Walter Porges



Walter Porges (* 28. Oktober 1887 in Spittal an der Drau[1][2]; † vermutlich am oder nach dem 5. November 1944 im KZ Auschwitz) war ein österreichischer Arzt jüdischer Herkunft aus Spittal an der Drau.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Porges stammte aus einer ursprünglich in Gmünd in Kärnten beheimateten Ärztefamilie. Sein Vater Salomon Porges war ab 1881 Bezirksarzt von Spittal an der Drau.[3] Nach dem Studium der Medizin in Wien und seiner Promotion im Jahr 1914 war Walter Porges im Ersten Weltkrieg als Militärarzt an der Isonzofront im Einsatz. 1919 nahm er als Mitglied des ersten Turnus der Spittaler Heimwehr am Kärntner Abwehrkampf im Raum Bleiburg-Völkermarkt teil und wurde mit dem „Kärntner Kreuz für Tapferkeit“ geehrt. Nach der Gemeinderatswahl 1920 wurde er auf der Liste des „Clubs sozialdemokratischer Gemeindevertreter“ Mitglied des Gemeindeausschusses, dem späteren Spittaler Gemeinderat, dem er bis 1924 angehörte und wo er sich laut Protokollen der Sitzungen vor allem für die Armenfürsorge und das Gesundheitswesen engagierte. Darüber hinaus war er einer der Initiatoren des vom Kirchenmaler August Veiter gestalteten Kriegerdenkmales neben der Stadtpfarrkirche Spittal/Drau und einer Resolution des Gemeindeausschusses, mit dem die „Treue zum deutschen Volk und die Forderung nach einem Zusammenschluss aller Deutschen in Mitteleuropa“ artikuliert wurde. 1924 heiratete er die aus Preußen stammende Erna Mehlhausen (1892–1976). Der Ehe entstammen drei Kinder: Brigitte (geboren 1925), Waltraud (geboren 1927) und Paul (1932–2013). Er erbaute 1929/1930[4] das Gebäude Bismarckstraße 4 in Spittal an der Drau, in dem er als Gemeindearzt eine Ordination betrieb.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde Porges am 28. Oktober 1938 die Approbation als Arzt entzogen und er musste als Krankenpfleger für jüdische Bürger nach Wien siedeln. Ein vom Priester und Widerstandskämpfer Anton Granig an den Politiker Eduard Pumpernig herangetragener Versuch, Porges zur Flucht in die Schweiz zu verhelfen, wurde nicht durchgeführt, weil Porges sich auch aufgrund seiner Mischehe nicht bedroht gefühlt habe.[5] Während einer Debatte im Bundesrat am 2. Februar 1984 über das Bundesgesetz, mit dem das Gesetz betreffend die Regelung der äußeren Rechtsverhältnisse der israelitischen Religionsgesellschaft geändert wurde, ging Pumpernig auf die Geschehnisse ein. Er habe auf Ersuchen von Porges’ Frau gefälschte Personaldokumente für diesen beschafft und dann im Frühjahr 1943 am Wiener Schlickplatz getroffen. Porges habe von dem Angebot zur Flucht jedoch keinen Gebrauch gemacht, mit der Begründung, dass es sonst keinen jüdischen Arzt mehr geben würde, der die noch in Wien lebenden Juden behandeln könne.[6]
Am 20. September 1943 wurde Walter Porges von der Gestapo verhaftet und am 22. Juni 1944 in das KZ Auschwitz deportiert, wo er am oder nach dem 5. November 1944 ermordet wurde. Seine Tochter Waltraud und sein Sohn Paul wurden ebenfalls Ärzte bzw. Universitäts-Professoren.[7][8] Am 29. Dezember 2010 wurde die Straße von der Marienkapelle bis zur Edlinger Kirche in Spittal/Drau, zwischen der Villacher Straße (B100) und Edlinger Straße, in Anwesenheit u. a. von Karl Anderwald, Herbert Haupt, Gerhard Köfer und Porge’s Tochter Waltraud Waschnig, in Dr.-Walter-Porges-Straße umbenannt.[9][10]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kärntner Jüdinnen und Juden, S. 14
- ↑ Family tree of Salomon Porges
- ↑ Gmünd in Kärnten, Israel Orte
- ↑ 1938 und die folgenden Jahre aus der Sicht eines Sechsjährigen, Nationalfonds der Republik Österreich
- ↑ Anton Granig, ein Bauernsohn gegen Hitler, ÖVP-Kameradschaft
- ↑ 442. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich
- ↑ Dr. Walter-Porges-Straße, Spittal an der Drau, Digitale Erinnerungslandschaft (DERLA)
- ↑ Die Endstation in Auschwitz, MeinBezirk
- ↑ Spittaler Stadt-Journal, Seite 5 (Feber 2011)
- ↑ Die Helden unserer Republik in unserem Alltag, Mein Bezirk
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Porges, Walter |
| KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Arzt |
| GEBURTSDATUM | 28. Oktober 1887 |
| GEBURTSORT | Spittal an der Drau |
| STERBEDATUM | nach 5. November 1944 |
| STERBEORT | KZ Auschwitz |