DB-Baureihe 712
Die Baureihe 712 umfasst verschiedene Profil-Messfahrzeuge der Deutschen Bahn. Sie gehören zur Gruppe der Bahndienstfahrzeuge. Mit ihnen wird das Lichtraumprofil in Eisenbahntunneln kontrolliert.
712 001
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Profilmessung erfolgt bei diesem Fahrzeug mechanisch mittels Messstangen, weshalb es auch als „Tunneligel“ bezeichnet wird.
712 002
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]| 712 002 | |
|---|---|
DB Tunnelmesswagen 712 002-5 in Offenburg
| |
| Baujahr(e): | 1993 |
| Achsformel: | 2'B' |
| Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
| Länge über Puffer: | 17.420 mm |
| Dienstmasse: | 53,3 t |
| Höchstgeschwindigkeit: | 120 km/h |
| Installierte Leistung: | 367 kW |
| Kupplungstyp: | Schraubenkupplung |
Der 712 002 ist ein elektronisch arbeitender Profil-Messtriebwagen (PROM). Er wurde 1993 von der Deutschen Plasser an die Deutsche Bahn ausgeliefert und beim Bw Karlsruhe 1 in Dienst gestellt.[1]
Später kam der Triebwagen in die Zuständigkeit des Bw Minden.
Wagenkasten und Drehgestelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Rahmen des Fahrzeugs wurde selbsttragend ausgeführt. Der geschweißte Wagenkasten stützt sich auf dem Rahmen auf. Unter dem Rahmen befinden sich zwei zweiachsige Drehgestelle.
Messausrüstung und Innenraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem Dach des Triebwagens wurde ein Lehrstromabnehmer angebracht. Die Messsäule mit der Messelektronik kann durch eine Schiebetüre freigegeben werden. Gegenüber seinem Vorgänger 712 001 kann das Fahrzeug mit seiner berührungslosen Technik eine fünfmal höhere Geschwindigkeit im Arbeitsgang realisieren.[1] In dem Wagenkasten sind ein Aufenthaltsraum mit Nasszelle, Küche, ein Raum mit der Messsäule und ein Elektronikraum angeordnet.
Antrieb
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ist der 712 002 auf Streckenfahrt, treibt ein Zwölfzylinder-Dieselmotor den Triebwagen an. Während einer Untersuchungsfahrt hilft ein weiterer Vierzylinder-Motor mit einer Leistung von 44 kW, der über einen nachgeschalteten Kriechmotor verfügt.
712 101
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]| 712 101 | |
|---|---|
| Baujahr(e): | 1997 |
| Achsformel: | 2'B' |
| Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
| Länge über Puffer: | 15.920 mm |
| Dienstmasse: | 46,0 t |
| Höchstgeschwindigkeit: | 120 km/h |
| Installierte Leistung: | 370 kW |
| Kupplungstyp: | Schraubenkupplung |
1997 lieferte die Deutsche Plasser das Triebfahrzeug 712 101 (LIMEZ II) aus. Der zugehörige antriebslose Messwagen 713 001 wurde buchmäßig mit „falscher“ Nummerierung ebenfalls in der Baureihe 712 geführt. Der Messzug war im Bw Wanne-Eickel zu Hause.
Während Messfahrten unterlag LIMEZ II einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Ursprünglich gingen die Entwickler davon aus, dass diese Geschwindigkeit hinreichend niedrig sei, um eine manuelle Auslösung der Lichtraummessung durch den Bediener zu ermöglichen. In der Praxis kam es jedoch häufig zu Fehlern, sodass nach kurzer Zeit eine Umrüstung der Messtechnik erfolgte. Ein neues System, welches als "Automatischer Lichtraum-Engstellen-Detektor" (ALED) bezeichnet wurde, wurde installiert. Dieses System sollte Engstellen automatisch erkennen und dann die Lichtraummessung auslösen. Das ALED-System hatte jedoch mit Vegetation zu kämpfen. Bewuchs entlang der Strecke führte zu zahlreichen Fehlauslösungen, weshalb der Messzug auf manchen Streckenabschnitten nicht eingesetzt werden konnte. Auch bei Regen oder Nebel kam es zu dauerhaften Auslösungen. Somit wurde der LIMEZ II lediglich bei Tag und sichtigem Wetter eingesetzt.[2]
In Kombination mit der niedrigen Höchstgeschwindigkeit im Messbetrieb von 30 km/h führte die Beschränkung auf Messfahrten bei Tageslicht allerdings zu weiteren Problemen. Auf vielbefahrenen Strecken mit Güterverkehr, Regionalverkehr und Fernverkehr war es nur mit hohem Aufwand möglich, Fahrpläne für den Einsatz des LIMEZ II zu konstruieren. Diese Fahrpläne konnten zudem meist nicht eingehalten werden, da verspätete Reisezüge Vorrang gegenüber Messfahrten hatten. Dieses Problem verschärfte sich, da unter der Ära von Bahnchef Hartmut Mehdorn zunehmend Infrastruktur zurückgebaut wurde und für den Betrieb des LIMEZ II immer weniger Überholgleise zur Verfügung standen.[2]
Die beschriebenen Unzulänglichkeiten des LIMEZ II bescherten dem Fahrzeug nur eine kurze Lebensdauer. Nach nicht einmal zehn Einsatzjahren wurde er im Januar 2005 ausgemustert und im August 2014 samt Beiwagen verschrottet. Sein Nachfolger, ein Fahrzeug der DB-Baureihe 719, welches als LIMEZ III bezeichnet wurde, wurde mit modernerer Messtechnik ausgestattet, die bis zu 100 km/h Messgeschwindigkeit erlaubte.[3] .
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rolf Löttgers: TIF, PROM und ihre Vorgänger. In: Horst J. Obermayer und Michael Obermayer (Hrsg.): Lok Magazin. Nr. 184. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., 1994, ISSN 0458-1822, S. 59–72.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 712 001 ( vom 7. Mai 2021 im Internet Archive), 712 002 ( vom 7. Mai 2021 im Internet Archive), 712 101 ( vom 7. Mai 2021 im Internet Archive) auf eisenbahndienstfahrzeuge.de
- Bildergalerie der Baureihe 712 / (713) – Deutsche Bahn AG Dieselhydraulische Mess(trieb-)fahrzeuge für Tunnel- und Lichtraumprofile auf bahnstatistik.de
- Beschreibung des 712 002 ( vom 31. Dezember 2015 im Internet Archive) auf lokodex.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Rolf Löttgers: TIF, PROM und ihre Vorgänger. In: Horst J. Obermayer und Michael Obermayer (Hrsg.): Lok Magazin. Nr. 184. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., 1994, ISSN 0458-1822, S. 59–72.
- ↑ a b Klaus Wroz und Wolfgang Schmidt: Erfahrungen mit dem LIMEZ II – Der Lichtraummesszug der Deutschen Bahn im Einsatz. In: EI – Der Eisenbahningenieur. Band 51, Nr. 6, 2000, S. 68–72.
- ↑ Holger Wirth: Der neue Lichtraummesszug LIMEZ III der Deutschen Bahn AG. In: zfv – Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement. Band 133, Nr. 3, 2008, S. 180–186 (PDF [abgerufen am 19. September 2025]).
