Schlacht um Caen

Schlacht des Zweiten Weltkriegs
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Vorlage:Schlacht

Die Schlacht um Caen fand im Jahr 1944, im Verlauf des Zweiten Weltkrieges, statt. Ursprünglich sollte die französische Stadt Caen, eine der größten Städte in der Normandie, und das umliegende Gebiet schon einige Zeit nach bzw. bei der Operation Neptune erobert werden. Nach der erfolgreichen Anlandung an den Stränden der Normandie gelang es den Alliierten jedoch nicht, Caen zu erobern, weshalb mit mehreren Operationen versucht wurde, die Stadt und das Umfeld unter alliierte Kontrolle zu bringen.

Ausgangssituation

 
Karte der Normandie und der Truppenstärken und -bewegungen

Um die Rote Armee zu entlasten, hatte Josef Stalin die Westalliierten zur Eröffnung einer zweiten Front gedrängt, zumal die bereits 1943 erfolgte Landung der Briten und Amerikaner in Italien nicht den gewünschten schnellen Erfolg brachte. Auf der Konferenz von Teheran im November 1943 wurde eine Landung in Nord- und Südfrankreich (Operation Overlord und Anvil) beschlossen.

Bei der Casablanca-Konferenz wurde, in Abwesenheit Stalins, die Gründung eines kombinierten Hauptquartiers, des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force, beschlossen. Die Führung der Supreme Allied Commander sollte zum gegebenen Zeitpunkt Dwight D. Eisenhower übernehmen. Eisenhowers Stabschef wurde, unter der Bezeichnung Chief of Staff to the Supreme Allied Commander, der Lieutenant-General (Generalleutnant) Frederick E. Morgan, der die Planung für die Operation Overlord leiteten sollte. Die Leitung über die Landeeinheiten übernahm Bernard Montgomery. Die Seestreitkräfte sollte Admiral Bertram Home Ramsay befehlen, wohingegen die Luftstreitkräfte von Air Chief Marshall (Luftmarschall) Trafford Leigh-Mallory. Als Hauptziel der Operation wurde festgelegt, die französische Stadt Caen zu erobern. Da es nicht gelang, die Stadt gleich in den ersten Tagen zu nehmen, wurde die Einnahme Ziel mehrerer Operationen.

Verlauf

Die Operation Perch (9. - 14. Juni)

 
Zerstörter Cromwell-Panzer in den Ruinen von Villers-Bocage

Eine Woche nach dem 6. Juni 1944 wurde die 352. Deutsche Infanteriedivision durch die 5. US-Armee zurückgedrängt und entblößte so die Flanke einer deutschen Panzerlehrdivision. Der britische Generalfeldmarschall Bernard Montgomery startete daraufhin die Operation Perch, um die Panzerlehrdivision anzugreifen und die Stadt Villers-Bocage zu erobern.

Am Morgen des 13. Juni 1944 stieß eine sechs Panzer starke Gruppe von PzKpfw VI Tiger unter dem Befehl von Michael Wittmann, die zur Sicherung der Straße N 175 südlich von Caen bei Villers-Bocage unterwegs war, auf eine Panzerkolonne der Briten. Im nachfolgenden Gefecht, das als Schlacht um Villers-Bocage bekannt wurde, verloren die Briten 20 Cromwell-Panzer, vier Sherman Fireflys, eine gewisse Anzahl von Stuarts und über 30 Halbkettenfahrzeuge und Bren Carriers.

 
Britischer Captain (links) mit seinem Cromwell VI und seiner Crew aus der 4. County of London Yeomanry, 7. Britische Panzerdivision, 17. Juni 1944

Nach diesem Vorfall rückten andere deutsche Panzerverbände auf Villers-Bocage zu, verloren aber gegen die nun besser vorbereiteten Alliieten einige Tiger-Panzer. Schlussendlich zogen sich die Alliierten aber gegen Abend zurück und überließen das größtenteils zerstörte Villers-Bocage den Deutschen. Die Deutschen verloren bei diesem Gefecht zehn ihrer ursprünglichen 25 Panzer, die Alliierten 30 Panzer und über 30 leicht gepanzerte Fahrzeuge von ihren anfänglich 200 Fahrzeugen.

