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Sclerorhynchoidei

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Sclerorhynchoidei

Kopf und Vorderkörper von Libanopristis hiram im Museo Civico di Storia Naturale di Milano in Mailand.

Zeitliches Auftreten
Barremium bis Maastrichtium (Kreide)
83,5 bis 70,6 Mio. Jahre
Fundorte
  • Nord- und Südamerika
  • Nordafrika
  • Naher Osten
  • Usbekistan
  • Japan
Systematik
Knorpelfische (Chondrichthyes)
Euselachii
Plattenkiemer (Elasmobranchii)
Rochen (Batomorphi)
Rajiformes
Sclerorhynchoidei
Wissenschaftlicher Name
Sclerorhynchoidei
Cappetta, 1974

Die Sclerorhynchoidei, im Deutschen auch Scheinsägerochen oder Pseudosägerochen genannt, sind eine ausgestorbene Unterordnung der Rochen aus der Kreidezeit.[1] Sie sahen äußerlich den rezenten Sägerochen (Pristidae) ähnlich, blieben mit Maximallängen von 100 cm aber wesentlich kleiner. Sie sind wahrscheinlich das Ergebnis einer konvergenten Evolution, mit den Sägerochen nicht näher verwandt und auch nicht deren Vorfahren. Sie waren weltweit verbreitet, Schwerpunkt der Verbreitung und wahrscheinlich der Ort ihrer Entstehung war die Tethys. Ihre größte Artenvielfalt erreichten sie am Ende der Kreidezeit im Maastrichtium, an deren Ende sie zusammen mit den Dinosauriern und vielen anderen Gruppen im Verlauf eines großen Massenaussterbens verschwanden.

Sägehai, Sclerorhynchoidei, Sägerochen (von oben nach unten bzw. von links nach rechts)
Sclerorhynchus lebanon

Wie die Sägerochen hatten die Sclerorhynchoidei einen langgestreckten, wenig scheibenförmigen und eher haiähnlichen Körper, ein langes, an den Seiten mit Zähnen bestücktes Rostrum und lebten küstennah als Bewohner des Meeresbodens. Sie erreichten Längen von 70 bis 100 cm. Die zwei Rückenflosse waren weiter hinten positioniert als bei den Sägerochen und den Geigenrochen. Das sägeartige Rostrum entstand bei den Sclerorhynchoidei durch die Verlängerung des basalen Abschnitts des Rostralknorpels, bei den Sägerochen dagegen verlängerte sich der vordere Teil des Rostralknorpels. Propterygium, Mesopterygium und Metapterygium, die drei basalen, die Flossenstrahlen tragenden Knorpel der Brustflossen, sind wesentlich größer ausgebildet als bei den Sägerochen und Propterygium und Mesopterygium trugen die meisten Flossenstrahlen. Außerdem sind die Kieferzähne der Scheinsägerochen im Allgemeinen relativ stark spezialisiert, die der Sägerochen dagegen wie die der Geigenrochen unspezialisiert. Der Übergang vom Kopf zum Rostrum erfolgte bei den Sclerorhynchoidei sanfter und ist nicht so deutlich ausgeprägt wie bei den Sägerochen. Das Rostrum verjüngte sich von der Basis zur Spitze, während das der Sägerochen auf der gesamten Länge etwa gleich breit ist. Ein weiterer Unterschied betrifft die innere Anatomie des Rostrums. Im Rostrum befindet sich ein Hohlraum, der eine Fortsetzung des Hirnhohlraums ist. Die Sclerorhynchoidei besitzen nur einen unpaaren, mittig liegenden Kanal, ein Merkmal, das sich auch bei den Sägehaien (Pristiophoridae) findet, die keine Rochen sind. Die Sägerochengattung Pristis hat dagegen noch einen weiteren paarigen Kanal, seitlich des zentralen Hohlraums, Anoxypristis hat sogar zwei paarige Kanäle. Dieser enthält Nerven und die Rostralarterie.

Bis heute wurden 23 Gattungen mit 40 Arten beschrieben, einige davon aber nur anhand der Kieferzähne, so dass es unklar ist, ob es sich um Scheinsägerochen, Sägerochen oder Geigenrochen handelt.

Das folgende Kladogramm zeigt die innere Systematik der Sclerorhynchoidei nach Villalobos-Segura et al. (2021)[2] und Greenfield (2021).[1]

 Rajiformes 

Rajidae


 Sclerorhynchoidei 
 Schizorhizidae 

Schizorhiza


   

 Ischyrhizidae 

Ischyrhiza


 Onchopristidae 

Onchopristis



   
 Ptychotrygonidae 

Asflapristis


   

Ptychotrygon



 Ganopristidae 

Libanopristis


   

Micropristis


   

Sclerorhynchus


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  • Henri Capetta. 1974. Sclerorhynchidae nov. fam. Pristidae et Pristiophoridae: un exemple de parallelisme chez Selaciens. Comptes rendus de Academie de Sciences Paris Serie D 278:225-228
  • Barbara E. Wueringer, Lyle Squire Jr., Shaun P. Collin: The biology of extinct and extant sawfish (Batoidea: Sclerorhynchidae and Pristidae). Reviews in Fish Biology and Fisheries. 05/2009; 19:445-464. DOI: 10.1007/s11160-009-9112-7

Einzelnachweise

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  1. a b Tyler Greenfield (2021): Corrections to the nomenclature of sawskates (Rajiformes, Sclerorhynchoidei). Bionomina. 22 (1): 39–41. doi:10.11646/bionomina.22.1.3.
  2. Eduardo Villalobos-Segura, Jürgen Kriwet, Romain Vullo, Sebastian Stumpf, David J Ward, Charlie J Underwood (2021): The skeletal remains of the euryhaline sclerorhynchoid †Onchopristis (Elasmobranchii) from the 'Mid'-Cretaceous and their palaeontological implications. Zoological Journal of the Linnean Society. 193 (2): 746–771. doi:10.1093/zoolinnean/zlaa166.
Commons: Sclerorhynchoidei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien