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Happy Planet Index

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Der Happy Planet Index (HPI; deutsch Index des glücklichen Planeten) ist ein Indikator für die ökologische Effizienz, mit der eine Nation ihr Wohlbefinden generiert. Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass Reichtum für eine Vielzahl von Menschen nicht vorderste Aufgabe ist, sondern für sie ein glückliches und gesundes Leben an erster Stelle steht. Gleichzeitig ist es wichtig, die „ökologischen Kosten“ zu berücksichtigen, die bei der Erreichung dieses Ziels entstehen.[1] Als Weiterentwicklung zu etablierten volkswirtschaftlichen Indizes wie dem Bruttoinlandsprodukt bezieht der HPI das Kriterium der Nachhaltigkeit mit ein.

Der Index der menschlichen Entwicklung, der die klassische BIP-Messung ebenfalls um weitere Kriterien erweitert, beinhaltet genauso das Kriterium Lebenserwartung. Allerdings grenzt sich der HPI mit der Einbeziehung ökologischer Kriterien von diesem ab.

Durch die Gegenüberstellung des subjektiven Wohlbefindens und der durchschnittlichen Lebenserwartung mit dem ökologischen Fußabdruck, geht der HPI der Frage nach, welches Land das Wohlbefinden der heutigen Generation maximiert und die dabei entstehenden Umweltbelastungen gleichzeitig minimiert, um zukünftigen Generationen die Generierung von Wohlbefinden zu ermöglichen.[2]

„Das Bruttoinlandsprodukt misst alles, außer dem, was das Leben lebenswert macht.“ (Robert Kennedy)

Der HPI wurde im Juli 2006 als alternativer Fortschrittsindikator zum BIP von der „New Economics Foundation“, einer britischen Denkfabrik, in Zusammenarbeit mit Friends of the Earth in Großbritannien entwickelt.[3]

Die Intention des HPI ist es, der Gesellschaft auf globaler Ebene in einer Zeit der Unsicherheit eine alternative Orientierung zu geben. „Der HPI stellt einen Kompass bereit, indem er misst, was wirklich wichtig ist“,[4] für uns, aber vor allem auch für den Planeten, auf dem wir leben. Der HPI soll die Menschen anregen, sich sowohl mit der Nachhaltigkeit als auch mit der Lebenszufriedenheit auseinanderzusetzen, um dadurch letztendlich das Umweltbewusstsein zu stärken.[5]

Datenerhebung und Berechnung

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Der HPI wird über folgende Formel berechnet:

Hierbei bedeuten:

  • : Ungleichheitsfaktor (Ungleichheit der Ergebnisse)

Die Daten für den HPI Report zur Lebenserwartung basieren auf den Daten, die von den Vereinten Nationen gesammelt wurden (Human Development Report). Die Angaben zum subjektiven Wohlbefinden stammen aus der Datenbank des Gallup World Poll und der ökologische Fußabdruck pro Person ist ein Maß für die hypothetische Fläche, die notwendig ist, um den Lebensstandard eines Menschen dauerhaft zu garantieren, und wurde den Daten des Global Footprint Network entnommen. Die Ungleichheit der Ergebnisse wird als Prozentsatz ausgedrückt.[7]

Komponenten der Formel

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Quelle: [8]

Lebenserwartung (Life Expectancy)
Die durchschnittlich erwartete Zeitspanne zwischen Geburt und Tod (in Jahren), vorausgesetzt, dass sich die vorherrschende Muster der altersbedingten Sterblichkeitsraten zum Zeitpunkt der Geburt bis zum Tod nicht verändern.
Lebenszufriedenheit (Experienced Wellbeing)
der Durchschnitt aller Reaktionen aus der Bevölkerung auf Fragen zur Zufriedenheit in verschiedenen Lebensbereichen sowie einer Gesamteinschätzung der Lebenszufriedenheit. Die Befragten müssen dies jeweils auf einer Skala von 0 bis 10 einordnen. Je höher die Zahl, desto größer die Lebenszufriedenheit.
Ungleichheit der Ergebnisse (Inequality of Outcomes)
Maß dafür, wie ungleich die Verteilung der Lebenserwartung und subjektiv erfahrenen Lebenszufriedenheit innerhalb eines bestimmten Landes sind. (Prozentzahl)
Ökologischer Fußabdruck (Ecological Footprint)
Darunter versteht man die Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen (unter den heutigen Produktionsbedingungen) dauerhaft zu ermöglichen. Das schließt Flächen ein, die zur Produktion von Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung von Energie benötigt werden, aber z. B. auch zur Entsorgung von Müll oder zum Binden des durch menschliche Aktivitäten freigesetzten Kohlenstoffdioxids. Entscheidend ist, dass der ökologische Fußabdruck ein Maß für den Konsum, nicht für die Produktion ist. Das bedeutet, dass zum Beispiel das CO2, das durch die Herstellung eines Mobiltelefons entsteht, welches in China hergestellt wurde, aber von jemandem, der in Chile lebt, gekauft wurde, zu Chiles ökologischem Fußabdruck zählt und nicht zu Chinas.

Der ökologische Fußabdruck wird mit einer standardisierten Einheit ausgedrückt: globale Hektar (gha). Der globale Hektar ist der Durchschnittswert der weltweiten biologischen Produktivität pro Hektar in einem Jahr.

Globaler Vergleich des HPI

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Die Ergebnisse des HPI zeigen, dass heutzutage kein Land bei allen drei Faktoren (hohe Lebenserwartung, hohes Wohlbefinden bei gleichzeitigem Einhalten der ökologischen Grenzen) Erfolg verbuchen kann.

Allgemein ist festzustellen, dass Länder mit einem hohen durchschnittlichen Einkommen, wie beispielsweise die europäischen Staaten oder die USA, einen niedrigeren Rang erreichen, da gleichzeitig der ökologische Fußabdruck zu hoch ist. Die Schweiz ist 2016 auf Rang 24, das Vereinigte Königreich auf Rang 34, Deutschland auf Rang 49, Österreich auf Rang 43 und die USA sogar nur auf Rang 108 von insgesamt 140 Ländern. Die vorderen Plätze des HPI werden von Ländern der Karibik und Ländern nahe dem Äquator eingenommen, obwohl sie ein vergleichbar niedriges BIP aufweisen. Die Plätze eins bis drei belegen Costa Rica, Mexico und Kolumbien.[9]

Markante Daten:

Happy Planet Index:

Lebenszufriedenheit:

Lebenserwartung:

Ungleichheit der Ergebnisse:

Ökologischer Fußabdruck:

