Holocaustleugnung

Bestreitung oder Verharmlosung des Massenmords an den europäischen Juden oder Sinti und Roma
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Als Holocaustleugnung werden Versuche zusammengefasst, den von Deutschland ausgehenden, systematisch organisierten und betriebenen Völkermord an den europäischen Juden (Holocaust oder Shoa) während der Zeit des Nationalsozialismus als Ganzes oder in Teilen zu leugnen oder zu relativieren. Der Begriff umfasst in der Regel das Bestreiten oder Verharmlosen aller Verbrechen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten.

Überblick

Die üblichen Strategien der Holocaustleugner zweifeln verschiedene Aspekte des Holocaust mit pseudowissenschaftlichen Untersuchungen an, indem sie vermeintliche Widersprüche in den offiziellen Geschichtsdarstellungen aufzudecken beanspruchen:

  • die technisch-industrielle Machbarkeit der Vorgänge in den Vernichtungslagern,
  • die Opferzahlen,
  • die Zeugenaussagen der Opfer (als erlogen bzw. befangen) und der Täter (als erzwungen),
  • die historische Einzigartigkeit des Holocaust im Vergleich mit anderen vergangenen oder gegenwärtigen Völkermordereignissen.

Eine direkte Form der Holocaustleugnung ist das seit etwa 1970 in der Bundesrepublik Deutschland verbreitete Schlagwort von der "Auschwitzlüge". Es versucht den Holocaust als Phantasieprodukt einer groß angelegten Verschwörung gegen Deutschland darzustellen. Eine indirekte Form ist der Geschichtsrevisionismus, der die historischen Ursachen des Holocaust in Machtplänen außerhalb Deutschlands ansiedelt und seine Besonderheit bestreitet.

In Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen Ländern ist die ausdrückliche Leugnung des Holocaust ein Straftatbestand. Auch in Belgien, Frankreich, Israel, Litauen, Polen, Tschechien und der Slowakei ist die Holocaustleugnung gesetzlich verboten. In manchen Ländern wie den USA sind dagegen auf den Holocaust bezogene historische Falschaussagen unter Berufung auf das Grundrecht auf Meinungsfreiheit straffrei gestellt.

Veröffentlichungen der Holocaustleugner seit 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Westdeutschland zahlreiche Schriften veröffentlicht, nur um den Holocaust in Frage zu stellen. Die meisten dieser Schriften stammen aus den 1970er Jahren. Die folgende unvollständige Liste nennt besonders verbreitete Beispiele in chronologischer Folge.

  • Paul Rassinier (*1906, † 1967): „Die Lüge des Odysseus“ (1950); "Starben wirklich sechs Millionen?"
  • Arthur Butz (*1945): „The Hoax of the Twentieth Century“, deutsch „Der Jahrhundertbetrug“ (1976);
  • Jürgen Rieger (*1947): u.a. Rasse – Ein Problem für uns“ (1977)
  • Robert Faurisson (*1929): „Es gab keine Gaskammern (deutsch 1978);
  • Wilhelm Stäglich (*1916): „Der Auschwitz-Mythos (1979);
  • Udo Walendy (*1927) gibt die Zeitschrift "Historische Tatsachen" heraus, in der wiederholt der Holocaust geleugnet wird;
  • Ernst Zündel (*1939) gab "Die Auschwitz-Lüge" im Eigenverlag in Toronto, Kanada heraus. Im darauf folgenden Prozess wegen "Verbreitung falscher Nachrichten" (kanadisches Gesetz, das Holocaustleugnung unter Strafe stellt) bestellte er Fred Leuchter als "Gutachter" (s.u.). Er ist ferner Inhaber des Samisdat-Verlags, der mit zahlreichen holocaustleugnenden Schriften sowie einigen Filmen hervortitt, darunter dem Film „Ein Deutscher und ein Jude besuchen Auschwitz“.
  • Manfred Roeder (*1929): "Der Auschwitz-Betrug"
  • David Irving: trat im April 1990 beim "Internationalen Revisionistenkongress" in München mit der Erklärung auf, in Auschwitz habe es "niemals Gaskammern gegeben", die den "Touristen" vorgeführten Gebäude seien "Attrappen" , für die der deutsche Staat "16 Milliarden Mark Strafe" bezahlt habe. Er erhielt deshalb ein Einreiseverbot für Deutschland.

