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„Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Nsdap01.jpg|thumb|[[Partei]]buch der NSDAP von [[1939]]]]
Die '''Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei''' - kurz '''NSDAP''' - war die herrschende [[Politische Partei|Partei]] im so genannten „Dritten Reich” (s. auch [[Zeit des Nationalsozialismus]]).
| Partei = Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
| Parteilogo = [[Datei:NSDAP-Logo.svg|150px|rahmenlos]]
| Parteivorsitzender = [[Karl Harrer]] (1919–1920 / [[Deutsche Arbeiterpartei|DAP]])<br />[[Anton Drexler]] (1920–1921)<br />[[Adolf Hitler]] (1921–1945)<br />[[Martin Bormann]] (1945)
| Bild Parteivorsitz =
| Generalsekretär =
| Stellvertretende Vorsitzende =
| Gründung = 20. Februar 1920 in München
| Auflösung = 23. November 1923 –<br />27. Februar 1925;<br />10. Oktober 1945
| Auflösungsgrund = Verbot
| Hauptsitz = [[München]] (ab 1930: [[Braunes Haus]])<br />Geschäftsstelle [[Berlin]]
| Jugendorganisation = [[Hitlerjugend]] (HJ)<br />[[Bund Deutscher Mädel]] (BDM)
| Zeitung = [[Völkischer Beobachter]]
| Ausrichtung = [[Nationalsozialismus]]<br />[[Hitlerismus]]<br />[[Antisemitismus]]<br />[[Rassismus]]<br />[[Völkischer Nationalismus]]<br />[[Antikommunismus]]<br />[[Militarismus]]
| Zuschüsse =
| Mitglieder = 7,5 Millionen (1945)
| Durchschnittsalter =
| Mindestalter =
| Frauenanteil =
| Farben =
| Website =
}}


Die '''Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei''' ('''NSDAP''') war eine in der [[Weimarer Republik]] gegründete [[politische Partei]], deren [[25-Punkte-Programm|Programm]] und [[Ideologie]] (der [[Nationalsozialismus]]) von radikalem [[Geschichte des Antisemitismus bis 1945|Antisemitismus]] und [[Nationalismus]] sowie der Ablehnung von [[Demokratie]] und [[Marxismus]] bestimmt war. Sie war als straffe [[Führerpartei]] organisiert. Ihr Parteivorsitzender war ab 1921 der spätere [[Reichskanzler (Weimarer Republik)|Reichskanzler]] [[Adolf Hitler]], unter dem sie das sogenannte [[Drittes Reich|Dritte Reich]] von 1933 bis 1945 als [[Einparteiensystem|einzige zugelassene Partei]] beherrschte.
== Geschichte ==


Sie wurde nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] durch die [[Kontrollratsproklamation]] Nr. 2 vom 20.&nbsp;September 1945 für völlig aufgelöst und illegal erklärt sowie durch das alliierte [[Kontrollratsgesetz Nr.&nbsp;2]] vom 10.&nbsp;Oktober 1945 mit allen ihren Untergliederungen abgeschafft, als [[verbrecherische Organisation]] eingestuft und damit [[Parteiverbot|verboten]]. Ihr Vermögen wurde, wie schon 1923, beschlagnahmt und eingezogen. Das bedeutete in der [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischen Besatzungszone]] – der späteren [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] – das bis zur [[Deutsche Wiedervereinigung|Deutschen Wiedervereinigung]] geltende Verbot, ihre Symbole zu besitzen oder zu zeigen, gleich aus welchem Grund.
Die NSDAP ging aus der [[Deutsche Arbeiterpartei|Deutschen Arbeiterpartei]] (DAP) durch deren Umbenennung am [[24. Februar]] [[1920]] hervor. An diesem Tag veröffentlichte sie auch ihr [[25-Punkte-Programm]]. Bis zum Jahr 1923 konnte sie vor allem in [[Bayern]] größeren Anhang gewinnen und nahm am [[9. November]] [[1923]] die durch [[Ruhrkampf]] und [[Inflation]] desolate Lage im Deutschen Reich zum Anlass für den [[Hitler-Putsch]].


Seit der [[Gründung der Bundesrepublik Deutschland]] 1949 ist dort jede [[NS-Propaganda|Werbung]] für sie durch Schriften, Worte oder Kennzeichen verboten, wobei deren privater Besitz nicht eingeschränkt wurde.
Nach dem Scheitern des Putsches wurde die Partei verboten, das gesamte Parteivermögen konfiziert, die Geschäftsstelle in München geschlossen und der Österreicher Hitler zu [[Festungshaft]] verurteilt, was die NSDAP veranlasste, für die [[Reichstagswahl]]en 1924 Wahlbündnisse mit der [[Deutschvölkische Freiheitspartei|Deutschvölkischen Freiheitspartei]] einzugehen.


Eine der Bundesrepublik gleichartige Regelung war mit dem [[Verbotsgesetz 1947|Verbotsgesetz]] in [[Österreich]] vier Jahre zuvor, 1945, getroffen worden.
[[Bild:Nsdap_parteibuch.jpg|thumb|300px|Vorwort von [[Adolf Hitler]] von [[1927]] im Parteibuch der NSDAP]]


== In der Weimarer Republik 1920–1933 ==
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis löste [[Adolf Hitler]] die NSDAP aus dem Bündnis und begann mit der Reorganisation zu einer [[Führer]]partei mit dem Ziel einer legalen Machtübernahme. In der Zeit bis zu den Reichstagswahlen 1928 war die NSDAP nur eine von mehreren "völkischen" Parteien, zeigte aber spätestens bei der Reichstagswahl ihre herausragende Stellung innerhalb dieses politischen Spektrums. 1929 erlangte die Partei durch gemeinsame Agitation mit der [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] und dem [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelm]] im Rahmen der Kampagne gegen den [[Young-Plan]] reichsweite Aufmerksamkeit. Erstmals wurden die stets klammen Kassen der Partei auch von führenden Schwerindustriellen ([[August Thyssen]] und [[Emil Kirdorf]]) mit erheblichen Geldbeträgen aufgefüllt. Die vielgelesenen Zeitungen des deutschnationalen Großverlegers [[Alfred Hugenberg]] machten die NSDAP und besonders Adolf Hitler überall im Reich bekannt, obwohl die Kampagne selbst im Dezember 1929 mit nur 15% Zustimmung scheiterte.
=== Anfänge und Verbot 1920–1925 ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 119-5519, Coburg, "Deutscher Tag", NSDAP-Delegation.jpg|mini|Delegation der NSDAP beim vom [[Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund|Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund]] organisierten [[Deutscher Tag|Deutschen Tag]] in [[Coburg]], Oktober 1922]]
Am Abend des 24. Februar 1920 erfolgte im Münchner [[Hofbräuhaus am Platzl|Hofbräuhaus]] die öffentliche Bekanntgabe der neuen Partei durch Umbenennung der [[Deutsche Arbeiterpartei|Deutschen Arbeiterpartei]] (DAP) in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), wobei die offizielle Ummeldung von DAP in NSDAP bereits am 20.&nbsp;Februar 1920 vollzogen worden war. Das Kürzel „NS“ sollte die Besonderheit der Partei hervorheben und wurde von Adolf Hitler, [[Dietrich Eckart]], [[Hermann Esser]], [[Ernst Röhm]] und [[Gottfried Feder]] an der Parteiführung vorbei eingeführt. An jenem Abend veröffentlichte die NSDAP ihr Parteiprogramm ([[25-Punkte-Programm]]) mit den Hauptpunkten „Aufhebung des [[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Friedensvertrages]]“, „Entzug der [[Deutsche Staatsangehörigkeit|deutschen Staatsbürgerschaft]] von [[Geschichte der Juden in Deutschland|Juden]]“ und „Stärkung der [[Volksgemeinschaft]]“.


Kurz zuvor hatte die DAP erste Mitgliedsausweise ausgegeben und eine Mitgliederliste erstellt. Da sie nicht als „unbedeutende Kleinstpartei“ dastehen wollte, begann das offizielle Parteiverzeichnis mit der Nummer 501. Hitler wurde in diesem Verzeichnis mit der Nummer 555 geführt.<ref>John Toland: ''Adolf Hitler'', Band 1. Lübbe, Bergisch Gladbach 1977, ISBN 3-404-61063-6, S.&nbsp;139.</ref>
Ihre Stimmenanteile stiegen bei den [[Landtagswahl]]en 1929 und 1930 auf über 10% (zum Beispiel in [[Freistaat Sachsen|Sachsen]] mit 14,4%) an. Die nationalsozialistischen Politiker gingen von dem Versuch ab, vor allem die Arbeiterschaft für sich zu gewinnen, was zur Abspaltung eines "linken" Flügels führte, zu dem u.a. [[Otto Strasser]] gehörte. Die NSDAP erhielt aber immer mehr Unterstützung von Bauern (die Agrarpreise waren seit 1928 zusehends verfallen), Handwerkern und Einzelhändlern (Angst vor der Konkurrenz durch "jüdisch" geführte Kaufhauskonzerne), sowie aus den Reihen der Studenten- und Beamtenschaft (Furcht vor einer drohenden "Proletarisierung" des akademischen Bürgertums). So konnte die NSDAP die [[Weltwirtschaftskrise]], deren Auswirkungen im Deutschen Reich besonders spürbar wurden, zur Gewinnung einer Massenbasis in denjenigen Wählerschichten nutzen, die vorher für die [[DNVP]] oder eine der sonstigen nationalen Kleinparteien gestimmt hatten oder enttäuscht von den "bürgerlichen" Parteien ([[DVP]] und [[Deutsche Demokratische Partei|DDP]]) seit Jahren ins Nichtwählerlager gewechselt waren.


Bereits ab 1920 kooperierte die NSDAP mit der [[Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei (Österreich)|Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (DNSAP) in Österreich]] und der [[Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei (Tschechoslowakei)|Tschechoslowakei]]. Im August 1920 hielten sie ein „zwischenstaatliches Treffen“ in Salzburg ab,<ref>Uta Jungcurt: ''Alldeutscher Extremismus in der Weimarer Republik. Denken und Handeln einer einflussreichen Minderheit.'' De Gruyter, Berlin/Boston 2016, S.&nbsp;150.</ref> anschließend gab es ein „zwischenstaatliches Sekretariat“ mit Sitz in Wien.<ref>[[Gerhard Jagschitz]]: ''Die Nationalsozialistische Partei.'' In: [[Emmerich Tálos]], Herbert Dachs u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Handbuch des politischen Systems Österreichs. Erste Republik 1918–1933.'' Manz, Wien 1995, S.&nbsp;231–244.</ref> Im August 1923 wurde sogar ein gemeinsamer, länderübergreifender Parteitag in Salzburg abgehalten, auf dem jedoch Richtungsstreits über die zu verfolgende politische Strategie und Methoden eskalierten.<ref>Bernd Beutl: ''Zäsuren und Strukturen des Nationalsozialismus in der Ersten Republik.'' In: Wolfgang Duchkowitsch (Hrsg.): ''Die österreichische NS-Presse 1918–1933.'' Literas, Wien 2001, S.&nbsp;20–47, hier S.&nbsp;27.</ref>
Die Auflösung des [[Reichstag]]s durch [[Reichspräsident]] [[Paul von Hindenburg]] per [[Notverordnung]] gemäß Artikel 48 der Weimarer Verfassung kam den Nationalsozialisten daher sehr gelegen. Bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 wurde die NSDAP mit lediglich
18,3% der abgegebenen Stimmen zweitstärkste Partei hinter der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]. Bereits im Januar 1930 trat die NSDAP in [[Thüringen]] (''siehe:'' [[Baum-Frick-Regierung]]) und im weiteren Verlauf des Jahres dann in [[Braunschweig (Land)|Braunschweig]] in Koalitionsregierungen ein - allerdings ohne großen Erfolg. Trotz der Regierungsbeteiligungen wurde sie weiterhin als Opposition gegen das "System" wahrgenommen. Die noch vom nostalgisch verklärten [[Kaiserreich]] geprägten Eliten in der Wirtschaft (Forderungen nach Abbau des Sozialstaates durch den [[Reichsverband der Deutschen Industrie]]), im Militär (Forderung nach Wiederaufrüstung und erneutem Bedeutungsgewinn) sowie in der Beamten- und Richterschaft (Absicherung ihrer Position in einem starken nationalen und autoritären Staat) liefen auf die Beseitigung des "Gewerkschaftsstaates" und damit letztlich der demokratischen [[Weimarer Republik]] hinaus. Das versprach ihnen Adolf Hitler und er und seine Partei wurden deshalb für die Erreichung dieser Ziele der extrem "national" gesonnenen Teile der Eliten immer mehr zu einer möglichen politischen Alternative.


1922 ergingen eine Reihe von NSDAP-Verboten in mehreren deutschen Ländern: In [[Baden (Land)|Baden]] am 4.&nbsp;Juli und in [[Land Thüringen (1920–1952)|Thüringen]] am 15.&nbsp;Juli. Auf Grundlage des [[Republikschutzgesetz]]es vom 21.&nbsp;Juli 1922 folgten Verbote in [[Freistaat Braunschweig|Braunschweig]] (13.&nbsp;September), [[Hamburg]] (18.&nbsp;Oktober), [[Freistaat Preußen|Preußen]] (11.&nbsp;November) und [[Mecklenburg-Schwerin]] (30. November). Der Vollzug der Verbote war von unterschiedlicher Schärfe.<ref>[[Christian Hartmann (Historiker)|Christian Hartmann]] (Hrsg.): ''Adolf Hitler: Reden, Schriften, Anordnungen. Bd.&nbsp;5., Von der Reichspräsidentenwahl bis zur Machtergreifung April 1932–Januar 1993. Teil 2., Oktober 1932–Januar 1933''. Saur, München 1998, S.&nbsp;285, Fn.&nbsp;6.</ref> In Preußen führte das NSDAP-Verbot auch zum Verbot der dortigen NSDAP-Tarnorganisation [[Großdeutsche Arbeiterpartei]], die ursprünglich als erste norddeutsche [[NSDAP-Ortsgruppe]] gegründet werden sollte.
1932 schaffte Hindenburg seine Wiederwahl zum Reichspräsidenten erst im 2. Wahlgang gegenüber Hitler, bei den Landtagswahlen in [[Preußen]], [[Bayern]], [[Württemberg]] und anderen Reichsländern erzielte die Partei deutliche Erfolge und wurde bei den Reichstagswahlen am [[31. Juli]] [[1932]] auch stärkste Partei im Reichstag.


Bis 1923 konnte die NSDAP vor allem in [[Bayern]] größeren Anhang gewinnen und nahm die durch [[Ruhrbesetzung|Ruhrkampf]] und [[Inflation]] desolate Lage im [[Weimarer Republik|Deutschen Reich]] zum Anlass für den [[Hitlerputsch]], der am 9. November 1923 kläglich scheiterte.
Reichspräsident Hindenburg hegte eine tiefe persönliche Abneigung gegen den „österreichischen Gefreiten” Hitler, der außerdem nicht bereit war, sich mit weniger als der Reichskanzlerschaft zufrieden zu geben. Er übergab die Macht zunächst nacheinander an [[Franz von Papen|von Papen]] und [[Kurt von Schleicher|von Schleicher]], die [[Präsidialkabinett]]e bildeten. Der zunehmende Druck aus Industrie- und Militärkreisen, vor allen Dingen aber aus den Kreisen der Landwirtschaft ([[Reichslandbund]]) sowie die rasante Destabilisierung der Weimarer Republik veranlassten ihn dennoch, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen und ihn mit der Bildung einer Koalitionsregierung aus DNVP und NSDAP zu beauftragen. Am [[30. Januar]] [[1933]] führte dies zur formal legalen "[[Machtübergabe]]" (später gerne nicht ganz korrekt als "[[Machtergreifung]]" der Nationalsozialisten bezeichnet). Hitler und die NSDAP agierten in den ersten Monaten des Jahres 1933 auf der Grundlage der durch Hindenburg übergebenen Macht. Auch in der letzten, nach dem Recht der [[Weimarer Republik]] abgehaltenen Wahl am [[5. März]] 1933, deren Wahlkampf bereits durch Verbote und Repressalien der politischen Gegner gekennzeichnet war, erhielt die NSDAP mit etwa 44% nicht die absolute Mehrheit der Stimmen. Die Nationalsozialisten schafften es jedoch, in Koalition mit den bürgerlichen Parteien (siehe [[Tag von Potsdam]]), im Reichstag die nötige Zweidrittelmehrheit für die Verabschiedung des [[Ermächtigungsgesetz]]es am [[24. März]] zu erlangen, das die Macht unter Ausschaltung des Parlaments auf Hitler übertrug und schließlich auch zum Verbot sämtlicher Parteien, außer der NSDAP, verwendet wurde. Von 1933 bis 1944 gab es die sog. [[Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft]], die damit die NSDAP massiv unterstützte. Auch in Österreich wurde die NSDAP gegründet.
<!-- hier fehlt noch enorm viel zur entwicklung des verhältnisses zwischen nsdap, staat und hitler im dritten reich, uvm-->


Am selben Tag übertrug [[Reichspräsident]] [[Friedrich Ebert]] auf Grundlage von [[Notverordnung|Artikel 48]] der [[Weimarer Verfassung|Weimarer Reichsverfassung]] die vollziehende Gewalt an den Chef der Heeresleitung [[Hans von Seeckt]]. Dieser erließ am 23.&nbsp;November 1923 ein [[Parteiverbot|reichsweites Verbot]] gegen die NSDAP, das bis zum 27.&nbsp;Februar 1925 gelten sollte.<ref>[[Wolfgang Benz]]: ''Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)''. In: derselbe, [[Hermann Weiß (Historiker)|Hermann Weiß]] und [[Hermann Graml]] (Hrsg.): ''[[Enzyklopädie des Nationalsozialismus]]''. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S.&nbsp;602.</ref> Das gesamte Parteivermögen wurde konfisziert, die Geschäftsstelle in München geschlossen, die Parteizeitung ''[[Völkischer Beobachter]]'' verboten. Ebenfalls verboten wurden die [[Deutschvölkische Freiheitspartei]] (DVFP), deren Vorsitzender [[Erich Ludendorff]] beim Putsch eine zentrale Rolle gespielt hatte, und die [[Kommunistische Partei Deutschlands]], deren [[Hamburger Aufstand]] wenige Wochen zuvor gescheitert war.
Im September 1945 wurde die NSDAP und ihre Organisationen von den alliierten Siegermächten verboten. Die Partei wurde in den [[Nürnberger Prozesse]]n zur verbrecherischen Organisation erklärt.


Hitler befand sich ab dem 11. November 1923 in Untersuchungshaft. In einem [[Hitler-Prozess|Prozess]] vor dem Münchner [[Volksgericht (Bayern)|Volksgericht]] wurde er am 1.&nbsp;April 1924 wegen [[Hochverrat]]s zu fünf Jahren [[Festungshaft]] verurteilt, von denen er aber nur wenige Monate verbüßen musste. Zuvor hatte er den Chefredakteur des ''Völkischen Beobachters'' [[Alfred Rosenberg]] beauftragt, für den Zusammenhalt der Nationalsozialisten zu sorgen. Unter dem Pseudonym Rolf Eidhalt (ein [[Anagramm]] aus Adolf Hitler) gründete dieser die [[Großdeutsche Volksgemeinschaft]]. Es fehlte ihm aber die nötige Autorität, um die Zersplitterung der Bewegung zu verhindern.<ref>Auch zum Folgenden: Albrecht Tyrell (Hrsg.): ''Führer befiehl… Selbstzeugnisse aus der „Kampfzeit“ der NSDAP''. Gondrom Verlag, Bindlach 1991, S.&nbsp;68–72.</ref> Von der Parteispitze wurde er bald durch [[Hermann Esser]] und [[Julius Streicher]] verdrängt. Daneben bildete sich ein „Völkischer Block in Bayern“ unter [[Alexander Glaser]], der ebenfalls um nationalsozialistische Stimmen warb. Andere Nationalsozialisten wie [[Gottfried Feder]], [[Gregor Strasser]] und [[Wilhelm Frick]] schlossen ein [[Wahlbündnis]] mit Ludendorff und seiner eher bürgerlich-nationalistischen DVFP, die nach dem Freispruch ihres Vorsitzenden im Hitlerprozess rasch wieder zugelassen worden war. Unter dem Namen [[Nationalsozialistische Freiheitspartei]] traten sie bei den [[Reichstagswahl Mai 1924|Reichstagswahlen vom 4. Mai 1924]] an und erreichten 6,6 Prozent der Stimmen. Hitler befürchtete, dadurch würde aus seiner „Bewegung […] eine rein bürgerliche Konkurrenzpartei“, und lehnte diese Zusammenarbeit entschieden ab. Aus der Haft konnte er auf die Entwicklung aber keinen Einfluss nehmen.<ref>Schreiben Hitlers an Albert Stier vom 23.&nbsp;Juni 1924. In: Albrecht Tyrell (Hrsg.): ''Führer befiehl… Selbstzeugnisse aus der „Kampfzeit“ der NSDAP''. Gondrom Verlag, Bindlach 1991, S.&nbsp;78.</ref> Im August 1924 schlossen sich Deutschvölkische und Nationalsozialisten organisatorisch zur „[[Nationalsozialistische Freiheitsbewegung Großdeutschlands|Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung Großdeutschlands]]“ zusammen, die von Ludendorff, Gregor Strasser und [[Albrecht von Graefe (Politiker)|Albrecht von Graefe]] geführt wurde. Die organisatorische Einheit überdeckte nur oberflächlich die heftigen inneren sachlichen und persönlichen Gegensätze, die die neue Partei prägten. Bei den [[Reichstagswahl Dezember 1924|Reichstagswahlen vom 7.&nbsp;Dezember 1924]], bei der die republikfeindlichen Kräfte allgemein stark verloren, erlangte sie nur noch 3 Prozent der abgegebenen Stimmen. Eine weitere Splittergruppe bildete sich in Norddeutschland. Die „Nationalsozialistische Arbeitsgemeinschaft“ des Lüneburger Rechtsanwalts [[Adalbert Volck]] verstand sich als „reine Hitlerbewegung“ und trat strikt antiparlamentarisch auf.
== Vorsitzende ==


Nach seiner Entlassung aus der [[Festungshaft]] am 20. Dezember 1924 wurde Hitler, obwohl er damals noch [[Österreichische Staatsbürgerschaft|österreichischer Staatsbürger]] war, nicht ausgewiesen, sondern durfte im Deutschen Reich bleiben.
* [[Anton Drexler]] (24. Februar 1920 - 29. Juli 1921) danach Ehrenvorsitzender
* [[Adolf Hitler]] (29. Juli 1921 - 30. April 1945)


=== Reorganisation und Splitterpartei 1925–1930 ===
== Struktur der NSDAP ==
[[Datei:12-10-13-dokument-kongreszhalle-nuernberg-by-RalfR-103.jpg|mini|Veranstaltungsplakat zur Wiedergründung der NSDAP, München, Februar 1925]]
Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war pyramidenartig aufgebaut. An der Spitze stand der Vorsitzende; er war mit absoluter Macht ausgestattet und hatte die volle Befehlsgewalt. Alle anderen Parteiämter waren seiner Position untergeordnet und mussten sich nach seinen Weisungen richten.
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-08570, Bei Nationalsozialisten beschlagnahmte Waffen.jpg|mini|Beschlagnahmte Waffen von NSDAP-Versammlungen am 9. Oktober 1929 in Berlin, in einer Landtagssitzung präsentiert]]
Im Februar 1925 wurde die NSDAP neu gegründet. Am 26. Mai 1930 kaufte die NSDAP für 805.864 [[Reichsmark]] in München das [[Braunes Haus|„Braune Haus“]], nachdem die Räume in der [[Schellingstraße (München)|Schellingstraße]] 50, wo sich seit 1925 die Parteizentrale befunden hatte<ref>Jakob Wetzel: [https://www.sueddeutsche.de/muenchen/eroeffnung-des-ns-dokuzentrums-okkupation-der-gartenstadt-1.2455052-0#seite-2 ''Braune Besetzung der Gartenstadt''], ''Süddeutsche Zeitung'', 29. April 2015, abgerufen am 30. September 2020.</ref>, zu klein geworden waren.

Im Juli 1925 erschien der erste Band von Hitlers Buch ''[[Mein Kampf]]'';<ref>Siehe {{HistLexBay|44547|bildlink||Titelblatt der Erstausgabe|Datum|Zugriff|5|mein-kampf3.jpg}}</ref> im Dezember 1926 der zweite. Anders als der Titel vermuten lässt, stellt das Buch nicht bloß eine [[Autobiographie]] dar, vielmehr überwiegen die [[Parteiprogramm|programmatischen]] Aussagen. Für die NSDAP wurden die [[Ideologem]]e, die Hitler hier entfaltete, vor allem die nach „[[Lebensraum im Osten]]“ und einer „Entfernung der Juden“ verbindlich. Es finden sich auch wütende Angriffe gegen [[Marxismus]] und [[Demokratie]].<ref>[[Wolfgang Wippermann]]: ''Mein Kampf.'' In: Wolfgang Benz, Hermann Weiß und Hermann Graml (Hrsg.): ''Enzyklopädie des Nationalsozialismus.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S.&nbsp;580&nbsp;f.; [[Barbara Zehnpfennig]]: ''Adolf Hitler: „Mein Kampf“. Weltanschauung und Programm – Studienkommentar.'' Wilhelm Fink Verlag, München 2011, S.&nbsp;45–56 u.&nbsp;ö.</ref>

Hitler löste die NSDAP aus dem Bündnis mit den Völkischen und begann mit der Reorganisation zu einer [[Führer]]partei, die er auf eine strikte [[Legalitätstaktik]] festlegte. Entscheidende Schritte dazu wurden auf der [[Bamberger Führertagung]] am 14. Februar 1926 gemacht, in der Hitler sich gegen eine Gruppe um [[Gregor Strasser]] mit seinen Vorstellungen durchsetzen konnte. Vollendet wurde dies mit dem Beschluss über die Parteisatzung vom 22. Mai 1926, die ganz Hitlers Vorstellungen entsprach.

