Der Luftkrieg ist eine Form der Kriegsführung, bei der militärische Operationen hauptsächlich aus der Luft durchgeführt werden. Man unterscheidet
- Krieg aus der Luft: Aufklärung und Bekämpfung von Bodenzielen durch Aufklärungsflugzeuge und Bomber
- Krieg in der Luft: Bekämpfung feindlicher Flugzeuge durch eigene Jagdflugzeuge
- Krieg gegen die Luft: Bekämpfung feindlicher Flugzeuge durch bodengestützte Flugabwehr.

Der Anfang
Der erste kriegerische Nutzung des Luftraums war der Einsatz von Ballons zu Aufklärungszwecken und zur Lenkung des Artilleriefeuers im Amerikanischen Bürgerkrieg.
Das Flugzeug als Waffe
Der erste Einsatz eines Flugzeugs für die Kriegführung war der Flug einer italienischen Etrich Taube, die am 22. Oktober 1911 von Tripolis (Libyen) aus ein türkisches Militärlager aufklärte und mit 2-kg-Bomben und einer Faustfeuerwaffe angriff.
Douhets Einfluß auf den Luftkrieg
Der italienische General Giulio Douhet gilt als Begründer der Luftkriegstheorie. Als Vertreter des Totalen Krieges schlug er später die Bombardierung der Zivilbevölkerung vor.
Erster Weltkrieg
Bildaufklärung
Zu Beginn des Krieges konzentrieren sich die Mittelmächte und die Entente hauptsächlich auf die operative Fernaufklärung. Im Laufe des Krieges wurden Reihenbildgeräte entwickelt, die die Grundlage der Bildaufklärung legten.
Nahaufklärung
Der erste entscheidende Erfolg der Luftaufklärung bestand in den Meldungen des britischen Royal Flying Corps (RFC), die es möglich machten, den deutschen Vorstoß in Richtung der Marne abzufangen.
Als sich der Stellungskrieg anbahnte, wurden Fesselballons und zweisitzige, mit Funk ausgerüstete Flugzeuge zur Lenkung des Artilleriefeuers eingesetzt.
Luftüberlegenheit
Es entwickelte sich die Erkenntnis, dass Ballons und Aufklärer direkt aus der Luft angegriffen werden mussten.
Der erste Schritt war die Entwicklung echter Jagdflugzeuge, welche mit einem fest angebrachten MG nach vorne feuerten.
Am 22. September 1914 starteten 4 Flugzeuge des Royal Naval Air Service (RNAS) zum Angriff auf eine Zeppelinhalle bei Düsseldorf. Ein zweiter britischer Angriff fand am 21. November am Bodensee statt. Dabei wurde eine Zeppelinhalle zerstört.
Ein weiterer schwerer Angriff auf London erfolgte am 2. September mit 14 Luftschiffen, wobei einem britischen Kampfflieger zum ersten mal der Abschuss eines Zeppelins über englischem Gebiet gelang.
Der englische Flieger Lanoe Hawker war der erste, der die Luftverbände des RFC in Staffeln organisierte. Des weiteren legte man fest, dass sich die Flugzeuge nur noch in zuvor festgelegten Formationen bewegen sollten. In einer weiteren Änderung stellten die Alliierten ihre Staffeln als separate Streitkräfte auf, die unabhängig von der Heeresleitung operieren durften. Wenig später kamen regelmäßige Patrouillenflüge hinzu, durch die die Franzosen und Briten die gesamte Westfront kontrollieren konnten. Kombiniert mit der zahlenmäßigen Überlegenheit alliierter Kräfte, verloren die Deutschen sehr rasch die Lufthoheit.
Nach diesen Ereignissen fassten auch die Deutschen ihre Flugzeuge zu Geschwadern zusammen, mit denen sie unter anderem Sperrflüge versuchten. Bei dieser Taktik mussten die deutschen Besatzungen nahe der Front stationiert werden, um den Luftraum durch ständige Überwachungen zu sperren. Allerdings waren für ein solches Vorgehen sehr viele Jagdflugzeuge notwendig, die konzentriert in einem engen Gebiet operierten und deshalb für andere Aktionen nicht verfügbar waren.
Da die Übermacht der Gegner sich trotzdem als zu stark erwies, wandte sich die deutsche Führung an den erfahrenen Kampfflieger Oswald Boelcke. Er organisierte spezielle Kampfgeschwader aus jeweils 9 Flugzeugen - Jagdstaffeln oder Jastas genannt -, die bald sehr erfolgreich waren.
Im Oktober 1916 erfolgte eine Umstrukturierung der deutschen Luftwaffe, die nun als eigenständige Streitkraft neben Heer und Marine aufgestellt wurde. Des weiteren sammelte Boelcke einige herausragende Flieger in den eigenen Reihen, die er persönlich im Luftkampf ausbildete. Um seine Erfahrungen weiterzugeben, fasste er in der Dicta Boelcke die 8 wichtigsten Grundlagen des Luftkampfes zusammen.
Um eine noch engere Zusammenarbeit der Luftstreitkräfte zu gewährleisten, fassten die Deutschen gegen Ende des dritten Kriegsjahres ihre Staffeln zu Jagdgeschwadern (JG) zusammen. Die JG 1 wurde von Manfred von Richthofen geführt.
Als 1918 die Amerikaner eintrafen, konnten die alliierten Luftstreitkräfte die Deutschen durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit zurückdrängen. Die Luftwaffe musste sich darauf beschränken, wenigstens in einem begrenzten Gebiet die Luftüberlegenheit zu erringen.
