Ingrid Scheffer

Ingrid Scheffer (* 21. Dezember 1958 in Melbourne) ist eine australische Pädiaterin und Neurologin, die als weltweit führende Forscherin auf dem Gebiet der Epilepsie-Genetik und Epileptologie gilt. Gemeinsam mit Samuel Berkovic entdeckte sie erstmals genetische Ursachen für Epilepsien, beschrieb mehrere neue Epilepsie-Syndrome und leitete die erste umfassende Neufassung der Epilepsie-Klassifikation seit drei Jahrzehnten.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Scheffer verlor im Alter von 13 Jahren ihren Vater und half danach bei der Betreuung ihres älteren Bruders mit geistiger Behinderung.[2] Sie studierte Medizin an der Monash University und spezialisierte sich später auf Pädiatrie.[2] Anschließend durchlief sie eine Weiterbildung in pädiatrischer Neurologie am Great Ormond Street Hospital in London.[2] 1991 begann sie ihre Promotion über Epilepsie-Genetik unter Samuel Berkovic an der University of Melbourne.[2] Scheffer arbeitet derzeit am Austin Hospital, am Royal Children’s Hospital, an der University of Melbourne und am Florey Institute of Neuroscience and Mental Health.[2]
Scheffer ist verheiratet und hat zwei Söhne, von denen einer ebenfalls Medizin studierte.[3]
Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinsam mit Samuel Berkovic gelang Scheffer 1995 der erstmalige Nachweis einer genetischen Mutation, die nächtliche Krampfanfälle verursacht.[4] In den folgenden Jahrzehnten identifizierten sie weitere zahlreiche Gene, die an Epilepsien beteiligt sind.[5] Ihre Forschung führte zu verbesserten diagnostischen Methoden, präziserer genetischer Beratung und zielgerichteter Therapiemöglichkeiten bei verschiedenen Epilepsieformen.[2]
Scheffer beschrieb mehrere neue Epilepsie-Syndrome und führte 2017 federführend die erste große Neustrukturierung der Epilepsie-Klassifikation seit 30 Jahren für die International League Against Epilepsy (ILAE) durch.[6] Überdies wies sie in Zusammenarbeit mit Kollegen erstmals die Wirksamkeit von Cannabidiol bei bestimmten Formen der Epilepsie nach.[6]
Darüber hinaus erforscht sie genetische Zusammenhänge mit Autismus-Spektrum-Störungen, Sprachstörungen, geistigen Behinderungen und kortikalen Fehlbildungen.[6] Scheffer trug entscheidend zur Klärung des Zusammenhangs zwischen Impfungen und vermeintlich ausgelösten schweren Epilepsieformen bei, insbesondere beim Dravet-Syndrom.[3]
Scheffer erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2012 den UNESCO-L’Oréal-Preis, 2014 den australischen Prime Minister’s Prize for Science und im selben Jahr den Order of Australia.[4][6] Sie ist Fellow der Australian Academy of Science, Gründungsmitglied und war erste Vizepräsidentin der Australian Academy of Health and Medical Sciences.[6] 2018 wurde sie Fellow der Royal Society.[1]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Ingrid Scheffer. In: findanexpert.unimelb.edu.au. Abgerufen am 5. Juni 2025 (englisch).
- ↑ a b c d e f Tony Kirby: Ingrid Scheffer: improving patient outcomes in epilepsy. In: The Lancet Neurology. Band 18, Nr. 4, 1. April 2019, ISSN 1474-4422, S. 334, doi:10.1016/S1474-4422(18)30142-X, PMID 29628354 (thelancet.com [abgerufen am 5. Juni 2025]).
- ↑ a b Cate Swannell: Mother and son. In: Medical Journal of Australia. Band 205, Nr. 4, 15. August 2016, ISSN 0025-729X (com.au [abgerufen am 5. Juni 2025]).
- ↑ a b Top honour for Jewish scientist. In: australianjewishnews.com. Abgerufen am 5. Juni 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Michael Lund: Pair wins PM’s Science Prize for genetic work on epilepsy. In: theconversation.com. 29. Oktober 2014, abgerufen am 5. Juni 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ a b c d e Laureate Professor Ingrid Scheffer AO. In: monash.edu. Abgerufen am 5. Juni 2025 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Scheffer, Ingrid |
KURZBESCHREIBUNG | australische Pädiaterin und Neurologin |
GEBURTSDATUM | 21. Dezember 1958 |
GEBURTSORT | Melbourne |