Michel Devoret

Michel Henri Devoret (* 5. März 1953 in Paris[1]) ist ein französischer experimenteller Festkörperphysiker, der Nanogeräte für die Quanteninformationstheorie (Quantencomputer) entwickelt. Im Jahr 2025 erhielt er den Nobelpreis für Physik.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Devoret studierte an der École Nationale Superiéure des Telecommunications in Paris mit dem Abschluss 1975 und wurde 1982 an der Universität Paris-Süd in Orsay promoviert. Für die Dissertation arbeitete er am Labor von Anatole Abragam am Forschungszentrum des CEA in Saclay über NMR in festem Wasserstoff. Als Post-Doktorand befasste er sich im Labor von John Clarke an der University of California, Berkeley, mit makroskopischem Quantentunneln. Nach zwei Jahren kehrte er nach Frankreich zurück und hatte eine eigene Forschungsgruppe mit Daniel Estève und Cristian Urbina in Saclay, die sich mit Quanteneffekten in der Elektronik auf mesoskopischer Ebene (von ihnen Quantronic genannt) befasste. Das Gebiet wird auch Circuit-Quantenelektrodynamik genannt und er ist darin einer der Pioniere mit Robert J. Schoelkopf.
In Saclay maß er mit seiner Gruppe die Tunnelungszeit, erfand eine Ein-Elektronen-Pumpe (die später die Basis für eine neue Methode der Kapazitätsmessung lieferte) und demonstrierte als Erster den Effekt der Valenzen von Atomen auf den Transport eines einzelnen Elektrons und die erste Beobachtung von Ramsey-Fringes an künstlichen supraleitenden Atomen (von ihnen Quantronium genannt).
Er wurde Forschungsdirektor am CEA in Saclay und war 2007 bis 2012 Professor am Collège de France. Ab 2002 war er an der Yale University, wo er F. W. Beinecke Professor für Angewandte Physik ist und Direktor des Applied Physics Nanofabrication Lab.
Er forscht in Yale weiter an auf Quanteneffekten beruhenden elektronischen Geräten im Nano-Bereich, basierend auf Josephsonkontakten von Supraleitern mit Anwendungen auf mögliche Quantencomputer. Mit Schoelkopf und Steven M. Girvin koppelte er 2007 zwei supraleitende Qubits über einen Quanten-Bus. Unter anderem forscht er über fehlertolerante Quantenspeicher und Quantenverschränkung aus der Ferne (Remote Entanglement).
2007 wurde er Mitglied der Academie des Sciences (2008), deren Prix Ampère er mit Daniel Estève 1991 erhielt, und der American Academy of Arts and Sciences (2003). 1996 erhielt er den Descartes-Huyghens-Preis der Niederländischen Akademie der Wissenschaften. 2004 erhielt er den Europhysics-Agilent Preis der European Physical Society mit Daniel Estève, Hans Mooij und Yasunobu Nakamura. 2014 erhielt er mit Robert Schoelkopf und John Martinis den Fritz London Memorial Prize und 2013 mit Schoelkopf den John Stewart Bell Prize. Er erhielt 2016 den Olli V. Lounasmaa Award der Universität Aalto in Finnland.[2] 2023 wurde Devoret zum Mitglied der National Academy of Sciences gewählt, 2024 erhielt er gemeinsam mit Schoelkopf den Comstock-Preis für Physik.
Am 7. Oktober 2025 wurde bekannt gegeben, dass Devoret gemeinsam mit John Clarke und John M. Martinis mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wird.[3]
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michel Devoret, D. Estève, C. Urbina: Single-electron transfer in metallic nanostructures. In: Nature. Band 360, Nr. 6404, 1992, S. 547–553, doi:10.1038/360547a0.
- Michel Devoret, Robert Schoelkopf: Amplifying quantum signals with the single-electron transistor. In: Nature. Band 406, Nr. 6799, 2000, S. 1039–1046, doi:10.1038/35023253, PMID 10984063.
- Jens Koch, Terri M. Yu, Jay Gambetta, Andrew Houck, David Schuster, Johannes Majer, Alexandre Blais, Michel Devoret, S. M. Girvin, Robert Schoelkopf: Charge-insensitive qubit design derived from the Cooper pair box. In: Physical Review A. Band 76, Nr. 4, 2007, doi:10.1103/physreva.76.042319.
- Johannes Majer, Jerry M. Chow, Jay Gambetta, Jens Koch, Blake Johnson, J. A. Schreier, Luigi Frunzio, David Schuster, Andrew Houck, Andreas Wallraff, Alexandre Blais, Michel Devoret, S. M. Girvin, Robert Schoelkopf: Coupling superconducting qubits via a cavity bus. In: Nature. Band 449, Nr. 7161, 2007, S. 443–447, doi:10.1038/nature06184.
- Aashish A. Clerk, Michel Devoret, S. M. Girvin, Florian Marquardt, Robert Schoelkopf: Introduction to quantum noise, measurement, and amplification. In: Reviews of Modern Physics. Band 82, Nr. 2, 2010, S. 1155–1208, doi:10.1103/revmodphys.82.1155.
- Michel Devoret, Robert Schoelkopf: Superconducting Circuits for Quantum Information: An Outlook. In: Science. Band 339, Nr. 6124, 2013, S. 1169–1174, doi:10.1126/science.1231930.
- Hermann Grabert, Michel H. Devoret: Single Charge Tunneling. Coulomb Blockade Phenomena In Nanostructures. Springer, 1992, ISBN 978-1-4757-2168-3, doi:10.1007/978-1-4757-2166-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Michel H. Devoret. In: nobelprize.org. Abgerufen am 9. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ Olli V. Lounasmaa Memorial Prize 2016 awarded to Michel Devoret. In: Universität Aalto. 16. August 2016, abgerufen am 7. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ Physik-Nobelpreis geht an drei Quantenforscher. In: tagesschau.de. 7. Oktober 2025, abgerufen am 7. Oktober 2025.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Devoret, Michel |
| ALTERNATIVNAMEN | Devoret, Michel Henri |
| KURZBESCHREIBUNG | französischer Physiker |
| GEBURTSDATUM | 5. März 1953 |
| GEBURTSORT | Paris, Frankreich |