Geschichte der Stadt Münster

Wikimedia-Geschichts-Artikel
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Dezember 2005 um 20:26 Uhr durch STBR (Diskussion | Beiträge) (+review). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Stadt Münster in Westfalen kann auf eine mehr als 1200-jährige Geschichte zurückblicken. Als Sitz des Bischofs und wegen ihrer wichtigen Rolle während der Zeit der Hanse in Westfalen (neben Soest, Dortmund und Osnabrück) war und ist sie politisches und wirtschaftliches Zentrum des Münsterlandes. Dieser Artikel beschreibt die wichtigen und bedeutenden Ereignisse aus mehr als 1200 Jahre Stadtgeschichte.

Stadtwappen der Stadt Münster in der Schmuckfassung

Vor- und Frühgeschichte

Das münstersche Stadtgebiet gehörte nicht zu den herausragenden vorgeschichtlichen Siedlungsplätzen der Münsterländischen Bucht. Spuren der Jäger und Sammler der Steinzeit wie Feuersteinwerkzeuge und gestielte Pfeilspitzen sind zwar vorhanden, größere Fundplätze wurden jedoch nicht entdeckt. Aus der Bronzezeit wurden Flintdolche, bronzener Gräberschmuck und Bronzefibeln auf dem heutigen Stadtgebiet gefunden. Siedlungskontinuität in der Bronzezeit bis in die vorrömische Eisenzeit lässt sich hier nachweisen, nicht jedoch im Innenstadtbereich. Auf intensives Schmiedehandwerk weist ein Depotfund schwertförmiger Eisenbarren im Stadtteil Geist hin. Er stammt aus der Hallstatt- oder La-Tène-Zeit.

Römerzeit

Auf dem Horsteberg, dem Hügel an der Aa, auf dem später der Dom errichtet wurde, sind germanische Siedlungsspuren aus der frühen römischen Kaiserzeit entdeckt worden. Provinzialrömische Importe belegen enge Kontakte mit den Römern. Diese Siedlungen wurden jedoch spätestens um 300 n. Chr. verlassen.

Wenn man den Berichten antiker Historiker wie Tacitus und Strabo folgt, müsste es sich bei diesen Bewohnern um Brukterer gehandelt haben. Brukterer gehörten wohl auch zu den germanischen Verbänden, die sich erfolgreich gegen die römische Expansion gewehrt haben. Einer der im Jahre 9 n. Chr. in der Varusschlacht erbeuteten Legionsadler wurde jedenfalls 15 n. Chr. beim Rachefeldzug des Germanicus gegen die Brukterer zurückerobert.

Altsächsische Siedlung

Schätzungsweise seit dem 6. Jahrhundert lag im Bereich des Domplatzes die kleine sächsische Siedlung Mimigernaford. Die Sachsen, ursprünglich beheimatet im Raum Holstein, breiteten sich im 3. und 4. Jahrhundert über das Elbe-Weser-Dreieck in Richtung England und nach Süden aus. Die Herkunft des Stammesnamens westfalai, wie die westlichen Sachsen in den fränkischen Annalen bezeichnet werden, und sie sich auch wohl selbst bezeichnet haben, ist nicht genau geklärt. Eine Deutung verbindet den Wortstamm fal mit fahl, flachsfarben und bezieht ihn auf die Haarfarbe. Für die Namen der Siedlung Mimigernaford gibt es auch verschiedene Deutungen. Nach neueren Untersuchungen ist die Siedlung an der Furt über die Aa nach den Mimigernen benannt, den Sippenangehörigen eines Stammvaters namens Mimigern. Der Name wurde bis ins 10. Jahrhundert benutzt, allerdings häufig in der abgewandelten Form Mimigardeford.

Mittelalter

 
Der Buddenturm - Überbleibsel der ursprünglichen Stadtbefestigung um 1200.

Für die umfassende Stadtentwicklung im Mittelalter siehe auch: Entwicklung der Stadt Münster

Früh- und Hochmittelalter

Das Jahr 793 gilt als offizielles Gründungsjahr Münsters: Im Auftrag Karls des Großen gründet der Friese Liudger auf dem Horsteberg ein Kloster (monasterium). Ein Bischofssitz mit Konvent der Geistlichkeit entstand. Am 30. März 805 erfolgte die Ernennung Liudgers zum ersten Bischof von Münster. Zeitgleich erhielt die Siedlung den Stand einer civitas (Stadt), da ein Bischof nur in einer Stadt residieren durfte, und die Bauarbeiten zum Bau des münsterschen Doms wurden aufgenommen. Die Verleihung der Stadtrechte erfolgte jedoch erst einige Jahrhunderte später. Seit dem 10. Jahrhundert siedelten sich um das Monasterium herum innerhalb der Domburg die Ministerialen und Handwerker an. Vor den Toren der Domburg entstanden erste Marktsiedlungen wie der Roggenmarkt oder der Alte Fischmarkt.

 
Der Dom zu Münster

Aufgrund der immer größer werdenden Gemeinde wurde um 1040 östlich der Domburg die Lambertikirche als erste Marktkirche von den Kaufleuten der Stadt gegründet. Die wirtschaftliche Entwicklung hielt an bis zur Vertreibung des Bischofs aus der Stadt durch die Bürger, die sich nach dem Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst um das Recht der Bischofseinsetzung entzweiten. Als Folge wurde die Stadt durch Lothar von Süpplingenburg im Jahre 1121 belagert und brannte zum zweiten Mal nach 1097 komplett nieder. Nach dem Wiederaufbau und der Erweiterung der bislang existierenden Märkte, z.B. durch den Prinzipalmarkt, erhielt Münster 1170 das Stadtrecht und nach dem Sturz Heinrich des Löwens ab dem Jahr 1180 einen fürstbischöflichen Landesherren und das Bistum wurde zum Fürstbistum Münster. In die Zeit Mitte des 12. Jahrhunderts fällt auch der Bau einer äußeren Stadtmauer um die Domburg und die Marktsiedlungen herum.

Diese Stadtmauer war acht bis zehn Meter hoch, über 4 km lang und mit einem vorgelagerten Graben versehen. Zur Sicherung der Mauer und der zehn Stadttore existierten in deren Verlauf sechs Türme. Im 14. Jahrhundert wurde sie durch einen Außenwall und zweiten Graben zusätzlich verstärkt. Der Verlauf der Stadtmauer ist heute in etwa durch die Promenade gekennzeichnet. Mit 103 ha war Münster zu dieser Zeit die flächenmäßig größte Stadt Westfalens, gefolgt von den damals bedeutendsten Städten Soest (101 ha), Dortmund (81 ha), Paderborn (66 ha) und Minden (50 ha). Osnabrück reichte erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert mit der Neustadtgründung in der Größenordnung von 102 ha an Münster heran. Mit einigen dieser genannten Städte wurde Münster zu den wichtigsten Städten der Hanse in Westfalen.

