Fliegender Holländer bezeichnet eine Sage über den Kapitän eines alten geisterhaften Segelschiffs oder das Schiff selbst, welches durch den auf dem Kapitän lastenden Fluch dazu verdammt ist, bis zum jüngsten Tag auf den 7 Weltmeeren umherzuirren, ohne in einen Hafen einlaufen zu können.

Legende
Von der Legende gibt es unzählige Varianten. Sie unterscheiden sich vor allem im Namen des Kapitäns des sagenumwobenen Schiffs und (in Verbindung damit) in der Jahresangabe des Geschehens. Dabei kristallisiert sich jedoch ein Zeitraum heraus: Die Ereignisse, die zur Verfluchung geführt haben, sollen im 17. Jahrhundert stattgefunden haben. Gemeinsam ist den meisten Erzählungen, dass in ihnen das Schiff aus der Nähe der früher niederländischen Kolonie Kapstadt stammt beziehungsweise die Verfluchung dort stattfindet.
Es gibt zwei verschiedene Versionen der Legende. Die unter Seefahrern entstandene Version, die man als die 'ursprünglichere' bezeichnen kann, ist die unter 1. beschriebene. Die unter 2. beschriebene ist vor allem für literarische Bearbeitungen charakteristisch und kann als Erweiterung der Sage gesehen werden. Die Seefahrergeschichte erhielt durch den Einbau einer Frau als Auslöser des Fluchs zum einen einen „romantischen Aspekt“ und zum anderen die Möglichkeit für ein glückliches Ende (auf Englisch: Happy End). In aller Regel erzählen sie, mit Variation von Details wie Zeit und Namen, folgende Geschichten:
- Um das Jahr 1641 versuchte der Kapitän eines niederländischen Schiffes, der für sein lästerliches Fluchen bekannt war, das Kap der guten Hoffnung zu umschiffen. Es herrschte ein unbarmherziger Sturm und die See war wochenlang tosend und rau. Der Sturm kam noch dazu aus einer ungünstigen Richtung, so dass er das Vorhaben das Kap zu umsegeln allein deshalb schon nahezu unmöglich machte. Nach einigen Wochen vergeblichen Kampfes gegen die Naturgewalten wollte die Mannschaft des Seglers aufgeben und das Unternehmen abrechen. Doch der Kapitän wollte davon nichts hören. Er fluchte gegen Gott und die Welt, dass er nicht eher aufgeben würde, bis er das Kap umschifft habe, und wenn es bis zum jüngsten Tage dauern sollte. Als Strafe für diese Gotteslästerung wurde das Schiff zum ewigen Kreuzen als Geisterschiff verdammt.
- Der Kapitän soll einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, der ihm neben einer schnellen Überfahrt zu den Gewürzinseln auch ein 'Weib' bei Landaufenthalt versprach. Als eine fromme Frau jedoch lieber betete, als sich dem Kapitän hinzugeben, ermordete er sie und warf ihre Leiche ins Meer. So wurde er dazu verflucht, ewig über die Ozeane zu segeln, bis er die wahre Liebe findet. Um dies zu schaffen, darf der Kapitän dann doch in bestimmten Zeitabständen (alle 10, 100 oder wie bei Wagners gleichnamiger Oper alle 7 Jahre) an Land gehen. Wenn seine Auserwählte nicht die richtige ist, tötet er sie und fristet weiter sein schreckliches Dasein.
- In diesen Varianten muss der fliegender Holländer nicht ausschließlich am Kap der Guten Hoffnung segeln, sondern darf sich auf allen Weltmeeren frei bewegen, kann aber in keinen Hafen einlaufen.
Dem sagenumwobenen Geisterschiff soll unglaubliche Fähigkeiten besitzen. So soll es gegen den Sturm oder bei absoluter Flaute segeln können. Auch wird ihm die Fähigkeit nachgesagt, rückwärts segeln zu können. In manchen Erzählungen soll es auch auf einer Wolke am Horizont schwebend oder urplötzlich aus den Tiefen des Meeres aufgetaucht sein.