Nachdem sich die österreichische „Schwesterpartei“ DNSAP mehrmals anhand der Frage, ob man sich Hitler und der deutschen NSDAP unterordnen oder organisatorisch selbstständig bleiben sollte, gespalten hatte, gründete der Wiener Mittelschulprofessor [[Richard Suchenwirth]] im Mai 1926 den ''Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterverein''. Er benannte sich bald darauf in [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Österreichs – Hitlerbewegung|NSDAP – Hitlerbewegung]] um und funktionierte quasi wie ein Landesverband der deutschen NSDAP.<ref>Gerhard Jagschitz: ''Zur Struktur der NSDAP in Österreich vor dem Juliputsch 1934.'' In: Ludwig Jedlicka, Rudolf Neck: ''Das Jahr 1934: 25. Juli. Protokoll des Symposiums in Wien am 8. Oktober 1974.'' Wien 1975, S.&nbsp;9–20, hier S.&nbsp;9.</ref> Zudem gab es mit dem [[Vaterländischer Schutzbund|Vaterländischen Schutzbund]] auch einen österreichischen Ableger der SA, der von [[Hermann Reschny]] geführt wurde. Hitlers Bevollmächtigter an der Spitze der österreichischen NSDAP wurde der pensionierte Oberst [[Friedrich Jankovic]].<ref>John T. Lauridsen: ''Nazism and the Radical Right in Austria, 1918–1934.'' The Royal Library/Tuscalunum Press, Kopenhagen 2007, S.&nbsp;313.</ref><ref>Bernd Beutl: ''Zäsuren und Strukturen des Nationalsozialismus in der Ersten Republik.'' In: Wolfgang Duchkowitsch: ''Die österreichische NS-Presse 1918–1933.'' Literas, Wien 2001, S.&nbsp;20–47, hier S.&nbsp;34.</ref> Bei Wahlen blieb die NSDAP in Österreich unbedeutend: bei der [[Nationalratswahl in Österreich 1927|Nationalratswahl 1927]] erhielt sie 0,76 %, 1930 waren es 3 %.

Im Deutschen Reich war die NSDAP bis zu den [[Reichstagswahl 1928|Reichstagswahlen 1928]] nur eine von mehreren [[Geschichte des Antisemitismus bis 1945|antisemitischen]] und [[Völkische Bewegung|völkischen]] Parteien, zeigte aber spätestens bei der Reichstagswahl ihre herausragende Stellung in diesem Spektrum. 1929 erlangte die Partei durch gemeinsame Agitation mit der [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] und dem [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelm]] im Rahmen der [[Volksentscheid gegen den Young-Plan|Kampagne gegen den Young-Plan]] reichsweite Aufmerksamkeit.

Die viel gelesenen Zeitungen des deutschnationalen Großverlegers [[Alfred Hugenberg]] machten die NSDAP und besonders Adolf Hitler überall im [[Deutsches Reich|Reich]] bekannt, obwohl die Kampagne selbst im Dezember 1929 mit nur 15 Prozent Zustimmung scheiterte. Finanziert wurden diese und die folgenden Agitationen und Wahlkämpfe weniger durch Spenden aus der [[Großindustrie und Aufstieg der NSDAP|Großindustrie]], die vom „Sozialismus“ im Parteinamen abgeschreckt wurde und lieber die [[Deutsche Volkspartei|DVP]] und die DNVP unterstützte (einzelne nationalsozialistische Schwerindustrielle wie [[Fritz Thyssen]] und [[Emil Kirdorf]] waren Ausnahmen). Wichtiger waren Zuwendungen der mittelständischen Industrie, vor allem aber die vergleichsweise hohen Mitgliedsbeiträge (ein Finanzierungsinstrument, das die Nationalsozialisten von der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] übernommen hatten) sowie die Eintrittsgelder zu Veranstaltungen mit Hitler oder Goebbels, für die zwischen 50 Pfennig und zwei Mark verlangt wurden – der durchschnittliche Monatslohn eines Arbeiters lag bei 180 Mark, ein Student oder ein Arbeitsloser mit Familie musste mit etwa 80 Mark auskommen.<ref>[[Götz Aly]]: ''Warum die Deutschen? Warum die Juden? Gleichheit, Neid und Rassenhass'', S. Fischer, Frankfurt am Main 2011, S.&nbsp;252.</ref>

Zwischen 1925 und 1930 stieg die Mitgliederzahl der Partei von 27.000 auf 130.000. Die NSDAP nutzte die [[Weltwirtschaftskrise]] und die damit einhergehende Massenverelendung, welche ihr [[Antikapitalismus|antikapitalistisches]], [[Liberalismus|antiliberales]] und vor allem antisemitisches Programm gegen das „internationale [[Weltjudentum#Nationalsozialismus|Finanzjudentum]]“ in der Bevölkerung stützte. Schon 1926 wurde parteiintern der [[Hitlergruß]] eingeführt und Hitler als Führer bezeichnet. Nach dem Tod von [[Horst Wessel]] im Jahr 1930 wurde zudem das [[Horst-Wessel-Lied]] die offizielle Parteihymne der NSDAP.

Nach dem verheerend schlechten Ergebnis bei den [[Reichstagswahl 1928|Reichstagswahlen 1928]], als sich die NSDAP mit 2,6 Prozent der Stimmen begnügen musste, erging die Weisung an alle Parteigliederungen, in ihrer [[Propaganda]] den Antisemitismus zurückzuschrauben, der vor allem auf bürgerliche Kreise abschreckend wirkte. Von nun an setzte die NSDAP zentral auf den [[Straßenterror]] der [[Sturmabteilung|SA]] und andere Themen wie die [[Young-Plan|Außenpolitik]], woraufhin ihre Stimmenanteile bei den [[Landtag (Weimarer Republik)|Landtagswahlen]] 1929 und 1930 auf über 10 Prozent anstiegen (zum Beispiel in [[Sachsen]] mit 14,4 Prozent). Dies lag auch an den nicht durch Wahlen legitimierten [[Präsidialkabinett]]en. Besonders Jugendliche und junge Männer traten in die [[Hitlerjugend]] und die SA ein. Die nationalsozialistischen Politiker gingen von dem Versuch ab, vor allem die Arbeiterschaft für sich zu gewinnen, was zur Abspaltung eines „linken“ Flügels führte, zu dem unter anderen [[Otto Strasser]] gehörte. Die NSDAP erhielt aber immer mehr Unterstützung von Bauern (die Agrarpreise waren ab 1928 zusehends verfallen), Handwerkern und Einzelhändlern (Angst vor der Konkurrenz durch „jüdisch geführte“ Kaufhauskonzerne) sowie aus den Reihen der Studenten- und Beamtenschaft (Furcht vor einer drohenden „Proletarisierung“ des akademischen Bürgertums).

So konnte die NSDAP die [[Weltwirtschaftskrise]], deren Auswirkungen im Deutschen Reich besonders spürbar wurden, zur Gewinnung einer Massenbasis in denjenigen Wählerschichten nutzen, die vorher für die [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] oder eine der sonstigen nationalen Kleinparteien gestimmt hatten oder enttäuscht von den bürgerlichen Parteien ([[Deutsche Volkspartei|DVP]] und [[Deutsche Demokratische Partei|DDP]]) seit Jahren ins Nichtwählerlager gewechselt waren.

=== Wahlerfolge ab 1930 ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-10549, Berlin, Eröffnung des Reichstages.jpg|mini|Eröffnung des 5. Reichstags am 13.&nbsp;Oktober 1930. Ganz links im Bild: die NSDAP-Abgeordneten]]
[[Datei:Parti Nazi aux élections législatives.svg|mini|Wahlergebnisse der NSDAP in der Weimarer Republik (1924–1933)]]

Die Auflösung des [[Reichstag (Weimarer Republik)|Reichstags]] durch Reichspräsident [[Paul von Hindenburg]] gemäß Artikel 25 der [[Weimarer Verfassung|Verfassung]] kam den Nationalsozialisten daher sehr gelegen. Bei den Reichstagswahlen am 14.&nbsp;September 1930 wurde die NSDAP mit 18,3 Prozent der abgegebenen Stimmen zweitstärkste Partei hinter der SPD. Bereits im Januar 1930 trat die NSDAP in [[Thüringen im Nationalsozialismus|Thüringen]] („[[Baum-Frick-Regierung]]“) und im weiteren Verlauf des Jahres dann in [[Freistaat Braunschweig#Land Braunschweig (1933–1945)|Braunschweig]] ([[Kabinett Küchenthal]]) in Koalitionsregierungen ein. Trotz der Regierungsbeteiligungen wurde sie weiterhin als [[Opposition (Politik)|Opposition]] gegen das „System“ wahrgenommen. Die [[NS-Propaganda|Propaganda der NSDAP]] stellte vor allem außenpolitische und soziale Themen in den Vordergrund. In ihrer Polemik gegen den [[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrag]] und namentlich gegen den [[Young-Plan]], die als die Ursache der Verelendung in der [[Weltwirtschaftskrise]] hingestellt wurden, fasste sie beide Themen zusammen.<ref>Philipp Heyde: ''Das Ende der Reparationen. Deutschland, Frankreich und der Youngplan 1929–1932'', Schöningh, Paderborn 1998, S.&nbsp;91, 109&nbsp;f. u.&nbsp;ö.</ref> Mit antisemitischer Polemik hielt sich die Parteipropaganda nach einer Anweisung von Goebbels aus dem Jahr 1928 deutlich zurück.<ref>[[Gerhard Paul (Historiker)|Gerhard Paul]]: ''Aufstand der Bilder. Die NS-Propaganda vor 1933'', J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 1990, S.&nbsp;90–94.</ref><ref>Oded Heilbronner: ''Where Did Nazi Anti-Semitism Disappear to? Anti-Semitic Propaganda and Ideology of the Nazi Party, 1929–1933. A Historiographic Study'', Yad Vashem Studies, 21 (1991), S.&nbsp;263–286.</ref> Dennoch kam es auch in den Aufstiegsjahren der NSDAP wiederholt zu [[pogrom]]artigen Zwischenfällen, wie den Angriffen auf das [[Wertheim-Konzern|Kaufhaus Wertheim]] am [[Reichstagswahl 1930|Tag der Reichstagseröffnung 1930]] oder dem [[Kurfürstendamm-Krawall von 1931|Kurfürstendamm-Krawall]] vom 12. September 1931.<ref>[[Andreas Wirsching]]: ''Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918–1933/39. Berlin und Paris im Vergleich'', Oldenbourg, München 1999, S.&nbsp;463.</ref>

Im Dezember 1930 wurde in der Sitzung der Reichsregierung über ein Verbot der NSDAP diskutiert, nachdem eine Denkschrift preußischer Beamter, darunter [[Robert Kempner]], zu dem Ergebnis gekommen war, die NSDAP verfolge eine „Revolution mit gewaltsamen Mitteln [...], deren Ziel über die nationalsozialistische Diktatur die Errichtung des nationalsozialistischen ‚Dritten Reichs‘ ist.“<ref name="Opitz" >Manuel Opitz: [https://www.geo.de/wissen/weltgeschichte/robert-kempner-wollte-die-nsdap-1930-verbieten-lassen-und-scheiterte-35716014.html ''Robert Kempner: Dieser Jurist kämpfte 1930 für ein NSDAP-Verbot. Die Geschichte eines Scheiterns.''] [[Geo (Zeitschrift)|Geo]], 13. Mai 2025.</ref> Reichskanzler Heinrich Brüning lehnte ein solches Parteiverbot jedoch selbst nach Bekanntwerden der [[Boxheimer Dokumente]] ab und wollte die NSDAP im Hinblick auf die Auswirkungen des [[Sozialistengesetz#Auswirkungen|Sozialistengesetzes]] von 1878 politisch stellen.<ref>{{Internetquelle |autor=Justus Bender |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wie-ein-nsdap-verbot-hitler-haette-stoppen-koennen-110371189.html |titel=Wie ein NSDAP-Verbot Hitler hätte stoppen können |werk=FAZ |datum=2025-03-24 |sprache=de |abruf=2025-05-04}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Robert Kempner|Robert M. W. Kempner]] |Titel=Der verpaßte Nazi-Stopp: die NSDAP als staats- und republikfeindliche, hochverräterische Verbindung; preußische Denkschrift von 1930 |Auflage=Orig.-Ausg |Verlag=Ullstein Sachbuch |Ort=Frankfurt/M. Berlin Wien |Datum=1983 |Reihe=Ullstein-Bücher Ullstein-Sachbuch |ISBN=978-3-548-34159-0}}</ref><ref name="Opitz" />

Da sie ihren parteipolitischen Apparat organisatorisch stark ausgeweitet hatte, konnte sie für jede soziale Gruppe speziell auf sie zugeschnittene Organisationen und Propaganda anbieten. In „nacktem [[Populismus]]“ ([[Hans-Ulrich Wehler]]) versprach sie jeder gesellschaftlichen Gruppe, genau ihre Wünsche zu erfüllen:<ref>Hans-Ulrich Wehler: ''Deutsche Gesellschaftsgeschichte''. Bd.&nbsp;4: ''Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949''. 2., durchges. Aufl., C.H. Beck, München 2003, S.&nbsp;568&nbsp;f.</ref> Für die Industriearbeiter etwa gab es die [[Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation]] und die Hib-Aktion („Hinein in die Betriebe“), für sie gerierte sich die Partei als [[Sozialismus|sozialistisch]] und organisierte auch Streiks. Für kleinere Ladenbesitzer gab es den [[Nationalsozialistischer Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand|Nationalsozialistischen Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand]], der gegen die den kleinen Spezialgeschäften ökonomisch überlegenen [[Warenhaus|Warenhäuser]] und Einheitspreisläden kämpfte. Auf dem Lande übernahm die NSDAP die Themen der [[Landvolkbewegung (Schleswig-Holstein)|Landvolkbewegung]] und konzentrierte sich auf ihre [[Blut-und-Boden-Ideologie]] und ihr Ziel, die deutsche Wirtschaft vom Weltmarkt abzukoppeln.<ref>[[Daniela Münkel]]: ''Nationalsozialistische Agrarpolitik und Bauernalltag'', Campus Verlag, München 1996, S.&nbsp;86–84.</ref> Dass die Nationalsozialisten eine [[Autarkie]] planten, wurde von Hitler gegenüber den Großindustriellen dagegen bestritten, so etwa in seiner Rede vor dem [[Hitlers Rede vor dem Industrie-Club Düsseldorf|Düsseldorfer Industrie-Club]]. Gegenüber dieser Klientel, für die es mit der [[Arbeitsstelle Schacht|Arbeitsstelle Dr. Schacht]] und dem [[Freundeskreis Reichsführer SS|Keppler-Kreis]] gleich mehrere, konkurrierende Organisationen innerhalb des Parteiapparats NSDAP gab, betonte die Propaganda die Ablehnung von [[Klassenkampf|Klassenkämpfen]] und Demokratie.

Integrierendes Element dieser widersprüchlichen Forderungen waren der [[Deutscher Nationalismus#Reichsnationalismus|radikale Nationalismus]] der Partei und ihre [[Volksgemeinschaft]]sideologie, die man je nach Publikum unterschiedlich auslegen konnte. Zwar gab es sowohl innerhalb der Partei als auch von außen, zum Beispiel von Seiten der Industrie, die wissen wollte, wie es denn nun mit dem „Sozialismus“ des Parteiprogramms bestellt war, immer wieder Ansätze, die NSDAP auf ein konkretes Aktionsprogramm für die Zeit nach einer Machtergreifung festzulegen. Dies wurde von Hitler stets rundweg abgelehnt, der programmatisch stets wolkig blieb und unterhalb der Ebene vager Großforderungen wie der nach einer „Regeneration unseres Volkskörpers“ jede politische Konkretion vermied: „So unveränderlich […] die Gesetze des Lebens selbst sind und damit die unserer Bewegung zugrunde liegende Idee, so ewig fließend ist das Ringen um die Erfüllung“.<ref>Albrecht Tyrell: ''Führer befiehl … Selbstzeugnisse aus der ‚Kampfzeit‘ der NSDAP'', Droste Verlag, Düsseldorf 1969, S.&nbsp;271&nbsp;ff.; die Zitate aus Hitlers Vorwort zur Dienstvorschrift für die PO. der NSDAP vom 15. Juli 1932, ebd., S.&nbsp;304.</ref>

Durch ihre breit adressatendifferenzierte Propaganda gelang es der NSDAP, [[Hitlers Wähler|Wähler]] in allen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten zu gewinnen. Zwar erwiesen sich das traditionsbewusst-katholische [[Soziales Milieu|Milieu]] und das der organisierten Industriearbeiter als weniger anfällig als die anderen Milieus, doch blieben auch sie nicht immun gegenüber der nationalsozialistischen Verlockung. Überproportional viele Anhänger konnte sie im alten [[Mittelstand]] gewinnen, bei den kleinen Gewerbetreibenden, den Ladenbesitzern und Inhabern von Handwerksbetrieben. Aus diesem Befund zieht der Parteienforscher [[Jürgen W. Falter]] den Schluss, dass die NSDAP eine „[[Volkspartei (Deutschland)|Volkspartei]] mit Mittelstandsbauch“ war, die die zum Teil diametral divergierenden Werte und Interessen aller Teile der Wahlbevölkerung zu integrieren vermochte.<ref>Jürgen W. Falter: ''Hitlers Wähler'', C.H. Beck, München 1991, S.&nbsp;365–374, Zitat S.&nbsp;372.</ref>

[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R97782, Berlin, Wahlwerbung der NSDAP in.jpg|mini|Lautsprecherwagen der NSDAP während des Wahlkampfes zur Reichspräsidentenwahl 1932 im Berliner [[Bezirk Pankow]]]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-13804, Berlin, Reichstag, NSDAP-Abgeordnete.jpg|mini|Neugewählte NSDAP-Abgeordnete betreten den Reichstag, 30. August 1932]]
Im Oktober 1931 taten sich auf Drängen Hitlers und [[Alfred Hugenberg]]s die NSDAP und die DNVP mit anderen nationalistischen Verbänden zur [[Harzburger Front]] als Gegner der [[Weimarer Republik]] zusammen, das Bündnis hielt aber nicht lange: Bereits wenige Monate später bekämpften sie sich im Wahlkampf zur [[Reichspräsidentenwahl 1932]]. Dennoch gelang Hindenburg seine Wiederwahl zum Reichspräsidenten erst im zweiten Wahlgang – Hitler kam auf Platz zwei; bei den Landtagswahlen in [[Freistaat Preußen|Preußen]], [[Bayern]], [[Württemberg]] und anderen Reichsländern erzielte die Partei deutliche Erfolge und wurde bei den Reichstagswahlen am 31.&nbsp;Juli 1932 auch stärkste Partei im Reichstag. Zwar durchlief die Partei 1932 eine schwere Krise, welche in einen deutlichen Rückgang der Stimmen bei der [[Reichstagswahl November 1932|Reichstagswahl am 6. November 1932]] mündete: Die NSDAP blieb zwar stärkste Partei, hatte aber über vier Prozentpunkte und zwei Millionen Wähler verloren.<ref>Jürgen W. Falter: ''Hitlers Wähler.'' C.H. Beck, München 1991, S.&nbsp;37.</ref> Um den weiteren politischen Kurs der Partei nach der aus Sicht der NSDAP enttäuschenden Wahl führte zu einem parteiinternen Machtkampf; der [[Strasser-Krise]]. Zudem war die Partei durch die aufwändigen Wahlkämpfe des Jahres 1932 in schwere Finanzprobleme geraten. Reichsschatzmeister [[Franz Xaver Schwarz (Politiker)|Franz Xaver Schwarz]] musste im Januar 1933 zu verzweifelten Maßnahmen greifen: Parteiangestellte wurden entlassen oder ihr Gehalt wurde gekürzt, Gauen, die mit den abzuführenden Mitgliedsbeiträgen in Rückstand waren, wurde [[Zwangsverwaltung]] angedroht. In einem parteioffiziellen Rundschreiben teilte Schwarz mit, „der Bestand der Zentrale“ sei in Gefahr.<ref>[[Wolfram Pyta]] und [[Rainer Orth]]: ''Nicht alternativlos. Wie ein Reichskanzler Hitler hätte verhindert werden können''. In: ''[[Historische Zeitschrift]]'' 312, Heft 2 (2021), S.&nbsp;400–444, hier S.&nbsp;431.</ref> Die Trendumkehr gelang bei der [[Landtagswahl in Lippe 1933|Landtagswahl in Lippe am 15. Januar 1933]]: Die Mitgliederstärke der NSDAP erhöhte sich auf rund 850.000.<ref>[http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/innenpolitik/nsdap/index.html ''1918–33: Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)''], [[Deutsches Historisches Museum#Lebendiges Museum Online (LeMO)|LeMO]], abgerufen am 8. Juli 2012.</ref> Die Wahlerfolge sind auch auf die erfolgreiche Mobilisierung von Nichtwählern zurückzuführen, welche den bis dahin regierenden Parteien nicht mehr zutrauten, die Weltwirtschaftskrise zu überwinden.

Reichspräsident Hindenburg hegte eine tiefe persönliche Abneigung gegen den „[[Broumov#Kuriosum|böhmischen Gefreiten]]“ Hitler, der außerdem nicht bereit war, sich mit weniger als der Reichskanzlerschaft zufriedenzugeben. Gleichwohl dachten sowohl Reichskanzler [[Heinrich Brüning]] als auch seine Nachfolger [[Franz von Papen|von Papen]] und [[Kurt von Schleicher|von Schleicher]] jeweils zumindest zeitweise an eine Rechtskoalition von Zentrum, DNVP und NSDAP, um eine [[Reichsreform (Weimarer Republik)|Reichsreform]] ohne Beteiligung der SPD zu Stande zu bringen. Dies scheiterte aber an Hitlers Bestehen auf der Kanzlerschaft; außerdem gelang es nicht, wenigstens Teile der Nationalsozialisten (und der Deutschnationalen) zu dieser Koalition zu bewegen oder zu einer „[[Querfront]]“ von Gewerkschaften und linken Nationalsozialisten. Die Versuche zur Einbindung Hitlers hatten als Kehrseite, dass bereits Brüning die NSDAP nicht als umstürzlerische und verfassungsfeindliche Partei anprangerte und dementsprechend bekämpfte.

Anfang 1933 war die „Querfront“-Idee des Kanzlers von Schleicher gescheitert. Dieser befürwortete ein Weiterregieren unter Ausschaltung des Reichstags, der Ende Januar wieder zusammentreten und mit Sicherheit die Regierung stürzen würde. In dieser Situation gelang es Franz von Papen, den Reichspräsidenten zu einer NSDAP-DNVP-Koalition unter einem Kanzler Hitler zu überreden. Von Papen glaubte, Hitler „zähmen“ zu können. Am 30.&nbsp;Januar 1933 führte dies zur formal legalen „Machtübergabe“ (später als „[[Machtergreifung]]“ der Nationalsozialisten bezeichnet).