Michael Wittmann wurde wegen seiner Aktion bei Villers-Bocage zu Propagandazwecken in heroischer Form dargestellt und von Josef Dietrich für das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern vorgeschlagen, welches ihm Adolf Hitler am 25. Juni 1944 in Berchtesgaden übergab.

Am 14. und 15 Juni 1944 griffen 337 Flugzeuge der Royal Air Force deutsche Truppen und Fahrzeugpositionen bei Aunay-sur-Odon und Évrecy, nahe Caen, an. Diese Angriffe, die aufgrund eines Armeereports, der Details zu deutschen Einheiten und Positionen offenlegte, stattfanden, wurden schnell ausgeführt. Das Wetter war klar und beide Ziele wurden erfolgreich bombardiert, wobei kein britisches Flugzeug abgeschossen wurde.

Die Operation Epsom (25. - 30. Juni)

 
Ein Munitionsfahrzeug der 11. Panzerdivision explodiert, nachdem es während der Operation Epsom, am 26. Juni 1944, von Mörserbeschuss getroffen wurde
 
Soldaten der 7. Seaforth Highlanders, aus der 15. Schottischen Division, rücken während der Operation Epsom am 26. Juni 1944 vor

Caen war bereits beim D-Day Ziel der 2. Britischen Armee. Die Eroberung Caens und dessen Umfeldes hätte es den Alliierten erlaubt, Landebahnen für Nachschubflugzeuge zu bauen. Darüberhinaus wäre die Überquerung des Flusses Orne durch die Einnahme der Stadt und ihrer Brücken erleichtert worden.

Drei Angriffe, die am 26. Juni begannen, durch kanadische und schottische Einheiten des VIII. Britischen Korps, unter Lieutenant-General Miles Dempsey, sollten Caen und das Umland unter alliierte Kontrolle bringen. Dempsey wurden für die Operation 60.000 Truppen, über 700 Geschütze und etwa 600 Panzer zur Verfügung gestellt, von denen die meisten Truppen jedoch wenig Kampferfahrung hatten.

Aufgrund schlechten Wetterverhältnissen und fehlgeschlagenen Vorbereitungsangriffen wurde der Angriff für die Alliierten erschwert. Nachfolgende alliierte Angriffe wurden meistens von SS- und Wehrmachtsverbänden gestoppt. Nach schweren Kämpfen konnten die Alliierten den Hügel 112 erobern und sichern.

Aufgrund des starken deutschen Widerstands konnten die Alliierten bis zum Abend des 30. Juni 1944 zwar lokale Ziele, die Stadt Caen jedoch nicht, erobern. Das VIII. Korps verlor bei den Kämpfen schätzungsweise 4.020 Soldaten

Ein 266 Flugzeuge umfassender Bomberverband der Royal Air Force wurden am 30. Juni 1944 angewiesen, eine Straßenkreuzung bei Villers-Bocage zu bombardieren, um zu verhindern, dass die 2. und 9. Deutsche Panzerdivision selbige passieren und einen Angriff gegen die Alliierten in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli ausführen. Der Befehlshaber des Bomberverbandes gab Anweisung, bis auf 4.000 ft abzusinken, um die Markierungen im Rauch und hochgewirbelten Dreck zu sehen. 1.100 Tonnen Bomben wurden abgeworfen und verhinderten den deutschen Angriff, wobei die Alliierten zwei Flugzeuge verloren.

Die Operation Charnwood (7. - 9. Juli)

 
Sherman-Panzer bei der Operation Charnwood am 8. Juli 1944

Der alliierte Plan sah vor, schwere Bomben einzusetzen, zum einen, um die deutschen Verteidiger zu verängstigen, zum anderen, um Verteidigungsstellungen zu zerstören. Ebenfalls sollte das Bombardement helfen, die Moral der hauptsächlich britischen Truppen zu verbessern.