Wenn ein anderes Schiff das holländische Segelschiff trifft, bedeutet dies dessen baldigen Untergang oder wenigstens ein unbestimmtes Unglück für seine Mannschaft.
Seeleute, die dem Geisterschiff begegneten, berichteten davon, dass das Deck des Seglers entweder leer, nur mit Toten oder mit Geistern besetzt war. Manche haben trotz des leeren oder mit Leichen gespickten Decks Rufe gehört. In vielen Geschichten wird ein Beiboot erwähnt, das vom Holländer zu den Vorbeifahrenden herüberruderte. Wenn das Beiboot das passierende Schiff erreichte, hat dessen Besatzung Briefe von der Mannschaft des fliegenden Holländers übergeben, die sich alle, trotz intensiver Versuche, nicht zustellen ließen, da die Adressaten längst verstorben waren. Manche Erzählungen berichten weiter, dass die Schiffe vor Erreichen des nächsten Hafens sanken, wenn die Briefe nicht am Hauptmast festgenagelt wurden.
Legendenbildung
Im Sommer 1487 brach Bartolomeu Diaz auf, um den Seeweg um Afrika zu erkunden. Im Dezember des Jahres 1487 zwang ihn ein heftiger Sturm, Südkurs aufs offene Meer zu steuern. Als er nach 13 Tagen wieder auf Ostkurs ging, hatte er das Kap passiert, ohne es gesehen zu haben, und betrat am 3. Februar 1488 in der Fischbai Land. Der Weg nach Indien war nun gefunden, die Mannschaft aber weigerte sich weiterzusegeln. Das Kap nannte Diaz Cabo tormentoso (auf Deutsch: Kap der Stürme). König Juan II. taufte es aber um und nannte es Cabo de boa esperança (auf Deutsch: Kap der Guten Hoffnung). Im Jahre 1497 gelang es Vasco da Gama, das Kap zu umschiffen und Indien zu erreichen. Das Kap der Guten Hoffnung auf dem Seeweg nach Indien gilt als eine der gefährlichsten Stellen der Schifffahrt, denn hier treffen einige geologische und meteorologische Besonderheiten aufeinander. Diese mögen auch der Grund dafür sein, dass die Sage des Fliegende Holländers gerade dort angesiedelt ist. Die Widrigkeiten wie Sturm, Wellenberge, dichter Nebel, ungünstige Strömungen, Nieselregen, jähe Fallböen, die den Segelschiffen bei der Umschiffung des Kaps zusetzten, lassen sich auch aus einem Seehandbuch herauslesen. Danach ist hier von Mai bis Oktober Regenzeit – also Winter. Starke stetige Winde und Stürme erzeugen lange und sehr hohe Wellen. Von Oktober bis April fallen starke Böen – die gefürchteten Southeaster. Die Fallböen, die aus dem heißen südafrikanischen Hochland kommen, waren für viele Schiffsverluste verantwortlich. Sehr oft trifft man auch sehr dichten Nebel über See an. Die Sicht beträgt dann kaum 30 Meter. Dazu kommt die eigenartige Gestaltung der Küste. Steil aus dem Meer erheben sich rötliche Felsmassive des südafrikanischen Hochplateaus. Die höchsten Erhebungen erreichen 2500 Meter. Der unmittelbar an der Küste liegende Tafelberg ragt 1087 Meter senkrecht aus dem Meer empor. Viele Tage des Jahres trägt er sein weißes Tafeltuch (auf Englisch: table cloth). Dieses Tafeltuch mag oftmals als weithin leuchtendes Segel gedeutet worden sein, was eine Erklärung für das Auftauchen des Fliegenden Holländers am Horizont und an nebligen Tagen für dessen Erscheinen auf einer „Wolke“ in der Ferne (in Wahrheit also das Herausragen des Tafeltuchs aus dem Nebel) ist. Denn all diese meteorologischen und geophysikalischen Erscheinungen konnten sich die Seefahrer des Mittelalters noch nicht erklären.
