Jitzchak Sadeh

Jitzchak Sadeh, auch Yitzhak Sadeh; Geburtsname: Jitzchak Landoberg; hebräisch יצחק שדה; (* 29. Julijul. / 10. August 1890greg. in Lublin, Russisch-Polen, Russisches Kaiserreich; † 21. August 1952[1] in Tel Aviv) war ein israelischer Generalmajor (Aluf).
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jitzchak Sadeh wurde als Jitzchak Landoberg im heute polnischen Lublin im Russischen Kaiserreich geboren. Er begann seine militärische Karriere in der russischen Armee während des Ersten Weltkriegs und bekam eine Tapferkeitsauszeichnung als Bataillonskommandant. Später diente er in der Roten Armee.[2] Damit war er einer der wenigen zionistischen Anführer mit Kampferfahrung. Er hatte sich zudem als Ringer[2] in Wettkämpfen ausgezeichnet.
Ab 1919 baute er mit Joseph Trumpeldor in der Sowjetunion die Organisation HeChaluz auf. Als er vom Tod Trumpeldors hörte, dessen Bekanntschaft er 1917 gemacht hatte, emigrierte er 1920 nach Palästina. Im palästinensischen Mandatsgebiet gründete er das Trumpeldor Labor Battalion (Gedud haʿAvodah).

Nachdem 1936 der arabische Aufstand ausgebrochen war, schloss sich Sadeh der Hagana an. Er initiierte die Polizeitruppe Notrim[2] in Jerusalem. Mit der Unterabteilung Nodedot dieser neu gegründeten Truppe führte Sadeh Angriffe, bzw. Vergeltungsaktionen gegen arabische Dörfer bzw. militärische Basen durch. Im Sommer 1937 gründet Sadeh die FO’SH, eine Kommandoeinheit der Hagana. Mit dieser Elitetruppe gelang ihm unter anderem die Besiedlung des Kibbuz Chanita auf einem isolierten Hügel an der libanesischen Grenze. Er lehnte die havlagah (hebräisch הַבְלָגָה ‚Zurückhaltung‘) – eine Doktrin, wonach die Hagana defensiv sein soll – ab und wollte offensiv agieren. Diese Einstellung bezeichnete er als „den Zaun verlassen“.[2]
Unter dem Kommando von Sadeh platzierten Hagana-Mitglieder in Haifa eine Bombe auf dem britischen Truppentransporter Patria, um die Deportation von jüdischen Flüchtlingen aus Palästina zu sabotieren, die zuvor größtenteils auf den Schiffen Milos, Pacific und Atlantic vor der Verfolgung nach Palästina geflüchtet waren. Als die Bombe am 25. November 1940 detonierte, beschädigte sie das Schiff stärker als geplant und die Patria sank sehr schnell. Ein Großteil der Menschen konnte gerettet werden. Vermutlich kamen 267 Personen ums Leben.[3]
1941 beteiligte sich Sadeh an der Gründung des Palmach, dessen Oberkommandierender er bis 1945 blieb. Im Jahr 1945 wurde er zum Generalstabschef der Hagana. Neben anderen Aktivitäten beteiligte er sich an Aktionen gegen die britischen Truppen im Mandatsgebiet und an der Alija Bet der jüdischen Einwanderung ins Völkerbundsmandat für Palästina.
Bei Beginn des Israelischen Unabhängigkeitskriegs kommandierte Sadeh die Verteidigung des Kibbuz Mischmar haʿEmeq gegen syrische Truppen, die die Siedlung einkesselten. Sadeh wurde zum Brigadegeneral (Aluf) befördert. Er führte die erste gepanzerte Brigade in der IDF ein, welche schwere Kämpfe um den Flughafen Lod und ein irakisches Fort in der Nähe des Kibbuz Negba führte. Sadeh nahm an der Operation Khorev gegen die ägyptische Armee in der Negev-Wüste teil und führte die von ihm kommandierten Truppen bis zum Eingang von al-Arisch.[4]
Nach dem Ende des Israelischen Unabhängigkeitskriegs verließ Sadeh die Armee. Er begann Artikel, Kurzgeschichten und Theaterstücke zu schreiben. Das Buch Around the Bonfire enthält diverse Artikel, die Sadeh unter dem Pseudonym Y. Noded verfasste. Yitzhak Sadeh war der Onkel des 19 Jahre jüngeren Isaiah Berlin, der mit seiner Familie nach England emigriert war und den er seit dessen Jugend kannte. Berlin hatte Chaim Weizmann schon in London und später als Staatspräsident Israels beraten und besuchte beide 1950 nach dem ersten Unabhängigkeitskrieg.[5]
Jitzchak Sadeh starb am 21. August 1952 in Tel Aviv. Sadeh war eine charismatische, schillernde Persönlichkeit. Sein Spitzname beim Palmach war Ha-Saqen (hebräisch הַזָּקֵן ‚Der Alte‘). Jitzchak Sadeh wurde im Kibbuz Givat Brenner begraben.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Siedlungen Nir Jitzhak und Maschʾabbe Sade im Negev sind nach ihm benannt. Seit 1972 wird ihm zu Ehren der Yitzhak-Sadeh-Preis für Militärliteratur vergeben.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sadeh, Yitzhak, in: Yaʿacov Schimʿoni: Biographical dictionary of the Middle East. New York: Facts on File, 1991, S. 201 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Report by Joint Authority for Jewish Zionist Education. Available online in the Jewish Virtual Library.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mordechai Naor: Eretz Israel. Könemann, Köln 1998, ISBN 3-89508-594-4, S. 306.
- ↑ a b c d Oren Kessler: Palästina 1936 – Der Große Aufstand und die Wurzeln des Nahostkonflikts. Hanser Verlag, München 2025, ISBN 978-3-446-28290-2, S. 182 f. (Originalausgabe: Palestine 1936: The Great Revolt and the Roots of the Middle East Conflict, Rowman & Littlefield, Lanham 2023).
- ↑ Meʾir Chazan: The Patria Affair: Moderates vs. Activists in Mapai in the 1940s. 2003, aufgerufen am 3. April 2023, S. 63, 66 und 68.
- ↑ Chaim Herzog: The Arab-Israeli Wars. War and Peace in the Middle East. Arms and Armour Press, 1982, ISBN 0-85368-367-0. S. 100.
- ↑ Michael Ignatieff: Isaiah Berlin – ein Leben. C. Bertelsmann, München 2000, ISBN 3-570-15073-9, S. 237 (englisch: Isaiah Berlin – A Life. Übersetzt von Michael Müller).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Sadeh, Jitzchak |
ALTERNATIVNAMEN | Sadeh, Yitzhak; Landoberg, Jitzchak; יצחק שדה (hebräisch); Noded, Y. (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | israelischer General |
GEBURTSDATUM | 10. August 1890 |
GEBURTSORT | Lublin, Russisches Kaiserreich |
STERBEDATUM | 21. August 1952 |
STERBEORT | Tel Aviv |