Hanse und Spätmittelalter

 
Das historische Rathaus am Prinzipalmarkt

Gegen Mitte des 13. Jahrhunderts schlossen sich die mächtigen Städte zu Städtebünde zusammen, um der Ohnmacht des Kaisers und der herrschenden Anarchie entgegenzuwirken. Ziel war es, den freien Zugang zu den Märkten zu sichern und eine Schutzgemeinschaft gegenüber Angreifern zu errichten. So schloss sich Münster am 22. Mai 1246 mit den Städten Osnabrück, Minden, Herford und Coesfeld zum Ladbergener Städtebund sowie im Jahre 1253 mit Dortmund, Soest und Lippe zu einem weiteren westfälischen Städtebund zusammen. Diese Bündnisse stellten die ersten Vorläufer der Hanse in Westfalen dar und resultierten in einem andauernden wirtschaftlichen Aufschwung. Münster stieg zu einer bedeutenden Handelsstadt in Westfalen auf und der Einfluss der Händler und Kaufleute auf die Stadt wuchs. Zeugen davon sind der größere Neubau der bürgerlichen Marktkirche St. Lamberti ab 1375 und das ab 1335 erbaute gotische Rathaus in direkter Sichtlinie zum Dom, das die politische und rechtliche Eigenständigkeit der Stadt gegenüber dem Bischof demonstrieren sollte. Ebenfalls in diesem Jahrhundert entstand eine weitere wichtige Kirche in Münster, die 1340 erbaute Liebfrauenkirche westlich der Domburg, nachdem ihre beiden Vorgänger jeweils komplett zerstört wurden. Da sie auf der gegenüberliegenden Seite der Aa liegt („Über den Wassern“), ist sie auch unter dem Namen Überwasserkirche bekannt.

 
Einer der Steine aus den Hansestädten

Im Jahre 1358 wurde Münster erstmalig als Mitglied der Hanse genannt. Wahrscheinlich ist jedoch, dass die Stadt bereits lange Zeit vorher in die Hanse hineingewachsen ist. Als Folge der sogenannten Stiftsfehde von 1450 bis 1458 schied die Münster jedoch 1454 aus der Hanse aus. Die Stiftsfehde war eine Auseinandersetzung zwischen der Stadt und dem Bistum um die Ernennung eines neuen Bischofs und endete damit, dass die Gilden das Recht erlangte, Mitglieder des Stadtrates zu stellen. Ab 1494 bekam Münster jedoch den Status eines Vororts der Hanse in Westfalen und somit wieder eine große Bedeutung, nachdem Köln aus der Hanse ausgetreten war. Seit der 1200-Jahr-Feier im Jahre 1993 erinnern in der Salzstraße, Münsters ältestem Handelsweg, mit Messing umrandete und in das Pflaster eingelassene Originalsteine aus allen Hansestädten mitsamt deren Stadtwappen an die Bedeutung der Stadt innerhalb der Hanse.

Im Spätmittelalter war das Fürstbistum Münster das größte geistliche Territorium des Reiches: Die Grenzen reichten von der Lippe bis nach Friesland. Es teilte sich in das Oberstift, das etwa dem heutigen Münsterland entsprach, und das Niederstift, das dem heutigen Oldenburger Münsterland sowie dem heutigen Landkreis Emsland entsprach. Dabei war das Gebiet des weltlichen Bistums bis 1666 größer als das des geistlichen, da das Niederstift kirchlich zum Bistum Osnabrück gehörte.

Die Bürgerschaft der Stadt Münster versuchte in mehreren Anläufen, sich von der bischöflichen Oberhoheit zu emanzipieren und reichsstädtischen Status zu erlangen, insbesondere in der Zeit nach der Reformation, in der es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, Not und politischer Verworrenheit kam. Höhepunkt war der Beginn der 1530er-Jahre. In dieser schwierigen Zeit suchten die Menschen in Münster nach leichten, teilweise radikalen Erlösungshoffnungen. So begann im Jahre 1530 der Kaplan und Prediger Bernd Rothmann in der Kirche St.-Mauritz reformatorisch zu predigen. Die anfänglichen Versuche dies zu unterbinden schlugen fehl und kurze Zeit später breitete sich sein Glaube in der Stadt aus, so dass ab 1532 in allen Kirchen reformatorisch gepredigt wurde. So kam es, dass in den Jahren 1532/1533 der Rat der Stadt zum lutherischen Bekenntnis überging. Diese Bewegung sollte jedoch nur kurze Zeit bestand haben, denn wenig später brach das Unheil der Wiedertäufer über Münster herein.

Neuzeit

 
Blick von Süd-Westen auf Münster im Jahre 1570, gesehen von Remius Hogenberg. Links die Überwasserkiche, mittig der St. Paulus-Dom, rechts davon die Lambertikirche und rechts außen die Ludgerikirche. Im Vordergrund vor dem Dom das Neuwerk als Teil der Stadtbefestigung am Austritt der Aa aus der Stadt.

Wiedertäufer

 
Käfige der Wiedertäufer an der Lambertikirche

Ab 1534 folgte die dramatische Episode der Wiedertäuferherrschaft. Kurz zuvor waren aus den Niederlanden Gruppen zugewandert, die die Erwachsenentaufe propagierten und die Errichtung des „Neuen Jerusalem“ der Endzeit anstrebten. Anführer dieser Gruppe war der ehemalige Bäcker Jan Mathys. Die inzwischen mehrheitlich lutheranische Bevölkerung stand dieser Lehre offen gegenüber. Versuche des Bischofs sie aus der Stadt zu vertreiben schlugen fehl, nachdem sich die Stadt auf die Seite der Prediger stellte.

Nach dem Sieg der Täuferpartei in den Ratswahlen des Jahres 1534 und der Machtübernahme der Wiedertäufer kam es zu Bücherverbrennungen und Bilderstürmen, wobei u.a. die astronomische Uhr im Dom zerschlagen wurde. Außerdem wurde das Geld abgeschafft und die Polygamie eingeführt. Der Bischof von Münster und Osnabrück, Franz von Waldeck, ließ die Stadt mit seinen Truppen belagern und versuchte sie auszuhungern. Die Lage in der Stadt spitzte sich im Verlauf der Belagerung soweit zu, dass sogar die weiße Kalkfarbe von den Wänden der Kirchen abgekratzt und mit Wasser verdünnt als Milch verteilt wurde. Als das prophezeite „Gottesgericht“ an Ostern 1534 nicht stattfand, versuchte Jan Mathys durch einen Ausfall aus der Stadt die Belagerer zu vernichten. Bei diesem Versuch wurde er getötet.