=== Wahlergebnisse bei den Reichstagswahlen 1930–1933 nach Wahlkreisen ===
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-P046281, Berlin, Reichstagswahl, Wahlkampf der NSDAP.jpg|mini|Berlin, Reichstagswahl, Wahlkampf, NSDAP, 1932]]
{| class="wikitable sortable"
|-
! Wahlkreis<ref>Peter Longerich: ''Stichwort 30. Januar 1933'', Heyne Verlag, München 1992. S.&nbsp;64–65.</ref> !! [[Reichstagswahl März 1933|5. März 1933]] !! [[Reichstagswahl November 1932|6. November 1932]] !! [[Reichstagswahl Juli 1932|31. Juli 1932]] !! [[Reichstagswahl 1930|14. September 1930]]
|-
| Osthannover ||style="text-align:right"| 54,3 % ||style="text-align:right"| 42,9 % ||style="text-align:right"| 49,5 % ||style="text-align:right"| 20,6 %
|-
| Südhannover-Braunschweig ||style="text-align:right"| 48,7 % ||style="text-align:right"| 40,6 % ||style="text-align:right"| 46,1 % ||style="text-align:right"| 24,3 %
|-
| Hamburg ||style="text-align:right"| 38,9 % ||style="text-align:right"| 27,2 % ||style="text-align:right"| 33,7 % ||style="text-align:right"| 19,2 %
|-
| Schleswig-Holstein ||style="text-align:right"| 53,2 % ||style="text-align:right"| 45,7 % ||style="text-align:right"| 51,0 % ||style="text-align:right"| 27,0 %
|-
| Weser-Ems ||style="text-align:right"| 41,4 % ||style="text-align:right"| 31,9 % ||style="text-align:right"| 38,4 % ||style="text-align:right"| 20,5 %
|-
| Westfalen-Nord ||style="text-align:right"| 34,9 % ||style="text-align:right"| 22,3 % ||style="text-align:right"| 25,7 % ||style="text-align:right"| 12,2 %
|-
| Westfalen-Süd ||style="text-align:right"| 33,8 % ||style="text-align:right"| 24,8 % ||style="text-align:right"| 27,2 % ||style="text-align:right"| 13,9 %
|-
| Düsseldorf-Ost ||style="text-align:right"| 37,4 % ||style="text-align:right"| 27,0 % ||style="text-align:right"| 31,6 % ||style="text-align:right"| 17,0 %
|-
| Düsseldorf-West ||style="text-align:right"| 35,2 % ||style="text-align:right"| 24,2 % ||style="text-align:right"| 27,0 % ||style="text-align:right"| 16,8 %
|-
| Köln-Aachen ||style="text-align:right"| 30,1 % ||style="text-align:right"| 17,4 % ||style="text-align:right"| 20,2 % ||style="text-align:right"| 14,5 %
|-
| Koblenz-Trier ||style="text-align:right"| 38,4 % ||style="text-align:right"| 26,1 % ||style="text-align:right"| 28,8 % ||style="text-align:right"| 14,9 %
|-
| Pfalz ||style="text-align:right"| 46,5 % ||style="text-align:right"| 42,6 % ||style="text-align:right"| 43,7 % ||style="text-align:right"| 22,8 %
|-
| Hessen-Darmstadt ||style="text-align:right"| 47,4 % ||style="text-align:right"| 40,2 % ||style="text-align:right"| 43,1 % ||style="text-align:right"| 18,5 %
|-
| Hessen-Nassau ||style="text-align:right"| 49,4 % ||style="text-align:right"| 41,2 % ||style="text-align:right"| 43,6 % ||style="text-align:right"| 20,8 %
|-
| Thüringen ||style="text-align:right"| 47,2 % ||style="text-align:right"| 37,1 % ||style="text-align:right"| 43,4 % ||style="text-align:right"| 19,3 %
|-
| Franken ||style="text-align:right"| 45,7 % ||style="text-align:right"| 36,4 % ||style="text-align:right"| 39,9 % ||style="text-align:right"| 20,5 %
|-
| Niederbayern ||style="text-align:right"| 39,2 % ||style="text-align:right"| 18,5 % ||style="text-align:right"| 20,4 % ||style="text-align:right"| 12,0 %
|-
| Oberbayern-Schwaben ||style="text-align:right"| 40,9 % ||style="text-align:right"| 24,6 % ||style="text-align:right"| 27,1 % ||style="text-align:right"| 16,3 %
|-
| Württemberg ||style="text-align:right"| 42,0 % ||style="text-align:right"| 26,2 % ||style="text-align:right"| 30,3 % ||style="text-align:right"| 9,4 %
|-
| Baden ||style="text-align:right"| 45,4 % ||style="text-align:right"| 34,1 % ||style="text-align:right"| 36,9 % ||style="text-align:right"| 19,2 %
|-
| Ostpreußen ||style="text-align:right"| 56,5 % ||style="text-align:right"| 39,7 % ||style="text-align:right"| 47,1 % ||style="text-align:right"| 22,5 %
|-
| Pommern ||style="text-align:right"| 56,3 % ||style="text-align:right"| 43,1 % ||style="text-align:right"| 48,0 % ||style="text-align:right"| 24,3 %
|-
| Mecklenburg ||style="text-align:right"| 48,0 % ||style="text-align:right"| 37,0 % ||style="text-align:right"| 44,8 % ||style="text-align:right"| 20,1 %
|-
| Oppeln ||style="text-align:right"| 43,2 % ||style="text-align:right"| 26,8 % ||style="text-align:right"| 29,2 % ||style="text-align:right"| 9,5 %
|-
| Breslau ||style="text-align:right"| 50,2 % ||style="text-align:right"| 40,4 % ||style="text-align:right"| 43,5 % ||style="text-align:right"| 24,2 %
|-
| Liegnitz ||style="text-align:right"| 54,0 % ||style="text-align:right"| 42,1 % ||style="text-align:right"| 48,0 % ||style="text-align:right"| 20,9 %
|-
| Frankfurt an der Oder||style="text-align:right"| 55,2 % ||style="text-align:right"| 42,6 % ||style="text-align:right"| 48,1 % ||style="text-align:right"| 22,7 %
|-
| Berlin ||style="text-align:right"| 31,3 % ||style="text-align:right"| 22,5 % ||style="text-align:right"| 24,6 % ||style="text-align:right"| 12,8 %
|-
| Potsdam I ||style="text-align:right"| 44,4 % ||style="text-align:right"| 34,1 % ||style="text-align:right"| 38,2 % ||style="text-align:right"| 18,8 %
|-
| Potsdam II ||style="text-align:right"| 38,2 % ||style="text-align:right"| 29,1 % ||style="text-align:right"| 33,0 % ||style="text-align:right"| 16,7 %
|-
| Leipzig ||style="text-align:right"| 40,0 % ||style="text-align:right"| 31,0 % ||style="text-align:right"| 36,1 % ||style="text-align:right"| 14,0 %
|-
| Dresden-Bautzen ||style="text-align:right"| 43,6 % ||style="text-align:right"| 34,0 % ||style="text-align:right"| 39,3 % ||style="text-align:right"| 16,1 %
|-
| Chemnitz-Zwickau ||style="text-align:right"| 50,0 % ||style="text-align:right"| 43,4 % ||style="text-align:right"| 47,0 % ||style="text-align:right"| 23,8 %
|-
| Merseburg ||style="text-align:right"| 46,6 % ||style="text-align:right"| 34,5 % ||style="text-align:right"| 42,6 % ||style="text-align:right"| 20,5 %
|-
| Magdeburg ||style="text-align:right"| 47,3 % ||style="text-align:right"| 39,0 % ||style="text-align:right"| 43,8 % ||style="text-align:right"| 19,5 %
|-
| '''Deutsches Reich''' ||style="text-align:right"| '''43,9 %''' ||style="text-align:right"| '''33,1 %''' ||style="text-align:right"| '''37,4 %''' ||style="text-align:right"| '''18,3 %'''
|}

== Nach der Machtergreifung 1933 ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-H27141, Berlin, Neue Reichskanzlei, Statue "Partei".jpg|mini|''Die Partei''. [[Allegorie|Allegorische]] Skulptur von [[Arno Breker]], Berlin, Zugang zur Neuen Reichskanzlei]]
[[Datei:NSDAP Wahl 1933.svg|mini|Stimmenanteile der NSDAP bei der [[Reichstagswahl März 1933|Reichstagswahl vom 5.&nbsp;März 1933]]]]
=== Unterstützung durch Wirtschaft und Industrie ===
{{Hauptartikel|Großindustrie und Aufstieg der NSDAP}}

In der Endphase der Weimarer Republik trugen die Großunternehmer nur vereinzelt zur Finanzierung der NSDAP bei. Ausnahmen waren [[Fritz Thyssen]], [[Albert Vögler]], der sich noch im November 1932 an einer Unterschriftenliste bedeutender Unternehmer gegen Hitler beteiligt hatte, oder [[Emil Kirdorf]], der sich aber bereits 1928 wieder der [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] zuwandte. Im [[Saargebiet]] unterstützte [[Hermann Röchling]] 1933 die NSDAP. Seit Februar 1933 flossen die Industriespenden reichlich. Sie wurden als [[Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft]] institutionalisiert und nahmen bald den Charakter einer Zwangsabgabe an. Tatsächlich erhielten die Industriellen, wie von ihnen erhofft, durch ihre finanzielle Unterstützung diverse Vorteile. Für die Herstellung der Kriegsfähigkeit der [[Wirtschaft im Nationalsozialismus|Wirtschaft]] und der Einsatzfähigkeit der [[Wehrmacht]] wurde nicht nur die Rüstungsindustrie stark vorangetrieben. In Konzernen wie [[I.G. Farben]] wurden [[Buna (Kautschuk)|Buna]] und Benzin synthetisch hergestellt. Von der Massenuniformierung der Gesellschaft profitierte die Bekleidungsindustrie. Andere Branchen litten bald jedoch unter dem Entzug von für die Aufrüstung wichtigen Rohstoffen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Windolf, Christian Marx |Titel=Die braune Wirtschaftselite. Unternehmer und Manager in der NSDAP |Verlag=Campus |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2022 |ISBN=978-3-593-51559-5 |Seiten=}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Henry Ashby Turner |Titel=Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers |Verlag=Siedler |Ort=Berlin |Datum=1985 |ISBN=978-3-88680-143-5 |Seiten=}}</ref>

=== Parteitage ===
{{Hauptartikel|Reichsparteitag}}
Bereits seit 1927 veranstaltete die NSDAP ihre als jährlich geplanten Parteitage in Nürnberg. Diese ''Reichsparteitage'' waren einprägsam inszeniert in gewaltigen Aufzügen von Parteifunktionären mit anschließenden Treuegelöbnissen sowie abendlichen Fackelzügen und [[Scheinwerfer#„Lichtdome“ zur Propaganda|Lichtdomen]] als symbolische Verschmelzung von Mensch und Naturgewalt. [[Albert Speer]]s Lichtdom galt als erhabene visuelle Inszenierung des Kollektivs und war die Projektion von 150 Flakscheinwerfern am Himmel. Ausführlich berichteten die Medien über die minutiös geplanten Parteitage. Zusätzlich überhöhten [[Leni Riefenstahl#Reichsparteitagstrilogie|Leni Riefenstahls Reichsparteitagsfilme]] ''[[Der Sieg des Glaubens]]'' und ''[[Triumph des Willens]]'' die Veranstaltungen filmisch. Sie vermittelten den Eindruck der von den Nationalsozialisten proklamierten Volksgemeinschaft und der damit verbundenen Gleichschaltung. Die Wehrmacht nahm 1934 nach dem Tod [[Paul von Hindenburg]]s erstmals an einem Parteitag teil und wurde auf Hitler, nicht das Volk, eingeschworen.

=== Rolle im NS-Staat ===
Hitler agierte in den ersten Monaten des Jahres 1933 auf der Grundlage der seiner Regierung, einer Koalition aus NSDAP und DNVP, durch den Reichspräsidenten [[Paul von Hindenburg]] übergebenen [[Machtergreifung|Macht]]. Auch in der letzten nach dem Recht der [[Weimarer Republik]] abgehaltenen Wahl am 5.&nbsp;März 1933, deren Wahlkampf bereits durch Verbote anderer Parteien und Repressalien der politischen Gegner durch Terror und Propaganda gekennzeichnet war, erhielt die NSDAP mit etwa 44 Prozent nicht die absolute Mehrheit der Stimmen. Die Nationalsozialisten schafften es jedoch mit den Stimmen aller anderen Parteien außer SPD und [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] (siehe [[Tag von Potsdam]]), im Reichstag die nötige Zweidrittelmehrheit für die Verabschiedung des [[Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933|Ermächtigungsgesetzes]] am 24.&nbsp;März zu erlangen, das die Macht unter Ausschaltung des Parlaments auf Hitler übertrug und schließlich auch zum Verbot sämtlicher Parteien außer der NSDAP verwendet wurde.

In Österreich, wo die christlichsoziale Bundesregierung eine sogenannte „[[Selbstausschaltung des Parlaments]]“ nutzte, um als [[Vaterländische Front]] die Macht zu ergreifen und einen autoritären [[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]] zu errichten, wurde hingegen im Juni 1933 die erstarkte NSDAP verboten, nachdem zwei Nationalsozialisten einen Handgranatenanschlag verübt hatten. Anschließend unterwanderten NSDAP-Anhänger legale, eigentlich apolitische Organisationen, während andere nach Deutschland gingen, wo österreichische SA-Leute die [[Österreichische Legion]] aufstellten. Österreich bürgerte bis zum „[[Anschluss Österreichs|Anschluss]]“ 1938 11.000 sogenannte „Illegale“ aus.<ref>[[Wolfgang Meixner]]: ''11.000 ausgebürgerte illegale Nazis aus Österreich zwischen 1933 und 1938.'' In: ''Bericht über den 24. Österreichischen Historikertag in Innsbruck.'' Verband Österreichischer Geschichtsvereine, Innsbruck 2006, S.&nbsp;601–607.</ref> Im gleichen Zeitraum starben 169 Menschen bei Terrorwellen der illegalen NSDAP gegen Vertreter des Staats und andere politische Gegner, insbesondere beim gescheiterten [[Juliputsch]] 1934,<ref>[[Wolfgang Neugebauer (Historiker, 1944)|Wolfgang Neugebauer]], Helmut Wohnout u.&nbsp;a.: [https://www.doew.at/erforschen/projekte/arbeitsschwerpunkte/widerstand-und-verfolgung/abgeschlossene-projekte/opfer-des-terrors-der-ns-bewegung-in-oesterreich-1933-1938 ''Opfer des Terrors der NS-Bewegung in Österreich 1933–1938.''] In: ''Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes'' (DÖW). 2002. Auf DOeW.at, abgerufen am 18.&nbsp;Dezember 2022.</ref> bei dem Nationalsozialisten auch Bundeskanzler [[Engelbert Dollfuß]] ermordeten.

[[Datei:Flag of the NSDAP (1920–1945).svg|mini|Partei-Flagge der NSDAP; von 1933 bis 1945 auch [[Flagge Deutschlands|Nationalflagge]] des [[NS-Staat|Deutschen Reiches]] (ab 1935 mit nach links versetztem Hakenkreuz)]]
Im nationalsozialistischen Deutschland bildete sich ein Einparteienstaat, welcher am 1.&nbsp;Dezember 1933 durch das „[[Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat]]“ auch rechtlich verankert wurde. Die NSDAP wurde hiermit zu einer [[Körperschaft des öffentlichen Rechts (Deutschland)|Körperschaft des öffentlichen Rechts]] mit eigener Gerichtsbarkeit über ihre Mitglieder. Bis zum April zählte die Partei 2,5 Millionen Mitglieder, welche in der Hauptsache aus Beamten und Angestellten bestanden, nachdem die NSDAP wichtige Schlüsselpositionen in Staat, Organisationen, Fabriken und Behörden besetzte. Ab 1933 wurde das 1920 als Parteisymbol eingeführte Hakenkreuz allgegenwärtig im Alltag der Bürger. Im Zuge der auf dem Reichsparteitag 1935 verabschiedeten [[Nürnberger Gesetze]] wurde das Symbol zum [[Hoheitszeichen]] des Deutschen Reiches.

[[Datei:Parteiadler Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (1933–1945).svg|mini|Der Parteiadler („Hoheitszeichen“, neue Ausführung) steht über einem [[Hakenkreuz]] im Eichenblattkranz. Mit umgekehrter Blickrichtung diente er ab 1935 als auch als Staatssymbol ([[Bundeswappen Deutschlands#Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945)|Reichsadler]])]]
In der [[Zeit des Nationalsozialismus]] trat die NSDAP kaum noch durch eigene Tätigkeit hervor. Dafür werden in der Forschung verschiedene Ursachen genannt. Der Journalist [[Heinz Höhne]] nimmt an, dass sie durch die Aufteilung der eigentlichen Macht gelähmt worden sei: Zwar habe Rudolf Heß am 21. April 1933 mit seiner Ernennung zum [[Stellvertreter des Führers]] formal uneingeschränkte Macht über die Partei erhalten, doch habe Hitler „vergessen“, ihm auch ihren Reichsorganisationsleiter [[Robert Ley]] zu unterstellen, der das mächtige Korps der [[Politischer Leiter|Politischen Leiter der NSDAP]] unter sich gehabt habe. Dies habe zahlreiche Streitereien und Kompetenzrivalitäten zur Folge gehabt, wie sie für die nationalsozialistische [[Polykratie]] typisch waren, und so die eigentliche Macht der Partei gelähmt.<ref>Heinz Höhne: ''„Gebt mir vier Jahre Zeit“. Hitler und die Anfänge des Dritten Reichs''. Ullstein, Berlin 1996, S.&nbsp;131&nbsp;f.</ref>

Laut dem Historiker [[Wolfgang Benz]] war die Position der NSDAP nach der Machtergreifung nur „scheinbar institutionalisiert“. Tatsächlich habe sie „subsidiäre Funktionen bei der Durchsetzung des Führerstaats und beim Machterhalt“ wahrgenommen. Dass die Parteileitung in München blieb und damit räumlich deutlich getrennt von den eigentlichen Machtzentren in der Reichshauptstadt Berlin, sei hierfür symptomatisch.<ref>Wolfgang Benz: ''Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP).'' In: derselbe, [[Hermann Graml]] und [[Hermann Weiß (Historiker)|Hermann Weiß]] (Hrsg.): ''[[Enzyklopädie des Nationalsozialismus]]''. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S.&nbsp;603.</ref>

Der Berliner Historiker [[Henning Köhler (Historiker)|Henning Köhler]] glaubt, die NSDAP sei ausschließlich eine „Agitations- und Wahlmaschine“ gewesen und nur eine einzige ihrer Teilorganisationen habe die Basis tatsächlich auch wirksam erreicht: Die [[Reichspropagandaleitung der NSDAP|Reichspropagandaleitung]] unter Goebbels. Von dem Augenblick an, an dem es keine Wahlkämpfe mehr gab, habe die Parteileitung sich auf das Eintreiben von Mitgliedsbeiträgen und auf die Streitschlichtung zwischen ihren Funktionären beschränkt. Eine aktive Rolle etwa bei der Verteilung der zahlreichen Karriereposten, die im Lauf der [[Gleichschaltung]] neu zu besetzen waren, habe sie nicht gespielt. Hier habe es vielmehr einen [[Sozialdarwinismus|sozialdarwinistischen]] Kampf der Parteifunktionäre gegeneinander gegeben.<ref>Henning Köhler: ''Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte''. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2002, S.&nbsp;290&nbsp;f.</ref>

Nach 1933 setzte eine enorme Fluktuation auf den Funktionärsposten ein. Zwischen 1933 und 1935 schieden 40.153 Parteifunktionäre aus, die vor dem 30. Januar 1933 in die NSDAP eingetreten waren. Das entspricht einer Fluktuation von fast 20 Prozent. In dieser Zeit wurden 53,1 Prozent der Kreisleiter- und 43,8 Prozent der Ortsgruppenleiter-Stellen neu besetzt.<ref>''Parteistatistik der NSDAP.'' Stand: 1. Januar 1935 (ohne Saarland), hrsg. vom Reichsorganisationsleiter der NSDAP. 4&nbsp;Bände, München 1935–1939, hier: Bd. II, S.&nbsp;290 und 295.</ref>

Vom 30. Juni bis 2. Juli 1934 wurden im Zuge der angeblichen Niederschlagung des so genannten [[Röhm-Putsch]]s die [[Sturmabteilung|SA]]-Führung einschließlich ihres Stabschefs [[Ernst Röhm]] auf Hitlers Befehl ermordet. Tatsächlich hatte es keinerlei Putschvorbereitungen seitens der SA gegeben. Es wurde dadurch vielmehr die absolute Macht Hitlers über die Partei zementiert, die seitdem lediglich ein Instrument seiner persönlichen Herrschaft war.

Nach der gewalttätigen Entmachtung der SA hatte Hitler innerparteilich keine ernsthaften Gegner mehr. Die ihm nun eigene Machtfülle in der nach dem [[Führerprinzip]] strukturierten Partei sollte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erhalten.

[[Datei:Schi-Stiefelsammelaktion für die Front.jpg|mini|Schi-Stiefelsammlung für die Front, 1943, NSDAP]]
Die „unlöslich mit dem Staat verbundene“ Partei wurde zur „Trägerin des deutschen Staatsgedankens“ und war zuständig für die „Führerauslese“, also die Besetzung staatlicher Schlüsselpositionen. Während des Zweiten Weltkrieges lag es an der NSDAP, zu entscheiden, wer nun unabkömmlich sei und damit vom aktiven Kriegsdienst an der Front befreit wurde. Diesen Status erhielten in der Regel nur Funktionäre der Partei. Die materielle Bevorzugung der hauptamtlichen „[[Bonze#Verwendung als Schimpfwort|Parteibonzen]]“ sowie deren häufige Unfähigkeit und Korruption trugen dazu bei, dass das Ansehen der NSDAP in der Gesellschaft schon zu Beginn des Krieges rasch schwand. Die NSDAP war in der Hauptsache beschäftigt mit organisatorischen und verwaltungsmäßigen Aufgaben im Luftschutz und bei der Evakuierung aus Städten, mit Lagern für [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeiter]], bei Sammelaktionen oder [[Erntehilfe]]n der Hitlerjugend. Gegen Ende des Krieges sollte sie zusätzlich den [[Volkssturm]] aufstellen.

== Parteiverbot 1945 ==

[[Datei:Proklamation Nr. 1 - Zweisprachige Bekanntmachung des Obersten Befehlshabers der alliierten Streitkräfte Dwight D. Eisenhower (deutschsprachiger Teil).jpg|mini|Proklamation Nr. 1 – Zweisprachige Bekanntmachung des [[Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force|Obersten Befehlshabers der alliierten Expeditions-Streitkräfte]] Dwight D. Eisenhower (deutschsprachiger Teil)]]
Mit dem Zusammenbruch des [[NS-Staat]]es stellte die Parteiorganisation ihre Tätigkeit ein. Bereits in seiner Proklamation Nr. 1 als alliierter Oberbefehlshaber [[Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force|SHAEF]] hatte General [[Dwight D. Eisenhower]] im März 1945 die Auflösung der NSDAP in dem von seinen Streitkräften besetzten Gebiet angekündigt.<ref>Conrad F. Latour, Thilo Vogelsang: ''Okkupation und Wiederaufbau. Die Tätigkeit der Militärregierung in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands 1944–1947'' (= ''Studien zur Zeitgeschichte'', Bd. 5). DVA, Stuttgart 1973, S. 42.</ref> Nach Abschnitt XI Nr. 38 der [[Kontrollratsproklamation]] Nr. 2 vom 20. September 1945 wurde die NSDAP für völlig aufgelöst und illegal erklärt.<ref>[[Christoph Degenhart]]: ''Staatsrecht I. Staatsorganisationsrecht''. 37. Aufl., C. F. Müller, Heidelberg 2021, RN 175.</ref><ref>Proklamation Nr. 2 vom 20. September 1945 (In'': Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland, Nummer 1 vom 29. Oktober 1945, S. 4, Digitalisat der Deutschen Nationalbibliothek: {{URN|nbn:de:101:1-201301314955}}''</ref> Das [[Kontrollratsgesetz Nr.&nbsp;2]] des [[Alliierter Kontrollrat|Alliierten Kontrollrates]] bestimmte am 10.&nbsp;Oktober 1945, dass die NSDAP mit allen Gliederungen und angeschlossenen Verbänden aufgelöst und [[Parteiverbot|verboten]] sei. Ihr Vermögen war zu beschlagnahmen.''<ref>''Kontrollratsgesetz Nr. 2'' vom 10. Oktober 1945. ''In: [[Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland]], Nummer 1 vom 29. Oktober 1945, S. 19 ff., Digitalisat der Deutschen Nationalbibliothek: {{URN|nbn:de:101:1-201301314955}}.''</ref>'' Das Führerkorps der Partei wurde im [[Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher]] 1946 zur „verbrecherischen Organisation“ erklärt.<ref>[https://museen.nuernberg.de/memorium-nuernberger-prozesse/themen/die-nuernberger-prozesse/der-internationale-militaergerichtshof-1945-1946/die-urteile ''Die Urteile''], [[Memorium Nürnberger Prozesse]], aufgerufen am 2. Juli 2023.</ref> Die NSDAP oder eine Neugründung ist auch in Österreich verboten ([[Wiederbetätigung]]sverbot).

1949 wurde die [[Sozialistische Reichspartei]] (SRP) gegründet, die oft als Nachfolger der NSDAP bezeichnet<ref>{{BVerfGE|2|1}}: „Die Bundesregierung hat beim Bundesverfassungsgericht am 19. November 1951 den im Beschluß vom 4. Mai 1951 angekündigten Antrag gestellt. Sie behauptet, die innere Ordnung der SRP entspreche nicht demokratischen Grundsätzen, beruhe vielmehr auf dem Führerprinzip. Die SRP sei eine Nachfolgeorganisation der NSDAP; sie verfolge die gleichen oder doch ähnliche Ziele und gehe darauf aus, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beseitigen.“</ref> und 1952 vom [[Bundesverfassungsgericht]] verboten wurde.<ref>{{BVerfGE|2|1}}</ref>

== Struktur ==
{{Hauptartikel|Struktur der NSDAP}}
[[Datei:NS administrative Gliederung 1944.png|mini|300px|Administrative Gliederung der NSDAP 1944]]
Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war pyramidenartig aufgebaut. An der Spitze stand der Vorsitzende, zu Beginn [[Karl Harrer]] und dann [[Anton Drexler]] (24.&nbsp;Februar 1920 bis 29.&nbsp;Juli 1921), der danach Ehrenvorsitzender wurde, und anschließend [[Adolf Hitler]] (29.&nbsp;Juli 1921 bis 30.&nbsp;April 1945). Er war mit absoluter Macht ausgestattet und hatte die volle Befehlsgewalt. Alle anderen Parteiämter waren seiner Position untergeordnet und mussten sich nach seinen Weisungen richten. Unter dem Vorsitzenden Hitler waren die [[Struktur der NSDAP#Die Reichsleiter|Reichsleiter]] in der 1934 errichteten „[[Kanzlei des Führers]]“, deren Zahl nach und nach auf 18 erhöht wurde. Im Dritten Reich hatten diese ähnlich große Macht wie [[Reichsminister]], was in der [[Polykratie]] des NS-Staates zu von Hitler gewünschten Konkurrenzkämpfen führte.

