Vorlage:Schlacht Die Schlacht bei Tannenberg in Ostpreußen (17. August bis 2. September 1914) war eine entscheidende Schlacht des Ersten Weltkriegs zwischen deutschen und russischen Armeen. Sie endete mit einem totalen Sieg der deutschen Streitkräfte und führte zur totalen Vernichtung der angreifenden russischen Armee.
Strategische Vorraussetzungen
Nach der Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen im Zuge der Balkankonferenz 1878, setzte der preußische Offizier Alfred Graf von Schlieffen die militärische Zielrichtung für einen gesamteuropäischen Krieg fest. Der sogenannte Schlieffen-Plan setzte eine langsame Mobilisierung der russischen Streitkräfte voraus und zielte auf eine schnelle Niederringung Frankreichs, um sich dann der russischen Armee im Osten zuzuwenden. Dieser Plan wurde Anfang des 20. Jahrhunderts weitgehend modifiziert, seine Grundlinien blieben allerdings erhalten. Die Führung der Entente, bestehend aus Frankreich und Großbritannien, sowie ihr russischer Verbündeter waren sich über die Strategie des deutschen Generalstabs durchaus im Klaren. Allerdings lag der Fokus russischer Militärplanung bis zum Jahre 1910 eindeutig auf der Defensive. Man rechnete im russischen Kriegsministerium mit einer Niederlage der Franzosen und musste sich infolgedessen auf einen langen Krieg mit den beiden Mittelmächten einstellen. Hierbei sollte hinter der Weichsel ein Verteidigungskrieg geführt werden, da man die Gefährdung Westpolens, durch die nördlich und westlich liegenden Deutschen und die südlich liegenden Österreicher nicht für tragbar hielt.
Auf Druck seines westlichen Verbündeten änderte der russische Kriegsminister Sukhomlinow allerdings diese Haltung. Der 1910 ausgegeben Plan No. 19 sah möglichst schnelles Vorrücken auf deutsches Territorium vor um Frankreich zu entlasten. Der führende militärische Berater des Ministers Jurij_Danilow hatte für diesen Vorstoß Ostpreußen ausersehen, da es sowohl von Süden, wie auch von Nordosten angegriffen werden konnte. Sehr zur Unzufriedenheit seiner Schöpfer verhinderten die politischen und sozialen Rivalitäten innerhalb der Armee des Zaren die volle Durchsetzung des Plans. Inkraft trat eine Kompromißlösung und somit die Aufspaltung der russischen Kräfte auf zwei Armeegruppen, jeweils gegen Deutschland und gegen das kaiserliche Österreich. Der angepasste Plan, stellte zwei Armeen für den Einmarsch auf den deutschen Gebietsvorsprung zur Verfügung. Die I. Armee (Njemen-Armee) unter General Paul von Rennenkampf sollte von der Memel vorstoßen, während die II. Armee (Narew-Armee) unter General Alexander Samsonow von Süden anmarschieren sollte. Während der ersten Operationstage schien diese Strategie auch zu funktionieren. Die russische II. Armee rückte auf ostpreußisches Territorium vor und erzielte in der Schlacht von Gumbinnen zumindest einen Propagandasieg. Der russische Generalstab rechnete damit, das sich die Deutschen, welche in Ostpreußen nur die VIII. Armee zur Verfügung hatten, über die Weichsel zurückziehen würden. Mit dieser Einschätzung lagen sie aber fern der Realität, denn der Oberbefehlshaber besagter Armee Generaloberst Maximilian von Prittwitz geriet in Panik und verlangte von der OHL Handlungsfreiheit für das Zurücknehmen seiner Kräfte. Daraufhin wurde er allerdings abgelöst und das Kommando an Hindenburg und General Ludendorff übergeben, für die beide eine Räumung deutschen Kernlands vor den Russen nicht in Frage kam. Das russische Oberkommando ging aber immer noch von diesem Gedanken aus und die I.Armee wurde mit dem Ziel Königsberg in Marsch gesetzt, nicht ohne vorher einige Rasttage einzulegen. Die II. Armee sollte den als geschlagen angesehenen deutschen Truppen nur noch den Rückweg abschneiden. Somit bewegten sich beide Großverbände räumlich getrennt voneinander und konnten sich gegenseitig keine Unterstützung leisten.