Nachdem die Alliierten einige Zeit brauchten um sich neu zu ordnen und logistische Anforderungen zu erfüllen, begann die Operation Charnwood am 7. Juli 1944.

 
Ein britischer Soldat hält in den Ruinen Caens Ausschau nach deutschen Scharfschützen, 9. Juli 1944

Die kanadische 1. und britische 2. Armee saßen bei, von Deutschen gehaltenen Dörfern, nördlich von Caen, fest, woraufhin die Alliierten erst planten, am 7. Juli einen Bomberangriff auf die Dörfer zu fliegen, dies aber aufgrund der gefährlichen Nähe zu den eigenen Bodentruppen unterließen. Daraufhin wurde das zu bombardierende Gebiet weiter in Richtung Caen verschoben. 467 Flugzeuge der Alliierten flogen am Abend des 7. Juli, bei klarem Wetter, zum Zielgebiet und warfen etwa 2.276 Bomben ab. Das Bombardement schadete den deutschen Verbänden wenig, umso mehr jedoch den nördlich der Stadt gelegenen Vororten, die größtenteils zerstört wurden. Nachdem es den Deutschen gelang, mit einer FlaK ein alliiertes Flugzeug abzuschießen, stürzten später drei weitere über alliiertem Luftraum ab. Zusätzlich zum Bombardement schoß die Schiffsartillerie von den Stränden usw. aus auf die Stadt.

 
Sherman-Panzer und Panzerabwehrkanone im Stadtzentrum Caens, 10. Juli

Unter den Opfern der Bombardements befanden sich viele französische Zivilisten. Der Einschüchterungseffekt war unwirksam, da der Angriff nicht unmittelbar nach dem Bombardement erfolgte, als die Verteidiger noch abgelenkt bzw. verängstigt waren. Stattdessen fing der Hauptangriff erst am nächsten Morgen, dem 8. Juli 1944, um 4:30 Uhr an. Durch die Bombardierung wurde zudem der Einsatz von Panzern erschwert. Später, als die Stadt eingenommen worden war, wurde festgestellt, dass sich weder deutsche Geschütze, Panzer oder Tote im Zielgebiet befanden.

 
Ein britischer Soldat hilft einer alten Frau nach der Befreiung Caens. Im Hintergrund sind die Ruinen der Stadt zu erkennen

Am Ende des 8. Juli hatten sich die Alliierten bis auf weniger als ein Kilometer vor die Stadt Caen vorgekämpft. Die alliierten Truppen rückten in das nördliche Ende Caens ein wurden aber beim weiteren Vorrücken von Scharfschützen usw. verlangsamt. Um 18:00 Uhr des 9. Juli erreichten erste einheiten jedoch den Fluss Orne in Caen. Pioniere wurden damit beauftragt die Brücken über die Orne zu reparieren und Trümmer aus dem Weg zu räumen. Der Pionier Arthur Wilkes beschrieb den Zustand der Stadt wie folgt: "Mountains of debris towered 20 or 30 foot high [...] the dead lay everywhere." (Deutsch: "Berge von Trümmern, [etwa] 20 oder 30 foot [≈ 6 oder 9,2 m] hoch [...] die Toten lagen überall."). Im Kriegstagebuch des 1. Battalion King's Own Scotish Borderers steht ein Eintrag zum 9. Juli: "The ghostlike houses slowly come to life as civilians began to realize we were entering the town. They came running out with glasses and bottles of wine." (Deutsch: "In den verlassen wirkenden Häuser begann langsam ein Aufleben, als die [französischen] Zivilisten realisierten, dass wir die Stadt eroberten. Sie kamen rennend mit Gläsern und Weinflaschen [aus ihren Häusern] heraus.").