Strategische Bombardements
Die neue Waffe wurde nicht nur für Bombenangriffe benutzt. 1914 wurde Propaganda-Material von Flugzeugen über feindliche Städte abgeworfen.
In der Nacht des 24. Augusts 1914 wurde Antwerpen als erste Stadt von einen deutschen Zeppelin bombardiert.
Der erste erfolgreiche deutsche Bombenabwurf über britischem Boden gelang einem Aviatik-Flieger am 24. Dezember bei Dover.
Am 19. Januar 1915 wurde der erste Bombenangriff auf London geflogen.
Fast zeitgleich wurden die ersten Bombenzielgeräte entwickelt, wie das Dorana-Bombenzielgerät und das Lafay-Zielgerät. Sie waren zwar noch sehr primitiv, aber die Trefferwahrscheinlichkeit konnte dadurch erheblich verbessert werden.
1916 wurden die Bombenattacken verstärkt. Nun wurden zusätzlich zu den Sprengbomben auch Brandbomben eingesetzt, mit denen besonders in England großer Schaden angerichtet wurde. Die verheerendsten Angriffe führten die Deutschen in der Zeit vom 31. März bis zum 6. April durch, wodurch die Briten gezwungen waren, ihre Arbeitsstätten bei Gefahr zu verdunkeln oder ganz stillzulegen.
Ab 1917 wurden in Deutschland als strategische Bomber Großflugzeuge, später auch Riesenflugzeuge, gebaut. Sie lösten die Zeppeline als wichtigstes Mittel zur Bombardierung ab. Die Großflugzeuge waren schneller und schwieriger abzufangen.
Insgesamt betrachtet, hatten die Bombardierungen einen militärischen und strategischen Nutzen, der weit über die materiellen Schäden hinausging. Großbritannien musste erhebliche Mittel in den Aufbau einer Luftabwehr stecken und eine große Zahl von Fliegereinheiten für die Heimatverteidigung statt für den Kampf an der Front einsetzen. Die Produktionsausfälle durch Bombenalarme waren ebenfalls größer als der direkt angerichtete Schaden.
Luftverteidigung
Die britische Antwort auf die deutschen Großflugzeuge bestand in der Stationierung zusätzlicher Jagdstaffeln zum Schutz Englands.
Erdkampfunterstützung mit Schlachtflugzeugen
Im Ersten Weltkrieg wurden Jagdflugzeuge bereits zur Bekämpfung von Infanteristen und Panzern eingesetzt. Um gegnerische Soldaten anzugreifen, machten die Jagdpiloten nicht nur vom Bord-MG Gebrauch, sondern warfen mitunter lange, dicke Nägel, so genannte Fléchettes, aus dem Flugzeug. Im Einsatz gegen Panzer verwendeten die Jagdpiloten Bomben, die sie zunächst manuell auf ihr Ziel warfen. Im späteren Verlauf des Kriegs wurden die Bomben von der Unterseite des Flugzeugs ausgeklinkt.
Im Kriegsjahr 1917 stellte man auf deutscher Seite so genannte Schlachtstaffeln auf, deren Flugzeuge speziell für den Einsatz gegen Bodenziele gedacht waren. Die Flugzeuge der Schlachtstaffeln waren an ihrer Unterseite gepanzert und griffen tieffliegend in Bodenkämpfe ein. Durch ihre Spezialisierung auf die Unterstützung der Infanterie war der Nutzen der Schlachtstaffeln jedoch beschränkt. Auf alliierter Seite setzte man reguläre Jagdflugzeuge für derartige Zwecke ein, die zusätzlich in Luftkämpfe eingriffen.
Flugabwehr
Da vor dem Krieg nur in Deutschland an Flugabwehrkanonen geforscht wurde, mussten die Frontsoldaten improvisieren, bis auf allen Seiten entsprechende Waffen zur Verfügung standen, die jedoch wegen ihrer geringen Trefferwahrscheinlichkeit keinen besonderen Erfolg hatten.
Die Deutschen hingegen verließen sich auf die MGs am Boden. Am 22. August wurde das erste britische Flugzeug von Gewehrfeuer getroffen, worauf es über belgischem Gebiet abstürzte.
Marineflieger
Die Briten gingen während des Ersten Weltkriegs bereits früh dazu über, mehrere Kriegsschiffe zu Wasserflugzeugtendern umzubauen. Diese waren aber lediglich für Wasserflugzeuge geeignet, die vom Deck starteten und nach beendetem Einsatz in der Nähe des Tenders landeten. Spezielle Kräne beförderten sie dann an Bord.
Romantisches Heldenbild
Im Ersten Weltkrieg wurde von der französischen Presse der Begriff Fliegerass für Piloten mit mindestens 5 Luftsiegen geprägt. Das erste Fliegerass war Adolphe Pègoud, die drei führenden Asse des ersten Weltkrieges waren Manfred von Richthofen (Deutschland), René Fonck (Frankreich) und Billy Bishop (Großbritannien). Die Presse (später auch der Film) schuf das romantische Bild von Fliegerassen als modernen Rittern der Lüfte. Das berühmteste Beispiel dafür ist der Bericht von Ernst Udet über seinen Kampf gegen Georges Guynemer.
Zwischenkriegszeit
Die von 1914 bis 1918 entwickelte Luftkampftaktik bildete den Grundstein der kommenden Luftkriegsführung. Die Strategie des Luftkrieges wurde von Theoretikern wie William L. Mitchell und Giulio Douhet neu überdacht und sah die Durchführung uneingeschränkter Bombenangriffe als Mittel, den Krieg schnell und ohne die im ersten Weltkrieg erfahrenen schweren Verluste bei den eigenen Truppen zu entscheiden. Die Luftwaffen mehrerer Großmächte, darunter die USA, Großbritannien und Deutschland, legten solche Überlegungen beim Aufbau ihrer Luftflotte zugrunde.
