Antiziganismus (von frz. tsigane "Zigeuner") ist ein in Analogie zu "Antisemitismus" gebildeter Fachbegriff für "Zigeunerfeindlichkeit". Er bezeichnet die von Stereotypen, Abneigung und Feindschaft geprägten Einstellungen gegen ziganische Völker und Gruppen sowie die durch solche Einstellungen bedingten oder mitbedingten Formen gesellschaftlicher und staatlicher Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung bis hin zu Vertreibung, Pogromen, Internierung, Zwangssterilisierung und staatlich organisiertem Völkermord (Porajmos).
Antiziganismus richtete und richtet sich in Deutschland einerseits gegen herkömmlich so genannte "Zigeuner" im engeren Sinn, d.h. gegen Sinti und weitere, später zugewanderte Gruppen der Roma, andererseits aber auch gegen sprachlich und ethnisch davon zu unterscheidende Gruppen, die ebenfalls durch eine traditionell nomadische oder teilnomadische Lebensform charakterisiert sind und im deutschsprachigen Raum seit dem 18. Jahrhundert häufig als Jenische bezeichnet werden. In anderen Ländern sind außer den verschiedenen Gruppen der Roma auch entsprechende Minderheiten wie die Pavee (Travellers) in Irland und England oder die Mercheros (Quinquis) in Spanien betroffen.
Landläufige und wissenschaftliche Stereotype
Antiziganismus ist geprägt von Stereotypen, die "Zigeunern" negativ bewertete Eigenschaften zuschreiben wie Unzuverlässigkeit, Unsauberkeit, mangelnde Ordnungsliebe, Arbeitsscheu, Streitlust, kriminelle Veranlagung und Unfähigkeit zu vorsorgender Lebensplanung und Wirtschaftsweise, aber auch ambivalent oder positiv bewertete Eigenschaften wie magische und wahrsagerische Fähigkeiten, große Freiheitsliebe, starke erotische Ausstrahlung, besondere rhythmische und musikalische Fähigkeiten sowie manuelles und körperliches Geschick bei kriminellen oder bestimmten handwerklichen und schaustellerischen Tätigkeiten. Antiziganische Stereotype beinhalten in Hinsicht auf die Körperlichkeit von "Zigeunern" physiognomische Merkmalszuschreibungen wie schwarzes Haar, schwarz "blitzende" Augen, dunkle Hautfarbe und unregelmäßige Gesichtszüge.
In der deutschen rassetheoretischen und "kriminalbiologischen" Forschung des Nationalsozialismus (Robert Ritter, Eva Justin, Adolf Würth, Hermann Arnold)[1] wurden Auffassungen von der itineranten Lebensweise von "Zigeunern", ihres Sozial- und Wirtschaftsverhaltens und ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten anhand erbbiologischer Denkmuster um die Vorstellung erweitert, dass es sich bei den Roma und ihren verschiedenen Untergruppen um ein auf einer steinzeitlichen Entwicklungsstufe von Wildbeuterkulturen zurückgebliebenes Volk handele, das seine erblich bedingten Anlagen im Lauf der Geschichte durch endogame Fortpflanzung perpetuiert oder durch Mischung mit "minderwertigen" Elementen anderer Völker zusätzlich depraviert habe[2]. Auch in jüngerer "Bevölkerungswissenschaft" (Volkmar Weiss) wurden "Zigeuner" vereinzelt wieder als eine "erbliche Unterschicht" minderer "Bevölkerungsqualität" zur Diskussion gestellt, die durch eine im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung überdurchschnittliche Kriminalitätsrate bei unterdurchschnittliche Intelligenz charakterisiert sei und sich zur Begrenzung des damit verbundenen gesellschaftlichen Konfliktpotentials womöglich weniger für staatliche Förder- und Bildungsprogramme als für Maßnahmen zur Geburtenkontrolle empfehle.[3]
Geschichte des Antiziganismus
Vom Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg
Übergriffe und Feindseligkeiten gegen „Zigeuner“ lassen sich schon im Mittelalter nachweisen. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden sie unter Gewaltanwendung aus den Städten vertrieben. In der frühen Neuzeit waren sie von der Rechtsprechung ausgeschlossen. Zunächst wurden sie mit anderen wandernden Berufsleuten wie Sängern, Spielleuten, Schaustellern, Herolden und Gauklern, Quacksalbern und Chirurgen als „fahrendes Volk“ besonderer Gesetzgebung unterworfen. Auf einem Reichstag in Freiburg im Breisgau 1497/98 wurden alle Zigeuner für vogelfrei erklärt, worauf sie sich in eigenen Königreichen organisierten.