Länder nach Happy Planet Index 2016[10]
Rang Staat Happy Planet Index Lebens­zufrieden­heit
(0…10)
Lebens­erwartung
(Jahre)
Ungleich­heit
der Ergeb­nisse
Ökolo­gischer
Fuß­abdruck
(globale Hektar (gha))
1 Costa Rica Costa Rica 44,7 7,3 79,1 15 % 2,8
2 Mexiko Mexiko 40,7 7,3 76,4 19 % 2,9
3 Kolumbien Kolumbien 40,7 6,4 73,7 24 % 1,9
4 Vanuatu Vanuatu 40,6 6,5 71,3 22 % 1,9
5 Vietnam Vietnam 40,3 5,5 75,5 19 % 1,7
6 Panama Panama 39,5 6,9 77,2 19 % 2,8
7 Nicaragua Nicaragua 38,7 5,4 74,3 25 % 1,4
8 Bangladesch Bangladesch 38,4 4,7 70,8 27 % 0,7
9 Thailand Thailand 37,3 6,3 74,1 15 % 2,7
10 Ecuador Ecuador 37,0 6,0 75,4 22 % 2,2
11 Jamaika Jamaika 36,9 5,6 75,3 21 % 1,9
12 Norwegen Norwegen 36,8 7,7 81,3 7 % 5,0
13 Albanien Albanien 36,8 5,5 77,3 17 % 2,2
14 Uruguay Uruguay 36,1 6,4 76,9 18 % 2,9
15 Spanien Spanien 36,0 6,3 82,2 10 % 3,7
16 Indonesien Indonesien 35,7 5,4 68,5 21 % 1,6
17 El Salvador El Salvador 35,6 5,9 72,5 22 % 2,1
18 Niederlande Niederlande 35,3 7,5 81,2 4 % 5,3
19 Argentinien Argentinien 35,2 6,5 75,9 16 % 3,1
20 Philippinen Philippinen 35,0 5,0 67,9 26 % 1,1
21 Peru Peru 34,6 5,8 74,1 21 % 2,3
22 Palastina Autonomiegebiete Palästina 34,5 4,6 72,6 24 % 1,2
23 Brasilien Brasilien 34,3 6,9 73,9 22 % 3,1
24 Schweiz Schweiz 34,3 7,8 82,6 6 % 5,8
25 Tadschikistan Tadschikistan 34,2 4,5 69,0 26 % 0,9
26 Guatemala Guatemala 34,2 5,9 71,4 27 % 1,9
27 Belize Belize 33,8 6,1 69,8 18 % 2,5
28 Sri Lanka Sri Lanka 33,8 4,2 74,6 17 % 1,3
29 Venezuela Venezuela 33,6 7,1 73,9 19 % 3,6
30 Algerien Algerien 33,3 5,6 74,3 24 % 2,1
31 Kirgisistan Kirgisistan 33,1 5,2 69,7 18 % 1,9
32 Danemark Dänemark 32,7 7,5 79,8 7 % 5,5
33 Marokko Marokko 32,7 5,0 73,4 25 % 1,7
34 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 31,9 6,9 80,4 9 % 4,9
35 Chile Chile 31,7 6,6 81,1 14 % 4,4
36 Pakistan Pakistan 31,5 5,1 65,7 40 % 0,8
37 Finnland Finnland 31,3 7,4 80,4 6 % 5,9
38 Neuseeland Neuseeland 31,3 7,2 81,4 8 % 5,6
39 Island Island 31,1 7,6 82,2 5 % 6,4
40 Georgien Georgien 31,1 4,3 74,6 20 % 1,6
41 Zypern Republik Zypern 30,7 6,2 79,8 12 % 4,2
42 Nepal Nepal 30,5 4,2 68,8 27 % 1,0
43 Osterreich Österreich 30,5 7,4 81,0 7 % 6,1
44 Frankreich Frankreich 30,4 6,6 81,8 9 % 5,1
45 Dominikanische Republik Dominikanische Republik 30,3 4,8 73,1 30 % 1,5
46 Malaysia Malaysia 30,3 5,9 74,4 10 % 3,7
47 Kroatien Kroatien 30,2 6,0 77,0 12 % 3,9
48 Irland Irland 30,0 7,0 80,5 8 % 5,6
49 Deutschland Deutschland 29,8 6,7 80,6 8 % 5,3
50 Indien Indien 29,2 4,6 67,3 31 % 1,2
51 Usbekistan Usbekistan 29,1 6,0 68,2 30 % 2,3
52 Serbien Serbien 29,0 5,2 74,5 19 % 2,7
53 Malta Malta 29,0 6,0 80,2 13 % 4,4
54 Israel Israel 28,8 7,1 81,9 8 % 6,2
55 Rumänien Rumänien 28,8 5,2 74,3 19 % 2,7
56 Bhutan Bhutan 28,6 5,6 68,7 27 % 2,3
57 Haiti Haiti 28,6 4,4 62,1 37 % 0,6
58 Japan Japan 28,3 6,0 83,2 9 % 5,0
59 Slowakei Slowakei 28,2 5,9 75,9 13 % 4,1
60 Italien Italien 28,1 5,8 82,7 12 % 4,6
61 Schweden Schweden 28,0 7,6 81,8 6 % 7,3
62 Polen Polen 27,5 5,9 76,9 11 % 4,4
63 Mauritius Mauritius 27,4 5,5 74,0 17 % 3,5
64 Tschechien Tschechien 27,3 6,3 78,2 9 % 5,2
65 Honduras Honduras 27,2 4,6 72,8 31 % 1,7
66 Athiopien Äthiopien 26,7 4,6 62,8 36 % 1,0
67 Irak Irak 26,5 4,7 69,0 27 % 1,9
68 Turkei Türkei 26,4 5,3 74,7 19 % 3,3
69 Ungarn Ungarn 26,4 4,7 74,9 15 % 2,9