Die Operation Charnwood war ein kleiner taktischer Erfolg für die Alliierten, denn die Stadt war noch immer nicht vollständig in alliierter Hand. Der Nord-West-Teil von Caen wurde erobert, aber der östliche Teil der Stadt, in dem sich auch die Stahlwerke von Collombelles (mit hohen Beobachtungsstellungen) befanden, blieb in deutschen Händen. Strategisch gesehen, war es jedoch ein Erfolg, den die Deutschen vermuteten jetzt, dass der alliierte Hauptangriff im britischen Sektor stattfinden würde, was er jedoch nicht tat. Schlussendlich verhalf diese Täuschung der deutschen Verteidiger, den Alliierten zum Sieg in der Normandie. Viele Einwohner Caens waren tot oder obdachlos.

Die Operation Goodwood (18. - 20. Juli)

Vorbereitung

Bei einem Treffen mit Generalfeldmarschall Bernard Montgomery am 10. Juli 1944, schlug der Kommandeur der 2. Armee, General Miles Dempsey, den Plan zur Operation Goodwood vor. Am selben Tag genehmigte Montgomery auch die Operation Cobra.

Bis Mitte Juli 1944 hatten die Briten 2.250 mittelstarke und 400 leichte Panzer, in drei Panzerdivisionen und zahlreichen unabhängigen Panzerbrigaden, in die Normandie gebracht. Da sich die zweite Armee leisten könnte, Panzer zu verlieren, jedoch keine Soldaten wurde ein Plan erstellt, der vorsah, die deutschen Positionen östlich der Orne und nördlich von Caen zu durchbrechen. Die Operation Goodwood sollte am 18. Juli, zwei Tage vor dem planmäßigen Beginn der amerikanischen Operation Cobra, anlaufen. Die Operation Cobra begann jedoch erst am 25. Juli.

Obwohl erwartet wurde, dass es eine verlustreiche Operation werden würde, glaubte Dempsey, dass die Briten gute Chancen hatten, durchzubrechen. Als Hauptstreitkraft sollten die Panzerdivisionen des VIII. Britischen Korps, unter dem Befehl von General Richard O'Connor, eingesetzt werden. Etwa 700 Geschütze sollten vorher mit ca. 250.000 Schuss den Angriff erleichtern. Die Ziele waren, Bras, Hubert-Folie, Verrieres, Fontenay, Garcelles-Secqueville, Cagny und Vimont zu erobern. Ein weiteres Ziel war, die Deutschen von dem Bourgebus Bergrücken zurückzudrängen. Kanadische Verbände sollten die Ostflanke und britische Infanterie die Westflanke sichern.

Der alliierte Angriffsplan hatte jedoch einige grundlegende Planungsfehler:

 
Ein Sherman fährt am ersten Tag der Operation Goodwood über die "Euston Bridge", eine der wenigen Brücken über die Orne
  • Zum Ersten mussten die drei Panzerdivisionen Wasserhindernisse und ein Minenfeld überwinden, um in ihre Startposition zu gelangen. Der Fluss Orne und der Caen-Kanal verliefen über die britische Front und stellten somit ein Hindernis für das Vorrankommen dar. Sechs kleine Brücken waren vorhanden, um die 8.000 Fahrzeuge, einschließlich der Panzer, der Artillerie, der mechanisierten Infanterie, der Ingenieure und der Nachschubfahrzeuge über die Flüsse zu bringen. Es lag auf der Hand, dass ein Verkehrschaos folgen würde. Dempseys vorgeschlagene Lösung war verhängnisvoll - er beauftragte seinen Korpskommandanten (O'Connor) die Panzer vorfahren zu lassen und alles andere, einschließlich der Infanterie, der Pioniere, der Artillerie auf der anderen Seite zurückzulassen, bis alle Panzer den Fluss überquert hatten. So war das britische "combined-arms-team" ausgeschaltet, bevor die Deutschen einen Schuss abfeuerten.
    Nachdem die Brücken überquert waren, musste ein britisches Minenfeld, das nur Tage vorher durch die 51. Highland Division gelegt worden war, überwunden werden. Das Minenfeld bestand aus einer Mischung aus Antipanzer- und Antipersonenminen. Dieses Hindernis hätte durch massive Pionierunterstützung vor der Schlacht geräumt werden können. Da die Deutschen jedoch das Minenfeld vom, im von den deutschen besetzten Teil Caens befindlichen, Collombelles Stahlwerk aus beobachten können, hätte sie eine groß angelegte Minensäuberung auf den bevorstehenden Angriff aufmerksam gemacht.
 
