Russland

Staat in Osteuropa und Nordasien
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Russland (russisch Россия Aussprache/?, Transkription Rossija; beziehungsweise amtlich Russische Föderation oder seltener Russländische Föderation, russisch Российская Федерация, Aussprache/?/Transkription Rossijskaja Federazija) ist ein föderativer Staat im nordöstlichen Eurasien. Russland ist flächenmäßig der größte Staat der Erde und zählt knapp 143 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt und Kernzelle des russischen Staates ist Moskau. Russlands heutiger Herrschaftsbereich entwickelte sich aus einem relativ kleinen Kerngebiet zum Weltreich. Mit dieser Expansion wurde Russland aber aus einem ethnisch homogenen Land zum Vielvölkerstaat, mit mehr als einhundert indigenen Ethnien, wobei ethnische Russen etwa 80 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die geographische Brückenlage Russlands zwischen Europa und Asien wirkte sich fundamental auf die Entwicklung Russlands aus und wurde zu einem zentralen Thema in der Diskussion um das nationale Selbstverständnis.

Die Russische Föderation ist „Fortsetzerstaat[5] der Sowjetunion in internationalen Organisationen, Atommacht und ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrates. Historisch knüpft die Russische Föderation an die Zeit vor der Oktoberrevolution an. Allerdings entsprechen die Grenzen Russlands nicht denen des Kaiserreichs vor 1917, sondern denen des ethnisch relativ einheitlichen russischen Zarentums im 17. Jahrhundert.

Das Land gilt nach der partiellen Erholung von der postkommunistischen Transformationskrise in den 1990ern insbesondere wegen des Reichtums an natürlichen Ressourcen als wichtige Industrienation und wurde deshalb als Mitglied in die wirtschaftspolitische G8 aufgenommen.[6]

Geographie

Auf dem Gebiet Russlands, das mit 17,075 Millionen Quadratkilometern mit Abstand das größte Land der Erde ist, befinden sich einige der längsten Flüsse sowie der älteste und tiefste Binnensee der Welt (Baikalsee); auch verfügt es über das größte Süßwasservorkommen der Welt (Ladoga- und Baikalsee). Bis auf die Tropen sind alle Klimazonen vertreten. Russland umfasst elf Prozent der Weltlandfläche, das entspricht in etwa der Fläche Australiens und Europas zusammen. Von Westen nach Osten erstreckt sich Russland auf einer Gesamtlänge von 9000 Kilometer, von 19° östlicher bis 169° westlicher Länge über zwei Kontinente. Auf Asien entfallen 75 Prozent der Landfläche, auf Europa 25 Prozent. Von Norden nach Süden beträgt die Ausdehnung bis zu 4000 Kilometer, vom 48. bis zum 81. Grad nördlicher Breite.

Wenn man die Reliefstruktur und die Flusssysteme Russlands miteinander vergleicht, so entsteht ein Gitternetz aus breitenparallel verlaufenden Wasserscheiden bzw. dem Steppengürtel im Süden und den meridional ausgerichteten Stromwegen heraus.

Lage und Grenzen

 
Rechts im Bild die Festung Iwangorod (Russland), links auf der anderen Seite der Narva die Hermannsfeste (Estland). Hier verläuft zugleich auch die Ostgrenze der Europäischen Union.

Russland hat neben der Volksrepublik China mit jeweils 14 die größte Anzahl von Nachbarstaaten mit einer gemeinsamen Landgrenze. Die Gesamtlänge der Landesgrenzen beträgt 20.017 Kilometer. Russland grenzt des Weiteren an fünf Meere, wobei die Küstenlinie 37.653 Kilometer umfasst. Das russische Kernland grenzt an die Staaten Norwegen (196 Kilometer) und Finnland (1.340 Kilometer), gefolgt von einem kurzen Küstenstreifen zur Ostsee. Danach teilt sich Russland eine Grenze mit den baltischen Ländern Estland (334 Kilometer) und Lettland (217 Kilometer), weiter südlich gefolgt von Weißrussland (959 Kilometer) und der Ukraine (1.576 Kilometer). Das Schwarze Meer trennt die europäischen Grenzen Russlands von den asiatischen. Im Kaukasus grenzen Georgien (723 Kilometer) und Aserbaidschan (284 Kilometer) an. Es folgt ein Küstenstreifen am Kaspischen Meer und eine lange gemeinsame Grenze mit Kasachstan (6.846 Kilometer). In Ostasien grenzt Russland erstmals an die Volksrepublik China (etwa 40 Kilometer) und dann an die Mongolei (3.485 Kilometer). Danach trifft das russische Hoheitsgebiet zum zweiten Mal mit chinesischem zusammen (3.605 Kilometer). Mit Nordkorea (19 Kilometer) besteht die letzte Landverbindung zu einem anderen Staat. Danach folgen die Küstenlinien zum Japanischen Meer, dem Ochotskischen Meer, zum Pazifischen Ozean und schließlich zur Beringsee. Über die nur etwa 85 Kilometer schmale und 30 bis 50 Meter tiefe Beringstraße ist Russland im äußersten Osten von Alaska getrennt. Die inmitten der Beringstraße befindliche russische Große Diomedes-Insel liegt nur vier Kilometer von der US-amerikanischen Kleinen Diomedes-Insel entfernt. Der gesamte nördliche Teil des Landes grenzt an den Arktischen Ozean. Dort liegen verschiedene zu Russland gehörende Inseln, als nördlichste Franz-Josef-Land. Russland betrachtet zudem noch weitere Gebiete der Arktischen Ozeans und der Eisfläche als Teil seines Hoheitsgebietes. Neben dem Kernland besitzt Russland noch eine Exklave, den nördlichen Teil des ehemaligen Ostpreußens, die heutige Oblast Kaliningrad. Das Gebiet, über welches 1945 die Sowjetunion die territoriale Souveränität beanspruchte, grenzt an Litauen (227 Kilometer) und Polen (206 Kilometer).

Das Land ist in neun Zeitzonen eingeteilt (von UTC+3 bis UTC+12). Mit der Abschaffung der Zeitumstellung im Jahr 2011 gilt in Russland ganzjährig die Sommerzeit.

Großlandschaften und Relief

 
Großlandschaften und wichtigste Flüsse Sibiriens
 
Mittelrussischer Landrücken in der Osteuropäischen Ebene, nahe Saraisk
 
Landschaftsbild in der Oblast Belgorod

Russland umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Naturräume, die vielfältige Potenziale, aber auch sehr verschiedenartige Nutzungen aufweisen. Russland gliedert sich geografisch betrachtet hauptsächlich in die neun Großlandschaften (etwa in West-Ost-Richtung):

  • Die Osteuropäische Ebene nimmt den größten Teil des europäischen Russlands ein. Es besteht aus weiten Niederungen, die von schwach gegliederten Höhenrücken unterbrochen werden. Nur wenige Erhebungen erreichen Höhen von mehr als 300 Metern. In Karelien und auf der Halbinsel Kola, die geologisch zum Baltischen Schild gehören, ist das Relief im Norden differenzierter. Dort wird in den Chibinen der zentralen Kola-Halbinsel eine maximale Höhe von 1191 Metern erreicht. Im Süden geht das Osteuropäische Tiefland in die unterhalb des Meeresspiegels gelegene Kaspische Senke über. Während der letzten Eiszeit entstand eine Kette von Endmoränen, die vom Grenzgebiet zu Weißrussland aus nach Osten und nördlich von Moskau zur arktischen Küste westlich des Flusses Petschora verläuft. Die Region nördlich davon besteht aus vielen Seen und Sümpfen.
  • Westsibirisches Tiefland – Östlich des Uralgebirges setzt sich bis zum Jenissei die weit gespannte Ebene im westsibirischen Tiefland fort. Dieses überaus flache Gebiet wird von weiträumigen Sumpflandschaften eingenommen.
  • Das Nordsibirische Tiefland schließt sich nördlich des Mittelsibirischen Berglands an, das nach Norden zur Taimyr-Halbinsel bis südlich des Arktischen Ozeans ansteigt.
  • Östlich des Jenissei erstreckt sich bis zur Lena das wellige Mittelsibirische Bergland mit durchschnittlichen Höhen zwischen 500 und 700 Metern. Im Nordwesten dieser Region erhebt sich das Putoranagebirge, das eine maximale Höhe von 1701 Metern erreicht. Flüsse prägten die Gestalt der Landschaft, an einigen Stellen haben sich tiefe Canyons eingeschnitten.
  • Im Süden von Mittel- und Ostsibirien setzen sich weitere Gebirgszüge ostwärts bis zum Pazifischen Ozean fort (Südsibirische Gebirge). Dazu gehören Altai, Sajangebirge, Jablonowygebirge, Stanowoigebirge und Dschugdschur.
  • Die Mitteljakutische Niederung umfasst vor allem die Unterlaufstäler von Lena und Wiljui, aber auch das untere Aldantal. Die etwa 1 Million km² umfassende Niederung wird im Westen vom Mittelsibirischen Bergland begrenzt und im Osten vom Ostsibirischen Bergland.
  • Östlich von Lena und Aldan schließt sich das Ostsibirische Bergland an, das aus verzweigten Gebirgsketten besteht. Die höheren Gebirge in dieser Region, wie das Werchojansker Gebirge, das Tscherskigebirge und das Kolymagebirge, erreichen Höhen zwischen etwa 2300 und 3200 Metern. Auf der Halbinsel Kamtschatka gibt es etwa 160 Vulkane. Die vulkanische Gebirgskette von Kamtschatka setzt sich im Süden auf den Kurilen fort. Dort gibt es rund 100 Vulkane.
  • Ostsibirisches Tiefland – südlich der Ostsibirischen See erschließt sich das weitläufige Tiefland, das sich ausschließlich nördlich des Polarkreises befindet. Die Landschaft umfasst die Unterläufe der Flüsse Jana, Indigirka und Kolyma. Der westliche Teil ist das Jana-Indigirka-Tiefland, der östliche das Kolyma-Tiefland. Im Westen, Süden und Osten grenzt das ostsibirische Tiefland an das Ostsibirische Bergland.

Flüsse und Seen

 
Der Fluss Katun im Altaigebirge

Mit 120.000 Flüssen und Strömen und fast zwei Millionen Seen ist Russland sehr wasserreich. Der Waldgürtel, der zwei Drittel der Fläche einnimmt, wirkt zusammen mit dem Niederschlagsüberschuss als riesiger Wasserspeicher, der ein ganzes Netz an Wasserläufen speist. Der Nordrussische Landrücken als seine Verlängerung gegen den Ural hin bildet die Wasserscheide zwischen Wolgabecken und Weißem Meer bzw. Barentssee im Norden. Dies hat zur Folge, dass es keine durchlaufenden Wasserwege gibt, welche die nördlichen mit den südlichen Randmeeren verbinden. Im europäischen Teil Russlands ist der wichtigste Fluss die Wolga. Sie ist der längste Fluss Europas und verläuft ausschließlich in Russland. Zusammen mit ihren beiden Nebenflüssen Kama und Oka entwässert sie einen großen Teil der Osteuropäischen Ebene nach 3534 Kilometern zum Kaspischen Meer im Südosten. Als Wasserweg erfährt die Wolga besondere Bedeutung, da sie Nordeuropa mit Zentralasien verbindet. Eine große Bedeutung für die slawischen Staaten besitzt auch der Dnepr (auch Dnjepr genannt). Der Strom entsteht westlich von Moskau und fließt anschließend durch Weißrussland und die Ukraine, wo er ins Schwarze Meer mündet. Über den Dnepr-Bug-Kanal ist er mit dem polnischen Fluss Bug und mit Weichsel und Memel verbunden, was den Dnepr zu einer wichtigen Wasserstraße macht. Die längsten Flüsse Russlands liegen in Sibirien und dem fernöstlichen Russland. Der Ob entspringt im südsibirischen Altai und ist eine wichtige regionale Wasserstraße. Der Fluss ist rund 3680 Kilometer lang und bildet zusammen mit dem Irtysch, die beide in das Nordpolarmeer münden mit einer Gesamtlänge von 5642 Kilometern das längste Flusssystem Asiens. Die rund 4400 Kilometer lange Lena fließt zunächst in nordöstliche Richtung, biegt nach dem Einmünden des Aldan nach Norden und mündet in einem ausgedehnten Delta in die Laptewsee. Der fünftlängste Fluss, der Jenissei, fließt aus der Mongolei nach Norden durch Ostsibirien und mündet ins Nordpolarmeer. Sein Hauptzufluss, der Angara, stellt den einzigen Abfluss des Baikalsees dar. Der Jenissei führt dem Nordpolarmeer jährlich mehr als 620 Kubikkilometer Wasser zu. Damit verzeichnet er die höchste Durchflussmenge aller russischen Flüsse. Weitere wichtige Flüsse, die in das Nordpolarmeer münden, sind Petschora, Nördliche Dwina, Kolyma und Indigirka.

Das zweitgrößte Flusssystem besteht aus Amur, Schilka und Onon. Es hat eine Gesamtlänge von etwa 4400 Kilometern und führt vom Norden der Mongolei in östlicher Richtung entlang der chinesischen Grenze zur Pazifikküste. Die Flüsse Amur und Anadyr sind die größten Flüsse, die in den Pazifischen Ozean fließen. Viele andere Ströme sind als Verkehrswege und als Energiequellen bedeutend, oder sie dienen in trockenen Regionen der Bewässerung. Der Don nimmt dabei eine herausragende Stellung ein. Er liegt im bevölkerungsreichen Osteuropäischen Tiefland und entwässert nach Süden in das Asowsche Meer. Andere wichtige Flüsse sind Moskwa, Selenga, Tobol, Steinige Tunguska, Untere Tunguska, Ural, Ussuri und viele mehr.

In Russland gibt es, besonders im ehemals vergletscherten nordwestlichen Teil des Landes, viele natürliche Seen. Das Kaspische Meer ist mit 386.400 Quadratkilometern der weltgrößte Binnensee. Der Seespiegel des Salzwassersees befindet sich etwa 28 Meter unterhalb des Meeresniveaus. Da das Kaspische Meer keinen Abfluss hat, entweicht Wasser nur durch Verdunstung, wodurch es bei dem hier herrschenden trockenen Klima zur Auskristallisation von Salzen kommt. Der Baikalsee hat als ältester Süßwassersee eine Tiefe von 1637 Metern, womit er zugleich auch das tiefste Süßwasserreservoir weltweit (ca. 1/5 aller Süßwasserreserven) ist. Weitere wichtige und große Seen sind Ladogasee (größter Binnensee Europas), Onegasee und Taimyrsee. Sie liegen in der Karelischen Seenplatte im Nordwesten des europäischen Teiles von Russland.

Gebirge und Berge

 
Blick auf den Elbrus, den höchsten Berg Russlands

40 Prozent der Fläche Russlands ist von Gebirgen überzogen. Dabei bildet der Ural die Trennlinie zwischen dem europäischen und asiatischen Teil des Landes. Die höchsten Gebirge in Russland sind: Altai, Baikalgebirge, Chibinen, Kaukasus, Kolymagebirge, Putoranagebirge, Sajangebirge, Stanowoigebirge, Stanowoihochland, Tannu-ola-Gebirge, Tscherskigebirge, Ural, Werchojansker Gebirge. Der höchste Berg in Russland ist der Elbrus (5642 Meter) im Kaukasus. Es folgen der Kasbek mit 5047 Meter und der Kljutschewskaja Sopka mit 4750 Meter.

Naturschutzgebiete

Russland, besitzt ein ausgeprägtes Naturschutzsystem mit einer langen Tradition. Zu den klassischen russischen Schutzgebietskategorien wie den streng geschützten Sapowedniki oder den Sakasniki kamen seit den 1980er Jahren die nach internationalen Kriterien errichteten Nationalparks und andere internationale Schutzgebietsklassen hinzu. Russland besitzt flächenmäßig eines der größten Schutzgebietssysteme der Welt.

  • Sapowedniki (streng geschützte Gebiete): Ist die wichtigste nationale Schutzgebietskategorie in Russland, die international zur höchstmöglichen Schutzgebietskategorie gehört. In ihnen darf keinerlei Nutzung und keine menschliche Beeinflussung der natürlichen Prozesse erfolgen. Daher ist das Betreten der Kernzone eines Sapowedniks durch Besucher verboten, wobei es für Wissenschaftler in beschränktem Umfang Ausnahmegenehmigungen gibt. Derzeit gibt es 100 von diesen Totalreservaten in Russland, die in ihrer Fläche von 2,31 Quadratkilometer bis 4.169 km² reichen und insgesamt 27.000 km² umfassen.
  • Sakasniki (Wildschutzgebiete): Hierbei handelt es sich um Gebiete die bis zu 6.000 km² Fläche umfassen, in denen Beschränkungen für die wirtschaftliche Nutzung gelten. Sie dienen als Landschaftsreservate dem Schutz und der Regeneration natürlicher Ökosysteme, dem Schutz von seltenen Tier- und Pflanzenarten, von Fossilienfundstellen oder auch dem Schutz hydrologisch, bzw. geologisch bedeutender Stätten. Insgesamt gibt es etwa 3000 Sakasniki in Russland mit einer Gesamtfläche von etwa 78.000 km².
  • Nationalparks in Russland: Erst seit Anfang der 1980er Jahre gibt es in Russland auch die in anderen Ländern schon länger bekannte Schutzgebietskategorie der Nationalparks. Diese besitzen einen geringeren Schutzstatus als die Sapowedniki und dienen außer dem Schutz von Natur- und Kulturschätzen auch der Forschung und Bildung sowie dem kontrollierten Tourismus. Derzeit gibt es 35 Nationalparks in Russland, die in ihrer Fläche von sieben km² bis 18.900 km² reichen und insgesamt 90.000 km² des gesamten Staatsgebietes umfassen.
 
Urwälder von Komi

Städte

 
Die Innenstadt von Jekaterinburg
 
Stadtzentrum und das „Goldene Horn“ (Solotoi Rog), die Hafenbucht von Wladiwostok an der Pazifikküste

Im Westen liegen die ältesten Städte Russlands, Ortschaften, deren Gründung in eine vorhistorische Zeit fällt. Darunter fallen russische Großstädte wie Pskow (seit 903 bekannt) und Nowgorod (seit 859 bekannt) die zu den größten europäischen Zentren zählten. Die Städte im Zentrum Russlands um Moskau, den eigentlichen Kern des Landes, wurden im 11. und 12. Jahrhundert von slawischen Siedlern gegründet. In dieser Zeit entstanden Moskau, Jaroslawl, Twer, Wladimir, Wologda, Kirow, Tula, Kursk, Kostroma, Rjasan und etwas später Nischni Nowgorod. Aufgrund der Landesgröße war eine Vielzahl großer Städte als Stützpunkte notwendig. Mit der Eroberung Kasans und Astrachans zur Mitte des 16. Jahrhunderts folgte durch die Russische Kolonisation die Gründung weiterer Städte im Osten, Südosten und Süden. So wurden in der Folgezeit Grenzfestungen wie das heutige Woronesch und Orjol gegen die Krimtataren gegründet. An der Wolga entstanden Samara, Simbirsk und Zarizyn. Ungefähr in dieselbe Zeit fällt die Gründung der weiter östlich in Sibirien gelegenen Städte Perm, Ufa, Tobolsk, Tomsk und Irkutsk. Mit dem Niedergang der Krimtataren und dem weiteren Vorstoßen Russlands in den Kaukasus gründeten sich im 18. Jahrhundert neue Siedlungen. 1793 wurde Krasnodar, 1784 Stawropol, 1805 Nowotscherkassk, 1776 Stawropol.

Trotz der Gründungen behielten große Teilräume ihren ländlichen Charakter. Der Bauer gehörte einem Mir (Bauerngemeinde) an. Städte stellten außerhalb der Agglomerationen isolierte Erscheinungen dar und bildeten ein nur weitmaschiges Netz. Bis 1712 fungierte Moskau als Hauptstadt und wurde dann nach dem Willen Peters I. vom 1703 neugegründeten Sankt Petersburg abgelöst, um 1918 wieder offiziell den Status der Hauptstadt anzunehmen. Im 19. Jahrhundert war sogar häufig von den beiden Hauptstädten die Rede. Die Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts bildete in allen Landesteilen einen bedeutenden Impuls für die nachfolgende Urbanisierung. Sie führte zur Entstehung zahlreicher neuer Städte und zum raschen Wachstum alter Städte. Viele russische Städte entstanden als Folge einer administrativen Umstrukturierung mehrerer benachbarten Dorfsiedlungen zu einer Stadtsiedlung. Neugründungen von Städten und Stadterhebungen sind bis heute ein Charakteristikum der russischen Urbanisierung.

Mehr als die Hälfte aller russischen Städte ist erst in den letzten 90 Jahren, besonders in den 1960ern gegründet worden. Deshalb gibt es unter den 160 russischen Großstädten, in denen die Hälfte der russischen Bevölkerung lebt, viele neue Städte (etwa ein Viertel). Die russischen Großstädte sind in erster Linie Industrie- und Verwaltungszentren, besitzen aber auch andere hochrangige Funktionen. Beispiele neuer Großstädte sind Magnitogorsk, Nowokusnezk oder Bratsk, zu den gewachsenen zählen unter anderem Samara und Tambow.

Zu Zeiten der Sowjetunion wurde die städtische Entwicklung zentral geplant und gesteuert. Es herrschte der Typus der Sozialistischen Stadt vor. Dazu zählt beispielsweise die Herausbildung neuer Stadttypen, etwa der Hauptstädte kleiner nationaler Republiken (u. a. Tscheboksary, Naltschik) oder der Wissenschaftsstädte (z. B. Dubna). Die in der Sowjetzeit betriebene massive Verstädterungspolitik führte dazu, dass heute 73 Prozent der Bevölkerung in städtischen Siedlungen leben. Aus den politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen in Russland der 1990er Jahre gingen die Städte als eigenständige und selbstverantwortliche kommunale Einheiten hervor. Dazu erhielten sie lokale und regionale Steuerungsinstanzen. Mit den neuen Staatsgrenzen brachen aber auch stark arbeitsteilig organisierte, spezialisierte Produktions- und Distributionsabläufe zusammen. Viele Städte waren plötzlich von den bisherigen Netzwerken abgeschnitten. Früher zentral gelegene Städte stellten plötzlich Grenzstädte dar und waren geopolitisch peripher gelegen. Dadurch veränderten sich grundlegend die funktionale Struktur und die wirtschaftliche Entwicklungsbasis der russischen Städte und führte zu einer Verschiebungen im Städtesystem Russlands, mit Auf- und Absteigern. Zu den Gewinnern der Transformation gehören bisher vor allem die Metropolen, allen voran Moskau. Wegen des fehlenden Kapitals zur Gewinnung und Transport von Rohstoffen unter extremen Bedingungen gerieten viele Bergbaustädte des Nordens in eine Überlebenskrise.

 
Moskau, die Hauptstadt Russlands und größte Stadt Europas

Die 10 größten Städte Russlands (ehemalige Namen aus sowjetischer Zeit in Klammern):

  1. MoskauZentralrussland (10,51 Millionen Einwohner)
  2. Sankt Petersburg (Leningrad)Nordwestrussland (4,58 Millionen Einwohner)
  3. NowosibirskSibirien (1,40 Millionen Einwohner)
  4. Jekaterinburg (Swerdlowsk)Ural (1,33 Millionen Einwohner)
  5. Nischni Nowgorod (Gorki)Wolga (1,27 Millionen Einwohner)
  6. Samara (Kuibyschew)Wolga (1,13 Millionen Einwohner)
  7. KasanWolga (1,13 Millionen Einwohner)
  8. OmskSibirien (1,13 Millionen Einwohner)
  9. TscheljabinskUral (1,09 Millionen Einwohner)
  10. Rostow am DonSüdrussland (1,04 Millionen Einwohner)

Für weitere Städte siehe Liste der Städte in Russland.

Klima- und Vegetationszonen

 
Alle Vegetationszonen auf einen Blick:
  • Kältewüste
  • Tundrazone
  • Taiga
  • Mischwald
  • Steppe
  • Große Teile des Landes sind vom Kontinentalklima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern geprägt. Je weiter man in Richtung Osten des Landes reist, desto deutlicher spürt man die prägenden Temperaturen zu den verschiedenen Jahreszeiten, das heißt, der Sommer ist extrem heiß und die Temperaturen in den Wintermonaten mitunter eisig kalt. Kaum ein anderes Land bietet solche Temperaturunterschiede wie Russland. Die südliche Hälfte des Fernen Ostens hat Monsunklima. Die Durchschnitts-Januartemperatur liegen mit Ausnahme der Schwarzmeerküste überall unter dem Gefrierpunkt. In Ostsibirien sinken sie bis auf −35 bis −50 °C ab. Die Temperaturen sind aber leichter auszuhalten, da das Wetter im Winter trocken ist. Die Sommertemperaturen sind sehr unterschiedlich. Die Durchschnittstemperaturen im hohen Norden liegen bei +1 bis +2 °C, in den Halbsteppen und Steppengebieten des Südens hingegen +24 bis +25 °C.

    Die Klima- und Ökozonen verlaufen in Russland weitgehend breitenkreisparallel, so dass eine Nord-Süd-Abfolge entsteht:

    Im Nordpolarmeer herrscht die lebensfeindliche Kältewüste. Dies betrifft unter anderen den nördlichen Teil der Taimyrhalbinsel und die Inseln im Nordpolarmeer. Es herrscht ein ausgeprägtes Eisklima in der es kaum Pflanzen gibt. In dieser Zone gibt es nur wenige ständige Siedlungen. Die Durchschnittstemperaturen steigen nur in drei Monaten knapp über den Gefrierpunkt und in den kältesten Monaten Januar und Februar erreichen sie bis −30 °C. Die jährlichen Niederschlagsmengen in Form von Schnee steigen selten über 250 mm.