70 Ukraine Ukraine 26,4 5,0 70,3 17 % 2,8
71 Tunesien Tunesien 26,2 4,5 74,6 22 % 2,3
72 China Volksrepublik Volksrepublik China 25,7 5,1 75,4 17 % 3,4
73 Armenien Armenien 25,7 4,3 74,4 22 % 2,2
74 Kambodscha Kambodscha 25,6 3,9 67,5 28 % 1,2
75 Suriname Suriname 25,4 6,3 70,8 19 % 4,3
76 Bosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina 25,3 4,8 76,2 19 % 3,1
77 Sambia Sambia 25,2 5,0 58,4 41 % 1,0
78 Montenegro Montenegro 25,1 5,2 75,8 16 % 3,8
79 Portugal Portugal 24,9 5,0 80,3 16 % 3,9
80 Korea Sud Südkorea 24,8 6,0 81,3 11 % 5,7
81 Myanmar Myanmar 24,7 4,4 65,5 32 % 1,4
82 Slowenien Slowenien 24,6 6,1 80,0 10 % 5,8
83 Kenia Kenia 24,2 4,5 60,3 38 % 1,0
84 Iran Iran 24,0 4,6 74,8 23 % 2,8
85 Kanada Kanada 24,0 7,4 81,7 9 % 8,2
86 Agypten Ägypten 23,8 4,2 70,0 23 % 2,2
87 Belgien Belgien 23,7 6,9 80,4 9 % 7,4
88 Mosambik Mosambik 23,7 5,0 54,3 43 % 0,9
89 Griechenland Griechenland 23,6 5,1 80,5 16 % 4,4
90 Nordmazedonien Nordmazedonien 23,4 4,6 75,1 18 % 3,3
91 Paraguay Paraguay 23,3 5,8 72,6 22 % 4,2
92 Bolivien Bolivien 23,3 6,0 67,5 35 % 3,0
93 Komoren Komoren 23,1 4,0 62,6 36 % 1,0
94 Jemen Jemen 22,8 4,1 63,3 39 % 1,0
95 Nigeria Nigeria 22,2 5,5 52,1 44 % 1,2
96 Liberia Liberia 22,2 4,4 60,2 38 % 1,2
97 Tansania Tansania 22,1 4,0 63,5 33 % 1,3
98 Malawi Malawi 22,1 4,3 60,1 45 % 0,8
99 Simbabwe Simbabwe 22,1 5,0 53,7 37 % 1,4
100 Libanon Libanon 21,9 4,6 78,8 19 % 3,8
101 Senegal Senegal 21,9 3,7 65,4 33 % 1,2
102 Belarus Belarus 21,7 5,7 70,9 13 % 5,1
103 Namibia Namibia 21,6 4,7 64,0 26 % 2,5
104 Ghana Ghana 21,4 5,1 61,0 38 % 2,0
105 Australien Australien 21,2 7,2 82,1 8 % 9,3
106 Oman Oman 21,1 6,9 76,3 13 % 7,5
107 Litauen Litauen 21,0 5,8 72,8 11 % 5,8
108 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 20,7 7,0 78,8 13 % 8,2
109 Bulgarien Bulgarien 20,4 4,2 73,9 19 % 3,3
110 Afghanistan Afghanistan 20,2 3,8 59,7 43 % 0,8
111 Ruanda Ruanda 19,6 3,3 63,1 37 % 0,9
112 Uganda Uganda 19,4 4,3 57,1 41 % 1,2
113 Syrien Syrien 19,1 3,2 70,4 30 % 1,5
114 Kasachstan Kasachstan 19,1 5,8 68,6 18 % 5,6
115 Kongo Republik Republik Kongo 18,8 3,9 61,0 40 % 1,3
116 Russland Russland 18,7 5,6 69,5 16 % 5,7
117 Mauretanien Mauretanien 18,0 4,7 62,6 37 % 2,5
118 Estland Estland 17,9 5,4 76,2 12 % 6,9
119 Burkina Faso Burkina Faso 17,9 4,0 58,0 43 % 1,2
120 Gabun Gabun 17,5 4,0 63,3 36 % 2,0
121 Lettland Lettland 17,1 5,1 73,6 14 % 6,3
122 Niger Niger 16,8 3,8 60,0 40 % 1,6
123 Hongkong Hongkong 16,8 5,5 83,6 10 % 8,8
124 Kamerun Kamerun 16,7 4,2 54,6 47 % 1,2
125 Lesotho Lesotho 16,7 4,9 48,9 42 % 1,7
126 Botswana Botswana 16,6 4,8 64,2 28 % 3,8
127 Dschibuti Dschibuti 16,4 4,4 61,3 42 % 2,2
128 Sudafrika Südafrika 15,9 5,1 56,3 33 % 3,3
129 Guinea-a Guinea 15,9 3,7 57,7 42 % 1,4
130 Trinidad und Tobago Trinidad und Tobago 15,7 6,4 70,1 21 % 7,9
131 Burundi Burundi 15,6 3,4 55,8 48 % 0,8
132 Eswatini Eswatini 15,5 4,9 48,9 41 % 2,0
133 Sierra Leone Sierra Leone 15,3 4,5 49,8 50 % 1,2
134 Turkmenistan Turkmenistan 14,6 5,5 65,3 31 % 5,5
135 Elfenbeinküste Elfenbeinküste 14,4 3,8 50,8 45 % 1,3
136 Mongolei Mongolei 14,3 4,9 68,6 22 % 6,1
137 Benin Benin 13,4 3,2 59,2 44 % 1,4
138 Togo Togo 13,2 2,9 58,6 43 % 1,1
139 Luxemburg Luxemburg 13,2 7,0 81,1 7 % 15,8
140 Tschad Tschad 12,8 4,0 50,8 51 % 1,5
Happy Planet Index 2019