Allein in der Tafelbai fanden Taucher mehr als 300 Segelschiffsrümpfe.
Die von Osten kommenden Segelschiffe verwechselten zudem häufig das Kap Agulhas mit dem Kap der Guten Hoffnung. Daher segelten sie nordwärts geradewegs in die Bucht zwischen den Kaps. Diese erhielt daraufhin den Namen False Bay (auf Deutsch: Falsche Bucht), da es eben der falsche Weg war.
Legenden über jene Männer Vasco Da Gamas, die es trotz alle dem schafften das Kap zu umschiffen, ließen dann auch nicht auf sich warten. Schon bald erzählte man sich in Seefahrerkreisen, dass die Mannschaften Vasco da Gamas gemeutert hätten, weil sie nicht länger gegen den konträren Sturm segeln wollten. In der Chronik Lendas da India wird ausführlich über die angebliche Meuterei auf den Schiffen erzählt. In dieser Chronik wird berichtet, da Gama habe Seekarten (die er von dem unbekannten Gebiet noch nicht besitzen konnte) über Bord geworfen, Steuermann und Schiffsmeister in Ketten legen lassen und ausgerufen, er brauche weder Schiffsmeister noch Steuermann. Gott sei von nun an der Steuermann. Doch diese Meuterei soll es späteren Nachforschungen zufolge nicht gegeben haben.
Für die Sagenentstehung von Bedeutung ist auch, dass der König die Order gegeben hatte, auf der Suche nach der Seestraße nach Indien keinesfalls in Afrika unterwegs an Land zu gehen. So darf der Kapitän in der Sage des fliegenden Holländers nicht an Land gehen – er musste im Sturm auf ewig kreuzen. In manchen Versionen darf er - wie oben bereits erwähnt - nur in festgelegten Intervallen an Land gehen. Die Portugiesen und Spanier beherrschten über 100 Jahre lang den Seeweg nach Indien, der um Afrika herumführt, bevor andere Seemächte ihnen das Duopol streitig machten. Dabei fällt jedoch auf, dass von keinem 'Fliegenden Portugiesen' oder 'Fliegenden Spanier' berichtet wird. Ganz sicher hat diese Sage mit den Holländern selbst und mit deren Entwicklung zur europäischen Seemacht zu tun.
Die Legende ist seit etwa 1600 nachweisbar. Kurz vor dieser Zeit verstärkten die Niederländer, aber auch die Engländer, im Zuge beginnender Kolonialpolitik ihre Präsenz auf den Meeren – die Niederländer vor allem in Hinblick auf die Gewürzinseln, zu deren Erreichung sie das Kap der Gute Hoffnung umschiffen mussten.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts befuhren mehr niederländische Schiffe die Meere als die übrigen europäischen Länder zusammen unter Segeln hatten. Die Holländer galten als die Fuhrleute Europas und die weltbesten Schiffsbauer. Die Holländer hatten auf Grund ihrer flachen Küstengewässer die profitbringende Erfahrung gemacht, dass kleinere Schiffe wirtschaftlicher als große Frachtsegler waren. Sie waren im Bau billiger, benötigten kleinere Segel und eine einfachere Takelage. Ihr geringer Tiefgang erlaubte es diesen Schiffen, unbekannte Gestade, Lagunen und Flussmündungen anzulaufen. Entscheidend jedoch war auf See ihre höhere Geschwindigkeit. Die wurde vor allem durch eine bis dahin ungewöhnliche schlanke Bauweise möglich. Bei diesem Schiffstyp betrug das Verhältnis von Länge zu Breite 4:1. Diese Schiffstypen trugen eigentlich die Namen Fleuten, Vlieboote, Wassergeuse oder Bojer, wurden aber bald als „fliegenden Holländer“ bezeichnet. Dies Bezeichnung hätte in Hinblick auf den wirtschaftlichen Erfolg durchaus durch Neid und Missgunst gezeichnet sein können.