    Beginnend vom nördlichsten Eurasischen Festland schließt sich ein baumloser und durch Permafrost gekennzeichneter Landschaftsgürtel an, der eine Nord-Süd-Ausdehnung zwischen 200 und 800 Kilometer besitzt und sich bis zum Polarkreis, im Mittelsibirischen Bergland bis 70° nördlicher Breite erstreckt. Die Küstenlandschaft im Norden ist mit Ausnahme der Bucht um das Weiße Meer von der Tundra geprägt. Die Sommer sind dort zu kurz und zu kühl, als dass sich Wald ausbilden könnte. Die Durchschnittstemperaturen liegen nur vier bis fünf Monate pro Jahr über dem Gefrierpunkt, wobei die wärmsten Monate in den Randgebieten ein Mittel über 10 °C aufweisen. Daher taut auch der Boden nur an der Oberfläche auf, sodass sich die reichlichen Niederschläge auf dem gefrorenen Unterboden stauen und die Tundra im Sommer in ein Meer von Sümpfen und Mooren mit einer Vegetation aus Flechten, Gräsern und Zwergsträuchern verwandeln. Landwirtschaft ist nicht möglich, nur die indigenen Rentiernomaden finden dort ihr Auskommen. Daher gibt es nur wenige menschliche Siedlungen. Weiter südwärts der Kältesteppe beginnen Fichten zunächst einzeln zu wachsen, um dann zusammen mit Moor-Birken und Espen von Sümpfen durchsetzte Waldtundra zu bilden. An ihrem Südgrenze geht die Waldtundra dann fließend in die Waldzone über.

     
    Taiga bei Krasnojarsk

    Diese 1000 bis 2000 Kilometer breite Zone verläuft nördlich entlang der Linie St. Petersburg–Ufa–IrkutskSachalin und bildet die boreale Zone bzw. die Taiga. Die Waldzone durchzieht ganz Nordeurasien. Wegen dieser gewaltigen Ausdehnung gliedert sie sich in mehrere breitenparallelen Unterzonen: in den der Fläche nach weitaus dominierenden Nadelwaldgürtel, der Taiga im Norden und in den Mischwaldgürtel, der sich nur im europäischen Russland südlich daran anschließt. Die Taiga ihrerseits bildet drei breitenparallel hintereinander geschaltete Unterzonen.

    • Westlich des Urals besteht die nördliche Taiga aus niedrigen Fichtenwäldern mit vereinzelten Birken. Nur in Karelien herrscht die Kiefer vor.
    • Die mittlere Taiga bildet dunkle Fichtenwälder mit Einschlüssen von Birken, nach Süden hin zunehmend auch Kiefern, sowie ersten Vorboten von Laubhölzern wie der Winterlinde. Geringe Fruchtbarkeit des Bodens und Artenarmut der Vegetation macht diese Landschaft für eine Landwirtschaft ungeeignet.
    • Die südliche Taiga, zeichnet sich durch einen hohen Anteil von Laubhölzern am Unterwuchs aus, bedingt durch ergiebigere Böden. Die Taiga Sibiriens ist durch lichte Wälder, bestehend aus Sibirischen Lärchen, Fichten und Zirbelkiefern gekennzeichnet.

    Die Waldzone ist durch kontinentales Klima mit einem starken Temperaturgefälle zwischen heißen Sommern und kalten Wintern geprägt. Die mittlere Jahrestemperatur nimmt vom Westen nach Osten deutlich ab. In Pskow beträgt sie noch 5,1 °C, sinkt aber bis zum Ural auf 2,3 °C ab und erreicht im westsibirischen Tomsk nur noch 0,1 °C. Im ostsibirischen Jakutsk liegt sie dann bei −10 °C. Die niedrigen Jahresmittel sind auf den langen und sehr kalten Winter in Sibirien zurückzuführen. Dagegen entsprechen die durchschnittlichen Sommertemperaturen dem mitteleuropäischen Mittel.

     
    Iwan Schischkins Gemälde Der Roggen zeigt die Waldsteppe in der zentralen Schwarzerde-Region

    In den von den kühlgemäßigten Klimaten beherrschten Gebieten die sich der Taiga südlich anschließen wächst sommergrüner Laub- und Mischwald. Diese Zone verläuft im europäischen Russland innerhalb des Dreiecks St. Petersburg–Odessa–Ufa, außerdem in Westsibirien in einem Streifen von Tscheljabinsk bis Krasnojarsk und im Amur-Gebiet. Die Mischwaldzone verläuft damit in einem nach Osten hin sich verjüngenden Dreieck von den mittleren Karpaten und von der baltischen Küste bis an den Südural. Die Vegetation besteht aus Fichten, Kiefern und Eichen, die weiter südwärts in reinen Laubwald übergeht. Leithölzer bilden dort die Eiche und in der Westukraine Buche und Hainbuche. Kiefern wachsen wie auch im Mischwaldbereich am besten in sandigen Senken wie im Pripjetbecken. Östlich des Urals gibt es aus klimatischen Gründen keinen Mischwald. Stattdessen leiten in Westsibirien Birkenhaine unmittelbar von der Taiga in die Waldsteppe über. Der Mischwald tritt dann wieder im Fernen Osten auf. Die Mischwaldzone bietet für die Landwirtschaft im Allgemeinen akzeptable, die Laubwaldzone gute Existenzbedingungen.

     
    Blick auf Sotschi am Schwarzen Meer in der Subtropischen Hartlaubwaldzone.

    Weiter südlich folgt ein Steppengürtel, der am Unterlauf von Don und Wolga, Nordkaukasus, Kaspische Senke, Tuwa verläuft. Der Steppengürtel untergliedert sich im Norden in die Waldsteppe und im Süden in die eigentliche Steppe. Der Wald löst sich von Norden nach Süden in Inseln auf und verschwindet schließlich fast ganz. Das hängt mit dem nach Südosten abnehmenden Niederschlag bei gleichzeitig wachsender Verdunstungsintensität zusammen. Außer in Flusstälern (als Auwald) oder in Senken mit günstigen Grundwasserverhältnissen reicht das im Lössboden gespeicherte Wasser nicht aus, um den Flüssigkeitsbedarf von Laubhölzern zu decken. Daher bilden in der Waldsteppe Wiesen-, in der eigentlichen Steppe Federgrasformationen die Pflanzendecke. Der Steppengürtel ist aufgrund der fruchtbaren Schwarzerdeschicht ideal für den Getreideanbau.

    An der Schwarzmeerküste zwischen Noworossisk und Sotschi folgt eine Hartlaubwaldzone. An der Schwarzmeerküste herrschen im Durchschnitt um die 20 Grad Celsius. Dieser Subtropische Teil Russlands ist geprägt von dichten Wäldern.

    Fauna

     
    Ein junger Amurtiger im Schnee. Der Wildbestand beläuft sich heute auf weniger als 500 Tiere

    Das polare Klima an der Nordküste von Russland ist der Lebensraum für Polarbären, Robben, Walrosse und Seevögel. In der sich südwärts anschließenden Tundra leben Polarfüchse, Eulen, Schneehasen und Lemminge. Im Sommer wandern große Herden von Rentieren und Wölfen in die Tundra ein. Diese Tiere konnten sich auf die lebensunfreundlichen Umstände dieser Zone perfekt angepasst. In den Wäldern von Russland nimmt die Artenvielfalt in der Tierwelt zu. So leben in der Taiga und den borealen Nadelwäldern Russlands Elche, Rentiere, Wölfe, Bären, Zobel, Eichhörnchen, Füchse und der Vielfraß. Weiter südlich haben sich Wildschweine, Nerze und Hirsche ausgebreitet. Vereinzelt gibt es auch die Sibirischer Tiger. Die Steppenzone Russlands ist der Lebensraum für Hamster, Ziesel sowie für den Iltis und den Steppenfuchs. In der Vogelwelt von Russland dominieren Falken, Kraniche und Adler. Reptilien, Echsen und Luchse haben sich vor allem im Kaukasus ausgebreitet.

    Bevölkerung

    Die Bevölkerung Russlands ist sehr ungleichmäßig verteilt. 85 Prozent der Einwohner leben im europäischen Teil, der 23 Prozent des russischen Territoriums umfasst. Gleichzeitig leben nur 15 Prozent im flächenmäßig größeren asiatischen Teil, der 77 Prozent der Gesamtfläche ausmacht. Die Bevölkerungsdichte variiert von 362 Personen pro km² in der Hauptstadt und ihrer Umgebung (Gebiet Moskau) und unter eine Person pro km² im Nordosten und im russischen Fernen Osten. Im Schnitt beträgt sie 8,3 Personen pro km². Da in vielen Fällen ein beträchtlicher Bevölkerungsanteil im jeweiligen Gebietshauptort lebt, liegt die Bevölkerungsdichte im ländlichen Raum auch in den relativ dicht besiedelten zentralrussischen Verwaltungsgebieten selten höher als 40 bis 50 Bewohner/km².

    Demografische Entwicklung

     
    Bevölkerungsentwicklung 1990–2009

    Russland Bevölkerungszahl sank von 147,0 Millionen bei der Volkszählung im Januar 1989 bis 2007 auf 142,2 Millionen. Seither verlangsamte sich der Bevölkerungsrückgang, so dass die Einwohnerzahl 2010 bei 141,9 Millionen lag.[7] Dies lässt sich aus den chaotischen 1990er Jahren zurückführen, die zur Senkung der Geburtsrate und des drastischen Anstieges der Sterberate der Männer führten. So sank die Fertilitätsrate zwischen 1988 und 1999 von zwei auf 1,6 Geburten pro Frau. Gleichzeitig verdoppelte sich bei den Männern die Sterblichkeitsrate von 9,4 (1970) auf 18,7 pro 1000 Einwohner (2005). Die Durchschnittslebenserwartung der Männer sank von 63,9 Jahren 1986 auf 57,5 Jahre (1994). Bis 2004 stieg sie wieder leicht auf 58,9 Jahre an. Als Hauptursache für diese niedrige Lebenserwartung gilt die relativ hohe Sterblichkeit infolge der ungesunden Lebensweise sowie vermeidbarer Ursachen wie Alkoholvergiftungen, Tabakrauchen, Verkehrsunfällen, Suizid und Mord. Als häufigste Todesursache gelten mit 56,7 Prozent diverse Herzkrankheiten,[8] sehr häufig sind auch Krebserkrankungen. Einen merklichen Anstieg seit dem Ende der Sowjetunion wiesen auch Todesfälle infolge des Drogenkonsums, der Tuberkulose und des HIV.

    Um die demographischen Probleme zu mildern, hat die russische Regierung in jüngster Zeit mehrere nationale Programme eingeleitet, die helfen sollen, die Geburtenrate zu steigern. So erhalten seit 2007 Eltern ab ihrem zweiten neugeborenen Kind eine einmalige staatliche Beihilfe in Höhe von 250.000 Rubel, also umgerechnet gut 7100 Euro.[9] Dadurch konnte in der ersten Jahreshälfte 2007 die Geburtenrate auf das höchste Niveau seit dem Zerfall der Sowjetunion gebracht werden.[10] Inzwischen ist sie wieder auf fast 1,9 gestiegen.

    Die Bevölkerungsdichte sank zwischen 1989 und 2009 von 8,6 auf 8,3 Einwohner pro Quadratkilometer. Der Anteil der Stadtbevölkerung lag in diesem Zeitraum konstant bei 73 Prozent.[11]

    Zur Auswanderung neigen besonders höher Gebildete, teilweise wegen der herrschenden Rechtsunsicherheit.[12] In den letzten Jahren verlangsamte sich dieser Trend dank der neuen Demographie-Politik der Regierung jedoch stark.[13] Zugleich ist Russland das zweitwichtigste Einwanderungsland der Welt. Herkunftsländer sind hierbei vor allem die ärmeren, südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens und des Kaukasus, aber in zunehmender Zahl auch Afrika und Südostasien. Die Mehrheit der Einwanderer stellen bisher jedoch die Nachkommen von Russen, die im Kaiserreich und der Sowjetzeit in anderen Teilrepubliken angesiedelt wurden und nun großenteils mit ihren Familien nach Russland zurückkehren.

    Aufgrund der demographischen Umbrüche in den chaotischen 1990er Jahren wird die Bevölkerung Russlands genau wie in vielen anderen Ländern Europas (u. a. Deutschland) in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich weiter abnehmen.

    Völker und Sprachen

     
    Russische Kinder in Nordrussland, 1909

    Streng genommen würde Rossijskaja Federazija wörtlich übersetzt ‚Russländische Föderation‘ (von Rossija ‚Russland‘) und nicht ‚Russische Föderation‘ heißen. Man hat bewusst nicht Russkaja Federazija (‚Russische Föderation‘) als Staatsbezeichnung gewählt, um auch die nicht-russischen Ethnien einzubeziehen. Ist von dem russischen Volk oder der russischsprachigen Kultur die Rede, spricht man daher im Russischen von russkij (‚russisch‘). Ist dagegen von den Staat Russland betreffenden Sachverhalten die Rede, verwendet man das Adjektiv rossijskij (‚russländisch‘). Trotzdem wird im Deutschen in beiden Fällen zumeist das Adjektiv ‚russisch‘ verwendet. Der Gebrauch des Wortes ‚russländisch‘ beschränkt sich weitgehend auf Fachpublikationen. Auch die amtliche Übersetzung der Staatsverfassung verwendet diese Variante.

    Die Russländische Föderation begreift sich auch heute noch als Vielvölkerstaat. Die größte Gruppe stellen die Russen, die mit 79,8 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung bildet. Daneben gibt es fast 100 andere Völker auf dem Gebiet des Landes. Trotz der Heterogenität ist die russische Bevölkerung in allen städtischen und industriell geprägten Räumen landesweit dominant, und die Titularnationen bilden auch in ihren „eigenen” Territorien häufig die Minderheit.[14] So zählen nur 23 Völker, bzw. Titularnationen mehr als 400.000 Personen. Der Grad der ethnischen Identifikation variiert.

    Größere Minderheiten sind die Tataren (4,0 Prozent), die Ukrainer (2,2 Prozent), die Armenier (1,9 Prozent), die Tschuwaschen (1,5 Prozent), die Baschkiren (1,4 Prozent), die Deutschen (0,8 Prozent) und andere. Zu den kleineren Minderheiten zählen beispielsweise die Mescheten und verschiedene Minderheiten jüdischen Glaubens. Die nichtrussischen Minderheiten sprechen meistens Sprachen aus dem Kreis der uralischen Sprachen (samojedische Sprachen), altaische Sprachen und paläosibirische Sprachen. Für viele nichtrussische Völker wurden Republiken mit weitgehender Autonomie errichtet. Während manche Minderheiten wie etwa Armenier, Koreaner und Deutsche auf die verschiedensten Regionen Russlands verteilt sind, gibt es auch auf europäischem Boden, also zwischen dem traditionellen russischen Siedlungsgebiet und dem Ural, mehrere indigene Völker. Groß ist die Zahl der Ethnien im Kaukasusgebiet, das erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts zu Russland kam.

    Russisch ist die einzige überall geltende Amtssprache, parallel dazu wird in den einzelnen autonomen Republiken oftmals die jeweilige Volkssprache als zweite Amtssprache verwendet. Die Verwendung dieser Sprachen wird im Unterricht, in den Massenmedien und in der Kulturpolitik gefördert. Die Regierungen und Parlamente der Republiken betrachten dies als unabdingbare Voraussetzung, um ein Aussterben von Volksgruppen zu verhindern. Die Beherrschung der indigenen Muttersprache nimmt aber unter den nicht-russischen Gruppen ab. Das kyrillische Alphabet ist die mit der Ausnahme Tatarstans einzige offizielle Schrift, und es besteht die Richtlinie, dass alle jeweiligen Sprachen kyrillisch zu schreiben sind. Tatarisch wurde als einzige Ausnahme ab 2001 gegen den Widerstand der in Tatarstan ansässigen russischsprachigen Bevölkerung ausschließlich in lateinischer Schrift geschrieben. Diese Praxis verbot das russische Verfassungsgericht jedoch im November 2004 mit der Begründung, dass für die Einigkeit Russlands eine einheitliche Schrift notwendig sei.[15]

    Religionen

    Nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem damit verbundenen Verschwinden der atheistischen Staatsideologie des Marxismus-Leninismus fand eine Rückbesinnung auf religiöse Werte statt. Die in Russland am weitesten verbreiteten Religionen sind das Christentum – vor allem der russisch-orthodoxe Glaube – sowie der Islam (→ Islam in Russland). Vertreten sind darüber hinaus zahlreiche andere Konfessionen wie der Römisch-Katholische Glauben, der Protestantismus, das Judentum, Buddhismus sowie traditionelle Glaubensrichtungen einiger Volksgruppen. Mindestens ein Drittel der Bevölkerung bezeichnet sich als Atheisten oder Konfessionslose.[17]

    Was die Zugehörigkeit zu einzelnen Religionsgruppen angeht, gibt es keine zuverlässigen Zahlen, da die Mitglieder von Kirchen und Gemeinden in Russland nicht registriert werden. 2007 bezeichneten sich 51 Prozent der Befragten als Anhänger der Russisch-Orthodoxen Kirche,[18] Sieben Prozent bekannten sich zum Islam, ein Prozent zu anderen Konfessionen. Elf Prozent glaubten an eine übernatürliche Kraft, ohne sich an eine Glaubensrichtung gebunden zu fühlen; acht Prozent bezeichneten sich als Atheisten.[19]

    Das CIA World Factbook geht für das laufende Jahr von folgenden groben Schätzungen für praktizierende Gläubige aus, also von solchen die ihren Glauben aktiv ausüben: 15 bis 20 Prozent Russisch-Orthodoxe, 10 bis 15 Prozent Muslime, 2 Prozent übrige christliche Konfessionen.[20] Der Fischer Weltalmanach gibt 14 Prozent Muslime an.

    Russisch-Orthodoxe Kirche

     
    In den oft prächtig ausgestatteten orthodoxen Kirchen finden meist täglich Gottesdienste statt. Die Liturgie hat bei einer orthodoxen Messe eine wesentlich größere Bedeutung, als etwa in einem protestantischen Gottesdienst.

    Der russisch-orthodoxe Glauben reicht fast so weit zurück wie die Geschichte des Russischen Staatstums selbst. Bereits im 10. Jahrhundert wurde die ansässige Bevölkerung der Ostslawen zum griechisch-orthodoxen Glauben bekehrt. Die engen Kontakte zu dieser Glaubensrichtung resultierten aus den hauptsächlich auf Konstantinopel ausgerichteten Handel und den damit engen Kontakten mit Byzanz. Die Fürstin Olga (893–924) ließ sich als erste Herrscherin aus der rurikidischen Dynastie taufen, konnte den christlichen Glauben im Reich aber nicht durchsetzten. Erst unter ihrem Enkel, Wladimir der Heilige wurde das Christentum 988/989 zur Staatsreligion erhoben und die Kiewer Bevölkerung in Massentaufen bekehrt. In 35 Jahren, bis 1015, war das gesamte, bis dahin heidnische Russland bekehrt. Die Annahme des byzantinischen Christentums verschloss zugleich Russland eine kulturelle Beziehung zum römischen Christentum. Denn Byzanz betrieb zu dieser Zeit seine Kirchenpolitik im bewussten Gegensatz zu Rom und vermittelte den Ostslawen bei ihrer Bekehrung antirömische Tendenzen.[21] Die Kirche Kiews wurde als Teilkirche des Patriarchates von Konstantinopel zunächst von Exarchen verwaltet, was keine Auswirkungen auf die politische Selbständigkeit der Kiewer Großfürsten hatte. Die Orthodoxe Kirche und ihre Werte bildete zukünftig eine tragende gesellschaftliche Säule des russischen Reiches.

    Nach der Vernichtung der Kiewer Rus durch die Mongolen übersiedelte der Kiewer Metropolit im 14. Jahrhundert zunächst nach Wladimir, dann 1328 nach Moskau. Im 15. Jahrhundert löste sich die Russisch-Orthodoxe Kirche endgültig vom griechisch-orthodoxen Patriarchat in Konstantinopel, nachdem sich dieses infolge des politischen Niedergangs von Byzanz zu Zugeständnissen an den Papst bereit erklärte. Die Konzeption von Moskau als Drittem Rom, das als einziges den „wahren christlichen Glauben“ aufrecht erhalte, war geboren. 1589 wurde ein eigenes Patriarchat gegründet. Peter I. hob dieses auf und setzte 1721 stattdessen den Heiligen Synod an die Spitze der Kirche, erst 1917 stellten die Sowjets das Patriarchat wieder her.

    Im Russland vor 1917 gab es strenge Vorschriften für die Anhänger der Russisch-Orthodoxen Kirche. Sie durften beispielsweise nicht zu einer anderen Konfession, auch wenn sie christlich war, hinübertreten, sie durften „Nichtchristen“ nicht heiraten. Der Russisch-Orthodoxen Kirche war es als einziger Religion erlaubt zu missionieren. Erst mit der Revolution von 1905 wurden die Gesetze gelockert. Nach der Herrschaftsübernahme der Kommunisten wurden hauptsächlich Mitglieder dieser Kirche unterdrückt, da sie als Symbol der Autokratie galt. Zwischen 1918 und 1939 wurden ca. 40.000 orthodoxe Geistliche hingerichtet. Während es 1917 noch 77.800 Gemeinden gab, wurden 1941 nur noch etwa 3100 gezählt.

    Heute erlebt die Russisch-Orthodoxe Kirche eine Wiederbelebung, insbesondere in ländlichen Gebieten. Viele Klöster wurden gegründet oder wiedererrichtet. Die Kirche zählt gegenwärtig etwa 100 Millionen Mitglieder, von denen jedoch nur fünf bis zehn Prozent regelmäßige Gottesdienstbesucher sind. Auch in der Politik spielt die Russisch-Orthodoxe Kirche wieder vermehrt eine Rolle. Religionsunterricht an Schulen wurde 2006 wieder eingeführt.

     
    Eine Kreuzprozession der Altgläubigen-Gemeinde in der Oblast Moskau

    Daneben haben sich im Verlauf der Geschichte Abspaltungen vom orthodoxen Glauben vollzogen. Die älteste Abspaltung sind die Altorthodoxen oder Altgläubigen. Weitere aus der Orthodoxie hervorgegangene Glaubensrichtungen sind die Molokanen. Aus ihnen gingen wiederum die Duchoborzen hervor. Beide Religionsgemeinschaften lehnen Reichtum ab, versuchen ein Leben in Bescheidenheit zu führen und suchen nach einer wahrhaft biblischen Gemeinschaft. Von einigen Leibeigenen wurde die Gemeinschaft der Subbotniki gegründet. Diese berufen sich in erster Linie auf das Alte Testament. Viele dieser Sekten oder Gruppierungen waren im Zarenreich willkürlichen Verfolgungen ausgesetzt.

    Andere christliche Konfessionen

    In Russland gibt es neben der russisch orthodeoxen Ausrichtung weitere christliche Konfessionen:

    • Die Römisch-katholische Kirche in Russland war durch die byzantinischen Einflüsse unbeliebt. So dauerte es bis 1705, bis Peter I. erstmals den Bau einer römisch-katholischen Kirche erlaubte. Die Katholiken waren sehr strengen staatlichen Kontrollen unterstellt. Kümmerten sich die Bolschewiki in erster Linie nach der Oktoberrevolution um die Kontrolle der orthodoxen Kirche, wurden die Katholiken später wieder mehr beobachtet. Bis 1930 waren alle kirchlichen Strukturen der Kirche aufgelöst. Nach 1945 gab es im russischen Teil der Sowjetunion nur 20 Gemeinden, denen es allerdings untersagt war, Verbindungen untereinander aufzubauen. Heute existieren ungefähr 200 katholische Gemeinden mit etwa 400.000–800.000 Mitgliedern in Russland. Die Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis (Moskau) wurde restauriert und wieder ihrer Bestimmung zugeführt. Seit 2010 gibt es wieder einen Apostolischen Nuntius in Moskau.
    • Die evangelische Kirche in Russland war früher fast nur unter den Russlanddeutschen und in ihren Kolonien verbreitet. Erst nach der Revolution von 1905 wurden auch für Russen und Ukrainer andere Konfessionen legalisiert. Jedoch gab es auch durch die russlanddeutschen Adventisten und Baptisten erfolgreiche Missionierungsversuche unter der einheimischen Bevölkerung vor der Lockerung der Religionsgesetze. Der Protestantismus erlebte in den 1920er Jahren trotz des Atheismus der Regierung der Sowjetunion eine Blütezeit (insbesondere die Baptisten, Siebenten-Tags-Adventisten und die Pfingstler). Jedoch wurden die Baptisten, Evangeliumschristen und die Pfingstler zu zentralistischen Ordnungen gezwungen, um sie besser kontrollieren zu können. Mit den Siebenten-Tags-Adventisten und den Mennoniten geschah dasselbe im Jahr 1963. In der Zeit des Stalinismus wurden viele evangelische Christen aller Strömungen hingerichtet und verfolgt.
    • Wie den meisten Konfessionen war es auch der Neuapostolischen Kirche (NAK) unmöglich vor dem Fall der Berliner Mauer (1989) und des eisernen Vorhangs in Russland zu missionieren. Seitdem wächst die Zahl der neuapostolischen Christen in Russland stetig. Während es um die Jahrtausendwende 23.500 waren, zählt die Neuapostolische Kirche heute beinahe 40.000 Gläubige. Auch ist sie seit Beginn der 1990er Jahre staatlich anerkannt.[22][23]
    • Derzeit gibt es etwa 150.000 aktive Zeugen Jehovas in Russland. Erste Aktivitäten der Gemeinschaft sind für das späte 19. Jahrhundert nachgewiesen. In der Sowjetunion, insbesondere der Stalinzeit, wurde die Glaubensgemeinschaft verfolgt. Vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bis 1965 wurden viele Zeugen Jehovas inhaftiert und nach Sibirien deportiert. Danach entspannte sich die Situation für die Gläubigen. Im März 1991 erfolgte die gesetzliche Anerkennung.

    Islam, Judentum, Buddhismus und Schamanismus

     
    Verbreitung des Islam in Russland

    Der Islam in Russland ist im Nordkaukasus schon seit dem 7. Jahrhundert verbreitet und damit auf dem heutigen russischen Staatsgebiet älter als die erste russische Staatsgründung und die Christianisierung des Landes. Im Jahr 922 traten auch die Wolgabulgaren zum Islam über und gaben ihn im 13. Jahrhundert an die Tataren weiter. Die einheimischen Völker des Kaukasus und die Turkvölker sind zumeist sunnitische Gläubige. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts waren im Russischen Reich 11,1 Prozent der Gesamtbevölkerung muslimischer Herkunft. Im heutigen Russland ist der Anteil der Muslime mit rund 14 Prozent etwa ebenso groß wie er einst in der Sowjetunion war. Seit 1990 existiert in Russland eine islamische Partei, die sich „Wiedergeburt“ nennt. Sie gibt es auch in den übrigen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Seitdem sind zahlreiche weitere Organisationen und Abspaltungen entstanden. Zentren des Islam in Russland sind heute neben Kasan und Moskau auch Ufa und Dagestan.

