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Riccardo Frizza

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Riccardo Frizza, 2015

Riccardo Frizza (geboren am 14. Dezember 1971 in Brescia) ist ein italienischer Dirigent, dessen Repertoire überwiegend das italienische Opernschaffen des 19. Jahrhunderts umfasst. Seit September 2017 ist er musikalischer Leiter des Donizetti Opera Festival in Bergamo.

Leben und Wirken

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Frizza studierte zunächst Klavier[1] und anschließend Dirigieren bei Gilberto Serembe an der Accademia Musicale Pescarese sowie Harmonielehre, Kontrapunkt und Fuge bei Elisabetta Brusa am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand. Außerdem belegte er Meisterkurse bei Jorma Panula an der Accademia dei Filarmonici und bei Gianluigi Gelmetti an der Accademia Musicale Chigiana.[2] Gefördert wurde er von Alberto Zedda, Bruno Cagli und Gian Carlo Menotti. 1998 gewann er den Internationalen Wettbewerb für Orchesterdirigenten der Südböhmischen Staatsphilharmonie.[2]

Von 1994 bis 2000 wirkte Frizza als Dirigent des Orchestra Sinfonica di Brescia und führte in seiner Heimatstadt sämtliche Beethoven-Symphonien auf.[3][3] 2001 erfolgte sein offizielles Debüt beim Rossini Opera Festival in Pesaro mit Rossinis Stabat Mater. Er wurde daraufhin eingeladen, in Pesaro drei szenische Produktionen selten gespielter Rossini-Opern zu leiten. 2002 dirigierte er dort Il turco in Italia, 2004 Matilde di Shabran und 2006 Adelaide di Borgogna. 2002 dirigierte er seinen ersten kompletten Konzertabend mit dem Philharmonia Orchestra in der Londoner Royal Festival Hall.[4] Im selben Jahr wurde er für Operndirigate in Toulon, Las Palmas und beim Wexford Festival Opera in Irland eingeladen.

2003 übernahm er Dirigate von Rossini-Opern an der Opéra de Marseille, am Teatro dell’Opera di Roma, am Teatro Regio di Torino und am Teatro Comunale di Bologna. 2004 folgten Aida an der Opéra de Monaco, Un ballo in maschera an der Opéra National de Montpellier, La Cenerentola an der Washington National Opera und Nabucco am Teatro Carlo Felice in Genua. 2005 war er am Teatro Nacional de São Carlos in Lissabon verpflichtet, dirigierte erstmalig in Mittel- und Südamerika und debütierte in Bilbao mit La sonnambula und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona mit Semiramide.

Im Januar 2007 debütierte er mit La Cenerentola an der Bayerischen Staatsoper in München.[3] Im Januar 2009 folgte sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York (mit Rigoletto), im Juli 2009 sein Debüt am Theater an der Wien (mit Don Giovanni).[5][6] Im Theater an der Wien leitete er im Juli 2012 Les Contes d’Hoffmann.[7] Im April 2013 dirigierte er erstmals an der Mailänder Scala, wo er mit Oberto debütierte.[8] Im Juli 2013 übernahm er im Theater an der Wien die musikalische Leitung bei einer umstrittenen Neueinszenierung der Oper Attila (Regie: Peter Konwitschny) von Giuseppe Verdi.[9][10]

Im September 2017 wurde Frizza zum Musikalischen Direktor des Donizetti-Festivals in Bergamo ernannt, wo er 2018 Il castello di Kenilworth und 2019 Lucrezia Borgia bei der Uraufführung der von Ricordi und der Fondazione Teatro Donizetti herausgegebenen neuen kritischen Ausgabe der Partitur dirigierte.[2][11] In der Saison 2019/20 dirigierte er I Puritani an der Opéra Bastille in Paris.[2] Im Mai 2020 leitete an der Opéra Royal de Wallonie in Liège ein Konzert mit der Sopranistin Pretty Yende.[12]

Am 28. Juni 2020 dirigierte er vor dem Cimitero Monumentale von Bergamo in Anwesenheit des italienischen Statspräsidenten Sergio Mattarella das von Rai 1 live übertragene Gedenkkonzert für die Opfer der COVID-19-Pandemie in Italien, bei dem das Donizetti-Requiem, gewidmet dem früh verstorbenen Komponistenkollegen Vincenzo Bellini, aufgeführt wurde.[13][14] Im Juli 2020 gehörte er, neben seinen Kollegen Marco Armiliato, Andrea Battistoni und Francesco Ivan Ciampa, zu den vier Dirigenten, die in der Arena von Verona das Pandemie-Konzert Nel cuore della Musica leiteten, bei dem 3.000 Zuhörer zugelassen waren, die in großem Abstand voneinander saßen.[15]

Seit März 2022 ist er Chefdirigent des Symphonieorchesters des Ungarischen Rundfunks in Budapest.[11] In der Saison 2023/24 dirigierte er am Teatro Real in Madrid das Konzertprogramm Die drei Königinnen (The three Queens) mit Sondra Radvanovsky.[16]

Des Weiteren dirigiert[e] er an zahlreichen Opernhäusern Italiens, darunter am Teatro San Carlo in Neapel, beim Maggio Musicale Fiorentino und beim Sferisterio Opera Festival in Macerata, beim Festival d’Aix-en-Provence, beim Festival de Peralada, am Opernhaus Zürich, in Buenos Aires und Mexiko-Stadt, in Dallas, Chicago und San Francisco, in Seoul und Tokio.[11]

Im Konzertsaal leitete er u. a. das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom, die Sächsische Staatskapelle, das Gewandhausorchester Leipzig, das Mahler Chamber Orchestra, die Sankt Petersburger Philharmoniker, das Philharmonia Orchestra (London), das Tokyo Symphony Orchestra und das Philharmonieorchester Tokio.[2][3][11]

2002 begann seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Tenor Juan Diego Flórez, den er mehrfach bei Recitals und Konzerten begleitete.