Der weitverbreitete Aberglaube ließ den Verdacht aufkommen, dass „Teufelswerk“ im Spiele sei. Uralt sind Sagen und Märchen von Totenüberführung per Schiff ins Jenseits. Jedoch sind 'richtige' Totenschiffe oft genug Realität gewesen. Pest, Skorbut und Seuchen rafften ganze Schiffsbesatzungen dahin, bevor Hilfe kommen konnte. Wenn Krankheiten an Bord eines solchen, über Monate allein reisenden Schiffes gelangten, konnte das fatale Folgen haben: Ein Teil der Mannschaft starb oder war zu schwach, um an Bord noch arbeiten zu können. Der Rest der Crew konnte das Schiff nicht mehr steuern, beziehungsweise die Segel nicht mehr regulieren. Selbst wenn die überlebende Besatzung es zum nächsten Hafen schaffte, wurde ein solches Schiff im Mittelalter aus Angst vor Ansteckungen in keinem Hafen angenommen. Sie mussten auf dem Meer bleiben, bis alle an Bord tot waren. Die Mannschaftsmitglieder, die am längsten überlebten, riefen vorbeifahrende Schiffe nach Hilfe an, meist vergebens, denn zu den abergläubischen Zeiten sah ein Vorbeifahrender nur die Leichen an Deck, hörte vermeintlich unheimliche, unverständliche Rufe, glaubte es mit Geistern zu tun zu haben und suchte das Weite.
Schließlich wurde das Schiff zum „Geisterschiff“, das mit gesetzten Segeln kreuz und quer auf den Meeren unterwegs war - meist sogar noch mit Leichen an Deck. Gründe für ein solches Geisterschiff konnten neben Seuchen und Krankheiten auch Ladungsbrände oder Wassereinbruch gewesen sein.
Da auf oben genannten Routen vor allem Niederländer unterwegs waren und ohnehin damals die meisten Schiffe niederländische waren, mag es durchaus sein, dass die Besatzung passierender Schiffe häufig noch die niederländische Flagge erkannte. Oftmals mögen Ereignisse und Begegnungen dieser Art auf den Ozeanen der Anlass dafür gewesen sein, dass Fahrensleute glaubten, dem Fliegenden Holländer begegnet zu sein. Aus tatsächlich mehreren Schiffen, die dieses Schicksal ereilt haben mag, könnte so der „Flying Dutchman“ geworden sein. Das solche treibenden Wracks keine Seltenheit waren ist von vielen Quellen belegt. Beispielsweise zählte man in einem Jahresbericht von 1869 214 Schiffe, die verlassen auf See herumtrieben. In den Jahren 1892 und 1893 wurden insgesamt 1628 Begegnungen mit treibenden Wracks registriert. Noch 1912 waren es 200 Stück. 1932 beseitigte die US Coast Guard 267 driftende Schiffswracks. Um Kollisionen mit solchen Wracks zu vermeiden, setzten Staaten wie die USA, England und Frankreich sogar Kriegsschiffe zur Wrackbeseitigung ein.
In einigen Berichten pflegten Geisterschiffe plötzlich in den Fluten zu versinken oder sie tauchten sogar wieder auf. Solche Erscheinungen sind kein reines Seemansgarn, sondern sind wissenschaftlich erklärbar. Eine mögliche physikalische Erklärung ist, dass die aus Salz oder Salpeter bestehende Ladung (Schüttgut) sich allmählich in dem in einer Art Schwebezustand treibenden Schiff unter Wasser aufgelöst hatten. So sank die zu tragende Gesamtmasse des Schiffes und wurde von dem Auftrieb des Holzschiffes wieder überstiegen. Die Folge war, dass das Schiff beim Übersteigen der Gesamtmasse durch den Auftrieb wieder an der Wasseroberfläche auftauchte. Ein Decksposten, der eines solchen Vorgangs im Morgengrauen ansichtig wurde und sich dies physikalisch nicht hätte erklären können, wird dies zeitlebens nicht vergessen und bei jeder Gelegenheit von dem plötzlich auftauchenden Schiff erzählt haben.
