Forschung und Zukunftsvision. In: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010, S. 23. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Meret Fehlmann: Die Rede vom Matriarchat. Zur Gebrauchsgeschichte eines Arguments. Chronos Verlag, Zürich 2011, S. 135 ff., S. 162
- ↑ Ursula Eisenhauer: Jüngerbandkeramische Residenzregeln. Patrilokalität in Talheim. In: Jörg Eckert, Ursula Eisenhauer, Andreas Zimmermann (Hrsg.): Archäologische Perspektiven. Analysen und Interpretationen im Wandel. Rahden Westf. 2003, S. 562–573, ISBN 3896464000
- ↑ Joachim Wahl, Hans Günther König: Anthropologisch-traumatische Untersuchung der menschlichen Skelettreste aus dem bandkeramischen Massengrab bei Talheim, Kreis Heilbronn. In: Fundberichte Baden-Württemberg 12, 1987
- ↑ Brigitte Röder: Jungsteinzeit - Frauenzeit? Frauen in frühen bäuerlichen Gesellschaften Mitteleuropas, in: Frauen – Zeiten – Spuren, Neanderthal Museum Mettmann 1998, S. 264 ff.
- ↑ Jörg Petrasch: Mord und Krieg in der Bandkeramik. In: Archäologisches Korrespondenzblatt 29/1999, Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, S. 505 - 516 vor.
- ↑ Jörg Petrasch: Gewalttätigkeiten in der Steinzeit - Archäologisch-kulturgeschichtliche Analysen zur Ermittlung ihrer Häufigkeiten". In: Piek, Terberger (Hrsg.): Frühe Spuren der Gewalt. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mecklenburgs-Vorpommerns Bd. 41, Schwerin 2006. pdf
- ↑ Eva-Maria Mertens: Der Mythos vom friedlichen Matriarchat. In: Antje Hilbig, Claudia Kajatin, Ingrid Miethe (Hrsg.): Frauen und Gewalt. Interdisziplinäre Untersuchungen zu geschlechtsgebundener Gewalt in Theorie und Praxis. Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, S. 33–46. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Margaret Ehrenberg: Women in Prehistory, 1996; Röder, Hummel, Kunz: Göttinnendämmerung, 1996; Timothy Taylor: The Prehistory of Sex, 1998; Gilles und Brigitte Delluc: Le sexe au temps des Cro-Magnons, 2006, zitiert bei Meret Fehlmann: Die Rede vom Matriarchat, Zürich 2011, Kapitel Archäologie oder die Suche nach dem Matriarchat, S. 144 - 159
- ↑ Peter J. Ucko: The Interpretation of Prehistoric Anthropomorphic Figurines. Zitiert nach Meret Fehlmann: Die Rede vom Matriarchat, Zürich 2011, S. 159