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Colour Index

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Der Colour Index (kurz C. I.) ist eine Online-Datenbank, die gemeinsam von der Society of Dyers and Colourists und der American Association of Textile Chemists and Colorists herausgegeben wird. Seit 1924 existiert der Colour Index als mehrbändiges Nachschlagewerk für handelsübliche Farbmittel (Farbstoffe und Pigmente), optische Aufheller und bestimmte Farbstoffvorprodukte. Er gilt als Standardwerk für die systematische Bezeichnung und Klassifizierung der Farbmittel. Diese erfolgt durch den C.I. Generic Name (CIGN), der Informationen zum Anwendungsgebiet und der Färbemethode enthält, sowie durch die C.I. Constitution Number (CICN), mit der die chemischen Struktur charakterisiert wird.[1][2][3]

Erste Versuche, synthetische Farbstoffe und Pigmente aufzulisten und zu klassifizieren gab es bereits Ende des 19. Jahrhunderts. Das bekannteste Werk war Tabellarische Übersicht der im Handel befindlichen künstlichen Farbstoffe von Gustav Schultz und Paul Julius von 1888, das bis 1932 in sieben Auflagen erschien und in dem jedes Farbmittel mit einer Klassifikationsnummer versehen war.[4] Ab 1922 veröffentlichte die Society of Dyers and Colourists eine Serie von 12 monatlichen Zusammenstellungen von Farbstoffen aus den Gruppen der Nitroso-, Nitro- und Monoazofarbstoffen, die schließlich 1924 zur Veröffentlichung der ersten Auflage des Colour Index führte. Dabei wurden die Farbmittel in die drei Gruppen synthetische und natürliche organische Farbmittel und anorganische Farbmittel unterteilt. Neben einer Indexnummer wurde jeder Eintrag mit dem Handelsnamen und dem Hersteller, der wissenschaftlichen Bezeichnung, Informationen zur Herstellung und zum Erfinder, sowie Beschreibung der Produkteigenschaften und der Anwendung versehen.[5]

1956 wurde in Zusammenarbeit mit der American Association of Textile Chemists and Colorists (AATCC) die zweite Auflage veröffentlicht. In den ersten beiden Bänden wurden die Farbstoffe und Pigmente nach ihrem Anwendungsgebiet klassifiziert und nach ihrem Farbton geordnet. Zusammen mit einer fortlaufenden Nummer ergab sich damit für jedes individuelle Farbmittel der C.I. Generic Name (CIGN) wie beispielsweise C.I. Acid Yellow 23 oder C.I. Pigment Blue 15. Informationen zur Applikation, der Verwendung und von Echtheitseigenschaften waren ebenfalls enthalten. Im dritten Band wurden die Farbmittel nach ihrer chemischen Konstitution mit einer fünfstelligen Nummer, der C.I. Constitution Number (CICN) klassifiziert, beispielsweise C.I. 19140 für C.I. Acid Yellow 23. Der vierte Band beinhaltete eine alphabetische Liste von Handelsnamen zusammen mit dem CIGN und der CICN. Insgesamt umfasste die Edition 3500 verschiedene Farbmittel. Der Colour Index wurde fortlaufend ergänzt, so wurde beispielsweise 1963 die Gruppe der Reaktivfarbstoffe (C.I. Reactive Dyes) eingeführt.[1]