Verhältnis zu Wohlstand und Lebensqualität

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Da die Lebenszufriedenheit durch den ökologischen Fußabdruck dividiert wird, werden beide Komponenten gleichwertig gewichtet. Das Ranking der Länder nach dem HPI ist somit weder nach der Lebenszufriedenheit noch nach dem ökologischen Fußabdruck geordnet. Der HPI ist demnach kein direkter Indikator für Lebenszufriedenheit oder den ökologischen Fußabdruck, sondern für die ökologische Effizienz der Generierung von Zufriedenheit. Er erhält maximale Werte, wenn die Lebenszufriedenheit möglichst hoch und der ökologische Fußabdruck möglichst gering ist. Diese Kombination liegt in der realen Welt allerdings selten vor, da eine hohe Zufriedenheit meistens mit einem hohen ökologischen Fußabdruck einhergeht. Umgekehrt wird ein niedriger ökologischer Fußabdruck in der Regel durch niedrigen Wohlstand des Landes bedingt. Mit einer Erhöhung des Wohlstands ist somit auch eine Steigerung des ökologischen Fußabdrucks zu erwarten. Tendenziell sind sehr arme Länder, aufgrund von geringer Lebenserwartung und -zufriedenheit, in der unteren Hälfte des globalen Rankings zu finden. Dies sind hauptsächlich die Länder Afrikas südlich der Sahara. Europäische Länder sind überwiegend in der oberen Hälfte vertreten, da sie eine sehr hohe Lebenszufriedenheit und -erwartung aufweisen. Dennoch ist ein Fünftel der europäischen Länder, bedingt durch hohe ökologische Fußabdrücke, in der unteren Hälfte vertreten. Dementsprechend belegt Luxemburg, mit dem höchsten ökologischen Fußabdruck weltweit, den vorletzten Platz. Im kontinentalen Vergleich weisen die Länder Südamerikas die besten HPI-Werte auf, indem die Werte von mittelmäßiger bis hoher Lebenszufriedenheit und -erwartung durch mittelmäßige ökologische Fußabdrücke dividiert werden. Als wünschenswertes Ziel gilt es, den globalen Mittelwert des HPI anzuheben und die Varianz der Länder gering zu halten. Konkret bedeutet dies, dass westliche Länder, sowie ein Teil der Übergangsländer und Südostasiens, ihren ökologischen Fußabdruck senken müssen. Afrikanischen und südasiatischen Ländern, dem Mittleren Osten, sowie einem Teil der Übergangsländer und Südostasiens muss hingegen eine höhere Lebensqualität ermöglicht werden, ohne dabei den ökologischen Fußabdruck zu steigern.