Sein Nachfolger wurde Jan van Leyden, der sich im Jahre 1535 zum König des sogenannten Königreich Zion hat krönen lassen und dem es zu verdanken ist, dass Münster sich heutzutage „Königsstadt“ nennen darf. Trotz der starken Stadtbefestigung, weswegen Münster als uneinnehmbar galt, wurde die ausgehungerte und in chaotische Zustände geratene Stadt schließlich unter massiver Gegenwehr durch Verrat am 24. Juni 1535 eingenommen. Dabei kam es zu einem Blutbad unter der Bevölkerung. Am 22. Januar 1536 wurden die drei Führer der Wiedertäufer, Jan van Leyden, sein Statthalter Bernd Krechting und Ratsmitglied Bernd Knipperdolling, öffentlich gefoltert und hingerichtet. Um ein Zeichen zu setzen, wurden ihre Leichen in drei Käfigen an der Lambertikirche aufgehängt, deren Originale dort heute noch hängen.

Als Folge der Wiedertäuferherrschaft ließ der Bischof den evangelischen Gottesdienst unterdrücken und beraubte der Stadt alle ihrer Rechte. Erst in den Jahren 1541 und 1553 wurden der Stadt diese zurückgegeben. Zu den Rechten gehörte u.a. die freie Ratswahl, Gerichtsbarkeit, Militärhoheit, Aufsicht über die Stadtverteidigung, Gesetzgebung und Steuererhebung. Obwohl auch die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt sehr unter den Wiedertäufern gelitten hat, konnte sie sich schnell davon erholen. In den folgenden Jahren erreichte Münster seine Blütezeit als Bürgerstadt, in der u.a. Armenhäuser, Klöster und zahlreiche stattliche öffentliche und private Gebäude gestiftet wurden. Der umfangreiche Ausbau der Stadtbefestigung gegen Ende des 16. Jahrhunderts sollte noch von besonderer Bedeutung sein, als im Jahre 1618 der Dreißigjährige Krieg in Europa ausbrach.

Zur Geschichte der Wiedertäufer in Münster siehe auch: Wiedertäuferreich in Münster

Westfälischer Friede

 
Münster im Jahre 1648
 
Der spanische und die niederländischen Gesandten beschwören im Rathaus zu Münster den spanisch-niederländischen Friedensvertrag

Münster spielte eine wichtige Rolle im Dreißigjährigen Krieg. Zwar wurde die Stadt zweimal von den Hessen in den Jahren 1633 und 1634 belagert, durch den weiter vorangetriebenen Ausbau der Stadtbefestigung gegen Ende des vorangegangenen Jahrhunderts blieb Münster jedoch die Eroberung und Plünderung sowie der Zerstörung durch feindliche Truppen erspart. Ansonsten blieb Münster und das Münsterland bis auf die Anfangsjahre ein unbedeutender Nebenschauplatz, insbesondere nachdem der protestantische Feldherr Herzog Christian von Braunschweig am 6. August 1623 in der Nähe von Stadtlohn durch das kaiserliche Heer von Johann Tserclaes Graf von Tilly vernichtend geschlagen wurde.

Dies sind vermutlich auch die Gründe, warum genau hier der Westfälische Friede geschlossen wurde, der in Münster und Osnabrück ausgehandelt wurde und die längste Kriegsperiode in Europa beendete. In Osnabrück tagten die Gesandten der evangelischen Kriegsparteien, während in Münster die katholischen Gesandten untergebracht waren. Der Vorschlag, Münster als Kongressstadt für die Verhandlungen zu nutzen, kam von den Schweden im Jahre 1641. Der hierfür notwendigen Neutralität der Stadt stimmte der Kaiser Ferdinand III. am 25. Dezember 1641 im Hamburger Präliminarvertrag zu. Nachdem die Stadt und deren Bürger offiziell hierzu gefragt wurden und dem Vorschlag zustimmten, entband Reichshofrat Johann Krane am 27. Mai 1643 Münster von den Verpflichtungen gegenüber Reich und Landesherren. Sie wurde damit für die Zeit des Kongresses zu einer neutralen Stadt.

Die Verhandlungen fanden abwechselnd in den Quartieren der beteiligten Gesandten statt. Am 30. Januar 1648 konnte der spanisch-niederländische Friedensvertrag im Quartier der Niederländer, dem heutigen Haus der Niederlande, unterzeichnet werden. Am 15. Mai 1648 wurde dieser Vertrag in einer feierlichen Zeremonie beschworen. Der spanische Gesandte Graf Peñaranda hatte sich zu diesem Anlass die Ratskammer im Erdgeschoss des Rathauses der Stadt erbeten, die später Friedenssaal genannt wurde. Der Friede von Münster beendete den Achtzigjährigen Krieg der Niederländer um ihre Unabhängigkeit von den Spaniern und kann als Geburtsstunde der Niederlande gesehen werden.

Die Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück zwischen dem Kaiser, den Reichsständen, den Schweden und den Franzosen zogen sich noch bis zum Herbst hin. Am 24. Oktober 1648 wurden schließlich in Münster die Friedensverträge unterschrieben und am 18. Februar 1649 die Ratifikationsurkunden ausgetauscht. Damit war der Dreißigjährige Krieg endgültig beendet und der Westfälische Friede geschlossen.

Die historische Inneneinrichtung des Friedenssaals ist auch heute noch zu bewundern, da sie vor der fast vollständigen Zerstörung des Rathauses und des Prinzipalmarkts während des Zweiten Weltkriegs ausgelagert wurde. Einzig der Kamin entspricht nicht mehr dem Original.

Für weitere Informationen siehe auch: Hauptartikel Westfälischer Friede

Stadt gegen Fürstbischof

Zur Zeit des Westfälischen Friendens hatte Münster den Höhepunkt seiner städtischen Unabhängigkeit erreicht und die Stadt war sehr bemüht, diese Unabhängigkeit zu behalten und weiter auszubauen: Am 11. September 1647 richtete die Stadt Münster ein offizielles Schreiben an Kaiser Ferdinand III., ihr weitergehende Rechte zu verleihen. Diese sollten u.a. das Münzrecht und das Besatzungsrecht enthalten. Durch die Gewährung dieser eigentlichen Landesherrenrechte wäre Münster faktisch in den Stand einer Freien Reichsstadt erhoben worden. Ein Konflikt mit dem fürstbischöflichen Landesherrn war unausweichlich. Seit dem Jahre 1650 war dies Christoph Bernhard von Galen, auch als Kanonenbischof bekannt.