Der [[Stab des Stellvertreters des Führers]], ein zentrales Führungsorgan der NSDAP, war an allen wesentlichen Entscheidungen im Partei- und im Staatsapparat beteiligt. Die Dienststelle mit Sitz in [[München]] unterstand [[Rudolf Heß]], bis sie am 12. Mai 1941 Hitler persönlich unterstellt und unter der neuen Bezeichnung „Parteikanzlei“ vom langjährigen Stabsleiter [[Martin Bormann]] weitergeführt wurde.

Die Partei hatte folgende Unterorganisationen, die teilweise ein erhebliches Eigenleben mit ganz eigenen politischen Vorstellungen führten:<ref>Wolfgang Benz: ''Nationalsozialismus.'' In: derselbe (Hrsg.): ''[[Handbuch des Antisemitismus]].'' Band 3: ''Begriffe, Ideologien, Theorien.'' De Gruyter Saur, Berlin/München/Boston 2008, ISBN 978-3-598-24074-4, S.&nbsp;229 (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).</ref>


[[Image:NSDAPChart.jpg|thumb|right|300px|Die Organisation der NSDAP, 1938]]
Der Partei waren folgende Organisationen angegliedert:
* [[Bund Deutscher Mädel]] (BDM)
* [[Bund Deutscher Mädel]] (BDM)
* [[Hitler-Jugend]] (HJ)
* [[Hitlerjugend|Hitler-Jugend]] (HJ)
* [[NS-Deutscher Dozentenbund]] (NSDD) - (erst ab Juli 1944)
* [[Nationalsozialistischer Deutscher Dozentenbund]] (NSDDB)&nbsp;– (erst ab Juli 1944)
* [[Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund|NS-Deutscher Studentenbund]] (NSDStB)
* [[Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund|NS-Deutscher Studentenbund]] (NSDStB)
* [[NS-Frauenschaft]] (NSF)
* [[NS-Frauenschaft]] (NSF)
* [[Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps]] (NSKK)
* [[Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps]] (NSKK)
* [[NSDAP/AO]] - Auslandsorganisation
* [[NSDAP/AO]] Auslandsorganisation
* [[Schutzstaffel]] (SS)
* [[Schutzstaffel]] ([[Allgemeine SS]] und [[Waffen-SS]])
* [[Sturmabteilung]] (SA)
* [[Sturmabteilung]] (SA)


Einige Organisationen hatten aber eine eigene Rechtspersönlichkeit und eigenes Vermögen. Sie waren auch der Partei angeschlossen:
Einige nur verbundene Organisationen hatten eine eigene Rechtspersönlichkeit und eigenes Vermögen. Sie wurden von der Partei betreut, wie zum Beispiel:


* [[Reichsbund der Deutschen Beamten]]
* [[Beamtenbund]]
* [[Deutsche Arbeitsfront]] (DAF)
* [[Deutsche Arbeitsfront]] (DAF)
* [[NS-Deutscher Ärztebund]] (NSDÄB)
* [[Nationalsozialistischer Deutscher Ärztebund]] (NSDÄB)
* [[Nationalsozialistisches Fliegerkorps]] (NSFK)
* [[Nationalsozialistischer Rechtswahrerbund]] (NSRB)
* [[Nationalsozialistischer Rechtswahrerbund]] (NSRB)
* [[NS-Kriegsopferversorgung]] (NSKOV)
* [[NS-Kriegsopferversorgung]] (NSKOV)
* [[NS-Lehrerbund]] (NSLB)
* [[Nationalsozialistischer Lehrerbund]] (NSLB)
* [[Nationalsozialistische Volkswohlfahrt]] (NSV)
* [[Nationalsozialistische Volkswohlfahrt]] (NSV)
* [[Reichsarbeitsdienst]] (RAD)
* [[Reichsarbeitsdienst]] (RAD)


Mit den Organisationen und den angeschlossenen Verbänden konnte die NSDAP die Gesellschaft organisatorisch weitgehend durchdringen und die Bevölkerung sowohl im Beruf als auch in der Freizeit kontrollieren und indoktrinieren. Der [[Entnazifizierung]]sfragebogen der [[Militärregierung]], Ausgabe 1946, fragte nach der Mitgliedschaft in 95 Organisationen aus dem Umkreis der NSDAP. Die soziale Kontrolle erfolgte insbesondere durch Block- und Zellenwarte und mittels [[NSDAP-Ortsgruppe]]n, da sie bei der Beförderung von Beamten, für Anwärter des öffentlichen Diensts oder für Antragsteller bezüglich sozialer Unterstützung und Ausbildungshilfen ein Vetorecht hatten. Letzteres war entscheidend, weil die NSDAP erst 1941 einen Träger der [[Gesetzliche Krankenversicherung|Gesetzlichen Krankenversicherung]] gründete. Vorher hatten sich die Arbeiter an Wohltätigkeitsorganisationen zu wenden, weil sich die Masse ansonsten keinen Arztbesuch leisten konnte.
== bedeutende Mitglieder ==


Die [[Politische Organisation]] (PO) der NSDAP gliederte sich in [[Struktur der NSDAP#Die 43 Gaue (1941) inkl. Gauleiter|Gaue]], Kreise, Ortsgruppen, Zellen und in [[Blockleiter|Blocks]]. Ein Block zählte als kleinste organisatorische Einheit zwischen 40 und 60 Haushalte.
=== führende Parteimitglieder ===


== Mitglieder ==
* [[Adolf Hitler]] (1889 - 1945) - seit 1921 Vorsitzender der [[NSDAP]], seit 1933 [[Reichskanzler]] und seit 1934 "Führer und Reichskanzler"
[[Datei:Badge (AM 1996.71.187).jpg|mini|Parteiabzeichen]]
* [[Heinrich Himmler]] (1900 - 1945) - "Reichsführer" der [[Schutzstaffel|SS]] ab 1929
{{Hauptartikel|Liste von NSDAP-Parteimitgliedsnummern}}
* [[Joseph Goebbels]] (1897 - 1945) - seit 1933 "Reichsminister für Volkaufklärung und [[Propaganda]]"
=== Mitgliedszahlen und -kartei ===
* [[Rudolf Heß]] (1894 - 1987) - von 1933 bis 1941 "Stellvertreter des Führers"
[[Datei:Mitgliedszahlen der NSDAP.svg|mini|Mitgliederzahl der NSDAP. Die Linien zwischen den Datenpunkten sind (insbesondere nach 1933) zur Lenkung des Auges gedacht und entsprechen nicht unbedingt dem tatsächlichen Verlauf der Mitgliedszahlen.]]
* [[Hermann Göring]] (1893 - 1946) - preußischer Ministerpräsident und preußischer Innenminister, Reichsluftfahrtminister, Reichsforst- und Reichsjägermeister, "Reichsmarschall"
Angaben zur Entwicklung der Mitgliederzahl ab 1919:<ref>[[Bibliographisches Institut]] Leipzig: ''Schlag nach! Wissenswerte Tatsachen aus allen Gebieten.'' 1. Auflage, Leipzig 1938.</ref><ref>Michael Grüttner: ''Das Dritte Reich. 1933–1939'' (=&nbsp;''Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte'', Band 19), Stuttgart 2014, S.&nbsp;101.</ref>
* [[Joachim von Ribbentrop]] (1893 - 1946) - von 1938 bis 1945 deutscher Außenminister
* [[Martin Bormann]] (1900 - 1945) - Leiter der Parteikanzlei der [[NSDAP]] mit den Befugnissen eines Reichsministers
* [[Baldur von Schirach]] (1907 - 1974) - Reichsjugendführer der [[NSDAP]]
* [[Hans Frank]] (1900 - 1946) - ab Oktober 1939 Leiter des "[[Generalgouvernement]]s"
* [[Ernst Röhm]] (1887 - 1934) - langjähriger Leiter der [[Sturmabteilung|SA]], ermordet im [[Röhm-Putsch]]
* [[Erich Ludendorff]] (1865-1937) - Chef der [[Oberste Heeresleitung|OHL]] im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]], Anführer im [[Hitlerputsch]], bis 1928 Reichstagsmitglied für die NSDAP, dann Zerwürfnis mit Hitler und Austritt


{| class="wikitable"
=== weitere Mitglieder ===
|-
! style="text-align:left;"| Datum
!Mitglieder
|-
|Ende 1919||style="text-align:right;"| 64
|-
|Ende 1920||style="text-align:right;"| 3000
|-
|Ende 1921||style="text-align:right;"| 6000
|-
|23. November 1923||style="text-align:right;"| 55.787
|-
|Ende 1925||style="text-align:right;"| 27.117
|-
|Ende 1926||style="text-align:right;"| 49.523
|-
|Ende 1927||style="text-align:right;"| 72.590
|-
|Ende 1928||style="text-align:right;"| 108.717
|-
|Ende 1929||style="text-align:right;"| 176.426
|-
|Ende 1930||style="text-align:right;"| 389.000
|-
|Ende 1931||style="text-align:right;"| 806.294
|-
|April 1932||style="text-align:right;"| 1.000.000
|-
|Ende 1932||style="text-align:right;"| 1.200.000
|-
|Ende 1933||style="text-align:right;"| 3.900.000
|-
|1939||style="text-align:right;"| 5.300.000
|-
|Mai 1943||style="text-align:right;"| 7.700.000
|-
|1945||style="text-align:right;"| 8.500.000<ref>[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1111704/umfrage/mitglieder-der-nsdap/ ''Anzahl der Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) in den Jahren 1929 bis 1945 (in Millionen).''] [[statista]], abgerufen am 16. Oktober 2024.</ref>
|}


Die NSDAP hatte zur Zeit der „Machtergreifung“ 849.009 Mitglieder (parteieigene Statistik). 1943 waren 11 % der Bevölkerung Parteimitglied. Anfangs (und immer wieder) wurde versucht, die „[[Märzgefallene#Verwendung 1933|Märzgefallenen]]“ (Opportunisten, die sich nach der Machtergreifung, insbesondere nach dem Wahlsieg im März 1933 zur NSDAP bekannten) von der Partei fernzuhalten. Dazu wurde 1933 eine umfassende [[Mitglieder-Aufnahmesperre der NSDAP|Aufnahmesperre]] verhängt. Der Bedarf an neuen Mitgliedern war aber stets so groß, dass solche Maßnahmen nicht lange durchgehalten wurden, zumal mit ihnen ja auch ein „Transmissionsriemen“ in die Gesellschaft aufgebaut wurde.
* [[Albert Forster]], Gauleiter und Reichsstatthalter in [[Danzig]]
* [[Adolf Eichmann]], Leiter des Referats Auswanderung und Räumung (verantwortlich für die Deportation und Ermordung von mehr als 4 Millionen Juden)
* [[Albert Speer (senior)|Albert Speer]], Reichsminister, Architekt
* [[Alfred Rosenberg]], Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP
* [[Ernst von Weizsäcker|Ernst Freiherr von Weizsäcker]], Vater von Richard v. W., Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter dem NS-Außenminister Joachim von Ribbentrop, auch Mitglied der SS
* [[Walter Schultze]], Facharzt, Mitglied der SS und Reichsdozentenführer


Es gab eine NSDAP-Zentralkartei („Reichskartei“, 50 Tonnen Karten) und eine „Gaukartei“. [[Michel Thomas]], der als Mitglied des ''[[Counter Intelligence Corps]]'' der [[45th Infantry Division (Vereinigte Staaten)|45. Infanterie-Division]] an der [[Befreiung des Konzentrationslagers Dachau]] teilgenommen hatte, entdeckte am 20. Mai 1945 in der ''[[Papierfabrik Josef Wirth]]'' in [[Freimann]] bei München das Zentralarchiv der NSDAP mit über 10 Millionen [[Liste der NSDAP-Mitgliedsnummern|Mitglieder-Karten]], das dorthin geschafft worden war, um es einzustampfen. Hans Huber, der Geschäftsführer der Papiermühle, verzögerte jedoch die Vernichtung.<ref>''Discovery of Party Documents in the Josef Wirth paper mill in Freimann by 45th CIC Detachment, 20 May 1945. Weekly Counterintelligence Report #16.'' In: ''Seventh Army, Western Military District, Annex No 2, Part 4 of 8, CIC Reports/Reporting Section G-2, period 20 May-20 June 1945.'' [[NARA]].</ref> Teile der Karteien wurden 1945 vernichtet; neunzig Prozent der Parteimitglieder blieben bekannt. Einige Monate nach Beginn der Besatzungszeit erkannte man den möglichen Nutzen der Karteien bei der Entnazifizierung; sie wurden in das [[Berlin Document Center]] gebracht.<ref>[[Ulrich Raulff]], in: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'' vom 25. September 2004.</ref> 1994 gingen die Karteikarten in den Bestand des [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchivs]] über.<ref name="faz2">Matthias Gafke: [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/juergen-falter-hat-zu-nsdap-mitgliedern-geforscht-14557293.html ''Goebbels’ Brechreiz''], FAZ.net, 8. Dezember 2016.</ref>
Die NSDAP hatte zur Zeit der "Machtergreifung" 849.009 Mitglieder (parteieigene Statistik), bis 1945 wuchs diese Zahl auf 7,5 Millionen an.


1989 gab das Berlin Document Center die höchste in seinem Karteibestand aufgefundene Mitgliedsnummer mit 10.174.581 an.<ref>Jürgen W. Falter (Hrsg.): ''Junge Kämpfer, alte Opportunisten. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945.'' Campus, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-593-50614-2, S.&nbsp;175.</ref> Laut dem [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]] besteht die vollständig digitalisierte Form der NSDAP-Mitgliederkartei aus über 12,7 Millionen [[Digitalisierung#Digitalisate|Digitalisaten]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Artikel/Finden/Epochen/finden-epochen-nutzung-NSDAP-Kartei.html |titel=Benutzung und Auskunft aus der digitalisierten NSDAP-Mitgliederkartei |hrsg=Bundesarchiv |sprache=de |abruf=2023-10-22}}</ref>
Nach dem Krieg wurde in den einzelnen [[Besatzungszone]]n eine [[Entnazifizierung]] durchgeführt. Je nach Zone geschah dies unterschiedlich: die Russen gingen sehr radikal vor und ehemaligen NSDAP-Mitgliedern wurde nachhaltig verboten, öffentliche Ämter wahrzunehmen. In der amerikanischen Zone wurde zunächst recht gründlich vorgegangen, als allerdings der [[Kalter Krieg|Kalte Krieg]] ernsthaft begann, geriet die Entnazifizierung aus dem Blickfeld. Viele verurteilte Kriegsverbrecher wurden begnadigt und ein NSDAP-Parteibuch besessen zu haben, war kein Hinderungsgrund beim politischen Aufstieg. Der mangelnde kritische Umgang mit der Nazi-Vergangenheit in der [[Bundesrepublik Deutschland|Bundesrepublik]] war einer der Gründe für die [[68er-Bewegung]].


=== Zustimmung zur Mitgliedschaft ===
Es folgen einige Mitglieder, die nach dem Krieg bekannte Politiker oder Wirtschaftsführer wurden oder anderweitig Bekanntheit erlangten. Sie hatten in der Regel keine herausgehobene Rolle in der NSDAP gespielt.
[[Datei:NSDAPPatch.gif|mini|Anwärter Politischer Leiter (Parteimitglied)<ref>''Uniformen des Großdeutschen Reiches'', Verlag Moritz Ruhl, 1943, S.&nbsp;72.</ref>]]
Voraussetzung für die Mitgliedschaft in der NSDAP war ein eigenhändig unterschriebener Aufnahmeantrag.<ref>Bundesarchiv: {{Webarchiv |url=http://www.bundesarchiv.de/fachinformationen/01003/index.html |text=Zum NSDAP-Aufnahmeverfahren |wayback=20150518095319}}</ref> Für die Jahrgänge 1926 und 1927 legte der zuständige [[Reichsschatzmeister der NSDAP|Reichsschatzmeister]] am 7.&nbsp;Januar 1944 eine Herabsetzung des Aufnahmealters von 18 auf 17 Jahre fest. Bedingung für den Parteibeitritt war eine mehrjährige Mitgliedschaft in der Hitlerjugend.<ref>Anordnung 1/44 des Reichsschatzmeisters im Faksimile beim Bundesarchiv unter: {{Webarchiv |url=http://www.bundesarchiv.de/fachinformationen/01003/index.html |text=Zum NSDAP-Aufnahmeverfahren |wayback=20150518095319}}</ref> Erhaltener interner Schriftverkehr der NSDAP belegt, dass auch im August 1944 nicht unterschriebene Aufnahmeanträge unbearbeitet zurückgegeben wurden.<ref>Schreiben des Aufnahmeamtes vom 18. August 1944 an den Gauschatzmeister Düsseldorf im Faksimile beim Bundesarchiv unter: {{Webarchiv |url=http://www.bundesarchiv.de/fachinformationen/01003/index.html |text=Zum NSDAP-Aufnahmeverfahren |wayback=20150518095319}}</ref> Bis zu zwei Jahre konnten zwischen Aufnahmeantrag und der Aushändigung der Mitgliedskarte beziehungsweise des Mitgliedsbuches vergehen; erst dadurch wurde die Mitgliedschaft rechtskräftig.


Für eine Reihe von Angehörigen der „[[Flakhelfer]]generation“ wie den Komponisten [[Hans Werner Henze]], den Kabarettisten [[Dieter Hildebrandt]], die Politiker [[Hans-Dietrich Genscher]], [[Erhard Eppler]] und [[Horst Ehmke]] sowie die Autoren [[Martin Walser]] und [[Siegfried Lenz]] liegen im [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]] NSDAP-Mitgliedskarten vor. Bis auf Eppler bestritten jedoch alle Betroffenen, wissentlich Mitglied der NSDAP gewesen zu sein.
* [[Walter Bartram]], 1950-1951 Ministerpräsident von Schleswig Holstein
* [[Karl Carstens]], auch Mitglied der SA
* [[Hans Filbinger]], 1966-1978 Ministerpräsident von Baden-Württemberg
* [[Friedrich Flick]], Unternehmer
* [[Willy Fritsch]]
* [[Arnold Gehlen]], konservativer Philosoph und Soziologe
* [[Heinrich Harrer]]
* [[Walter Jens]], linksliberaler Literaturhistoriker und Schriftsteller
* [[Herbert von Karajan]], Dirigent
* [[Kurt Georg Kiesinger]] (bereits 1933 eingetreten), 1966 bis 1969 Bundeskanzler
* [[Hans Krüger]]
* [[Konrad Lorenz]] (1938 eingetreten), österreichischer Verhaltensforscher (Nobelpreis 1973)
* [[Friedrich Peter]] (auch SS-Mitglied), 1958 bis 1978 erster Parteiobmann der [[FPÖ]]
* [[Hans-Joachim Rehse]]
* [[Walter Scheel]], 1974 bis 1979 Bundespräsident
* [[Oskar Schindler]], durch seine Rettung von 1200 Juden bekannt gewordener Unternehmer
* [[Carl Schmitt]], konservativer Staatsrechtler und Philosoph
* [[Hans Ernst Schneider]] (auch SS-Mitglied), unter dem Decknamen ''Hans Schwerte'' bis zu seiner Enttarnung 1995 ein angesehener Literaturwissenschaftler
* [[Franz Schönhuber]] (auch SS-Mitglied), Gründer der rechtsextremen Partei [[Die Republikaner]]
* [[Hanns-Martin Schleyer]] (auch SS-Mitglied), Manager, Arbeitgeberfunktionär und [[Rote Armee Fraktion|RAF]]-Opfer
* [[Gerhard Schröder (CDU)|Gerhard Schröder]] (1941 wieder ausgetreten), 1953-1969 Bundesminister (nicht identisch mit Bundeskanzler [[Gerhard Schröder]])
* [[Fritz Thyssen]] (bereits 1931 eingetreten), Unternehmer
* [[Kurt Waldheim]] (auch SA-Mitglied), 1986-1992 Bundespräsident in [[Österreich]]


Dazu bemerkte der Historiker [[Norbert Frei]], er halte „unwissentliche Mitgliedschaften prinzipiell für möglich“.<ref>Interview mit Norbert Frei in der Wochenzeitung „[[Die Zeit]]“ bei [https://www.presseportal.de/pm/9377/1011356/die_zeit Presseportal].</ref> Der Freiburger Historiker [[Ulrich Herbert]] erklärte zu den Parteieintritten gegen Kriegsende: „Die Absicht, möglichst viele – oder alle – Angehörigen einer HJ-Einheit zum Eintritt in die NSDAP zu bewegen, ist deutlich erkennbar“. Es sei durchaus möglich, dass einzelne NS-Führer zum Beweis ihrer Tüchtigkeit hohe Eintrittszahlen auch ohne die entsprechenden Unterschriften melden wollten; etwa zu „Führers Geburtstag“.<ref>''[[Südkurier]]'' Nr.&nbsp;150 vom 3. Juli 2007, S.&nbsp;11.</ref> Allerdings gibt es für Parteiaufnahmen ohne Wissen der Betroffenen keine Belege, während die strenge Einhaltung der Aufnahmerichtlinien auch im Jahre 1944 durch Listen von Aufnahmescheinen gut dokumentiert ist. Demzufolge wurden auch bei Sammeleintritten etwa von Hitlerjungen nicht eigenhändig unterschriebene Aufnahmescheine durch den NS-Reichsschatzmeister zurück an die jeweilige Gauleitung geschickt; die Parteiaufnahme kam nicht zustande. So tauchen die Namen von Ehmke und Henze auf Sammellisten mit mehreren hundert Aufnahmeanträgen auf, von denen die nicht unterschriebenen Anträge unbearbeitet zurückgeschickt wurden (Ehmkes und Henzes Anträge wurden allerdings nicht beanstandet).<ref>{{Der Spiegel |ID=52263711 |Autor=Malte Herwig |Titel=Hoffnungslos dazwischen |Jahr=2007 |Nr=29 |Datum=2007-07-16}}</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2009-07/artikel-2009-07-das-doofe-dur-de.html |wayback=20140221225209 |text=''Das doofe Dur der Angepassten''}}, in: ''[[Die Weltwoche]]'', 11. Februar 2009.</ref>
== Literatur ==


Der Historiker [[Michael Buddrus]] vom [[Institut für Zeitgeschichte]] kommt deshalb in einem Gutachten für ''[[Internationales Germanistenlexikon 1800–1950|Das Internationale Germanistenlexikon 1800–1950]]'' zu dem Ergebnis, dass eine Aufnahme in die NSDAP ohne eigene Unterschrift unwahrscheinlich sei.<ref>Michael Buddrus: ''War es möglich, ohne eigenes Zutun Mitglied der NSDAP zu werden? Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin für das Internationale Germanistenlexikon 1800–1950''. Ebenfalls abgedruckt in Geschichte der Germanistik 23/24, 2003, S.&nbsp;21–26 ([https://books.google.de/books?id=HGMHXkBXKRoC&pg=PA21&lpg=PA21&dq=Gutachten+NSDAP+Buddrus&source=bl&ots=M2CEHeIqrp&sig=wTqd0VD2GSSvcxBhlghif8LoYw8&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwijx_rqiOzaAhWI-qQKHVDuAZAQ6AEIQDAD#v=onepage&q=Buddrus&f=false online]).</ref> Nach vorläufiger Einschätzung des Bundesarchivs sind die entsprechenden Parteivorschriften auch während des Krieges streng eingehalten worden.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/kultur/walser-lenz-und-hildebrandt-unwissentlich-in-der-nsdap-1.807436 ''Walser, Lenz und Hildebrandt. Unwissentlich in der NSDAP.''] Süddeutsche Zeitung vom 30. Juni 2007.<!-- Falsches Datum „13. Dezember 2008 22:47“ in der jetzigen Online-Version, im Internet Archive noch richtig sichtbar --></ref> Buddrus sieht in den Behauptungen der automatischen Aufnahme in die NSDAP „Legenden, die ihren Ausgangspunkt in Entlastungsbemühungen der unmittelbaren Nachkriegszeit hatten und durch häufige [[Kolportage]] zu einem gern bemühten «Allgemeingut» avancierten, das mit der historischen Wirklichkeit allerdings nichts zu tun hat.“<ref>Malte Herwig: {{Webarchiv |url=http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2009-09/artikel-2009-09-feuilleton-verra.html |wayback=20150518080003 |text=''Verraten und verschenkt?'' Der Umgang mit der NS-Vergangenheit von Künstlern in Deutschland}}, in: ''Weltwoche'', 25. Februar 2009.</ref>
* Johnpeter Horst '''Grill''': ''The Nazi-Movement in Baden. 1920-1945'', Chapel Hill 1983 (ISBN 0-8078-1472-5). <small> Bedeutende englische Regionalstudie</small>


=== Wehrmachtssoldaten und -beamte ===
* Wolfgang '''Horn''': ''Der Marsch zur Machtergreifung. Die NSDAP bis 1933'', Athenäum, Königstein/Ts. 1980 (ISBN 3-7610-7234-1). <small>Ältere Arbeit zur Geschichte der NSDAP mit einem Schwerpunkt auf der Herausbildung der charismatischen Herrschaft Hitlers innerhalb der NSDAP</small>
Soldaten durften sich nach § 26 des Wehrgesetzes von 1935<ref>[http://www.documentarchiv.de/ns/1935/wehrgesetz.html ''Wehrgesetz.'' Vom 21. Mai 1935.] documentArchiv, abgerufen am 16. Oktober 2024.</ref> politisch nicht betätigen. Die Zugehörigkeit zur NSDAP oder zu einem der ihr angeschlossenen Verbände ruhte für die Dauer des aktiven Wehrdienstes. Seit einer Gesetzesänderung zum 1. Oktober 1944<ref>''Erstes Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Wehrgesetzes'' vom 24. September 1944, [https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1944&size=45&page=331 RGBl. S. 317]</ref> blieb die Mitgliedschaft in der NSDAP, ihren Gliederungen und angeschlossenen Verbänden auch für die Dauer des aktiven Wehrdienstes in Kraft. Die Angehörigen der Wehrmacht hatten seitdem die Pflicht, dienstlich und außerdienstlich im Sinne nationalsozialistischer Weltanschauung zu wirken und sich jederzeit für sie einzusetzen. Es war eine der wesentlichsten Aufgaben aller Offiziere, Unteroffiziere und Wehrmachtbeamten, ihre Untergebenen nationalsozialistisch zu erziehen und zu führen.<ref>§ 26 des Wehrgesetzes in der Fassung des Gesetzes vom 24. September 1944.</ref>