1539 wurden sie aus Paris vertrieben, 1563 erfolgte die Vertreibung aus England unter Androhung der Todesstrafe. Unter der sesshaften Bevölkerung Europas verbreiteten sich bald Geschichten, die „Zigeuner“ entführten Kinder, was den Antiziganismus weiter schürte. Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu Übergriffen. Morde waren dabei keine Seltenheit und wurden in der Regel in Tradition der Vogelfreiheit auch nicht bestraft. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde von Seiten der Sesshaften versucht, die Umherziehenden mit Gewalt zur Sesshaftigkeit zu zwingen.
Bis ins 19. Jahrhundert war die europäische Bevölkerung weitgehend an ihr Dorf oder ihre Stadt ortsgebunden, z.B. aufgrund von Leibeigenschaft, von Grundbesitz, Bürgerrecht einer Stadt oder auch aufgrund gesetzlicher Regelungen. Gegenseitige soziale Kontrolle im Wohnumfeld, die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und der "richtige" Glauben waren in dieser Zeit wichtige Grundlagen des Zusammenlebens. Alle ortsungebundenen Bevölkerungsteile, wie fahrende Händler, Schausteller, Vagabunden etc. wurden damals generell als außerhalb der Gesellschaft stehend betrachtet und mehr oder weniger diskriminiert. Bei den „Zigeunern“ kamen fremde ethnische Herkunft, fremdes Aussehen, fremde Bräuche und Sitten, unterschiedlicher Glauben und weitgehender Entzug gegenüber sozialer Fremdkontrolle und oft Armut hinzu.
Mit Ende der Leibeigenschaft in Rumänien suchten nach 1864 viele Zigeuner vom Stamm der Roma ihr Glück im Westen. Die Vorurteile gegen „Zigeuner“ traten in dieser Zeit, quasi wie selbstverständliches Allgemeinwissen, überall im Alltag hervor. Als Beispiel sei hier die um diese Zeit erschienene 4. Auflage der Enzyklopädie „Meyers Konversationslexikon“ von 1888 erwähnt, in der die „Zigeuner“ in einer Weise charakterisiert werden, die (fast) alle bekannten Vorurteile als Tatsachen darstellt: «[...] Was den Charakter der Z[igeuner]. anlangt, so sind dieselben leichtsinnig, treulos, furchtsam, der Gewalt gegenüber kriechend, dabei rachsüchtig, im höchsten Grad cynisch und da, wo sie glauben es wagen zu können, anmaßend und unverschämt. Alle sind dem Betteln ergeben, gestohlen wird besonders von Weibern und Kindern; offener Straßenraub ist fast ohne Beispiel [...]» [4].
Während des Ersten Weltkriegs kämpften Zigeuner auf beiden Seiten. Roma, die kriegsuntauglich waren, wurden zu öffentlichen Arbeiten zwangsverpflichtet. Löhne wurden nur in Naturalien ausbezahlt, wobei die Entlohnung niedriger war als die der übrigen Bevölkerung. Allen wandernden Roma wurden Pferde und Wagen abgenommen.
1926 wurde in der Schweiz das Hilfswerk Kinder der Landstrasse der Pro Juventute auf Anregen des Bundesrates Giuseppe Motta gegründet. Unter diesem Hilfswerk wurden 600 jenische Kinder ihren Eltern entrissen, in Erziehungsheime gegeben und teilweise zwangssterilisiert. 1973 wurde dieses "Hilfswerk" auf großen öffentlichen Druck hin geschlossen. Nach heutigem Schweizer Recht gilt die Verfolgung der Jenischen und die Zerstörung ihrer Kultur als Völkermord.
Zwischen den Weltkriegen
Die Roma wurden erfasst und registriert: durch Personenzählungen, Anlegen von Fotokarteien, und das Nummerieren von Häusern. Schon 1922 erging ein Erlass der Burgenländischen Landesregierung (Österreich), dass alle Roma in ihren Heimatgemeinden festzuhalten seien und die Zuwanderung von neuen Gruppen zu verhindern sei. 1925 wurden alle Roma fotografiert.