Zur ersten Konfrontation zwischen der Stadt und dem Fürstbischof kam es im Jahre 1654. Der Versuch seitens von Galen seinen Kontrahenten Bernhard von Mallinckrodt bei der Bischofswahl 1650 verhaften zu lassen scheiterte, als der Rat der Stadt ihm die Unterstützung verweigerte. Der anschließende Versuch, Münster in einem militärischen Handstreich einzunehmen, scheiterte jedoch und führten am 25. Februar 1655 zum Vertrag von Schöneflieth. Dieser Vertrag war im Wesentlichen ein Kompromiss zwischen dem Fürstbischof und der Stadt Münster und gestattete es von Galen 450 Infanteriesoldaten und 100 Reiter innerhalb der Stadt zu stationieren. Diese mussten jedoch auch auf die Stadt vereidigt werden, so dass von ihnen letztendlich keine Gefahr ausging.

 
Die Belagerung von Münster im Jahr 1657 - Radierung von Caspar Merian

Aufgrund weiterhin anhaltender Spannungen zwischen der Stadt und Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen suchte sie nach Verbündeten. Als der Stadtsyndicus Nikolaus Drachter am 9. August 1657 von Verhandlungen aus den Niederlanden zurückkehrte, ließ von Galen ihn verhaften. Die Stadt verwehrte ihm daraufhin den Zugang und forderte die sofortige Freilassung von Drachter. Als Reaktion belagerte am 20. August 1657 der Fürstbischof die Stadt das erste Mal und setzte hierbei vor allem auf den Beschuss mit Artillerie. Seine Aufforderung zur Kapitulation am 6. September wurde zurückgewiesen. Auf das Gerücht, es würde ein holländisches Heer der Stadt Münster zur Hilfe eilen, brach von Galen die Belagerung ab. Das Ende der Belagerung durch den Geister Vertrag vom 21. Oktober 1657 stellte für ihn faktisch eine Niederlage dar.

 
Der siegreiche Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen

Eine Wende in der Geschichte brachte der Winter 1659/60, als der Kaiser Münsters Wunsch auf das Besatzungsrecht ablehnte und gleichzeitig untersagte, nach Verbündeten im Ausland zu suchen. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen nutzte diese Entwicklung und begann am 20. Juli 1660 mit der zweiten Belagerung von Münster. Da keine Unterstützung für die Stadt in Sicht war, litt sie bald darauf unter Finanznot und Lebensmittelknappheit. Auch das Einschmelzen des Tafelsilbers, die Aufnahme von Krediten bei den Bürgern und das Prägen von Notgeld konnten die Situation nicht verbessern. Die Situation spitzte sich zu, als von Galen zur Weihnachtszeit des Jahres 1660 die Aa unterhalb der Stadt aufstauen ließ und es innerhalb der Stadt zu Überschwemmungen kam. Aufgrund der hoffnungslosen Situation und keiner Aussicht auf Unterstützung von Außerhalb übergab der Rat der Stadt dem Fürstbischof am 26. März 1661 die Stadt. Der Rat musste weiterhin eine Erklärung unterschreiben, die faktisch das Ende der städtischen Autonomie bedeutete: Die Stadt verpflichtete sich keine Kontakte zu ausländischen Mächten mehr aufzunehmen und die Kontakte zu den Niederlanden abzubrechen. Neben der Beteiligung an den Steuereinnahmen hatte Münster zudem die Summe von 45.000 Reichstalern an den Fürstbischof zu entrichten.

Weitere Folge des Konflikts war die Abtragung der westlichen Stadtmauer und die Ergänzung um eine Zitadelle in diesem Bereich, um so seinen Machtanspruch gegenüber der Stadt durchzusetzen. Im Rathaus wurde zudem ein bischöfliches Wachtlokal eingerichtet und der Vorplatz des Gebäudes mit einem Palisadenzaun umgeben, was eine offene Provokation der Bürger darstellte. Nachdem auch die freie Ratswahl abgeschafft und die Ratspositionen durch den Fürstbischof vergeben wurden, verloren die Bürger nahezu alle Selbstverwaltungsrechte. Sogar die Gilden ließ von Galen entmachten. Erst während der Zeit des Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg in den Jahren von 1678 bis 1683 wurden Münster die Selbstverwaltungsrechte teilweise zurückgegeben.

Siebenjähriger Krieg und seine Folgen

 
Das fürstbischöfliche Schloss und heutiger Sitz der Universität in Münster

Im Siebenjährigen Krieg war Münster als Unterstützer von Maria Theresia, der Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen, wiederholt Kriegsschauplatz. Infolge dessen wurde die Stadt von den Kriegsparteien Preußen und Hannover sowie deren Gegnern Österreich und Frankreich mehrfach belagert und auch erobert. Den größten Schaden erlitt sie dabei während der Belagerung durch die Hannoveraner im Jahr 1759, als durch schweres Bombardement das „Martiniviertel“ vollständig zerstört wurde. Angesichts der schweren Zerstörungen während des Krieges ordnete Franz Freiherr von Fürstenberg, Minister für das Fürstbistum Münster unter Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, nach dem Ende des Krieges im Jahr 1764 die Schleifung der Befestigungsanlagen an. Münster sollte somit eine offene Stadt sein und damit weiteren Zerstörungen und Verwüstungen entgehen.

Auf Wunsch der Münsteraner Bevölkerung genehmigte der Fürstbischof im Jahre 1767 den Bau eines fürstbischöflichen Residenzschlosses am Ort der abgetragenen Zitadelle, dessen Bauarbeiten sich bis ins Jahr 1787 hinzogen. Erbaut wurde es – bis zu seinem Tod im Jahre 1773 – durch Johann Conrad Schlaun und nachfolgend durch Wilhelm Ferdinand Lipper, der die Arbeiten zu Ende führte. Erstgenannter war es auch, der die ehemaligen Befestigungen der Stadt nach deren Schleifung im Jahre 1770 in die Promenade umwandelte. Ebenfalls in fürstbischöflicher Verantwortung wurde 1773 die Entscheidung gefällt, eine Landesuniversität zu schaffen, die ihren Lehrbetrieb mit der Gründung am 16. April 1780 aufnahm und aus der sich später die Westfälische Wilhelms-Universität entwickelte. Maßgeblichen Anteil daran hatte Franz Freiherr von Fürstenberg, der Generalvikar und ständige Vertreter des Erzbischofs von Köln und Bischofs von Münster, Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels. Weiterhin war er maßgeblich an der Entwicklung des Steuersystems sowie des Rechts- und Gesundheitswesens beteiligt.