=== Benennungen ===
* Peter '''Hüttenberger''': ''Die Gauleiter. Eine Studie zum Wandel des Machtgefüges in der NSDAP'', Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1969. <small>Wichtige Arbeit zur regionalen Machtverteilung in der NSDAP</small>
Ein Mitglied dieser Partei, oft auch für sie auftretende Anhänger, wurden und werden seitdem „Nationalsozialist“ oder kurz „[[Nazi]]“ bzw. „Parteigenosse“ oder kurz „Pg“ genannt.<ref>Frank Staudenmayer: {{Webarchiv |url=http://www.br-online.de/studio-franken/ns-dokuzentrum-DID1204822535076/index.xml |text=''NS-Dokuzentrum – Über Nürnbergs Nazi-Vergangenheit'' |wayback=20110916155023}}<br />Vgl. auch zeitgenössisch: {{Webarchiv |url=http://www.shoahproject.org/widerstand/kids/shkids4.htm |text=Edelweißpiraten über NS-Führer u.&nbsp;a. |wayback=20071023025812}}; Bernhard Gotto: ''Nationalsozialistische Kommunalpolitik'', S.&nbsp;120&nbsp;ff.<br />Bundesarchiv: {{Webarchiv |url=http://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/bilder_dokumente/00757/index.html |text=PG – Zum Mitgliedschaftswesen der NSDAP |wayback=20140108033748}}</ref> Die Partei selbst wurde in der Alltagssprache meist durch das Buchstabenkürzel NSDAP bezeichnet. Höhere Parteifunktionäre in [[Öffentliches Amt|öffentlichen Ämtern]] nannte man in Anlehnung an Begriffe aus dem [[Militär]] „Chargen“. Aufgrund der hellbraunen Parteiuniformen bürgerte sich im [[Volksmund]] auch die Bezeichnung „[[Goldfasan#Übertragene Bedeutungen|Goldfasan]]“ ein.<ref>Beate Meyer: ''„Goldfasane“ und „Nazissen“. Die NSDAP im ehemals „roten“ Stadtteil Hamburg-Eimsbüttel.'' Hrsg. von der Galerie Morgenland, Hamburg 2002.</ref>


=== Auszeichnungen ===
* Michael '''H. Kater''': ''The Nazi Party. A Social Profile of Members and Leaders, 1919-1945'', Blackwell, Oxford 1983 (ISBN 0-631-13313-5). <small>Bedeutender Untersuchung der Sozialstruktur der Mitgliedschaft der NSDAP</small>
{{Hauptartikel|Liste der Ehrenzeichen der NSDAP}}


=== Verantwortlichkeit im Sinne der Entnazifizierung ===
*[[Ian Kershaw|Ian '''Kershaw''']]: ''Hitler 1889 - 1936''. Übersetzt von Jürgen Peter Krause und Jörg W. Rademacher, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1998 (ISBN 3-421-05131-5). <small>Eine der derzeit maßgeblichen Biographien über Adolf Hitler, aber mit vielen Informationen zur NSDAP</small>
Das [[Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus]] (''Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus'' vom 5. März 1946)<ref name="Gesetz Nr.104" >[https://search.library.wisc.edu/digital/A4WFKEPCRNQXBP8O ''Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946, mit Ausführungsvorschriften, Formblättern, der Anweisung für die Auswerter der Meldebogen und der Rangliste in mehrfarbiger Wiedergabe''] The History Collection, [[University of Wisconsin–Madison]], abgerufen am 24. November 2024.</ref> bildete „zur gerechten Beurteilung der Verantwortlichkeit und zur Heranziehung zu Sühnemaßnahmen“ verschiedene Personengruppen. Äußere Merkmale wie die Zugehörigkeit zur NSDAP, einer ihrer Gliederungen oder einer sonstigen Organisation waren nach diesem Gesetz für sich allein nicht entscheidend für den Grad der Verantwortlichkeit. Sie konnten zwar wichtige Beweise für die Gesamthaltung sein, aber durch Gegenbeweise ganz oder teilweise entkräftet werden. Umgekehrt war die Nichtzugehörigkeit für sich allein nicht entscheidend für den Ausschluss der Verantwortlichkeit (Art. 2 Abs. 2 Gesetz Nr. 104).<ref name="Gesetz Nr.104" />


Anknüpfend an die Mitgliedschaft in der NSDAP gehörte zu den ''Hauptschuldigen'', „wer sich in einer führenden Stellung der NSDAP, einer ihrer Gliederungen oder eines angeschlossenen Verbandes oder einer anderen nationalsozialistischen oder militaristischen Organisation betätigt hatte“ (Art. 5 Nr. 4 Gesetz Nr. 104). Nach der Anlage zum Gesetz Nr. 104, beruhend auf den Richtlinien Nr. 24 des [[Kontrollrat]]s, war dafür zumindest der Posten eines Amtsleiters bei der Kreisleitung erforderlich oder der Rang eines politischen Einsatzleiters. Darunter fielen auch alle Mitglieder der Ausbildungsstäbe der Ordensburgen, Schulungsburgen, Adolf-Hitler-Schulen und Nationalpolitischen Erziehungsanstalten sowie alle Mitglieder (bis zum 30. Januar 1933) der Reichstagsfraktion der NSDAP. Allgemein musste es sich um herausgehobene Posten mit der Befugnis zu leitenden Anordnungen handeln, z.&nbsp;B. Leiter eines großen staatlichen Betriebes oder Abteilungsleiter in einer Behörde.<ref name="Gesetz Nr.104" />
*[[Ian Kershaw|Ian '''Kershaw''']]: ''Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick'', Übersetzt von Jürgen Peter Krause, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1999 (ISBN 3-499-60796-4). <small>Übersicht über den Forschungsstand und Interpretationen zum NS-Staat.</small>


''Nutznießer'' war insbesondere, soweit er nicht Hauptschuldiger war, „wer nur auf Grund seiner Zugehörigkeit zur NSDAP in ein Amt oder eine Stellung berufen oder bevorzugt befördert wurde“, d.&nbsp;h. die für das Amt oder die Stellung erforderliche fachliche Qualifikation nicht besaß, sowie „wer als Anhänger des Nationalsozialismus durch Ausnützung persönlicher oder politischer Beziehungen oder durch Eintritt in die NSDAP es erreichte, sich dem Wehrdienst oder dem Frontdienst zu entziehen“ (Art. 9 Abs. 2 Nr. 1 und Nr. 6 Gesetz Nr. 104).
* Udo '''Kissenkoetter''': ''Gregor Straßer und die NSDAP'', Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1978 (ISBN 3-421-01881-2). <small>Wichtige Arbeit über den bedeutendsten NS-Funktionär nach Hitler bis 1932</small>


''Mitläufer'' war, „wer nicht mehr als nominell am Nationalsozialismus teilgenommen oder ihn nur unwesentlich unterstützt und sich auch nicht als Militarist erwiesen hat“, insbesondere „Mitglieder der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen, ausgenommen HJ und BDM, die lediglich Mitgliedsbeiträge bezahlt, an Versammlungen, deren Besuch Zwang war, teilgenommen oder unbedeutende oder rein geschäftsmäßige Obliegenheiten wahrgenommen hatten, wie sie allen Mitgliedern vorgeschrieben waren,“ außerdem „Anwärter der NSDAP, die nicht endgültig als Mitglied aufgenommen worden waren“ (Art. 12 Abs. 2 Gesetz Nr. 104). Im [[Spruchkammerverfahren]] sollte stets geprüft und begründet werden, ob die betreffende Person wegen ihres Verhaltens und nach ihrer Persönlichkeit sich erst bewähren soll.<ref name="Gesetz Nr.104" />
* Peter '''Longerich''': ''Hitlers Stellvertreter. Führung der Partei und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Heß und die Partei-Kanzlei Bormann'', K.G. Saur, München et al. 1992 (ISBN 3-598-11081-2). <small>Die wohl beste Arbeit zur inneren Struktur der Führungsspitze und -gremien der NSDAP</small>


''Entlastet'' war, „wer trotz seiner formellen Mitgliedschaft oder Anwartschaft oder eines anderen äußeren Umstandes, sich nicht nur passiv verhalten, sondern nach dem Maß seiner Kräfte aktiv Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft geleistet und dadurch Nachteile erlitten hatte“ (Art. 13 Gesetz Nr. 104). „Formell“ war eine Mitgliedschaft in der NSDAP ohne innere Überzeugung von der Ideologie des Nationalsozialismus.<ref name="Gesetz Nr.104" /> Für einen „aktiven Widerstand“ und einen „dadurch erlittenen Nachteil“ war eine bloß antifaschistische Gesinnung oder Meinungsäußerung nicht ausreichend. Erforderlich war vielmehr die aktive Beteiligung in einer Widerstandsgruppe gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft oder Sabotagemaßnahmen von erheblicher Bedeutung, die etwa eine Verhaftung oder andere Konsequenzen von erheblichem Gewicht für das weitere persönliche Geschick nach sich zogen.<ref name="Gesetz Nr.104" />
* Jeremy '''Noakes''': ''The Nazi Party in Lower Saxony. 1921-1933'', Oxford Univ.-Press, Oxford u.a. 1971. <small>Zur regionalen Entwicklung der NSDAP in einer agrarischen Gesellschaft</small>


== Siehe auch ==
* Dietrich '''Orlow''': ''The History of the Nazi Party. Vol. I: 1919-1933, Vol. II: 1933-1945'', Pittsburgh 1969 u. 1973 (ISBN 0-8229-3253-9). <small>Der Klassiker der wissenschaftlichen Arbeiten über die NSDAP - auch heute noch unverzichtbar</small>
{{Portal|Nationalsozialismus}}
* [[Österreichische Legion]]
* [[Sudetendeutsche Heimatfront]] (SHF; [[Konrad Henlein]]; 1.&nbsp;Oktober 1933–1945)
* [[NS-Ranggefüge]]
* [[Liste wichtiger Politiker und Funktionsträger der NSDAP]]
* [[Liste ehemaliger NSDAP-Mitglieder, die nach Mai 1945 politisch tätig waren]]
* [[Liste von NSDAP-Parteimitgliedsnummern]]


== Literatur ==
* Kurt '''Pätzold'''/Manfred '''Weißbecker''': ''Geschichte der NSDAP 1920 - 1945'' (Sonderausgabe), Papyrossa, Köln 2002 (ISBN 3-89438-260-0). <small>Trotz oft drastischer Sprache (Pätzold und Weißbecker können ihre Herkunft als Historiker aus der DDR nicht verleugnen) sind die Informationen meist zuverlässig</small>
* Christine Arbogast: ''Herrschaftsinstanzen der württembergischen NSDAP. Funktion, Sozialprofil und Lebenswege einer regionalen NS-Elite 1920–1960'' (=&nbsp;''Nationalsozialismus und Nachkriegszeit in Südwestdeutschland.'' Band 7). Oldenbourg, München 1998, ISBN 3-486-56316-5 (Diss. Univ. Tübingen 1996/1997, {{DNB|951148168}}, 295 Seiten; 23&nbsp;cm).

* [[Wolfgang Benz]] (Hrsg.): ''Wie wurde man Parteigenosse? Die NSDAP und ihre Mitglieder'' (=&nbsp;''Die Zeit des Nationalsozialismus.'' Band 18068). Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18068-4.
* Carl-Wilhelm '''Reibel''': ''Das Fundament der Diktatur. Die NSDAP-Ortsgruppen 1932-1945'', Schöningh, Paderborn et al. 2002 (ISBN 3-506-77528-6). <small>Wichtige neuere Darstellung zur Struktur der NSDAP auf der lokalen Ebene</smalll>
* Wilfried Böhnke: ''Die NSDAP im Ruhrgebiet. 1920–1933'' (=&nbsp;''Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung.'' Band 106). Verlag Neue Gesellschaft, Bonn-Bad Godesberg 1974, ISBN 3-87831-166-4 (Diss. Univ. Marburg, Philosophische Fakultät, 1970, 239 Seiten; 24&nbsp;cm).

* Thomas Childers: ''The Nazi Voter. The Social Foundations of Fascism in Germany, 1919–1933.'' University of North Carolina Press, Chapel Hill NC 1983, ISBN 0-8078-4147-1.
* Mathias '''Rösch''': ''Die Münchner NSDAP 1925-1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik'', Oldenbourg Vgl., München et al. 2002 (ISBN 3-486-56670-9). <small>Faktenreiche Lokalstudie, die teilweise den argumentativen roten Faden vermissen läßt</small>
* Peter Diehl-Thiele: ''Partei und Staat im Dritten Reich. Untersuchung zum Verhältnis von NSDAP und allgemeiner innerer Staatsverwaltung 1933–1945'' (=&nbsp;''Münchener Studien zur Politik.'' Band 9). Beck, München 1969, {{DNB|456453326}} (Diss. Univ. München 1969, XIV, 269 Seiten, 8).
* [[Jürgen W. Falter]]: ''Hitlers Wähler.'' Beck, München 1991, ISBN 3-406-35232-4.
* Jürgen W. Falter (Hrsg.): ''Junge Kämpfer, alte Opportunisten. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945 ''. Campus, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-593-50614-2.
* Jürgen W. Falter: ''Hitlers Parteigenossen. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945.'' Campus, Frankfurt am Main 2020, ISBN 978-3-593-51180-1.
* Johnpeter Horst Grill: ''The Nazi-Movement in Baden, 1920–1945.'' University of North Carolina Press, Chapel Hill NC 1983, ISBN 0-8078-1472-5.
* Wolfgang Horn: ''Der Marsch zur Machtergreifung. Die NSDAP bis 1933'' (=&nbsp;''Athenäum-Droste-Taschenbücher'' 7234 ''Geschichte''). Unveränderter Nachdruck des erstmals 1972 erschienenen Werkes. Athenäum-Verlag u.&nbsp;a., Königstein/Ts. [u.&nbsp;a.] 1980, ISBN 3-7610-7234-1.
* [[Peter Hüttenberger]]: ''Die Gauleiter. Studie zum Wandel des Machtgefüges in der NSDAP'' (=&nbsp;''Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte.'' Nr.&nbsp;19, {{ISSN|0506-9408}}). DVA, Stuttgart 1969 (Diss. Univ. Bonn, 1966).
* [[Michael H. Kater]]: ''The Nazi Party. A Social Profile of Members and Leaders, 1919–1945.'' Blackwell, Oxford 1983, ISBN 0-631-13313-5.
* [[Sven Felix Kellerhoff]]: ''Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-608-98103-2.''
* [[Udo Kissenkoetter]]: ''Gregor Straßer und die NSDAP'' (=&nbsp;''Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte.'' Bd. 37). Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1978, ISBN 3-421-01881-2 (Zugleich: Düsseldorf, Univ., Diss., 1975).
* [[Joachim Lilla]]: ''Die stellvertretenden Gauleiter und die Vertretung der Gauleiter der NSDAP im „Dritten Reich“'' (=&nbsp;''Materialien aus dem Bundesarchiv.'' H.&nbsp;13). Wirtschaftsverlag NW, Bremerhaven 2003, ISBN 3-86509-020-6.
* [[Peter Longerich]]: ''Hitlers Stellvertreter. Führung der Partei und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Heß und die Partei-Kanzlei Bormann.'' Saur, München [u.&nbsp;a.] 1992, ISBN 3-598-11081-2.
* [[Werner Maser]]: ''Der Sturm auf die Republik. Frühgeschichte der NSDAP'' (=&nbsp;''Ullstein-Buch.'' Nr.&nbsp;34041 ''Ullstein-Sachbuch''). Ungekürzte Ausgabe. Ullstein, Frankfurt am Main [u.&nbsp;a.] 1981, ISBN 3-548-34041-5.
* [[Horst Matzerath]], [[Henry A. Turner]]: ''Die Selbstfinanzierung der NSDAP 1930–1932.'' In: ''[[Geschichte und Gesellschaft]].'' Bd.&nbsp;3, 1977, S.&nbsp;59–92, ([http://www.jstor.org/stable/40184942 Digitalisat gegen kostenintensive Mitgliedschaft bei jstor.org]).
* [[Donald M. McKale]]: ''The Nazi Party Courts. Hitler’s Management of Conflict in his Movement, 1921–1945.'' University Press of Kansas, Lawrence [u.&nbsp;a.] 1974, ISBN 0-7006-0122-8.
* Daniel Meis: ''Die NSDAP und ihr linker Flügel''. In: Daniel Meis (Hrsg.): [https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/b1/d1/b0/oa9783839474594.pdf ''Nationaler Sozialismus in der Weimarer Republik. Parteien, Ideen, Protagonisten'']. transcript, Bielefeld 2025 (Histoire, Band 225), S. 75–89.
* Jeremy Noakes: ''The Nazi Party in Lower Saxony. 1921–1933.'' Oxford University Press, London [u.&nbsp;a.] 1971.
* [[Armin Nolzen]]: ''Die NSDAP, der Krieg und die deutsche Gesellschaft.'' In: [[Militärgeschichtliches Forschungsamt]] (Hrsg.): ''[[Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg]].'' Band 9: [[Jörg Echternkamp]] (Hrsg.): ''Die deutsche Kriegsgesellschaft. 1939 bis 1945.'' Halbband 1: ''Politisierung, Vernichtung, Überleben.'' Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart [u.&nbsp;a.] 2004, ISBN 3-421-06236-6, S.&nbsp;99–193.
* Armin Nolzen: ''Funktionäre in einer faschistischen Partei. Die Kreisleiter der NSDAP, 1932/33 bis 1944/45.'' In: Till Kössler, Helke Stadtland (Hrsg.): ''Vom Funktionieren der Funktionäre. Politische Interessenvertretung und gesellschaftliche Integration in Deutschland nach 1933'' (=&nbsp;''Veröffentlichungen des Instituts für Soziale Bewegungen.'' Schriftenreihe A: ''Darstellungen.'' Bd. 30). Klartext-Verlag, Essen 2004, ISBN 3-89861-266-X, S.&nbsp;37–75.
* Armin Nolzen: ''Charismatic Legitimation and Bureaucratic Rule: The NSDAP in the Third Reich, 1933–1945.'' In: ''German History.'' Bd.&nbsp;23, Nr.&nbsp;4, 2005, S.&nbsp;494–518, {{DOI|10.1093/0266355405gh355oa|Problem=2015}}.
* Dietrich Orlow: ''The History of the Nazi Party.'' 2 Bände (Bd.&nbsp;1: ''1919–1933.'' Bd. 2: ''1933–1945.''). University of Pittsburgh Press, Pittsburgh PA 1969–1973, ISBN 0-8229-3183-4 (Bd.&nbsp;1), ISBN 0-8229-3253-9 (Bd.&nbsp;2).
* [[Kurt Pätzold]], [[Manfred Weißbecker]]: ''Geschichte der NSDAP. 1920–1945.'' Sonderausgabe. PapyRossa-Verlag, Köln 2002, ISBN 3-89438-260-0.
* Michael Rademacher: ''Handbuch der NSDAP-Gaue, 1928–1945. Die Amtsträger der NSDAP und ihrer Organisationen auf Gau- und Kreisebene in Deutschland und Österreich sowie in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen, Sudetenland und Wartheland.'' M. Rademacher u&nbsp;a., Vechta [u.&nbsp;a.] 2000, ISBN 3-8311-0216-3.
* Carl-Wilhelm Reibel: ''Das Fundament der Diktatur. Die NSDAP-Ortsgruppen 1932–1945.'' Schöningh, Paderborn [u.&nbsp;a.] 2002, ISBN 3-506-77528-6 (Diss. Univ. Frankfurt am Main 2000).
* [[Mathias Rösch]]: ''Die Münchner NSDAP 1925–1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik'' (=&nbsp;''Studien zur Zeitgeschichte.'' Bd.&nbsp;63). Oldenbourg, München 2002, ISBN 3-486-56670-9 (Zugleich: München, Univ., Diss., 1998) ([https://link.bsb-muenchen.de/BV014693343 Volltext digital verfügbar]).
* [[Detlef Schmiechen-Ackermann]]: ''Der „Blockwart“. Die unteren Parteifunktionäre im nationalsozialistischen Terror- und Überwachungsapparat.'' In: ''[[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte]].'' Bd.&nbsp;48, H.&nbsp;4, 2000, S.&nbsp;575–602, [https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2000_4.pdf Digitalisat] (PDF; 8,1&nbsp;MB).
* [[Albrecht Tyrell]] (Hrsg.): ''Führer befiehl … Selbstzeugnisse aus der „Kampfzeit“ der NSDAP. Dokumentation und Analyse.'' Droste, Düsseldorf 1969 (Lizenzausgabe. Gondrom, Bindlach 1991, ISBN 3-8112-0694-X).
* Albrecht Tyrell: ''Vom Trommler zum Führer. Der Wandel von Hitlers Selbstverständnis zwischen 1919 und 1924 und die Entwicklung der NSDAP.'' Fink, München 1975, {{DNB|750241225}} (Diss. Univ. Bonn, Philosophische Fakultät, 1975, 296 Seiten; 23&nbsp;cm [https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs2/object/display/bsb00043449_00001.html Digitalisat von der University of Michigan zum 15. November 2006]).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|NSDAP}}
* [http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/innenpolitik/nsdap/index.html LeMO: Die NSDAP von 1920 bis 1933]
* [https://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/nsdap/ LeMO: Die NSDAP von 1933 bis 1945]
* [https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/die-nsdap/ Zukunft braucht Erinnerung: Artikel über die NSDAP]
* [http://www.documentarchiv.de/wr/1920/nsdap-programm.html Dokumentarchiv: das 25-Punkte-Programm der NSDAP]
* [https://www.wahlen-in-deutschland.de/wuKarteNSDAP.htm Übersichtskarten zum Stimmenanteil der NSDAP bei den Reichstagswahlen in den einzelnen Wahlkreisen während der Weimarer Republik]
* Michael Mayer: [https://epub.ub.uni-muenchen.de/9/1/0205_mayer.pdf NSDAP und Antisemitismus 1919–1933], [[Ludwig-Maximilians-Universität München]] (2002, PDF; 414&nbsp;kB)
* [https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Pg-Zum-Mitgliedschaftswesen-Der-Nsdap/pg-zum-mitgliedschaftswesen-der-nsdap.html Bundesarchiv: ''PG – Zum Mitgliedschaftswesen der NSDAP'']
* [https://digitalcollections.hoover.org/objects/58225 digitalcollections.hoover.org: ''Theodore Fred Abel papers''] (Über 600 Texte aus den 1930er Jahren von NSDAP-Mitgliedern über ihre Lebensgeschichten, gesammelt vom amerikanischen Soziologen [[Theodore Abel]])
* {{DNB-Portal|1012979-0}}


== Einzelnachweise ==
* [http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/innenpolitik/nsdap/index.html Die NSDAP von 1920-1933]
<references responsive />
** [http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/verfassung/nsdap/ Neugründung der NSDAP 1924]
** [http://www.ns-archiv.de/nsdap/sozialisten/verlassen.shtml Erklärung des "linken" Flügels 1930]
** [http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/nsdap/ Die NSDAP von 1933-1945]
* [http://www.shoa.de/content/view/120/99/ Ausführlicher Artikel beim Ak Shoa.de]
** [http://www.shoa.de/reichsparteitage.html Reichsparteitage der NSDAP]
* http://www.geschi.de/artikel/nsdap1.shtml
* [http://www.documentarchiv.de/wr/1920/nsdap-programm.html Das Programm der NSDAP]

== siehe auch ==

* [[Vordenker des Nationalsozialismus]]
*[[:Kategorie:NSDAP-Mitglied]]


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Aktuelle Version vom 16. Mai 2025, 08:56 Uhr

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Partei­vorsitzender Karl Harrer (1919–1920 / DAP)
Anton Drexler (1920–1921)
Adolf Hitler (1921–1945)
Martin Bormann (1945)
Gründung 20. Februar 1920 in München
Verbot 23. November 1923 –
27. Februar 1925;
10. Oktober 1945
Haupt­sitz München (ab 1930: Braunes Haus)
Geschäftsstelle Berlin
Jugend­organisation Hitlerjugend (HJ)
Bund Deutscher Mädel (BDM)
Zeitung Völkischer Beobachter
Aus­richtung Nationalsozialismus
Hitlerismus
Antisemitismus
Rassismus
Völkischer Nationalismus
Antikommunismus
Militarismus
Mitglieder­zahl 7,5 Millionen (1945)

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) war eine in der Weimarer Republik gegründete politische Partei, deren Programm und Ideologie (der Nationalsozialismus) von radikalem Antisemitismus und Nationalismus sowie der Ablehnung von Demokratie und Marxismus bestimmt war. Sie war als straffe Führerpartei organisiert. Ihr Parteivorsitzender war ab 1921 der spätere Reichskanzler Adolf Hitler, unter dem sie das sogenannte Dritte Reich von 1933 bis 1945 als einzige zugelassene Partei beherrschte.