In beiden Zielsetzungen wird ein Verhältnis von hoher Lebenszufriedenheit und geringem ökologischem Fußabdruck angestrebt.

Persönlicher Beitrag zur Lebenszufriedenheit

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Obwohl eine Vielzahl an Faktoren die individuelle Lebenszufriedenheit bestimmt, kann das eigene Denken und Handeln den größten Einfluss darauf haben.[11] Die NEF stellte in diesem Kontext ein Konzept auf, nach dem die Lebenszufriedenheit zum einen von der Erfahrung abhängt, sich gut zu fühlen. Diese positiven Erfahrungen werden generiert über Gefühle wie Fröhlichkeit, Zufriedenheit und Vergnügen, sowie über Neugierde und Beschäftigung. Zum anderen ist die eigene Funktionalität für das Wohlbefinden entscheidend. Dazu zählen funktionierende zwischenmenschliche Beziehungen, die Kontrolle über das eigene Leben, sowie einen Sinn im Leben zu sehen.

Die NEF kristallisierte fünf wesentliche Faktoren heraus, die für den Menschen leicht umsetzbar sind und zu mehr Lebenszufriedenheit verhelfen.

  • Connect – Soziale Beziehungen sind entscheidend für das individuelle Wohlbefinden und senken das Risiko für psychische Krankheiten.
  • Be Active – Körperliche Aktivität steigert die Glücksgefühle und vermindert das Depressionsrisiko und Angstgefühle.
  • Take Notice – Achtsamkeit gegenüber der Umwelt und den eigenen Gefühlen führt zu mehr innerer Zufriedenheit. Durch Aufmerksamkeit reflektierte Erfahrungen können aufzeigen, was im Leben Priorität hat.
  • Keep Learning – Beständiges Lernen verbessert das Selbstwertgefühl und bringt ein soziales und aktives Leben mit sich.
  • Give – Geben baut eine positive Verbindung zu den Mitmenschen auf, was einen Mehrwert für die eigene Zufriedenheit darstellt.

Mittels dieser fünf Faktoren lässt sich die Lebenszufriedenheit mit einfachen Mitteln steigern, ohne der Natur schaden zu müssen.

Aussagekraft des HPI und Kritik

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Der HPI vereint objektive und subjektive Messwerte in ökonomischen, sozialen und ökologischen Bereichen. Dabei ist der inhaltliche Schwerpunkt deutlich auf das individuelle Wohlbefinden und die ökologische Nachhaltigkeit ausgerichtet. An dieser Stelle stellt der HPI eine Verdichtung der bereits bestehenden Indizes, HLY (Happy Life Years) und EFP (Ecological Footprint), dar.[12] Dennoch enthält der HPI vergleichsweise wenige Messgrößen. Der Versuch sich auf essentielle Aspekte zu beschränken hat zur Folge, dass weitere wichtige Faktoren, beispielsweise in den Bereichen Politik, Soziales und Kultur, fehlen. Somit kommt es zu fragwürdigen Ergebnissen, in denen z. B. Albanien (Platz 13) und Bangladesch (Platz 8) trotz kritischer Umstände gut im HPI-Ranking abschneiden.