Andere Personen, die besonders im deutschsprachigen Raum öffentlich mit holocaustleugnenden Thesen aufgetreten sind:

Weitere Veröffentlichungen und Biografien von Holocaustleugner findet man im Lexikonteil des Informationdienstes gegen Rechtsextremismus (siehe weblinks).

Die „Auschwitzlüge“

Der Begriff „Auschwitzlüge“ geht auf Thies Christophersen (1918-1997) zurück, den ehemaligen Sonderführer der SS in der Pflanzenschutzanstalt Rajsko nahe dem Konzentrationslager Auschwitz. Er veröffentlichte 1973 eine gleichnamige Broschüre, in der er behauptete, dass es Menschenmord in Auschwitz nie gegeben habe. Er müsse es ja wissen, da er in der fraglichen Zeit in der Nähe stationiert war.

Der Begriff leugnet nicht nur den Holocaust, sondern greift die gesamte mit dem Thema befasste Geschichtsschreibung als bewusste "Lüge" an. Holocaustleugner, die wegen des „Verbreitens der Auschwitzlüge“ verurteilt werden, deuten dies folgerichtig als Verurteilung einer Wahrheit um: Man habe sie für eine richtige Darstellung des Holocaust angeklagt und, eben weil der Holocaust eine Lüge sei, prompt bestraft. So schlachten sie die Strafverfolgung propagandistisch als Bestätigung der "Auschwitzlüge" aus, um Zweifel in der Öffentlichkeit zu verstärken.

Der Begriff kennzeichnet im fachlichen Sprachgebrauch ausschließlich das Leugnen des Holocaust.

Nach dem Pamphlet von Christophersen veröffentlichte Richard Harwood 1974 ein Buch mit dem Titel: "Did Six Million Really Die? The Truth at Last" (deutsch: „Starben wirklich 6 Millionen?“). Es war in weiten Teilen aus dem 1969 von E. L. Anderson herausgegebenen Band "The Myth of the Six Million" kopiert.

Leugnung der Gaskammern

Eine besonders beliebte Form der Holocaustleugnung ist das Bestreiten der Gaskammern. Auf verschiedene Weise wurde ihr Vorhandensein, ihre Funktionsweise und ihre tödliche Wirkung in Zweifel gezogen. Besonders bekannt geworden ist hier Fred A. Leuchter (*1943). Er veröffentlichte 1988 den Leuchter-Report , der nachweisen wollte, dass es in Auschwitz keine Gaskammern gab.

Daran anknüpfend, behauptete Germar Rudolf (*1964; zahlreiche Pseudonyme, u.a. „Ernst Gauss“) in seinem „Gutachten über die Bildung und Nachweisbarkeit von Cyanidverbindungen in den Gaskammern von Auschwitz“ (1991), in den Gaskammern sei keine Blausäure nachweisbar, deshalb sei dort kein Zyklon B eingesetzt worden.

Hellmut Diwald (*1929, † 1993), behauptete in seinem Buch „Geschichte der Deutschen“ (1978), bei den im Konzentrationslager Dachau installierten Gaskammern handele es sich um Attrappen, zu deren Bau das amerikanische Militär nach der Befreiung inhaftierte SS-Angehörige gezwungen habe. Auch die Zahl der Toten im KZ Auschwitz-Birkenau sei viel geringer gewesen. Er gab also die Existenz der Arbeitslager zu, bestritt aber ihren Massenvernichtungszweck.

Motive und Interessen

Der Holocaust wird keineswegs nur von denen geleugnet, die aktiv am Mordgeschehen beteiligt waren oder als Mitwisser eine Schuld auf sich geladen hatten. Fast alle Holocaustleugner - mit Ausnahme von Christophersen, Stäglich, Rassinier und Remer - waren im Zweiten Weltkrieg noch Kinder, Jugendliche oder gar nicht geboren. Ein Vertuschen von persönlicher Schuld an den Nazi-Verbrechen kann bei ihnen daher kaum angenommen werden.

