Howie Triest
Hans Heinz Triest (später: Howard „Howie“ Triest; * 29. März 1923 in München; † 11. Mai 2016 in Oak Park, Michigan) war ein Deutscher jüdischer Herkunft. Er floh ins amerikanische Exil und diente in den US-amerikanischen Streitkräften. Er wurde unter anderem als Übersetzer beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher eingesetzt.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hans Heinz Triest wurde 1923 als älteres von zwei Kindern von Berthold und Lina Triest in München geboren. Sein Vater war Miteigentümer des Bekleidungsgeschäfts Neumeier & Triest in München. Im April 1929 wurde Hans Heinz’ jüngere Schwester Margot geboren. Die jüdische Familie Triest konnte noch relativ lange im von den Nationalsozialisten beherrschten Deutschland verbringen; im Jahr 1936 feierte Hans Heinz in der Alten Hauptsynagoge München seine Bar Mitzwah; zwei Jahre später, im Juni 1938 wurde die Synagoge von den Nationalsozialisten zerstört. Während Hans Heinz seine Schulbildung an einer „arischen“ Sekundarschule abschließen durfte, wurde seine Schwester Margot gezwungen, eine rein jüdische Schule zu besuchen.
Am 31. August 1939 emigrierte Hans Heinz Triest nach Luxemburg, einen Tag vor dem Überfall der Wehrmacht auf Polen; zwei Wochen später folgten ihm seine Eltern und Schwester. Nach acht Monaten, in denen die Familie Triest in Diekirch gelebt hatte, gelang Hans Heinz Triest am 26. April 1940 die Flucht an Bord des niederländischen Schiffes SS Pennland in die USA. Am 16. Mai 1940 erreichte er den Hafen von New York City. Bereits am 10. Mai 1940 hätten Berthold und Lina Triest zusammen mit Margot ebenfalls Europa verlassen sollen, doch der Einfall der deutschen Wehrmacht in die Benelux-Staaten vereitelte den Plan. Berthold Triest wurde zunächst von den luxemburgischen Behörden verhaftet, weil er Deutscher war. Er wurde zunächst nach Frankreich abgeschoben. Lina und Margot Triest waren zunächst auf sich allein gestellt; es gelang ihnen ebenfalls nach Frankreich zu reisen. 1941 wurde die Familie zunächst wieder vereint. Im Jahr 1942 wurden Berthold und Lina von den Nationalsozialisten verhaftet und ins Sammellager Drancy gebracht. Am 19. August 1942 erfolgte der Transport ins KZ Auschwitz in Polen. Hier wurden Berthold und Lina Triest kurz nach ihrer Ankunft im Frühherbst 1942 ermordet. Ein weiteres Opfer der NS-Diktatur war Bertolds 91-jähriger Vater Moritz, der im Ghetto Theresienstadt starb. Margot überlebte dank der Hilfe der Menschenrechtsorganisation Œuvre de secours aux enfants, die mehrere Kinder, darunter auch Margot, in die neutrale Schweiz verbringen konnte. Im Herbst 1945 trafen sich Bruder und Schwester nach rund fünf Jahren Trennung wieder.
Hans Heinz Triest bemühte sich mehrmals zunächst erfolglos um die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, die er erst im Jahr 1943 erhielt. Als Howard Triest trat er bald darauf auch in die United States Army ein. Am 7. Juni 1944, einen Tag nach dem D-Day, betrat er als Maschinengewehrschütze am Strand von Omaha Beach erneut europäischen Boden. Wegen seiner Deutschkenntnisse wurde er sehr bald dem V Corps und dem Geheimdienst der US-Streitkräfte zugewiesen. In den folgenden Monaten drang Triests Einheit nach Deutschland vor, im April 1945 befreite sie das KZ Buchenwald. In Torgau trafen sie auf die von Osten vorstoßende Rote Armee der Sowjets. Zu den wenigen Familienmitgliedern, die den Holocaust überlebt hatten, zählte seine Großmutter, die seit 1942 in Theresienstadt inhaftiert war, ebenso wie sein Onkel Kurt, ein Überlebender des KZ Dachau.
Nachdem er kurz nahe München im Counter Intelligence Corps (CIC) eingesetzt worden war, wurde Triest nach Nürnberg abkommandiert, wo der Internationale Militärgerichtshof (IMT) tagte. In Nürnberg fungierte Triest als Dolmetscher für die Psychiater Douglas M. Kelley und Leon Goldensohn und lernte so unter anderem die Angeklagten Hermann Göring, Julius Streicher, Rudolf Heß und Hans Frank kennen. Nach seiner Verwendung in der US-Armee kehrte er kurz in die USA zurück. Doch bereits 1947 zog es ihn nach Deutschland. Hier half er für mehrere Monate bei der Entnazifizierung der deutschen Bevölkerung.
Als junger Mann zog er nach Oak Park, Michigan. Mit seiner Frau Anita bekam er zwei Söhne, Brent und Glenn Triest. Er hatte zuletzt vier Enkelkinder und vier Urenkel. Howie Triest starb im Mai 2016 im Alter von 93 Jahren.
Filmische Darstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im 2025 produzierten Spielfilm Nuremberg wurde Howie Triest vom britischen Schauspieler Leo Woodall verkörpert.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Biografie (englisch)
- Weitere Informationen (englisch)
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Triest, Howie |
| ALTERNATIVNAMEN | Triest, Hans Heinz (deutscher Name) |
| KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen |
| GEBURTSDATUM | 29. März 1923 |
| GEBURTSORT | München |
| STERBEDATUM | 11. Mai 2016 |
| STERBEORT | Oak Park, Michigan |
- Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus
- Deutscher Emigrant in den Vereinigten Staaten
- Deutscher Emigrant in Luxemburg
- Militärperson (United States Army)
- Person (Aufarbeitung des Nationalsozialismus)
- Person (Nürnberger Prozesse)
- US-Amerikaner
- Deutscher
- Geboren 1923
- Gestorben 2016
- Mann