Boleslav II. (Böhmen)

böhmischer Fürst
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Boleslav II. (* um 920; † 7. Februar 999), auch Boleslav der Fromme, war ein böhmischer Fürst aus dem Geschlecht der Přemysliden. Er herrschte vom Tod seines Vaters Boleslav I. an (967, nach anderen Angaben 973) über das Fürstentum Prag, das dominierende Territorium Böhmens.

Bündnispolitik

Zusammen mit dem polnischen Fürsten Mieszko I. und dessen Sohn Bolesław Chrobry gehörte Boleslav zu den wichtigsten Bundesgenosse des aufrührerischen Herzogs von Bayern, Heinrichs des Zänkers. Anfangs errangen die böhmischen Kämpfer, die auch nördlich des Erzgebirges agierten, einige Erfolge, letztlich behielt Kaiser Otto II. die Oberhand. 976 floh der Zänker zu Boleslav. Militärisch konnte Otto den böhmischen Herzog trotz zweier Feldzüge nach Prag nicht bezwingen. Dennoch unterwarf sich Boleslav 977 Otto und wurde 978 anlässlich des Osterfestes in Quedlinburg von diesem feierlich in seine Gnade aufgenommen.

Diese Annäherung an Otto ging mit einem grundlegenden Politikwechsel Boleslavs einher: Er wandte sich gegen den einstigen Verbündeten Polen. Die dauerhafte Konkurrenz zwischen den beiden Reichen sollte über Jahrhunderte die Entwicklung Ostmitteleuropas bestimmen. Auch der kurzzeitige erneute Bedeutungsgewinn Heinrichs des Zänkers nach dem Tod Ottos II. konnte diese Neuausrichtung nicht mehr umkehren, obwohl Mieszko und Boleslav 984 Heinrich gemeinsam als König anerkannten. Während Mieszkos Sohn Bolesław eine Tochter des Markgrafen von Meißen heiratete, nahm Boleslav II. mit dem Einverständnis des Zänkers die Burg Meißen selbst in Besitz und ließ den Meißener Bischof Volkold vertreiben. Bolesław von Polen löste daraufhin seine Ehe mit der wertlos gewordenen Markgrafentochter auf und heiratete eine ungarische Fürstentochter aus dem Geschlecht der Arpaden. Damit entstand für Böhmen die Gefahr einer Umschließung durch Polen und Ungarn.

In der Folgezeit band sich Boleslav stärker an Heinrich, während Mieszko frühzeitig erkannt hatte, dass die Partei um den noch unmündigen Otto III. sich durchsetzen würde und sich auf deren Seite schlug. Auch nachdem Heinrich seinerseits Otto III. anerkannt und sich mit der Herzogswürde in Bayern begnügt hatte, hielt Boleslav an der direkten Gefolgschaft zu Heinrich fest. Am Ende dieses Prozesses standen Polen und Ungarn, beide in der Gunst der Reichsregierung befindlich, gegen das bayerisch-böhmische Bündnis. Boleslav besaß in diesem Konfliktfeld eine vergleichsweise schwache Stellung: Er musste 987 die Burg Meißen wieder räumen, 990 brach ein Krieg um Schlesien und Kleinpolen offen aus. In dieser Phase erwies sich zudem Boleslavs Bündnis mit dem heidnischen Lutizenbund als politisch nachteilig, weil die Lutizen drohten, Vermittlungsversuche des Magdeburger Erzbischofs zwischen Böhmen und Polen zu vereiteln. 992 ließ er darum diese Allianz fallen und beteiligte sich an einem Feldzug gegen die Lutizen.

In der Spätphase von Boleslavs II. Herrschaft setzte eine Destabilisierungsphase Böhmens ein, die nach seinem Tod 999 ihren Höhepunkt erreichte und noch rund 30 Jahre andauerte. Nach dem Tod des in Nordostböhmen mächtigen böhmischen Fürsten Slavnik aus dem Haus der Slavnikiden 981 begann dessen Sohn Sobeslav, ein Bruder des heiligen Adalbert, die Unabhängigkeit seines Territoriums anzustreben und lehnte sich an Polen und Sachsen an. 995, während eines Feldzugs Ottos III. gegen die Abodriten, an dem Boleslav teilnahm, überfiel der böhmische Herrscher die Burg Sobeslavs und ließ einen Großteil von dessen Familienmitgliedern ermorden, wodurch die Opposition zusammenbrach und die Slavnikiden nach dem Tod des nach Polen geflüchteten Sobeslav ausstarben.

Kirchenpolitik

Auf kirchlicher Ebene versuchte Boleslav, die letzten Reste des Heidentums in Böhmen auszurotten und vor allem eine eigenständige, von der Reichskirche weitgehend unabhängige Landeskirche ins Leben zu rufen. Auch hier geriet er in Konflikt mit Otto II., der 973 durch die Gründung des Bistums Prag unter dem Erzbistum Mainz und die Besetzung des Bischofsstuhls mit dem Sachsen Thietmar Boleslavs Bemühungen erfolgreich entgegenwirkte.

Nachkommen

Boleslav II. war zweimal verheiratet. Die erste Frau, nach umstrittenen Quellen von angelsächsischer Abstammung, gebar ihm den Sohn Boleslav III., seine zweite Frau Emma, möglicherweise eine Halbschwester Ottos III., die Söhne Václav, Jaromír und Oldřich.


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