Reale Personen eingesponnen in die Sage und Literatur
19. Jahrhundert fing man in Deutschland an, historische Personen in die Legende einzuführen. Die bekanntesten realen Personen, die in die Sage eingegangen sind, sind niederländischen Kapitäne Bernard Fokke und Hendrik van der Decken. Letzter lebte im 18. Jahrhundert, erlangte aber erst im 19. Jahrhundert durch das Buch The Phantom Ship von Kapitän Frederick Marryaht seine Berühmtheit als Kapitän des sagenumwobenen Geisterschiffs. Frederick Marryahts 1839 erschienenem Buch wird besonders großen Einfluss auf die Ausweitung der Sage des Fliegenden Holländers nachsagt. Bei Marryaht führten follgende Ereignisse zum Fluch:
- Nach achtzehn Wochen Kampf gegen den Sturm am Kap stößt dieser den bewussten Fluch aus, missachtet das Verlangen der Besatzung, zur Tafelbai zurückzukehren. Er wirft sogar seinen Steuermann über Bord. Darauf verkündigt der Himmel ihm in blauen Flammen, dass er nun bis zum Jüngsten Tag segeln müsse.
Der Autor Kapitän Marryat liefert den furchtsamen Leser noch gruselige Geschichten vom Fliegenden Holländer. Das Schiff erscheint bei Nacht am Kap. Trotz Windstille zeigt es geblähte Segel. In Nebel gehüllt, urplötzlich verschwindend, durchsegelt es wie körperlos einen Segler, lockt einen anderen Segler auf die Klippen des Kaps der Guten Hoffnung, übergibt Briefe, die längst unzustellbar sind, weil der Empfänger zwischenzeitlich verstorben ist.
Bernard Fokke lebte bereit ein Jahrhundert vor van der Decken, also im 17. Jahrhundert und war damals bekannt für seine unglaubliche Geschwindigkeit bei seinen Fahrten von den Niederlanden nach Java. Er legte die Strecke regelmäßig so schnell zurück, dass man ihm schon einen Bund mit dem Teufel nachsagte.
Wie van der Decken erlangte Fokke aber ebenfalls erst im 19. Jahrhundert seine Berühmtheit als Fliegender Holländer. Fokke wurde durch Richard Wagners Oper Der Fliegende Holländer als Kapitän des Geisterschiffs bekannt. Die Oper der Fliegende Holländer wurde am 2. Januar 1843 in Dresden uraufgeführt.
Wagner hatte eine Dirigentenstelle in Riga erhalten, wo er vor seinen deutschen Gläubigern sicher war. 1839 verlor Wagner jedoch seine Stellung in Riga und sah sich aus Furcht vor seinen Gläubigern dazu gezwungen, die russisch-ostpreußische Grenze zu überschreiten. Er fuhr anschließend auf dem kleinen Segelschiff Thetis nach London. Auf der Überfahrt am 27. Juli musste das Schiff auf Grund eines tobenden Sturmes an der norwegischen Küste Schutz suchen. Seine ebenfalls mitgereiste Frau Minna ließ sich angeblich mit einem Tuch an ihren Mann binden, um mit ihm gemeinsam zu sterben. Zudem wurden Wagner allerhand Seemannsgeschichten erzählt, was ihm erste Inspirationen für den Fliegenden Holländer brachte. Es wird vermutet, dass er auch Heinrich Heines Novelle Memoiren des Herrn von Schnabelowopski kannte.