Ihre Holocaustleugnung speist sich aus mehreren Motiven:

  • ein psychologisches: Dieser Völkermord war offenbar hinsichtlich Durchführung und Umfang so außerordentlich, dass nicht sein kann, was nicht sein darf“, nämlich zu erkennen und zuzulassen, dass Menschen, Deutsche zumal, dazu fähig waren und sind;
  • ein politisches: Der Nationalsozialismus soll rein gewaschen und als politisches Modell wieder gesellschaftsfähig gemacht werden;
  • ein nationalistisches: Man fühlt sich einer Kollektivschuld mit den nationalsozialistischen Verbrechern unterworfen, die man nur durch das Leugnen meint abschütteln zu müssen und zu können;
  • ein antisemitisches: Man will weiterhin an die lange vor und von den Nazis verbreitete Behauptung einer angeblichen "jüdischen Weltverschwörung" glauben und diese propagieren dürfen.

Argumentationsmuster

Hauptargument der Holocaustleugnung ist die Behauptung, es gebe für die Verbrechen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern keine Beweise bzw. die vorhandenen seien gefälscht. Insbesondere fehle jeder schriftliche Befehl zu einer Vernichtung der Juden.

Dies Argument knüpft an die Tatsache an, dass die Nationalsozialisten die Pläne zum Holocaust einem kleinen Kreis Eingeweihter vorbehielten und so wenig Belege dafür wie möglich hinterlassen wollten. So wurde auf der Wannseekonferenz vom 20. Januar 1942 zwar die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen, darüber aber kein amtliches Protokoll geführt, so dass schriftliche Dokumente davon fehlen. Doch anhand zahlreicher anderer Dokumente – bis hin zu Lieferzertifikaten über den Einkauf von Unmengen an Zyklon B – kann sehr genau rekonstruiert werden, was in den Lagern passiert ist. In mehreren Gerichtsprozessen wurden diese Beweise ausgewertet und durch zahlreiche Zeugenaussagen ergänzt.

Auch auf fehlende Belege für die Opferzahlen stützen Holocaustleugner ihre Argumentation gern. Diese können nur geschätzt werden; hinzu kam ein fahrlässiger Umgang mit den Schätzzahlen nach dem Krieg. So wurde ursprünglich angenommen, allein in Auschwitz seien 6 Millionen Juden ermordet worden. Diese Zahl musste später korrigiert werden: In Auschwitz waren es etwas über 1,1 Millionen Menschen, im gesamten Reichsgebiet sowie in den besetzten Gebieten insgesamt ca. 6 Millionen. 1990 sah sich die Museumsleitung des KZ Auschwitz aufgrund der neuen Erkenntnisse veranlasst, die Gedenkplatten, die die falsche Opferzahlen auswiesen, zu entfernen, was die Holocaustleugner triumphierend auszuschlachten versuchten.

Auch gutgemeinte Aktionen wie Rekonstruktionen von Gaskammern, Genickschussanlagen, Krankenstationen (in denen die Häftlinge mit Phenolinjektionen umgebracht wurden) sowie die Restaurierung von verwitterten Aufschriften auf KZ-Einrichtungen, deren Ziel das Gedenken an das grausame Geschehen ist, wurden zum Spielball von Holocaustleugnern: Sie behaupteten stets, solche Maßnahmen zeigten die Nichtexistenz der alten Anlagen. Sie seien erst nach dem Krieg völlig neu konstruiert worden, und ihre Rekonstruktion solle das verbergen.