Artilleriefeuer während des Angriffes
  • Zweitens wurde der Überraschungseffekt vergeben. Die vielen Panzer wurden durch die engen Brücken und das Minenfeld verlangsamt. Hinzu kommt, dass die Artillerie nicht in die nötige Schussreichweite bewegt wurde, um den Angriff zu unterstützen. Durch das Entschlüsseln von alliierten Nachrichten waren die Deutschen seit dem 15. Juli außerdem gut über die Zeit und den Ort des Angriffs informiert und verstärkten daraufhin ihre Verteidigung.
  • Drittens war die 11. Britische Panzerdivison überfordert. Obgleich sie die Einheit war, die den Angriff anführte, hatte die Division auch die Aufgabe, die Dörfer an der Frontlinie zu säubern, nämlich Cuverville und Demouville. Diese sollten dann durch die nachfolgenden Einheiten gesichert werden. Stattdessen griffen die Panzerverbände der Division den Bourgebus Bergrücken an, während die Infanteriebataillone die Dörfer säuberten. Dieses verlangsamte die Angriffe und verhinderte eine sinnvolle Zusammenarbeit.
  • Viertens war die Feuerunterstützung schlecht. Die Artillerieeinheiten blieben westlich der Orne, sodass die deutschen Hauptverteidigungsstellungen beim Bourgebus Bergrücken nicht in ihrem Schussbereich lagen. Außerdem war die Koordination zwischen der Feldartillerie und den Panzern schlecht.

Hinzu kam, dass das Gelände schlecht gewählt worden war. Im Gebiet befanden sich viele kleine Dörfer, in denen jeweils eine kleine deutsche Garnison stationiert war und die außerdem durch Tunnel verbunden waren. Im Angriffsbereich waren außerdem viele Beobachtungsposten, welche die alliierten Fortschritte überwachen konnten. Der Bourgebus Bergrücken war zudem mit zahlreichen deutschen Widerstandsnestern, denen schwere Waffen (Maschinengewehre) zur Verfügung standen, bestückt, die freies Schussfeld hatten.

Ausführung

 
Sherman-Panzer rücken mit aufsitzender Infanterie vor, 18. Juli 1944
 
Britische Infanterieeinheiten haben sich hinter einer Deckung verschanzt, 18. Juli

Am 18. Juli 1944 wurden 942 Flugzeuge der Alliierten damit beauftragt, fünf Dörfer im Bereich östlich von Caen zu bombardieren, um der 2. Britischen Armee die Operation Goodwood zu erleichtern. Die Angriffe fanden bei Dämmerung und bei guten Wetterverhältnissen statt. Vier der Ziele waren durch Pfadfinderflugzeuge zufriedenstellend markiert, bei dem fünften Ziel mussten die Bombermannschaften auf konventionelle Methoden zurückgreifen. Unterstützt von amerikanischen Bombern warfen die Flugzeuge ca. 6.800 Tonnen Bomben über den Dörfern und dem umliegenden Gebiet ab. Zwei deutsche Einheiten, die 16. Felddivision der Luftwaffe und die 21. Deutsche Panzerdivision, traf das Bombardement relativ hart. Die Flugzeuge, flogen in mittlerer Höhe, etwa 5.000 bis 9.000 ft hoch, wurden jedoch von deutschen Bodentruppen beschossen. Insgesamt wurden sechs alliierte Flugzeuge von den Deutschen abgeschossen. Ende des Tages, hatten die Alliierten die Lufthoheit über dem Schlachtfeld inne.