Zwischen den Weltkriegen wurden Flugzeuge vor allem in den Kolonien eingesetzt. So warfen die Italiener im Italienisch-Äthiopischer Krieg von 1935 Giftgasgranaten von Flugzeugen auf äthiopische Zivilisten.
In Großbritannien überlegte man die nach dem Weltkrieg neu erworbenen Kolonien im Nahen Osten möglichst aus der Luft durchzuführen, da dies effizienter und billiger gewesen wäre. Dabei sollte auch Giftgas eingesetzt werden.
Den Spanischen Bürgerkrieg nutzten die Sowjetunion, Deutschland und Italien um ihre Flugzeuge und Truppen zu erproben. Besonders Deutschland nutzte den Krieg um den Piloten Kampferfahrung zukommen zu lassen und stellte mit der Legion Condor eine Einheit auf, in der durch ein Rotationsverfahren bis zum Ende des Krieges etwa 20.000 Deutsche Soldaten kämpften. Dabei wurde ebenfalls die Zivilbevölkerung massiv bombardiert. Die Stadt Guernica wurde von deutschen Bombern zerstört und steht bis heute als Symbol für die Schrecken des Krieges.
Zweiter Weltkrieg
Europa
Beginn des Luftkriegs in Europa
Als der Zweite Weltkrieg begann, war es ein vorrangiges Ziel der deutschen Luftwaffe, die Lufthoheit über Polen zu erlangen, um die eigenen Truppen in ihrem Blitzkrieg-Feldzug zu unterstützen. Die Erfahrungen der Piloten aus dem Spanischen Bürgerkrieg, waren der Luftwaffe hierbei von Nutzen.
Beim so genannten Fall Weiß, dem Angriff auf Polen, waren zwei deutsche Luftflotten beteiligt. Bereits in den ersten Stunden des Krieges gelang es einem Flieger des zweiten Stuka-Geschwaders "Immelmann" ein polnisches Flugzeug abzuschießen. Es war der erste Abschuss im Zweiten Weltkrieg. Ebenfalls in den ersten Stunden des Krieges wurde die Stadt Wielun zum großen Teil durch Bombenangriffe zerstört.
In den nachfolgenden Tagen konnten die Deutschen die Lufthoheit erlangen. Die Propaganda meldete sogar die totale Vernichtung der polnischen Luftwaffe, obwohl diese durchaus noch einsatzfähig war. Allerdings waren ihre Flugzeuge meistens hoffnungslos veraltet. Viele der polnischen Bomber, wie die Karas-Maschinen, sind nicht in der Lage gewesen, die deutschen Panzerverbände wirkungsvoll zu bekämpfen. Nur einige wenige moderne Flugzeuge, wie die Los-Bomber, konnten in einem begrenzten Umfeld Panzer-Kolonnen zielsicher bombardieren. Die Verluste auf polnischer Seite waren dabei ausgesprochen hoch, da besonders die deutsche Flugabwehr sehr effektiv arbeitete.
Mit der Begründung, die eigenen Soldaten zu schonen, entschied man sich, die polnische Hauptstadt Warschau mit einem Wirkungsfeuer zur Kapitulation zu zwingen. Neben massivem Beschuss durch die Artillerie waren natürlich auch die Sturzkampfflugzeuge beteiligt. Aufgrund der schweren Angriffe musste Warschau, das in den ersten Kriegswochen schon ca. 10% seiner Bausubstanz eingebüsst hatte, am 28. September 1939 kapitulieren.
Das britische Vorkriegskonzept für den Luftkrieg hatte Langstrecken-Bombenangriffen auf feindliche Ziele bei Tage vorgesehen. Das inzwischen zur Einsatzreife entwickelte deutsche Radar erlaubte der deutschen Luftwaffe aber erfolgreiche Abfangeinsätze, so dass die RAF nach anfänglichen Verlusten zu Nachteinsätzen übergehen mußte.
Während des Westfeldzug 1940 benutzten die Deutschen die Blitzkrieg-Taktik, also die Kombination von Luft- und Landstreitkräften und schafften es so Frankreich zu besiegen.
Nach der Niederlage Frankreichs sollte Großbritannien durch eine großangelegte Invasion erobert oder von der Luftwaffe in die Knie gezwungen werden. Die resultierende Luftschlacht um England führte jedoch zu einer Niederlage der Luftwaffe, an der nicht zuletzt das britische Radarleitsystem Anteil hatte. Nachdem die Luftwaffe seit Juli 1940 vor allem Angriffe gegen Einrichtungen der Royal Air Force im Süden Englands durchgeführt hatte, wurde am 24. August London trotz angeblichem Verbot durch Hitlers bombardiert. Daraufhin befahl Churchill einen Nachtangriff gegen Berlin, der hauptsächlich moralische Wirkung hatte. Am 30. August wurde aufgrund der Bombardierung Berlins das Verbot bzgl. London aufgehoben und Hitler gab am 5. September den Befehl aus, Tag- und Nachtangriffe gegen die großen Städte und deren Bevölkerung zu fliegen. Die Verlagerung des Bombenkrieges auf die Städte gab der RAF die Möglichkeit, sich von den Verlusten innerhalb der eigenen Jagdgeschwader zu erholen und ihre Kampfkraft besser gegen die angreifenden Bomber zu entfalten.
