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Pfarrkirche Schöngrabern

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Die Pfarrkirche Schöngrabern Unsere Liebe Frau, Mariae Geburt ist eine geostete romanische Kirche in Schöngrabern, einer Katastralgemeinde von Grabern in Niederösterreich. Sie steht gemäß Verordnung des Bundesdenkmalamtes unter Denkmalschutz.

Pfarrkirche Schöngrabern

Das Gebäude ist ein spätromanischer Saalbau, das etwas erhöht im nördlichen Ortsteil von Schöngrabern liegt. An der Außenseite der Apsis befindet sich reichhaltiger Figurenschmuck mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament.

Geschichte

Zwei Steinmetzzeichen an der Südfassade

Erbaut wurde die Kirche im 13. Jahrhundert. Zur Bauzeit befand sich Schöngrabern im Besitz des mächtigen ministerialen Geschlechtes der Kuenringer.[1] Der Baubeginn der Kirche war zweifelsfrei um das Jahr 1210. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass der Bau von Hadmar II. von Kuenring als Mahnmal [2] vor seiner Kreuzfahrt oder als Sühnebau für die Gefangennahme von Richard Löwenherz und dessen Festsetzung in der Kuenringerburg Dürnstein [3]begonnen wurde und vor seiner Kreuzfahrt, spätestens 1217, vollendet war. Andere Quellen[4] vermuten die Fertigstellung um das Jahr 1230. Für das Jahr 1217 spricht die Tatsache, dass 19 verschiedene Steinmetzzeichen – meist in der Mitte der Quadern – festgestellt wurden, die für die Zeit um das Jahr 1200 charakteristisch sind. Einer derart großen Gruppe von Steinmetzen sollte es möglich gewesen sein, die Kirche in etwa fünf bis zehn Jahren aufzuführen.[5]

Die Kirche war zunächst Filialkirche der Pfarre Sankt Agatha in Hausleiten, ehe sie 1307 zur eigenen Pfarre erhoben wurde. In den achtziger Jahren des 13. Jahrhunderts ging das Pfarrlehen von den Kuenringern auf die Wallseer über. Ihnen folgten der Landesfürst und die Dachsberger. Nach deren Aussterben belehnte Herzog Albrecht V. am 5. November 1434 die steirischen Stubenberger mit Lehen zu Schöngrabern. 1476 wurden die Herren von Guntersdorf urkundlich als Inhaber des Patronatsrechtes erwähnt, ehe Obrigkeit und Vogtei im Jahre 1480 an die Roggendorfer gingen. In dieser Zeit (14./15. Jahrhundert) wurde ein gotischer Anbau nördlich des Chorquadrates hergestellt. In weiterer Folge wechselte mehrmals die Grundherrschaft, es waren durchwegs Persönlichkeiten mit weitreichenden Beziehungen.

Ende des 16. Jahrhunderts kamen evangelische Prediger zum Einsatz, so etwa der Stuttgarter M. David Schweitzer, der ab 1587 als Pfarrer von Schöngrabern nach dem Erdbeben von 1590 durch die Verfassung einer Bußpredigt bekannt wurde und zumindest bis 1593 im Amt war.[6] In dieser Zeit lag das Patronat bei den Freiherren von Teufel. Die Rekatholisierung erfolgte vermutlich Anfang des 17. Jahrhunderts.

Das wieder freigelegte romanische Südportal
Inschrift an der Nordwand des Langhauses über dem Bild des heiligen Christophorus mit der Jahreszahl 1466. In diesem Jahr richtete der Bischof von Passau die Bitte um Heiligsprechung des Markgrafen Leopold nach Rom. [7]

1781 bis 1791 sowie Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten umfangreiche Umbauten. Der Westteil wurde erweitert, das Langhaus um ein Joch verlängert und der Turm errichtet.

Im Langhaus wurden Hängekuppeln eingezogen, das romanische Südportal wurde vermauert und durch Aufmauerung über dem Chorquadrat ein einheitliches Dach über Chor und Langhaus hergestellt. Südlich des Langhauses wurde eine Kapelle angebaut, der Anbau nördlich des Chores aus dem 14./15. Jahrhundert abgerissen. Diese Baumaßnahmen standen im Zusammenhang mit den kirchlichen Reformen Kaiser Josephs II., weil Schöngrabern im Zuge der Aufhebung und Zusammenlegung von Pfarrsprengeln als Pfarrkirche für diesen Bereich vorgesehen war.