Die deutsche Artillerie auf dem Bourgebus Bergrücken, bei Cagny und bei Emieville wurde jedoch weder durch Luft- oder Artillerieunterstützung geschwächt. Von diesen Orten hatten die Deutschen ein freies Schussfeld auf die alliierten Verbände. Die Pioniere der 51. Highland Division säuberten zwei Nächte vor dem Angriff das Minenfeld, so dass 17 Korridore von der Breite eines Panzers entmint waren.

Die Alliierten errangen anfängliche Siege, kamen jedoch trotz wenig Widerstand langsam voran. Am Mittag hatte die 29. Panzerbrigade der 11. Panzerdivision allerdings schon fast 12.000 Yards (etwa 11 km) erobert.

 
Walisische Soldaten nahe Cagny, 19. Juli 1944

Als die Bahnstrecke Caen-Vimont erreicht worden war, hatten sich die Deutschen von der Bombardierung erholt. Zwölf alliierte Panzer wurden zerstört als eine 8,8-cm-FlaK, die einen Sherman normalerweise mit einem Schuss zerstörte, auf sie feuerte. Die Alliierten rückten langsam vor und überschritten die Bahnlinie um sich dem, von den Deutschen gehaltenen, Bourgebus Bergrücken zu nähern, wo sie auf Verbände der 21. Deutschen Panzerdivision, der 1. SS-Panzerdivision und zahlreiche Geschütze trafen. Für die meiste Zeit des Tages griff nur die 29. Panzerbrigade der 11. Panzerdivision ohne Artillerieunterstützung die deutschen Stellungen an. Die Infanteriebrigade war damit beschäftigt, zwei Dörfer hinter der Panzerbrigade zu säubern. Die restlichen zwei Panzerdivisionen waren noch damit beschäftigt die Brücken oder das Minenfeld zu passieren. Bei Dämmerung kämpfte zusätzlich nur ein Panzerbataillon der 7. Britischen Panzerdivision, während die meisten der restlichen Panzerverbände bis um 10:00 Uhr nachmittags des 18. Juli an der Orne verharren mussten.

Einzelne Panzerbataillone kämpften ohne Unterstützung und nacheinander, anstatt zusammen zu kämpfen, was sich auch auf den Ausgang der Operation auswirkte. Der größte Teil des Geländegewinns wurde am Morgen des 18. Juli erzielt.

Die Deutschen starteten am Nachmittag des 18. Juli einen Gegenangriff der bis zu 20. Juli andauerte.

Auswirkungen

 
Sanitäter am 18. Juli 1944 beim Verartzten Verwundeter während der Operation Goodwood
 
Alliierter Brückenkopf in der Normandie, 6. Juni - 24. Juli 1944

Die Operation ging zum Nachteil der Alliierten aus. Sie verloren schätzungsweise 400 Panzer und ca. 5.500 britische und kanadische Soldaten. Die Deutschen konnten ihre wichtigsten Stellungen mit einem Verlust von 109 Panzern halten, was für sie, im Gegensatz zu den Alliierten hoch war, da sie die Verluste schwer ersetzen konnten. Taktisch gesehen war die Operation eine Niederlage für die Alliierten, strategisch gesehen jedoch erreichte die Operation, dass die Deutschen den alliierten Hauptangriff jetzt noch stärker im britischen Sektor vermuteten.

Durch diese Täuschung hatten es die Amerikaner bei der Operation Cobra leichter, erfolgreich zu sein. Die Deutschen konzentrierten sich im britischen Sektor und rechneten zudem, aufgrund der Operation Fortitude mit einer zweiten, noch größeren Invasion beim Pas-de-Calais.

Die Operation Bluecoat (30. Juli - 7. August)

Montgomery wies den Kommandanten der 2. Britischen Armee, Dempsey, an, im Verlauf der Operation Bluecoat, mit kanadischer Unterstützung, die deutschen Truppen südlich von Caen zu vertreiben, bzw. vom US-amerikanischen Sektor fernzuhalten.