Die Luftwaffe konzentrierte sich zunächst auf London, die Tagesangriffe wurden wegen zu hoher Verluste bald eingestellt, und London nur noch bei Nacht angegriffen. Bis zum Mai 1941 war die Stadt Opfer beinahe täglicher Luftangriffe, die Bevölkerung schützte sich vor allem durch Flucht in die Tunnel der Untergrundbahn. Trotzdem gab es über 20.000 Tote allein in London. Die Zerstörungen der Bausubstanz waren enorm, allein im Londoner Stadtzentrum waren Tausende Gebäude betroffen. Von November 1940 an wurden die Angriffe auch auf andere Städte - vor allem Industriezentren - ausgeweitet: Birmingham, Coventry, Manchester, Sheffield und 1941 auch auf Clydebank, Liverpool and Plymouth. Mit dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 wurden die Luftangriffe auf England erheblich seltener.
Nachdem die Luftwaffe später, im Laufe der Operation Barbarossa meistens die Luftüberlegenheit hatte, musste sie bei massierten Luftangriffen auf Moskau wieder eine Niederlage hinnehmen. Das Ziel, die Stadt oder zumindest wichtige Versorgungsknotenpunkte wie Kraft- und Wasserwerke zu zerstören wurde nur in geringem Umfang erreicht. Als folgenschwere Fehleinschätzung muß auch Hermann Görings Ankündigung gelten, eine eingekesselte Armee in Stalingrad einen Winter lang aus der Luft versorgen zu können.
Bombenangriffe auf Deutschland
Die Angriffe der RAF auf deutsche Städte begannen mit dem Angriff auf Mönchengladbach in der Nacht auf den 12. Mai 1940 mit 35 Bombern. Als Antwort auf die Ende 1940 durchgeführten deutschen Nachtangriffe begann die RAF zum Ende des Jahres, großangelegte Flächenangriffe auf deutsche Städte zu fliegen. Da militärische Aktionen auf dem europäischen Festland für die Briten nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen nicht mehr möglich waren, erschienen Luftangriffe als die einzige Möglichkeit, Deutschland zu schaden. Neben Angriff auf industrielle und militärische Ziele sollte ab 1942 auch die Zivilbevölkerung getroffen werden, um ihre Moral zu brechen und den Widerstand gegen das Naziregime stärken. Präzise Tagesangriffe waren wegen der Flugabwehr nicht möglich, so dass sich das Bomber Command der RAF nächtliche Flächenangriffe gegen deutsche Städte durchführte. Dabei wurden zu einem hohen Prozentsatz brandsetzende Bomben verwendet, die eine verheerende Wirkung in den Wohnvierteln der betroffenen Städte zeigten.
Als Arthur Harris die Führung des Bomber Command übernahm, entwickelte er den Plan zu einem Tausend-Bomber-Angriff mittels eines Bomberstroms, der die Wirkung auf das Ziel maximieren. Gleichzeitig sollte eine Sättigung oder Überforderung des deutschen Nachtjäger-Leitsystems die britischen Verluste verringern.
Der erste Tausend-Bomber-Angriff erfolgte am 30. Mai 1942 auf Köln. Mit insgesamt 1455 Tonnen Bomben wurden in 90 Minuten über 3300 Häuser vollständig zerstört und 474 Menschen getötet. Die RAF verlor dabei deutlich weniger Flugzeuge als bei ihren üblichen Angriffen. Maßgeblich an den Attacken waren die Flugzeuge von Typ Vickers Wellington beteiligt, aber auch der Langstreckenbomber Avro Lancaster wurde gegen Köln eingesetzt.
Im Kriegsjahr 1942 traten auch die amerikanischen Luftflotten in den Luftkrieg ein. Sie flogen am Tag auf Sicht Präzisionsangriffe auf Ziele in Nordfrankreich, erlitten aber 1943, als sie dazu übergingen, Ziele im Deutschen Reich anzugreifen, mangels Begleitschutz schwere Verluste durch die deutsche Jagdabwehr. Insbesondere bei den Angriffen auf Essen und Schweinfurt 1943 gab es große Verluste.
Im Februar 1944 starteten Amerikaner und Briten, die sogenannte „Big Week“ (dt.: Große Woche), eine Reihe alliierter Luftangriffe auf speziell ausgewählte Ziele der deutschen Rüstungsindustrie. Zwischen dem 20. und dem 25. Februar 1944 wurden dafür ca. 6.000 Bomber und 3.670 Begleitjäger eingesetzt. Die Big Week war der Beginn des entscheidenden Abschnitts des alliierten strategischen Luftkriegs gegen Deutschland. Amerikaner und Briten beabsichtigten, die deutsche Luftwaffe planmäßig durch Abnutzung zu vernichten.
Im weiteren Verlauf des Jahres 1944 erlangten die Alliierten schließlich durch massiven Einsatz von Langstrecken-Jagdflugzeugen vom Typ North American P-51 endgültig die Lufthoheit. Die deutsche (Rüstungs-)Industrie war in Folge gezwungen, noch größe Teile ihrer Produktion in Höhlen, Tunnel o. Ä. zu verlagern. Dennoch konnte die Produktion von Kriegsgütern durch den Einsatz von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen teilweise sogar noch erhöht werden.
Bei der Bombardierung Hamburgs (Operation Gomorrha) setzten die Alliierten 1943 das erste Mal Täuschungstechniken (Abwurf von Aluminiumfolien) gegen die deutschen Radaranlagen ein. Große Teile Hamburgs wurden im Feuersturm zerstört - der erste Höhepunkt des Bombenkrieges gegen Deutschland. Auch die Luftangriffe auf Dresden 13., 14. und 15. Februar 1945 erlangten traurige Berühmtheit.