1936 wurde in Wien die Internationale Zentralstelle zur Bekämpfung der so titulierten Zigeunerplage geschaffen: Ihre erste Aufgabe war, die Roma datenmäßig zu erfassen. Im Burgenland wurden bereits Vorarbeiten geleistet: Vor 1938 waren bereits 8.000 Roma über 14 Jahren mit Fingerabdrücken in der "Zigeunerkartothek" erfasst. Die Grundlage für die systematische Verfolgung und Vernichtung in der NS-Zeit war somit schon gegeben.
Nationalsozialismus
Während der Zeit des Nationalsozialismus waren die Sinti, Jenischen und Roma eine der Hauptopfergruppen der nationalsozialistischen Rassenpolitik und somit Opfer eines gezielten Völkermordes. Durch Massentötung in den Vernichtungslagern sollte das Volk ausgerottet werden. Sinti und Roma sprechen davon als Porajmos (Das Verschlingen). Zunächst wurden die antiziganistischen Maßnahmen, die auf lokaler Ebene schon während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik durchgeführt worden waren, systematisiert. Geistiger Vater und Ideologe der Verfolgung war Tobias Portschy („Die Zigeunerfrage“, 1938). Es entstanden Sammellager für die nicht-sesshaften "Zigeuner", so etwa auf dem Heinefeld in der Nähe von Düsseldorf oder in Berlin-Marzahn.
Die nationalsozialistische Politik ging jedoch mit ihrer rassenbiologisch motivierten Verfolgung, die sich etwa in Zwangssterilisationen und Eheverboten ausdrückte, weit über die bis dahin übliche Kriminalisierung der Zigeuner hinaus. In der von Robert Ritter und seiner Assistentin Eva Justin geleiteten rassenhygienischen Forschungsstelle wurden die in Deutschland lebenden Zigeuner nach ihrer Abstammung erfasst und ihre körperlichen Eigenschaften vermessen. Die pseudo-wissenschaftliche Forschung war dabei immer eng mit polizeilichen Zielsetzungen verbunden. Schon vor Ausbruch des Krieges wurden Zigeuner als „Asoziale“ in Konzentrationslagern, zum Beispiel in Dachau interniert. Die nationalsozialistische Zigeunerpolitik eskalierte schließlich in der Massentötung der Zigeuner in Vernichtungslagern. Die Zigeuner wurden so mit anderen Gruppen zusammen Opfer des nationalsozialistischen Holocausts. In Auschwitz-Birkenau existierte ein eigener Lagerabschnitt für die Zigeuner. Sie wurden dort auch zu Opfern von grausamen Menschenversuchen, die unter anderem von Josef Mengele geleitet wurden. Wieviele Zigeuner insgesamt während der NS-Diktatur umkamen, ist nicht bekannt, da über die Zahl der in der Sowjetunion, in Polen, Ungarn und Serbien Ermordeten keine gesicherten Angaben vorliegen. Alleine innerhalb Deutschlands wurden jedoch zwischen 1938 und 1945 etwa 15.000 Menschen als „Zigeuner" oder „Zigeunermischlinge“ umgebracht.
Rechtliche Anerkennung des Völkermords
Am 17. März 1982 empfing der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt eine Delegation des Zentralrats deutscher Sinti und Roma und erkannte in völkerrechtlich bedeutsamer Weise die nationalsozialistischen Verbrechen an den Sinti und Roma als Völkermord an. Diese Anerkennung wiederholte Bundeskanzler Helmut Kohl am 7. November 1985 im Rahmen einer Bundestagsdebatte.