Die Operation startete südlich von Caumont, am 29. Juli 1944. Trotz vorangehendem Artilleriefeuers gelang es den Briten und Kanadiern nicht, einen Durchbruch zu erzielen, da die Deutschen ihre Minenfelder gut platziert hatten und auch ansonsten starken Widerstand leisteten. Erst als Teile der 11. Britischen Panzerdivision einen Zwischenraum in den deutschen Verteidigungslinien lokalisierten, konnten die alliierten Verbände durchbrechen und auf die, für die deutsche Verteidigung wichtige, Stadt Vire vorrücken. Außerdem begannen die Briten, den Mount Pinçon zu umgehen und konnten so einen sechs Meilen breiten Keil zwischen die 7. und 8. Deutsche Armee treiben.

Trotz einiger Niederlagen und Fehlschläge erreichte die am 7. August beendete Operation Bluecoat ihr Hauptziel, nämlich die deutschen Truppen vom US-Sektor fernzuhalten.

Die Operation Totalise (7. - 21. August)

 
Ein alliierter Jeep und Cromwell-Panzer passieren am 8. August, während der Operation Totalise, eine deutsche 8,8-cm-Panzerabwehrkanone

Die Operation Totalise fand am 7. August 1944 statt und wurde durch britische, kanadische und polnische Verbände ausgeführt. Ziel war der Ausbruch aus dem Normandie-Brückenkopf, entlang der Straße Caen-Falaise.

Aufgrund der Operation Bluecoat, die am 20. Juli begonnen hatte, verlegten die Deutschen mehrere Panzer- und andere Truppenverbände, so auch die 12. SS-Panzerdivision in die Gegend von Caen. Dieser Fortschritt durch die Briten hatte einige Panzereinheiten veranlasst sich hauptsächlich auf die 12. SS-Panzerdivision zu verlassen, die den Caenbereich verteidigte. Feldmarschall Montgomery setzte das 2. kanadische Korps, die 51. Highland Division und die 1. Polnische Panzerdivision zur Unterstützung ein, um Richtung Falaise vorzurücken.

Der Plan sah einen Nachtangriff ohne vorangehendes Artilleriefeuer vor. Bombergeschwader sollten zuerst die Flanken angreifen. Zum Zeitpunkt als die alliierten Verbände die Startlinie überschritten, sollte die Artillerie feuern.

Bei der Operation Totalise wurde auf taktische Neuerungen bzw. Veränderungen zurückgegriffen. Nachtangriffe waren immer schwerer als Angriffe am Tag, hatten aber den Vorteil der Überraschung. General Guy Simonds erreichte, dass für die Operation M7 Priest Kangaroo-Panzer, die für besondere Zwecke, beispielsweise als Sanitätspanzer, umgebaut worden waren, erfolgreich eingesetzt wurden.

Obwohl die Alliierten Falaise nicht erreichen konnten, rückten sie 13 Kilometer vor und fügten den Deutschen, die sich für das Unternehmen Lüttich sammelten, schwere Verluste - 560 Tote und 1.600 Verwundete - zu.

Die deutschen Gegenangriffe

Die Deutschen starteten am späten Abend des 6. August 1944 einen Gegenangriff der 7. Armee, geleitet von Generalfeldmarschall Günther von Kluge, das Unternehmen Lüttich, um die Alliierten wieder zurückzuwerfen. Nach anfänglichen Erfolgen gegen die amerikanischen Einheiten, vor allem der 6. US-Panzerdivision, kam der Angriff durch starke alliierte Luftangriffe aber zum Stehen. Vermehrter alliierter Widerstand zwang von Kluge gegen Mitternacht des 8. August den Angriff vorerst auszusetzen. Adolf Hitler befahl aber der 5. Deutschen Panzerarmee, einen erneuten Angriff in südwestliche Richtung zu unternehmen, was für die Alliierten die Chance ergab, sie zwischen Falaise und Argentan, im sogenannten Kessel von Falaise, einzuschliessen.