Frizza ist seit 2005 mit der spanischen Sopranistin Davinia Rodríguez verheiratet. Das Paar hat eine Tochter.[17]

Frizza gilt als Kenner und Spezialist für das musikdramatische Schaffen von Rossini, Donizetti, Bellini und Verdi.[3][11] Schwerpunkte als Dirigent liegen auf den Werken des 19. Jahrhunderts, des italienischen Belcanto, von Gioachino Rossini bis Verdi[3][11] und des frühen Puccini (Le Villi, Manon Lescaut, La Bohème und Tosca) sowie mehrere Mozart-Opern; als einziges Werk aus dem 20. Jahrhundert Bohuslav Martinůs Oper Mirandolina. Aus dem französischen Repertoire dirigierte er Carmen und Les contes d’Hoffmann.

Auch sein Konzertrepertoire ist stark auf Werke italienischer Komponisten zentriert. Beispielsweise dirigiert er das Donizetti-Requiem, Rossinis Stabat Mater und das Verdi-Requiem. Im Konzertsaal widmet er sich darüber hinaus mit Vorliebe dem symphonischen Schaffen von Ludwig van Beethoven.

Aufnahmen (Auswahl)

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Gesamtaufnahmen (CD)

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Gesamtaufnahmen (DVD)

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Arien und Duette

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  • Donizetti: Concerto a Corno Inglese in F, mit Musikern des Metropolitan Opera Orchestra, Solist: Pedro Díaz, 2015
  • Joven Orquesta Nacional de España, Isabel Rey (Sopran), Daniela Barcellona (Mezzosopran), mit
    • Luigi Boccherini: Stabat Mater für Sopran und Streichorchester, op. 61, G 532
    • Rossini: Kantate Giovanna d'Arco für Mezzosopran und Streichorchester
    • Puccini: Crisantemi, Elegia per quattro archi (Version für Streichorchester)

Einzelnachweise

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  1. OperaClick: Riccardo Frizza: "Una vacanza a Vienna mi portò verso la direzione d'orchestra", Interview mit dem Dirigenten (ital.), abgerufen am 1. Januar 2022
  2. a b c d e Riccardo Frizza. Vita. Offizielle Internetpräsenz Deutsche Oper Berlin. Abgerufen am 29. Juni 2025
  3. a b c d e f Riccardo Frizza. Kurzbiografie. Offizielle Internetpräsenz Bayerische Staatsoper. Abgerufen am 29. Juni 2025
  4. SCHMOPERA: Riccardo Frizza, abgerufen am 1. Januar 2021
  5. Rigoletto. Besetzung vom 24. Januar 2009. Vorstellungsarchiv der Metropolitan Opera. Abgerufen am 29. Juni 2025
  6. Rigoletto. Besetzung vom 1. Juli 2009. Vorstellungsarchiv Theater an der Wien. Abgerufen am 29. Juni 2025
  7. Les Contes d’Hoffmann. Besetzung vom 4. Juli 2012. Vorstellungsarchiv Theater an der Wien. Abgerufen am 29. Juni 2025
  8. OBERTO, CONTE DI SAN BONIFACIO. Besetzung vom 17. April 2013. Vorstellungsarchiv der Mailänder Scala. Abgerufen am 29. Juni 2025
  9. Attila. Besetzung vom 7. Juli 2013. Vorstellungsarchiv Theater an der Wien. Abgerufen am 29. Juni 2025
  10. Jörn Florian Fuchs: Gelungenes turbulentes Scharmützel, Deutschlandfunk vom 10. Juli 2013. Abgerufen am 29. Juni 2025
  11. a b c d e f Riccardo Frizza. Vita. Offizielle Internetpräsenz Dresdner Philharmonie. Abgerufen am 29. Juni 2025
  12. Opéra Royal de Wallonie-Liège. Pressemappe Saison 2019/20. Abgerufen am 29. Juni 2025
  13. Bachtracks: Bel canto crusader: Riccardo Frizza on fighting for Donizetti, abgerufen am 9. März 2021
  14. Die Soli wurden von Eleonora Buratto, Annalisa Stroppa, Piero Pretti und Alex Esposito übernommen. Alberto Tartari zeichnete für die Einstudierung der Chöre verantwortlich. Siehe Opera Wire: Riccardo Frizza to Lead Donizetti’s Requiem in Bergamo, abgerufen am 28. Mai 2020
  15. Gli amici della Musical: La poesia dell'Arena, abgerufen am 26. Juli 2020
  16. Sondra Radvanovsky: the three queens. Programmdetails. Offizielle Internetpräsenz Teatro Real. Abgerufen am 29. Juni 2025
  17. Cronache Maceratesi: Davinia Rodriguez e Roiccardo Frizza, innamorati allo Sferisterio, abgerufen am 27. Juli 2017