Sie wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Kontrollratsproklamation Nr. 2 vom 20. September 1945 für völlig aufgelöst und illegal erklärt sowie durch das alliierte Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945 mit allen ihren Untergliederungen abgeschafft, als verbrecherische Organisation eingestuft und damit verboten. Ihr Vermögen wurde, wie schon 1923, beschlagnahmt und eingezogen. Das bedeutete in der sowjetischen Besatzungszone – der späteren DDR – das bis zur Deutschen Wiedervereinigung geltende Verbot, ihre Symbole zu besitzen oder zu zeigen, gleich aus welchem Grund.

Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 ist dort jede Werbung für sie durch Schriften, Worte oder Kennzeichen verboten, wobei deren privater Besitz nicht eingeschränkt wurde.

Eine der Bundesrepublik gleichartige Regelung war mit dem Verbotsgesetz in Österreich vier Jahre zuvor, 1945, getroffen worden.

In der Weimarer Republik 1920–1933

Anfänge und Verbot 1920–1925

Delegation der NSDAP beim vom Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund organisierten Deutschen Tag in Coburg, Oktober 1922

Am Abend des 24. Februar 1920 erfolgte im Münchner Hofbräuhaus die öffentliche Bekanntgabe der neuen Partei durch Umbenennung der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), wobei die offizielle Ummeldung von DAP in NSDAP bereits am 20. Februar 1920 vollzogen worden war. Das Kürzel „NS“ sollte die Besonderheit der Partei hervorheben und wurde von Adolf Hitler, Dietrich Eckart, Hermann Esser, Ernst Röhm und Gottfried Feder an der Parteiführung vorbei eingeführt. An jenem Abend veröffentlichte die NSDAP ihr Parteiprogramm (25-Punkte-Programm) mit den Hauptpunkten „Aufhebung des Versailler Friedensvertrages“, „Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft von Juden“ und „Stärkung der Volksgemeinschaft“.

Kurz zuvor hatte die DAP erste Mitgliedsausweise ausgegeben und eine Mitgliederliste erstellt. Da sie nicht als „unbedeutende Kleinstpartei“ dastehen wollte, begann das offizielle Parteiverzeichnis mit der Nummer 501. Hitler wurde in diesem Verzeichnis mit der Nummer 555 geführt.[1]

Bereits ab 1920 kooperierte die NSDAP mit der Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (DNSAP) in Österreich und der Tschechoslowakei. Im August 1920 hielten sie ein „zwischenstaatliches Treffen“ in Salzburg ab,[2] anschließend gab es ein „zwischenstaatliches Sekretariat“ mit Sitz in Wien.[3] Im August 1923 wurde sogar ein gemeinsamer, länderübergreifender Parteitag in Salzburg abgehalten, auf dem jedoch Richtungsstreits über die zu verfolgende politische Strategie und Methoden eskalierten.[4]

1922 ergingen eine Reihe von NSDAP-Verboten in mehreren deutschen Ländern: In Baden am 4. Juli und in Thüringen am 15. Juli. Auf Grundlage des Republikschutzgesetzes vom 21. Juli 1922 folgten Verbote in Braunschweig (13. September), Hamburg (18. Oktober), Preußen (11. November) und Mecklenburg-Schwerin (30. November). Der Vollzug der Verbote war von unterschiedlicher Schärfe.[5] In Preußen führte das NSDAP-Verbot auch zum Verbot der dortigen NSDAP-Tarnorganisation Großdeutsche Arbeiterpartei, die ursprünglich als erste norddeutsche NSDAP-Ortsgruppe gegründet werden sollte.

Bis 1923 konnte die NSDAP vor allem in Bayern größeren Anhang gewinnen und nahm die durch Ruhrkampf und Inflation desolate Lage im Deutschen Reich zum Anlass für den Hitlerputsch, der am 9. November 1923 kläglich scheiterte.

Am selben Tag übertrug Reichspräsident Friedrich Ebert auf Grundlage von Artikel 48 der Weimarer Reichsverfassung die vollziehende Gewalt an den Chef der Heeresleitung Hans von Seeckt. Dieser erließ am 23. November 1923 ein reichsweites Verbot gegen die NSDAP, das bis zum 27. Februar 1925 gelten sollte.[6] Das gesamte Parteivermögen wurde konfisziert, die Geschäftsstelle in München geschlossen, die Parteizeitung Völkischer Beobachter verboten. Ebenfalls verboten wurden die Deutschvölkische Freiheitspartei (DVFP), deren Vorsitzender Erich Ludendorff beim Putsch eine zentrale Rolle gespielt hatte, und die Kommunistische Partei Deutschlands, deren Hamburger Aufstand wenige Wochen zuvor gescheitert war.

Hitler befand sich ab dem 11. November 1923 in Untersuchungshaft. In einem Prozess vor dem Münchner Volksgericht wurde er am 1. April 1924 wegen Hochverrats zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, von denen er aber nur wenige Monate verbüßen musste. Zuvor hatte er den Chefredakteur des Völkischen Beobachters Alfred Rosenberg beauftragt, für den Zusammenhalt der Nationalsozialisten zu sorgen. Unter dem Pseudonym Rolf Eidhalt (ein Anagramm aus Adolf Hitler) gründete dieser die Großdeutsche Volksgemeinschaft. Es fehlte ihm aber die nötige Autorität, um die Zersplitterung der Bewegung zu verhindern.[7] Von der Parteispitze wurde er bald durch Hermann Esser und Julius Streicher verdrängt. Daneben bildete sich ein „Völkischer Block in Bayern“ unter Alexander Glaser, der ebenfalls um nationalsozialistische Stimmen warb. Andere Nationalsozialisten wie Gottfried Feder, Gregor Strasser und Wilhelm Frick schlossen ein Wahlbündnis mit Ludendorff und seiner eher bürgerlich-nationalistischen DVFP, die nach dem Freispruch ihres Vorsitzenden im Hitlerprozess rasch wieder zugelassen worden war. Unter dem Namen Nationalsozialistische Freiheitspartei traten sie bei den Reichstagswahlen vom 4. Mai 1924 an und erreichten 6,6 Prozent der Stimmen. Hitler befürchtete, dadurch würde aus seiner „Bewegung […] eine rein bürgerliche Konkurrenzpartei“, und lehnte diese Zusammenarbeit entschieden ab. Aus der Haft konnte er auf die Entwicklung aber keinen Einfluss nehmen.[8] Im August 1924 schlossen sich Deutschvölkische und Nationalsozialisten organisatorisch zur „Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung Großdeutschlands“ zusammen, die von Ludendorff, Gregor Strasser und Albrecht von Graefe geführt wurde. Die organisatorische Einheit überdeckte nur oberflächlich die heftigen inneren sachlichen und persönlichen Gegensätze, die die neue Partei prägten. Bei den Reichstagswahlen vom 7. Dezember 1924, bei der die republikfeindlichen Kräfte allgemein stark verloren, erlangte sie nur noch 3 Prozent der abgegebenen Stimmen. Eine weitere Splittergruppe bildete sich in Norddeutschland. Die „Nationalsozialistische Arbeitsgemeinschaft“ des Lüneburger Rechtsanwalts Adalbert Volck verstand sich als „reine Hitlerbewegung“ und trat strikt antiparlamentarisch auf.

Nach seiner Entlassung aus der Festungshaft am 20. Dezember 1924 wurde Hitler, obwohl er damals noch österreichischer Staatsbürger war, nicht ausgewiesen, sondern durfte im Deutschen Reich bleiben.

Reorganisation und Splitterpartei 1925–1930

Veranstaltungsplakat zur Wiedergründung der NSDAP, München, Februar 1925
Beschlagnahmte Waffen von NSDAP-Versammlungen am 9. Oktober 1929 in Berlin, in einer Landtagssitzung präsentiert

Im Februar 1925 wurde die NSDAP neu gegründet. Am 26. Mai 1930 kaufte die NSDAP für 805.864 Reichsmark in München das „Braune Haus“, nachdem die Räume in der Schellingstraße 50, wo sich seit 1925 die Parteizentrale befunden hatte[9], zu klein geworden waren.

Im Juli 1925 erschien der erste Band von Hitlers Buch Mein Kampf;[10] im Dezember 1926 der zweite. Anders als der Titel vermuten lässt, stellt das Buch nicht bloß eine Autobiographie dar, vielmehr überwiegen die programmatischen Aussagen. Für die NSDAP wurden die Ideologeme, die Hitler hier entfaltete, vor allem die nach „Lebensraum im Osten“ und einer „Entfernung der Juden“ verbindlich. Es finden sich auch wütende Angriffe gegen Marxismus und Demokratie.[11]

Hitler löste die NSDAP aus dem Bündnis mit den Völkischen und begann mit der Reorganisation zu einer Führerpartei, die er auf eine strikte Legalitätstaktik festlegte. Entscheidende Schritte dazu wurden auf der Bamberger Führertagung am 14. Februar 1926 gemacht, in der Hitler sich gegen eine Gruppe um Gregor Strasser mit seinen Vorstellungen durchsetzen konnte. Vollendet wurde dies mit dem Beschluss über die Parteisatzung vom 22. Mai 1926, die ganz Hitlers Vorstellungen entsprach.

Nachdem sich die österreichische „Schwesterpartei“ DNSAP mehrmals anhand der Frage, ob man sich Hitler und der deutschen NSDAP unterordnen oder organisatorisch selbstständig bleiben sollte, gespalten hatte, gründete der Wiener Mittelschulprofessor Richard Suchenwirth im Mai 1926 den Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterverein. Er benannte sich bald darauf in NSDAP – Hitlerbewegung um und funktionierte quasi wie ein Landesverband der deutschen NSDAP.[12] Zudem gab es mit dem Vaterländischen Schutzbund auch einen österreichischen Ableger der SA, der von Hermann Reschny geführt wurde. Hitlers Bevollmächtigter an der Spitze der österreichischen NSDAP wurde der pensionierte Oberst Friedrich Jankovic.[13][14] Bei Wahlen blieb die NSDAP in Österreich unbedeutend: bei der Nationalratswahl 1927 erhielt sie 0,76 %, 1930 waren es 3 %.

Im Deutschen Reich war die NSDAP bis zu den Reichstagswahlen 1928 nur eine von mehreren antisemitischen und völkischen Parteien, zeigte aber spätestens bei der Reichstagswahl ihre herausragende Stellung in diesem Spektrum. 1929 erlangte die Partei durch gemeinsame Agitation mit der DNVP und dem Stahlhelm im Rahmen der Kampagne gegen den Young-Plan reichsweite Aufmerksamkeit.

Die viel gelesenen Zeitungen des deutschnationalen Großverlegers Alfred Hugenberg machten die NSDAP und besonders Adolf Hitler überall im Reich bekannt, obwohl die Kampagne selbst im Dezember 1929 mit nur 15 Prozent Zustimmung scheiterte. Finanziert wurden diese und die folgenden Agitationen und Wahlkämpfe weniger durch Spenden aus der Großindustrie, die vom „Sozialismus“ im Parteinamen abgeschreckt wurde und lieber die DVP und die DNVP unterstützte (einzelne nationalsozialistische Schwerindustrielle wie Fritz Thyssen und Emil Kirdorf waren Ausnahmen). Wichtiger waren Zuwendungen der mittelständischen Industrie, vor allem aber die vergleichsweise hohen Mitgliedsbeiträge (ein Finanzierungsinstrument, das die Nationalsozialisten von der SPD übernommen hatten) sowie die Eintrittsgelder zu Veranstaltungen mit Hitler oder Goebbels, für die zwischen 50 Pfennig und zwei Mark verlangt wurden – der durchschnittliche Monatslohn eines Arbeiters lag bei 180 Mark, ein Student oder ein Arbeitsloser mit Familie musste mit etwa 80 Mark auskommen.[15]

Zwischen 1925 und 1930 stieg die Mitgliederzahl der Partei von 27.000 auf 130.000. Die NSDAP nutzte die Weltwirtschaftskrise und die damit einhergehende Massenverelendung, welche ihr antikapitalistisches, antiliberales und vor allem antisemitisches Programm gegen das „internationale Finanzjudentum“ in der Bevölkerung stützte. Schon 1926 wurde parteiintern der Hitlergruß eingeführt und Hitler als Führer bezeichnet. Nach dem Tod von Horst Wessel im Jahr 1930 wurde zudem das Horst-Wessel-Lied die offizielle Parteihymne der NSDAP.

Nach dem verheerend schlechten Ergebnis bei den Reichstagswahlen 1928, als sich die NSDAP mit 2,6 Prozent der Stimmen begnügen musste, erging die Weisung an alle Parteigliederungen, in ihrer Propaganda den Antisemitismus zurückzuschrauben, der vor allem auf bürgerliche Kreise abschreckend wirkte. Von nun an setzte die NSDAP zentral auf den Straßenterror der SA und andere Themen wie die Außenpolitik, woraufhin ihre Stimmenanteile bei den Landtagswahlen 1929 und 1930 auf über 10 Prozent anstiegen (zum Beispiel in Sachsen mit 14,4 Prozent). Dies lag auch an den nicht durch Wahlen legitimierten Präsidialkabinetten. Besonders Jugendliche und junge Männer traten in die Hitlerjugend und die SA ein. Die nationalsozialistischen Politiker gingen von dem Versuch ab, vor allem die Arbeiterschaft für sich zu gewinnen, was zur Abspaltung eines „linken“ Flügels führte, zu dem unter anderen Otto Strasser gehörte. Die NSDAP erhielt aber immer mehr Unterstützung von Bauern (die Agrarpreise waren ab 1928 zusehends verfallen), Handwerkern und Einzelhändlern (Angst vor der Konkurrenz durch „jüdisch geführte“ Kaufhauskonzerne) sowie aus den Reihen der Studenten- und Beamtenschaft (Furcht vor einer drohenden „Proletarisierung“ des akademischen Bürgertums).

So konnte die NSDAP die Weltwirtschaftskrise, deren Auswirkungen im Deutschen Reich besonders spürbar wurden, zur Gewinnung einer Massenbasis in denjenigen Wählerschichten nutzen, die vorher für die DNVP oder eine der sonstigen nationalen Kleinparteien gestimmt hatten oder enttäuscht von den bürgerlichen Parteien (DVP und DDP) seit Jahren ins Nichtwählerlager gewechselt waren.

Wahlerfolge ab 1930

Eröffnung des 5. Reichstags am 13. Oktober 1930. Ganz links im Bild: die NSDAP-Abgeordneten
Wahlergebnisse der NSDAP in der Weimarer Republik (1924–1933)

Die Auflösung des Reichstags durch Reichspräsident Paul von Hindenburg gemäß Artikel 25 der Verfassung kam den Nationalsozialisten daher sehr gelegen. Bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 wurde die NSDAP mit 18,3 Prozent der abgegebenen Stimmen zweitstärkste Partei hinter der SPD. Bereits im Januar 1930 trat die NSDAP in Thüringen („Baum-Frick-Regierung“) und im weiteren Verlauf des Jahres dann in Braunschweig (Kabinett Küchenthal) in Koalitionsregierungen ein. Trotz der Regierungsbeteiligungen wurde sie weiterhin als Opposition gegen das „System“ wahrgenommen. Die Propaganda der NSDAP stellte vor allem außenpolitische und soziale Themen in den Vordergrund. In ihrer Polemik gegen den Versailler Vertrag und namentlich gegen den Young-Plan, die als die Ursache der Verelendung in der Weltwirtschaftskrise hingestellt wurden, fasste sie beide Themen zusammen.[16] Mit antisemitischer Polemik hielt sich die Parteipropaganda nach einer Anweisung von Goebbels aus dem Jahr 1928 deutlich zurück.[17][18] Dennoch kam es auch in den Aufstiegsjahren der NSDAP wiederholt zu pogromartigen Zwischenfällen, wie den Angriffen auf das Kaufhaus Wertheim am Tag der Reichstagseröffnung 1930 oder dem Kurfürstendamm-Krawall vom 12. September 1931.[19]

Im Dezember 1930 wurde in der Sitzung der Reichsregierung über ein Verbot der NSDAP diskutiert, nachdem eine Denkschrift preußischer Beamter, darunter Robert Kempner, zu dem Ergebnis gekommen war, die NSDAP verfolge eine „Revolution mit gewaltsamen Mitteln [...], deren Ziel über die nationalsozialistische Diktatur die Errichtung des nationalsozialistischen ‚Dritten Reichs‘ ist.“[20] Reichskanzler Heinrich Brüning lehnte ein solches Parteiverbot jedoch selbst nach Bekanntwerden der Boxheimer Dokumente ab und wollte die NSDAP im Hinblick auf die Auswirkungen des Sozialistengesetzes von 1878 politisch stellen.[21][22][20]

Da sie ihren parteipolitischen Apparat organisatorisch stark ausgeweitet hatte, konnte sie für jede soziale Gruppe speziell auf sie zugeschnittene Organisationen und Propaganda anbieten. In „nacktem Populismus“ (Hans-Ulrich Wehler) versprach sie jeder gesellschaftlichen Gruppe, genau ihre Wünsche zu erfüllen:[23] Für die Industriearbeiter etwa gab es die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation und die Hib-Aktion („Hinein in die Betriebe“), für sie gerierte sich die Partei als sozialistisch und organisierte auch Streiks. Für kleinere Ladenbesitzer gab es den Nationalsozialistischen Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand, der gegen die den kleinen Spezialgeschäften ökonomisch überlegenen Warenhäuser und Einheitspreisläden kämpfte. Auf dem Lande übernahm die NSDAP die Themen der Landvolkbewegung und konzentrierte sich auf ihre Blut-und-Boden-Ideologie und ihr Ziel, die deutsche Wirtschaft vom Weltmarkt abzukoppeln.[24] Dass die Nationalsozialisten eine Autarkie planten, wurde von Hitler gegenüber den Großindustriellen dagegen bestritten, so etwa in seiner Rede vor dem Düsseldorfer Industrie-Club. Gegenüber dieser Klientel, für die es mit der Arbeitsstelle Dr. Schacht und dem Keppler-Kreis gleich mehrere, konkurrierende Organisationen innerhalb des Parteiapparats NSDAP gab, betonte die Propaganda die Ablehnung von Klassenkämpfen und Demokratie.

Integrierendes Element dieser widersprüchlichen Forderungen waren der radikale Nationalismus der Partei und ihre Volksgemeinschaftsideologie, die man je nach Publikum unterschiedlich auslegen konnte. Zwar gab es sowohl innerhalb der Partei als auch von außen, zum Beispiel von Seiten der Industrie, die wissen wollte, wie es denn nun mit dem „Sozialismus“ des Parteiprogramms bestellt war, immer wieder Ansätze, die NSDAP auf ein konkretes Aktionsprogramm für die Zeit nach einer Machtergreifung festzulegen. Dies wurde von Hitler stets rundweg abgelehnt, der programmatisch stets wolkig blieb und unterhalb der Ebene vager Großforderungen wie der nach einer „Regeneration unseres Volkskörpers“ jede politische Konkretion vermied: „So unveränderlich […] die Gesetze des Lebens selbst sind und damit die unserer Bewegung zugrunde liegende Idee, so ewig fließend ist das Ringen um die Erfüllung“.[25]

Durch ihre breit adressatendifferenzierte Propaganda gelang es der NSDAP, Wähler in allen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten zu gewinnen. Zwar erwiesen sich das traditionsbewusst-katholische Milieu und das der organisierten Industriearbeiter als weniger anfällig als die anderen Milieus, doch blieben auch sie nicht immun gegenüber der nationalsozialistischen Verlockung. Überproportional viele Anhänger konnte sie im alten Mittelstand gewinnen, bei den kleinen Gewerbetreibenden, den Ladenbesitzern und Inhabern von Handwerksbetrieben. Aus diesem Befund zieht der Parteienforscher Jürgen W. Falter den Schluss, dass die NSDAP eine „Volkspartei mit Mittelstandsbauch“ war, die die zum Teil diametral divergierenden Werte und Interessen aller Teile der Wahlbevölkerung zu integrieren vermochte.[26]

Lautsprecherwagen der NSDAP während des Wahlkampfes zur Reichspräsidentenwahl 1932 im Berliner Bezirk Pankow
Neugewählte NSDAP-Abgeordnete betreten den Reichstag, 30. August 1932

Im Oktober 1931 taten sich auf Drängen Hitlers und Alfred Hugenbergs die NSDAP und die DNVP mit anderen nationalistischen Verbänden zur Harzburger Front als Gegner der Weimarer Republik zusammen, das Bündnis hielt aber nicht lange: Bereits wenige Monate später bekämpften sie sich im Wahlkampf zur Reichspräsidentenwahl 1932. Dennoch gelang Hindenburg seine Wiederwahl zum Reichspräsidenten erst im zweiten Wahlgang – Hitler kam auf Platz zwei; bei den Landtagswahlen in Preußen, Bayern, Württemberg und anderen Reichsländern erzielte die Partei deutliche Erfolge und wurde bei den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 auch stärkste Partei im Reichstag. Zwar durchlief die Partei 1932 eine schwere Krise, welche in einen deutlichen Rückgang der Stimmen bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 mündete: Die NSDAP blieb zwar stärkste Partei, hatte aber über vier Prozentpunkte und zwei Millionen Wähler verloren.[27] Um den weiteren politischen Kurs der Partei nach der aus Sicht der NSDAP enttäuschenden Wahl führte zu einem parteiinternen Machtkampf; der Strasser-Krise. Zudem war die Partei durch die aufwändigen Wahlkämpfe des Jahres 1932 in schwere Finanzprobleme geraten. Reichsschatzmeister Franz Xaver Schwarz musste im Januar 1933 zu verzweifelten Maßnahmen greifen: Parteiangestellte wurden entlassen oder ihr Gehalt wurde gekürzt, Gauen, die mit den abzuführenden Mitgliedsbeiträgen in Rückstand waren, wurde Zwangsverwaltung angedroht. In einem parteioffiziellen Rundschreiben teilte Schwarz mit, „der Bestand der Zentrale“ sei in Gefahr.[28] Die Trendumkehr gelang bei der Landtagswahl in Lippe am 15. Januar 1933: Die Mitgliederstärke der NSDAP erhöhte sich auf rund 850.000.[29] Die Wahlerfolge sind auch auf die erfolgreiche Mobilisierung von Nichtwählern zurückzuführen, welche den bis dahin regierenden Parteien nicht mehr zutrauten, die Weltwirtschaftskrise zu überwinden.

Reichspräsident Hindenburg hegte eine tiefe persönliche Abneigung gegen den „böhmischen Gefreiten“ Hitler, der außerdem nicht bereit war, sich mit weniger als der Reichskanzlerschaft zufriedenzugeben. Gleichwohl dachten sowohl Reichskanzler Heinrich Brüning als auch seine Nachfolger von Papen und von Schleicher jeweils zumindest zeitweise an eine Rechtskoalition von Zentrum, DNVP und NSDAP, um eine Reichsreform ohne Beteiligung der SPD zu Stande zu bringen. Dies scheiterte aber an Hitlers Bestehen auf der Kanzlerschaft; außerdem gelang es nicht, wenigstens Teile der Nationalsozialisten (und der Deutschnationalen) zu dieser Koalition zu bewegen oder zu einer „Querfront“ von Gewerkschaften und linken Nationalsozialisten. Die Versuche zur Einbindung Hitlers hatten als Kehrseite, dass bereits Brüning die NSDAP nicht als umstürzlerische und verfassungsfeindliche Partei anprangerte und dementsprechend bekämpfte.

Anfang 1933 war die „Querfront“-Idee des Kanzlers von Schleicher gescheitert. Dieser befürwortete ein Weiterregieren unter Ausschaltung des Reichstags, der Ende Januar wieder zusammentreten und mit Sicherheit die Regierung stürzen würde. In dieser Situation gelang es Franz von Papen, den Reichspräsidenten zu einer NSDAP-DNVP-Koalition unter einem Kanzler Hitler zu überreden. Von Papen glaubte, Hitler „zähmen“ zu können. Am 30. Januar 1933 führte dies zur formal legalen „Machtübergabe“ (später als „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten bezeichnet).

Wahlergebnisse bei den Reichstagswahlen 1930–1933 nach Wahlkreisen

Berlin, Reichstagswahl, Wahlkampf, NSDAP, 1932
Wahlkreis[30] 5. März 1933 6. November 1932 31. Juli 1932 14. September 1930
Osthannover 54,3 % 42,9 % 49,5 % 20,6 %
Südhannover-Braunschweig 48,7 % 40,6 % 46,1 % 24,3 %
Hamburg 38,9 % 27,2 % 33,7 % 19,2 %
Schleswig-Holstein 53,2 % 45,7 % 51,0 % 27,0 %
Weser-Ems 41,4 % 31,9 % 38,4 % 20,5 %
Westfalen-Nord 34,9 % 22,3 % 25,7 % 12,2 %
Westfalen-Süd 33,8 % 24,8 % 27,2 % 13,9 %
Düsseldorf-Ost 37,4 % 27,0 % 31,6 % 17,0 %
Düsseldorf-West 35,2 % 24,2 % 27,0 % 16,8 %
Köln-Aachen 30,1 % 17,4 % 20,2 % 14,5 %
Koblenz-Trier 38,4 % 26,1 % 28,8 % 14,9 %
Pfalz 46,5 % 42,6 % 43,7 % 22,8 %
Hessen-Darmstadt 47,4 % 40,2 % 43,1 % 18,5 %
Hessen-Nassau 49,4 % 41,2 % 43,6 % 20,8 %
Thüringen 47,2 % 37,1 % 43,4 % 19,3 %
Franken 45,7 % 36,4 % 39,9 % 20,5 %
Niederbayern 39,2 % 18,5 % 20,4 % 12,0 %
Oberbayern-Schwaben 40,9 % 24,6 % 27,1 % 16,3 %
Württemberg 42,0 % 26,2 % 30,3 % 9,4 %
Baden 45,4 % 34,1 % 36,9 % 19,2 %
Ostpreußen 56,5 % 39,7 % 47,1 % 22,5 %
Pommern 56,3 % 43,1 % 48,0 % 24,3 %
Mecklenburg 48,0 % 37,0 % 44,8 % 20,1 %
Oppeln 43,2 % 26,8 % 29,2 % 9,5 %
Breslau 50,2 % 40,4 % 43,5 % 24,2 %
Liegnitz 54,0 % 42,1 % 48,0 % 20,9 %
Frankfurt an der Oder 55,2 % 42,6 % 48,1 % 22,7 %
Berlin 31,3 % 22,5 % 24,6 % 12,8 %
Potsdam I 44,4 % 34,1 % 38,2 % 18,8 %
Potsdam II 38,2 % 29,1 % 33,0 % 16,7 %
Leipzig 40,0 % 31,0 % 36,1 % 14,0 %
Dresden-Bautzen 43,6 % 34,0 % 39,3 % 16,1 %
Chemnitz-Zwickau 50,0 % 43,4 % 47,0 % 23,8 %
Merseburg 46,6 % 34,5 % 42,6 % 20,5 %
Magdeburg 47,3 % 39,0 % 43,8 % 19,5 %
Deutsches Reich 43,9 % 33,1 % 37,4 % 18,3 %

Nach der Machtergreifung 1933

Die Partei. Allegorische Skulptur von Arno Breker, Berlin, Zugang zur Neuen Reichskanzlei
Stimmenanteile der NSDAP bei der Reichstagswahl vom 5. März 1933

Unterstützung durch Wirtschaft und Industrie

In der Endphase der Weimarer Republik trugen die Großunternehmer nur vereinzelt zur Finanzierung der NSDAP bei. Ausnahmen waren Fritz Thyssen, Albert Vögler, der sich noch im November 1932 an einer Unterschriftenliste bedeutender Unternehmer gegen Hitler beteiligt hatte, oder Emil Kirdorf, der sich aber bereits 1928 wieder der DNVP zuwandte. Im Saargebiet unterstützte Hermann Röchling 1933 die NSDAP. Seit Februar 1933 flossen die Industriespenden reichlich. Sie wurden als Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft institutionalisiert und nahmen bald den Charakter einer Zwangsabgabe an. Tatsächlich erhielten die Industriellen, wie von ihnen erhofft, durch ihre finanzielle Unterstützung diverse Vorteile. Für die Herstellung der Kriegsfähigkeit der Wirtschaft und der Einsatzfähigkeit der Wehrmacht wurde nicht nur die Rüstungsindustrie stark vorangetrieben. In Konzernen wie I.G. Farben wurden Buna und Benzin synthetisch hergestellt. Von der Massenuniformierung der Gesellschaft profitierte die Bekleidungsindustrie. Andere Branchen litten bald jedoch unter dem Entzug von für die Aufrüstung wichtigen Rohstoffen.[31][32]

Parteitage

Bereits seit 1927 veranstaltete die NSDAP ihre als jährlich geplanten Parteitage in Nürnberg. Diese Reichsparteitage waren einprägsam inszeniert in gewaltigen Aufzügen von Parteifunktionären mit anschließenden Treuegelöbnissen sowie abendlichen Fackelzügen und Lichtdomen als symbolische Verschmelzung von Mensch und Naturgewalt. Albert Speers Lichtdom galt als erhabene visuelle Inszenierung des Kollektivs und war die Projektion von 150 Flakscheinwerfern am Himmel. Ausführlich berichteten die Medien über die minutiös geplanten Parteitage. Zusätzlich überhöhten Leni Riefenstahls Reichsparteitagsfilme Der Sieg des Glaubens und Triumph des Willens die Veranstaltungen filmisch. Sie vermittelten den Eindruck der von den Nationalsozialisten proklamierten Volksgemeinschaft und der damit verbundenen Gleichschaltung. Die Wehrmacht nahm 1934 nach dem Tod Paul von Hindenburgs erstmals an einem Parteitag teil und wurde auf Hitler, nicht das Volk, eingeschworen.

Rolle im NS-Staat

Hitler agierte in den ersten Monaten des Jahres 1933 auf der Grundlage der seiner Regierung, einer Koalition aus NSDAP und DNVP, durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg übergebenen Macht. Auch in der letzten nach dem Recht der Weimarer Republik abgehaltenen Wahl am 5. März 1933, deren Wahlkampf bereits durch Verbote anderer Parteien und Repressalien der politischen Gegner durch Terror und Propaganda gekennzeichnet war, erhielt die NSDAP mit etwa 44 Prozent nicht die absolute Mehrheit der Stimmen. Die Nationalsozialisten schafften es jedoch mit den Stimmen aller anderen Parteien außer SPD und KPD (siehe Tag von Potsdam), im Reichstag die nötige Zweidrittelmehrheit für die Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes am 24. März zu erlangen, das die Macht unter Ausschaltung des Parlaments auf Hitler übertrug und schließlich auch zum Verbot sämtlicher Parteien außer der NSDAP verwendet wurde.

In Österreich, wo die christlichsoziale Bundesregierung eine sogenannte „Selbstausschaltung des Parlaments“ nutzte, um als Vaterländische Front die Macht zu ergreifen und einen autoritären Ständestaat zu errichten, wurde hingegen im Juni 1933 die erstarkte NSDAP verboten, nachdem zwei Nationalsozialisten einen Handgranatenanschlag verübt hatten. Anschließend unterwanderten NSDAP-Anhänger legale, eigentlich apolitische Organisationen, während andere nach Deutschland gingen, wo österreichische SA-Leute die Österreichische Legion aufstellten. Österreich bürgerte bis zum „Anschluss“ 1938 11.000 sogenannte „Illegale“ aus.[33] Im gleichen Zeitraum starben 169 Menschen bei Terrorwellen der illegalen NSDAP gegen Vertreter des Staats und andere politische Gegner, insbesondere beim gescheiterten Juliputsch 1934,[34] bei dem Nationalsozialisten auch Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ermordeten.

Partei-Flagge der NSDAP; von 1933 bis 1945 auch Nationalflagge des Deutschen Reiches (ab 1935 mit nach links versetztem Hakenkreuz)

Im nationalsozialistischen Deutschland bildete sich ein Einparteienstaat, welcher am 1. Dezember 1933 durch das „Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat“ auch rechtlich verankert wurde. Die NSDAP wurde hiermit zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts mit eigener Gerichtsbarkeit über ihre Mitglieder. Bis zum April zählte die Partei 2,5 Millionen Mitglieder, welche in der Hauptsache aus Beamten und Angestellten bestanden, nachdem die NSDAP wichtige Schlüsselpositionen in Staat, Organisationen, Fabriken und Behörden besetzte. Ab 1933 wurde das 1920 als Parteisymbol eingeführte Hakenkreuz allgegenwärtig im Alltag der Bürger. Im Zuge der auf dem Reichsparteitag 1935 verabschiedeten Nürnberger Gesetze wurde das Symbol zum Hoheitszeichen des Deutschen Reiches.

Der Parteiadler („Hoheitszeichen“, neue Ausführung) steht über einem Hakenkreuz im Eichenblattkranz. Mit umgekehrter Blickrichtung diente er ab 1935 als auch als Staatssymbol (Reichsadler)

In der Zeit des Nationalsozialismus trat die NSDAP kaum noch durch eigene Tätigkeit hervor. Dafür werden in der Forschung verschiedene Ursachen genannt. Der Journalist Heinz Höhne nimmt an, dass sie durch die Aufteilung der eigentlichen Macht gelähmt worden sei: Zwar habe Rudolf Heß am 21. April 1933 mit seiner Ernennung zum Stellvertreter des Führers formal uneingeschränkte Macht über die Partei erhalten, doch habe Hitler „vergessen“, ihm auch ihren Reichsorganisationsleiter Robert Ley zu unterstellen, der das mächtige Korps der Politischen Leiter der NSDAP unter sich gehabt habe. Dies habe zahlreiche Streitereien und Kompetenzrivalitäten zur Folge gehabt, wie sie für die nationalsozialistische Polykratie typisch waren, und so die eigentliche Macht der Partei gelähmt.[35]

Laut dem Historiker Wolfgang Benz war die Position der NSDAP nach der Machtergreifung nur „scheinbar institutionalisiert“. Tatsächlich habe sie „subsidiäre Funktionen bei der Durchsetzung des Führerstaats und beim Machterhalt“ wahrgenommen. Dass die Parteileitung in München blieb und damit räumlich deutlich getrennt von den eigentlichen Machtzentren in der Reichshauptstadt Berlin, sei hierfür symptomatisch.[36]

Der Berliner Historiker Henning Köhler glaubt, die NSDAP sei ausschließlich eine „Agitations- und Wahlmaschine“ gewesen und nur eine einzige ihrer Teilorganisationen habe die Basis tatsächlich auch wirksam erreicht: Die Reichspropagandaleitung unter Goebbels. Von dem Augenblick an, an dem es keine Wahlkämpfe mehr gab, habe die Parteileitung sich auf das Eintreiben von Mitgliedsbeiträgen und auf die Streitschlichtung zwischen ihren Funktionären beschränkt. Eine aktive Rolle etwa bei der Verteilung der zahlreichen Karriereposten, die im Lauf der Gleichschaltung neu zu besetzen waren, habe sie nicht gespielt. Hier habe es vielmehr einen sozialdarwinistischen Kampf der Parteifunktionäre gegeneinander gegeben.[37]

Nach 1933 setzte eine enorme Fluktuation auf den Funktionärsposten ein. Zwischen 1933 und 1935 schieden 40.153 Parteifunktionäre aus, die vor dem 30. Januar 1933 in die NSDAP eingetreten waren. Das entspricht einer Fluktuation von fast 20 Prozent. In dieser Zeit wurden 53,1 Prozent der Kreisleiter- und 43,8 Prozent der Ortsgruppenleiter-Stellen neu besetzt.[38]

Vom 30. Juni bis 2. Juli 1934 wurden im Zuge der angeblichen Niederschlagung des so genannten Röhm-Putschs die SA-Führung einschließlich ihres Stabschefs Ernst Röhm auf Hitlers Befehl ermordet. Tatsächlich hatte es keinerlei Putschvorbereitungen seitens der SA gegeben. Es wurde dadurch vielmehr die absolute Macht Hitlers über die Partei zementiert, die seitdem lediglich ein Instrument seiner persönlichen Herrschaft war.

Nach der gewalttätigen Entmachtung der SA hatte Hitler innerparteilich keine ernsthaften Gegner mehr. Die ihm nun eigene Machtfülle in der nach dem Führerprinzip strukturierten Partei sollte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erhalten.

Schi-Stiefelsammlung für die Front, 1943, NSDAP

Die „unlöslich mit dem Staat verbundene“ Partei wurde zur „Trägerin des deutschen Staatsgedankens“ und war zuständig für die „Führerauslese“, also die Besetzung staatlicher Schlüsselpositionen. Während des Zweiten Weltkrieges lag es an der NSDAP, zu entscheiden, wer nun unabkömmlich sei und damit vom aktiven Kriegsdienst an der Front befreit wurde. Diesen Status erhielten in der Regel nur Funktionäre der Partei. Die materielle Bevorzugung der hauptamtlichen „Parteibonzen“ sowie deren häufige Unfähigkeit und Korruption trugen dazu bei, dass das Ansehen der NSDAP in der Gesellschaft schon zu Beginn des Krieges rasch schwand. Die NSDAP war in der Hauptsache beschäftigt mit organisatorischen und verwaltungsmäßigen Aufgaben im Luftschutz und bei der Evakuierung aus Städten, mit Lagern für Zwangsarbeiter, bei Sammelaktionen oder Erntehilfen der Hitlerjugend. Gegen Ende des Krieges sollte sie zusätzlich den Volkssturm aufstellen.

Parteiverbot 1945

Proklamation Nr. 1 – Zweisprachige Bekanntmachung des Obersten Befehlshabers der alliierten Expeditions-Streitkräfte Dwight D. Eisenhower (deutschsprachiger Teil)

Mit dem Zusammenbruch des NS-Staates stellte die Parteiorganisation ihre Tätigkeit ein. Bereits in seiner Proklamation Nr. 1 als alliierter Oberbefehlshaber SHAEF hatte General Dwight D. Eisenhower im März 1945 die Auflösung der NSDAP in dem von seinen Streitkräften besetzten Gebiet angekündigt.[39] Nach Abschnitt XI Nr. 38 der Kontrollratsproklamation Nr. 2 vom 20. September 1945 wurde die NSDAP für völlig aufgelöst und illegal erklärt.[40][41] Das Kontrollratsgesetz Nr. 2 des Alliierten Kontrollrates bestimmte am 10. Oktober 1945, dass die NSDAP mit allen Gliederungen und angeschlossenen Verbänden aufgelöst und verboten sei. Ihr Vermögen war zu beschlagnahmen.[42] Das Führerkorps der Partei wurde im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 zur „verbrecherischen Organisation“ erklärt.[43] Die NSDAP oder eine Neugründung ist auch in Österreich verboten (Wiederbetätigungsverbot).

1949 wurde die Sozialistische Reichspartei (SRP) gegründet, die oft als Nachfolger der NSDAP bezeichnet[44] und 1952 vom Bundesverfassungsgericht verboten wurde.[45]

Struktur

Administrative Gliederung der NSDAP 1944

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war pyramidenartig aufgebaut. An der Spitze stand der Vorsitzende, zu Beginn Karl Harrer und dann Anton Drexler (24. Februar 1920 bis 29. Juli 1921), der danach Ehrenvorsitzender wurde, und anschließend Adolf Hitler (29. Juli 1921 bis 30. April 1945). Er war mit absoluter Macht ausgestattet und hatte die volle Befehlsgewalt. Alle anderen Parteiämter waren seiner Position untergeordnet und mussten sich nach seinen Weisungen richten. Unter dem Vorsitzenden Hitler waren die Reichsleiter in der 1934 errichteten „Kanzlei des Führers“, deren Zahl nach und nach auf 18 erhöht wurde. Im Dritten Reich hatten diese ähnlich große Macht wie Reichsminister, was in der Polykratie des NS-Staates zu von Hitler gewünschten Konkurrenzkämpfen führte.

Der Stab des Stellvertreters des Führers, ein zentrales Führungsorgan der NSDAP, war an allen wesentlichen Entscheidungen im Partei- und im Staatsapparat beteiligt. Die Dienststelle mit Sitz in München unterstand Rudolf Heß, bis sie am 12. Mai 1941 Hitler persönlich unterstellt und unter der neuen Bezeichnung „Parteikanzlei“ vom langjährigen Stabsleiter Martin Bormann weitergeführt wurde.

Die Partei hatte folgende Unterorganisationen, die teilweise ein erhebliches Eigenleben mit ganz eigenen politischen Vorstellungen führten:[46]

Einige nur verbundene Organisationen hatten eine eigene Rechtspersönlichkeit und eigenes Vermögen. Sie wurden von der Partei betreut, wie zum Beispiel:

Mit den Organisationen und den angeschlossenen Verbänden konnte die NSDAP die Gesellschaft organisatorisch weitgehend durchdringen und die Bevölkerung sowohl im Beruf als auch in der Freizeit kontrollieren und indoktrinieren. Der Entnazifizierungsfragebogen der Militärregierung, Ausgabe 1946, fragte nach der Mitgliedschaft in 95 Organisationen aus dem Umkreis der NSDAP. Die soziale Kontrolle erfolgte insbesondere durch Block- und Zellenwarte und mittels NSDAP-Ortsgruppen, da sie bei der Beförderung von Beamten, für Anwärter des öffentlichen Diensts oder für Antragsteller bezüglich sozialer Unterstützung und Ausbildungshilfen ein Vetorecht hatten. Letzteres war entscheidend, weil die NSDAP erst 1941 einen Träger der Gesetzlichen Krankenversicherung gründete. Vorher hatten sich die Arbeiter an Wohltätigkeitsorganisationen zu wenden, weil sich die Masse ansonsten keinen Arztbesuch leisten konnte.

Die Politische Organisation (PO) der NSDAP gliederte sich in Gaue, Kreise, Ortsgruppen, Zellen und in Blocks. Ein Block zählte als kleinste organisatorische Einheit zwischen 40 und 60 Haushalte.

Mitglieder

Parteiabzeichen

Mitgliedszahlen und -kartei

Mitgliederzahl der NSDAP. Die Linien zwischen den Datenpunkten sind (insbesondere nach 1933) zur Lenkung des Auges gedacht und entsprechen nicht unbedingt dem tatsächlichen Verlauf der Mitgliedszahlen.

Angaben zur Entwicklung der Mitgliederzahl ab 1919:[47][48]

Datum Mitglieder
Ende 1919 64
Ende 1920 3000
Ende 1921 6000
23. November 1923 55.787
Ende 1925 27.117
Ende 1926 49.523
Ende 1927 72.590
Ende 1928 108.717
Ende 1929 176.426
Ende 1930 389.000
Ende 1931 806.294
April 1932 1.000.000
Ende 1932 1.200.000
Ende 1933 3.900.000
1939 5.300.000
Mai 1943 7.700.000
1945 8.500.000[49]

Die NSDAP hatte zur Zeit der „Machtergreifung“ 849.009 Mitglieder (parteieigene Statistik). 1943 waren 11 % der Bevölkerung Parteimitglied. Anfangs (und immer wieder) wurde versucht, die „Märzgefallenen“ (Opportunisten, die sich nach der Machtergreifung, insbesondere nach dem Wahlsieg im März 1933 zur NSDAP bekannten) von der Partei fernzuhalten. Dazu wurde 1933 eine umfassende Aufnahmesperre verhängt. Der Bedarf an neuen Mitgliedern war aber stets so groß, dass solche Maßnahmen nicht lange durchgehalten wurden, zumal mit ihnen ja auch ein „Transmissionsriemen“ in die Gesellschaft aufgebaut wurde.

Es gab eine NSDAP-Zentralkartei („Reichskartei“, 50 Tonnen Karten) und eine „Gaukartei“. Michel Thomas, der als Mitglied des Counter Intelligence Corps der 45. Infanterie-Division an der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau teilgenommen hatte, entdeckte am 20. Mai 1945 in der Papierfabrik Josef Wirth in Freimann bei München das Zentralarchiv der NSDAP mit über 10 Millionen Mitglieder-Karten, das dorthin geschafft worden war, um es einzustampfen. Hans Huber, der Geschäftsführer der Papiermühle, verzögerte jedoch die Vernichtung.[50] Teile der Karteien wurden 1945 vernichtet; neunzig Prozent der Parteimitglieder blieben bekannt. Einige Monate nach Beginn der Besatzungszeit erkannte man den möglichen Nutzen der Karteien bei der Entnazifizierung; sie wurden in das Berlin Document Center gebracht.[51] 1994 gingen die Karteikarten in den Bestand des Bundesarchivs über.[52]

1989 gab das Berlin Document Center die höchste in seinem Karteibestand aufgefundene Mitgliedsnummer mit 10.174.581 an.[53] Laut dem Bundesarchiv besteht die vollständig digitalisierte Form der NSDAP-Mitgliederkartei aus über 12,7 Millionen Digitalisaten.[54]

Zustimmung zur Mitgliedschaft

Anwärter Politischer Leiter (Parteimitglied)[55]

Voraussetzung für die Mitgliedschaft in der NSDAP war ein eigenhändig unterschriebener Aufnahmeantrag.[56] Für die Jahrgänge 1926 und 1927 legte der zuständige Reichsschatzmeister am 7. Januar 1944 eine Herabsetzung des Aufnahmealters von 18 auf 17 Jahre fest. Bedingung für den Parteibeitritt war eine mehrjährige Mitgliedschaft in der Hitlerjugend.[57] Erhaltener interner Schriftverkehr der NSDAP belegt, dass auch im August 1944 nicht unterschriebene Aufnahmeanträge unbearbeitet zurückgegeben wurden.[58] Bis zu zwei Jahre konnten zwischen Aufnahmeantrag und der Aushändigung der Mitgliedskarte beziehungsweise des Mitgliedsbuches vergehen; erst dadurch wurde die Mitgliedschaft rechtskräftig.

Für eine Reihe von Angehörigen der „Flakhelfergeneration“ wie den Komponisten Hans Werner Henze, den Kabarettisten Dieter Hildebrandt, die Politiker Hans-Dietrich Genscher, Erhard Eppler und Horst Ehmke sowie die Autoren Martin Walser und Siegfried Lenz liegen im Bundesarchiv NSDAP-Mitgliedskarten vor. Bis auf Eppler bestritten jedoch alle Betroffenen, wissentlich Mitglied der NSDAP gewesen zu sein.

Dazu bemerkte der Historiker Norbert Frei, er halte „unwissentliche Mitgliedschaften prinzipiell für möglich“.[59] Der Freiburger Historiker Ulrich Herbert erklärte zu den Parteieintritten gegen Kriegsende: „Die Absicht, möglichst viele – oder alle – Angehörigen einer HJ-Einheit zum Eintritt in die NSDAP zu bewegen, ist deutlich erkennbar“. Es sei durchaus möglich, dass einzelne NS-Führer zum Beweis ihrer Tüchtigkeit hohe Eintrittszahlen auch ohne die entsprechenden Unterschriften melden wollten; etwa zu „Führers Geburtstag“.[60] Allerdings gibt es für Parteiaufnahmen ohne Wissen der Betroffenen keine Belege, während die strenge Einhaltung der Aufnahmerichtlinien auch im Jahre 1944 durch Listen von Aufnahmescheinen gut dokumentiert ist. Demzufolge wurden auch bei Sammeleintritten etwa von Hitlerjungen nicht eigenhändig unterschriebene Aufnahmescheine durch den NS-Reichsschatzmeister zurück an die jeweilige Gauleitung geschickt; die Parteiaufnahme kam nicht zustande. So tauchen die Namen von Ehmke und Henze auf Sammellisten mit mehreren hundert Aufnahmeanträgen auf, von denen die nicht unterschriebenen Anträge unbearbeitet zurückgeschickt wurden (Ehmkes und Henzes Anträge wurden allerdings nicht beanstandet).[61][62]

Der Historiker Michael Buddrus vom Institut für Zeitgeschichte kommt deshalb in einem Gutachten für Das Internationale Germanistenlexikon 1800–1950 zu dem Ergebnis, dass eine Aufnahme in die NSDAP ohne eigene Unterschrift unwahrscheinlich sei.[63] Nach vorläufiger Einschätzung des Bundesarchivs sind die entsprechenden Parteivorschriften auch während des Krieges streng eingehalten worden.[64] Buddrus sieht in den Behauptungen der automatischen Aufnahme in die NSDAP „Legenden, die ihren Ausgangspunkt in Entlastungsbemühungen der unmittelbaren Nachkriegszeit hatten und durch häufige Kolportage zu einem gern bemühten «Allgemeingut» avancierten, das mit der historischen Wirklichkeit allerdings nichts zu tun hat.“[65]

Wehrmachtssoldaten und -beamte

Soldaten durften sich nach § 26 des Wehrgesetzes von 1935[66] politisch nicht betätigen. Die Zugehörigkeit zur NSDAP oder zu einem der ihr angeschlossenen Verbände ruhte für die Dauer des aktiven Wehrdienstes. Seit einer Gesetzesänderung zum 1. Oktober 1944[67] blieb die Mitgliedschaft in der NSDAP, ihren Gliederungen und angeschlossenen Verbänden auch für die Dauer des aktiven Wehrdienstes in Kraft. Die Angehörigen der Wehrmacht hatten seitdem die Pflicht, dienstlich und außerdienstlich im Sinne nationalsozialistischer Weltanschauung zu wirken und sich jederzeit für sie einzusetzen. Es war eine der wesentlichsten Aufgaben aller Offiziere, Unteroffiziere und Wehrmachtbeamten, ihre Untergebenen nationalsozialistisch zu erziehen und zu führen.[68]

Benennungen

Ein Mitglied dieser Partei, oft auch für sie auftretende Anhänger, wurden und werden seitdem „Nationalsozialist“ oder kurz „Nazi“ bzw. „Parteigenosse“ oder kurz „Pg“ genannt.[69] Die Partei selbst wurde in der Alltagssprache meist durch das Buchstabenkürzel NSDAP bezeichnet. Höhere Parteifunktionäre in öffentlichen Ämtern nannte man in Anlehnung an Begriffe aus dem Militär „Chargen“. Aufgrund der hellbraunen Parteiuniformen bürgerte sich im Volksmund auch die Bezeichnung „Goldfasan“ ein.[70]

Auszeichnungen

Verantwortlichkeit im Sinne der Entnazifizierung

Das Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus (Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946)[71] bildete „zur gerechten Beurteilung der Verantwortlichkeit und zur Heranziehung zu Sühnemaßnahmen“ verschiedene Personengruppen. Äußere Merkmale wie die Zugehörigkeit zur NSDAP, einer ihrer Gliederungen oder einer sonstigen Organisation waren nach diesem Gesetz für sich allein nicht entscheidend für den Grad der Verantwortlichkeit. Sie konnten zwar wichtige Beweise für die Gesamthaltung sein, aber durch Gegenbeweise ganz oder teilweise entkräftet werden. Umgekehrt war die Nichtzugehörigkeit für sich allein nicht entscheidend für den Ausschluss der Verantwortlichkeit (Art. 2 Abs. 2 Gesetz Nr. 104).[71]

Anknüpfend an die Mitgliedschaft in der NSDAP gehörte zu den Hauptschuldigen, „wer sich in einer führenden Stellung der NSDAP, einer ihrer Gliederungen oder eines angeschlossenen Verbandes oder einer anderen nationalsozialistischen oder militaristischen Organisation betätigt hatte“ (Art. 5 Nr. 4 Gesetz Nr. 104). Nach der Anlage zum Gesetz Nr. 104, beruhend auf den Richtlinien Nr. 24 des Kontrollrats, war dafür zumindest der Posten eines Amtsleiters bei der Kreisleitung erforderlich oder der Rang eines politischen Einsatzleiters. Darunter fielen auch alle Mitglieder der Ausbildungsstäbe der Ordensburgen, Schulungsburgen, Adolf-Hitler-Schulen und Nationalpolitischen Erziehungsanstalten sowie alle Mitglieder (bis zum 30. Januar 1933) der Reichstagsfraktion der NSDAP. Allgemein musste es sich um herausgehobene Posten mit der Befugnis zu leitenden Anordnungen handeln, z. B. Leiter eines großen staatlichen Betriebes oder Abteilungsleiter in einer Behörde.[71]

Nutznießer war insbesondere, soweit er nicht Hauptschuldiger war, „wer nur auf Grund seiner Zugehörigkeit zur NSDAP in ein Amt oder eine Stellung berufen oder bevorzugt befördert wurde“, d. h. die für das Amt oder die Stellung erforderliche fachliche Qualifikation nicht besaß, sowie „wer als Anhänger des Nationalsozialismus durch Ausnützung persönlicher oder politischer Beziehungen oder durch Eintritt in die NSDAP es erreichte, sich dem Wehrdienst oder dem Frontdienst zu entziehen“ (Art. 9 Abs. 2 Nr. 1 und Nr. 6 Gesetz Nr. 104).