Nachwirkungen und Gedenken

Der Wiederaufbau des zerstörten Caen dauerte offiziell von 1948 bis 1962. Erstmals war am 6. Juni 2004 mit Gerhard Schröder ein deutscher Bundeskanzler zur Jubiläumsfeier der Invasion eingeladen.

Das Schlachtfeld heute

Um an die Schlacht um Caen und an die Operation Overlord zu gedenken wurden viele Denkmäler errichtet. So beispielsweise an der Straße zur Odon-Brücke, bei Tourmauville, ein Denkmal für die 15. Schottische Division oder auf dem Hügel 112 ein Monument für 53. Walisische Division. Des Weiteren wurde in der nähe des Hill 112 ein neuer Wald geplanzt, der heute als Gedenk-Park dient.

An die Landung in der Normandie, die Schlacht um Caen und den Zweiten Weltkrieg erinnert heute außerdem die Gedenkstätte Mémorial mit dem Friedensmuseum (Musée de la paix) in Caen.

Die alliierten Gefallenen sind auf dem Brouay War Cemetery, dem Banneville-la-Campagne War Cemetery (2.170 Gräber) und dem Bretteville-sur-Laize Canadian War Cemetery (2.957 Gräber) beerdigt.

Spiele

  • Call of Duty 2: Computerspiel des US-amerikanischen Spieleentwicklers Infinity Ward, das 3. November 2005 von Activision veröffentlicht wurde, in dem man als britischen Sergeant John Davis den Angriff Caen nachspielt. (USK: 18)
  • D-Day: In diesem Echtzeit-Taktik-Computerspiel kann der Spieler einige Operationen der Schlacht um Caen nachspielen. Außerdem gibt es Informationen und Level usw. zu anderen Ereignissen rund um den D-Day und den nachfolgenden Aktionen, sprich dem Ausbruch aus der Normandie. (USK: 16)

Literatur

  • Simon Trew: Battle Zone Normandy: Battle for Caen, Sutton, 2005, ISBN 0750930101
  • Henry Maule: Caen: The brutal battle and break-out from Normandy, David & Charles, 1976, ISBN 0715372831
  • Ken Ford: Caen 1944, Osprey Publishing, ISBN 1841766259
  • Ken Ford: D-Day 1944: Sword Beach & British Airborne Landings, Osprey Publishing, ISBN 1841763667
  • Ken Ford: Falaise 1944: Death of an Army, Osprey Publishing, ISBN 1841766267
  • Chris Going, Alun Jones: D-Day: The Lost Evidence (Above the Battle), Crecy Publishing, 2004, ISBN 0859790975
  • Stephen Badsey: Normandy, 1944, Osprey Publishing, ISBN 0850459214
  • Anthony Hall: Operation Overlord---D-Day---: Operation Overlord, Zenith Imprint, ISBN 0760316074
  • Jane Penrose: The D-Day Companion: Leading Historians Explore History's Greatest Amphibious Assault, Osprey Publishing, ISBN 1841767794
  • Russell Hart, Stephen Hart: The Second World War (6): Northwest Europe 1944-1945, Osprey Publishing, ISBN 1841763845
  • Ian Daglish: Operation Bluecoat (Battleground Europe S.), Pen and Sword Books Ltd., 2003, ISBN 0850529123
  • Ian Daglish: Operation Goodwood: Battleground, Leo Cooper Ltd., 2004, ISBN 1844150305
  • Tim Saunders: Operation Epsom (Battleground Europe S.), Pen and Sword Books Ltd., 2003, ISBN 0850529549
  • Eric Hunt: Mont Pinçon, Pen and Sword Books Ltd., ISBN 0850529441
  • Tim Saunders: Hill 112, Pen and Sword Books Ltd., ISBN 0850527376
Commons: Battle for Caen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


Vorlage:Invasion in der Normandie (1944)