Die überarbeitete und erweiterte fünfte Auflage erschien 1971 in fünf Bänden, wobei der erste Teil die ersten drei Bände umfasste und technische Informationen und Klassifikation nach der Verwendung der Farbmittel enthielt. Unter den C.I. Generic Names listete Band 1 die Säurefarbstoffe (Acid Dyes), Entwicklungsfarbstoffe (Azoic Colorants) und die basischen Farbstoffe (Basic Dyes).[6.1] Band 2 befasst sich mit Kupplungskomponenten (Developers), Direktfarbstoffen (Direct Dyes), Dispersionsfarbstoffen (Disperse Dyes), optischen Aufhellern (Fluorescent Brighteners), Lebensmittelfarbstoffen (Food Dyes), Ingrain Dyes[Anm. 1] und Lederfarbstoffen (Leather Dyes)[6.2] im dritten Band werden die Beizenfarbstoffe (Mordant Dyes), Naturfarbstoffe (Natural Colorants), Oxidationsbasen[Anm. 2] (Oxidation Bases), Pigmente (Pigments), Reaktivfarbstoffe (Reactive Dyes), Reduktionsmittel[Anm. 3] (Reductive Agents), Lösungsmittelfarbstoffe (Solvent Dyes), Schwefelfarbstoffe (Sulfur Dyes) und Küpenfarbstoffe (Vat Dyes) behandelt.[6.3] Der zweite Teil im Band 4 befasst sich mit den chemischen Informationen und die Klassifikation nach der Struktur.[6.4] Band 5 enthält die kommerziellen Informationen zu den einzelnen Farbmitteln.[1]

1982 wurde zusätzlich eine Pigments and Solvent Dyes Edition des Colour Index veröffentlicht, die sich mit Pigmenten, Lösungsmittelfarbstoffen und optischen Aufhellern für nichttextile Anwendungen befasst.

Die vierte Auflage des Colour Index wurde 2002 als Onlineversion mit kontinuierlichen Updates im Internet publiziert und enthält Informationen zu ca. 27000 Produkten mit 13000 C.I. Generic Names. Daneben existiert eine Colour Index Heritage Edition als Zusammenstellung aller verfügbaren Informationen die in den verschiedenen Auflagen zwischen 1924 and 2000 veröffentlicht wurden.[7]

C.I. Generic Name

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Der C.I. Generic Name beschreibt ein kommerzielles Produkt anhand seiner Verwendungsklasse, seinem Farbton, sowie einer Seriennummer, die sich aus der chronologischen Reihenfolge der Anmeldung der Produkte im Colour Index ergibt. Unterscheiden sich zwei Farbmittel nur geringfügig, wie beispielsweise ein Pigment mit verschiedenen Kristallmodifikationen (Beispiel:Phthalocyaninblau, C.I. Pigment Blue 15) oder durch verschiedene Kationen bei verlackten Pigmenten (Beispiel Pigment Red 53), wird die Seriennummer durch einen Doppelpunkt, gefolgt von einer fortlaufenden Nummerierung, ergänzt.[8]

Beispiele für den C.I. Generic Name bei Kristallmodifikationen
C.I. Generic Name Erklärung
C.I. Pigment Blue 15 nicht modifikationsstabilisierte Qualität
C.I. Pigment Blue 15:0 α-Modifikation, nicht stabilisiert gegen Modifikationswechsel
C.I. Pigment Blue 15:1 α-Modifikation
C.I. Pigment Blue 15:2 α-Modifikation, stabilisiert gegen Flockulation
C.I. Pigment Blue 15:3 β-Modifikation
C.I. Pigment Blue 15:4 β-Modifikation, stabilisiert gegen Flockulation
C.I. Pigment Blue 15:6 ε-Modifikation

Wenn ein Farbmittel für verschiedene Verwendungsklassen relevant ist, kann es auch mehrere Bezeichnungen dafür geben. So sind Dispersionsfarbstoffe mitunter auch als Lösungsmittelfarbstoffe relevant oder Küpenfarbstoffe werden auch als Pigmente eingesetzt.

Beispiele für unterschiedliche C.I. Generic Names bei gleichen Verbindungen
Chemische Verbindung C.I. Generic Name Erklärung
Indigo C.I. Natural Blue 1 Naturfarbstoff Indigo
C.I. Vat Blue 1 synthetisches Indigo als Küpenfarbstoff
C.I. Pigment Blue 66 synthetrisches Indigo als Pigment
N-(2,4-Dinitrophenyl)-1,4-benzoldiamin C.I. Disperse Yellow 9 Verwendung als Dispersionsfarbstoff
C.I. Solvent Orange 53 Verwendung als Lösungsmittelfarbstoff
Cochenillerot A C.I. Food Red 7 Verwendung als Lebensmittelfarbstoff
C.I. Acid Red 18 Verwendung als Säurefarbstoff