Ende des 18. Jahrhunderts wirkte sich die Französische Revolution auch auf das Fürstbistum Münster aus. Mehrere tausend französische Emigranten suchten hier Zuflucht, darunter sehr viele katholische Geistliche. Allein in der Stadt Münster zählte man 1794 mehr als tausend Flüchtlinge. Dank des am 5. April 1795 geschlossenen preußisch-französischen Friedens von Basel, in dem der norddeutsche Raum neutralisiert wurde, wirkten sich die Revolutionskriege zunächst nicht unmittelbar auf Münster aus. Dies sollte sich jedoch nur kurze Zeit später zu Beginn des 19. Jahrhunderts ändern.

Preußen und Weimarer Republik

 
Münsters letzter Fürstbischof: Maximilian Franz von Österreich

In einem Vertrag vom 23. Mai 1802 einigten sich Preußen und Frankreich, wie Preußen für die in den französischen Revolutionskriegen abgetretenen linksrheinischen Gebiete entschädigt werden soll. Dazu wurde Preußen in Westfalen, neben dem Fürstbistum Paderborn und den Abteien Essen, Werden und Herford, die östliche Hälfte des Oberstifts Münster einschließlich der Hauptstadt Münster zugesprochen. Der Immerwährende Reichstag und der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mussten diesem Vertrag jedoch zustimmen.

Preußen wartete jedoch den sogenannten Reichsdeputationshauptschluss nicht ab. Ein Jahr nach dem Tode des letzten Fürstbischofs von Münster, Maximilian Franz von Österreich, rückte am 3. August 1802, dem 32. Geburtstag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., General Gebhard Leberecht von Blücher mit seinem Husarenregiment und drei Bataillonen Füsiliere in Münster ein. Erst im Anschluss wurde diese Besetzung durch den Reichsdeputationshauptschluss am 25. Februar 1803 legitimiert. Das Hochstift Münster wurde aufgelöst und der östliche Teil, und damit auch die Stadt Münster, kam an Preußen. Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom Stein war für die Säkularisation zuständig begann daraufhin eine Verwaltung nach preußischem Vorbild in der Stadt zu errichten. Diese ersten Bemühungen waren jedoch nicht von langer Dauer.

1806 zogen die französischen Truppen von Napoléon Bonaparte in Münster ein. Ein Jahr später, 1807, wurde die Stadt dem Großherzogtum Berg zugeteilt und kam mit diesem 1810 an Frankreich. Münster wurde Sitz einer Mairie, die Stadt und benachbarte Gemeinden verwaltete.

Im Jahre 1813 vertrieben preußische und russische Truppen im Rahmen der Befreiungskriege die Franzosen aus Münster. Nach dem Wiener Kongress 1814/1815 wurde Münster endgültig dem Königreich Preußen zugeteilt. Aus der Mairie wurde die „Bürgermeisterei Münster“. Münster wurde Sitz des Landkreises Münster, die Stadt selbst blieb aber so genannte „Immediatstadt“ und gehörte damit nicht zum Kreis. Ab 1816 war Münster Provinzialhauptstadt der neu gegründeten Provinz Westfalen, Verwaltungssitz des Regierungsbezirks Münster und Sitz des Generalkommandos des VII. Armeecorps.

Am 25. Mai 1848 begann in Münster das Zeitalter der Eisenbahn durch die „Münster-Hammer Eisenbahngesellschaft“ mit der Eröffnung der Bahnstrecke Münster - Hamm mit Anschluss an die Cöln-Mindener Eisenbahn. Acht Jahre später (1856) wurde die Strecke Münster - Rheine mit Anschluss an die Hannoversche Westbahn in Betrieb genommen sowie im Jahre 1872 die Strecke von Münster über Osnabrück nach Hamburg durch die Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft. Am 1. Oktober 1890 wurde der „Zentralbahnhof“ eröffnet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten zwei Eisenbahngesellschaft jeweils ihren eigenen Bahnhof. Das Bahnhofsgebäude sollte bis zum Zweiten Weltkrieg Bestand haben, als es durch alliierte Bombenangriffe vollständig zerstört wurde.

Das Jahr 1872 markiert den Beginn des Kulturkampfes, der in Münster besonders heftig geführt wurde, und bei dem der Einfluss der katholischen Kirche auf den Staat maßgeblich beschnitten werden sollte. Dabei kam es in der Folge zu aufruhrähnlichen Zuständen unter der münsterschen Bevölkerung und im Jahre 1875 zur Verhaftung des Bischofs Johannes Bernhard Brinkmann. Nach dessen Flucht ins niederländische Exil folgte 1884 seine Rückkehr in die Stadt, bei der er von der Bevölkerung triumphal begrüßt wurde.

Die erste Eingemeindung fand am 1. Januar 1875 statt. Teile der umliegenden Gemeinden Lamberti, St. Mauritz und Überwasser kommen zu Münster. Das Stadtgebiet wuchs dadurch von 1,92 km² auf 10,84 km², die Einwohnerzahl stieg um 8.963 Einwohner. Im Jahr 1885 betrug die Einwohnerzahl 44.060 Einwohner, darunter 36.751 Katholiken, 6.784 Evangelische und 513 Juden. Kurz darauf im Jahre 1887 wurde aus der bisherigen Immediatstadt eine kreisfreie Stadt. Münster blieb jedoch weiterhin Sitz des Kreises Münster, dessen Zuschnitt in den folgenden Jahrzehnten noch mehrmals verändert wurde.

1899 erhielt Münster einen Binnenhafen am neuen Dortmund-Ems-Kanal. Im selben Jahr wurde der Hauptbahnhof Münster eröffnet. Aufgrund der relativen Nähe zwischen Bahnhof und Hafen und der daraus resultierenden guten Verkehrsanbindung kam es in diesem Gebiet zur Ansiedlung von Industriebetrieben.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Jahre 1902 stiftete der Kaiser Wilhelm II. der Stadt Münster wieder eine Universität. 1907 wurde sie ihm zu Ehren in Westfälische Wilhelms-Universität umbenannt, als er am 22. August Münster besuchte.