Von diesen Ansatzpunkten ausgehend, benutzen Holocaustleugner dann unterschiedliche Argumentationsmuster:

  • Verschwörungstheorien: Der Holocaust sei eine Erfindung der Juden oder der Alliierten, um Deutschland erpressbar zu halten und dem „internationalen Weltjudentum“ Geld in die Kasse zu spülen.
  • kombiniert mit Relativierung: Insbesondere die alliierten Truppen hätten selbst zahlreiche Verbrechen verübt und beabsichtigten mit dem Vorwurf des Völkermords, ihre eigenen Taten zu vertuschen.
  • Verharmlosung: Die meisten KZ-Häftlinge dort seien an Unterernährung, Gelbfieber und Tuberkulose gestorben. Gezielte Tötungen durch Erschießen seien nur in wenigen, „berechtigten“ Fällen erfolgt. Zyklon B sei nur als Insektizid gegen die Überträger des Gelbfiebers oder zum Desinfizieren von Kleidung verwendet worden. Dadurch verursachte Todesfälle seien nur versehentlich passiert.
  • Manipulationsvorwurf: Vorhandenes Fotomaterial über die Einrichtungen der Lager sowie die Vernichtung und Verbrennung der Opfer seien Fälschungen und Fotomontagen.

Dabei sind ihre Argumente mit der Zeit raffinierter geworden. Die ältere Generation der Holocaustleugner (Christophersen, Stäglich, Remer, Rassinier u.a.) versuchte noch, ihren Behauptungen nach dem einfachen Muster Glaubwürdigkeit zu verleihen: „Wir können nicht glauben, was da passiert ist und deshalb ist der Vorwurf des Völkermords unglaubwürdig“. Die jüngeren Holocaustleugner dagegen sagen sinngemäß: „Wir würden ja gern glauben, dass der Holocaust geschah, aber aus unserer Sicht lässt das die Faktenlage nicht zu.“ Sie kehren also die Beweislast um und gehen rhetorisch von einer für sie sprechenden Faktenlage aus. Dazu benutzen sie Geschichtsklitterungen: Sachverhalte und Zitate werden zwar richtig erwähnt, aber durch eine andere Zusammensetzung oder Auslassung wesentlicher Passagen inhaltlich verzerrt – bis hin zum Gegenteil dessen, was ursprünglich gemeint war.

Quellen

Fast alle Holocaustleugner schreiben nur voneinander ab. Die oben erwähnten Veröffentlichungen von Christophersen, Harwood, Rassinier, Walendy und Stäglich dienten späteren Vertretern dieser Ideologie als "Quellen", die permanent in späteren Büchern und Beiträgen zitiert wurden. Als "Belege" hatten diese Traktate jedoch bald ausgedient, denn sie fußten im wesentlichen nur auf unbelegten und unbelegbaren Behauptungen.

So gaben sich die holocaustleugnenden Revisionisten in den 80er Jahren einen wissenschaftlichen Anstrich. Sie verbrämten ihre Behauptungen wissenschaftlich, um den Eindruck von Seriosität zu vermitteln und zugleich einen Kontrapunkt gegenüber der wissenschaftlichen Holocaustforschung zu bilden. Ein Mittel dazu waren die Titel ihrer Schriften: Als "Report" oder "Gutachten" veröffentlicht, hatte es eher Chancen, in die öffentliche Diskussion zu gelangen und Zweifel am Holocaust zu erzeugen, als etwa ein Titel „Die Auschwitzlüge“, der von vornherein seine propagandistische Absicht kundtat. Diesen Weg beschritten z.B. Fred Leuchter und Germar Rudolf (s.o.).

In der Folge entstand eine Vielzahl von Publikationen - zunächst als Aufsätze in revisionistischen Zeitschriften oder als Bücher, später als bis heute abrufbare Webseiten im Internet - mit zwei typischen Kennzeichen: Sie sind wie eine wissenschatliche Arbeit randvoll gespickt mit Fußnoten und Zitaten, zitieren sich aber immer wieder gegenseitig. Wer eine solche Schrift liest, wird also argumentativ permanent im Kreis herumgeführt, da der eine Leugner stets den anderen Leugner als Quelle benennt. In vielen Fällen ist das für einen Laien nicht sofort erkennbar: So zitiert „Manfred Köhler“ in vielen seiner Werke stets „Ernst Gauss“, ebenso wie umgekehrt „Ernst Gauss“ große Stücke auf „Manfred Köhler“ hält. - Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat ermittelt, dass beide Namen Pseudonyme von Germar Rudolf sind, der noch über geschätzte 10 weitere Alibi-Namen benutzt. Es ist anzunehmen, dass andere Holocaustleugner es ihm gleichtun und sie sich in ihren Arbeiten auf Fantasiepersonen berufen.

