Paul Krebs
Paul Krebs (* 23. August 1915; † 2010) war ein deutscher Tanzlehrer, Profitänzer, Wertungsrichter und Tanzsportfunktionär. Er gilt als einer der prägenden Gestalter des modernen Wiener Walzers im internationalen Turniertanz und führte die traditionsreiche Tanzschule Krebs in Nürnberg in dritter Generation weiter.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paul Krebs entstammte einer Tanzlehrerfamilie. Sein Großvater Paul Krebs sen. ließ am 26. Oktober 1883 die Tanzschule Krebs am Ritterplatz in Nürnberg als Gewerbe eintragen. Die Schule entwickelte sich früh zu einer Ausbildungsstätte für Tanzlehrer; gemeinsam mit zwei Kollegen erarbeitete der Großvater eine Prüfungsordnung, die zunächst in Bayern, später in ganz Deutschland übernommen wurde.[1]
Nach Kriegsdienst und französischer Kriegsgefangenschaft kehrte Paul Krebs 1947 nach Nürnberg zurück. Seit 1944 war er mit der Tänzerin Margit Nigl verheiratet. Im selben Jahr stieg er in die von seinem Großvater gegründete Tanzschule ein.[2]
Anfang der 1950er Jahre feierte das Paar Paul und Margit Krebs im Profitanzsport große Erfolge. Sie waren u. a. einmal Vize-Europameister und sechsmal Deutscher Meister der Professionals in den Standardtänzen[3][4] und wurden als „weltbestes Wiener-Walzer-Paar“ bezeichnet.[2] Sie unterrichteten daraufhin als Fachlehrer auf Tanzlehrer-Kongressen weltweit und waren als Wertungsrichter bei internationalen Turnieren, Europa- und Weltmeisterschaften tätig.
1961 starb Margit Krebs im Alter von nur 41 Jahren.[2] 1964 heiratete Paul Krebs in zweiter Ehe Traudl Krebs Geb. Leistner (* 1. November 1942. † 12. Juli 2024).[2] Paul Krebs starb 2010 im Alter von 95 Jahren.[2]
Für seine Verdienste um den Tanzsport wurde Krebs 1959 zum Ehrenmitglied des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbands (ADTV) ernannt.[2] Seit 1953 ist er im Nachschlagewerk ‘‘Who is who Deutschland’’ als Fachmann für den Wiener Walzer verzeichnet.[2]
Wiener Walzer und Turniertanz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Wiener Walzer war ursprünglich ein schnell und stark drehend getanzter Gesellschaftstanz, der im 19. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte, nach dem Ersten Weltkrieg jedoch im internationalen Gesellschaftsleben an Bedeutung verlor. Der ehemalige k.u.k.-Offizier Karl von Mirkowitsch machte den Wiener Walzer nach 1932 wieder turnierfähig, indem er die Technik vereinheitlichte und an die moderne Standardtanztechnik anpasste.
Die eigentliche Integration des Wiener Walzers in den internationalen Turniertanz wird in der Fachliteratur unmittelbar mit Paul Krebs verbunden. Der Nürnberger Tanzlehrer verknüpfte 1951 die altösterreichische Walzertradition mit dem englischen Standardstil und präsentierte diesen Stil anlässlich des Tanzfestivals in Blackpool mit großem Erfolg. In den Folgejahren arbeitete Krebs maßgeblich an der Standardisierung der Technik:[2]
- Er erstellte Anfang der 1950er Jahre eine der ersten systematischen technischen Beschreibungen des Wiener Walzers für Tanzlehrerverbände.
- Er wirkte an der Festlegung der zugelassenen Turnierfiguren (Rechts- und Linksdrehungen, geschlossene Wechsel) für den internationalen Stil des Wiener Walzers mit.
Der Wiener Walzer wurde 1963 als fünfter Standardtanz in das Welttanzprogramm aufgenommen. Krebs gilt seither in Fachkreisen als einer der zentralen Wegbereiter des modernen Turnier-Wiener-Walzers.[2]
Erfolge (Auszug)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Margit Krebs:
- 1× Vize-Europameister der Professionals Standard (1954)[3]
- 6× Deutscher Meister der Professionals Standard (1950–1955)[4][5]
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ehrenmitglied des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbands (ADTV), 1959
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Reingard Witzmann: ‘‘Der Ländler in Wien. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Wiener Walzers bis in die Zeit des Wiener Kongresses.’’ Böhlau, Wien 1976.
- Thomas Nussbaumer, Franz Gratl (Hrsg.): ‘‘Zur Frühgeschichte des Walzers.’’ (Schriften zur musikalischen Ethnologie, Bd. 3), Innsbruck 2014.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hier tanzt die Familie. In: Nürnberger Nachrichten. 25. Oktober 2008, abgerufen am 19. November 2025.
- ↑ a b c d e f g h i Der Himmel tanzt jetzt im Dreiviertel-Takt… In: Abendzeitung München. 10. September 2010, abgerufen am 19. November 2025.
- ↑ a b DPV-Archiv: Europameisterschaften Standard. (PDF; 414 KB) DPV, abgerufen am 21. November 2025.
- ↑ a b DPV-Archiv: Deutsche Meisterschaften Standard. (PDF; 385 KB) DPV, abgerufen am 21. November 2025.
- ↑ Christoph Burgauner (Hrsg.): Tanzen in Deutschland: Vom Tanzkurs zur Meisterschaft. Kastell Verlag GmbH, München 1986, ISBN 3-924592-00-4, Die Deutschen Profi-Meisterschaften (1947-85), S. 442.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Krebs, Paul |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Tanzlehrer, Profitänzer und Tanzsportfunktionär |
| GEBURTSDATUM | 23. August 1915 |
| STERBEDATUM | 2010 |