Die historische und die völkerrechtliche Bewertung der alliierten Luftkriegsstrategie im Zweiten Weltkrieg - der bis heute bedeutendsten Anwendung von Bombardierungen - sind bis heute umstritten. Die Kontroverse über die historische Einschätzung von Arthur Harris' Aussagen, ist hierfür symptomatisch.
Für gesellschaftliche Kontroversen sorgte im Jahr 2002 das von dem Privatgelehrten Jörg Friedrich veröffentlichte Buch "Der Brand" (ISBN 3549071655), das die Angriffe der Alliierten auf die Zivilbevölkerung als Kriegsverbrechen bezeichnet.
Auch der britische Historiker Frederick Taylor hat sich mit dem Bombenkrieg eingehend beschäftigt. Die RAF und USAF perfektionierten und intensivierten ihrerseits den Bombenkrieg auch gegen die deutsche Zivilbevölkerung. Bereits 1941, noch vier Jahre vor der Kapitulation der nationalsozialistischen Diktatur, war die Zerstörungsgewalt der Air Forces größer als die der Luftwaffe.
Abgeworfene Bombenlast 1940-1945 (in Tonnen) | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
1940 | 1941 | 1942 | 1943 | 1944 | 1945 | |
auf Deutschland | 10.000 | 30.000 | 40.000 | 120.000 | 650.000 | 500.000 |
auf England | 36.844 | 21.858 | 3.260 | 2.298 | 9.151 | 761 |
Luftlandungen
Während des Zweiten Weltkrieges nutzten die Deutschen erstmalig Fallschirmjäger. Fallschirmspringer erlauben es Truppen hinter der Front abzusetzen, was die Deutschen zur Unterstützung ihrer Blitzkriegtaktik benutzten. Der größte Erfolg war dabei die Eroberung des belgischen Fort Eben-Emael. Doch Fallschirmjägereinsätze forderten Verluste, da die Soldaten in der Luft leicht zu treffen sind, in Hindernissen hängen bleiben und kein schweres Gerät transportiert werden kann. Außerdem landen die Soldaten weit zerstreut und es dauert eine gewisse Zeit, bis sich die Einheiten in einem kampffähigen Zustand befinden.
Die Deutschen unternahmen mit der Luftlandeschlacht um Kreta einen letzten großen Einsatz von Fallschirmjägern. Zwar konnten die Deutschen Kreta erobern, aber die Verluste waren enorm, weshalb Adolf Hitler auf den Einsatz von Fallschirmjägern zu Eroberungszwecken während des restlichen Krieges verzichtete.
Die Alliierten zogen aus der Schlacht um Kreta andere Schlüsse und bauten selbst Fallschirmjägereinheiten auf. Diese wurden während der Landungsoperationen in Sizilien (Operation Husky), Normandie (Operation Overlord) und der Operation Market Garden eingesetzt.
Neben Fallschirmjägern wurde für die Luftlandung auch Lastensegler eingesetzt.
Durch die Entwicklung von Hubschraubern kamen den Fallschirmjägereinheiten nach dem Zweiten Weltkrieg geringere Bedeutung zu.
Neue Waffen
Im Krieg aus der Luft wurde von Deutschland 1944 mit dem Marschflugkörper V1 und der Boden-Boden-Rakete V2 neuartige Waffen eingesetzt, die mittels eines primitiven Trägheitsnavigationssystems ein großräumiges Ziel wie die Stadt London treffen konnten. Durch die Verluste in der Zivilbevölkerung (8.000 Opfer) verbreiteten diese Waffen zwar einen enormen Schrecken, trugen aber wenig zum Kriegsverlauf bei. Für den Krieg in der Luft wurden ungelenkte, gegen Ende des Krieges die ferngelenkte Ruhrstahl X-4 Luft-Luft-Rakete entwickelt. Ohne Erfolg wurde die Entwicklung der Wasserfall Flugabwehrrakete für die Kriegführung gegen Luftziele versucht.
Ebenfalls förderte das Reichsluftfahrtministerium die Entwicklung düsen- und raketengetriebener Flugzeuge, mit denen die Deutschen den zunehmenden alliierten Bombenangriffen entgegentreten wollten. Viele der modernen Flugzeugtechnologien kamen jedoch während des Krieges zu spät oder überhaupt nicht zum Einsatz.
Als Wunderwaffen wurden diese von der Propaganda genützt, um den Durchhaltewillen angesichts der in allen Bereichen hoffnungslosen Lage aufrecht zu erhalten.
Siehe auch: Messerschmitt Me 262, Heinkel He 178, Heinkel He 280
Pazifikkrieg
Luftkrieg im Pazifik
Im Pazifikkrieg veränderte der Luftkrieg die komplette maritime Kriegsführung. Der Krieg wurde zum größten Teil auf der See geführt und bestand aus zahlreichen Landungsaktionen. Da viele Kämpfe auf unwegsamen Regenwaldgebiet statt fanden und die Anlandung von schweren Waffen schwierig war, bekam auch die Luftunterstützung ein größeres Gewicht.
Japan und die USA unterhielten große Flugzeugträgerflotten, die es ermöglichten schnell vor einem Ziel aufzutauchen, einen größeren Luftangriff zu fliegen und dann zu verschwinden. Diese Taktik überraschte die Amerikaner bei dem Angriff auf Pearl Harbor. Auch die Seegefechte änderten sich, die Schlachtschiffe und Kreuzer verloren immer weiter an Bedeutung, da die Gefechte nun von Torpedobombern auf einer Distanz ausgetragen wurden, die für die Schiffsartillerie zu groß war.
In der Schlacht um Midway kam es zu der ersten großen Schlacht, die zwischen Flugzeugträgern geführt wurde. Beide Seiten hatten den Wert der Trägereinheiten erkannt und Japan versuchte in der Schlacht die US Trägerflotte zu zerschlagen. Die USA schafften es Vier von Sechs japanischen großen Flugzeugträgern zu versenken. Dadurch verloren die Japaner das strategische Übergewicht im Pazifik.
Bombenangriffe auf Japan
Bereits 1942 unternahmen die Amerikaner einen Überraschungsangriff von Flugzeuträgern aus auf das japanische Mutterland, der später unter dem Namen "Doolittle Raid" in die Geschichte eingehen sollte. Als die Alliierten mehr und mehr Inseln in der nähe von Japan erobern konnten, bestand auch die Möglichkeit direkt mit schweren B-29 Bombern anzugreifen.
Die Luftangriffe auf Tokio im Februar und März 1945 mit annähernd 100.000 Todesopfern zählten zu den schwersten Bombardierungen des gesamten Krieges. Viele Gebäude in Tokio waren nach der alten Holzbauweise gebaut und brannten deswegen schnell ab.
Die USA hatten im Verlauf des Krieges eine neue Bombenwaffe entwickelt, die in ihrer Auswirkung alles bisher gekannte in den Schatten stellte und die nachfolgenden Jahrzehnte wie keine andere Erfindung prägte: Die Atombombe. Dabei wird die Kernspaltung oder Kernfusion als Explosionsenergie genutzt, im Gegensatz zu einer chemischen Reaktion bei konventionellen Waffen.
Im August 1945 setzten die USA zwei Atombomben gegen japanische Städte ein. Die Atombombe Little Boy wurde über Hiroshima und die Atombombe Fat Man über Nagasaki gezündet. Die Auswirkungen waren verheerend. In Hiroshima starben mehrere tausend Menschen sofort, zwischen 90.000 und 200.000 Menschen an den Folgen der Strahlenkrankheit. 80 % der Stadt wurden binnen Sekunden zerstört. Die zweite Bombe verfehlt ihr Ziel um zwei Kilometer, tötete aber trotzdem 31.000 Menschen sofort. Hunderttausende starben an den Folgen. Die schwer kranken Überlebenden nennt man Hibakusha.
Kalter Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum Kalten Krieg, bei dem sich die USA und die Sowjetunion gegenüber standen. Dies sorgte für eine massive Förderung der Waffen- und Militärtechnik auf beiden Seiten. So wurden auch die Ergebnisse der Forschung in Deutschland auf beiden Seiten genutzt und Forscher rekrutiert (Operation Overcast).
Besonders die Nuklearwaffen spielten in diesem Konflikt eine wichtige Rolle. Zunächst war der Einsatz von Bombenflugzeugen geplant. Somit waren Bomberverbände der strategische Rückhalt. Um eine Zerstörung der Bomber am Boden und den daraus folgenden Verlust eines Rückschlags zu vermeiden, wurden strategische Bomberflotten mittels Luftbetankung 24 Stunden in der Luft gehalten. Die Bedeutung der Bomberverbände änderte sich erst, als die Entwicklung der Interkontinentalrakete (ICBM) fortschritt. Zunächst benötigten Interkontinentalraketen lange Auftank- und Startphasen, so dass ein Angriff schon Tage vorher dem Gegner entdeckt worden wäre. Doch in der weiteren Entwicklung wurden die Waffen immer effektiver und hatten gegenüber Bombern den Vorteil innerhalb von Minuten jeden Punkt auf der Erde erreichen zu können und einmal abgeschossen praktisch nicht mehr aufhaltbar zu sein.
Die Luftaufklärung gewann daher an immer größerer Bedeutung. Berühmt wurde besonders die amerikanische Lockheed U-2, die dank ihrer extremen Flugleistung den USA zunächst sichere Spionageflüge über der UdSSR erlaubte. Am 1. Mai 1960 schaffte es die russische Luftüberwachung aber eine U-2 abzuschießen und den Piloten Francis Gary Powers festzunehmen. Doch die Bedeutung der Luftaufklärung mit Flugzeugen nahmen immer weiter ab, als die Satellitentechnologie immer besser wurde und unbemannte Aufklärung direkt aus dem Weltall möglich wurde. Die Wichtigkeit der Luftaufklärung zeigte sich in der Kubakrise.
In zahlreichen Stellvertreterkriegen setzten beide Seiten ihre Technologie gegeneinander ein.
Siehe auch: Atomstreitkraft
Koreakrieg
Der Koreakrieg von 1950 bot den USA und der Sowjetunion die Möglichkeit die neu erworbene Technologie in der Flugzeugtechnik auszuprobieren und im Vergleich antreten zu lassen. Die USA unterstützten Südkorea in einer offiziellen UNO-Mission, während die Sowjetunion den nordkoreanischen Truppen unter anderem Flugzeuge, Ausbilder und Piloten zur Verfügung stellte.
Propellermaschinen wurden während des Krieges immer stärker durch Jets abgelöst. Am 8. November 1950 kam es zu dem ersten Jet gegen Jet Kampf, bei dem eine P-80 Shooting Star eine MiG-15 abschoß.