Ihre eigentliche „Primärquelle“ ist also ihr eigener wiederkehrender Versuch, darzustellen, dass der Holocaust, wie er wissenschaftlich beschrieben wurde, so nicht stattgefunden haben kann. Seriöse Wissenschaft bietet dafür keinerlei Anhaltspunkte, so dass Fälschen, Erfinden, Manipulieren, Leugnen und Verleugnen des Leugnens die einzigen verfügbaren Mittel bleiben, um dieser Vorurteilsstruktur einen objektiven Schein zu geben.

Mediale Verbreitung

Kaum eine andere Gruppe unter den nicht unbedingt mit der Informationstechnik vertrauten Personen, Einrichtungen oder Gruppierungen hat so schnell die Möglichkeiten und die Bedeutung des Internets erfasst, wie die Holocaustleugner. Wurden bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts ihre Gedanken noch im wesentlichen durch Printmedien verbreitet und gesellte sich mit der Videotechnik das entsprechende Filmmaterial hinzu, standen die 90er Jahre ganz unter dem Zeichen der Verbreitung über das World Wide Web. Die Holocaustleugner verstanden es, sich in den Suchmaschinen stets an die oberste Stelle zu platzieren. Eine Untersuchung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien aus dem Jahr 1999 wies nach, dass bei den einschlägigen Suchmaschinen, gab man Begriffe wie „KZ Auschwitz“, „Gaskammer“, „Judenvernichtung“, „Vergasung“, ja sogar „Wannseekonferenz“ ein, an den obersten zwanzig Stellen (manchmal noch darüber hinaus) ausschließlich Internetseiten von Holocaustleugnern angezeigt wurden. Durch diesen Hinweis sensibilisiert verfahren die deutschen Suchmaschinen mittlerweile nach anderen Suchmustern.

Umgang mit Kritikern

Hin und wieder kommt es vor, dass eine Person aus den Reihen der Holocaustleugner in Erkenntnis der geschichtlichen Abläufe sich von ihrer geschichtsrevisionistischen Haltung abkehren. So z. B. der Chemiker Jean-Claude Pressac. Seine Untersuchung „Auschwitz: Technique and operation of the gas chambers“ stand ursprünglich in der Absicht, die Angaben über den Völkermord zu widerlegen. Im Zeitraum von zehn Jahren hatte Pressac Material – Korrespondenzen, Baupläne, Kostenvoranschläge und Gesprächsprotokolle – gesammelt und ausgewertet. Am Ende seiner nach bester wissenschaftlicher Methode durchgeführten Untersuchung entstand durchaus eine „Revision“ (Neue Betrachtung) der Holocaustforschung, – eine Revision dahingehend nämlich, dass Pressac nicht nur die Behauptungen der Holocaustleugner widerlegte, sondern darüber hinaus wertvolle Erkenntnisse über die Technik des Massenmordes durch die Nazis lieferte. In dem Nachfolgebuch „Les Crématoires d'Auschwitz“ (Paris 1993; dt. „Die Krematorien von Auschwitz“, München 1994) untersuchte er ebenso akribisch die Funktionsweise der Krematorien. Pressacs Veröffentlichungen stemmten sich die Holocaustleugner mit aller Macht entgegen. Mit zahlreichen Schriften versuchten sie, Pressacs Erkenntnisse in Zweifel zu ziehen.