Aktuelle Entwicklungen
Auch nach dem Krieg wurden die Zigeuner stark diskriminiert. Offene Verfolgung ist zwar selten geworden, in allen Ländern Europas ist jedoch eine stille Diskriminierung gegenwärtig.[5] Eine Lobby haben die Sinti, Jenischen und Roma kaum. Der teilweise neu entfachte Nationalismus wendet sich in vielen Fällen gegen sie. Auch in den westeuropäischen Ländern haben Sinti und Roma im Zuge von Xenophobie und Antiziganismus bis heute unter Diskriminierung und Vorurteilen zu leiden. In vielen offiziellen Reden bekommen Sinti und Roma Unterstützung, im Alltag selten. Die teilweise rigorosen wirtschaftlichen Maßnahmen in einigen Ländern treffen sie besonders hart. Die schulische Bildung der Sinti und Roma ist oft mangelhaft. Die traditionellen Berufe der Sinti und Roma werden nicht mehr gebraucht. Manche Roma sind noch heute Staatenlose und erleiden daher rechtliche Nachteile. Das EU-Parlament weist in der Entschließung zur Lage der Roma in Europa „auf die weite Verbreitung der Zigeunerfeindlichkeit und ihre diskriminierenden Auswirkungen auf die Chancen im Bereich Beschäftigung, Bildung und soziale Dienste für die am meisten benachteiligte ethnische Minderheitengruppe in der Europäischen Union“ hin. Praktikable Lösungen des Problems bietet allerdings auch das Parlament nicht an.
In vielen Ländern Ostmitteleuropas, Osteuropas und Südosteuropas, insbesondere in der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarn, Bulgarien, Rumänien und in Albanien sowie in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, stehen Roma am Rande der Gesellschaft und leben vielfach in eigenen Siedlungen oder Ghettos, die oft im Zuge erzwungener Sesshaftmachung in minderer Qualität und mit schlechter Infrastruktur errichtet wurden. Die schweigende Mehrheit glaubt eher negativen Vorurteilen und Schlagzeilen der Boulevardpresse. Daher sind Roma in diesen Ländern massiver Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Während der Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien gerieten Roma zwischen die Fronten; die beteiligten Parteien rekrutierten unter Gewaltanwendung in den Roma-Dörfern Soldaten. Diese und weitere kriegerische Gewalt löste Roma-Flüchtlingswellen nach Westeuropa aus.
Da die Slowakei und Ungarn seit Mai 2004 sowie Bulgarien und Rumänien seit Anfang 2007 Mitglieder der Europäischen Union sind, gewinnt das Thema Minderheitenschutz eine größere Bedeutung. Bedingung und Kriterium für die Aufnahme in die Staatengemeinschaft ist die Respektierung der Minderheiten. Bei einer Umfrage in England gaben im Jahr 1993 zwei Drittel der englischen Bürger an, eine Nachbarschaft von „gypsies“ abzulehnen.
In Deutschland löste eine von Martin Walser editierte Tatortfolge („Armer Nanosh“ von 1989) wegen antiziganistischer Inhalte, unter anderem wegen der verwendeten Bezeichnung „das Volk der roten Unterröcke“ und diverser klischeehafter Darstellungen, einen Eklat aus und wurde vom Zentralrat der Sinti und Roma in Deutschland scharf verurteilt. Allerdings sollte im Jahr 2006 ein Mahnmal in Berlin für jene Menschen errichtet werden, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft als Zigeuner verfolgt und ermordet wurden. Ein Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas existiert bis heute nicht.
Der Fortschrittsbericht Türkei vom 9. November 2005 der Europäischen Kommission berichtet, dass Roma in der Türkei noch immer Probleme haben, adäquaten Wohnraum, Ausbildung, Gesundheitsversorgung und Arbeit zu finden. In den letzten zwei Jahren entstanden romageführte Menschenrechtsorganisationen in fünf türkischen Städten. In Zusammenarbeit mit diesen Organisationen hat die Istanbuler Bilgi Universität damit begonnen, die türkische Roma-Bevölkerung zu lokalisieren und ihre exakte Anzahl zu bestimmen, um ein klareres Bild ihrer Probleme zu erhalten. Beim Schutz der kulturellen Rechte gab es nur begrenzt Fortschritte. Die Gesetzgebung verbietet Roma die Einwanderung in die Türkei. Die Kommission schätzt die Anzahl der Roma in der Türkei zwischen 500.000 und 2.000.000.
Beispiele für Antiziganismus
- Im Frühjahr 2006 wurde eine Roma-Gruppe durch Brandstiftung an ihren Wohnwagen aus dem elsässischen Ensisheim vertrieben.