Wagner war jedoch nicht der Erste, der den Fliegenden Holländer auf die Bühne brachte. Bereits 1826 wurde mit The Flying Dutchman von Edward Fitzball das erste Schauspiel das sich des Themas annahm veröffentlicht. Eine Vielzah von Autoren hatte aber bereits vorher über die Sage geschrieben. Schon 1822 erschien Washington Irvings Buch Bracebridge Hall, als Fortsetzung zu seinem früheren Werk The Sketch Book von 1819/20. In eine der Kurzgeschichten in Bracebridge Hall namens The Storm-Ship greift Irving die Geschichte des fliegenden Holländers auf. In der Kurzgeschichte Adventures of the Black Fisherman aus seinem Werk Tales of a Traveller von 1824 greift Irving das Thema in anderer Form erneut auf. Diesesmal jedoch bezieht Irving sich dabei auf die vom fliegenden Holländer abgeleitete Sage von Davy Jones. Zwei Jahre später, im Jahre 1826 erschien die Geschichte von dem Gespensterschiff von Wilhelm Hauff. Weitere 3 Jahre später, 1829 erschien eine Novelle von Heinrich Smidt mit dem Titel Der ewige Segler. Sie hat etwa folgenden Inhalt:
- Die Sage geht schon seit undenklichen Zeiten unter den Seeleuten umher und wird von ihnen als eine unzubestreitende Tatsache angenommen. Die Holländer erzählen, einer ihrer Landsleute sei aus Ostindien zurückgekehrt, habe aber den Ort seiner Bestimmung, Amsterdam, nicht erreichen können, weil ohne Aufhören ein konträrer Wind geweht habe. Nach 20wöchigem Umhertreiben habe er sich und sein ganzes Schiff verflucht und der Hölle zugeeignet und geschworen, er wolle sein ganzes Leben im Ozean zubringen. Plötzlich erhob sich ein Sausen und Brausen, es war wie eine finstere Nacht; die Schiffsleute wurden vor den Augen des Schiffers entrückt, ein ewiger Spielball der Elemente. Mit ihm ein großer weißer Pudel. Dieser sitzt immer aufrecht bei seinem Herrn am Steuerruder, ein Platz, den dieser nie verläßt. Unaufhaltsam treibt Sturm und Wetter ihn von Land zu Land, von Küste zu Küste, und wenn er landen will, führt ihn ein pfeilschneller Sturm von dannen. Eingehüllt in einen schwarzen Mantel und unbedeckten Hauptes starrt er in die dunkle Nacht hinaus.
Im Jahre 1834 erschienen Heinrich Heines Memoiren des Herrn von Schnabelowopski mit folgendem Inhalt:
- Die Fabel von dem Fliegenden Holländer ist euch gewiss bekannt. Es ist die Geschichte von dem verwünschten Schiffe, das nie in den Hafen gelangen kann, und jetzt schon seit undenklicher Zeit auf dem Meere herumfährt. Begegnet es einem anderen Fahrzeuge, so kommen einige von der unheimlichen Mannschaft in einem Boote herangefahren und bitten, ein Paket Briefe gefälligst mitzunehmen. Diese Briefe muß man an den Mastbaum festnageln, sonst widerfährt dem Schiffe ein Unglück, besonders wenn keine Bibel an Bord oder kein Hufeisen am Fockmaste befindlich ist. Die Briefe sind immer an Menschen addressiert die man gar nicht kennt, oder die längst verstorben, so daß zuweilen der späte Enkel einen Liebesbrief in Empfang nimmt, der an seine Urgroßmutter gerichtet ist, die schon seit hundert Jahren im Grabe liegt. Jenes hölzerne Gespenst, jenes grauenhafte Schiff führt seinen Namen von seinem Kapitän, einem Holländer, der einst bei allen Teufel geschworen, dass er irgendein Vorgebirge, dessen Namen mir entfallen, trotz des heftigen Sturms, der eben wehte, umschiffen wollte, und sollte er auch bis zum Jüngsten Tag segeln müssen. Der Teufel hat ihn beim Wort gefasst, er muss bis zum Jüngsten Tage auf dem Meere herumirren, es sei denn, dass er durch die Treue eines Weibes erlöst werde.