Nach einem Kirchenbrand während des Franzosenkrieges von 1809 wurde das zerstörte Langhausgewölbe erneuert und 1840 das ursprüngliche Presbyteriumgewölbe durch eine Kopie des Kreuzrippengewölbes aus Holz ersetzt. Im Jahre 1841 wurde südlich des Chores eine Sakristei angebaut, 1866 nach einem Blitzschlag der Turm erhöht und das einfache Pyramidendach des Turmes durch den neubarocken Turmhelm ersetzt sowie 1872 der Innenraum in römisch-byzantinischem Stil ausgemalt.

1907 wurde der Mörtelanwurf an den Außenseiten des Langhauses aus dem 18. Jahrhundert entfernt; die romanischen Gliederungselemente, wie Rundbogenfriese, Monatsdarstellungen, Quaderung und das Südportal wurden wieder freigelegt und einzelne figurale Reliefs renoviert.

1936/37 wurde der Innenraum renoviert, die Bemalung aus dem 19. Jahrhundert entfernt und gotische Fresken in Langhaus und Chor sowie ein spitzbogiges Türgewände freigelegt. Die barocke Ummantelung der Konsolen im Langhaus und der Basen der Triumphbogenpfeiler wurde entfernt.

1952 wurden einzelne Apsisreliefs restauriert, im Jahre 1960 die im 18. Jahrhundert südlich des Langhauses angebaute Kapelle sowie die 1841 angebaute Sakristei abgebrochen und dabei romanische Bauteile gefunden. 1961 erfolgte eine Restaurierung der Apsis und 1963 wurde im Nordwesten der Kirche ein Kapellenraum angebaut. 1975 bis 1978 wurde der Hochaltar abgetragen und der romanische Altartisch freigelegt, das Gewölbe im Chorquadrat erneuert und die Gewölberippen sowie der ursprüngliche Schlußstein wieder eingesetzt. Das Gewölbe wurde durch einen hufeisenförmigen Stahlbetonrahmen statisch abgesichert. Der barocke Hochalter wurde an die Pfarrkirche Oberhofen bei Innsbruck abgegeben. 1982 erfolgten Konservierungsarbeiten am Südabschnitt der Apsis.

Baubeschreibung

Das Äußere

Die Fassade des Langhauses gliedert sich in drei Zonen: An die niedrige eingezogene Apsis schließt sich westlich das ebenfalls eingezogene Chorquadrat an, es folgt der aus dem 13. Jahrhundert stammende vierachsige Teil des Langhauses und schließlich die einjochige Verlängerung aus dem 18./19. Jahrhundert mit dem damals ebenfalls angebauten spätbarocken Turm. Zur Apsis hin sinkt der Bau stufenweise ab. Das Schiff ist nach dem Turm der höchste Bauteil, gefolgt vom Chorquadrat, das um einen halben Meter (um die Höhe des Rundbogenfrieses mit Zahnschnitt) abgesenkt ist. Die Apsis schließlich ist um zwei Meter niedriger.

In einem Modell, das die Kirche in ihrem ursprünglichen Zustand zeigt, ist sie mit einem Turm über dem Chorquadrat dargestellt. Neuere Untersuchungen der Bausubstanz haben ergeben, dass die Kirche ursprünglich ohne Turm oder Dachreiter erbaut wurde.

Apsis, Chorquadrat und der ursprüngliche Teil des Langhauses sind über einem umlaufenden hohen profilierten Sockelgesims in steinsichtigem Quadermauerwerk errichtet und horizontal zweizonig durch Traufgesimse mit Rundbogenfriesen und profilierte Kordongesimse gegliedert. Die Langhausverlängerung und der Turm sind schlicht putzfeldgegliedert.

An der Apsis befinden sich drei Rundbogenfenster, die Trinität symbolisierend, mit Doppelwulstrahmen und flankierenden, teilweise beschädigten „freischwebenden“ Säulchen mit reliefierten Schäften. Ein Quader der unteren Zone an der Südseite enthält eine mit 1585 datierte Gedenkinschrift für den Rektor Niclas Eighorn. Eine zweite im Osten, mit 1580 bezeichnete, stark verwitterte Inschrift mit einem Kreuz dürfte in Zusammenhang mit der protestantischen Visitation dieses Jahres stehen. Zur weiteren Beschreibung der Apsis siehe