     
    Synagoge in Sankt Petersburg

    Die Geschichte der Juden in Russland lässt sich seit dem 4. Jahrhundert nachweisen, als Juden aus Armenien und von der Krim sich auch in Tmutarakan niederließen. Im späten 8. oder frühen 9. Jh. konvertierte ein Großteil der Chasaren zum Judentum. Nach der Vernichtung des Chasaren-Reiches durch Swjatoslaw I. (969) beschränkt sich das Judentum im Wesentlichen auf Kiew, die Krim und den Kaukasus. Im Großfürstentum Moskau werden Juden 1471 das erste Mal erwähnt. Bis zur Zeit Iwan des Schrecklichen (1533–84) wurden Juden bis auf einige gegen sie gerichtete Gesetze toleriert. Ab 1721 wurden Juden aus dem Russischen Kaiserreich ausgewiesen, bis dies durch die Eingliederung der östlichen Teile Polens (1793 und 1795) unmöglich wurde. Die Juden mussten jedoch weiterhin innerhalb des Ansiedlungsrayons leben, die sich auf dem heutigen Gebiet der Ukraine, Weißrusslands und des Baltikums befand.

    Im 19. Jahrhundert unterstützten Beamte antisemitische Strömungen in der Bevölkerung. So kam es im südlichen Russland 1881 zu vielen Pogromen, nachdem den Juden fälschlich der Anschlag auf Alexander II. unterstellt wurde. Die Gesetzgebung vertrieb die Juden selbst im Ansiedlungsrayon aus den ländlichen Gebieten, und begrenzten mit Quoten die Anzahl der Juden, die zu höherer Bildung zugelassen wurden, auf drei bis zehn Prozent. Zwischen 1880 und 1920 flohen mehr als zwei Millionen Juden aus Russland, besonders nach Amerika. 1903 brachen neue Pogrome aus, die sich in der Russischen Revolution nochmals verstärkten und zu zwischen 70.000 und 250.000 Opfern in der jüdischen Zivilbevölkerung führten. Während des Stalinismus wurde die Jüdische Autonome Oblast in Russisch-Fernost gegründet, wo sich allerdings nur wenige Juden ansiedelten, da dort bis in die 1920er Jahre kein Jude gelebt hatte. Im Vergleich zu den Jahrzehnten davor, gibt es heute nur noch wenige Juden, da viele von ihnen nach Deutschland oder nach Amerika, die meisten aber nach Israel ausgewandert sind. Heute gibt es in Russland 87 Synagogen, die meisten davon in Sankt Petersburg und in Moskau, darunter die Moskauer Gedenksynagoge. Fast alle in Russland lebenden Juden sind Aschkenasim, aber es gibt auch noch einige wenige Bergjuden und Bucharische Juden.

     
    Buddhismus in Russland

    In Russland ist auch die tibetische Form des Buddhismus verbreitet. Ursprünglich war der Buddhismus nur unter asiatischen Völkern verbreitet (Kalmücken, Tuwiner). Auch buddhistische Mönche wurden während der kommunistischen Herrschaft verfolgt und unterdrückt, wie jede Religion in der Sowjetunion. Seit der politischen Wende in Russland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion verzeichneten die buddhistischen Gemeinschaften Mitgliederzuwachs von den Angehörigen der traditionell buddhistischen Völker, aber auch von Russen und anderen Nationalitäten.

    Der Schamanismus ist unter der indigenen Bevölkerung in Sibirien wieder weit verbreitet. In vielen Gebieten und autonomen Republiken werden die schamanistischen Feiertage von vielen Menschen begangen. Zwar sind heute die meisten Bewohner Sibiriens Christen, dennoch sehen sie es nicht als Widerspruch die Rituale ihrer Vorfahren zu praktizieren.

    Geschichte

     
    Russlands Wachstum erreichte im 19. Jahrhundert seinen Zenit.

    Russlands Geschichte erlebte seit ihrem Beginn im 9. Jahrhundert vielfältige Brüche. So ist die russische Geschichte eine Eigenentwicklung, die sich von der Entwicklung seiner Nachbarn in Europa deutlich unterscheidet. Ursächlich dafür ist ein ständiges In- und Gegeneinanderspiel typisch russischer Merkmale aus sozialen Begebenheiten und geographischen Einflüssen, die seine Geschichte auf weiten Strecken begleiteten. So gab die erdräumliche Lage Russland eine Brückenstellung zwischen Europa und Asien, die ja nach Kräftelage, die Aggression fremder Mächte (größere Einfälle u. a. 1240, 1242, 1609, 1709, 1812, 1917, 1941) oder die eigene Expansion begünstigte. Dazu trug das Fehlen von natürlichen Grenzen bei, die Russland im Wechselspiel mit der Erfahrung fremder Einfälle dazu brachten, die Grenzen auszudehnen, bis natürliche Grenzen einen wirksamen Schutz bilden konnten (vgl. Russische Kolonisation).[24] Dieses starke, aus historischen Einfällen resultierende Sicherheitsbedürfnis Russlands setzt sich bis heute fort.

    Die Spannung zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten und der Bewältigung bzw. Nichtbewältigung durch die jeweils herrschenden Gruppen gehören ebenso zu Konstanten der russischen Geschichte. Beispielhaft zu nennen sind die Nichtbewältigung der sozialen Unruhen im Zuge des Industriezeitalters mit ihren Höhepunkten in der Revolution 1905, der Februarrevolution und der Oktoberrevolution 1917, oder die Bewältigung der wirtschaftlichen Umbrüche im Zuge der Übernahme der Marktwirtschaft der 1990er Jahre durch Putin.

    Die aus der Byzantinischen Orthodoxie übernommenen Denkweisen führten zu Spannungen mit modernistischen Tendenzen und begründeten das markante Spannungsverhältnis zwischen Beharrung und Fortschritt, das sich z. B. bei den Petrinische Reformen 1700–1720 oder der Kirchenspaltung 1666/1667 deutlich zeigte. Aufgrund der fehlenden römischen Rechtstradition fehlte lange Zeit ein Widerstandsrecht gegen herrscherliche Übergriffe, sodass die Beziehung zwischen Staatsgewalt und wirtschaftlicher wie politischer Freiheit des Einzelnen belastet blieben. Dies zeigte sich besonders im 19. Jahrhundert, als Liberale Ideen in Russland vermehrt Anhänger fanden und sich in mehreren Attentaten gegen den russischen Selbstherrscher äußerten (z. B. Dekabristenaufstand).

    Die bis zum Ende der Sowjetunion ausgeprägte Verbindung von genossenschaftlichen mit herrschaftlichen Elementen liegt ursprünglich in der orthodoxen Kirche begründet, wo die Gemeinschaft der Gläubigen eine viel größere Rolle als das Gott gegenüber verantwortliche Individuum anderer Konfessionen spielte. An diese Vorstellungen des Kollektivs knüpften im 19. und 20. Jahrhundert Marxisten und Sozialisten an und setzte diese in der Sowjetunion fort. Gerade das Problem des Ausgleichs zwischen zentralistischer und dezentraler Herrschaft bildete in der Geschichte Russlands ein konstantes Problem. Insbesondere in Übergangszeiten (z. B. zwischen 1240 und 1480, nach 1917 und nach 1994) nehmen zentrifugale Strömungen an den Rändern des Landes zu.

    Altrussland, Mongolensturm und Aufstieg Moskaus

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    Gründung Moskaus durch Juri Dolgoruki. Ein Aquarell (1920) von Apollinari Wasnezow

    Der alte ostslawische Name für das Gebiet des von Slawen bewohnten Teils des europäischen Russlands, Weißrusslands und der Ukraine war Rus (siehe auch Kiewer Rus), auf Griechisch Rossia. Auf diese Form geht der heutige russische Landesname Rossija zurück. Die früheste Geschichte des europäischen Russlands (für die Geschichte des asiatischen Teils, siehe Geschichte Sibiriens) ist im Norden geprägt von finno-ugrischen Völkern und Balten, und im Süden von den indogermanischen Steppenvölkern des Kurganvolks, der Kimmerer, Skythen, Sarmaten und Alanen; später kamen hier noch Griechen, Goten, Hunnen und Awaren hinzu. In die Mitte, zwischen Dnepr und Bug, kamen die slawischen Völker, die sich ab dem 6. Jahrhundert auch nach Norden und Osten auszudehnen begannen.

    Ab dem 8. Jahrhundert befuhren skandinavische Wikinger die osteuropäischen Flüsse und vermischten sich später mit der slawischen Mehrheitsbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute waren maßgeblich an der Gründung des ersten ostslawischen Staates, der Kiewer Rus mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt. Im südlichen Steppengebiet und an der Wolga waren hingegen Reiche der aus Asien eingeströmten Turkvölker der Chasaren und Wolgabulgaren entstanden, mit denen die Rus Handel trieben, aber auch Kriege führten. Intensive Kontakte mit dem Byzantinischen Reich führten schließlich 988 zur orthodoxen Christianisierung der Kiewer Rus.

    Aufgrund des ungünstigen Senioratsprinzips bei der Regelung der Erbfolge begann die Kiewer Rus im 12. Jahrhundert zu zerfallen, was es den ab 1223 einfallenden Mongolen erleichterte, die zerstrittenen russischen Fürstentümer zu unterwerfen. Mit der Aufrichtung der Mongolenherrschaft tritt Osteuropa von 1240 bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts in eine Übergangsphase seiner Geschichte ein, die als „dunkles“ Zeitalter bezeichnet wird.[25] Die russische Nationalhistoriographie bewertet diese Zeit negativ. Die mongolische Fremdherrschaft führte demnach für zwei Jahrhunderte zu einem Abbruch der Beziehungen zum Westen und förderte die Abkapselung des orthodoxen Russlands.[26] Diese Abkapselung verursachte in den Folgejahrhunderten eine Phasenverschiebung im Vergleich zur westeuropäischen Entwicklung. Die russischen Fürstentümer lagen im Machtbereich der Goldenen Horde, konnten jedoch eine gewisse innere Autonomie bewahren. Derweil mussten die russischen Fürstentümer im Norden und Westen Angriffen von Schweden, Ordensrittern und Litauern erwehren. Unter den zersplitterten und verfeindeten russischen Fürstentümer erwies sich das kleine und unbedeutende Fürstentum Moskau als das durchsetzungsstärkste, löste die Mongolenherrschaft und eroberte Schritt für Schritt die verlorengegangenen russischen Länder zurück. Großfürst Iwan IV. ließ sich 1547 zum ersten „Zar der ganzen Rus“ krönen, und drückte damit den Anspruch auf den vom Großfürstentum Litauen im 14. Jahrhundert eroberten westlichen Teil der Rus aus. Dies führte zu langanhaltenden Kriegen im 16. und 17. Jahrhundert mit Polen und Litauen (vgl. u. a. Russisch-Litauische Kriege). Unter der Herrschaft Iwans IV. begann auch die Eroberung Sibiriens, die russische Kosaken erstmals im 17. Jahrhundert bis an den Pazifik brachte.

    Öffnung Russlands unter Peter dem Großen und Aufstieg zur Weltmacht

     
    Peter I. der Große bei der Arbeit
    Historiengemälde von Wassili Pawlowitsch Chudojarow

    An der Wende zum 18. Jahrhundert öffnete Zar Peter der Große das in der Orthodoxie erstarrte Zarentum Russland westeuropäischen Einflüssen und förderte Wissenschaft und Kultur. 1703 gründet er die Stadt Sankt Petersburg, die – seit 1710 als neue Hauptstadt – das Symbol für den russischen Fortschritt werden sollte. Mit dem Sieg gegen Schweden im über 20 Jahre währenden Großen Nordischen Krieg erlangte Russland nach mehr als 150 Jahren der Auseinandersetzung mit Schweden die Vormachtstellung im Ostseeraum (vgl. Nordische Kriege). Russland übernahm die Position Schwedens als Nordische Großmacht in Europa. Zur Unterstreichung des neuen Status im diplomatischen Ranggefüge Europas, ließ Zar Peter das Russische Zarentum in „Russisches Kaiserreich“ umbenennen und änderte den Monarchentitel offiziell von „Zar“ in „Kaiser“ (russisch Император, Imperator).

    Katharina die Große ging Peters Weg weiter und betrieb Expansionspolitik, im Laufe derer sie das Krimkhanat eroberte (Neurussland) und sich an den Teilungen Polens beteiligte. 1812 fielen Napoleons Truppen in Russland ein und eroberten Moskau, wurden schließlich jedoch vernichtend geschlagen. Bald darauf zog Alexander I. als „Retter Europas“ in Paris ein. Nach der Niederlage Napoleons erreichte Russland die Vorherrschaft auf dem europäischen Festland, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte. Aufgrund der festgefahrenen gesellschaftlichen Strukturen wie der Autokratie und der Leibeigenschaft konnte das agrarisch geprägte Reich jedoch mit den sich rasant entwickelnden Industriestaaten immer weniger Schritt halten, bis schließlich der Krimkrieg die Diskrepanz offenlegte und eine Phase der inneren Reformen anschob. Die Reformen beschleunigten Russlands wirtschaftliche Entwicklung, doch das Land wurde immer wieder von inneren Unruhen destabilisiert, da die politischen Veränderungen nicht weitreichend genug waren und große Teile der Bevölkerung ausgeklammert wurden.

    In den großen Städten entstand um die Jahrhundertwende ein Industrieproletariat aber auch sehr rasch eine bürgerliche Mittelschicht. Diese forderte ihren Anteil an der Verfügung über die Staatseinnahmen und die Mitverantwortung für die öffentlichen Angelegenheiten. Die Angehörigen der Mittelschicht besaßen aber kein gemeinsames politisches Bewusstsein, und verstanden unter politischer Freiheit kein moralisches Ziel, sondern meinten damit konkret die Freiheit der materiellen Entfaltung und gerechte Besteuerung.[27] So ließ sich die Mittelschicht auch nicht auf Dauer von den utopischen Entwürfen der Intelligenzija leiten. Eine Anpassung der Verfassungswirklichkeit des Staates, der die Mittelschicht näher eingebunden hätte, erfolgte aber nicht. Es erfolgte ein Wiederaufflammen des Terrorismus. Die Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg führte letztlich zur Russischen Revolution von 1905. Allerdings war Nikolaus II. nicht bereit, grundlegende Reformen einzuleiten. So ließ er ein weitgehend funktionsloses Parlament, die Duma, das er notgedrungen genehmigt hatte, nur kurze Zeit später wieder auflösen.

    Russische Revolution und Gründung der Sowjetunion

     
    Boris Kustodijew: Der Bolschewik (1920)

    Als im Jahre 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, erfasste Russland eine patriotische Welle. Die anfänglichen Erfolge, vor allem gegen Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich, wurden bald abgelöst von einem Stellungskrieg, bis 1917 die Moral der russischen Soldaten nachgab und die Front zusammenbrach. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung und die trostlose Versorgungslage führten in der Hauptstadt Petrograd zu Demonstrationen der Arbeiter und Bauern. Nach blutiger Niederschlagung der Demonstranten stürmten diese den Winterpalast und der Kaiser wurde zum Abdanken gezwungen. Eine Doppelregierung von provisorischer bürgerlicher Regierung und den Arbeitersowjets kam an die Macht. Dieser republikanischen Herrschaft machte kurz darauf die von Lenin, Leo Trotzki und den Bolschewiki initiierte Oktoberrevolution ein Ende.

     
    Siegesparade auf dem Roten Platz 1945

    Aus dem der Oktoberrevolution folgenden Bürgerkrieg zwischen „Roten“ und „Weißen“ gingen die Kommunisten als Sieger hervor. Die baltischen Staaten Estland und Lettland erkämpften durch die Abwehr der Roten Armee ihre Unabhängigkeit von Russland. Im Laufe des Bürgerkriegs, sowie des darauf folgenden polnisch-russischen Kriegs, verlor Russland 1920 Teile Weißrusslands und der Ukraine („Ostpolen“) an Polen. 1921 wurde dann die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR) ausgerufen, die den wichtigsten Teil der späteren Sowjetunion darstellte.

    Am 30. Dezember 1922 wurde der Zusammenschluss aller sowjetischen Sozialistischen Republiken zur Sowjetunion beschlossen und eine staatlich kontrollierte Wirtschaftspolitik ausgerufen. Die Sowjets wurden als Eigentümer von Boden und Produktionsmitteln erklärt. Lenins Tod am 21. Januar 1924 führte zu einem erbitterten Nachfolgekampf, in dem sich Josef Stalin gegen Leo Trotzki durchsetzte. Stalin festigte seine Macht durch gezielten Terror. Seit 1928 wurde die staatliche Wirtschaft Fünfjahresplänen unterworfen, die Industrialisierung und Infrastruktur, speziell im asiatischen Teil des Landes, vorangetrieben und die Landwirtschaft kollektiviert.

    Im August 1939 schloss die Sowjetunion einen Nichtangriffspakt mit Deutschland. Nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 trat diese an der Seite der Alliierten in den Zweiten Weltkrieg ein (in der Sowjetunion Großer Vaterländischer Krieg genannt). In den ersten Kriegsmonaten verlor die Rote Armee Millionen von Soldaten, große Teile der westlichen Landesteile wurden verwüstet. Die Rote Armee konnte aber im Kriegsverlauf den deutschen Truppen schwere Niederlagen zufügen und eroberte im Mai 1945 die Reichshauptstadt Berlin. Nach dem Krieg, aus dem die Sowjetunion als Siegermacht hervorging, traten die Spannungen zwischen Stalin und den Alliierten zunehmend hervor. Im Laufe der Friedensverhandlungen sicherte sich die Sowjetunion großen Einfluss auf die angrenzenden Länder Polen, Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien sowie auf Bulgarien und die DDR, zeitweise auch auf Albanien. In diesen Ländern blieben Hunderttausende sowjetische Soldaten stationiert. Der Kalte Krieg dominierte bis 1989 die Weltpolitik.

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    Demonstrationen in den Straßen Moskaus während des Putschversuchs 1991

    Nach der Perestroika, dem vom sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow eingeleiteten Prozess zum Umbau des politischen und wirtschaftlichen Systems in der Sowjetunion 1987, und Glasnost, der ebenfalls von Gorbatschow eingeführten Politik einer größeren Transparenz und Offenheit der Staatsführung gegenüber der Bevölkerung 1985, entwickelten sich Unabhängigkeitsbestrebungen in den einzelnen Unionsrepubliken. Kurz vor der bevorstehenden Unterzeichnung eines neuen Unionsvertrages putschten konservative Kommunisten im Augustputsch in Moskau 1991 gegen Gorbatschow, um die Unterzeichnung des Unionsvertrages sowie weitere Reformen zu verhindern. Nach dem misslungenen Putschversuch beschlossen der russische Präsident Boris Jelzin und Vertreter der Sowjetrepubliken die Auflösung der Sowjetunion zum 31. Dezember 1991.

    Russische Föderation seit 1992

     
    Russland wurde in den letzten beiden Jahrzehnten wiederholt von schweren terroristischen Anschlägen erschüttert. Zu den schwersten zählen die Sprengstoffanschläge auf Wohnhäuser in Russland 1999, Geiselnahme im Moskauer Dubrowka-Theater 2002, die Geiselnahme von Beslan 2004, die Anschläge auf die Moskauer Metro 2010

    Die Russische Föderation übt seit 1992 als größte ehemalige Sowjetrepublik (Russische SFSR) die völkerrechtlichen Rechte und Pflichten der UdSSR aus.[28] Es folgten in den ersten Jahren innenpolitische Konflikte über den weiteren Kurs. In der russischen Verfassungskrise 1993 löste Jelzin per Ukas den Volksdeputiertenkongress sowie den Obersten Sowjet Russlands auf, die sich seinen Bemühungen widersetzt hatten, unpopuläre neoliberale Reformen durchzusetzen. Jelzin ordnete eine gewaltsame Stürmung des Parlamentsgebäudes (Weißes Haus) an, in dem sich etwa 100 Parlamentarier und weitere Anhänger verbarrikadiert hatten. Bei der gewaltsamen Niederschlagung eines weiteren Aufstandes gegen ihn am 3. und 4. Oktober, gab es in Moskau 190 Tote. Im Dezember billigte die russische Bevölkerung per Volksabstimmung die neue Verfassung der Russischen Föderation (Zweikammersystem, Präsidialverwaltung).

    Unter Jelzin wurden in Russland Teile der Wirtschaft privatisiert und demokratische Reformen durchgeführt. Beide verfehlten jedoch ihr Ziel und führten zum Zusammenbruch der Wirtschaft, hoher Inflation und politischer Destabilisierung (vgl. Russlandkrise). Insbesondere in der Übergangszeit nahmen infolge des Erstarkens der regionalen Autonomie nach dem Ende der stark zentralistischen Sowjetzeit zentrifugale Strömungen an den Rändern des Landes zu. So sah sich seit Mitte der 1990er Jahre die russische Regierung mit Unabhängigkeitsbewegungen und Machtkämpfen in zahlreichen Teilrepubliken, darunter Tschetschenien, Jakutien und Nordossetien konfrontiert. Von Frühherbst 1999 bis Anfang 2000 brachten russische Truppen aber den Großteil Tschetscheniens wieder unter ihre Kontrolle (vgl. Zweiter Tschetschenienkrieg).

    Die chaotischen Jahre unter Jelzin sowie die weggebrochenen Wertevorstellungen und Lebensweisen durch den Zusammenbruch der Sowjetunion führte zu einer völligen Verunsicherung der Menschen. Den Tiefpunkt bildeten verschiedene Nationale Katastrophen um die Jahrtausendwende. Der Untergang der Kursk im August 2000, das als Stolz der russischen Nordmeerflotte galt, der Brand des Moskauer Fernsehturms Ostankino, einem Wahrzeichen der Stadt, der erst nach mehreren Tagen gelöscht werden konnte und schließlich das Ende der Mir, die im März 2001 im Pazifik versenkt wurde und Russlands Traum von der Vorreiterrolle im Weltraum beendete, führten bei vielen Russen zu der Zeit zu einem demütigenden Gefühl von der Rolle einer Supermacht auf die eines Schwellenlands gefallen zu sein.[29] In der Endphase von Jelzins Herrschaft bestand die russische Außenpolitik fast nur noch aus leeren Drohungen und Reaktionen. Dies betraf z. B. die NATO-Osterweiterung (entgegen früheren vertraglichen Vereinbarungen) und den Kosovokrieg.

    Zeremonie zur Amtseinführung Wladimir Putins am 7. Mai 2000

    Dieser Niedergang endete mit der Verbesserung der politischen als auch wirtschaftlichen Lage des Landes nach dem Amtsantritt Wladimir Putins, der als gewählter Garant für Stabilität und Berechenbarkeit in Russland gilt. Die hohen Rohstoffpreise (Öl, Gas, Stahl), Steuerreform und Kapitalrückfluss förderten diese Entwicklung. Russland wurde durch die innere Stärkung zu einem strategischen Partner und zu einem Konkurrenten des Westens. Das russische Volk sucht nun – nach einer zeitweisen Anlehnung an westliche Werte und Produkte – nach einem eigenen, russischen Weg. Dies macht sich auch in der Außenpolitik bemerkbar. So wird Russland nicht der NATO und auch nicht der EU beitreten. Dazu ist das Land zu groß. An einer engen Kooperation ist aber beiden Seiten gelegen, woran auch kein Weg vorbeiführt, wenn der Frieden in Europa erhalten bleiben soll. Russland beansprucht aber die Anerkennung seiner Stellung in der Welt als Großmacht, die entsprechend Respekt einfordert. [30]

    Russland ist ausgehend von der kommunistischen Gewaltherrschaft bereits einen erheblichen Schritt hin zu einer pluralistischen Gesellschaft gegangen, wie die gewaltfreien und vielfältigen Demonstrationen im Vorfeld der Russischen Präsidentschaftswahlen 2012 zeigen. Für die innere Entwicklung einer Zivilgesellschaft und den Ausbau und die Festigung der Demokratie (festgeschrieben in der Verfassung) wird es aber noch Zeit benötigen, den das Land nach eigenem Ermessen und den vorhandenen Möglichkeiten entsprechend voranbringen wird. [31]

    Politik

     
    Verfassung bei der Amtseinführung von Dmitri Medwedew

    Nach dem Untergang der Sowjetunion Ende 1991 und der gewaltsamen Auflösung des kommunistisch dominierten Volksdeputiertenkongresses durch den damaligen Präsidenten Boris Jelzin im Herbst 1993 bildete sich in Russland auf der Grundlage einer neuen Verfassung ein demokratisch und marktwirtschaftlich orientiertes politisches System heraus, das trotz aller Schwierigkeiten und Probleme bis heute Bestand hat. Die heute gültige Verfassung der Russischen Föderation wurde am 12. Dezember 1993 durch eine allgemeine Volksabstimmung angenommen und trat am 25. Dezember 1993 in Kraft. Sie stellt einen vollständigen Bruch mit der sowjetischen Vergangenheit dar. Es ist nicht mehr der Aufbau einer klassenlosen kommunistischen Gesellschaft das höchste Ziel des Staates. Auch die marxistisch-leninistische Ideologie der KPdSU ist nicht mehr Bestandteil des politischen Systems. Stattdessen sind der Mensch, seine Rechte und Freiheiten die höchsten Werte. Zu diesen Freiheiten gehören die Rede, die Presse- und die Reisefreiheit. Freiheiten, die die Bevölkerung Russlands bisher nicht kannte.

    Die Entwicklung des politischen Systems unter Jelzin wurde von vielen jedoch eher als Auflösung einer gesicherten und berechenbaren staatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung empfunden. Die politische Entscheidungsfindung im Geflecht des Familienclans Jelzins und seiner Hintermänner aus dem Kreis der Oligarchen, die durch die Privatisierungspraktiken der Regierung Jelzin innerhalb weniger Jahren zu immensen Vermögen gekommen waren, blieb intransparent, der Einfluss des Parlaments eng begrenzt.

    Politisches System

     
    Ministerpräsident Wladimir Putin spricht in der Staatsduma (8. Mai 2008)
     
    Politisches System Russlands

    Russland ist ein demokratischer föderativer Rechtsstaat mit republikanischer Regierungsform. Nach der russischen Verfassung vom 12. Dezember 1993 besitzt Russland ein parlamentarisches Regierungssystem mit Präsidialdominanz. So ist das Staatsoberhaupt der Präsident Russlands, der vom Volk für jeweils sechs Jahre direkt gewählt wird. Die Haupteinwirkungsform des Präsidenten ist das Dekret, mit dem er jeden Sachverhalt mit unmittelbarer Rechtswirkung regeln kann.

    • Die Legislative wird durch die Föderationsversammlung ausgeübt, die aus zwei Kammern besteht. Der Föderationsrat ist das Oberhaus und der Vertreter der Föderationssubjekte. Alle von der Staatsduma verabschiedeten Gesetze müssen dem Föderationsrat vorgelegt werden, dem es frei steht, sie innerhalb von zwei Wochen zu behandeln oder nicht, was als Zustimmung gilt. Die Staatsduma ist das Unterhaus und besteht aus 450 Abgeordneten, die für vier Jahre nach Parteilisten gewählt werden. Um im Parlament einzug zu halten muss eine Partei bei der Wahl mindestens 7 Prozent der Stimmen erhalten. Die Hauptaufgabe der Staatsduma ist die Verabschiedung von Gesetzen.
    • Die Exekutive Gewalt liegt bei der Regierung der Russischen Föderation, deren Ministerien aber teilweise dem Präsidenten direkt unterstellt sind. Das Kabinett tagt wöchentlich öffentlich. Der Präsident hat das Recht des Kabinettsvorsitzes, das er aber nicht immer wahrnimmt. Der Ministerpräsident von Russland, auch als Premierminister bezeichnet, wird vom Präsidenten vorgeschlagen und muss von der Duma bestätigt werden.
    • Die Judikative Gewalt bildet das oberste Verfassungsschutzorgan, das Verfassungsgericht der Russischen Föderation an dem sich staatliche Organe und auch Bürger wenden können (vgl. Recht Russlands).

    Unter Präsident Putin (2000 bis 2008) ist die Macht des Staatsoberhaupts ausgebaut worden. Er schlägt (seit Ende 2004) die Gouverneure vor – die Regionalparlamente können diese nur noch bestätigen. Die Gouverneure wiederum ernennen (seit 2002) die Vertreter für den Föderationsrat.

    Russlands Beziehung zum Nahen Ausland

     
    Treffen der GUS-Staatsoberhäupter 2008 in Bischkek

    Die Auflösung der Sowjetunion stellte Russland vor die Aufgabe, das Verhältnis zu deren aus Russlands Sichts oft als „Nahes Ausland“ bezeichneten Nachfolgestaaten neu zu gestalten. Im Ergebnis ist Russland jetzt im Vergleich zum engen Verbund in der Sowjetunion nur noch locker mit einigen früheren Sowjetrepubliken verbunden. Die bekannteste gemeinsame Organisation ist die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Diesem 1991/1992 vereinbarten Zusammenschluss gehören nur 12 der 15 Nachfolgestaaten an; die drei baltischen Staaten traten nicht bei.

    Mit Weißrussland hat sich Russland in der Russisch-Weißrussischen Union zusammengeschlossen, auf die sich Boris Jelzin mit Aljaksandr Lukaschenka (weißrussischer Staatspräsident seit 1994) verständigte. Sie wird jedoch von Kritikern als „kaum funktionierend und halb-illegal“ bezeichnet. Von ihr wurde lediglich die Verteidigungs- und vorübergehend die Zollunion umgesetzt.

    Als nach Jelzin 1999 Wladimir Putin russischer Präsident wurde, kühlte sich das Verhältnis zu Weißrussland ab, dem Putin aber später den Beitritt in die Russische Föderation vorschlug. Lukaschenka lehnte dies ab, doch vereinbarte man 2004/2005 eine Währungsunion. Sie sollte zwar Anfang 2005 in Kraft treten, allerdings wurde dieser Schritt aufgrund offener Fragen bisher nicht vollzogen. Insgesamt ist die Integration Weißrusslands mit Russland von schwankendem Interesse geprägt und hat an Dynamik verloren. Im Mai 2009 trat Weißrussland mit fünf weiteren GUS-Staaten der von der EU initiierten Östlichen Partnerschaft bei, der Russland überwiegend ablehnend gegenübersteht.

    Etwas beständiger ist demgegenüber das militärische Defensivbündnis Russlands mit Weißrussland, Armenien, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan, die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (sogenannter Rat für kollektive Sicherheit). Ein neues Bündnis in Asien deutet sich mit der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit an, zu dem auch China gehört. Russland hat bereits im August 2005 ein gemeinsames Manöver mit den chinesischen Streitkräften durchgeführt.[32]

    Russland und der Westen

    Russland schwingt seit 1700 zwischen Phasen, in denen der Westen kopiert wird, und Zeiten, in denen es auf die russischen Seele, das Slawentum oder das asiatische Erbe setzt, hin und her. Bis 1700 entwickelte sich Russland nach ganz eigenem Vorbild. Russlands Entwicklungsrückstand wurde aber deutlich, als Peter der Große 1697 Westeuropa (vgl. Große Gesandtschaft) besuchte. In dieser Erfahrung gründet ein bis heute anhaltender tiefer Minderwertigkeitskomplex. Die ersten hundert Jahre nach Peter I., der Beginn der Sowjetzeit 1917-28 und das Jahrzehnt nach der Gründung der Russischen Föderation 1991 waren Perioden, die von einer Politik der forcierten Verwestlichung gekennzeichnet waren. Daurauf folgte immer ein Ausschlag in die Gegenrichtung: nach den napoleonischen Kriegen unter Alexander I. 1815, unter Stalin und zuletzt in Putins zweiter Amtszeit. Der Grund für die Abkehr von einer an Europa orientierten Politik lag meist in der fehlenden Anerkennung, welche deren Vertreter im In- und Ausland erfuhren. Dies gilt auch für Putins Wende zur Mitte seiner Amtszeit. Der Westen sieht in Putin den KGB-Agenten, während die Medien das Bild der Russen als Barbaren aus dem Osten bedienen. Putin war zuerst sehr west- und vor allem deutschlandorientiert, doch die Ablehnung, die Putin durch den Westen erfuhr, trug entscheidend zu seiner Abkehr von Europa bei. So ist man in Russland verärgert über die Politik der vielen kleinen Demütigungen, die der Westen verfolgt. Dabei gehe es nicht darum, das Russland keine offene und ehrliche Kritik vertrage. Doch es erwartet, dass der Maßstab überall derselbe ist. In Russland wird insbesondere die Doppelmoral des Westens kritisiert, der moralische Standards auf andere überträgt aber die nicht für das eigene Handeln und Verhalten gelten. Dies kritisierte Putin in seiner Münchner Rede vom Februar 2007 deutlich.

    Deutsch-russische Beziehungen

     
    Medwedew und Merkel beim Petersburger Dialog
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    Zeugnis der russisch-deutschen Beziehungen: das rekonstruierte Bernsteinzimmer. Im Jahr 1716 wurde das Original vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen verschenkt und verschwand 1945.

    Die deutsch-russischen Beziehungen sind in ihrer Vergangenheit von mehrheitlich sehr engen Beziehungen aber auch von kriegerischen Phasen begleitet gewesen. In den guten Zeiten spielte Deutschland und die Deutschen für Russland eine wichtige und positive Rolle. Die kulturellen Beziehungen waren besonders eng unter Peter dem Großen. Russische Deutsche haben einen großen Beitrag zur Entwicklung der russischen Kultur geleistet, allen voran Kaiserin Katharina II., Admiral Adam Johann von Krusenstern, der Militäringenieur Graf Eduard Iwanowitsch Totleben, der Musiker Swjatoslaw Teofilowitsch Richter und viele andere. Der historische Beitrag Deutschlands wird daher bis heute in Russland anerkannt und geschätzt. Auch politisch blicken Deutschland und Russland bis zum Ende des 19. Jahrhunderts auf lange Bündnistraditionen zurück. Während der Napoleonischen Kriege kämpften Russen und Deutsche gemeinsam gegen die französische Fremdherrschaft. So waren russische Soldaten maßgeblich an der Befreiung Deutschlands beteiligt. Die „Allianz der drei Schwarzen Adler“ – Russland, Österreich und Preußen –, die bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestanden hatte, setzte sich in der Folge nach dem Wiener Kongress als Heilige Allianz fort. Dem folgten schwere kriegerische Auseinandersetzungen im 20. Jahrhundert, die in den Köpfen vieler Menschen nachwirken. Die rechtliche Grundlage der Beziehungen des wiedervereinigten Deutschlands und der Russischen Föderation bilden der Vertrag über gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 9. November 1990 und die Gemeinsame Erklärung des Präsidenten der Russischen Föderation und des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland vom 21. November 1991. Weiterhin von grundlegender Bedeutung ist der Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland vom 12. September 1990. Seit 1990 entwickelten sich Beziehungen besonderer Art zwischen beiden Ländern. Zum einen war die deutsche Seite dankbar für die friedliche Wiedervereinigung und die problemlose Abwicklung der Folgeauswirkungen, zum anderen fühlte sich Deutschland als Impulsgeber und Motor für eine stärkere Integration Russlands in europäische Strukturen und warb für Kredite und Investitionen in Russland.[33] Seit der Kanzlerschaft Gerhard Schröders und dem Wirtschaftsaufschwung in Russland unter Wladimir Putin sind die deutsch-russischen Beziehungen insbesondere im Bereich der Wirtschaft, aber auch beim politischen Dialog so intensiv wie noch nie. Seit 1998 finden jährlich bilaterale Regierungskonsultationen auf höchster Ebene unter Beteiligung beider Regierungen statt.

    So gibt es in Russland inzwischen mehr als 6000 Unternehmen mit deutscher Beteiligung, einschließlich mehr als 1350 russisch-deutscher Joint Ventures. Die zukünftige Zusammenarbeit bei Investitionen konzentriert sich auf die Automobilbranche, die holzverarbeitende Industrie, Luftfahrt, Metallurgie, Elektrotechnik, Transport-und Energietechnik und die Baustoffindustrie. Die Deutsche Wirtschaft sieht in der Beteiligung an den russischen nationalen Projekten großes Potenzial. Dies betrifft den Wohnungsbau, die Modernisierung des Gesundheitswesens, der Verkehrsinfrastruktur, sowie bei der Vorbereitung der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi (Volkswagen ist Partner der Winterspiele).

    Zwischen Deutschland und Russland hat sich ein enger kultureller und bildungspolitischer Austausch entwickelt. 2003 wurde ein Regierungsabkommen zur Förderung des gegenseitigen Erlernens der Partnersprache abgeschlossen. Rund 12.000 junge russische Staatsbürger studieren inzwischen an deutschen Hochschulen. Im April 2005 wurde eine gemeinsame Erklärung für eine strategische Partnerschaft auf dem Gebiet der Bildung, Forschung und Innovation unterzeichnet. Seit 2006 gibt es Koordinierungsbüros in Hamburg und Moskau für den bilateralen Schüler- und Jugendaustausch. Das Goethe-Institut ist an vielen Orten in Russland präsent, in Moskau, St. Petersburg und seit Frühjahr 2009 in Nowosibirsk. Daneben sind zahlreiche weitere deutsche Kulturmittler in Russland vertreten.

    Dieser positiven Entwicklung steht häufig ein negatives Russlandbild in der Wahrnehmung der Russen durch die Deutschen gegenüber. Obwohl die Tendenz steigt, haben 2011 trotz starker Wirtschaftsbeziehungen und einem bedeutenden Austausch zwischen den Zivilgesellschaften nur ein Drittel der Deutschen Russland als Partnerland vertraut.

    Dies lässt sich auf die Rolle der Medien zurückführen, die einen entscheidenden Einfluss bei der Wahrnehmung Russlands haben. Bis zum Amtsantritt Wladimir Putins herrschte in den Deutschen Medien das Bild eines armen und unberechenbaren Russlands vor. Das änderte sich mit der Zentralisierung der innenpolitischen Macht unter Putin, als die westlichen Redaktionen ihre Idealvorstellungen von einem sich nach westlichem Vorbild entwickelnden Russland aufgeben mussten. Hinzu kam, dass Russland nun seine Interessen wieder durchsetzt und damit alte Ressentiments gegen seine Großmachtpolitik wie schon zu Zeiten der Sowjetunion weckt. Dadurch entstand eine tendenziell negative Berichterstattung. Dies vollzieht sich zum Beispiel, in dem Journalisten in ihren Russland-Beiträgen auf alte, im 19. und frühen 20. Jahrhundert entwickelte russische Stereotype setzen. Der Verlust an Differenziertheit bei der Berichterstattung der politischen Situation in Russland führt dadurch zu einer Realitätsverzerrung. Diese Tendenz entspricht allerdings nicht dem Wunsch der Leser, die sich mehr Details von den Geschehnissen in Russland wünschen.[34]

    Menschenrechte

    Korruption ist eine verbreitete Erscheinung in Russland. Diese ist historisch aufgrund der zentralistischen Systemstrukturen und der Weite des Landes gewachsen. So repräsentierte zwar der Zar und Kaiser bis 1917 die höchste Macht im Staat. Doch er repräsentierte sie nur. Die Vollzugs-Macht hatte er nicht. Für diese waren die Beamten zuständig. Russland kennt nicht das in Westeuropa zu grundegelegte Bürokratiemodell von Max Weber. Für diesen war die Bürokratie die höchste Form rationaler Herrschaft. Die Gesetze verkörpern die politische Vernunft und die Bürokratie vollzieht sachkundig die vernünftige Gesetzesordnung. Demnach hat die Verwaltung keine eigene Macht sondern ist lediglich Umsetzungsorgan der Politik. Dieses (nur in der Theorie funktionierende) Leitbild prägte lange die westlichen Staatsvorstellungen, doch in Russland ist es anders. Die Gesetze sind widersprüchlich, die Organisation des Beamtenapparates ist undurchschaubar. Es ist ein System der organisierten Verantwortungslosigkeit und es herrscht administratives Chaos. Die Schwäche in der Gesetzgebung und der Organisation des Staats ist die Grundlage der Macht des Beamten. Wenn die Gesetze und die Zuständigkeiten im Vollzug nicht klar sind, hängt es vom Beamten ab, ob und wie ein Gesetz vollzogen wird. Dies ermöglicht behördliche Willkür und eröffnet Bestechungsmöglichkeiten. Fälle behördlicher Willkür passieren daher nicht weil ein Befehl von oben kommt. Das heißt in brisanten Angelegenheiten werden behördlichen Entscheidungen so gefällt, wie es seine Vorgesetzten es gerne hätten.

    Unter Präsident Putin fand Russland zu mehr politischer und wirtschaftlicher Stabilität, allerdings auf Kosten der Meinungs- und Pressefreiheit und einer Zentralisierung der Macht. Von internationalen Bürgerrechtsorganisationen werden immer wieder Einschränkungen der Pressefreiheit seit dem Jahr 2001 kritisiert. Verwiesen wird in westlichen Medien z. B. auf mehrjährige Gefängnisstrafen von Kritikern wie Grigori Pasko und Igor Sutjagin. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland berichtet in seinen Länder-Informationen zu Russland zu den Einschränkungen der Pressefreiheit: So ist die staatliche Einflussnahme im Bereich des Fernsehens am deutlichsten. Alle drei landesweit sendenden TV-Stationen sind entweder direkt in staatlichem Besitz oder unter staatlicher Kontrolle. Im Radiobereich ist die Situation ähnlich. Allerdings bedarf es auch hier nicht einer offiziellen Zensur durch die Regierung. Ähnlich wie in anderen Redaktionen in Westeuropa gibt es auch hier verantwortliche Redaktoren die alles tun, um Beiträge zu vermeiden, die gegen die gewünschte Redaktionslinie verstoßen und Missfallen erregen könnten. Die Zensur ist in den Köpfen der Leute.[35]

    Am brisantesten ist die Menschenrechtslage seit Jahren im Kaukasus, namentlich in Tschetschenien.

    Die Überprüfung von Bürgerrechten, z. B. bei Verstößen gegen die Europäische Menschenrechtskonvention, findet vor dem Obersten Gerichtshof Russlands statt.

    Militär

     
    Das Typschiff der Stereguschtschi-Klasse, 2009
     
    Ka-50 „Black Shark“ der russischen Luftstreitkräfte

    Der russische Staat besitzt noch immer den zu den Zeiten der Sowjetunion, seit dem Jahre 1949, erlangten Status als Atommacht und verfügt heute mit 5200 Stück über die weltweit größte Anzahl an nuklearen Sprengköpfen, noch vor den Vereinigten Staaten mit 4100 Atomsprengköpfen.[36]

    In Russland gilt eine allgemeine Wehrpflicht von 12 Monaten für wehrfähige Männer ab 18 bis maximal 27 Jahren. 2007 wurde sie von 24 auf 18, 2008 dann auf 12 Monate verkürzt. Da die wehrpflichtigen Soldaten früher auch in Krisengebieten wie Tschetschenien eingesetzt wurden, gibt es in der Bevölkerung, besonders durch die Mütter Wehrpflichtiger, immer wieder Kritik an der Wehrpflicht.

    Insgesamt hat sich die Lage in den Streitkräften stabilisiert. Die Probleme aus den 1990er Jahren wurden bereinigt. Es werden seit dem Jahr 2000 wieder mehr Manöver und Übungen durchgeführt. Auch viele soziale Probleme wie der Wohnungsmangel für Offiziere werden nach und nach gelöst. Die Rüstungsindustrie ist wieder im Stande hochmoderne Waffen, Kampfflugzeuge, Schiffe, U-Boote oder strategische Atomraketen, wie die durch Raketenabwehrsysteme schwer zu bekämpfende Topol-M, zu produzieren.

    Die Stärke der Streitkräfte betrug 2001 1.183.000 Mann, davon 321.000 Landstreitkräfte, 171.500 Marine, 184.600 Luftstreitkräfte, 149.600 Atomstreitkräfte. 40.000 dienen in Staaten der GUS als Friedenstruppen und 316.900 werden als „sonstige Militärs“ geführt. Dazu kommen noch diverse paramilitärische Einheiten, wie 410.000 Soldaten des Innenministeriums, des Grenzschutzes oder Notstandstruppen. Allein bei den Eisenbahntruppen dienen 48.000 Mann.

    Russland gibt heute ca. 3,6 Prozent seines BIP für das Militär aus.[37] Die Militärausgaben liegen in absoluten Zahlen mit 44 Mrd. US-Dollar (2001) weit unter denen der USA. Mittels einer grundlegenden Reform wird versucht, die russische Armee den Erfordernissen einer modernen Kriegführung und den finanziellen Möglichkeiten des Landes anzupassen. Elemente dieser Militärreform sind: Vorrang der konventionellen vor der nuklearstrategischen Rüstung, personelle Verkleinerung der Armee auf 835.000 Soldaten, schrittweiser Übergang zur Berufsarmee, Vereinfachung der Kommandostrukturen sowie Erhöhung des Verteidigungsbudgets, das je zur Hälfte für den Unterhalt der Streitkräfte und für Forschung, Entwicklung sowie Beschaffung neuer Waffen ausgegeben werden soll. So soll für die Modernisierung der Armee und die Instandsetzung von Waffen und Militärtechnik bis ins Jahr 2015 ungefähr 144 Mrd. Euro bereit gestellt werden.

    Verwaltungsgliederung

    Föderationskreis Fläche in km² Einwohner insgesamt Einwohner je km²
    Fernost 6.215.900 6.692.865 1
    Nordwestrussland 1.677.900 13.974.466 8
    Sibirien 5.114.800 20.062.938 4
    Südrussland 416.840 13.800.000 33
    Nordkaukasus 170.439 9.108.737 53
    Ural 1.788.900 12.373.926 7
    Wolga 1.038.000 31.154.744 30
    Zentralrussland 650.700 38.000.651 58
    Russland Gesamt 17.075.400 145.166.731 9

    Der russische Föderalismus ist sehr asymmetrisch geprägt, da das föderale System von ethnoföderalen (Republiken) und territorial-föderalen Prinzipien (Gebiete) kombiniert wird. Die Einteilung des Landes wurde im Wesentlichen aus der Sowjetzeit übernommen, sieht man vor der Statusanhebung der meisten Autonomen Gebiete zu Republiken und der Aufteilung der vormaligen Tschetscheno-Inguschetischen ASSR in zwei Republiken ab. Russland gliedert sich laut Artikel 65 der russischen Verfassung in 83 Föderationssubjekte. Dazu zählen 21 Republiken, 9 Regionen (Krai), 46 Gebiete (Oblast), 2 Städte föderalen Ranges (Moskau und Sankt Petersburg), 1 Autonomes Gebiet und 4 Autonome Kreise. Die Republiken wurden nach den jeweils dominierenden nicht-russischen Nationalitäten definiert, während die Gebiete in den übrigen, mehrheitlich von Russen bewohnten Teilen des Landes nach rein administrativen Gesichtspunkten gebildet wurden. Territorien, in denen kleinere nicht-russische Minderheiten leben, erhalten den niedrigeren Rang eines Autonomen Bezirks. Die Föderationssubjekte heben sich bei der Bevölkerung, der Fläche und dem Wohlstand sehr voneinander ab.

    Obwohl alle Föderationsobjekte formal gleichgestellt sind, sind nur die Republiken berechtigt, eine eigene Verfassung zu erlassen. Sie können zudem internationale Verträge unterzeichnen, solange sich diese an die russische Verfassung halten. Besonderheiten der Republiken bestehen zudem in der traditionellen Namensgebung, der Anzahl der Abgeordneten in Regionalparlamenten und spezifischen Gesetzgebungskompetenzen.

     
    Republik Region Gebiet Stadt Autonome Oblast Autonomer Kreis

    Die Oblasti und Kraja sind im Unterschied zu den Republiken keine Staaten. Sie verfügen nur über Statuten anstelle von Verfassungen. An der Spitze der Republiken steht meist ein Präsident. Die übrigen Föderationssubjekte werden von dem Leiter der Administration geführt, dem Gouverneur. Die gesetzgebenden Körperschaften in den Republiken sind sowohl Einkammer- als auch Zweikammersysteme. In den Gebieten besteht die parlamentarische Vertretung nur aus einer Kammer.

    Seit 2005 werden die Republikpräsidenten und Gouverneure nicht mehr von der Bevölkerung, sondern vom regionalen Parlament gewählt. Die Kandidaten schlägt der Präsident vor.

    Im Jahr 2000 schuf Präsident Putin per Dekret sieben Föderationskreise, welche jeweils mehrere Föderationssubjekte zu einer größeren Einheit zusammenfassen. Ziel dieser Reform war die Stärkung der vertikalen Machtverteilung und eine Verschärfung der Kontrolle über die regionalen Machthaber. Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle beziehen sich auf die Volkszählung vom 9. Oktober 2002. Im Jahr 2010 wurde zudem der Föderationskreis Nordkaukasus, durch Ausgliederung aus dem Föderationskreis Südrussland, als achter Föderationskreis geschaffen.

    Neben den genannten zwei hierarchischen föderalen Ebenen (1. Föderationskreis, 2. Föderationssubjekt) gibt es noch eine dritte eigenständige Verwaltungsebene, die der kommunalen Selbstverwaltung (Rajon). Deren administrative Leiter werden von der Bevölkerung direkt gewählt. Die Regionen sind gegenüber den kommunalen Selbstverwaltungsorganen administrativ höherstehend und weisungsberechtigt.

    Wirtschaft

    Produktion ausgewählter Produkte
    Produktart 2005
    Eisenerze 94,5 Mio t.
    Kohle 238 Mio. t.
    Eisen 66,2 Mio. t.
    Öl 470 Mio. t.
    Erdgas 638 Mio. m³
    Zement 48,7 Mio. t.
    PKW 1,068 Mio. Stück
    LKW 0,204 Mio. Stück

    Russland ist ein entwickeltes Industrie- und Agrarland. Die führenden Industriebranchen sind Maschinenbau sowie die Eisen- und Nichteisenmetallverarbeitung. Gut entwickelt sind auch die chemische und petrolchemische Industrie sowie die Holz-, Leicht- und Nahrungsmittelindustrie.

    Der Wert des russischen Bruttoinlandsprodukts wurde vom Internationalen Währungsfonds für das Jahr 2008 mit 1.698,647 Milliarden US-Dollar angegeben, was einem BIP pro Kopf in Höhe von 12.012,448 US-Dollar entspricht. Bei Berücksichtigung der Kaufkraftparität ist der Wert des russischen Bruttoinlandproduktes jedoch um gut ein Drittel höher: Nach IWF-Angaben für 2008 beträgt es 2.274,584 Milliarden Dollar (pro Kopf 16.085,349 US$).[38]

    Der Dienstleistungssektor steuert 62,6 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Auf den industriellen Sekundärsektor entfallen rund 32,7 Prozent, auf den Agrarsektor (Bauwirtschaft und Landwirtschaft) 4,7 Prozent.[39] Die Weltbank schätzte, dass rund ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Produktion von der Rohstoffproduktion gestellt wird.

    Die Gesamtzahl der Beschäftigten beträgt 73,5 Millionen (2006). 30 Prozent der Erwerbstätigen arbeiteten 2005 in der Industrie. In der Landwirtschaft waren 10 Prozent, im Dienstleistungsbereich 22 Prozent und im öffentlichen Sektor nochmals 22 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt.

    Währung

     
    Rubelmünzen

    Die russische Währung ist der russische Rubel (Рубль; Kürzel RUB) zu 100 Kopeken (Копейка). Ein Euro entspricht gegenwärtig 117,2 Rubel. Nach starker Inflation in der 1990er Jahren wurde im Jahr 1998 eine Währungsreform durchgeführt, bei der 1000 alte Rubel (RUR) durch je einen neuen Rubel (RUB) ersetzt wurden, seitdem war der Rubel bis 2008 gegenüber US-Dollar und Euro im Wesentlichen stabil, die Inflation betrug 2006 8,2 %. Dazu hat bisher vor allem die Wechselkurspolitik der russischen Zentralbank beigetragen. Um eine rasche Aufwertung des Rubels mit einer Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit russischer Produzenten zu verhindern, intervenierte sie am Devisenmarkt. Sie kaufte die Russland mit den hohen Leistungsbilanzüberschüssen zufließenden Devisen gegen Rubel auf. Die umlaufende Rubelgeldmenge stieg stark. Das Inflationspotential wuchs. Im Zuge der Internationalen Wirtschaftskrise verlor der Rubel seit dem zweiten Halbjahr 2008 allerdings rund 20 Prozent seines Wertes gegenüber dem Euro.[40]

    Neben dem Rubel finden im Alltag auch US-Dollar Verwendung. Durch die Dollarschwäche übernimmt aber zunehmend der Euro dessen Bedeutung. Bis zum Januar 2007 wurden Preise auch oft in Verrechnungseinheiten angegeben, die je einem US-Dollar entsprachen. Da die Verwendung von Drittwährung in Russland nicht erlaubt ist, wurde dennoch in Rubel gezahlt. Diese Praxis ist aber seit Januar 2007 verboten.