Verlauf der Schlacht
Dem deutschen Generalstab standen nach dem Patt von Gumbinnen am 20. August zwei Möglichkeiten offen. Ludendorff erkannte folgererichtig, das durch die Passivität der I. Armee man beide Armeen getrennt schlagen konnte und somit der zahlenmäßige Vorteil der Russen umgangen werden konnte. Schon vor seinem Eintreffen wurden ein Korps unter General v. Francois der VIII. Armee von Gumbinnen per Eisenbahn nach Süden westlich der Vormarschachse der russischen I. Armee verschoben. Nachdem er durch Luftaufklärung und das Abhören russischer Funksprüche über die Positionen wie auch Befehle des Gegners im Klaren war setzte der Generalstabschef Hinderburgs eine generelle Absetzbewegung in Gang. Die Armee Rennenkampfs sollte nur durch einen kleinen Vorhang aus einer Landwehrdivision und der einzigen Kavalleriedivision an weiteren Operationen gehindert werden. Zwei Korps unter von Mackensens und von Below, sollten im Eilmarsch der II. Armee entgegen marschieren, während die restlichen Truppen bei Allenstein eine Verteidigungsstellung beziehen sollten. Diesem Plan wurde durch die Inkompetenz der russischen Befehlshaber entgegengespielt. Rennenkampf erkannte den Rückzug erst drei Tage nach seinem Beginn am 23. August. Der übergeordnete Frontbefehlshaber der beiden Armeen General Shilinksij interpretierte dieses Verhalten zu diesem Zeitpunkt volkommen falsch. Er sah es als sicher an, das die deutschen Einheiten vor dem Druck der I. Armee ausgewichen wären und sich auf Königsberg zurückzögen. Das die Truppen gegen die südliche II. Armee unter Samsonow gewendet werden könnten zog er nicht in Betracht.
Während dieser Ereignisse hatte die II. Armee schon ihren zehnten Tag ununterbrochenen Marsches hinter sich, da man die meisten ihrer Truppen auf Befehl des Frontstabes schon aus der Eisenbahn ausgeladen hatte, bevor sie die Endstücke des russischen Streckennetzes erreichten. Allerdings bewegten sich nur die zentralen Anteile der Armee und der rechte Flügel auf deutsches Gebiet. Auf der linken Seite wurde das I. Korps unter Artamanow an der Grenze zurückgehalten, um laut Befehls Shilinskijs die Flanke zu decken. Weiterhin drängte der Oberkommandierende auf einen schnellen Vorstoß der II. Armee, was das Zentrum und ihre westliche Flanke vollkommen trennten. Somit wurde hier aus der angedachten Flankensicherung die Isolierung eines Viertels der russischen Streitkräfte. Genau im Bereich des I. Korps positionierten sich die zwei Divisionen von Francois, ohne das die russischen Stäbe durch Aufklärung davon erfahren hätten.
Am 25. August gab Ludendorff den Befehl zum Angriff für diese Verbände. Hermann von Francois reagierte allerdings nicht und nahm erst am 27. nach einem Besuch des Generalstabschefs die Angriff auf. Dies hatte zur Folge, daß die russischen Truppen der Mitte - in Unkenntnis der Gefahr, die ihrem linken Flügel drohte - gemäß dem Frontstabsbefehl immer weiter ins Landesinnere vorrückten. Als von Francois seinen eigentlichen Angriff startete durchbrach er dank materieller Überlegenheit das ahnungslose russische I. Korps, welches den Rückzug antrat. Die deutschen Einheiten stießen bis zum Abend des Tages bis zur Grenze bei Soldau vor.
Doch auch an der rechten Flanke der russischen Armee hatten sich die Ereignisse bereits überschlagen. Das russische 6. Korps unter Blagoveschenskij war am weitesten in deutsches Territorium vorgedrungen. Allerdings hatte es nach Samsonows Befehl nur den Vormarsch der zentralen Einheiten zu decken und ihr Kommandeur war nicht darauf vorbereitet, auf gegenerische Truppen zu treffen. Dies rührte daher, daß das Frontkommando die beiden Großverbände in Königsberg wähnte. So gelang es den beiden deutschen Offizieren, ihre lokale Überlegenheit von zweieins zu eins auszunutzen und das russische Korps in einen ungeordneten Rückzug zu treiben. Ludendorff schien allerdings vom Erfolg seiner eigenen Offensive überrascht, er sah zwar die Möglichkeit, die russische Armee einzukesseln, doch drängte er auf Konsolidierung. Dies rührte daher, das die mittleren Anteile von Samsonows Verband bereits starken Druck auf die Verteidigungsstellungen der Deutschen ausübten.