Dennoch waren die sowjetischen MiG-15s den Flugzeugen der UN-Truppen überlegen und fügten diesen enorme Verluste zu. Zwar konnten die UN-Truppen mit der Einführung der North American F-86 die Lage verbessern, diese kam aber nicht an die MiG-15 heran. Deswegen stellten die USA das Angebot, jedem Piloten, der mit einer intakten MiG-15 auf einem UN Stützpunkt landet, 100.000.- Dollar und Asyl zu gewähren
Durch eine bessere Pilotenausbildung und eine größere Anzahl an Flugzeugen konnten die USA gegen Ende des Krieges aber die Luftherrschaft für sich entscheiden. Nach neuerer Forschung war die Abschußrate 4.4:1 für die USA.
Um den Norden zu schwächen, unternahm die UN zahlreiche Flächenbombardements, wie sie später auch in Vietnam benutzt wurden. Im Koreakrieg wurde sogar mehr Napalm eingesetzt, als im Vietnamkrieg. Allein in der zweiten hälfte von 1950 wurden über 1 Millionen Gallonen (3 785 411.8 Liter) Napalm abgeworfen. Es wurde auch gezielt die Bewässerungs- und Stromproduktion angegriffen. Bei der Zerstörung zahlreicher Dämme kam es zu Überschwemmungen.
Als China mit Nordkorea massiv mit Truppen unterstützte, forderte der amerikanische Oberbefehlshaber Douglas MacArthur sogar chinesische Städte mit Nuklearwaffen zu bombardieren.
Vietnam
In Vietnam begannen die USA 1965 einen der verheerendsten Bombenkriege der Geschichte. Unter anderem wurden Entlaubungsmittel (Agent Orange) und Napalm eingesetzt. Notleidende der Bombardements waren vor allem die Menschen der Zivilbevölkerung. Die 2000 Grad Celsius erzeugenden Napalmbomben fügten denjenigen, die nicht sofort starben, schwerste Verbrennungen zu.
Der Luftkrieg gegen Nordvietnam mit bis zu 100.000 Tonnen Bomben im Jahre 1972 zerstörte Industriezentren in Hanoi und der Hafenstadt Haiphong. Die Bombardements lösten internationale Protestwellen aus und bescherten der Anti-Kriegsbewegung weiteren Zulauf. Der Vietcong konnte durch die Angriffe nicht zurückgedrängt werden. Auf Vietnam wurden mehr Bomben abgeworfen als während des Zweiten Weltkrieges.
In Vietnam veränderte sich das Verhältnis zwischen Luft- und Bodenoperationen. Der Luftkrieg wurde immer bedeutender und Operationen des Heers wurden immer weniger und dafür stärker mit Luftschlägen kombiniert. Zum einen fordert der Luftkrieg weniger Opfer und läuft für die Soldaten sauberer ab, da kein direkter Kontakt zum Feind besteht.
Aus der Luft wurde auch das Herbizid Agent Orange versprüht, um die Wälder zu entlauben, die dem Vietcong Schutz boten und Nahrungsquellen zu entziehen. Insgesamt wurden 90 Millionen Liter Herbizide während des Kriegs versprüht, die wegen ihrer Giftigkeit Krebs und Mutationen in den ehemaligen Kriegsregionen verursachen.
Die Entwicklung des Hubschrauber wurde im Vietnamkrieg besonders deutlich. Mit dem Hubschrauber konnten Truppen leicht transportiert werden und in unwegsamen Geländer abgesetzt werden. Dies ermöglichte Taktiken, bei denen zunächst aus der Luftbombardiert wurde und dann Infanterie abgesetzt werden konnte, um den restlichen Widerstand am Boden zu bekämpfen und die Position zu halten. Außerdem können die Truppen leicht wieder evakuiert werden und sich zurückziehen. So kann dem Gegner ein Schlag zugefügt werden und bis dieser reagieren kann, ist das Gebiet schon wieder geräumt. Dies macht auch den gefährlichen Einsatz von Fallschirmjägern überflüssig.
Zweiter Golfkrieg
Der Zweite Golfkrieg von 1991 war eine militärische Operation, die, durch eine UNO-Resolution begründet, die Befreiung des vom Irak besetzten Kuweits zum Ziel hatte. Der Krieg wurde zum größten Teil durch Luftoperationen entschieden, die die USA und Ihre Verbündeten durchführten. Pro Tag wurden mehr als 1.000 Angriffe geflogen und mehr Waffen eingesetzt, als während des Zweiten Weltkriegs. So setzte sich die Entwicklung fort, dass man Bodentruppen erst dann zum Einsatz bringt, wenn alle aus der Luft erreichbaren Ziele zerstört sind.
Der Krieg war bestimmt vom Einsatz satelliten - und computergestützter Waffensysteme, wie zum Beispiel intelligente Bomben, Tarnkappenbomber und Marschflugkörper. Wegen der starken Medienpräsenz wurde vom Pentagon der Luftkrieg als sauberere Lösung präsentiert, nachdem die Napalmbombardierungen während des Vietnamkriegs heftige nationale und internationale Kritik auslösten. Der Begriff der chirurgischen Kriegsführung wurde geprägt, er erwies sich aber als Propaganda, da es trotzdem zu Opfern unter der Zivilbevölkerung kam und auch zahlreiche konventionelle Waffen eingesetzt wurden. Vor allem der Einsatz von Uranmunition erweist sich als verheerend für die Zivilbevölkerung (siehe auch: Golfkriegssyndrom).
