Long-Range Acoustic Device

Das Long-Range Acoustic Device (kurz LRAD), auch Schallkanone oder Schallwaffe genannt, ist eine akustische Waffe, mit der schmerzhaft laute Töne ausgesendet werden können. Das Tragen eines Gehörschutzes kann die unmittelbare Gefahr von Hörschäden stark reduzieren.
Bekannt sind Einsätze durch staatliche Sicherheitsbehörden, Streitkräfte und private Sicherheitsdienste.
Daneben kann das Gerät im zivilen Bereich für Lautsprecherdurchsagen verwendet werden. Im Bereich der Schifffahrt wird das LRAD seit dem Zweiten Irak-Krieg 2003 im Hafen von Basra verwendet, um Lautsprecherdurchsagen an Schiffe zu ermöglichen. Nach Vorstellungen der Bugsier-Reederei soll das LRAD zur Warnung vor Windkraftanlagen in den zurzeit zahlreich in Nord- und Ostsee in Aufbau befindlichen Offshore-Windparks genutzt werden.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das LRAD wurde im Auftrag des Verteidigungsministeriums der Vereinigten Staaten als nichttödliche Waffe entwickelt. Hersteller des LRAD ist die amerikanische Firma American Technology Corporation,[2] seit 2010 LRAD corporation, seit Oktober 2019 Genasys.[3]
Einsatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 2003 war das LRAD im Zweiten Irak-Krieg im Einsatz.
Laut Aussagen eines Reedereisprechers kam am 5. November 2005 bei der Abwehr eines Piratenangriffs vor der somalischen Küste, ein auf dem Kreuzfahrtschiff Seabourn Spirit installiertes LRAD zum Einsatz.[4]
Am Rande des G20-Gipfels in Pittsburgh 2009 kamen LRAD erstmals in den USA zur Zerstreuung von nicht genehmigten Demonstrationen zum Einsatz.[5]
Bei den in Serbien seit Ende 2024 anhaltenden Massenprotesten gegen die serbische Regierung unter Ministerpräsident Aleksandar Vučić setzten Sicherheitsbehörden Mitte März 2025 in Belgrad sehr wahrscheinlich ein LRAD gegen friedliche Demonstranten ein.[6]
Funktionsweise
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Das LRAD soll sich mit einem Abstrahlwinkel von 15 bis 30 Grad (nach anderer Quelle 20 bis 25 Grad) ausrichten lassen. Das Gerät sendet akustische Signale im Bereich von 2100 bis 3100 Hertz mit einem maximalen Schalldruckpegel von etwa 150 dB aus. Der einsetzbare schrille Ton führt im Nahbereich zu einem starken Schmerzreiz. Aufgrund des hohen Schalldrucks können die Töne mindestens über einen Kilometer weit wahrgenommen werden. Nach Herstellerangaben kann es z. B. auch eingesetzt werden um Demonstranten auseinanderzutreiben. Lautsprecherdurchsagen sollen bis 500 m verständlich sein.
Folgeschäden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anwendungen über einen längeren Zeitraum und die Beschallung möglicher Zielpersonen können bei entsprechendem Schalldruck und Abstand zur Quelle zu leichten bis schweren Hörschäden führen. Die American Association of Audiologists vertritt den Standpunkt, dass LRADs aus gesundheitlichen Gründen für den Einsatz zur Demonstrationskontrolle verboten werden sollten.[7]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Piraterie vor Somalia: Mit Lärm und Hitze gegen die Seeräuber“, Die Zeit vom 3. Mai 2009;
 - Piratenabwehr – Die wirkungslosen Hightech-Waffen der Reeder, Artikel vom 19. Dezember 2008 von Spiegel Online;
 - Wie Schallwaffen funktionieren. Der Spiegel vom 30. September 2017;
 
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ann-Katrin Wehrmann: Starke Lautsprecher sollen Sicherheit in Offshore-Windparks erhöhen. In: Hansa. Heft 6, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2012, ISSN 0017-7504, S. 64/65.
 - ↑ Mirko Hackmann: Waffen und Werbung: Mit Ultraschall in den Schädel. In: Spiegel Online. 9. Mai 2005, abgerufen am 30. April 2023.
 - ↑ LRAD® Corporation Rebranding as Genasys Inc. to Reflect Broader Commitment to Critical Communications. In: globenewswire.com. 23. Oktober 2019, abgerufen am 30. April 2023 (englisch).
 - ↑ Eigel Wiese: Abwehr ohne Waffen. In: Hansa. Heft 8, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2012, ISSN 0017-7504, S. 72–74.
 - ↑ Andrew Clark: Pittsburgh deploys teargas and sirens to keep G20 demonstrators at bay. theguardian.com, abgerufen am 20. August 2019 (englisch).
 - ↑ Patrick Mayer: Belgrad: Anschuldigungen überschatten Großdemonstrationen in Serbien. In: merkur.de. 17. März 2025, abgerufen am 17. März 2025. Ließ Serbiens Regierung mit Schallwaffe in die Menge feuern? In: n-tv.de. 17. März 2025, abgerufen am 17. März 2025. Daneben auch berichtet von FAZ u. a.
 - ↑ Matthew Rozsa: Police are using sonic weapons against protesters that can cause permanent hearing loss. In: Salon. 22. Juni 2020, abgerufen am 11. August 2020.