Infolgedessen ging er daran die eigenen Flügel zu schwächen. Belows Korps wurde abkommandiert die eigenen Verteidigungsstellungen bei Allenstein zu verstärken und nur noch von Mackensens Korps sollte weiterhin an der Umfassung arbeiten. General von Francois erhielt von ihm Order, seinen Vormarsch einzustellen und ebenso Truppen an den zentralen Abschnitt abzutreten. Allerdings verweigerte der untergeordente Kommandeur diesen Befehl und ignorierte ihn kommentarlos. So konnten sich seine Kavalleriespitzen bei Willenberg mit der Vorhut der Einheiten Mackensens am 28. August vereinigen. Somit war die II. Armee, die eigentlich den angenommenen Rückzug der Deutschen abschneiden sollte, selbst eingeschlossen worden.
Damit waren die russischen Soldaten vom Nachschub abgeschlossen und die Nachricht, das deutsche Verbände den Rückzugsweg versperrten, verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Männern des Zaren. Zu der durch diesen Schock geschaffenen Verwirrung trug noch dazu bei, das die verbleibenden Einheiten im Zuge der Kampfhandlungen selbst verstreut im Kessel lagen und es Samsonow nicht gelang, Verbindung mit seinen Truppen herzustellen. Es kam zwar zu spontanen Ausbruchsversuchen kleinerer Einheiten, so daß 10.000 Mann durch den dünnen Kordon der deutschen Kräfte schlüpfen konnten, das Gros der Armee kapitulierte allerdings desorganisiert und demoralisiert, mit dem Gefühl von höchsten Stellen verraten worden zu sein. General Samsonow beging in dieser verzweifelten Lage Selbstmord.
Gründe für das russische Scheitern
Strategische Fehler der höheren Befehlshaber
Nach dem katastrophalen Ausgang der Schlacht wurde vom verantwortlichen Frontstab unter General Shilinksij möglichst viel Schuld auf den toten Samsonow abgewälzt, diese Vorwürfe halten einer genaueren Betrachtung jedoch nicht stand. Bereits vor dem Erreichen der Grenze zum Deutschen Reich erhielt der Befehlshaber der II. Armee widersprüchliche und unsinnige Orders von seinem direkten Vorgesetzten. Dies war zum einen die bereits genannte Ausladung der Truppen vor den Endbahnhöfen. So marschierten manche Bataillone mehr als 50 Kilometer an Eisenbahnschienen entlang, bis sie überhaupt in die Nähe der Grenze kamen. Dies führte – da auch später ein Rasttag verweigert wurde – zu einer vorzeitigen Ermüdung der Soldaten. Ebenso wurde die Armee dadurch behindert, das man ihr laufend Truppen entzog. Auf politischen Druck des verbündeten Frankreich plante man im Großen Hauptquartier der zaristischen Armee eine weitere Offensive, die über Schlesien den kürzesten Weg nach Berlin nehmen sollte. Für diese Operation stellte man in Westpolen die IX. Armee auf. Um diese zu bilden, wurden der II. Armee insgesamt 5 Divisionen und 400 Geschütze entzogen. Dieser Verlust hätte die Kampfkraft alleine schon stark geschwächt, doch wurden diese Einheiten nicht geplant abgezogen, sondern man löste sie nach und nach aus der Formation heraus, während man andere wieder dazuschlug, was es ihrem Befehlshaber schwermachte, überhaupt den Überblick über die eigenen Kräfte zu bewahren.
Selbst als die Kampfhandlungen begonnen hatten, mischte sich Shilinskij noch durch diverse Befehle in Samsonows Kompetenzbereich ein, so zum Beispiel durch das Verbot, das I. Korps näher zur Haupttruppe zu ziehen. Auch sein ständiges Beharren auf einem weiteren Vormarsch der zentralen Korps trug seinen Teil zur Einkesselung der Armee bei.