Mitläufer war, „wer nicht mehr als nominell am Nationalsozialismus teilgenommen oder ihn nur unwesentlich unterstützt und sich auch nicht als Militarist erwiesen hat“, insbesondere „Mitglieder der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen, ausgenommen HJ und BDM, die lediglich Mitgliedsbeiträge bezahlt, an Versammlungen, deren Besuch Zwang war, teilgenommen oder unbedeutende oder rein geschäftsmäßige Obliegenheiten wahrgenommen hatten, wie sie allen Mitgliedern vorgeschrieben waren,“ außerdem „Anwärter der NSDAP, die nicht endgültig als Mitglied aufgenommen worden waren“ (Art. 12 Abs. 2 Gesetz Nr. 104). Im Spruchkammerverfahren sollte stets geprüft und begründet werden, ob die betreffende Person wegen ihres Verhaltens und nach ihrer Persönlichkeit sich erst bewähren soll.[71]

Entlastet war, „wer trotz seiner formellen Mitgliedschaft oder Anwartschaft oder eines anderen äußeren Umstandes, sich nicht nur passiv verhalten, sondern nach dem Maß seiner Kräfte aktiv Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft geleistet und dadurch Nachteile erlitten hatte“ (Art. 13 Gesetz Nr. 104). „Formell“ war eine Mitgliedschaft in der NSDAP ohne innere Überzeugung von der Ideologie des Nationalsozialismus.[71] Für einen „aktiven Widerstand“ und einen „dadurch erlittenen Nachteil“ war eine bloß antifaschistische Gesinnung oder Meinungsäußerung nicht ausreichend. Erforderlich war vielmehr die aktive Beteiligung in einer Widerstandsgruppe gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft oder Sabotagemaßnahmen von erheblicher Bedeutung, die etwa eine Verhaftung oder andere Konsequenzen von erheblichem Gewicht für das weitere persönliche Geschick nach sich zogen.[71]

Siehe auch

Portal: Nationalsozialismus – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Nationalsozialismus

Literatur

  • Christine Arbogast: Herrschaftsinstanzen der württembergischen NSDAP. Funktion, Sozialprofil und Lebenswege einer regionalen NS-Elite 1920–1960 (= Nationalsozialismus und Nachkriegszeit in Südwestdeutschland. Band 7). Oldenbourg, München 1998, ISBN 3-486-56316-5 (Diss. Univ. Tübingen 1996/1997, DNB 951148168, 295 Seiten; 23 cm).
  • Wolfgang Benz (Hrsg.): Wie wurde man Parteigenosse? Die NSDAP und ihre Mitglieder (= Die Zeit des Nationalsozialismus. Band 18068). Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18068-4.
  • Wilfried Böhnke: Die NSDAP im Ruhrgebiet. 1920–1933 (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung. Band 106). Verlag Neue Gesellschaft, Bonn-Bad Godesberg 1974, ISBN 3-87831-166-4 (Diss. Univ. Marburg, Philosophische Fakultät, 1970, 239 Seiten; 24 cm).
  • Thomas Childers: The Nazi Voter. The Social Foundations of Fascism in Germany, 1919–1933. University of North Carolina Press, Chapel Hill NC 1983, ISBN 0-8078-4147-1.
  • Peter Diehl-Thiele: Partei und Staat im Dritten Reich. Untersuchung zum Verhältnis von NSDAP und allgemeiner innerer Staatsverwaltung 1933–1945 (= Münchener Studien zur Politik. Band 9). Beck, München 1969, DNB 456453326 (Diss. Univ. München 1969, XIV, 269 Seiten, 8).
  • Jürgen W. Falter: Hitlers Wähler. Beck, München 1991, ISBN 3-406-35232-4.
  • Jürgen W. Falter (Hrsg.): Junge Kämpfer, alte Opportunisten. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945 . Campus, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-593-50614-2.
  • Jürgen W. Falter: Hitlers Parteigenossen. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945. Campus, Frankfurt am Main 2020, ISBN 978-3-593-51180-1.
  • Johnpeter Horst Grill: The Nazi-Movement in Baden, 1920–1945. University of North Carolina Press, Chapel Hill NC 1983, ISBN 0-8078-1472-5.
  • Wolfgang Horn: Der Marsch zur Machtergreifung. Die NSDAP bis 1933 (= Athenäum-Droste-Taschenbücher 7234 Geschichte). Unveränderter Nachdruck des erstmals 1972 erschienenen Werkes. Athenäum-Verlag u. a., Königstein/Ts. [u. a.] 1980, ISBN 3-7610-7234-1.
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  • Michael H. Kater: The Nazi Party. A Social Profile of Members and Leaders, 1919–1945. Blackwell, Oxford 1983, ISBN 0-631-13313-5.
  • Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-608-98103-2.
  • Udo Kissenkoetter: Gregor Straßer und die NSDAP (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 37). Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1978, ISBN 3-421-01881-2 (Zugleich: Düsseldorf, Univ., Diss., 1975).
  • Joachim Lilla: Die stellvertretenden Gauleiter und die Vertretung der Gauleiter der NSDAP im „Dritten Reich“ (= Materialien aus dem Bundesarchiv. H. 13). Wirtschaftsverlag NW, Bremerhaven 2003, ISBN 3-86509-020-6.
  • Peter Longerich: Hitlers Stellvertreter. Führung der Partei und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Heß und die Partei-Kanzlei Bormann. Saur, München [u. a.] 1992, ISBN 3-598-11081-2.
  • Werner Maser: Der Sturm auf die Republik. Frühgeschichte der NSDAP (= Ullstein-Buch. Nr. 34041 Ullstein-Sachbuch). Ungekürzte Ausgabe. Ullstein, Frankfurt am Main [u. a.] 1981, ISBN 3-548-34041-5.
  • Horst Matzerath, Henry A. Turner: Die Selbstfinanzierung der NSDAP 1930–1932. In: Geschichte und Gesellschaft. Bd. 3, 1977, S. 59–92, (Digitalisat gegen kostenintensive Mitgliedschaft bei jstor.org).
  • Donald M. McKale: The Nazi Party Courts. Hitler’s Management of Conflict in his Movement, 1921–1945. University Press of Kansas, Lawrence [u. a.] 1974, ISBN 0-7006-0122-8.
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  • Jeremy Noakes: The Nazi Party in Lower Saxony. 1921–1933. Oxford University Press, London [u. a.] 1971.
  • Armin Nolzen: Die NSDAP, der Krieg und die deutsche Gesellschaft. In: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 9: Jörg Echternkamp (Hrsg.): Die deutsche Kriegsgesellschaft. 1939 bis 1945. Halbband 1: Politisierung, Vernichtung, Überleben. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart [u. a.] 2004, ISBN 3-421-06236-6, S. 99–193.
  • Armin Nolzen: Funktionäre in einer faschistischen Partei. Die Kreisleiter der NSDAP, 1932/33 bis 1944/45. In: Till Kössler, Helke Stadtland (Hrsg.): Vom Funktionieren der Funktionäre. Politische Interessenvertretung und gesellschaftliche Integration in Deutschland nach 1933 (= Veröffentlichungen des Instituts für Soziale Bewegungen. Schriftenreihe A: Darstellungen. Bd. 30). Klartext-Verlag, Essen 2004, ISBN 3-89861-266-X, S. 37–75.
  • Armin Nolzen: Charismatic Legitimation and Bureaucratic Rule: The NSDAP in the Third Reich, 1933–1945. In: German History. Bd. 23, Nr. 4, 2005, S. 494–518, doi:10.1093/0266355405gh355oa (zurzeit nicht erreichbar).
  • Dietrich Orlow: The History of the Nazi Party. 2 Bände (Bd. 1: 1919–1933. Bd. 2: 1933–1945.). University of Pittsburgh Press, Pittsburgh PA 1969–1973, ISBN 0-8229-3183-4 (Bd. 1), ISBN 0-8229-3253-9 (Bd. 2).
  • Kurt Pätzold, Manfred Weißbecker: Geschichte der NSDAP. 1920–1945. Sonderausgabe. PapyRossa-Verlag, Köln 2002, ISBN 3-89438-260-0.
  • Michael Rademacher: Handbuch der NSDAP-Gaue, 1928–1945. Die Amtsträger der NSDAP und ihrer Organisationen auf Gau- und Kreisebene in Deutschland und Österreich sowie in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen, Sudetenland und Wartheland. M. Rademacher u a., Vechta [u. a.] 2000, ISBN 3-8311-0216-3.
  • Carl-Wilhelm Reibel: Das Fundament der Diktatur. Die NSDAP-Ortsgruppen 1932–1945. Schöningh, Paderborn [u. a.] 2002, ISBN 3-506-77528-6 (Diss. Univ. Frankfurt am Main 2000).
  • Mathias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925–1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik (= Studien zur Zeitgeschichte. Bd. 63). Oldenbourg, München 2002, ISBN 3-486-56670-9 (Zugleich: München, Univ., Diss., 1998) (Volltext digital verfügbar).
  • Detlef Schmiechen-Ackermann: Der „Blockwart“. Die unteren Parteifunktionäre im nationalsozialistischen Terror- und Überwachungsapparat. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 48, H. 4, 2000, S. 575–602, Digitalisat (PDF; 8,1 MB).
  • Albrecht Tyrell (Hrsg.): Führer befiehl … Selbstzeugnisse aus der „Kampfzeit“ der NSDAP. Dokumentation und Analyse. Droste, Düsseldorf 1969 (Lizenzausgabe. Gondrom, Bindlach 1991, ISBN 3-8112-0694-X).
  • Albrecht Tyrell: Vom Trommler zum Führer. Der Wandel von Hitlers Selbstverständnis zwischen 1919 und 1924 und die Entwicklung der NSDAP. Fink, München 1975, DNB 750241225 (Diss. Univ. Bonn, Philosophische Fakultät, 1975, 296 Seiten; 23 cm Digitalisat von der University of Michigan zum 15. November 2006).
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Wiktionary: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Einzelnachweise

  1. John Toland: Adolf Hitler, Band 1. Lübbe, Bergisch Gladbach 1977, ISBN 3-404-61063-6, S. 139.
  2. Uta Jungcurt: Alldeutscher Extremismus in der Weimarer Republik. Denken und Handeln einer einflussreichen Minderheit. De Gruyter, Berlin/Boston 2016, S. 150.
  3. Gerhard Jagschitz: Die Nationalsozialistische Partei. In: Emmerich Tálos, Herbert Dachs u. a. (Hrsg.): Handbuch des politischen Systems Österreichs. Erste Republik 1918–1933. Manz, Wien 1995, S. 231–244.
  4. Bernd Beutl: Zäsuren und Strukturen des Nationalsozialismus in der Ersten Republik. In: Wolfgang Duchkowitsch (Hrsg.): Die österreichische NS-Presse 1918–1933. Literas, Wien 2001, S. 20–47, hier S. 27.
  5. Christian Hartmann (Hrsg.): Adolf Hitler: Reden, Schriften, Anordnungen. Bd. 5., Von der Reichspräsidentenwahl bis zur Machtergreifung April 1932–Januar 1993. Teil 2., Oktober 1932–Januar 1933. Saur, München 1998, S. 285, Fn. 6.
  6. Wolfgang Benz: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). In: derselbe, Hermann Weiß und Hermann Graml (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 602.
  7. Auch zum Folgenden: Albrecht Tyrell (Hrsg.): Führer befiehl… Selbstzeugnisse aus der „Kampfzeit“ der NSDAP. Gondrom Verlag, Bindlach 1991, S. 68–72.
  8. Schreiben Hitlers an Albert Stier vom 23. Juni 1924. In: Albrecht Tyrell (Hrsg.): Führer befiehl… Selbstzeugnisse aus der „Kampfzeit“ der NSDAP. Gondrom Verlag, Bindlach 1991, S. 78.
  9. Jakob Wetzel: Braune Besetzung der Gartenstadt, Süddeutsche Zeitung, 29. April 2015, abgerufen am 30. September 2020.
  10. Siehe Titelblatt der Erstausgabe im Historischen Lexikon Bayerns
  11. Wolfgang Wippermann: Mein Kampf. In: Wolfgang Benz, Hermann Weiß und Hermann Graml (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 580 f.; Barbara Zehnpfennig: Adolf Hitler: „Mein Kampf“. Weltanschauung und Programm – Studienkommentar. Wilhelm Fink Verlag, München 2011, S. 45–56 u. ö.
  12. Gerhard Jagschitz: Zur Struktur der NSDAP in Österreich vor dem Juliputsch 1934. In: Ludwig Jedlicka, Rudolf Neck: Das Jahr 1934: 25. Juli. Protokoll des Symposiums in Wien am 8. Oktober 1974. Wien 1975, S. 9–20, hier S. 9.
  13. John T. Lauridsen: Nazism and the Radical Right in Austria, 1918–1934. The Royal Library/Tuscalunum Press, Kopenhagen 2007, S. 313.
  14. Bernd Beutl: Zäsuren und Strukturen des Nationalsozialismus in der Ersten Republik. In: Wolfgang Duchkowitsch: Die österreichische NS-Presse 1918–1933. Literas, Wien 2001, S. 20–47, hier S. 34.
  15. Götz Aly: Warum die Deutschen? Warum die Juden? Gleichheit, Neid und Rassenhass, S. Fischer, Frankfurt am Main 2011, S. 252.
  16. Philipp Heyde: Das Ende der Reparationen. Deutschland, Frankreich und der Youngplan 1929–1932, Schöningh, Paderborn 1998, S. 91, 109 f. u. ö.
  17. Gerhard Paul: Aufstand der Bilder. Die NS-Propaganda vor 1933, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 1990, S. 90–94.
  18. Oded Heilbronner: Where Did Nazi Anti-Semitism Disappear to? Anti-Semitic Propaganda and Ideology of the Nazi Party, 1929–1933. A Historiographic Study, Yad Vashem Studies, 21 (1991), S. 263–286.
  19. Andreas Wirsching: Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918–1933/39. Berlin und Paris im Vergleich, Oldenbourg, München 1999, S. 463.
  20. a b Manuel Opitz: Robert Kempner: Dieser Jurist kämpfte 1930 für ein NSDAP-Verbot. Die Geschichte eines Scheiterns. Geo, 13. Mai 2025.
  21. Justus Bender: Wie ein NSDAP-Verbot Hitler hätte stoppen können. In: FAZ. 24. März 2025, abgerufen am 4. Mai 2025.
  22. Robert M. W. Kempner: Der verpaßte Nazi-Stopp: die NSDAP als staats- und republikfeindliche, hochverräterische Verbindung; preußische Denkschrift von 1930 (= Ullstein-Bücher Ullstein-Sachbuch). Orig.-Ausg Auflage. Ullstein Sachbuch, Frankfurt/M. Berlin Wien 1983, ISBN 978-3-548-34159-0.
  23. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949. 2., durchges. Aufl., C.H. Beck, München 2003, S. 568 f.
  24. Daniela Münkel: Nationalsozialistische Agrarpolitik und Bauernalltag, Campus Verlag, München 1996, S. 86–84.
  25. Albrecht Tyrell: Führer befiehl … Selbstzeugnisse aus der ‚Kampfzeit‘ der NSDAP, Droste Verlag, Düsseldorf 1969, S. 271 ff.; die Zitate aus Hitlers Vorwort zur Dienstvorschrift für die PO. der NSDAP vom 15. Juli 1932, ebd., S. 304.
  26. Jürgen W. Falter: Hitlers Wähler, C.H. Beck, München 1991, S. 365–374, Zitat S. 372.
  27. Jürgen W. Falter: Hitlers Wähler. C.H. Beck, München 1991, S. 37.
  28. Wolfram Pyta und Rainer Orth: Nicht alternativlos. Wie ein Reichskanzler Hitler hätte verhindert werden können. In: Historische Zeitschrift 312, Heft 2 (2021), S. 400–444, hier S. 431.
  29. 1918–33: Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), LeMO, abgerufen am 8. Juli 2012.
  30. Peter Longerich: Stichwort 30. Januar 1933, Heyne Verlag, München 1992. S. 64–65.
  31. Paul Windolf, Christian Marx: Die braune Wirtschaftselite. Unternehmer und Manager in der NSDAP. Campus, Frankfurt am Main 2022, ISBN 978-3-593-51559-5.
  32. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler, Berlin 1985, ISBN 978-3-88680-143-5.
  33. Wolfgang Meixner: 11.000 ausgebürgerte illegale Nazis aus Österreich zwischen 1933 und 1938. In: Bericht über den 24. Österreichischen Historikertag in Innsbruck. Verband Österreichischer Geschichtsvereine, Innsbruck 2006, S. 601–607.
  34. Wolfgang Neugebauer, Helmut Wohnout u. a.: Opfer des Terrors der NS-Bewegung in Österreich 1933–1938. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). 2002. Auf DOeW.at, abgerufen am 18. Dezember 2022.
  35. Heinz Höhne: „Gebt mir vier Jahre Zeit“. Hitler und die Anfänge des Dritten Reichs. Ullstein, Berlin 1996, S. 131 f.
  36. Wolfgang Benz: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). In: derselbe, Hermann Graml und Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 603.
  37. Henning Köhler: Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2002, S. 290 f.
  38. Parteistatistik der NSDAP. Stand: 1. Januar 1935 (ohne Saarland), hrsg. vom Reichsorganisationsleiter der NSDAP. 4 Bände, München 1935–1939, hier: Bd. II, S. 290 und 295.
  39. Conrad F. Latour, Thilo Vogelsang: Okkupation und Wiederaufbau. Die Tätigkeit der Militärregierung in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands 1944–1947 (= Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 5). DVA, Stuttgart 1973, S. 42.
  40. Christoph Degenhart: Staatsrecht I. Staatsorganisationsrecht. 37. Aufl., C. F. Müller, Heidelberg 2021, RN 175.
  41. Proklamation Nr. 2 vom 20. September 1945 (In: Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland, Nummer 1 vom 29. Oktober 1945, S. 4, Digitalisat der Deutschen Nationalbibliothek: urn:nbn:de:101:1-201301314955
  42. Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945. In: Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland, Nummer 1 vom 29. Oktober 1945, S. 19 ff., Digitalisat der Deutschen Nationalbibliothek: urn:nbn:de:101:1-201301314955.
  43. Die Urteile, Memorium Nürnberger Prozesse, aufgerufen am 2. Juli 2023.
  44. BVerfGE 2, 1: „Die Bundesregierung hat beim Bundesverfassungsgericht am 19. November 1951 den im Beschluß vom 4. Mai 1951 angekündigten Antrag gestellt. Sie behauptet, die innere Ordnung der SRP entspreche nicht demokratischen Grundsätzen, beruhe vielmehr auf dem Führerprinzip. Die SRP sei eine Nachfolgeorganisation der NSDAP; sie verfolge die gleichen oder doch ähnliche Ziele und gehe darauf aus, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beseitigen.“
  45. BVerfGE 2, 1
  46. Wolfgang Benz: Nationalsozialismus. In: derselbe (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Band 3: Begriffe, Ideologien, Theorien. De Gruyter Saur, Berlin/München/Boston 2008, ISBN 978-3-598-24074-4, S. 229 (abgerufen über De Gruyter Online).
  47. Bibliographisches Institut Leipzig: Schlag nach! Wissenswerte Tatsachen aus allen Gebieten. 1. Auflage, Leipzig 1938.
  48. Michael Grüttner: Das Dritte Reich. 1933–1939 (= Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, Band 19), Stuttgart 2014, S. 101.
  49. Anzahl der Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) in den Jahren 1929 bis 1945 (in Millionen). statista, abgerufen am 16. Oktober 2024.
  50. Discovery of Party Documents in the Josef Wirth paper mill in Freimann by 45th CIC Detachment, 20 May 1945. Weekly Counterintelligence Report #16. In: Seventh Army, Western Military District, Annex No 2, Part 4 of 8, CIC Reports/Reporting Section G-2, period 20 May-20 June 1945. NARA.
  51. Ulrich Raulff, in: Süddeutsche Zeitung vom 25. September 2004.
  52. Matthias Gafke: Goebbels’ Brechreiz, FAZ.net, 8. Dezember 2016.
  53. Jürgen W. Falter (Hrsg.): Junge Kämpfer, alte Opportunisten. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945. Campus, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-593-50614-2, S. 175.
  54. Benutzung und Auskunft aus der digitalisierten NSDAP-Mitgliederkartei. Bundesarchiv, abgerufen am 22. Oktober 2023.
  55. Uniformen des Großdeutschen Reiches, Verlag Moritz Ruhl, 1943, S. 72.
  56. Bundesarchiv: Zum NSDAP-Aufnahmeverfahren (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive)
  57. Anordnung 1/44 des Reichsschatzmeisters im Faksimile beim Bundesarchiv unter: Zum NSDAP-Aufnahmeverfahren (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive)
  58. Schreiben des Aufnahmeamtes vom 18. August 1944 an den Gauschatzmeister Düsseldorf im Faksimile beim Bundesarchiv unter: Zum NSDAP-Aufnahmeverfahren (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive)
  59. Interview mit Norbert Frei in der Wochenzeitung „Die Zeit“ bei Presseportal.
  60. Südkurier Nr. 150 vom 3. Juli 2007, S. 11.
  61. Malte Herwig: Hoffnungslos dazwischen. In: Der Spiegel. Nr. 29, 2007 (online16. Juli 2007).
  62. Das doofe Dur der Angepassten (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive), in: Die Weltwoche, 11. Februar 2009.
  63. Michael Buddrus: War es möglich, ohne eigenes Zutun Mitglied der NSDAP zu werden? Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin für das Internationale Germanistenlexikon 1800–1950. Ebenfalls abgedruckt in Geschichte der Germanistik 23/24, 2003, S. 21–26 (online).
  64. Walser, Lenz und Hildebrandt. Unwissentlich in der NSDAP. Süddeutsche Zeitung vom 30. Juni 2007.
  65. Malte Herwig: Verraten und verschenkt? Der Umgang mit der NS-Vergangenheit von Künstlern in Deutschland (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive), in: Weltwoche, 25. Februar 2009.
  66. Wehrgesetz. Vom 21. Mai 1935. documentArchiv, abgerufen am 16. Oktober 2024.
  67. Erstes Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Wehrgesetzes vom 24. September 1944, RGBl. S. 317
  68. § 26 des Wehrgesetzes in der Fassung des Gesetzes vom 24. September 1944.
  69. Frank Staudenmayer: NS-Dokuzentrum – Über Nürnbergs Nazi-Vergangenheit (Memento vom 16. September 2011 im Internet Archive)
    Vgl. auch zeitgenössisch: Edelweißpiraten über NS-Führer u. a. (Memento vom 23. Oktober 2007 im Internet Archive); Bernhard Gotto: Nationalsozialistische Kommunalpolitik, S. 120 ff.
    Bundesarchiv: PG – Zum Mitgliedschaftswesen der NSDAP (Memento vom 8. Januar 2014 im Internet Archive)
  70. Beate Meyer: „Goldfasane“ und „Nazissen“. Die NSDAP im ehemals „roten“ Stadtteil Hamburg-Eimsbüttel. Hrsg. von der Galerie Morgenland, Hamburg 2002.
  71. a b c d e f Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946, mit Ausführungsvorschriften, Formblättern, der Anweisung für die Auswerter der Meldebogen und der Rangliste in mehrfarbiger Wiedergabe The History Collection, University of Wisconsin–Madison, abgerufen am 24. November 2024.