Im übrigen verfahren Holocaustleugner im Umgang mit ihren Kritikern nicht einhellig. Die Bandbreite reicht von hasserfüllten Drohungen bis hin zu dem Trick, die Argumente und Widerlegungen der Kritiker für ihre eigene Sache einzuspannen, indem mittels Klitterung die kritische Auseinandersetzung so geformt wird, dass sie passt. Die Verfasser werden regelmäßig weder informiert, dass diese Texte verwendet werden, noch wird eine Genehmigung zur Veröffentlichung eingeholt. So finden sich manche Kritiker unversehens auf der Liste der „Bei uns veröffentlichten bereits folgende Autoren“ wieder.

Holocaustleugnung in arabischen Ländern

Auch in arabischen Ländern, im besonderen in Syrien und in den Palästinensischen Gebieten gibt es Gruppierungen, die den Holocaust leugnen und entsprechende Aktionen unterstützen. Zu ihnen gehören auch Anführer der Hamas wie zum Beispiel Abdel Aziz al-Rantissi. Es hat in der Vergangenheit mehrere Kontaktaufnahmen zwischen deutschen Holocaustleugnern und den arabischen Gruppierungen gegeben, die allerdings nach Bekunden aus dem Lager der Deutschen nicht sehr erfolgreich gewesen sein sollen. Die Regierungen der arabischen Länder haben geplante Konferenzen, die das Ziel verfolgten, die Holocaustleugnung öffentlichkeitswirksam zu inszenieren, untersagt. Auch konnte Germar Rudolf seine Absicht, eine seiner holocaustleugnenden Publikation im Nahen Osten auf arabisch übersetzen zu lassen und zu verbreiten, nicht verwirklichen.

Strafverfolgung

Rechtsgrundlagen in Deutschland

Hier wird die Holocaustleugnung durch folgende Rechtsgrundlagen als Straftat definiert:

  • das Verbot der Verbreitung von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen (§ 86 des Strafgesetzbuchs - StGB);
  • den Tatbestand der Volksverhetzung (§ 130 StGB), oft verbunden mit dem Tatbestand des Aufstachelns zum Rassenhass (§ 131 StGB);
  • die Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener (§ 189 StGB);
  • den Tatbestand der Beleidigung (§ 185 in Verbindung mit § 194 Abs. 1 Satz 2 StGB).

In § 130 Absatz 3 StGB heißt es:

Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung der in § 6 Abs. 1 des Völkerstrafgesetzbuches (=Völkermord) bezeichneten Art in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost.

Auch wenn es zu keiner Anklage oder Verurteilung eines Täters kommt, können deutsche Strafgerichte aufgrund dieser Bestimmungen Medien, die den Holocaust leugnen, bundesweit beschlagnahmen oder einziehen. Außerdem kann die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien solche Medien in die Liste jugendgefährdender Schriften aufnehmen, so dass sie Personen unter 18 Jahren nicht mehr zugänglich gemacht werden dürfen.

Laut Beschluss vom 13. April 1994 (Az.: 1 BvR 23/94, veröffentlicht in BverfGE Band 90, S. 241) hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass das Leugnen des Holocausts nicht unter das Grundrecht der Meinungsäußerungsfreiheit nach Artikel 5, Absatz 1 Grundgesetz falle. Bei der Behauptung, es habe im Dritten Reich keine Judenverfolgung gegeben, handele es sich vielmehr – so die Richter des Ersten Senats –

„um eine Tatsachenbehauptung, die nach ungezählten Augenzeugenberichten und Dokumenten, den Feststellungen der Gerichte in zahlreichen Strafverfahren und den Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft erwiesen unwahr ist. Für sich genommen genießt eine Behauptung dieses Inhalts daher nicht den Schutz der Meinungsfreiheit.“

Strafgesetze für Holocaustleugnung außerhalb Deutschlands

Im Verbotsgesetz von Österreich wurde das Leugnen des Holocaust schon 1947 unter Strafe gestellt. Nach § 3h Verbotsgesetz wird mit Freiheitsstrafe zwischen einem und 20 Jahren bestraft,

"wer öffentlich den nationalsozialistischen Völkermord oder andere nationalsozialistische Verbrechen gegen die Menschlichkeit leugnet, gröblich verharmlost, gutheißt oder zu rechtfertigen sucht."

In das Strafgesetzbuch der Schweiz dagegen wurde die Holocaustleugnung im Kontext anderer Diskriminierungen erst 1995 unter Strafe gestellt. Der Art. 261bis (Rassendiskriminierung) lautet:

"Wer öffentlich gegen eine Person oder eine Gruppe von Personen wegen ihrer Rasse, Ethnie oder Religion zu Hass oder Diskriminierung aufruft, wer öffentlich Ideologien verbreitet, die auf die systematische Herabsetzung oder Verleumdung der Angehörigen einer Rasse, Ethnie oder Religion gerichtet sind,
wer mit dem gleichen Ziel Propagandaaktionen organisiert, fördert oder daran teilnimmt,
wer öffentlich durch Wort, Schrift, Bild, Gebärden, Tätlichkeiten oder in anderer Weise eine Person oder eine Gruppe von Personen wegen ihrer Rasse, Ethnie oder Religion in einer gegen die Menschenwürde verstossenden Weise herabsetzt oder diskriminiert oder aus einem dieser Gründe Völkermord oder andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit leugnet, gröblich verharmlost oder zu rechtfertigen sucht, (...) wird mit Gefängnis oder mit Busse bestraft."

Anwendung

Viele der oben aufgeführten Personen sind – im In- wie im Ausland – wegen Holocaustleugnung vor Gericht gestellt und bestraft worden. Der letzte größere Prozess in dieser Sache wurde 1996 vom britischen Autor David Irving ausgelöst. Die US-amerikanische Wissenschaftlerin Deborah Lipstadt bezeichnete Irving als „einen der gefährlichsten Holocaustleugner“, woraufhin Irving in Großbritannien eine Verleumdungsklage gegen Lipstadt anstrengte. In diesem Prozess wurden noch einmal die Fakten des Holocaust zusammengetragen und von einem Gericht bewertet. David Irving verlor den Prozess im Jahr 2000. Er wird im Urteil des Londoner High Court als Lügner, Rassist und Antisemit bezeichnet.

Ausblick

Die zahlreichen, auch international geführten Prozesse gegen Holocaustleugner haben dazu geführt, dass sie 50 Jahre nach dem Ende des 'Dritten Reichs' in der Öffentlichkeit nicht mehr so häufig in Erscheinung treten können. Manche von ihnen sind abgetaucht (z.B. Honsik, Graf, Rudolf); andere haben sogar Einreiseverbot in die USA (z.B. Zündel, Rudolf) oder wie Irving in eine ganze Reihe Staaten (u.a. Deutschland und Kanada).

Das heißt aber nicht, dass damit der Geschichtsrevisionismus und die Holocaustleugnung aus der Welt wären. Über das Internet besteht die Kommunikation und die Verbreitung holocaustleugnender Schriften nach wie vor, und sie wird intensiviert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird nun auch der letzte Zeuge der Gaskammern von Auschwitz und anderen Lagern versterben. Aber die Holocaustleugnung hat die „Enkelkindergeneration“ erreicht und wird von ihr fortgeführt. Dass unter den Jüngsten im Augenblick nur Germar Rudolf (Jahrgang 1964) aktiv ist, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele andere junge Menschen der Beeinflussung von Holocaustleugnern ausgesetzt waren und noch sind. Die rechtsextremistischen und neonazistischen Veranstaltungen, auf denen die Leugner Vorträge und Reden gehalten haben, waren nicht nur von Kriegsveteranen besucht. Das jüngste Gründungsmitglied des „Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“, den Horst Mahler ins Leben gerufen hat, ist der Neonazi-Barde Frank Rennicke (Jahrgang 1965).

Germar Rudolf hat Bilanz gezogen: Er meint zwar, es gebe kaum Aussichten, dass die derzeitigen Revisionisten ihre Anerkennung erfahren werden (zumindest zu Lebzeiten nicht), aber die Zukunft des Revisionismus sieht er wörtlich „rosig“, d.h. im Zeitablauf wittert er eine Chance.