Fehler des Armeestabs
Samsonow selbst befand sich auch ohne Feindberührung schon in einer prekären Situation, aber anstatt das Blatt zu wenden verschlimmerte er die Lage selbst noch. Seine Armee besaß zwar 42 Flugzeuge, doch diese waren zum größten Teil durch mechanische Schäden einsatzbereit. Diese Kapazitäten zu nutzen und auf ihren Einsatz zu drängen versäumte Samsonow. Während seine deutschen Gegner schon planmäßige Luftaufklärung betrieben, schien dem russischen General diese Option noch vollkommen gleichgültig zu sein. Ein weiteres Mittel zur Feinderkennung war traditionell die Kavallerie, doch sie wurde vom Armeestab zurückgehalten und sollte für Angriffsoperationen aufgespart werden. Somit marschierte die II. Armee ohne jede Feindaufklärung gewissermaßen blind nach Ostpreußen, ohne die Falle, die Ludendorff gestellt hatte, zu erahnen. Generell läßt sich sagen, daß der Führungsstil des Armeechefs keineswegs einem modernen Krieg des 20. Jahrhunderts mit seinen neuen Anforderungen gewachsen war. Samsonow hatte sein Hauptquartier bis zu den letzten Tagen direkt an der Grenze und war somit von seiner eigenen Armee durch ein Zeitfenster von 24 Stunden getrennt. Somit konnte er auf etwaige Veränderungen der Lage nicht schnell genug reagieren. Dies wurde noch dadurch verstärkt, das Samsonow nichts weiter tat, als einzelne Tagesbefehle auszustellen, was natürlich der Koordination nicht zuträglich war.
Fehlplanungen vor dem Krieg
Weiterhin war der Stand der Ausrüstung und die Logistik der Truppen zum Zeitpunkt des Kriegseinsatzes eher eine Behinderung für die russische Kampfkraft als eine Unterstützung. Die Russen hatten zwar nach den Planungen ihrer Offiziere reibungslos mobil gemacht, doch waren sie durch diese Mobilmachungsmaßnahmen keineswegs auf ihre Aufgabe vorbereitet. Während eine deutsche Artillerieeinheit im Feld pro Geschütz 3.000 Schuß Munition erhielt, waren für eine russische Einheit 1.000 veranschlagt. Die Kanonen der Armee Samsonows erhielten 737. Damit war eine maßgebliche Unterlegenheit der russischen Artillerie vorprogrammiert. Man rechnete im Hauptquartier einfach nicht damit, das in diesem Krieg mehr Munition gebraucht würde, als im Russisch-Japanischen Krieg von 1905. Die gleiche Fehlkalkulation ergab sich auch bei der Bereitstellung von Feldlazaretten und auch bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln.
Die Artillerie wurde auch durch eine weitere strategische Fehlentscheidung geschwächt. Das Offizierskorps der Artillerie sah die Hauptaufgabe für schwere Geschütze in der Verteidigung von Festungen, die hinter der Grenze lagen. Das Feldheer wurde dagegen nur sehr mangelhaft mit schwerer Artillerie versorgt. Dies verstärkte die Unterlegenheit der russischen Truppen auf diesem Gebiet noch mehr, da nun ihre eigenen Geschütze durch feindliche Artillerie gefährdet wurden, ohne die Angreifer selbst bekämpfen zu können.
Taktische und Technische Fehler
Eine taktische Fehleinschätzung, welche die russische Armee durch das erste Kriegsjahr begleiten sollte, war die Einschätzung der Kavallerie. Russische Generäle hielten sie immer noch für die klassische Offensivwaffe. Doch durch Maschinengewehre und Repetierwaffen, die bis zu 800 Meter präzise feuern konnten, war die Defensivkraft der Infanterie dem Angriff von Reitern bereits weit überlegen. Die Kavalleriedivisionen brachten kaum Nutzen (außer in der Aufklärungsrolle) aber sie nahmen große Resourcen in Anspruch. 4.000 Mann einer Infanteriedivision mit ihren Pferden benötigten bei einem Eisenbahntransport etwa denselben Raum wie eine 12.000 Mann starke Infanteriedivision, zusätzlich waren sie im Nachschub aufwändiger. Ein Pferd benötigte pro Tag mindestens 3 Kilogramm Getreide; somit wurden wertvolle Nachschubressourcen für eine inzwischen ineffektive Waffe verwendet.
Ein noch kritischerer Schwachpunkt der Operationen bei Tannenberg war jedoch rein technischer Natur. Die russische Armee war zwar mit Funkgeräten ausgerüstet, doch war der Umgang mit Verschlüsselungsmethoden noch relativ neu. Während die deutschen Truppen nur kodiert funkten, kam es bei ihren Gegenspielern des öfteren zu Funksprüchen in normaler Sprache. Einer dieser Funksprüche, die zufällig von deutschen Funkern abgehört wurden, enthielt die komplette Marschanweisung für die Armee. Nachdem Ludendorff diese Informationen durch Flugzeuge verifiziert hatte, war er im Besitz eines immensen taktischen Vorteils.