- Im Oktober 2006 wurde eine Roma-Familie im slowenischen Dorf Ambrus durch eine „Bürgerwehr“ attackiert und vertrieben. [6]
- Nach dem Mord an einer italienischen Frau durch einen rumänischen Rom Ende Oktober 2007 geraten in Italien vor allem rumänische Roma unter Generalverdacht. Die italienische Regierung kündigt Massenabschiebungen auch wegen geringfügiger Delikte an.[7]
Kontroversen der Antiziganismus-Forschung
Bezeichnungsproblematik
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wendet sich gegen die Verwendung des Begriffs Zigeuner, da er im deutschen Sprachgebrauch negativ belegt sei und meist als Schimpfwort gebraucht werde. Stattdessen solle die Bezeichnung „Sinti und Roma“ verwendet werden. Dies wird damit begründet, daß im Nationalsozialismus diese Gruppen als Zigeuner bezeichnet und verfolgt wurden. Diesem Argument wird jedoch entgegengehalten, daß auch die Juden von den Nationalsozialisten als solche bezeichnet und verfolgt wurden, diese Bezeichnung aber völlig unstrittig ist. Die Sinti-Allianz Deutschland betrachtet den Begriff Zigeuner als neutrale Bezeichnung aller ziganischen Völker und verwendet ihn auch als Selbstbezeichnung. Außerdem fühlen sich andere Volksgruppen, die sich selbst zu den Zigeunern zählen, durch die Bezeichnung „Sinti und Roma“ ausgegrenzt (z.B. bei Denkmal-Inschriften).
Vergleichbarkeit von Zigeunerverfolgung und Judenverfolgung
Die Vergleichbarkeit von Zigeunerverfolgung und Judenverfolgung ist in der Öffentlichkeit wie in der Forschung umstritten. Besonders heftig wurde diese Frage im Zusammenhang mit der Diskussion um das Mahnmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma diskutiert. Dabei sorgte für Unmut, dass im Begleittext gemäß einem Bundestagsbeschluss die Bezeichnung Zigeuner verwendet wurde.
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ Vgl. Benoît Massin: Anthropologie und Humangenetik im Nationalsozialismus oder: Wie schreiben deutsche Wissenschaftler ihre eigene Wissenschaftsgeschichte?, in: Heidrun Kaupen-Haas / Christian Saller (Hrsg.), Wissenschaftlicher Rassismus: Analysen einer Kontinuität in den Human- und Naturwissenschaften, Campus-Verlag, Frankfurt a.M. 1999, S. 12-64
- ↑ Vgl. Carsten Klingemann, Bevölkerungssoziologie im Nationalsozialismus und in der frühen Bundesrepublik, in: Rainer Mackensen (Hrsg.), Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik im "Dritten Reich", Leske und Budrich / Deutsche Gesellschaft für Demographie, Opladen 2004, S. 183-206, S. 195, Anm. 12
- ↑ Volkmar Weiß: Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Stocker, Graz 2000, S. 195-202 ("Die Zigeuner - eine neue erbliche Unterschicht?"), S. 202-207 ("Die Anhäufung von sozialem Zündstoff"), vgl. auch ders., Bevölkerungspolitik als Grundlage von Staat und Volk, in: Die neue Achse 20 (2004), S. 11-29
- ↑ Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage (1988), Online-Version, Seite 903 und 904
- ↑ Vgl. den HRW-Report für Tschechien und Ungarn 1996 sowie die Mitteilungen der GfbV.