Im Jahre 1903 vergrößerte Münster sein Stadtgebiet durch die Eingemeindung der bis dahin selbständigen Gemeinden Lamberti und Überwasser sowie Teilen von St. Mauritz. Das Stadtgebiet vergrößerte sich dadurch auf 65,9 km². 1915 wuchs die Einwohnerzahl von Münster auf über 100.000 Einwohner. Dies war eine Vervierfachung der Einwohnerzahl seit 1870 und Münster wurde zu einer Großstadt.

Am 9. November 1918 wurde auf dem Hindenburgplatz am selben Tag wie in Berlin die Republik ausgerufen. Am 13. November 1918 wurde ein Soldatenrat eingesetzt. Dieser wird erst im Februar 1919 durch General von Watter entmachtet. General von Watter und sein Stab waren es auch, die im drauffolgenden Jahr von Münster aus den Bürgerkrieg im Ruhrgebiet koordinierten, in dem die Truppen der Reichswehr und Freikorps die aufgestellte Rote Armee der Soldatenräte besiegten.

Im Jahre 1924 wurde in Münster der Vorgänger des Westdeutschen Rundfunks (WDR), die „Westdeutsche Funkstunde AG“ (Wefag) gegründet und begann mit der Ausstrahlung von Hörfunksendungen mit dem Titel Westdeutsche Funkstunde. Zwei Jahre später wurde der Sitz der Rundfunkanstalt jedoch von Münster nach Köln verlegt.

Im Jahre 1926 wurde das Universitätsklinikum fertiggestellt. Im selben Jahr kam es auch in unmittelbarer Nähe des Hafens und des Hauptbahnhofs zur Fertigstellung der Halle Münsterland. 1928 begannen im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprogramms die Bauarbeiten für den Aasee. Die Pläne dazu stammten vom ehemaligen Zoodirektor Prof. Landois aus dem Jahre 1868.

Zeit des Nationalsozialismus

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Münster Verwaltungssitz des NSDAP-Gaus „Westfalen-Nord“. Seit Hitlers Machtübernahme 1933 waren die Gaue nicht mehr nur parteiliche Organisationseinheiten, sondern zunehmend auch staatliche Verwaltungsbezirke. Gauleiter Meyer wurde zum Oberpräsidenten Westfalens ernannt. Die Gauhauptstadt Münster wurde Sitz von SA-Brigade 66, SA-Standarte 13, SS-Abschnitt XVII, SS-Fußstandarte 19, HJ-Gebietsführung 9, BDM-Obergauführung 9 und weiteren Parteibehörden. Auch die Wehrmachtsdienststellen wurden ausgebaut.

Münster wurde Verwaltungssitz des Befehlshabers der Ordnungspolizei (BdO) im Wehrkreis VI, dem bevölkerungsreichsten und größten Polizeibereich im damaligen Deutschen Reich. Dieser umfasste das heutige Nordrhein-Westfalen, den Raum Osnabrück und ab 1940 Ost-Belgien. Die Ordnungspolizei wurde durch Erlass vom 26. Juni 1936 gebildet. Die uniformierten Schutzpolizei ging in der Ordnungspolizei auf. Statt der 16 Länderpolizeien wurde eine Reichspolizei formiert. Im Oktober 1944 wurde der Befehlssitz der Ordnungspolizei für den Wehrkreis VI aus Münster nach Düsseldorf-Kaiserswerth verlegt.

Die Zahl der Einwohner nahm von 123.000 im Jahre 1933 auf 145.000 im Jahre 1944 zu. Obwohl zwischen 1933 und 1940 insgesamt 5818 Wohnungen entstanden, wurde die Wohnungsnot nicht beseitigt. Von den Neubauten wurden 30% mit öffentlichen Mitteln gefördert; vor 1933 waren es 60%.

Das Problem der Arbeitslosigkeit wurde zunächst durch viele Feiern überdeckt und später durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen angegangen. Zwischen 1933 und 1937 hat die Stadt Münster etwa 9,7 Millionen Reichsmark für diesen Zweck ausgegeben und erreichte 1937 mit 616 Arbeitslosen praktisch Vollbeschäftigung.

Datei:Bischof-galen.jpg
Clemens August Graf von Galen

Seit April 1940 war Dr. Heinrich B. Lankenau Befehlshaber der Ordnungspolizei. Er residierte in der „Villa ten Hompel“ mit bis zu 40 Mitarbeitern und befehligte an die 200.000 Mann. Der Krieg erweiterte die Aufgaben der Ordnungspolizei. Das Aufsichtspersonal für die Arbeitserziehungslager, später auch für die Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager, war von hier aus zu stellen. Für die Deportationszüge in die Konzentrations- und Vernichtungslager im Osten mussten Wachmannschaften und Transportbegleitungen zusammengestellt werden. Von einer Villa in Münster aus wurde die Aufstellung von mindestens 22 Polizeibataillonen überwacht, die in die Ermordung der jüdischen Bevölkerung Osteuropas verwickelt wurden. Tausende Polizisten wurden von hier in die besetzten Gebiete Europas geschickt. Aus Verfassungsverteidigern wurden ausführende Organe einer menschenverachtenden Vernichtungspolitik.

Opfer dieser Politik wurde u.a. die jüdische Gemeinde in Münster. Während der Reichspogromnacht 1938 wurde am frühen Morgen des 10. November die Synagoge in Brand gesetzt und zerstört. Nicht nur die Synagoge und die Häuser wurden zu Zielen, sondern auch die Juden selbst. Von den im Jahre 1933 ursprünglich 708 Angehörigen der jüdischen Gemeinde wurden 298 Menschen in Konzentrationslager deportiert, von denen nur 24 überlebten. Insgesamt 280 jüdische Bürger verließen Münster und emigrierten ins Ausland, sieben begingen Selbstmord und vier überlebten den Nationalsozialismus in Münster im Untergrund. Abzüglich der 77 Personen, die in diesem Zeitraum eines natürlichen Todes starben, verbleiben 42 Menschen, deren Schicksal ungeklärt geblieben ist.

Im Juli und August des Jahres 1941 hielt Bischof Clemens August Graf von Galen, Bischof von Münster, seine Predigten gegen das Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten und erstattete dagegen am 28. Juli 1941 Strafanzeige. Berühmt ist vor allem seine Predigt vom 4. Juli 1943. Dieser Kampf gegen das Dritte Reich brachten ihm den Titel Der Löwe von Münster ein. Nach Ende des Krieges wurde er am 18. Februar 1946 durch Papst Pius XII. zum Kardinal von Münster ernannt. Gerade einmal einen Monat später, am 22. März 1946, starb er in Münster an den Folgen eines Blinddarmdurchbruchs. Am 9. Oktober 2005 wurde er durch den portugiesischen Kardinal José Saraiva Martins in Rom selig gesprochen.