Historischen Ereignissen, die weit in der Vergangenheit liegen, begegnet man häufig etwas unbedächtiger, und dass heute schon vereinzelt, aber immer wieder die Auffassung vertreten wird, über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs müsse „mal langsam Gras wachsen“, ist bekannt. Je weiter die Verbrechen der Nationalsozialisten in die historische Ferne rücken, desto größer muss die Gefahr eingeschätzt werden, dass Holocaustleugner ihr Handwerk fortführen und ausdehnen.

Relativierung des Holocaust

Manche Angehörige oder Mitläufer des rechtsextremen und neonazistischen Spektrums bedienen sich einer Strategie der Relativierung des Holocaust. Beispielhaft hierfür stehen Begriffe wie:

  • "Bombenholocaust" (für die Bombardierung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg),
  • "Holocaust am deutschen Volk" bzw. „Vertreibungsholocaust“ (für die Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen ostdeutschen Gebieten und dem Sudetenland).

Mit dem Vereinnahmen des Begriffs für andere, mit dem Holocaust nicht gleichzusetzenden Sachverhalte wird das Ziel verfolgt, die Singularität des unter dem Dritten Reich begangenen Völkermords in Abrede zu stellen. Es wird eine angebliche Vergleichbarkeit der verschiedenen Sachverhalte im Sinne eines „die anderen waren ja genauso schlimm“ konstruiert, mit der man versucht aufzurechnen: Die Deutschen sollen als die eigentlichen Opfer des Zweiten Weltkriegs dargestellt werden (Täter-Opfer-Umkehr).

Auch die in rechtsextremen Kreisen zu findende Bezeichnung der Einwanderungspolitik als "Völkermord am deutschen Volk" gehört zur Argumentationsstrategie der Relativierung des Holocaust.
siehe auch: Verwendung des Begriffs Holocaust

Siehe auch

Literatur

Antworten auf die „Auschwitzlüge“

  • Jean-Claude Pressac: Auschwitz: Technique and operation of the gas chambers. (Beate Klarsfeld Foundation 1989, Paris 1993) – Eine umfassende, akribische, detaillierte wissenschaftliche Untersuchung der Methoden des Völkermords. Widerlegt sämtliche Thesen der Holocaustleugner, die Gaskammern und Opferzahlen in den Vernichtungslagern betreffen. Deutsche Übersetzung:
  • Jean-Claude Pressac: Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes. R. Piper, München, ISBN 3492036899
  • Wolfgang Benz (Hrsg.): Dimensionen des Völkermords. Die Zahl der Opfer des Nationalsozialismus., München 1991.
  • Markus Tiedemann: „In Auschwitz wurde niemand vergast.“ 60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt. ISBN 3570209903

Literatur über die Holocaust-Leugner

  • Deborah Lipstadt: Leugnen des Holocaust. Rechtsextremismus mit Methode. Reinbek bei Hamburg 1996. ISBN 3-499-60101-X
  • Brigitte Bailer-Galanda u.a. (Hg.): Die Auschwitzleugner. Berlin 1997. ISBN 3885206005
  • Thomas Wandres: Die Strafbarkeit des Auschwitz-Leugnens. Berlin 2000. ISBN 3428100557
  • Richard J. Evans: Der Geschichtsfälscher. Holocaust und historische Wahrheit im David Irving Prozess. Frankfurt/M. 2001. ISBN 359336770X
  • Jürgen Zarusky: Leugnung des Holocaust. Die antisemitische Strategie nach Auschwitz. Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften Aktuell – Amtliches Mitteilungsblatt. Jahrestagung 9./10. Nov.1999, Marburg. Auch als Internet-Veröffentlichung (pdf-Dokument) erhältlich.
  • Martin Finkenberger/Horst Junginger (Hrsg.): Im Dienste der Lügen. Herbert Grabert (1901-1978) und seine Verlage. Aschaffenburg : Alibri-Verl., 2004. ISBN 3932710762.
  • Till Bastian: Auschwitz und die "Auschwitz-Lüge". Massenmord und Geschichtsfälschung. München 1997. ISBN 3406431550