Neben Bernard Fokke und Hendrik van der Decken sind auch Ramhout oder Falkenburg verbreitete Namen für den Kapitän des Geisterschiffs. Als eine der jüngsten Adaptionen des Themas erschien 1991 Tom Holts Roman Der fliegende Holländer der das Geschehen allerdings in die Neuzeit versetzt.
In einer weiteren Version wird die Sage des Fliegenden Holländers weiter abgewandelt und der Kapitän ist der erfundene Davy Jones. Die Davy-Jones-Variante ist mitlerweile fast eine eigenständige Legende. Davy Jones haust als Teil seines Fluchs auf dem Meeresgrund, weshalb in seine optische Beschreibung oft Analogien zu Meerestieren eingehen. So sollen sein Haupthaar und sein Bart zum Beispiel aus krakenähnlichen Tentakeln bestehen. In seinen Schrank geschickt zu werden (engl. to be send to Davy Jones' Locker) ist ein idiomatischer Euphemismus für den Tod auf hoher See; viele Seeleute verstehen darunter auf den Meeresboden geschickt zu werden, also auf hoher See zu sterben und ein Seebestattung zu bekommen beziehungsweise direkt im Meer zu ertrinken/versinken. Dadurch wurde Davy Jones selber unter vielen Seeleuten zum Synonym für den Teufel der See. Die Davy-Jones-Variante findet auch vereinzelt Eingang in die Literatur. So findet Davy Jones beispielsweise 1824 Erwähnung in Washington Irvings Adventures of the Balck Fisherman, eine Kurzgeschichte aus seinem Buch Tales of a Traveller.
Als jüngste Adaption des gesamten Themas wird der Fliegende Holländer ebenfalls in Form von Davy Jones in dem Film Fluch der Karibik 2 aus dem Jahr 2006 aufgegriffen und in den Film eingearbeitet.
Siehe auch:
- Aberglaube, Casa da Índia, Nachrichten für Seefahrer, Entwicklungsgeschichte der Seekarte, Terneuzen
Literatur
- 1822: Washington Irving -Bracebridge Hall
- 1826: Wilhelm Hauff -Die Geschichte von dem Gespensterschiff
- 1834: Heinrich Heine -Der Salon. Erster Teil (darin Französische Maler, Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski sowie verschiedene Gedichte)
- 1837: Frederich Marryat -The Phantom Ship
- 1991: Tom Holt -Flying Dutch
- 2005: Regi Kraus -De Vliegende Hollander
Musik
- Richard Wagner:Der fliegende Holländer (1840-1841, UA: 2. Januar 1843 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden. Überarbeitet 1852 (Zürich) und 1864 (München))
- Jethro Tull: Stormwatch (1979), #25. in England
- The Band
- Von Thronstahl
- Tori Amos
- Jimmy Buffett
- God Dethroned
- Six Magics
Film und Fernsehen
- 1951 Pandora und der fliegende Holländer, mit James Mason und Ava Gardner
- 2006 Fluch der Karibik 2
- Der fliegende Holländer, wird in einem Restaurant in der Serie Die Simpsons parodiert.
Bootsklasse
Weblinks
- Seemotive / Der Fliegende Holländer
- Bernard Fokke in der Sage des Fliegenden Holländers
- Hendrick van der Decken in der Sage des Fliegender Holländers
- Verschiedene reale Figuren integriert in die Sage des fliegenden Holländers
- National Geospatial Agency (Online-Sailing-Directions)
- Textbuch und Szenenübersicht zum Holländer
- Richard Wagner Postkarten-Galerie - Bilder zu "Der fliegende Holländer"
- Texte von Heinrich Smidt (Projekt Gutenberg-DE)