Erich Zweigert

Wilhelm Erich Julius Lebrecht Erdmann Zweigert (* 25. Februar 1849 in Neustettin; † 27. Mai 1906 in Essen) war ein deutscher Jurist und Kommunalpolitiker.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erich Zweigert war der Sohn eines Appellationsgerichtspräsidenten und war mit Therese geborene Kessler verheiratet.[1] Er machte am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Berlin das Abitur, wonach er Rechtswissenschaften in Berlin, Halle (Saale) und Heidelberg studierte. Am 19. September 1877 wurde Zweigert Gerichtsassessor, dann Hilfsrichter an unterschiedlichen Kreisgerichten und Amtsrichter in Potsdam.
Zweigert war vom 8. Februar 1881 bis 1886 Erster Bürgermeister im brandenburgischen Guben. Nachdem er am 1. Juni 1886 zum Oberbürgermeister der Stadt Essen gewählt wurde und diese Wahl von der Allerhöchsten Kabinettsorder vom 9. August 1886 bestätigt wurde, war er vom 2. Oktober 1886 bis zu seinem Tod im Amt. 1898 saß er bei der gerade gegründeten Rheinisch-Westfälischen Elektrizitäts-AG (RWE) im ersten Aufsichtsrat als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, besaß jedoch selbst keine Aktien. Zudem war er Vorsitzender der Emschergenossenschaft und Mitglied im Männer-Gesang-Verein Concordia, langjähriges Ehrenmitglied im Essener Männer-Gesang-Verein und Ehrenmitglied in der freiwilligen Bürger-Feuerwehr.[1] Er vertrat die Stadt Essen auch im Preußischen Herrenhaus und im rheinischen Provinziallandtag.
In Zweigerts Amtszeit fielen die Eingemeindungen der Bürgermeistereien Altendorf und Rüttenscheid, wodurch der Weg zur großstädtischen Entwicklung in der Zeit der Industrialisierung geebnet wurde. Während seiner Amtszeit vergrößerte sich Essens Einwohnerzahl fast um das Vierfache.
Zweigert hatte am 4. April 1906 aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands ein Pensionierungsgesuch eingereicht. In seinem an die Stadtverwaltung gerichteten Schreiben, dem er ein ärztliches Attest beilegte, heißt es:
„Hierdurch bitte ich ganz ergebenst, meine Versetzung in den Ruhestand zum 1. Juli dieses Jahres mit der mir gesetzlich zustehenden Pension bei der Stadtverordnetenversammlung beantragen zu wollen. Mein Gesundheitszustand ist ein derartiger, daß ich mein Amt nicht mehr verwalten kann, es ist auch Hoffnung auf völlige Genesung nicht mehr vorhanden. Ich beabsichtige, meinen Wohnsitz in Essen zu behalten. Meine Dienstgeschäfte gedenke ich wieder aufzunehmen und bis zu dem Tage meines Übertritts in den Ruhestand, soweit es meine Kräfte gestatten, wahrzunehmen. Ich spreche den Wunsch aus, daß die Stadt Essen, der ich zwanzig Jahre meines Lebens hindurch meine besten Kräfte gewidmet habe, sich auch fürderhin gedeihlich entwickeln möge.“
Nach der Trauerfeier im zwei Jahre zuvor durch ihn eröffneten Saalbau wurde Zweigert am 30. Mai 1906[1] auf dem Friedhof am Kettwiger Tor beigesetzt. Dem Trauerzug voraus gingen die Vereine mit insgesamt rund 1800 angemeldeten Mitgliedern. Es folgten die Schulen und die Musikkapelle des Infanterie-Regiments Nr. 159, dann die Kranzträger und die städtische Berufsfeuerwehr. Weiter eingereiht waren Träger der Orden des Verstorbenen und Superintendent Karl Klingemann direkt vor dem Leichenwagen. Dahinter folgten die direkten Angehörigen, die Beigeordneten und Stadtverordneten mit Gästen und schließlich die städtischen Beamten und Arbeiter.[3] Nach Auflassung des Friedhofs am Kettwiger Tor im Jahr 1955 wurde die Gruft auf den Essener Ostfriedhof verlegt. Der dortige Grabstein wurde nach Zerstörung des Originals im Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren aus minderwertigem Gestein neu geschaffen und ist heute stark verwittert.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 20. April 1906 wurde Zweigert von den Stadtverordneten einstimmig die Ehrenbürgerwürde der Stadt Essen verliehen – in Anerkennung seiner unvergänglichen Verdienste um die Stadt Essen und die hohe Bedeutung seiner Amtstätigkeit für die Entwicklung der Stadt. Zudem war Zweigert Träger des preußischen Roten Adlerordens 2. Klasse mit Eichenlaub und des preußischen Kronen-Ordens 2. Klasse.
Nach Erich Zweigert sind die Zweigertstraße in Rüttenscheid und die Zweigertbrücke über den Rhein-Herne-Kanal in Altenessen-Nord benannt. Zudem errichteten Freunde 1909 einen Gedenkstein im Stadtwald, um an Zweigerts Verdienste bei dessen Schaffung zu erinnern. Seine Grabstätte ist heute eins von rund 40 Ehrengräbern der Stadt Essen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Brandi: Erich Zweigert (1849–1906). In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Band IV, Aschendorff, Münster 1941, S. 187–216.
- Essener Straßen. Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen. Verlag Richard Bracht, Essen 1979, ISBN 3-87034-030-4.
- Stadt Essen und Historischer Verein für Stadt und Stift Essen (Hrsg.), Erwin Dickhoff (†): Essener Köpfe. Klartext-Verlag, Essen 2015, ISBN 978-3-8375-1231-1, S. 378.
- Essener Persönlichkeiten. Biographische Aufsätze zur Essener Verwaltungs- und Kulturgeschichte. Schmidt-Verlag, Neustadt/Aisch 1986, S. #.
- Georg W. Oesterdiekhoff, Hermann Strasser: Köpfe der Ruhr. 200 Jahre Industriegeschichte und Strukturwandel im Lichte von Biografien. Klartext-Verlag, Essen 2009, ISBN 978-3-8375-0036-3, S. 111–115.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedhofsführer im Historischen Portal Essen
- Porträt auf der Website der Stadt Essen
- Erich Zweigert in der Online-Version der Edition Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Todesanzeigen von Erich Zweigert in der Essener Volkszeitung vom 29. Mai 1906
- ↑ Pensionierungsgesuch des Herrn Oberbürgermeisters Zweigert. In: Essener Volkszeitung vom 6. April 1906
- ↑ Das Ableben des Oberbürgermeisters Zweigert. In: Essener Volkszeitung vom 30. Mai 1906
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Zweigert, Erich |
| ALTERNATIVNAMEN | Zweigert, Wilhelm Erich Julius Lebrecht Erdmann (vollständiger Name) |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Politiker, Oberbürgermeister und Ehrenbürger von Essen |
| GEBURTSDATUM | 25. Februar 1849 |
| GEBURTSORT | Neustettin |
| STERBEDATUM | 27. Mai 1906 |
| STERBEORT | Essen |