    Wegen häufiger Bankeninsolvenzen und Finanzkrisen sind viele Russen dazu übergegangen, ihre Ersparnisse als Bargeld in Euro- und Dollar- Scheinen oder in Immobilien anzulegen.

    Wirtschaftsstruktur

     
    Karte mit den großen russischen Erdöl- und Erdgaslagerstätten

    Die Naturreichtümer Russlands sind eine solide Basis für die Wirtschaft des Landes. In Russland befinden sich 16 Prozent aller mineralischen Naturressourcen der Welt, davon 32 Prozent aller Erdgasvorräte (erster Platz in der Welt), 12 Prozent aller Vorräte an Erdöl, die sich insbesondere in Westsibirien, auf der Insel Sachalin, in Nordkaukasien, der Republik Komi und den Erdölgebieten im Wolga-Ural-Bereich (Kaspische Senke) finden. Mit der kräftigen Erholung der Erdölförderung und der Zunahme der Ölexporte bei steigenden Ölpreisen ist die Bedeutung der russischen Energiewirtschaft seit Ende der 1990er Jahre weiter gewachsen. Die Gewinnung besonders von Öl und Gas in Russland spielt deswegen eine wichtige Rolle für die russische und für die Weltwirtschaft insgesamt. Russische Unternehmen sind auf diesem Gebiet weltweit mit führend. Die Erdöl- und Erdgasförderung findet hauptsächlich in den nördlichen und östlichen Landesteilen statt. Darüber hinaus sind in Russland die Erdölverarbeitung und die Chemische Industrie mit der Herstellung von chemischen Düngemitteln, Chemiefasern, Kunststoffen und Autoreifen stark entwickelt.

     
    Die Diamantenmine Udatschnaja (Luftbild)

    Mit seinen Goldvorräten belegt Russland den dritten Platz in der Welt. Weltbekannt sind die Diamantenvorkommen im nordostsibirischen Jakutien. Seit 1996 werden hier Diamanten in einer der weltweit größten Kimberlit-Lagerstätten, in Mirny (Sacha), gewonnen.

    Russlands Anteil an den Weltvorräten an Eisen und Zinn beträgt über 27 Prozent, an Nickel 36 Prozent, an Kupfer 11 Prozent, an Kobalt 20 Prozent, an Blei 12 Prozent, an Zink 16 Prozent und an Metallen der Platingruppe 40 Prozent. 50 Prozent der weltweit bekannten Kohlevorkommen finden sich in Russland.[41] Entsprechend der mineralischen Vorkommen, spielt die Steinkohle- und Eisenerzförderung sowie die Metall- und Stahlindustrie eine sehr wichtige Rolle in der Wirtschaft Russlands. Größere Erzvorkommen finden sich vor allem in den altgefalteten Gebirgen (Chibinen auf der Kola-Halbinsel, Ural, Altai, Sajangebirge sowie andere sibirische Gebirgszüge). Lagerstätten von Steinkohle finden sich in einigen Vorsenken dieser Gebirge, vor allem am Ural (u. a. Kohlelagerstätten von Workuta, die Kohle des Donezbeckens an der Grenze zur Ukraine). Die wichtigsten Unternehmen der Metall- und Stahlindustrie gibt es in Magnitogorsk, Tscheljabinsk, Nischni Tagil, Nowokusnezk, Tscherepowez und Lipetsk.

     
    Russisches BIP/Kopf nach Regionen

    Die verarbeitende Industrie (Maschinenindustrie, Autoindustrie, Rüstungsindustrie einschließlich Luftfahrtindustrie) fiel nach dem Ende der Sowjetunion in eine tiefe Krise. Die Produktion ging stark zurück. In den 2000er Jahren ging es aber auch in der verarbeitenden Industrie wieder bergauf. Vor allem auf Märkten in der GUS konnten Marktanteile zurückgewonnen und neue Märkte in Asien gefunden werden, weil sich einige russische Erzeugnisse als einfacher und preiswerter als westliche Konkurrenzprodukte profilieren konnten. Die Inlandsproduktion von Maschinen und Ausrüstungen erreichte 2006 ein Volumen von rund 63 Milliarden Euro.[42] Die Schwer- und Rüstungsindustrie konzentriert sich im Ural um Jekaterinburg. An den alten Hauptindustriestandorten Moskau, dem Wolgagebiet, dem Nordwesten und dem Ural produzieren zahlreiche Maschinen- und Fahrzeugindustrien, aber auch Geräte- und Anlagenbauherstellung ist hier angesiedelt. Die bekanntesten Autowerke und Automarken in Russland sind AwtoWAS, Moskwitsch, AO KamAS, Ischmasch, Roslada und andere. Sehr oft sieht man die in Russland hergestellten Automarken – die PKW Wolga, Schiguli, Moskwitsch, Lada Niva und Oka, sowie die LKW Kamaz, Ural und andere. Neben den alten Industriegebieten Moskau, Nischni Nowgorod, Sankt Petersburg, Saratow, Rostow und Wolgograd sind seit dem Zweiten Weltkrieg weitere Industriestandorte vorzugsweise im asiatischen Teil des Landes entstanden.

     
    Weizenernte in der Oblast Rostow

    Die Holzindustrie ist vermehrt im Nordwesten des europäischen Teiles, im zentralen Uralgebirge, in Südsibirien und im Süden des fernöstlichen Russlands vertreten. Russland verfügt über etwa ein Fünftel des Waldbestandes der Erde und über rund ein Drittel des Weltbestandes an Nadelwald; der größte Teil der russischen Nutzholzproduktion besteht aus Weichholz, hauptsächlich von Kiefern, Tannen und Lärchen. Wichtigstes Laubholz für den Handel ist Birke. Die Wirtschaft Russlands wird auch durch die Herstellung von Baustoffen, die Leichtindustrie (hauptsächlich Textilindustrie) und die Nahrungsmittelindustrie geprägt. So liefert zum Beispiel die Binnenfischerei mit dem Stör den weltweit begehrten russischen Kaviar.

    2004 betrug die landwirtschaftliche Anbaufläche 62,8 Millionen Hektar. Mehr als 80 Prozent der Saatfläche liegen an der Wolga, im Nordkaukasus, am Ural und in Westsibirien. Diese Gebiete befinden sich innerhalb des Agrardreiecks. Der Ackerbau macht 36 Prozent des landwirtschaftlichen Bruttosozialprodukts Russlands aus, die Tierzucht aber über 60 Prozent. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Russland sind Getreide, Zuckerrüben, Sonnenblumen, Kartoffeln und Flachs. Auch die fleisch- und milchwirtschaftliche Tierzucht mit der Geflügelzucht ist in der Landwirtschaft Russlands bedeutend. Der Bestand an Rindern beträgt 12,1 Millionen Tiere, an Schweinen 7 Millionen, sowie an Schafen und Ziegen 4,6 Millionen. Rinderzucht wird vorwiegend im Wolgagebiet, in Westsibirien und dem europäischen Zentrum betrieben, Schweinezucht findet sich ebenfalls im Wolgagebiet, aber auch in Nordkaukasien und im zentralen Schwarzerdegebiet. Schafzucht weist Schwerpunkte in den Regionen Ostsibirien, Nordkaukasiens und dem Wolgagebiet auf.

     
    Dose mit 113 g russischem Kaviar

    Mit Öl-, Erdgas- oder Kohle betriebene Wärmekraftwerke stellte 2003 rund 63 Prozent der gesamten Stromproduktion von rund 851 Mrd. Kilowattstunden. Auf Wasserkraftwerke entfielen 21 Prozent, auf Kernkraftwerke 16 Prozent. Die russische Regierung plant, den Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung bis 2020 auf etwa ein Drittel zu verdoppeln, um noch mehr Erdöl und Erdgas exportieren zu können.

    Von der Lieferstruktur her wichtigster Handelspartner Russlands ist Deutschland, das vor allem industrielle Fertigerzeugnisse wie Maschinen, Anlagen und Spitzentechnologie nach Russland liefert. Im Jahr 2010 betrug das deutsche Exportvolumen nach Russland 26,4 Milliarden Euro. Russland ist im Gegenzug Deutschlands größter Rohöllieferant und deckt rund ein Drittel des deutschen Erdgasbedarfs. Im Jahre 2005 betrug das gemeinsame Handelsvolumen 35 Milliarden Euro. Die VR China ist seit der Wirtschaftskrise der größte Exporteur vor allem von Konsumgütern, ebenfalls von Bedeutung sind die Vereinigten Staaten.

    Schon heute ist Russland weltweit zweitgrößter Exporteur von Rohöl und weltweit größter Exporteur von Erdgas. Der Export von Energieträgern und Elektrizität hat einen Anteil von 62,8 Prozent an den Gesamtausfuhren (Metalle, Metallprodukte: 9,9 Prozent, Chemikalien: 4,1 Prozent)[43] Russlands Anteil am weltweiten Warenhandel ist trotz seiner bedeutenden Stellung als Rohstofflieferant jedoch vergleichsweise gering. Er beträgt zwei Prozent, knapp ein Drittel des Anteils Deutschlands.

    Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

     
    Die jüngste Entwicklung des BIP Russlands (Kaufkraftparität)

    Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Russlands nach der Auflösung der Sowjetunion war zunächst von einem drastischen Einbruch der Produktion geprägt. Dazu trug der Wegfall eingespielter Handelsbeziehungen im Verbund der Sowjetunion bei. Der Übergang von der Planwirtschaft zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung war schwierig und gelang nur in Teilbereichen. Insgesamt verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt um gut 40 Prozent. Als sich 1997/1998 eine Erholung andeutete, brachen die Erdölpreise ein. Russland musste die Bedienung seiner Staatsschulden einstellen und die Dollarbindung des Rubel aufgeben. Die russische Wirtschaft hat sich vom Produktionseinbruch im Zuge der Finanzkrise des Jahres 1998 rasch erholt, da die 1998 eingetretene deutliche Abwertung des Rubels der russischen Wirtschaft Auftrieb verschaffte. Durch die Abwertung wurden ausländische Güter verteuert. In Russland hergestellte Produkte wurden auf dem Inlandsmarkt wettbewerbsfähiger. Ab Mitte 1999 gaben dann die kräftig steigenden Preise für die russischen Energieexporte der Wirtschaft einen weiteren Wachstumsschub. Steigende Gewinne führten zu höheren Investitionen. Mit wachsenden Steuer- und Zolleinnahmen kam es zu Überschüssen in den öffentlichen Haushalten. Die bis Mitte der 1990er Jahre deutlich zurückgegangene Ölproduktion erholte sich. Der Erdölboom spülte in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts hohe Einnahmen in die russische Staatskasse. So konnte seit 2000 in jedem Jahr ein Haushaltsüberschuss verbucht werden. Er stieg 2005 weiter auf 7,4 Prozent. Ein Teil der Öleinnahmen floß seit 2004 in einen nationalen Stabilisierungsfonds, der die Auswirkungen schwankender Rohstoffpreise auf Wirtschaft und Staatshaushalt mindern sollte.

    Die gesamtwirtschaftliche Produktion setzte ihren Aufschwung bis 2008 fort. Die russische Wirtschaft machte auf dem Weg zu einer breiter diversifizierten Produktionsstruktur Fortschritte. Außenwirtschaftlich verstärkte sich die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft vom Energiesektor allerdings weiter. Die staatlichen Auslandsschulden konnten beglichen werden und eine große Währungsreserven angelegt werden.

    Trotz kräftig gestiegener Investitionen wurde in Russland im internationalen Vergleich zu wenig investiert. Investoren kritisierten fehlende Rechtssicherheit, weit verbreitete Korruption, eine überbordende Bürokratie und die geringe Leistungsfähigkeit des russischen Bankensystems. Im Zuge der Internationalen Wirtschaftskrise wies die russische Wirtschaft seit Mitte 2008 deutlich negative Entwicklungen auf, was in hohem Maße auf ihre immer noch große Abhängigkeit vom Energiesektor zurückzuführen war. Aufgrund des drastischen Preisverfalls beim Erdöl und Erdgas sanken die Staatseinnahmen. Um den Bankensektor und die Industrie zu stützen, musste die russische Regierung auf die in den Zeiten hoher Ölpreise angesammelten Mittel aus dem Reservefonds zurückgreifen.[44] Spätestens durch diese Krise erkannte die russische Regierung, das die Fixierung auf den Rohstoffreichtum das Land in eine Sackgasse führt und die Abhängigkeit von den Weltmarktpreisen für Erdöl, Erdgas oder Metalle zu hoch ist.

    Die Wirtschaft des Landes soll deswegen diversifiziert, von der Rohstofflastigkeit befreit und mehr Wertschöpfung im Inland erzielt werden. Dafür will die Regierung die Entwicklung von Innovationen und weltmarktfähigen Produkten fördern und gleichzeitig mehr Hightech ins Land holen. 2010 und 2011 setzte eine wirtschaftliche Erholung in Russland ein.

    Wirtschafts- und Finanzpolitik

     
    Das neue Russland: Moskau City, Bauphase Mai 2010

    Priorität hatte für die russische Regierung lange Zeit offenbar die Aufrechterhaltung möglichst hoher Wachstumsraten – vor einer Stabilisierung der Preise. Das vom damaligen Präsidenten Putin gesetzte Ziel, das Bruttoinlandsprodukt in einem Zeitraum von zehn Jahren zu verdoppeln, sollte möglichst weitgehend erreicht werden – notfalls mit einem nur kurzfristig wirksamen staatlichen Ausgabenprogramm. Dafür sprechen auch Beschlüsse, die Ausgaben für Gehälter im öffentlichen Dienst, Renten und sonstige Sozialleistungen zu erhöhen. Damit reagierte die Regierung auch auf weitverbreitete Proteste der Bevölkerung. Sie wurden ausgelöst, als Anfang 2005 bisher entgeltfreie staatliche Sachleistungen, z. B. Freifahrten für Rentner in öffentlichen Verkehrsmitteln, durch Geldleistungen ersetzt werden sollten.

    2005 sind die Einnahmen im Föderationshaushalt um rund die Hälfte gestiegen. Die Ausgaben wurden vergleichsweise zurückhaltend um rund ein Drittel erhöht. Im Budget 2006 wurden weitere Ausgabensteigerungen um insgesamt rund ein Viertel vorgesehen, insbesondere zur Terrorismusbekämpfung sowie im Bildungs- und Gesundheitswesen zur Erhöhung der relativ niedrigen Gehälter in diesen Bereichen.

    Angesichts der herausragenden Bedeutung des Energiesektors ist die russische Politik insbesondere darauf ausgerichtet, die staatliche Kontrolle über die Energiewirtschaft Russlands zu verstärken und private Unternehmen aus diesem Bereich zurückzudrängen. Das zeigt die Zerschlagung des Erdölkonzerns Yukos. Ein weiterer Hinweis ist die Übernahme des Ölkonzerns Sibneft durch die halbstaatliche Erdgasgesellschaft Gazprom, die damit ihre Geschäftstätigkeit im Ölbereich weiter ausbaut.

    Auch außerhalb des Energiesektors baut der Staat seinen Einfluss aus. Die Regierung fördert die Bildung staatlicher Großkonzerne, die wichtige Branchen dominieren sollen. So wurden beispielsweise im Bereich des Maschinen- und Automobilbaus private Unternehmen von Staatsbetrieben übernommen.

    Im Bankensektor, der von zwei großen Staatsbanken, der Sberbank und der WTB (ehemals Wneschtorgbank), beherrscht wird, hat die WTB ihre Marktmacht 2005 nach der Übernahme der vormals privaten Promstroibank ausgebaut. Die verbliebenen Privatbanken sind bis auf wenige Ausnahmen klein und unterkapitalisiert. Die Schwächen des russischen Bankensystems zeigten sich im Frühsommer 2004, als ein Ansturm verunsicherter Anleger auf die Banken schnell zu Liquiditätsproblemen führte und das Land an den Rand einer Bankenkrise brachte.

    Seit die Internationale Finanzkrise ab 2007 auch zu Krisenentwicklungen in der russischen Wirtschaft führt, werden Mittel aus dem Staatshaushalt vornehmlich zur Stabilisierung des Bankensektors und Förderung strategisch wichtiger Industriebetriebe eingesetzt, aber auch zur Aufrechterhaltung bestehender Sozialleistungen. So hat Präsident Medwedew den russischen Banken Kredite mit einer Laufzeit von mindestens fünf Jahren von bis zu 950 Milliarden Rubel (rund 27 Milliarden Euro) zugesagt, um deren Eigenkapitalbasis zu stärken. Mehrere Gesetze zur Stabilisierung des Finanzsektors wurden erlassen, deren Umfang auf rund 112 Milliarden Euro geschätzt wird. Die Altersrenten sollen im Laufe des Jahres 2009, überproportional zur erwarteten Inflationsrate, um insgesamt gut 37 Prozent angehoben werden.[49]

    Tourismus

     
    Peters Sommerresidenz Schloss Peterhof: Große Kaskade, im Hintergrund der Finnische Meerbusen
     
    Feuerwerk während des Schulabschlussfests Scharlachrote Segel am 20. Juni. Es gilt als das Hauptereignis und Höhepunkt der Weissen Nächte. Mit Unterstützung des Staates, der Stadt und des Fernsehens hat sich das Fest zum Großereignis vom Ausmaß der Love Parade entwickelt.

    Das Land liegt trotz großer natürlicher touristischer Ressourcen und hoher kultureller Werte bei der Entwicklung seines Tourismus-Angebots zurück. 2010 besuchten 2,4 Mio. Ausländer zu touristischen Zwecken Russland – während 13,1 Mio. Russen zur Erholung ins Ausland reisten. Der Binnentourismus brachte es auf 29,1 Mio. Reisende. Obwohl der Touristenstrom aus Asien und Südamerika zunimmt, machen Gäste aus Europa – mit Deutschland an der Spitze – den Großteil der Besucher in Russland aus. So sind auch die Einreisezahlen von Urlaubs- und Geschäftsreisenden in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Waren es 2002 rund 360.000 Deutsche, die das Land bereisten, so kamen 2008 558.000 deutsche Besucher. Allerdings waren davon nur 66.000 deutschen Urlaubsreisen und der Rest Geschäftsreisen sowie Familien- und Freundschaftsbesuche.[50] Aufgrund der beidseitig wachsenden Besucherzahlen zwischen Russland und Deutschland kommt es zu immer mehr Kooperationen und Beteiligungen im Touristikmarkt zwischen beiden Ländern.

    Individualtouristen werden häufig (noch) durch Visa-Beschaffung und sprachliche Hürden abgeschreckt, hingegen ist das Land bei Reisegruppen beliebter. Tourismusbeschränkend komme das schlechte Image des Landes hinzu, mit verursacht durch eine einseitige mediale Berichterstattung der letzten Jahre, die vor allem Nachrichten über Anschläge, Korruption und Unfreiheit enthält.

    Der Tourismus in Russland konzentriert sich vor allem auf die beiden Metropolen Moskau und Sankt Petersburg, dem Venedig des Nordens mit ihrem reichen kulturellen Angebot. Typisch für St. Petersburg sind die Weißen Nächte mit den hochgeklappten Newa-Brücken von Ende Mai bis Mitte Juli. Darüber hinaus sind Schifffahrten auf der Wolga sowie Besichtigungen von altrussischen Städten nordöstlich von Moskau, dem sogenannten Goldenen Ring, gefragt. Der Goldene Ring besteht aus mehr als zwanzig Städten und stellt die beliebteste touristische Route durch die russische Provinz dar. Natururlaub ist vor allem in Karelien und dem Altai-Gebirge möglich. Beliebt sind unter ausländischen Gästen die Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn. Rund 9.300 Kilometer legt die Bahn auf dem Weg von Moskau, bis nach Wladiwostok zurück. Dazwischen passiert sie unter anderem Jekaterinburg, Nowosibirsk, die Hauptstadt Sibiriens, Irkutsk, das auch „Paris“ Sibiriens genannt wird, sowie die Region um den Baikalsee. Aber auch Kaliningrad, das frühere Königsberg, zieht immer mehr deutsche Besucher an.

    Im innerrussischen Fremdenverkehr sind die Badeorte der Schwarzmeerküste sowie eine Reihe von nordkaukasischen Thermalquellen-Kurorten wie Kislowodsk, Pjatigorsk usw. von Bedeutung. 400 Kilometer liegen zwischen dem nördlichsten und dem südlichsten Punkt der russischen Schwarzmeerküste. Auf diesem relativ kleinen Küstenabschnitt der auf dem gleichen Breitengrad gelegen ist wie die Badeorte der Adria und der italienischen und französischen Mittelmeerküste konzentriert sich innerhalb der von Mai bis Oktober dauernden Saison der gesamte Seebadbetrieb Russlands.

    Zunehmender Beliebtheit erfreut sich der Skitourismus im Nordkaukasus. Vor allem im Zusammenhang mit den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi wird hierfür die Infrastruktur ausgebaut.

    Staatshaushalt

    Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 303,6 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 231,1 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 5,9 Prozent des BIP.[51]
    Die Staatsverschuldung betrug 2009 77,6 Mrd. US-Dollar oder 6,3 Prozent des BIP.[51]

    2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben vom BIP folgender Bereiche:

    Infrastruktur

     
    Die wichtigsten Strecken der Russischen Eisenbahnen (Rossijskije schelesnyje dorogi, RŽD).
     
    Sapsan der Bahnstrecke Sankt Petersburg–Moskau

    Mit einer Größe von 17.075.400 Quadratkilometern liegt das besondere Augenmerk des Landes auf einer möglichst breit gefächerten und funktionierenden Infrastruktur. Nach der politischen Wende Russlands hatte sich das Verkehrsaufkommen zunächst aufgrund der wirtschaftlichen Abwärtsbewegung überwiegend nach unten entwickelt, erlebte dann aber ein starkes Wachstum. Die derzeitige Infrastruktur stammt noch zu einem größeren Teil aus den Zeiten der Sowjetunion und sind inzwischen modernisierungsbedürftig. Ein anderer Nachteil der russischen Verkehrsinfrastruktur liegt darin, dass die bestehenden Verkehrssysteme kaum Netzwerkeffekte erzeugen. Die Erweiterung und Modernisierung der Transport-Infrastruktur besitzt für die russische Regierung daher hohe Priorität. 2005 wurde von der Regierung eine Modernisierungsstrategie für die Erneuerung der Verkehrswege beschlossen. Die darin genannten Schwerpunkte sind die Fortsetzung der Modernisierungen im Schienen- und Straßenverkehr, die Modernisierung des Luftfahrtsektors, die Verbesserung des Schiffsverkehrs samt der Sanierung der Häfen des Landes. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Forcierung von Konzessionen und anderen Public-Private-Partnership-Modellen im Transportsektor, um auch in diesem Sektor Finanzierungsmittel privater Investoren zu mobilisieren.

    Trotz schwieriger Bedingungen will sich Russland programmatisch als ein wichtiges Drehkreuz im Asien-Europa-Verkehr und zum Teil auch auf der Nord-Süd-Achse von Nordeuropa Richtung Indien etablieren. Die Logistikinfrastruktur soll dazu vor allem an den Knotenpunkten Moskau und Sankt Petersburg ausgebaut werden.

     
    Fernstraßennetz der Russischen Föderation (2007)

    Als Massentransportmittel über lange Distanzen nimmt die Bahn in Russland einen wichtigen Teil des Verkehrsmarktes ein. Aufgrund der großen Entfernungen bildete im frühen 20. Jahrhundert die Anbindung des Fernen Ostens eine große Herausforderung, die das Land mit der berühmten Transsibirischen Eisenbahn herstellen konnte. Parallel dazu wurde Ende des 20. Jahrhunderts zur Erschließung des fernen Ostens Sibiriens die Baikal-Amur-Magistrale vom Baikalsee zum Fluss Amur gebaut. Durch diese beiden und die abzweigenden Strecken wird das Land in west-östlicher Richtung erschlossen. Durch sie kann beispielsweise die Beförderung von Gütern zwischen Pusan und Helsinki von etwa 47 Tagen auf dem Seeweg auf ca. 16 Tage reduziert werden.

    Im Mai 2001 beschloss die russische Regierung die Umsetzung der Bahnreform. Die Hauptziele war die Liberalisierung des Eisenbahnmarktes und Freigabe der Tarife im Eisenbahnverkehr. Im Rahmen der Bahnreform wurde im Oktober 2003 das ehemalige Bahnministerium (MPS) aufgelöst und Russlands zweitgrößtes staatliches Unternehmen, die Rossijskije schelesnyje dorogi gegründet. In den letzten Jahren sind in Russland 85 Privatbahnunternehmen entstanden, die heute einen mehr als 25 % der Güter transportieren und rund 30 Prozent (etwa 200.000 Güterwagen) des gesamten Güterwagen-Bestands in Russland besitzen. Das Streckennetz in Russland wird von der Rossijskije schelesnyje dorogi betrieben. Insgesamt umfasst das gut entwickelte Eisenbahnnetz (1524 Millimeter Spurbreite) rund 87.000 Kilometer, davon ist knapp die Hälfte (40.000 Kilometer) elektrifiziert. Auf der Insel Sachalin existieren fast 1000 Kilometer in 1067 Millimeter Breite. Daneben gibt es zusätzlich 30.000 Kilometer nicht öffentlicher Industriebahnen (alle Angaben 2004). Während in Westeuropa schon seit Jahrzehnten der Straßengüterverkehr der dominierende Verkehrsträger ist und die Bahn eine nachrangige Bedeutung hat, konnte der Lkw in Russland erst seit 2000 aufholen. Daher besitzt die Bahn in Russland mit 83 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Marktanteil am Güterverkehr.

     
    Tanker der Sowkomflot in Juschno-Sachalinsk

    Seit 2000 ist in Russland der Trend zur Straße aber deutlich zu erkennen. Die Straßendichte ist mit 40 Meter Straße pro km² sehr gering. Dies ist unter anderem auf die in großen Teilen des Landes sehr geringe Bevölkerungsdichte zurückzuführen. Das Straßennetz in Russland ist von sehr unterschiedlicher Qualität, sein Ausbau kann mit dem immer stärker werdenden Straßenverkehr nicht Schritt halten. Die Dichte des Netzes nimmt von West nach Ost stark ab: Je weit man sich von Moskau nach Osten entfernt, desto mehr verschlechtern sich die Straßenverhältnisse. Trotzdem wird der Großteil des Güterverkehrs zwischen Westeuropa und Russland über die Straße abgewickelt – im Transit über Polen und Weißrussland oder über die Nordroute via Polen und die Baltischen Republiken sowie über Finnland. Das russische Autobahn- und Fernstraßennetz umfasst zusammen etwa 540.000 Kilometer (2001), davon sind zwei Drittel befestigt. Erst seit 2003 existiert eine räumlich und saisonal durchgehende Straßenverbindung von der Ostsee zum Pazifik. Die Fernstraßen sind außerhalb der Ballungsgebiete in der Regel nicht als Autobahnen oder Schnellstraßen ausgebaut und auch bei größeren breiten Straßen sind die Richtungsfahrbahnen nicht durch Leitplanken voneinander getrennt. Die wichtigste Fernstraße in Russland ist die Europastraße 30, die in Sibirien endet.

     
    Hafen von Murmansk

    Russland verfügt auch über eine beträchtliche Anzahl von Häfen sowie befahrbare Wasserstraßen. 72.000 Kilometer Binnenwasserwege verbinden im europäischen Teil Russlands die Ostsee, das Schwarze Meer, die Binnenseen und das Weiße Meer miteinander. Wichtige Wasserstraßen dabei sind die Wolga, die Kama, die Nischni Nowgoroder Oka, die Wjatka, der Don und die Kanäle, die diese Flüsse miteinander verbinden. Für den Güterverkehr zwischen dem russischen Kernland und der Exklave Kaliningrad ist der Fährverkehr von Bedeutung. In Sibirien sind 24.000 Kilometer schiffbar. Durch die Entwässerung der großen Flüsse Ob, Jenissei und Lena in das Polarmeer fehlt eine Ost-West Erschließung auf dem Wasserweg und durch Eisbildung ist die Polarroute nur wenige Monate im Sommer möglich. Die Schiffbarkeit der Flüsse und Kanäle wird durch meteorologische Einflüsse (Wasserstand) und mangelhaften Ausbau stark beeinträchtigt. Seit 1990 ist in Russland ein Abbau des Bestands der Binnenschiffsflotte zu beobachten. Die Zahl der Binnenschiffe betrug 2002 8800. Davon waren 8000 Güterschiffe und 800 Passagierschiffe. Die wichtigsten russischen Binnenhäfen sind Archangelsk, Perm, Jaroslaw, Saratow und Tscheboksary. Die Seeschifffahrt gehört zu den stark wachsenden Verkehrsbranchen in Russland. Wesentlicher Grund dafür ist das steigende Exportaufkommen an Rohöl und Mineralölerzeugnissen. Die wichtigsten Seehäfen befinden sich in St. Petersburg und Kaliningrad an der Ostsee, Noworossijsk und Sotschi am Schwarzen Meer sowie Wladiwostok, Nachodka, Magadan und Petropawlowsk-Kamtschatski am Pazifischen Ozean. Im Jahr 2003 betrug der Güterumschlag in den russischen Häfen 285,7 Mio. Tonnen.

     
    Sicht auf Sheremetjewo Terminal-D

    In Russland und der Sowjetunion kam der Luftfahrt schon immer eine große Bedeutung zu, nicht nur dank der technischen Errungenschaften vieler russischer Flugzeugkonstrukteure, wie z. B. Andrei Tupolew. Besonders wichtig ist der nationale Flugverkehr in entlegenen Gebieten, deren Erschließung auf dem Landweg sehr beschwerlich wäre und sich auch größtenteils nicht lohnen würde. Mehrere internationale Fluggesellschaften fliegen außer Moskau auch andere russische Städte direkt an. Neben der Aeroflot fliegen als größere Gesellschaften Rossija, S7 Airlines und UTair. Die Zahl von Flughäfen ist in Russland seit 1992 von 1302 auf 496 verringert worden, wobei die Zahl internationaler Flughäfen von 19 auf 70 gestiegen ist. 55 Flugplätze haben eine befestigte Piste über 3000 Meter Länge. Die größten und wichtigsten Flughäfen sind Scheremetjewo-2 und Domodedowo in der Nähe von Moskau. Die Flugzeugflotte Russlands umfasst zurzeit rund 6000 Flugzeuge, davon knapp 2000 Frachtflugzeuge.

     
    Ein Zug der Baureihe 81-740/741 an der Station Meschdunarodnaja, Linie 4 der Moskauer Metro

    Fast die Hälfte der Passagierbeförderung findet im Nahverkehr statt, vorwiegend über das Busnetz, das in 120 Städten existiert. Darüber hinaus verfügen 90 russische Städte über ein Obussenetz, in 66 Städten gibt es Straßenbahnen und Vorortzüge und in sieben Städten eine U-Bahn- sowie in vier weiteren S-Bahnlinien. In den 1990er Jahren verfielen viele der guten Nahverkehrsnetze und wurden zunehmend durch private Bus- oder Linientaxibetriebe ergänzt oder ersetzt. Auch in jüngster Zeit wurden in mehreren Großstädten Straßenbahn- oder Obussysteme zugunsten von Bussen stillgelegt (so 2008 der Obus in Archangelsk und die Straßenbahn in Iwanowo oder 2009 die Straßenbahn in Woronesch).

    Gesundheit und Soziales

    Gesundheitswesen

    Im Artikel 41 der Verfassung Russlands ist für alle Bürger das Recht auf kostenlose medizinische Grundversorgung verankert. Dieser seit den Sowjetzeiten bestehende Grundsatz ist zum Teil die Ursache dafür, dass Russland im internationalen Vergleich eine vergleichsweise hohe Anzahl der Ärzte und der Krankenhäuser pro Kopf der Bevölkerung aufweist.[53][54] Dennoch ist der gesundheitliche Zustand der russischen Bevölkerung schlecht. Gerade beim wirtschaftlichen Niedergang der 1990er Jahre in Russland wurde das Gesundheitswesen stark getroffen.[55] Das Ergebnis führte zu äußerst niedrigen Entlohnungen der Ärzte und Krankenschwestern und als Folge eine massive Verschlechterung der Qualität der medizinischen Versorgung der breiten Öffentlichkeit. So ist inzwischen jede dritte Klinik der 7000 Krankenhäuser im Land dringend renovierungsbedürftig. Schrittweise werden in letzter Zeit die Gehälter für das medizinische Personal angehoben sowie staatliche Mittel in die Einrichtung neuer und Modernisierung bestehender Kliniken investiert. In den Jahren 1999–2003 betrugen die durchschnittlichen Gesamtausgaben für den Gesundheitssektor in Russland im Verhältnis zum BIP 5,70 Prozent.

    In Russland ist der Gesundheitssektor dezentral organisiert. Das Gesundheitsministerium ist auf föderaler Ebene für den gesamten Sektor zuständig, die Erbringung der konkreten medizinischen Leistungen (inklusive die Bereitstellung von Krankenhäusern) aber Aufgabe der Föderationssubjekte und Gemeinden. Der Bedeutung der Föderationssubjekte und Gemeinden im Gesundheitssektor gemäß, werden rund zwei Drittel der gesamten Budgetausgaben von diesen bestritten. Das russische Gesundheitssystem wird durch einen Mix aus Budgetmitteln und Mitteln aus der Sozialversicherung finanziert.

    Armut

    Der Anteil der Bevölkerung, der unter der Armutsgrenze lebt, betrug 2002 nach Angaben der Weltbank 19,6 Prozent. Dieser Anteil ist jedoch landesweit ungleich verteilt. In Tschetschenien und Dagestan lebten mehr als die Hälfte der Menschen in Armut; weitere arme Regionen sind demnach Inguschetien (47 %), Tuwa & Kabardinien-Balkarien (42 %), Mari El (39 %), Kalmückien (36 %), Burjatien & Altai (32 %) und Mordwinien (31 %). Nach dem Zerfall der UdSSR ist die Armut jedes Jahr erheblich gestiegen und war 1999 mit über 40 Prozent auf dem Höhepunkt. Seitdem hat sich die Lage bis heute spürbar gebessert. Allerdings lebt der Großteil der Nicht-Armen Bevölkerung meistens nur knapp über der Armutsgrenze.

    Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich seit 2001 vervielfacht und im Jahr 2008 im Landesdurchschnitt 14.425 Rubel pro Monat[56] (umgerechnet rund 400 Euro) erreicht. Eine ähnliche Entwicklung gab es beim Durchschnittslohn, der 2008 mit 17.112 Rubel berechnet wurde.[57] Dadurch sank die Zahl der Armen. Allerdings verbesserte sich der Lebensstandard regional sehr unterschiedlich. Während besonders in Moskau und St. Petersburg heute einige Viertel in neuem Glanz erstrahlen, ist in anderen Regionen die Armut nach wie vor groß. Insgesamt konnte der Anteil der „Armen“ seit 1998 deutlich gesenkt werden, noch immer lebt aber etwa ein Sechstel der russischen Bevölkerung unter der offiziellen Armutsgrenze. Zudem gibt es große Einkommensdifferenzen. So liegen die Löhne in der Ölindustrie inzwischen über 50.000 Rubel pro Monat, während Beschäftigte in der Landwirtschaft im Schnitt nur auf rund 7800 Rubel kommen.[58]

    Weiter zweistellig steigende Verbraucherpreise erschweren allerdings die Lebensbedingungen jener Bevölkerungskreise, die bisher nicht am Rohstoffboom teilhaben. Der jährliche Preisanstieg, der in der Regel nicht wie international üblich als Veränderung des Indexes der Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt, sondern als Veränderung der Jahresendstände des Verbraucherpreisindexes im Dezember angegeben wird, verringerte sich 2005 lediglich geringfügig auf 10,9 Prozent. Zudem macht sich der Produktionsaufschwung auf dem Arbeitsmarkt nur allmählich bemerkbar. Mit 7,6 Prozent war die nach Standards der Internationalen Arbeitsorganisation berechnete Arbeitslosenquote 2005 0,6 Prozentpunkte niedriger als 2004. Allerdings gilt die Arbeitslosenquote nur als begrenzt aussagefähig, weil viele Arbeitslose nicht erfasst werden dürften.

    Umweltschutz

    Das Recht des Bürgers auf gesunde Umwelt und auf verlässliche Informationen über ihren Zustand ist im Artikel 42 der russischen Verfassung verankert. Allerdings hat der Umweltschutz in der russischen Politik, so auch in der regierungstreuen Partei „Einiges Russland“, bislang faktisch nur eine vergleichsweise niedrige Priorität, was von internationalen Umweltorganisationen wie WWF oder Greenpeace immer wieder kritisiert wird.[59] So wurden in der Vergangenheit oft gängige Umweltstandards bei der Erschließung neuer Erdöl- oder Erdgasvorkommen nur unzureichend eingehalten. Ein bekanntes Beispiel der jüngsten Zeit ist die Erschließung der Fördergebiete Sachalin II, bei der in höherem Maße gegen Umweltauflagen verstoßen worden sein soll.[60] Hinzu kommt eine immer noch verbreitete Korruption innerhalb staatlicher Umweltbehörden, die mehrfache Verstöße gegen Umweltauflagen beim Bau von Häusern oder massenhaften illegalen Holzeinschlag ermöglicht. Auch eine Vielzahl von Altlasten aus den Sowjetzeiten, darunter marode Fabriken, die die heutigen Umweltstandards nicht einhalten können, belasten die Umwelt in Teilen des Landes erheblich. Einige Städte mit solchen Fabriken, wie Norilsk oder Dserschinsk, gelten als ökologisches Notstandsgebiet.[61]

    Erst in jüngster Zeit wurden vereinzelte Bemühungen der russischen Staatsmacht zum Vorantreiben des Umwelt- und Klimaschutzes sichtbar. So wurde in Russland die Ratifizierung des Kyoto-Abkommens am 5. November 2004 mit der Zustimmung des Präsidenten zum Beschluss der Staatsduma abgeschlossen.[62] Am 30. Januar 2008 äußerte sich der designierte Präsident Dmitri Medwedew für eine schnelle Entwicklung des einheimischen Marktes für Innovationstechnologien im Umweltschutz.[63]

    Kultur

     
    Zuschauerraum des Bolschoitheaters, erbaut 1776

    Die russische Kultur besteht aus einer europäischen Hochkultur und einer gewachsenen russischen Volkskultur. Zeitweise verstand sich Russland als das radikale Andere des Westens, auch weil die russische Kultur im Vergleich zu der westeuropäischen über lange Zeit eine andere Entwicklung nahm. Diese Entwicklung wurde durch ihren Standort und Ausgangspunkt an der Peripherie der westlichen Kulturentwicklung verursacht. Weiterhin führte das Schisma von 1054 zu einem sich völlig anders entfaltenden orthodoxe Christentum mit einer wachsenden Ablehnung zum Katholizismus. Die russische Staats- und Rechtsauffassung, die dem byzantinischen Cäsaropapismus entstammt, im Unterschied zur römischen Rechtstradition im Westen, trug ebenso zu der Abgrenzung der russischen Kultur zu der westeuropäischen bei. Im Gegensatz zu der Entwicklung von Nationalstaaten in Westeuropa vollzog sich in Russland ab 1550 der Wandel zu einem Vielvölkerreich, der die kulturelle Entwicklung mitprägte.

     
    Die Ausstellung der Fabergé-Eier in der Rüstkammer des Moskauer Kremls

    Die russische Kultur ist weiterhin durch zeitlich verschiedene Entwicklungsphasen zur westeuropäischen Kultur geprägt. Die lässt sich durch die geokulturelle Randlage und gleichzeitige Ausdehnung Russlands nach Osten erklären, die ein unterschiedliches Evolutionstempo im Wechselspiel verlangsamter und beschleunigter Nachhol- und Entwicklungsphasen hervorrufen, wodurch es in der russischen Geschichte wiederholt zu gesellschaftlichen Umbrüchen und politischen Radikalisierungen kam. Demnach kann Russland als eine Übersetzungskultur angesehen werden, allerdings nicht in passiver Nachahmung, sondern aus dem Bedürfnis des Nachholens und Überbietens. Dies erzeugt produktive Wechselwirkungen, indem Eigenes nach dem imitierten Fremden modelliert wird und so Neues hervorbringt.

    Russlands Kulturgeschichte beginnt weitgehend mit seiner Christianisierung (988/989) am Ende des 10. Jahrhunderts, wobei auf Ersuchen des Kiever Fürsten Wladimir I. die byzantinische Kultur in ihren slawisierten Formen für die nächsten sieben Jahrhunderte bei den Russen die Vorherrschaft gewann. Es folgte ein rasches Aufblühen ihres Schrifttums, ihrer Kunst und Architektur nach der Einführung des Christentums.

    Gerade die Orthodoxie bedingte ein anderes, auf Beharrung und Traditionen basierendes Kulturverständnis. Die religiöse Weltanschauung und kirchliche Textauffassung bestimmte und verlangsamte im Moskauer Reich die kulturelle Entwicklung. Eine Erstarrung der russisch-orthodoxen Kultur setzte ab 1500 ein, nachdem der Impulsgeber Byzanz durch den Fall Konstantinopels nicht mehr vorhanden war. Im 17. Jahrhundert begann der Russische Staatwestliche Einflüsse aufzunehmen, sowohl über direkte Kontakte als auch über weißrussische und ukrainische Vermittlung. Peter I. forcierte dann die Säkularisierung und Europäisierung des gesellschaftlichen Lebens. Peter der Große wollte durch die äußere Europäisierung – z. B. Ablegung der Bärte und Annahme der europäischen Kleiderordnung – eine Änderung der inneren Einstellung erreichen. Die Europäisierung Russlands erreichte aber nur eine kleine Oberschicht. Russland fand im 19. Jahrhundert den Anschluss an die europäische Kultur und gehörte um 1900 zu ihrer Avantgarde.[64] Neben einer verwestlichten Hochkultur der Oberschicht bestand die traditionelle russische Volkskultur im Volk fort, so dass bis 1914 immer noch zwei Kulturen nebeneinander bestanden. In der Sowjetunion wurde dann unter Stalin der Sozialistische Realismus zur einzige verbindlichen Kulturnorm erklärt. Im Ergebnis nahmen die europäisierte und die Volkskultur einen Niedergang. Im neuen russischen Staat erlebte die russische Kultur in den 1990ern eine erneute Krise. So mussten die russischen Kunstschaffenden mit den wegfallenden staatlichen Förderungen und der Konkurrenz in der kapitalistischen Massenkultur in den 1990er Jahren erstmal den daraus resultierenden Stillstand überwinden.

    Russische Literatur

     
    Buchbeschläge
     
    Das wohl berühmteste Russische Buch ist Krieg und Frieden. Das Thema war der für die russische Identität so bedeutende Vaterlandskrieg. In einer berühmten Szene hört die junge Fürstin Natascha Rostowa, eine zentrale Frauenfigur des Romans, das in seinem Leben noch nicht viel von Russlands dominierender bäuerlicher Kultur mitbekommen hatte ein ihr unbekanntes Volkslied und beginnt instinktiv zur Melodie zu tanzen. Mit dieser Schlüsselszene vermittelt Tolstoi, dass die russische Nation durch unsichtbare Fäden einer angeborenen Mentalität zusammengehalten wird.

    In Russland genießt die Literatur eine große Wertschätzung. Die in Westeuropa üblichen und gültigen Ordnungsmuster der Poetik und Gattungslehre, wie auch literarische Epochenbezeichnungen werden aber in Russland anders, weil zeitversetzt und in anderer Funktion, verwendet. Der Romanik entsprach in der Kiewer Rus die „Periode der stilistischen Einfachheit“ (11. Jh.), der Gotik das „Zeitalter des ornamentalen Stils“ (12. und 13. Jh.), für die folgenden Jahrhunderte vom 14. bis zum 16. gibt es gebräuchliche ideologische und geopolitische Epochennamen („Periode der geistigen Auseinandersetzungen“ und „Moskauer Literatur“). Erst für das 17. und 18. Jh. gelang der Nachweis barocker Stilverfahren und der verspätete Gleichklang mit dem westeuropäischen Zeitstil.

    Der aus der byzantinischen Geschichtsschreibung übernommene Grundbestand an geistlichen Texten und Gattungen legten die Grundlage der kirchenslawische Tradition fest, was im slawischen Mittelalter als Literatur und als literarischer Text galt. Es herrschte die Dominanz eines geistlich-kirchlichen Literaturbegriffs (d. h. Lesen und Schreiben – ähnlich wie in der Ikonenmalerei – zum Nutzen der Seele). Andererseits fehlte die ästhetische Funktion, Individualstil, Fiktionalität (Trennung von Wahrheit und Dichtung), literarische Gattungen im neuzeitlichem Sinn und ein moderner Autorenbegriff. Literatur mit nicht vorherrschend geistlicher Funktion im alten Russland (vor 1700) ist vergleichsweise wenig vertreten. Der literarische Übergang zur Neuzeit vollzog sich im Namen einer möglichst festen und unmittelbaren Anbindung der russischen Kultur an die westeuropäische Zivilisation unter Peter den Großen. Zu Beginn des 18. Jh.s erfüllte die Literatur vorrangig Erziehungs- und Repräsentationsfunktionen für den Staat. Erst gegen 1800 emanzipierte sich die literarische Kommunikation von den Ansprüchen des Hofes, der Bildungsinstitute sowie des Mäzenatentums. Russische Autoren erreichten erstmals eine gewisse Eigenständigkeit, auch bedingt durch die Anfänge eines eigenen Buchmarkts. Für Jahrzehnte dominierte nun das Genre des realistischen Gesellschaftsromans, der die Leser in Europa nachhaltig beeindruckte. Der russische realistische Roman entwickelte seine eigenen Verfahren zur Abbildung der Wirklichkeit und bildete Metastandpunkte bezüglich der destabilisierenden Wirkung westlicher Modernisierung auf traditionelle Lebensformen und gesellschaftliche Strukturen heraus.

    Zu den russischen Schriftstellern von Weltrang gehören: Fjodor Dostojewski, Nikolai Gogol, Maxim Gorki, Boris Pasternak, Alexander Puschkin, Alexander Solschenizyn, Lew Tolstoi, Anton Tschechow, Iwan Turgenew und Iwan Bunin, der erste russische Schriftsteller, der mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.

    1990 verzeichneten Bücher in Russland eine Auflagenstärke von insgesamt 1,6 Milliarden Büchern. 2004 waren es nur noch 562 Millionen. Auflagenstärkste Autorin war dabei Darja Donzowa mit 99 Bänden und einer Auflagenstärke von 18,1 Millionen Büchern.

    Musik

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    Lied der Wolgaschlepper. Chor und Orchester der Roten Armee
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    Kalinka. Chor und Orchester der Roten Armee
    Schwarze Augen, gesungen von Fjodor Iwanowitsch Schaljapin

    Die russische Musik reicht weit zurück. Ihre Ursprünge liegen im heidnischen Brauchtum der Ostslawen. Nach der Annahme des Christentums entwickelte sich zuerst die kirchliche Musik. Ursprünglich aus Byzanz gekommen, gewann sie schnell nationale russische Merkmale. Im 11. Jahrhundert bildete sich ein besonderer Typ des orthodoxen Kirchengesangs, der sogenannte Snamenny raspew heraus. Erst im 16.-17. Jahrhundert verbreitete sich das lyrische Volkslied. Einige Lieder sind weltberühmt, wie z. B. Lied der Wolgaschlepper, Kalinka, Katjuscha, Kosakenwiegenlied, Dubinuschka, Korobeiniki, Schwarze Augen.

    Die Anfänge der russischen Kunstmusik begannen sich im 18. Jahrhundert zu entwickeln und standen seit Peter dem Großen unter Beeinflussung westeuropäischer Musik. Der wichtigste Komponist dieser Zeit war Dmytro Bortnjanskyj, in dessen Schaffen sowohl Kunstmusik als auch die typisch russisch anzusehenen A-cappella-Gesänge der orthodoxen Kirchenmusik vertreten sind. Wendungen aus der russischen Volksmusik tauchen erstmals verstärkt in den Opern und Orchesterstücken Michail Glinkas und Alexander Dargomyschskis auf, wodurch sie den Weg zu einer nationalrussischen Komponistenschule ebneten. Im Anschluss daran formierte sich aus fünf jungen Komponisten die sogenannte Gruppe der Fünf (Alexander Borodin, César Cui, Mili Balakirew, Modest Mussorgski, Nikolai Rimski-Korsakow), welche es sich zur Aufgabe machte, gezielt die Eigentümlichkeiten russischer Volksmusik für Symphonien, Opern, Tondichtungen und Kammermusik nutzbar zu machen.

     
    Pjotr Iljitsch Tschaikowski

    In Kontrast dazu entwickelte sich eine eher an westlicher Musik (besonders der deutschen Romantik) orientierte Gegenströmung, die durch Anton Rubinstein begründet wurde. Ihr gehörte auch der bedeutendste russische Komponist des 19. Jahrhunderts, Peter Tschaikowski, an, dessen Werke (Symphonien, Opern, Ballette, Kammermusikwerke) der russischen Musik erstmals auch im Ausland zu größerem Ansehen verhalfen. Die nachfolgenden Komponisten wie Anatoli Ljadow, Sergei Tanejew, Anton Arenski, Alexander Gretschaninow, Alexander Glasunow und Wassili Kalinnikow setzten in ihren Kompositionen vor allem auf eine aussöhnende Vereinigung des westlich-internationalen und des russisch-nationalen Stiles. Während Sergei Rachmaninow in seinen Klavierkonzerten und Symphonien den Stil Tschaikowskis eigenständig weiterentwickelte, hielt mit Alexander Skrjabin, Schöpfer eines eigenwilligen harmonischen Systems, erstmals die musikalische Moderne in Russland Einzug.

    Der Expressionismus ist in der russischen Musik durch das Frühwerk Igor Strawinskis und Sergei Prokofjews repräsentiert. In den 1920er Jahren experimentierten viele Komponisten mit neuartigen musikalischen Gestaltungsmitteln, so auch der junge Dmitri Schostakowitsch, dessen frühe Werke sich besonders durch satirischen Tonfall auszeichnen. Die meisten älteren Komponisten hielten dagegen an der Romantik fest, wie Glasunow, Reinhold Glière und Nikolai Mjaskowski, später dann auch Prokofjew. Ab Mitte der 1930er Jahre wurde für russische Musiker auf Anordnung Stalins die Doktrin des Sozialistischen Realismus bindend, die avantgardistische Experimente verbot und eine „volksnahe“ Kunst forderte. Dieser Zwang lockerte sich erst nach Stalins Tod 1953 allmählich. Hauptrepräsentanten einer sowjetischen Musikkultur wurden im Anschluss neben Schostakowitsch vor allem Dmitri Kabalewski und der Armenier Aram Chatschaturjan. Ab etwa 1980 machen sich auch wieder die einst verpönten avantgardistische Elemente in russischen Kompositionen bemerkbar, so bei Edisson Denissow, Sofia Gubaidulina und Alfred Schnittke. Dagegen hielten Komponisten wie der gebürtige Pole Mieczysław Weinberg oder Boris Tschaikowski die Tradition in der Nachfolge Schostakowitschs aufrecht.

    Die russische Popmusik ist recht vielfältig. Neben der althergebrachten Unterhaltungsmusik aus der Zeit der Sowjetunion, der sogenannten Estrada, gibt es eine Reihe unterschiedlicher Genres. Zu Beginn der 1980er Jahre, und vor allem in der Zeit der Perestroika, hatte sich in Russland eine vitale, russischsprachige Rockmusikszene entwickelt. Als Galionsfigur dieser Jahre gilt gemeinhin der im Jahre 1990 verstorbene Frontmann von Kino, Wiktor Zoi, dessen Lieder und Texte eine große Anzahl Jugendlicher ansprach und die für viele Bands der nachfolgenden Jahre prägend waren. Neben originären russischen Bands wie Kino, Ljube, Aquarium, DDT und Nautilus Pompilius, oder den Punkbands Graschdanskaja Oborona und Sektor Gasa wurde die Popkultur im Bereich der Musik stark vom internationalen Mainstream beeinflusst.

    In den 1990er Jahren etablierte sich in den kulturellen Zentren des Landes, aber insbesondere in St. Petersburg ein weitläufiger Underground, der bis heute das gesamte Spektrum der Musik abdeckt. Gegen Ende des Jahrhunderts startete auch das russische MTV. Während dieser Zeit wurde eine Vielzahl von Rockbands gegründet und aufgelöst, vor allem aber feierten die bereits in den 1980er Jahren gegründeten Formationen große Erfolge. Auch die ersten Bands der Untergrundkultur konnten viele Zuhörer gewinnen, so z. B. Leningrad. Sehr bekannt wurde in dieser Zeit auch Zemfira. Spätestens seit Beginn dieses Jahrzehnts hat auch russische Popsa bedeutende Marktanteile inne. Dabei handelt es sich um tanzbare Musik mit einem hohen Elektroanteil, die besonders Teenager zur Zielgruppe hat und sich musikalisch vollständig an international erfolgreichen Projekten orientiert (Walerija, VIA Gra). Das Duo t.A.T.u. ist die bislang einzige international erfolgreiche russische Popband. Ein weiteres, in der Zeit der Sowjetunion weitgehend an den Rand gedrängte Genre erlebt die letzten Jahre ebenfalls eine Renaissance – das russische Chanson. Ein populärer Star dieser Richtung ist der Sänger Michail Schufutinski.

    Museen, Galerien, Ballett, Theater und Oper

     
    Szene aus dem Ballett „Der Nußknacker“, komponiert von Pjotr Iljitsch Tschaikowski

    Moskau und St. Petersburg sind die kulturellen Zentren Russlands mit einer großen Anzahl kultureller Einrichtungen. Allein Moskau weist mehr als 120 Theater, fünf Opernhäuser, sechs professionelle Symphonie-Orchester sowie zahlreiche Museen und Galerien auf. Das Moskauer Bolschoi-Theater genießt Weltruf, die Eremitage in St. Petersburg und die Staatliche Tretjakow-Galerie in Moskau beherbergen weltbedeutende Kunstsammlungen. In anderen regionalen Zentren haben sich auch kulturelle Szenen entwickelt wie Nowosibirsk (Theater, Oper), Jekaterinburg (Theater, zeitgenössischer Tanz), Nischni Nowgorod (zeitgenössische Kunst).

    Das Ballett hat in Russland lange Tradition uns ist eine sehr beliebte Form der Unterhaltung. Peter I. lernte Ballett auf einer seiner Reisen nach Westeuropa kennen und war begeistert. An seiner Residenz gab es zwar auch Tanzvergnügungen, aber sie waren anders, folkloristischer, volksnaher. So wurden Ballettspezialisten nach Russland engagiert. Damit begann die eindrucksvolle Entwicklung des russischen Balletts. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die russischen Tänzer zu Könnern vom höchsten Niveau. Das Russische Ballett stellte sich 1909 in der Kulturhauptstadt Paris vor. Das Publikum geriet in Begeisterungsstürme. Das russische Ballett enthronte nun Frankreich als beste Ballettnation. Russisch wurde zum Synonym für Ballett. Das ging so weit, dass westliche Tänzerinnen ihre Namen russifizierten, um mithalten zu können.

    Russland brachte so große Persönlichkeiten wie Anna Pawlowa, Galina Ulanowa, Vaslav Nijinsky, Rudolf Nurejew, Mikhail Baryshnikov, Sergej Diaghilew, Michail Fokin und Maja Plissezkaja hervor. Die populärsten Ballette sind Der Nussknacker, Schwanensee und Dornröschen. Aus einer 1773 gegründeten Ballettgruppe ging später das weltberühmte Bolschoi-Ballett hervor. Die heute wohl bekannteste Ballettgruppe ist das Russische Staatsballett. Es wurde 1981 von Irina Tichimisowa gegründet und ist seit 1984 unter der Leitung von Wjatscheslaw Gordejew, Ex-Bolschoi-Star. Weltweit hatte das Russische Staatsballett bisher 20 Millionen Besucher.

    Malerei

     
    Bildergalerie in der Eremitage. Die Eremitage in St. Petersburg ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Hier findet man über drei Millionen Exponate in über 350 Sälen. Neben archäologischen Exponaten beherbergt die Eremitage hauptsächlich große Werke europäischer Maler. Bedeutende Künstler wie Rembrandt, Rubens und Gauguin sind ebenso vertreten wie da Vinci und Picasso

    Auch auf dem Gebiet der Malerei leistete Russland einen großen Beitrag. Die Porträtmalerei war im 18. Jahrhundert sehr populär. Aber auch andere Stilrichtungen, wie Historienmalerei und religiöse Malerei wurden häufig verwendet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam die europäische Moderne, wie Impressionismus und Jugendstil, in abgeleiteter Form nach Russland.

    Im Zusammenhang mit dem Impressionismus und der Russische Avantgarde sind Namen wie Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch, Alexej von Jawlensky, Wladimir Tatlin, Michail Larionow und Natalja Gontscharowa zu erwähnen. Zu den großen russische Malern zählen außerdem Andrei Rubljow, Ilja Repin, Marc Chagall, Michail Wrubel, Walentin Serow, Wassili Surikow, Iwan Aiwasowski, Isaak Lewitan, zu den bedeutenden Landschaftsmalern gehören Nikolai von Astudin und viele mehr.

    In neuerer Zeit machen vor allem provokative Künstler und Künstlergruppen wie „Die blauen Nasen“ Furore, welche international ausgezeichnet, von der russisch-orthodoxen Kirche und den Behörden aber immer wieder in die Schranken verwiesen werden.

    Siehe auch

    Film

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    Filmplakat von Panzerkreuzer Potemkin (1925)

    Die russische Filmgeschichte begann bereits in der Epoche des Russischen Kaiserreich mit Stummfilmpionieren wie Alexander Chanschonkow, Iwan Mosschuchin und Wera Cholodnaja. Zur Sowjetzeit brachte Russland auch einige der wichtigsten europäischen Filmregisseure hervor, beispielsweise Sergei Eisenstein und Andrei Tarkowski. Zahlreiche bemerkenswerte russische Filme und Regisseure blieben jedoch aufgrund des Ost-West-Konfliktes im Westen weitgehend unbekannt. Während der Sowjetzeit unterlag das Kino einer strengen ideologischen Zensur, innerhalb des erlaubten ideologischen Rahmens wurde jedoch eine beachtenswerte Talentförderung und staatliche Unterstützung des Kinogewerbes betrieben. Auch heute noch betrachten viele Russen die Sowjetzeit, die viele beliebte Schauspieler und Filme hervorbrachte, als den Höhepunkt der russischen Filmkunst und der Schauspielschule.

    Trotz des postsowjetischen Krise der russischen Filmindustrie erreichten seit den 1990er Jahren russische Filme gelegentlich internationale Erfolge: Zu nennen ist beispielsweise der oscarprämierte Streifen Die Sonne, die uns täuscht (1994) von Regisseur Nikita Michalkow, das Jugenddrama The Return – Die Rückkehr (2003) von Andrei Swjaginzew, der hierfür mit dem Goldenen Löwen bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet wurde, sowie die Fantasy-Verfilmung Wächter der Nacht – Nochnoi Dozor (2004), die zur kommerziell bislang erfolgreichsten russischen Filmproduktion wurde.

    Insgesamt lässt sich in den letzten Jahren ein enormer Anstieg der Kinobesuche in Russland nachvollziehen – während im Großteil des übrigen Europa die Kinobesuchszahlen in den letzten Jahren bestenfalls stagnierten. Ebenfalls außergewöhnlich ist hierbei, dass die russische Filmproduktion bei der beinahen Verdoppelung der Kinobesuche ihren – im Vergleich mit Europa überdurchschnittlich hohen – Marktanteil, der seit 2005 stets über einem Viertel an allen Kinobesuchen in Russland liegt, halten konnte.

    Der wichtigste Filmpreis in Russland ist der Nika, welcher von der Russischen Filmkunst Akademie verliehen wird. Zu den größten russischen Filmstudios gehören Goskino, Sowkino, Mosfilm, Lenfilm und Gorki Filmstudio (vormals Meschrabpom).

    Feiertage

     
    Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau am 9. Mai 2010

    Als Nationalfeiertage gelten in Russland der sogenannte Tag der Einheit des Volkes am 4. November, der an die Befreiung Moskaus im Jahre 1612 von polnisch-litauischen Fremdherrschern erinnert, sowie der Tag Russlands am 12. Juni anlässlich der Erklärung der Staatssouveränität der Russischen SFSR an diesem Tag im Jahr 1990. Daneben gibt es jährlich mehrere gesetzliche Feiertage, von denen vor allem das Neujahrsfest (durchgehend vom 1. bis 5. Januar) gefeiert wird. Das Neujahrsfest wurde 2005 verlängert, dafür aber der für die Kommunisten wichtigste Nationalfeiertag, der Tag der Oktoberrevolution am 7. November, abgeschafft. Die russisch-orthodoxen Christen feiern Weihnachten nicht wie bei den Christen anderer Konfessionen am 24. Dezember. Sie feiern nach dem Julianischen Kalender am 7. Januar das Fest der Erscheinung des Herrn. Während der Sowjetzeit waren religiöse Feste nicht erlaubt. Doch seitdem im Jahr 1991 der 7. Januar zu einem offiziellen Feiertag erklärt wurde, wird Weihnachten in Russland wieder richtig gefeiert. Den Heiligen Abend am 6. Januar nennt man in Russland Sotschelnik oder Koljada.

     
    Das Fest der Erscheinung des Herrn in der Region Primorje, nahe der Ortschaft Partisan

    Jedes Jahr begeht die russisch-orthodoxe Kirche das Epiphaniasfest. Es ist einer der ältesten orthodoxen Feiertage und geht zurück auf die Taufe Jesus im Jordan-Fluss. Trotz Frost zieht es Jahr für Jahr Millionen Russen in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar ans Eisloch. An diesem einen Tag im Jahr ist das Wasser aller Flüsse und Seen Russlands heilig, besonders wenn es zuvor von einem orthodoxen Priester gesegnet wurden. Dreimal müssen Teilnehmende vollständig untertauchen. Vor jedem Eintauchen des Kopfes bekreuzigen sie sich. Die Prozedur soll die Gläubigen von Sünden reinigen und ihnen neue Kraft verleihen.

    Der „Tag des Sieges“ über das nationalsozialistische Deutschland (am 9. Mai) besitzt nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung. Anfang Mai kommen dazu überall in Russland festlich gekleidete Kriegsveteranen zusammen und gedenken der gefallenen Kameraden. Oft fängt so ein Treffen an einem Grab oder Graqbmal des unbekannten Soldaten oder an einem Ewigen Feuer an. Danach wird die Gedenkfeier entweder bei einem offiziellen Empfang oder privat an einer Festtafel fortgesetzt. Zum Siegestag schenkt man Kriegsveteranen Nelken. Jedes Jahr finden am Siegestag in vielen Städten Russlands (2011: 23) Militärparaden statt.

    Fällt ein gesetzlicher Feiertag auf einen Dienstag oder einen Donnerstag, ist die Einrichtung eines arbeitsfreien Brückentags am Montag bzw. Freitag üblich, indem der vorhergehende Samstag bzw. der nachfolgende Sonntag im Gegenzug zu Arbeitstagen erklärt werden.

    Architektur

     
    Die Zwiebeltürme russisch-orthodoxer Kirchen haben eine besondere Bedeutung. Drei stehen bildhaft für die Dreieinigkeit , die am häufigsten vorkommenden fünf Kuppeln stehen für Christus und die vier Evangelisten. Die Säulen und Pfeiler stehen für Engel und Heilige

    Russland beherbergt etwa 15 von der UNESCO als Weltkulturerbe registrierte Stätten, darunter das historische Zentrum St. Petersburgs oder die Holzkirchen von Kischi Pogost.

    Die frühe Architektur Russlands orientiert sich an der des Byzantinischen Reichs: frühe Sakralbauten orientieren sich wie die byzantinischen am Griechischen Kreuz, das von fünf Kuppeln gekrönt wird. Beispiele hierfür sind die Sophienkathedrale in Nowgorod oder die Kirche Sankt Demetrios in Wladimir.

    Westeuropäische Einflüsse breiteten sich mit dem Barock aus. Barockeinflüsse (→ Russischer Barock) begannen sich Ende des 17. Jahrhunderts in Russland zu zeigen (Kirche der Mutter Gottes von Wladimir in Moskau).

     
    Das bedeutendste Beispiel für die russische Holzbaukunst sind die Holzkirchen von Kischi Pogost im Onegasee. Die Christi-Verklärungskirche (links), wurde 1714 zur Feier des Triumphs über die Schweden erbaut. Sie war zur Nutzung im Sommer bestimmt. In Russland gab es Paarkirchen, die jeweils im Sommer oder im Winter genutzt wurden. Die entsprechende „Winterkirche“ Maria Schutz und Fürbitte (rechts) wurde 1764 gebaut.

    Ein eigenständiger russischer Stil hatte sich wahrscheinlich ursprünglich nur im Bereich der Holzbauten entwickelt, von denen aufgrund des Baumaterials aber keine Bauten erhalten sind, die älter als das 17. Jahrhundert sind. Die Kirchen, die daraus entstanden, zeichnen sich durch eine einfachere zentrale Anlage und einen großen oktogonalen Mittelturm aus. Diese wurden im Laufe der Zeit immer dekorativer ausgestaltet. Ein berühmtes Beispiel ist die Basilius-Kathedrale auf dem Moskauer Roten Platz von 1555.

    Ihren Durchbruch erreichte sie jedoch in der von Zar Peter I. gegründeten Stadt Sankt Petersburg. Europäische Architekten wie Schlüter oder Domenico Trezzini kamen nach Russland, sie bauten Gebäude wie das Menschikow-Palais oder die Peter-und-Paul-Festung.

    Architektur von Weltniveau erreichten die Baumeister unter Katharina II. (Bartolomeo Francesco Rastrelli). Die Paläste wie der Winterpalast in St. Petersburg, das Schloss Peterhof oder der Katharinenpalast zeigen an den Fassaden einen großen und gewaltigen Rokoko-Stil und sind im Inneren exorbitant luxuriös ausgestattet.

     
    Der Katharinenpalast befindet sich in der Stadt Puschkin, 25 Kilometer von St. Petersburg entfernt. Der große Katharinenpalast zählt zu einem der schönsten Barockbauten Europas.

    Mit dem Klassizismus, der in Russland ungefähr zur selben Zeit einsetzte wie im restlichen Europa begannen erstmals originär russische Baumeister wie Iwan Jegorowitsch Starow eine herausragende Stellung einzunehmen. Die meisten Gebäude der Petersburger Innenstadt sind bis heute klassizistisch geprägt.

    Ein Paradebeispiel dafür ist die Rossistraße in Sankt Petersburg, benannt nach dem Architekten Carlo Rossi, deren Gesamtanlage einschließlich der Häuser einem streng geometrischen Gesamtmuster folgt. In den Sakralbauten wie der Isaakskathedrale allerdings mischen sich klassizistische und historistische Stilelemente.

    Anfang des 20. Jahrhunderts waren avantgardistische Strömungen in der gesamten russischen Kultur stark. Nach der Oktoberrevolution konnten ihre Verfechter diese kurze Jahre umsetzen. Beispielgebend ist hier El Lissitzky oder neuartige Prototypen für Wohnungsbau, Industriebau und für die öffentliche Verwaltung. Internationale Architekten wie Le Corbusier, Walter Gropius, Peter Behrens und Ludwig Mies van der Rohe konnten in Moskau bauen.

    Unter Stalins Herrschaft erfolgte jedoch schnell ein Rückschlag auf monumental gesteigerte klassische Muster. Der Zuckerbäckerstil begann vorherrschend zu werden, die Repräsentativität stand gegenüber künstlerischen Entwürfen klar im Vordergrund.

    Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird zunehmend ein historisierender Baustil modern, der Anknüpfungspunkte in der traditionellen russischen Architektur sucht. Beispiele hierfür sind neben vielen anderen Gebäuden die wiederaufgebaute Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau oder die gleichnamige Kathedrale in Kaliningrad.

    Russische Volkskultur

     
    Eine typische Isba in Kulaschino, Oblast Twer.

    Die Wohnhäuser in Russland wurden lange in Blockbauweise (Isba) errichtet. Diese Blockhäuser findet man heute noch auf den Dörfern. Sie sind meist in blauen oder grünen Farbtönen gestrichen und besitzen phantasievolle geschnitzte, meist weiße Fensterrahmen. Blau und Grün sollen als Farben der Orthodoxie Böse Geister vertreiben.[65]

    Russisches traditionelles Handwerk bildet einen wichtigen Aspekt der russischen Volkskultur. In der Waldzone der Nordost-Rus entwickelten sich das Drechslerhandwerk und die Holzschnitzerei. An Orten, an denen Lehm vorhanden war, entwickelte sich das Keramikhandwerk. In den nördlichen Regionen Russlands mit seinen ausgedehnten Flachsfeldern wurden Spitzen geklöppelt. Der Ural mit seinen reichen Vorkommen von Eisenerz und sowie von Halbedel- und Schmucksteinen ist für seine Gießkunst, den Waffenschmuck und Schmuckartikel berühmt. Berühmt ist das Dymkowo Keramik-Spielzeug, Chochloma, Keramik aus Gschel und Lackminiaturen aus Palech. Matroschka ist das beliebteste russische Souvenir. Schon ein paar Jahre nach ihrem Aufkommen wurde die Matrjoschka auf der Pariser Weltausstellung von 1900 demonstriert, wo sie eine Medaille verdiente und weltweiten Ruhm erlangte.

    Zur traditionellen russischen Kleidung gehörten Kaftan, Kossoworotka und Uschanka für Männer, Sarafan und Kokoschnik für Frauen, mit Lapti aus Bast (Pflanze) und Walenki (Filzstiefel) als übliches Schuhwerk. Zur traditionellen Kleidung der Kosaken aus dem südlichen Russland gehören Burka und Papacha.

     
    Zubereitung von Pelmeni, die ursprünglich aus Tatarstan und Sibirien stammen, Chochloma-Handarbeit ist im Hintergrund abgebildet.
     
    Familienporträt in Russland (1844) mit dem Samowar

    Die russische Küche, eine typische Bauernküche, verwendet viele Zutaten aus Fisch, Geflügel, Pilzen, Beeren und Honig. Gegessen wird Brot, Pfannkuchen, getrunken wird Kwas, Bier und Wodka. In Russland ist Wodka ein Teil der russischen Kultur. Laut russischen Chroniken, entstanden im Russland des 12. Jahrhunderts erste Brennereien. Zunächst wurde Wodka für medizinische Zwecke verwendet. Russischer Wodka wird aus Getreide hergestellt. Man trinkt Wodka zu einem guten Anlass und in einer guten Gesellschaft von mindestens drei Personen. Traditionell bevorzugt man in Russland einen reinen nicht aromatisierten Wodka. In Russland wird zu Wodka immer etwas Salziges serviert. Schmackhafte Suppen und Eintöpfe wie Schtschi, Borschtsch, Ucha, Soljanka und Okroschka kennzeichnen die russische Küche. Berühmt sind auch russische Teigspeisen wie Piroschki, Blini und Syrniki. Kiewer Kotelett, Pelmeni und Schaschlik sind beliebte Fleischgerichte, die letzten beiden sind tatarischen und kaukasischen Ursprungs. Weitere verbreitete Fleischgerichte sind Kohlrouladen (golubzy) in der Regel mit Fleisch gefüllt. Ein typisch russisches Salatrezept ist Vinaigrette (russisch винегрет). Tee wird in Russland bereits seit dem 17. Jahrhundert selbstverständlich in jedem Haushalt getrunken, sodass sich in Russland eine richtige Teekultur entwickelte. Zur Zubereitung des Tees wird in Russland ein Samowar verwendet. Er gilt in Russland als eine Art Nationalsymbol und darf in keinem Haushalt fehlen.

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    Kubankosaken-Paar. Die Frau trägt das traditionelle russische Begrüßungsgeschenk aus Brot und Salz.

    Russlands große Anzahl von ethnischen Gruppen verfügen über ausgeprägte Traditionen der Volksmusik. Typische russische Musikinstrumente sind Gusli, Balalaika, Schaleika und Garmon. Das russische Volk besitzt eine reiche Tanzfolklore. Berichte über russische Tänze finden seit dem 11. Jahrhundert. Tänze spielen für das russische Volkes eine große Rolle. In vielen Tänzen kommen die nationalen Züge des russischen Charakters sehr klar zum Ausdruck. Die älteste Art des russischen Tanzes ist der so genannte Chorowod, ein Reigentanz einer Gruppe von Teilnehmern, die sich an den Händen halten. Die zweite Art von Tänzen, die für die russische Tanzkunst charakteristisch ist, sind die Improvisationstänze. Sie werden als Solotänze (Mann oder Frau), in Paaren oder von mehreren Tanzenden aufgeführt. In diesen Tänzen kommt die Individualität des Tanzenden besonders stark zum Ausdruck. Der Perepljas ist eine Art Tanz um die Wette, wobei jeder der Reihe nach auftretende Tänzer bestrebt ist, den anderen durch seine Tanzmeisterschaft, Phantasie und bessere Ausführung der Bewegungen zu übertrumpfen.

    Russland besitzt eine ausgeprägte Dampfbadkultur, die Banja. Der Besuch der Banja ist ein Ritual. Dort finden bis heute wichtige Gespräche, Geschäftsverhandlungen und politische Besprechungen statt. Sogar im Kreml gibt es eine Banja. Nach alter russischer Tradition klopft man sich vorsichtig mit Weniks ab - in warmes Wasser getauchte, getrocknete Birkenzweigbündel. Zur Erholung und zum entspannen verbringen russische Stadtbewohner die Wochenenden oder ihren Urlaub gerne in einer Datscha, einem Land- bzw. Ferienhaus mit Garten. Seit drei Jahrhunderten gehören die Datschen zur russischen Geschichte und Kultur. Auch in vielen russischen Balladen und in der russischen Literatur findet die Datscha oftmals Erwähnung. Ab Mitte Mai beginnt die Datscha-Saison. Rund um St. Petersburg und Moskau gibt es sehr viele Datschen-Vororte, die sich im Laufe ihrer Geschichte immer weiter von der Stadt entfernt haben. Bekannt sind auch die russischen Märchen, die ihre Ursprünge in der heidnischen Zeit der Rus haben. Sie bildeten die Grundlage für die berühmten sowjetischen Märchenfilme. Sie haben Märchengestalten wie „Väterchen Frost“, das „Schneeflöckchen“ oder die „Hexe Baba Jaga“ auch nach Mitteleuropa gebracht.

     
    Russische Troika

    Die russische Gastfreundschaft selbst in wirtschaftlich schwierigsten Zeiten ist sprichwörtlich. Bei einer Einladung versucht der Gastgeber bewusst, so viele verschiedene Gerichte wie möglich zuzubereiten. Das zeigt, dass für die Gäste nichts gespart wird. Bis heute lebt der Brauch, bei offiziellen Anlässen ein rundes Brot mit einem Salzgefäß in der Mitte an den wichtigsten Gast auszuhändigen. Brot war lange Zeit das Hauptnahrungsmittel in Russland. Salz war rar und deswegen sehr teuer.[66]

    Ein im 19. Jahrhundert sehr verbreitetes Straßenbild im Winter war die Troika, das typisch russische Dreigespann. Dazu werden drei Pferde vor einer Kutsche oder einem Schlitten nebeneinander angeschirrt. Am Bogen hängt ein Glöckchen, das während der Fahrt ständig bimmelt und die Pferde in Trab hält. Die Troika stammt von den Waldai-Höhen, einer Hügellandschaft zwischen Moskau und St. Petersburg, und wird heute als Folklore gepflegt.

    Sport

     
    Dmitri Medwedew feiert im Moskauer Kreml mit der Nationalmannschaft den Triumpf bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2008.

    In Russland hat Sport einen relativ hohen Stellenwert, was man auf die umfassende sportliche Förderung in der UdSSR zurückführen kann (siehe auch: Sport in der Sowjetunion). Im Gegensatz zum deutschsprachigen Raum gibt es dort reine Sporttageszeitungen, wie beispielsweise die Sport-Express. Die beliebtesten Sportarten der Russen sind Fußball (siehe auch: Fußball in Russland) und Eishockey (siehe auch: Eishockey in Russland). Aber auch Handball, Basketball, Schach und neuerdings Tennis erfreuen sich großer Beliebtheit.

    Russland hat bereits zahlreiche Weltklassesportler hervorgebracht. Besonders in den Kategorien Leichtathletik, Wintersport, Turnen/Gymnastik und Gewichtheben dominieren russische Sportlerinnen und Sportler. Aus keiner Nation stammen mehr aktuelle und ehemalige Schachweltmeister und Großmeister als aus Russland.

    1980 war die damals sowjetische Hauptstadt Moskau zum ersten Mal Ausrichter der Olympischen Sommerspiele. Im Jahr 2005 hatte sich Moskau vergeblich um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2012 bemüht. Der Schwarzmeer-Kurort Sotschi wird 2014 zum ersten Mal die Olympischen Winterspiele in Russland ausrichten.

    Darüber hinaus ist Russland häufig Austragungsort von internationalen Wettbewerben wie Welt- und Europameisterschaften. So trägt Russland zum ersten Mal die Fußball-Weltmeisterschaft aus, die 2018 unter anderem in Moskau, Sankt Petersburg, aber auch in der Exklave Kaliningrad entschieden wird.

    Bildung und Wissenschaft

    Bildungssystem

     
    Bildungssystem in Russland

    Das Bildungssystem in Russland gliedert sich in vier Abschnitte: allgemeine Schulausbildung, Berufsausbildung, Hochschulausbildung und die Postgraduierten-Ausbildung.

    Die Allgemeine Schulausbildung untergliedert sich wiederum in die Abschnitte Grundstufe, Hauptstufe und Oberstufe.