Ein Teil der Stadtgeschichte ist auch die Zwangsarbeit in Münster und Umgebung während der Zeit des Nationalsozialismus.

Bombenkrieg auf Münster

 
Blick von der Lambertikirche auf den zerstören Prinzipalmarkt 1945

Im Zweiten Weltkrieg wurde Münsters Innenstadt durch alliierte Bombenangriffe zu fast 91% zerstört, darunter zahlreiche bedeutende historische Bauwerke wie z.B. der Prinzipalmarkt, das Schloss und der St.-Paulus Dom. Der Zerstörungsgrad im gesamten Stadtgebiet betrug ca. 63%. Bemerkenswert ist jedoch, dass die meisten der berühmten Giebelhäuser des Prinzipalmarkts, wenn auch meistens vereinfacht, wieder aufgebaut wurden. Dies ist vornehmlich dem Begehren der münsteraner Bürger zu verdanken, die die Stadt in ihrem alten Erscheinungsbild wieder aufbauen wollten anstatt in einer neuen, modernen Bauweise. Das historische Gesamtbild der Stadt blieb so erkennbar.

Der erste Angriff erfolgte am 16. Mai 1940. Nach einem nächtlichen Großangriff am 12. Juni 1943 folgte der erste Angriff bei Tageslicht am 10. Oktober 1943. Nach weiteren periodischen Angriffe erfolgte der letzte und gleichzeitig verheerendste am 25. März 1945: In einer knappen Viertelstunde, zwischen 10:06 Uhr und 10:22 Uhr wurden aus 112 schweren Bombern ca. 1.800 Spreng- und 150.000 Brandbomben abgeworfen, die die bereits stark in Mitleidenschaft gezogene Altstadt fast vollständig zerstörten. Zitat eines beteiligten Bomberpiloten: „Wir rissen die Schächte los, wie auf dem Exerzierplatz, in 16 Minuten rasselten 441 Tonnen Bomben herunter - ′Münster′ könnt ihr auf der Karte ausradieren...“. Knapp eine Woche später, am Abend des Ostermontags, 2. April 1945, wurde Münster von amerikanischen und britischen Truppen kampflos eingenommen.

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in Münster mehr als 1.100 Luftalarme. Bei den zahlreichen Angriffen starben mehr als 1.600 Menschen durch direkte Bombeneinwirkung. Von fast 34.000 Wohnungen im Stadtgebiet blieben nur gut 1.000 unbeschädigt, mehr als 60% waren stark oder komplett zerstört und somit unbrauchbar. Die Infrastruktur brach fast vollständig zusammen: Erhebliche Teile der Wasserrohrleitungen wurden zerstört sowie das Stromnetz zu 85%. Die Gasversorgung war komplett ausgefallen. Straßen waren nicht mehr befahrbar und der öffentliche Personenverkehr komplett verloren. Zerstört wurden auch 24 Schulen sowie ein Großteil der Krankenhäuser, so dass von ursprünglich knapp 7.000 Krankenbetten nur noch ca. 400 zur Verfügung standen. Insgesamt fielen in Münster ca. 2,5 Millionen Tonnen an Schutt und Trümmern an, die beseitigt werden mussten.

Nachkriegszeit

 
Das zerstörte historische Rathaus

Am 28. August 1946 trat die Verordnung Nr. 46 des Alliierten Kontrollrates in Kraft. Damit wurde Preußen aufgelöst und das Land Nordrhein-Westfalen gegründet. Gleichzeitig verlor Münster seinen Status als Provinzialhauptstadt, blieb jedoch Verwaltungssitz des Regierungsbezirks Münster und des Landkreises Münster.

Im Sommer des Jahres 1949 wurden die Durchführungspläne für den Wiederaufbau der Innenstadt erstellt. In den darauffolgenden 1950er Jahren wurden diese dann umgesetzt, wobei das historische Bild, unter anderem die Fassaden am Prinzipalmarkt und die Straßenführung und -breite, weitgehend wiederhergestellt wurde. Dies ist insbesondere der münsterschen Bevölkerung zu verdanken, die sich intensiv für einen originalgetreuen Wiederaufbau und gegen einen modernen Neuaufbau aussprach. Das historische Rathaus wurde, ebenfalls in seinem historischen Aussehen, am 30. Oktober 1958 fertiggestellt. Um den Wiederaufbau zu finanzieren, wurde u.a. eine „Rathauslotterie“ veranstaltet, um die Baukosten für das Rathaus begleichen zu können.

1965 erhielt Münster den ersten Autobahnanschluss an die Autobahn A1 vom Kamener Kreuz her. Seit 1968 besteht eine durchgehende Verbindung bis nach Bremen. Fortan ist dieser Abschnitt der Autobahn A1 auch als Hansalinie bekannt. Im Jahre 1981 wurde der Anschluss an die Autobahn A43 freigegeben. Neben dem Straßenverkehr wurde auch der Luftverkehr ausgebaut. Zusammen mit den Städten Osnabrück und Greven sowie den Landkreisen Münster und Tecklenburg wurde am 27. Mai 1972 der Flughafen Münster-Osnabrück eröffnet. Im Jahr 1986 wird der bis dato als Regionalflughafen eingestufte zu einem internationalen Flughafen heraufgestuft.

 
Gedenktafel zur Eingemeindung von Amelsbüren

Am 29. April 1972 fand in Münster die erste Schwulendemo der Bundesrepublik Deutschland statt. Münster blieb die nächsten Jahre neben Berlin wichtigstes Zentrum der deutschen Schwulen- und Lesbenbewegung.

Im Zuge der Gemeindereform von 1975 wurde der Landkreis Münster zum 1. Januar dieses Jahres aufgelöst. Gleichzeitig wurden Teile des ehemaligen Landkreises in die Stadt Münster eingemeindet. Dabei handelte es sich um die Gemeinden Sankt Mauritz, Handorf, Hiltrup, Amelsbüren, Albachten, Nienberge, Roxel, Angelmodde und Wolbeck. Die Einwohnerzahl stieg dadurch von 200.000 Einwohnern auf 265.000 Einwohner. Die Fläche des Stadtgebietes wuchs dadurch um 228,4 km² auf 302,79 km² an, was circa der dreifachen Fläche des bisherigen Gebietes entsprach.