Kritisch zu sehen ist zudem ein allgemeines Problem empirischer Wissenschaft: Auf Messungen beruhende Erkenntnisse gehen damit einher, dass ihre Operationalisierung immer mit einer radikalen Reduktion der Komplexität des zu beobachteten Phänomens verbunden ist.[13] Dieses Problem zeigt sich beim HPI, indem die Auswahl der Kriterien an sich und deren Relevanz durch die NEF beurteilt werden. Zudem gelten nach dem kritischen Selbstverständnis von Wissenschaft Erkenntnisse nicht als absolut. Besonders die Lebenszufriedenheit als subjektiver und persönlicher Messwert kann kulturell und situativ sowie durch die Problematik der sozialen Erwünschtheit bedingt sein. Kulturell ist davon auszugehen, dass kollektivistische Kulturen ihre Lebenszufriedenheit tendenziell positiver bewerten als individualistische.[14] Situativ variiert die Einschätzung beispielsweise durch Befragungen in der Regenzeit, im Sommer oder Winter. Äußerliche Einflüsse haben hier große Wirkungen auf die aktuelle Gemütsverfassung des Individuums.[15]

Aufgrund der Verknüpfung von als verlässlich einzustufenden Datenbasen, stammend von der Gallup World Poll (Messungen zum subjektiven Wohlbefinden), dem WWF (Messung des ökologischen Fußabdrucks) und dem Human Development Report (Daten zur Lebenserwartung), einer hohen Validität und der Darstellungsmöglichkeiten als Quotient oder graphischer Plot, weist der HPI im Vergleich zu anderen Indizes ein günstiges Verhältnis zwischen geringer Komplexität und hoher Aussagekraft auf. Dabei können deutliche Aussagen über die Beziehungen von Lebenserwartung, Wohlbefinden und ökologischer Nachhaltigkeit zum BIP gemacht werden.[16] Es besteht ein kausaler Zusammenhang von steigender Lebenserwartung und steigendem BIP. Dagegen ist die Lebenszufriedenheit ab einer bestimmten wirtschaftlichen Entwicklung unabhängig vom Wirtschaftswachstum. Die ökologische Nachhaltigkeit wird durch ein steigendes BIP deutlich negativ beeinflusst. Somit wird aufgezeigt, dass Lebenszufriedenheit und ökologische Nachhaltigkeit nicht durch eine Steigerung des BIP‘s zu erreichen sind.

Aufgrund der allgemeinen Indexproblematik gilt auch der HPI, als einer von vielen Alternativen zum BIP, nicht als absolut allumfassende Lösung. Strategisch sinnvoll ist eine Betrachtung vieler Alternativen, um ein allumfassendes Bild ausgewählter Länder zu erhalten und diese untereinander vergleichen zu können. Der HPI kann als sinnvolle Ergänzung fungieren, das BIP aus Akzeptanzgründen jedoch nicht ersetzen, da das BIP politisch und gesellschaftlich stark verankert ist.

Laut der New Economics Foundation (NEF) ist mit den aktuell weltweit vorherrschenden ökonomischen Rahmenbedingungen, ausgelegt auf ein Wirtschaftswachstum, die Vereinigung von hoher Lebenszufriedenheit und -erwartung mit dem sogenannten „one-planet-living“ nicht möglich. Der Wohlstand müsse auf ein mittleres Niveau gesenkt werden, da Länder mit mittlerem Einkommen, wie in Lateinamerika oder Südostasien, die höchsten HPI-Werte erzielen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten Möglichkeiten aufgezeigt werden, welche die Länder von sich aus befürworten und nicht beruhend auf Gesetzen als Last empfinden. Dazu sei eine neue Kommunikation erforderlich, die vermittelt, dass ein gutes Leben im Einklang mit der Natur möglich ist. Der Überkonsum reicher Länder stelle dabei eine Barriere zu nachhaltigem Wohlbefinden dar. Die Vermeidung des Überkonsums wirke sich nicht nur positiv auf dasselbige Land aus, sondern habe weltweite Auswirkungen. Dies ist durch die Verknüpfung des Überkonsums vieler reicher Länder mit der Ausbeutung armer Länder begründet.

Es sollen ökonomische Modelle fokussiert werden, die nicht permanenten Wachstum als Ziel haben, sondern auf stabilen Wohlstand abzielen. Dazu sollen regelmäßige Messungen von Zufriedenheit und dem Umweltzustand stattfinden, um dessen Beziehung zueinander als Richtlinie für die Zukunft wahrzunehmen.