    • Grundstufe: Der Schuleintritt erfolgt im Alter von sieben Jahren. Sowohl das Studienjahr als auch das Schuljahr beginnen in ganz Russland einheitlich am 1. September jedes Jahres. Das vorgezogene Schuleintrittsalter von sechs Jahren wird durchschnittlich etwa 35 Prozent der Kinder nach einem psychologischen Gutachten empfohlen. Die vierjährige Primarstufe der Grund- oder Anfangsschule absolvieren die mit sieben Jahren eingeschulten Kinder binnen drei Jahren. Sie gelangen auf diese Weise aus dem dritten sofort in das fünfte Schuljahr.
    • Hauptstufe: Danach folgt eine obligatorische sechsjährige Hauptschulstufe. Sie führt zum Erwerb der „grundlegenden allgemeinen Bildung“ – in der Regel am Ende der neunten Klasse und nach dem Erreichen des Pflichtschulalters von 15 Jahren. Dieser Abschluss berechtigt zum Besuch der oberen Sekundarstufe (zweijährig). Nach der neunjährigen Pflichtschulbildung kann statt der Oberschulstufe auch eine Berufsausbildung an der mittleren Fachschule (Berufsschule) beziehungsweise dem Technikum absolviert werden. Diese Einrichtungen stehen im vertikal durchlässigen gesamten beruflichen Bildungswesen weiterhin für den Erwerb der vollständigen mittleren Bildung zur Verfügung (dualer Ausbildungsgang). Denn zusätzlich zu den berufsspezifischen Fächern werden auch die allgemeinbildenden Fächer unterrichtet, inhaltlich allerdings an der beruflichen Ausrichtung orientiert.
    • Oberstufe: Der Abschluss der Oberstufe erfolgt durch das „Zeugnis über die vollständige mittlere Bildung“ (das traditionell so genannte „Reifezeugnis“) – zu Deutsch Abitur, das aber noch nicht den Universitätseintritt garantiert. Dazu ist eine anspruchsvolle Aufnahmeprüfung erforderlich. Wer mit sehr guten Ergebnissen das Abitur abgelegt hat, hat nur eine oder zwei Aufnahmeprüfungen zu bestehen. Bei schlechteren Abiturnoten werden mehrere Fächer geprüft.
     
    Seminarraum der Juristischen Fakultät der Staatlichen Universität Sankt Petersburg

    Für die Hochschulausbildung steht den Studenten in Russland ein vielfältiges Hochschulwesen zur Verfügung. Außer der klassischen Universität mit einem breiten Fächerangebot gibt es verschiedene Hochschulen und Akademien mit einer speziellen technischen, pädagogischen oder ökonomischen Ausrichtung. Das Abitur ist zwar Voraussetzung für den Hochschulbesuch, es muss jedoch zusätzlich eine Aufnahmeprüfung bestanden werden. Die Studienfinanzierung gibt es für leistungsstarke Schüler kostenfrei, für einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung aber nur gebührenfinanziert. Die Hochschulen haben nach 1992 größere Rechte zur Selbstverwaltung erhalten. Hochschulen werden neu aufgestellt; altehrwürdige Einrichtungen erhalten neue Namen und moderne Strukturen.

    Die Dauer der meisten Studienprogramme beträgt fünf Jahre, wobei die ersten zwei Jahre wie in Deutschland auch, einem allgemeinen Grundstudium dienen, dem dann die fachliche Spezialisierung im Hauptstudium folgt. Bis 1991 gab es als einzigen Abschluss nur das Diplom. Mit der schrittweisen Einführung neuer Studiengänge sind neben dem Diplom auch der Bachelor und Master als Abschlüsse möglich, den die meisten Studenten auch anstreben.

    Insgesamt lassen sich vier Kategorien von Hochschuleinrichtungen in folgender Hierarchie aufstellen:

    • Universitäten
    • Akademien
    • Institute (= Hochschulen)
    • Colleges

    Zu den bekanntesten russischen Universitäten gehören die Staatliche Moskauer Lomonossow-Universität, die Staatliche Universität Sankt Petersburg, die Staatliche Universität Kasan und die Staatliche Technische Universität Nowosibirsk. Inzwischen ist in Russland die Gründung von privaten Schulen und Hochschulen erlaubt. Ihr Besuch ist nicht kostenlos und meist nur für eine kleine Schicht erschwinglich. In Russland gab es 2005 1061 Universitäten und Hochschulen, wovon 413 private Hochschulen waren.

    Wissenschaft

     
    Die sowjetische Raumstation Mir
     
    Der Start einer Proton-K-Rakete

    Erste Anfänge der wissenschaftlichen Tätigkeiten gab es in Russland bereits zu Zeiten der Kiewer Rus. So stammen die ersten überlieferten Chroniken, die Nestorchroniken, aus dem Jahr 1070. Dort wurden vor allem historische Ereignisse und auch meteorologische Beobachtungen festgehalten. Weitere wichtige Meilensteine der russischen Wissenschaft waren die Erschaffung des Kyrillischen Alphabets im 9. Jahrhundert, die Christianisierung des Rus Ende des 10. Jahrhunderts sowie die Herausgabe des ersten gedruckten Buches in kyrillischer Schrift im Jahr 1564.

    Wissenschaft als soziale Einrichtung entstand in Russland aber erst Anfang des 18. Jahrhunderts unter der Herrschaft Peter des Großen. Zu dieser Zeit wurden die ersten wissenschaftlichen Einrichtungen des Russischen Reichs gegründet, vor allem 1724 die Akademie der Wissenschaften. 1755 wurde in Moskau mit der heutigen Lomonossow-Universität die erste Universität Russlands gegründet. Im Jahre 1916 gab es in ganz Russland rund 100 Hochschulen, davon 10 Universitäten, sowie einige Dutzend Forschungseinrichtungen. Damit befand sich die Wissenschaft des Russischen Reichs im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern auf einem niedrigen Entwicklungsniveau. Dennoch genossen schon damals bestimmte Bereiche der russischen Wissenschaft internationales Ansehen. So waren unter den ersten Nobelpreisträgern zwei russische Akademiker, Iwan Pawlow (1904) und Ilja Metschnikow (1908).

    Einen erheblichen Entwicklungsschub bekam die russische Wissenschaft zu Sowjetzeiten. Charakteristisch für diese Zeit war der hohe Zentralisierungsgrad der Forschung. So waren die meisten Wissenschaftler bei der Akademie der Wissenschaften oder in ihren regionalen Abteilungen angestellt. Da der Sowjetstaat der Industrialisierung und militärischer Überlegenheit eine sehr hohe Priorität einräumte, förderte er die Forschung und Entwicklung auf diesen Gebieten besonders großzügig. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs förderte der Staat auch die Entwicklung der sowjetischen Raumfahrt sehr intensiv. Dies alles führte dazu, dass die Sowjetunion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Industrieland aufgestiegen war. Die Forschung und Entwicklung galt auf bestimmten Gebieten, wie der Rüstungsindustrie und der Raumfahrt, als weltweit führend.

    Die Wissenschaft erlebte in der Russischen Föderation in den 1990er Jahre eine schwere Krise, da es permanent an finanziellen Mitteln fehlte, um das zu Sowjetzeiten aufgebaute System an Forschungseinrichtungen und Betrieben weiter ausreichend zu unterstützen und ihre Mitarbeiter leistungsgerecht zu bezahlen. Das führte zu Entwicklungsstopps auf vielen Gebieten und zur Abwanderung qualifizierter Forschungs- und Lehrkräfte ins europäische Ausland oder in die USA.

    Erst seit Anfang 2000 werden seitens der Regierung wieder Anstrengungen unternommen, die einheimische Forschung und Entwicklung zu fördern. Hierzu wurden spezielle nationale Zielprogramme entworfen, die unter anderem eine Erhöhung der Gehälter für Angestellte in der Wissenschaft, die Förderung von Nachwuchsakademikern und die landesweite Einrichtung von Technologieparks vorsehen. Dabei wird besonders auf die Weiterentwicklung in den Bereichen Wert gelegt, in denen Russland früher Spitzenergebnisse erzielte, also vor allem in Naturwissenschaften und der Rüstungsindustrie.

    Trotz Krisen der 1990er nehmen einige Bereiche der Wissenschaft Russlands nach wie vor im internationalen Vergleich obere Positionen ein. So wurden fünf russische Physiker in jüngster Zeit mit dem Nobelpreis ausgezeichnet: Schores Alfjorow im Jahr 2000, Alexei Abrikossow und Witali Ginsburg im Jahr 2003 sowie Andrei Geim und Konstantin Nowosjolow im Jahr 2010.

    Medien

    Printmedien

     
    Newsroom der Redaktion RIA Novosti in Moskau

    Die tagesaktuelle Presse der UdSSR wurde jahrzehntelang vor allem durch die halbamtliche Presseagentur TASS mit Informationen versorgt. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR entwickelte sich in Russland eine freie Presse, die sich jedoch heute wieder zunehmender Repressalien durch die Regierung ausgesetzt sieht.

    Wichtigste Tageszeitung ist die Komsomolskaja Prawda, mit einer Auflage von heute 830.000 Exemplaren. Dahinter folgt der Moskowski Komsomolez mit einer Auflage von 750.000 Exemplaren.

    Eine staatliche Informations- und Analyseagentur ist seit 1993 die RIA Novosti.

    Fernsehen

     
    Der Journalist Wladimir Wladimirowitsch Posner im Interview mit US-Außenministerin Hillary Clinton im März 2010 in Moskau.

    In den meisten Teilen Russlands können drei landesweite und ein bis zwei regionale Fernsehsender empfangen werden. In Moskau sind je nach Lage mehr als ein Dutzend Fernsehanbieter terrestrisch empfangbar.

    Ein Teil der russischen Fernsehsender wird vom staatlichen Medienkonzern WGTRK betrieben. Zu dessen Angebot gehören neben dem Kanal Rossija 1 auch ein Sportsender namens Sport (russisch: Спорт) und ein Kultursender namens Kultura.

    In den 1990er Jahren entwickelten sich in Russland mehrere teils landesweite private Fernsehsender, die auch unabhängige und auch Kreml-kritische Informationssendungen im Programm hatten. Zu Beginn der 2000er Jahre gerieten jedoch die landesweit empfangbaren Sender unter die indirekte Kontrolle des Staates oder wurden geschlossen und durch staatliche Sender ersetzt. So sendet Sport heute auf der Frequenz von TW-6.

    Russland sendet mit der Fernsehnorm SECAM (Variante Osteuropa). Russland plant langfristig (in den 2010er Jahren) DVB-T einzuführen. Angeblich sollen derartige Geräte subventioniert werden, damit sich die Bevölkerung das verhältnismäßig teure Gerät anschaffen kann.

    Hörfunk

    Neben dem staatlichen Radio Rossii gibt es zahlreiche private Hörfunksender – meist Lokalsender. Einige Moskauer Stationen haben auch Lizenzen in den Regionen. Der Sender Echo Moskwy gilt als einziger verbliebener Vertreter regierungskritischer Medien.

    Russische Radiosender nutzen heutzutage die auch in Deutschland üblichen UKW-Frequenzen (87,5 MHz bis 108,0 MHz) unter der englischen Bezeichnung „FM“. Zu Sowjetzeiten wurde das so genannte OIRT-Band (65,9 bis 73,1 MHz) genutzt, wo heute unter dem Namen UKW noch einzelne Sender laufen.

    Viele russische Wohnungen haben einen Radiostecker, mit dem man in der Art des Drahtfunks ein bis drei Sender empfangen kann. Die simplen Geräte benötigen keine weitere Stromversorgung und haben oftmals als einziges Bedienelement einen Lautstärkeregler.

    Unter der Bezeichnung „Stimme Russlands“ wird der umfangreiche Rundfunk-Auslandsdienst betrieben.

    Internet

    Die Geschichte des Internets in Russland beginnt im September 1990, als die Top-Level-Domain „.su“ für die damalige Sowjetunion angemeldet wurde. Diese Domain wird von russischen Websites teilweise bis heute benutzt. Im März 1994 wurde die offizielle Top-Level-Domain „.ru“ für russische Internet-Adressen angemeldet. Websites unter dieser Domain machen heute einen beträchtlichen Teil des russischen Internets – oft kurz Runet genannt – aus.

    In den 2000er Jahren stieg die Anzahl der Internetnutzer in ganz Russland kontinuierlich an: Gab es im Jahre 2000 nur 3,1 Millionen Nutzer (2,1 % der Bevölkerung) landesweit, betrug ihre Anzahl im Jahre 2007 bereits 28 Millionen (19,5 %).[67] Das Meinungsforschungsinstitut ROMIR schätzt den Anteil der Internet-Nutzer an der erwachsenen Bevölkerung im zweiten Quartal 2007 auf 21 %. Demnach sollen 8 % der Russen das Internet täglich nutzen, wobei dieser Anteil in Großstädten mit einer Bevölkerungszahl von über 500.000 wesentlich höher sei als in kleineren Orten. 51 Prozent der Benutzer sind männlich, das Durchschnittsalter der Benutzer bezifferte ROMIR auf 31 Jahre.[68]

    Im September 2007 überstieg die Gesamtzahl der Second-Level-Domains unter „.ru“ erstmalig den Wert von einer Million.[69] Zu den bedeutendsten Internet-Projekten des Runet gehören die Suchmaschinen Rambler und Yandex, das Online-Netzwerk W Kontakte, die Informations- und Nachrichtenportale RBC Informations Systems, lenta.ru und gazeta.ru. Zu den bekanntesten Providern gehören größere Telekommunikationsunternehmen wie CenterTelekom, MGTS, North-West Telecom oder WolgaTelekom.

    Im Zuge der staatlichen Internet-Förderung verzeichnen die Social-Media-Aktivitäten in Russland einen außergewöhnlich starken Auftrieb, entsprechende Plattformen spielen in Russland eine bedeutende Rolle. Besonders populär sind die in Russland entstandenen Plattformen Vkontakte.ru und Odnoklassniki.ru, die höhere Wachstumsraten ausweisen als internationale, wie etwa Facebook. Auch LiveJournal wird in Russland im internationalen Vergleich überdurchschnittlich genutzt. Die Bruttoreichweite der Social Networks beträgt 49,2 Millionen in Russland lebende Personen.[70]

    Telekommunikation und Post

     
    Postbüro auf dem Arbat in Moskau

    Der überwiegende Teil des russischen Postwesens wird vom staatlichen Unternehmen Potschta Rossii abgewickelt. Dieses wurde 2002 aus dem zugleich aufgelösten föderalen Post- und Telekommunikationsministerium ausgegliedert, das auch zu Sowjetzeiten für den Postverkehr zuständig war. Heute bietet die Potschta Rossii ihre Dienstleistungen in insgesamt über 42.000 Postämtern an, die flächendeckend über ganz Russland verteilt sind. Die Zahl der Beschäftigten im Unternehmen beläuft sich russlandweit auf rund 415.000.[71] In vielen Städten bieten Postfilialen seit Anfang des 21. Jahrhunderts neben grundlegenden Postdienstleistungen – wie etwa dem Versenden und Empfangen von Briefen, Paketen und Telegrammen sowie dem Postgiro – auch ergänzende Dienste an, darunter öffentliche Computerarbeitsplätze mit Internetzugang.

    Im Briefzustellungsbereich ist Potschta Rossii in Russland Monopolist. Im Bereich der Paketpost sind seit den 1990er Jahren auch international tätige Kurierunternehmen wie DHL oder TNT in Russland tätig.

    Für die Telekommunikation im Festnetzbereich gibt es je nach Region verschiedene Anbieter. Der größte russische Telekommunikationskonzern ist Svyazinvest, zu dem sieben große regionale Anbieter als Tochterunternehmen gehören. Den Mobilfunkmarkt teilen sich landesweit im Wesentlichen die drei größten Anbieter des Landes Mobile TeleSystems, Beeline und MegaFon, ferner einige kleinere regionale Anbieter. Diese Branche erlebte in Russland ab dem Jahr 2000 einen rasanten Wachstum: Besaß noch im Jahr 2000 weniger als ein Prozent der russischen Bevölkerung ein Mobiltelefon, überschritt 2006 die landesweite Anzahl von Handys bereits die Bevölkerungszahl und betrug mit dem Stand vom 31. März 2007 gut 155 Millionen.

    Literatur

    Allgemeines
    • Volker Ullrich(Hrsg.): Russland und der Kaukasus. Fischer Weltalmanach aktuell (mit Analysen und Reportagen aus der ZEIT und Zahlen, Daten und Fakten aus dem Fischer Weltalmanach). Fischer Taschenbücher. Bd. 72303. Fischer, Frankfurt a.M. 2005, ISBN 3-596-72303-5.
    Aktuelle Politik
    Geschichte
    • Carsten Goehrke: Russland. Eine Strukturgeschichte. Schöningh Verlag, Paderborn 2000, ISBN 978-3-506-76763-9 (Rezension).
    • Richard Pipes: Russland vor der Revolution. Staat und Gesellschaft im Zarenreich. München 1977.
    • Abraham Ascher: Geschichte Russlands. Magnus-Verlag, Essen 2005, ISBN 3-88400-432-8.
    • Tim Guldimann: Moral und Herrschaft in der Sowjetunion. Erlebnis und Theorie. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1984, ISBN 3-518-11240-6.
    • Andreas Kappeler: Russland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. 2. durchgesehene Auflage. Beck, München 2003, ISBN 3-406-36472-1.
    • Andreas Kappeler: Russische Geschichte, 4. aktualisierte Auflage. Beck, München 2005, ISBN 3-406-47076-9.
    • Tanja Wagensohn: Russland nach dem Ende der Sowjetunion. Pustet, Regensburg 2001, ISBN 3-7917-1751-0.
    Soziologie & Kultur
    • Norbert Franz (Hrsg.): Lexikon der russischen Kultur. Primus, Darmstadt 2002, ISBN 3-89678-413-7.
    • Carsten Goehrke: Russischer Alltag. Chronos, Zürich 2003, ISBN 3-0340-0583-0.
    • Orlando Figes: Nataschas Tanz. Eine Kulturgeschichte Russlands. Berlin Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-8270-0487-X.
    • Dorothea Redepenning: Geschichte der russischen und sowjetischen Musik. Das 19. und 20. Jahrhundert in 2 Bänden. Laaber-Verlag, Laaber 1994, ISBN 978-3-89007-206-7.
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    Einzelnachweise

    1. International Monetary Fund: World Economic Outlook Database, September 2011
    2. Vgl. Andreas Zimmermann: Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge: Zugleich ein Beitrag zu den Möglichkeiten und Grenzen völkerrechtlicher Kodifikation. Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-66140-9, S. 86 (Fn 304 f.), 90, 120.
    3. Andreas Zimmermann: Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge, I. Teil., 3. Kap. III.4.a, S. 85 ff. mwN (86, 90); vgl. auch die a.A. Schweisfurths, Vom Einheitsstaat (UdSSR) zum Staatenbund (GUS). Juristische Stationen eines Staatszerfalls und einer Staatenbundsentstehung, ZaöRV, Bd. 52 (1992), S. 541–702, hier S. 545 f., 547 (PDF), der zwar eine Identität zwischen dem Russischen Reich und Sowjetrussland annimmt, aber die UdSSR als neues Völkerrechtssubjekt betrachtet.
    4. Vgl. Theodor Schweisfurth: Staatensukzession, S. 172.
    5. Nach h.M. ist der Inhalt dieses Begriffes synonym mit „völkerrechtlicher Identität“ zu verstehen, womit sich dieser Begriff und die Bezeichnung „Nachfolgestaat“ wechselseitig ausschließen; vgl. Andreas Zimmermann, Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge, passim, insbes. S. 85–97 mzN.
    6. Helmut Wagner, Einführung in die Weltwirtschaftspolitik. Globalisierung: Internationale Wirtschaftsbeziehungen – Internationale Organisationen – Internationale Politikkoordinierung, 6. Aufl., Oldenbourg, München 2009, ISBN 978-3-486-59109-5, S. 154.
    7. Russlands Bevölkerungszahl auf knapp 142 Millionen geschrumpft, RIA Novosti vom 18. Juni 2010.
    8. RIA Novosti, 14. Februar 2007; abgerufen am 5. April 2008
    9. Rossijskaja Gaseta; abgerufen am 5. April 2008.
    10. The Economic Times, 2. Februar 2008; abgerufen am 5. April 2008.
    11. Bevölkerungsentwicklung Russlands beim Föderalen Dienst för staatliche Statistik Russlands (englisch; Berechnungen für den 1. Januar des jeweiligen Jahres, wenn nicht anders angegeben)
    12. Die russische Tragödie, FAZ vom 10. Juli 2011; abgerufen am 12. Juli 2011.
    13. RIA Novosti: Russlands Bevölkerung stirbt langsamer aus – Statistik und Prognose, 22. November 2007.
    14. Vgl. auch: Russland unter Putin, in: Der Bürger im Staat, 51. Jahrgang, Heft 2/3, 2001, hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, S. 114.
    15. Russland-Aktuell: Tataren müssen Kyrillisch schreiben, 16. November 2004.
    16. Nationalitätenstatistik der russischen Volkszählung von 2002 (englisch)
    17. Laut Fischer Weltalmanach 2007, S. 398 sind 50 Mio. von 143,8 Mio. konfessionslos (ebenso die Ausgaben 2008 und 2009), das sind fast 35 Prozent. Das zusammen mit Der Spiegel herausgebrachte dtv-Jahrbuch 2004 (S. 354 f.) gibt 40 Prozent Konfessionslose an, der Spiegel Almanach von 2002 (S. 328) 33 Prozent Atheisten. Der Time Almanach 2008 (S. 462) unterscheidet zwischen 27,4 Prozent Konfessionslosen und 5,2 Prozent Atheisten. Demgegenüber geht The World Almanac and Book of Facts 2009 der New York Times (S. 801) sogar von über 60 Prozent Konfessionslosen aus.
    18. RUFO: Russlands größter Reichtum sind seine Menschen, 27. April 2007.
    19. Information der Botschaft der RF in der Bundesrepublik; abgerufen am 11. März 2011.
    20. CIA: The World Factbook
    21. Vgl. Antonia von Reiche: Der Weg des russischen Zarentums zur Anerkennung in der Zeit von 1547 bis 1722: Eine völkerrechtlich-historische Studie, 2001, S. 17.
    22. NAK-Mitteldeutschland; Mission
    23. NAK-Berlin-Brandenburg; Auslandsgemeinden
    24. Vgl. Carsten Goehrke, Manfred Hellmann, Richard Lorenz, Peter Scheibert: Russland (Weltbild Weltgeschichte – Russland, Bd. 31). Weltbild-Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-989-5, S. 10–12.
    25. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 76.
    26. Hans-Joachim Torke: Einführung in die Geschichte Russlands, C.H. Beck, München, S. 47.
    27. Carsten Goehrke, Manfred Hellmann, Richard Lorenz, Peter Scheibert: Russland (Weltbild Weltgeschichte – Russland, Bd. 31). Weltbild-Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-989-5, S. 246–248.
    28. Andreas Zimmermann: Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge, S. 91 ff.
    29. Katrin Liska: Reisegast in Russland, München 2006, S. 90.
    30. M. Alexander, G. Stökl: Russische Geschichte, von den Anfängen bis zur Gegenwart, 7. Auflage, Stuttgart 2009, S. 816-818
    31. M. Alexander, G. Stökl: Russische Geschichte, von den Anfängen bis zur Gegenwart, 7. Auflage, Stuttgart 2009, S. 820
    32. Meldung eines gemeinsamen Militärischen Manovers von Russland und China. Abgerufen am 25. Dezember 2008.
    33. M. Alexander, G. Stökl: Russische Geschichte, von den Anfängen bis zur Gegenwart, 7. Auflage, Stuttgart 2009, S. 819
    34. Juri Galperin: Das Russlandbild deutscher Medien, Bundeszentrale für politische Bildung, 25. März 2011. Abgerufen am 3. Februar 2012.
    35. http://russland.ru/analysen/morenews.php?iditem=51 abgerufen am 12. Februar 2012
    36. Vgl. Le mond diplomatique – Atlas der Globalisierung, 2. Aufl. 2010, S. 29.
    37. Spiegel-Online-Länderlexikon: Russland
    38. International Monetary Fund: World Economic Outlook Database, April 2008
    39. http://www.bayernlb.de/internet/ln/ar/sc/Internet/de/Downloads/0100_CorporateCenter/5700_Volkswirtschaft_Research/Laender/LaenderanalysenL-Z/Russland/Russland-Daten.pdf abgerufen am 14. Januar 2012
    40. Handelsblatt: Der Rubel rutscht
    41. Länder-Lexikon.de, abgerufen am 14. Januar 2012
    42. hik-Russland.de, abgerufen am 14. Januar 2012
    43. Webseite der BayernLB, abgerufen am 14. Januar 2012
    44. Siehe dazu Spiegel Online: Folgen der Finanzkrise: Russlands Wirtschaft gerät in den Abwärtssog
    45. Entwicklung des BIP Russlands: bfai, 2006; Webseite der BayernLB, abgerufen am 14. Januar 2012
    46. Entwicklung des Haushaltssaldos Russlands: bfai, 2006
    47. Entwicklung der Inflationsrate Russlands: bfai, 2006
    48. Entwicklung des Außenhandels Russlands: bfai, 2006
    49. Regnum.ru, 18. November 2008
    50. Vgl. Deutsch-Russischen Austausch, KO-RUS-Kurier Nr. 4, Auswärtiges Amt, Juli 2010, S. 29.
    51. a b c d CIA: The World Factbook
    52. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen, Daten, Fakten. Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4.
    53. Ländervergleich Welt in Zahlen; abgerufen am 5. April 2008.
    54. WHO-Report 1999; abgerufen am 5. April 2008.
    55. William R. Leonard: Declining growth status of indigenous Siberian children in post-Soviet Russia. Abgerufen am 5. April 2008.
    56. Regnum.ru, 8. Dezember 2008
    57. Lenta.ru, 27. Januar 2009
    58. Zarplata.ru; überprüft am 9. Mai 2009
    59. netzeitung.de; abgerufen am 3. April 2008
    60. Sakhalin Environment Watch; abgerufen am 3. April 2008
    61. The Blacksmith Institute; abgerufen am 3. April 2008
    62. www.russland.ru vom 5. November 2004: „Ratifizierung des Kyoto-Protokolls in Russland abgeschlossen“; abgerufen am 3. April 2008
    63. RIA Novosti; abgerufen am 3. April 2008
    64. Andreas Kappeler: Russische Geschichte, C.H. Beck, München, S. 88.
    65. Veronika Wengert: Russland: Europäischer Teil, S.69
    66. Vgl. Bernhard Schleißheimer: Rußland in meinem Leben. Aus den Erinnerungen eines alten Mannes (Teil I), in: Nikolaus Lobkowicz u. a. (Hrsg.): Russische Deutschlandbilder und deutsche Russlandbilder (= FORUM für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte, 12. Jg. 2008, Heft 2), Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS), Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2008, ISBN 978-3-412-20277-4, S. 143–178, hier S. 170.
    67. FOM.ru; abgerufen am 13. April 2008
    68. ROMIR, Umfrage zur Internetnutzung, zweites Quartal 2007; abgerufen am 13. April 2008
    69. cnews.ru, 17. September 2007; abgerufen am 13. April 2008
    70. Die wichtigsten Social Media Plattformen Russlands im Überblick. Social Media Schweiz, abgerufen am 8. März 2010.
    71. http://www.russianpost.ru/company/ru/home
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    Koordinaten: 59° N, 70° O

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