Der romanische Reliefstein
Einblick nach Osten

An den Chorwänden befinden sich je zwei Rundbogenfenster auf Konsolen mit darüber liegendem Okulus. Der steinsichtige Teil des Langhauses ist vertikal durch Pilaster in zwei Zonen gegliedert. Diese sind je zwei Fensterachsen breit und haben Rundbogenfenster auf Konsolen. Das Chorquadrat und der steinsichtige Teil des Langhauses haben somit insgesamt zwölf Fenster, die die zwölf Apostel symbolisieren. An der Südseite befindet sich das 1907 wieder freigelegte romanische Stufenportal in tiefer Laibung mit mehrfach abgestuften und teilweise beschädigten Wulsten. Rechts davon sind im Bruchsteinmauerwerk die Spuren des Brandes von 1809 sichtbar, links ein längsrechteckiger romanischer Reliefstein mit der Darstellung einer Eberjagd und einem Glücksrad, als Monatsrelief (Dezember/Jänner) gedeutet. An der Nordseite befindet sich der 1963 angebaute Kapellenraum.

Die einjochige Langhausverlängerung ist horizontal durch ein gekehltes Gesims gegliedert, hat ein rechteckiges Steingewändeportal und darüber ein Korbbogenfenster mit Schlussstein auf Konsole. Das gesamte Langhaus bedeckt ein Walmdach.

Der vorgestellte Westturm erhielt durch die Erhöhung im Jahre 1866 seinen dreizonigen Aufbau. Das Schallgeschoß ist durch Pilaster gegliedert und hat Rundbogenfenster, darüber liegen Uhrengiebel und Turmhaube.

Das Innere

Chor

Außenseite des Südportals am Chorquadrat
Würfelkapitell der westlichen Ecksäule an der Nordseite des Chorjoches mit dem Symbol des Evangelisten Lukas als Stier

Der Hauptakzent der Ausstattung liegt im Bereich des Chores. So sind etwa die Sockeln des Apsisbogens lediglich an der Vorderseite, also in Blickrichtung zum Altar reliefiert. Der Apsisbogen ist mit Halbsäulen und Diensten gestuft, die vorgelegten Basen tragen Fratzenköpfe.

Das annähernd quadratische, romanische, eingezogene Chorjoch wird von dem 1975/76 rekonstruierten Kreuzrippengewölbe abgeschlossen. Bei der Rekonstruktion wurden Teile der ursprünglichen Gewölberippen und der ursprüngliche Schlussstein verwendet, die 1960 beim Abbruch der Sakristei und der Südkapelle aufgefunden wurden. Eine Kalotte umschließt das Rippenkreuz, in den Ecken der Rippen sind vier Köpfe eingesetzt, die in die vier Himmelsrichtungen blicken. Das Gewölbe ruht auf Ecksäulen mit reliefierten Würfelkapitellen. Die Säulenschäfte tragen Hochreliefs der vier Evangelistensymbole, welche aufgeschlagene Bücher – die jeweiligen Evangelien – halten. Darüber finden sich Flechtwerk und Köpfe sowie Tiere und Monster.

An beiden Seiten des Chorquadrates befindet sich je ein Portal. Das vermauerte Nordportal mit profiliertem, gekehltem Spitzbogengewände diente als Zugang zu dem aus dem 14./15. Jahrhundert stammenden und im 18./19. Jahrhundert abgetragenen gotischen Anbau. An der Außenseite des Chorquadrates finden sich nur einige wenige Reste vom Gewände dieses Portales. Das schlichte Portal an der Südseite war der Zugang zur 1841 angebauten und 1960 wieder abgebrochenen Sakristei. An der Innenseite ist es als Rechteckportal, an der Außenseite als Rundbogenportal ausgeführt.

Das achtseitiges Weihwasserbecken ist mit den Jahreszahlen 1611 und 1682 datiert. An der Südwand des Chorquadrates wurden 1936/37 gotische Wandmalereien freigelegt. Sie stellen eine Schutzmantelmadonna mit Stifter, sowie die Heiligen Katharina und Margarete, den Bischof Wolfgang von Regensburg und König Oswald dar, der wie Katharina und Margarete in manchen Gegenden zu den 14 Nothelfern zählt.

Die Apsis ist nahezu schmucklos. Der schlichte romanischer Kastenaltar auf profiliertem Sockel mit vorkragender Platte wurde 1977 freigelegt. Die romanischen rundbogigen Sakramentsnischen sind mit reliefierten halbrunden Flechtbanddornamenten gerahmt.

Zum Langhaus hin wird das Chorquadrat durch einen eingezogenen gestuften halbrunden Triumphbogen mit Diensten auf profilierten Basen geöffnet. Die Würfelkapitelle sind teilweise reliefiert.