Obwohl der Verlauf des Krieges die technologische Überlegenheit der USA und ihrer Verbündeten unterstrich, mussten im Bereich der "Freund-Feind" Erkennung, und zwar speziell im Bereich der Nah-Unterstützung der vorrückenden Bodentruppen, fatale Irrtümer zugegeben werden.
Militärische Bedeutung
Zunächst war die Luftaufklärung und Artillerieleitung die wichtigste Aufgabe der Luftstreitkräfte. Daraus folgte das Abfangen feindlicher Fluggeräte und später die Möglichkeit mit Fluggeräten Bomben auf weit entfernte Ziele zu werfen. Als sich die Technik und Industrie weiter entwickelte, war es möglich große Bomberflotten aufzustellen und verheerende Zerstörung in das feindliche Land zu tragen. Die Taktik, durch einen Luftkrieg die Moral des Gegner durch Zerstörung seiner Städte zu brechen und die Bevölkerung zu Aufständen zu motivieren ("counter-cities"), wurde aber nach den Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg als wenig wirksam verworfen.
In der modernen Kriegsführung dient die Erringung der Lufthoheit zu Beginn einer Operation dazu, die Handlungsfreiheit über dem Einsatzgebiet zu gewährleisten, um dann die eigenen Bodentruppen durch gezielte Angriffe auf den Gegner zu unterstützen, Luftlandeoperationen zu ermöglichen und strategische Ziele (Infrastruktur, Industrie) anzugreifen.
Der Krieg im Kosovo, der Afghanistankrieg und der 3. Golfkrieg (Irak-Krieg) machen jedoch deutlich, dass wesentlich Kriegsziele wie die Beendigung von Völkermord, das Ergreifen von Terroristen oder das Auffinden von Massenvernichtungswaffen, alleine durch Luftangriffe nicht erreicht werden können. Zwar können durch Luftbetankung und Flugzeugträger Kriegsflugzeuge jeden Ort der Erde erreichen und für den Einsatz von Bodentruppen vorbereiten, diese aber nicht ersetzen.
Weiterführende Informationen
Siehe auch
Vorlage:Commons1 Luftkampftaktik, Luftkampf, Luftkampfmanöver, Luftüberlegenheit, Luftstreitkräfte, Luftraumüberwachung, Militärische Luftfahrt
Literatur
- Ralf Blank: Kriegsalltag und Luftkrieg an der "Heimatfront", in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 9/1-2 (Die deutsche Kriegsgesellschaft 1939-1945), München 2004/2005, Bd. 9/1, S. 357-461
- Ralf Blank: Die Kriegsendphase an Rhein und Ruhr 1944/1945, in: Bernd-A. Rusinek (Hg.); Kriegsende 1945. Verbrechen, Katastrophen, Befreiungen in nationaler und internationaler Perspektive, Göttingen 2004 [= Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte 4]
- Ralf Blank: Strategischer Luftkrieg gegen Deutschland 1914-1918, in: Clio-Online (Themenportal Erster Weltkrieg), 2004 PDF: http://www.erster-weltkrieg.clio-online.de/_Rainbow/documents/einzelne/Luftkrieg14_181.pdf
- Horst Boog (Hg.): Luftkriegführung im Zweiten Weltkrieg: ein internationaler Vergleich, Herford, 1993 ISBN 3-8132-0340-9
- Horst Boog: Strategischer Luftkrieg in Europa 1943-1944/45, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg (Band 7), Stuttgart/München, 2001 ISBN 3-421-05507-6
- Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte: Der Luftkrieg über Deutschland 1939 – 1945. Deutsche Berichte und Pressestimmen des neutralen Auslands, dtv dokumente, München 1964
- Stephan Burgdorff, Christian Habbe: Als Feuer vom Himmel fiel". (2003) ISBN: 3-421-05755-9
- Roger Freeman: The Mighty Eighty War Diary, London 1981
- Holger Frerichs: Der Bombenkrieg in Friesland 1939 bis 1945, 3. Auflage, Jever 2002
- Jörg Friedrich: Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940 – 1945, München 2002
- Werner Girbig: 1000 Tage über Deutschland. Die 8. amerikanische Luftflotte im 2. Weltkrieg, München 1964
- Olaf Groehler: Geschichte des Luftkriegs: 1910 bis 1980, 8. Aufl., Berlin (Ost) 1990
- Eckart Grote: Target Brunswick 1943 – 1945. Luftangriffsziel Braunschweig – Dokumente der Zerstörung, Braunschweig 1994
- Martin Middlebrook: Die Nacht in der die Bomber starben, Ullstein TB-Verlag, Berlin, 1985, ISBN 3-54833-005-3
- Martin Middlebrook: Chris Everitt: The Bomber Command war diaries: an operational reference book, 1939-1945, Leicester, 2000 (repr.) ISBN 1-85780-033-8
- Williamson Murray: War in the air: 1914-45, London : Cassell, 1999. - 224 S., (The Cassell history of warfare), ISBN 0-304-35223-3
- Rudolf Prescher: Der rote Hahn über Braunschweig. Luftschutzmaßnahmen und Luftkriegsereignisse in der Stadt Braunschweig 1927 bis 1945, Braunschweig 1955
Weblinks
- Rezension des Buches "Brandstätten" des Hobby-Historikers Jörg Friedrich
- Dröhnender Himmel... Luftkrieg über der "Ostmark" umfangreiche Erörterung der alliierten Luftkriegsoperationen gegen das Gebiet des heutigen Österreichs.
- Gedanken zur fortlaufenden Debatte um den Bombenkrieg von Kurt Pätzold
- Rezension des Buchs "Ein Volk von Opfern? Die neue Debatte um den Bombenkrieg 1940-45"