- ↑ http://www.wieninternational.at/de/node/1819
- ↑ Staatsfeind Handtaschendieb, WOZ 45/2007
Literatur
- Knudsen, Marko D.: Die komplette Geschichte der Roma, RomaBooks.com zweite Auflage Juli 2003, komplettes Buch als internetseite (Deutsch Romanes und Englisch)*Website: Roma History
- Arnold, Hermann: Ein Menschenalter danach - Anmerkungen zur Geschichtsschreibung der Zigeunerverfolgung, 1977
- Hohmann, Joachim Stephan: Geschichte der Zigeunerverfolgung in Deutschland, 1981; 1988
- Hohmann, Joachim Stephan: Ihnen geschah Unrecht Zigeunerverfolgung in Deutschland, in: Tribüne, 1982
- Müller-Hill, Benno: Tödliche Wissenschaft die Aussonderung von Juden, Zigeunern und Geisteskranken 1933-1945, 1984; 1985; 1988; 1989
- Strauß, Eva: Die Zigeunerverfolgung in Bayern 1885-1926, 1986
- Wippermann, Wolfgang: Das Leben in Frankfurt zur NS-Zeit. Die nationalsozialistische Zigeunerverfolgung, 1986
- Ayaß, Wolfgang: Feinderklärung und Prävention Kriminalbiologie, Zigeunerforschung und Asozialenpolitik, 1988
- Zimmermann, Michael: Von der Diskriminierung zum "Familienlager" Auschwitz - die nationalsozialistische Zigeunerverfolgung, in: Dachauer Hefte, 1989
- Arnold, Hermann: Die NS-Zigeunerverfolgung ihre Ausdeutung und Ausbeutung; Fakten, Mythos, Agitation, Kommerz, um 1989
- Schenk, Michael: Rassismus gegen Sinti und Roma zur Kontinuität der Zigeunerverfolgung innerhalb der deutschen Gesellschaft von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart, 1994
- Gharaati, Mohammad: Zigeunerverfolgung in Deutschland mit besonderer Berücksichtigung der Zeit zwischen 1918-1945, 1996
- Zimmermann, Michael: Rassenutopie und Genozid. Die nationalsozialistische 'Lösung der Zigeunerfrage', Hamburg 1996. ISBN 3-7672-1270-6
- Wippermann, Wolfgang: Wie die Zigeuner. Antisemitismus und Antiziganismus im Vergleich. Berlin: Elefanten Press 1997.
- Krekovičová, Eva: Zwischen Toleranz und Barrieren das Bild der Zigeuner und Juden in der slowakischen Folklore, 1998
- Solms, Wilhelm: Zur Dämonisierung der Juden und Zigeuner im Märchen, in: Sinti und Roma in der deutschsprachigen Gesellschaft und Literatur, 2001
- Winckel, Änneke: Antiziganismus. Rassismus gegen Roma und Sinti im vereinigten Deutschland, 2002, Unrast Verlag, ISBN 3-89771-411-6
- Vodička, Karel: Die Zigeuner des Monsignore Tiso. Roma-Verfolgung im 'Schutzstaat' Slowakei 1939-1945, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, 2004
- Stengel, Katharina: Tradierte Feindbilder die Entschädigung der Sinti und Roma in den fünfziger und sechziger Jahren, 2004
- Zimmermann, Michael: Die nationalsozialistische Verfolgung der Juden und "Zigeuner". Ein Vergleich. Überlegungen zur Diskussion um das Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft «Berlin», 2004
- Hund, Wulf D. (Hrsg.): Zigeunerbilder. Schnittmuster rassistischer Ideologie, o.J., Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung e.V., ISBN 3-927388-74-2
- Hund, Wulf D. (Hrsg.): Zigeuner. Geschichte und Struktur einer rassistischen Konstruktion, o.J., Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung e.V., ISBN 3-927388-53-X
- Haupt, Gernot: Antiziganismus und Sozialarbeit. Elemente einer wissenschaftlichen Grundlegung, gezeigt an Beispielen aus Europa mit dem Schwerpunkt Rumänien. Berlin: Frank & Timme 1996. ISBN 3-86596-076-6
Weblinks
- Entwurf eines Berichts (PE 362.680v01-00) von Martine Roure als Vorschlag für einen Beschluss des Europäischen Parlaments und des Rates zum Europäischen Jahr der Chancengleichheit für alle (2007) – Beitrag zu einer gerechten Gesellschaft
- Ulrich Kronauer: Bilder vom „Zigeuner“ in rechtssprachlichen Quellen und ihre Darstellung im „Deutschen Rechtswörterbuch“
- Die Roma in Nachschlagewerken: Ein Vorschlag zur Korrektur
- Die Deportation der Sinti aus Hildesheim im März 1943
- http://www.ezaf.org/ Europäisches Zentrum für Antiziganismusforschung
- http://www.antiziganismus.de/ Gesellschaft für Antiziganismusforschung e.V.
- http://www.sifaz.org/ Schweizerisches Institut für Antiziganismusforschung
- Der Völkermord an Sinti und Roma
- www.antiziganismus.de: Gesellschaft für Antiziganismusforschung e.V.
- Verfolgung und Widerstand von Zigeunern im Nationalsozialismus