Ziel des NEF bis 2050 ist die Erreichung eines HPI von 89 weltweit. Konkrete Forderungen sind dabei für gut entwickelte Länder die Senkung des ökologischen Fußabdrucks um 1/gha. Gleichzeitig soll die Lebenszufriedenheit auf einen Wert von acht gesteigert und eine Lebenserwartung von 87 Jahren erreicht werden. Damit auch Entwicklungsländer einen Wert von 89 erreichen können, wird die Hilfe der internationalen Gemeinschaft und der reicheren Länder erwartet.

Generell lassen sich zwei Ansätze hin zu einem höheren HPI unterscheiden. Eine Strategie beruht auf dem Prinzip „Living better, using less“. Die Strategie legt den Fokus auf die drei Komponenten: Gesundheit, positive Lebenserfahrungen und ökologischer Fußabdruck und erfordert Ansätze in der Ökonomie, Gemeinschaft und der Veränderung der Lebensstile.[17] Sie gleicht dem ökonomischen Modell des Postwachstum nach Paech, welches auf eine sozial stabile und global faire Versorgungsstruktur innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen abzielt.[18] Der zweite Ansatz richtet sich nach dem Prinzip des Green Growth, welches die OECD vertritt. Hier wird der Fokus darauf gelegt, effizientere, sogenannte grüne Technologien und Methoden zu nutzen und zu entwickeln, beispielsweise im Bereich der Energiegewinnung durch Solaranlagen oder Windkrafträder.[19] Somit kann der ökologische Fußabdruck verringert und gleichzeitig die Lebensqualität beibehalten bzw. sogar gesteigert werden.

  • Sascha Meinert, Michael Stollt: Bruttoinlandsglück – Auf der Suche nach qualitativer Entwicklung. bpb, März 2010 (bpb.de [PDF; 720 kB; abgerufen am 9. September 2020]).

Einzelnachweise

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  1. Meinert, S./ Stollt, M.: Bruttoinlandsglück: Auf der Suche nach qualitativer Entwicklung. März 2010, S. 1.
  2. Happy Planet Index. In: Lexikon der Nachhaltigkeit. Abgerufen am 26. September 2017.
  3. Meinert, S./ Stollt, M.: Bruttoinlandsglück: Auf der Suche nach qualitativer Entwicklung. März 2010, S. 1.
  4. Meinert, S./ Stollt, M.: Bruttoinlandsglück: Auf der Suche nach qualitativer Entwicklung. März 2010, S. 7.
  5. Meinert, S./ Stollt, M.: Bruttoinlandsglück:Auf der Suche nach qualitativer Entwicklung. März 2010, S. 7.
  6. Happy Planet Index. In: Lexikon der Nachhaltigkeit. Abgerufen am 26. September 2017.
  7. Abdallah, Saamah et al.: The Happy Planet Index. 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2017; abgerufen am 26. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/happyplanetindex.org
  8. NEF: Happy Planet Index: Methods Paper. 2016, S. 2.
  9. Happy Planet Index. In: Lexikon der Nachhaltigkeit. Abgerufen am 26. September 2017.
  10. Abdallah, Saamah et al.: The Happy Planet Index. 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2017; abgerufen am 26. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/happyplanetindex.org
  11. Aked, Jody et al.: Five ways to wellbeing. (PDF) NEF, 2008, abgerufen am 26. September 2017.
  12. IZW: HPI-Happy Planet Index. Abgerufen am 26. September 2017.
  13. Dirk Raith: Messen ist Macht. 2016 (researchgate.net).
  14. Spörrle, M. et al.: Netzwerkforschung im kulturellen Kontext. 2009.
  15. Cahen, a.: Die Bedeutung der Kultur für die soziale Informationsverarbeitung. 2002.
  16. IZW: HPI-Happy Planet Index. Abgerufen am 26. September 2017.
  17. Abdallah, Saamah et al.: The Happy Planet Index 2.0. 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2017; abgerufen am 26. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/happyplanetindex.org
  18. Peach, N.: Befreiung vom Überfluss. 2012.
  19. OECD Publishing (Hrsg.): Towards Green Growth. 2011, doi:10.1787/9789264111318-en.