Langhaus

Romanische Apostelfiguren an der Nordwand des Langhauses
Die Empore mit klassizistischer Brüstung und Orgel von Johann Georg Fischer aus dem Jahre 1816

Das Langhaus hat drei Joche. Die beiden östlichen romanischen Joche stammen aus der Bauzeit und ihre Gewölbe ruhen auf mächtigen Wandpfeilern. An den Wänden des Langhauses sind beiderseits Ansätze der ursprünglichen Westempore erkennbar. Das westliche Joch mit Vorhalle und Empore stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.

An der Nordwand des Langhauses zwischen den Fenstern ist eine monumentale Darstellung des heiligen Christophorus aus der Zeit um 1350 sowie drei romanische eingemauerte Apostelfiguren [8] vom ursprünglichen romanischen Westportal. Der heilige Christophorus ist mit Markgrafenhut und Hermelinmantel als Landespatron dargestellt. Neben ihm ist eine kleine Gestalt dargestellt, die als jener Einsiedler gedeutet wird, der dem Heiligen den Rat gab, Gott durch Werke der Nächstenliebe zu dienen.

An der Südwand befindet sich die Kohlezeichnung eines kleinen Teufels mit Stelzfuß, der einer größeren geflügelten Teufelsgestalt eine Schreibtafel hinhält, auf der diese mit einem Federkiel Eintragungen vornimmt. Diese Darstellung wird als Teufel mit dem Sündenregister gedeutet. Links vom Triumphbogen befinden sich Reste einer gotischen ornamentalen Wandmalerei.

An beiden Seiten des Langhauses befinden sich Darstellungen der Kreuzwegstationen aus dem Jahre 1816.

Empore und Turm

Da Empore und Turm einen Erweiterungsbau aus dem 18./19. Jahrhundert darstellen, unterscheiden sich Architektur und Ausstattung deutlich vom ursprünglichen romanischen Bau. Pilaster mit Gurtbögen und Platzlgewölbe tragen die westliche Orgelempore mit klassizistischer Brüstung und einer der wenigen noch erhaltenen Orgeln von Johann Georg Fischer aus dem Jahre 1816. Das Instrument hat zwei Manuale und eine Pedalklaviatur sowie 16 Register. Das Positiv ist in die Brüstung der Empore integriert.

Der spätbarocke Turm wird durch eine südseitig gelegene Wendeltreppe erschlossen, das Geläute besteht aus vier Glocken aus dem Jahre 1925.

Galerie

Literatur

  • Dehio Niederösterreich nördlich der Donau 1990, Schöngrabern, Pfarrkirche Unsere liebe Frau, Mariae Geburt, Südöstlich der Kirche Pfarrhof, Seiten 1051ff.
  • Martina Pippal: Die Pfarrkirche von Schöngrabern. Eine ikonologische Untersuchung ihrer Apsisreliefs. Schriftenreihe der Kommission für Kunstgeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – Band 1; Hermann Fillitz (Hrsg.), Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1991, 2. Auflage 1996, ISBN 3-7001-1911-9.
Commons: Pfarrkirche Schöngrabern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stiftungsbuch des Klosters Zwettl „liber fundationum minasterii Zwetlicensis“ („Bärenhaut“)
  2. Rupert Feuchtmüller: „Schöngrabern – Die steinerne Bibel“, Verlag Herold GmbH, Wien/München 1979, 2. Auflage 1980, S 11, 68, ISBN 3-7008-0167-X
  3. Rupert Feuchtmüller 1962
  4. DEHIO Niederösterreich nördlich der Donau, Verlag Anton Schroll & Co., Wien 1990, ISBN 3-7031-0652-2
  5. Rupert Feuchtmüller 1980
  6. Bernhard Raupach: „Historische Nachricht von den Evangelischen Predigern in dem Ertz-Herzogthum Oesterreich unter und ob der Enns“, S. 168
  7. Heimatbuch des Bezirkes Hollabrunn, Selbstverlag des Bezirksschulrates Hollabrunn, 2. Teil 1951, S 100 ff.
  8. Thronfolger Franz Ferdinand als Denkmalpfleger - Die "Kunstakten" der Militärkanzlei im Österreichischen Staatsarchiv (Kriegsarchiv) von Theodor Brückler Hrsg. Bundesdenkmalamt Wien im Verlag Böhlau GmbH & Co.KG, 2009, ISBN 978-3-205-78306-0, Seite 152/153

Koordinaten: 48° 36′ 7″ N, 16° 3′ 53″ O