Folgen
Die Schlacht bei Tannenberg, war der erste große Sieg der deutschen Armee im ersten Weltkrieg. Er erfuhr im Kaiserreich eine propagandistische Überhöhung, die bis heute das Bild der Schlacht verzerrt. Zwar war der Sieg in Ostpreußen ein notwendiger und auch überrraschender Befreiungsschlag der kaiserlichen Armee, doch zerschlagen hatte man die russischen Streitkräfte keineswegs. Das Zarenreich konnte die enormen Verluste an Menschen und Material durch seine große Population und durch seine industrielle Basis durchaus verkraften. Allein seine Friedensarmee bestand schon ohne Mobilisationen aus etwa 2 Millionen Mann.
Weiterhin war durch den Erfolg die Bedrohung für Ostpreußen nicht abgewendet, sondern nur gemildert, da die II. Armee immer noch an ihren Grenzen stand. Sie sollte erst in der folgenden Schlacht an den Masurischen Seen besiegt werden, für die man nun Handlungsfreiheit erhalten hatte. Die psychologischen Auswirkungen auf Rußland waren eher marginal, da die Bevölkerung durch eine gezielte Propaganda des Herrscherhauses und der politischen Parteien bis 1917 fest an einen Sieg glaubte. Denkbare positive Auswirkungen in der russischen Führung, etwa in der Form von Absetzungen der unfähigen Befehlshaber auf Armee- und Korpsebene unterblieben allerdings ebenso. Es gelang dem militärischen Personal, allen voran Shilinskij, die Schuld auf den toten Oberkommandierenden der II. Armee abzuwälzen, der sich ja nicht mehr rechtfertigen konnte.
Propagandistische Verwendung
Obwohl der Ort Tannenberg eher am Rande des Kampfgebietes lag, trägt die Schlacht trotzdem diesen Namen, da Hindenburg so symbolisch die "Scharte von 1410" auswetzen wollte - damals war der Deutsche Orden einer Streitmacht aus Polen, Litauern und Tartaren unterlegen. (Auch die Schlacht von 1410 hatte übrigens nicht tatsächlich im Ort Tannenberg, sondern nur in seiner Nähe stattgefunden, zwischen Grunwald und Ulnowo).
Die kriegspsychologische Wirkung der Siege bei Tannenberg und an den Masurischen Seen auf die deutsche Bevölkerung war immens und trug entscheidend zur Entwicklung des Hindenburg-Mythos bei. Besonders nach dem verlorenen Krieg und den für Deutschland harten Friedensbedingungen im Vertrag von Versailles wurde der Sieg von national-reaktionären Kreisen um Hindenburg und von Kriegervereinen zum Symbol der Größe Deutschlands hochstilisiert (vgl. Dolchstoßlegende), er trug so auch zu Hindenburgs Aufstieg zum Reichspräsidenten bei, dessen Amt er in den Emotionen der Deutschen eher wie ein "Ersatzkaiser" ausübte.
1927 wurde am Ort der Schlacht das monumentale Tannenberg-Denkmal errichtet, das die Nationalsozialisten später für ihre Propaganda und zur Verherrlichung des Krieges missbrauchten. Nach umfassenden Umbaumaßnahmen fand dort am 7. August 1934 unter gewaltigem propagandistischem Aufwand die Beisetzung Hindenburgs statt. Aus diesem Anlass ließ Adolf Hitler die Anlage in "Reichsehrenmal Tannenberg" umbenennen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das monumentale Denkmal vor dem Anrücken der Roten Armee auf Befehl Hitlers gesprengt.
Literatur
- John Keegan: Der erste Weltkrieg. Eine europäische Tragödie, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2001. ISBN 3-499-61194-5
- Christian Zentner: Der erste Weltkrieg. Daten, Fakten, Kommentare, Moewig, Rastatt 2000. ISBN 3-8118-1652-7
- Stone, Norman : The Eastern Front 1914-1917, Penguin Books Ltd., London 1998 ISBN 0-14-026725-5
- Solschenyzin, Aleksandr : August Vierzehn, Luchterhand Verlag, Neuwied 1973, ISBN ?