Im Mai 1987 besuchte Papst Johannes Paul II. als erster Papst Münster. Er sprach auf dem Hindenburgplatz vor dem fürstbischöflichen Schloss sowie auf dem Domplatz und betete am Grab von Kardinal Clemens August Graf von Galen. Der Papst übernachtete eine Nacht im Priesterseminar, wo der Regens seine Wohnung für Johannes Paul räumte. An den Besuch des Papstes erinnert eine in den Boden eingelassene Bronzeplatte vor dem Grab von Galens im münsterschen Dom.

Am 18. Juni 1990 fanden vorbereitende Treffen für die so genannten 2+4 Gespräche im Rathaus statt. Bei diesen Gesprächen, die den Weg zur Wiedervereinigung ebneten, traf der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Hans-Dietrich Genscher, unter anderem in Münster seinen Amtskollegen aus der UdSSR, Eduard Schewardnadse. Genscher wählte einen Treffpunkt, der eine aus der Geschichte rührende, vorwärtsgewandte Symbolik vermitteln sollte. Seine Wahl fiel auf Münster, da dort mit dem Westfälischen Frieden 1648 den deutschen Fürsten und Reichsständen das Recht eingeräumt worden ist, selbst Pakte mit ausländischen Staaten schließen zu dürfen. Ein Bild, das um die Welt ging, zeigt Genscher und Schewardnadse aus dem Goldenen Hahn der Stadt trinkend, dem symbolischen Friedensbecher der Stadt.

Bei der Wahl zum Oberbürgermeister im Jahre 1994 setzte sich Marion Tüns (SPD) gegen die männliche Konkurrenz durch. Fast genau 1200 Jahre nach der Gründung Münsters stand damit zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Stadt.

Am 13. Dezember 1999 wurde die Villa ten Hompel wiedereröffnet. Nachdem in diesem geschichtsträchtigen Gebäude während der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1940 und 1945 die Ordnungspolizei und von 1953 bis 1968 das „Dezernat für Wiedergutmachung für politisch, rassisch und religiös Verfolgte“ untergebracht war, ist sie seit diesem Datum eine Gedenkstätte an den Nationalsozialismus in Deutschland, die eine Auseinandersetzung mit dieser Zeit mittels unterschiedlicher Ausstellungen und Veranstaltungen sowie eigenständigen Recherchen in den Beständen der Bibliothek mit historischer Primär- und wissenschaftlicher Sekundärliteratur ermöglicht.

Am 12. Mai 2002 fand das wohl meistbesuchte Ereignis in Münsters Geschichte statt: Die erste Etappe des Radrennens Giro d’Italia, deren Zielort Münster war, zog bis zu 200.000 Menschen in die Innenstadt. Dabei wurden dreieinhalb Runden durch die historische Innenstadt gefahren, insgesamt 18 Kilometer, unter anderem auch über Kopfsteinpflaster.

Geschichte der städtischen Selbstverwaltung

An der Spitze der Stadt ist schon seit dem Erlangen der Stadtrechte im 12. Jahrhundert ein Gemeinderat nachweisbar. Er bestand aus zwölf kollegialen Schöffen und den Ratsmannen. Vorsteher waren „Schöffenmeister“, später „scheppenmester“ oder „borgemester“. Seit dem 14. Jahrhundert gab es regelmäßig „borgemester“ und „raeth“ beziehungsweise „borgemester“ und „scheppen“. Ab dem 15. Jahrhundert wurde der Rat am ersten Montag in der Fastenzeit, ab 1542 am Dienstag nach dem 17. Januar gewählt. Die Mitgliederzahl des Rates betrug ab 1654 24 Mitglieder, ab 1670 20 Mitglieder und ab 1682 14 Mitglieder. Im Laufe der Geschichte wurde die Ratswahl mehrmals aufgehoben, insbesondere während der Zeit der Wiedertäufer.

Nach Aufhebung des Hochstifts Münster 1802 wurde die Ratswahl zunächst unter preußischer Herrschaft beibehalten, ab 1805 jedoch durch ein berufenes, ständiges Magistratskollegium ersetzt. An der Spitze der Stadt standen danach der Stadtdirektor, zwei Bürgermeister und ein Kämmerer.

Unter napoléonischer Herrschaft wurde ab 1809 die französische Munizipalverfassung mit einem Maire und drei Beigeordneten an der Spitze eingeführt. Nach dem Wiener Kongress kam Münster im Jahre 1815 erneut unter die Herrschaft Preußens und das Stadtoberhaupt hieß wieder Bürgermeister beziehungsweise Oberbürgermeister (endgültig ab 1836 mit der Einführung der preußischen Städteordnung). Der Oberbürgermeister war Vorsitzender des Magistrats, dem noch Beigeordnete und Stadträte angehörten.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister durch die NSDAP eingesetzt. Dies war von 1933 bis zur Einnahme der Stadt durch amerikanische und britische Truppen 1945 Albert Anton Hillebrand. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Militärregierung der Britischen Besatzungszone ihn ab und Major H. S. Jackson übernahm die Amtsgeschäfte, bis eine neue Stadtverwaltung etabliert wurde. Unter seiner Kontrolle wurde Münster zum 317. Military Government Detachment, einer Militärregierung, die sich im Wesentlichen an den Aufbau der deutschen bzw. preußischen Verwaltung orientieren sollte. Erster Oberbürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg wurde am 15. April 1945 Fritz Carl Peus, jedoch nur übergangsweise, bis Mitte Juni Dr. Karl Zuhorn durch die Militärregierung zum amtierenden Oberbürgermeister berufen wurde. Ihm beratend zur Seite stehen sollte ein Beirat aus zwölf bis 14 Männern.

1946 wurde die Kommunalverfassung nach britischem Vorbild eingeführt. Danach gab es einen vom Volk gewählten „Rat der Stadt“, dessen Mitglieder man als „Stadtverordnete“ bezeichnet. Der Rat wählte anfangs aus seiner Mitte den Oberbürgermeister als Vorsitzenden und Repräsentanten der Stadt, welcher ehrenamtlich tätig war. Des Weiteren wählte der Rat ab 1946 ebenfalls einen hauptamtlichen Oberstadtdirektor als Leiter der Stadtverwaltung. 1997 wurde die Doppelspitze in der Stadtverwaltung aufgegeben. Seither gibt es nur noch den hauptamtlichen Oberbürgermeister. Dieser ist Vorsitzender des Rates, Leiter der Stadtverwaltung und Repräsentant der Stadt. Er wurde 1999 erstmals direkt vom Volk gewählt.