Verwendungsklassen

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Die Farbmittel werden im Colour Index in folgende Anwendungskategorien unterteilt:

Colour-Index-Verwendungsklassen von Farbmitteln
Bezeichnung Kurz Erklärung
Acid A Säurefarbstoffe
Basic B kationische Farbstoffe
Direct D Direktfarbstoffe
Mordant M Beizenfarbstoffe
Sulfur Schwefelfarbstoffe
Azoic Kupplungs- und Diazokomponenten zur In-situ-Herstellung von Farbstoffen (Entwicklungsfarbstoffe)
Reactive R Reaktivfarbstoffe
Vat V Küpenfarbstoffe
Solvent S Lösungsmittelfarbstoffe
Food F Lebensmittelfarbstoffe
Disperse DS Dispersionsfarbstoffe
Natural N Naturfarbstoffe
Pigment P Pigmente

Farbbezeichnung

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Im Colour Index werden die Farbtöne in die in der Literatur üblichen acht Gruppen Gelb, Orange, Rot, Violett, Blau, Grün, Braun und Schwarz eingeteilt, dazu kommen noch für anorganische Pigmente Weiß und Metall. Bei den Handelsnamen findet man eine deutlich größere Bandbreite an verschiedenen Farbtönen. So wird beispielsweise ein Farbmittel mit derm Farbton Oliv je nach Nuance in die Colour-Index-Gruppe Grün oder Braun eingeordnet.[9]

Farbtongruppen im Colour Index
Farbton Beispiel Anmerkung
Yellow C.I. Food Yellow 4 Tartrazin, Lebensmittelfarbstoff
Orange C.I. Reactive Orange 107 Reaktivfarbstoff, Handelsbezeichnung: Remazol Goldgelb RNL
Red C.I. Acid Red 1 Monoazofarbstoff
Violet C.I. Natural Violet 1 natürlich vorkommendes Purpur
Blue C.I. Vat Blue 4 Küpenfarbstoff Indanthron
Green C.I. Basic Green 4 Triphenylmethanfarbstoff Malachitgrün
Brown C.I. Disperse Brown 1 Dispersionsfarbstoff
Black C.I. Reactive Black 5 Reaktivfarbstoff
White C.I. Pigment White 1 basisches Bleicarbonat (Bleiweiß)
Metal C.I. Pigment Metal 3 Blattgold für Illuminationen und Vergoldungen

C.I. Constitution Number

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Neben dem C.I. Generic Name gibt es eine Einteilung nach der sogenannten C.I. Constitution Number (CICN). Hier sind die Farbmittel aufgrund chemischer Eigenheiten in fünfstellige und seit 1997 auch in sechsstellige Nummern nach folgendem System sortiert.[10] Man kann somit aufgrund dieser Nummer grobe Aussagen zur chemischen Charakterisierung der Farbstoffe und Pigmente treffen.

Einteilung der Farbmittel im Colour Index nach ihrer chemischen Struktur
Gruppe Nummernbereich Gruppe Nummernbereich
Nitrosofarbmittel 10000–10299 Nitrofarbmittel 10300–10999
Monoazofarbmittel 11000–19999 Disazofarbmittel 20000–29999
Trisazofarbmittel 30000–34999 Tetrakisazofarbmittel 35000–35999
Polyazofarbmittel 36000–36999 Azoverbindungen 37000–39999
Stilbene 40000–40799 Carotinoide 40800–40999
Diphenylmethanfarbmittel 41000–41999 Triarylmethanfarbmittel 42000–44999
Xanthene 45000–45999 Acridine 46000–46999
Chinoline 47000–47999 Methinfarbstoffe 48000–48999
Thiazole 49000–49399 Indamine 49400–49699
Indophenole 49700–49999 Azine 50000–50499
Azaheterocyclen 50500–50999 Oxazine 51000–51499
Benzoxazole 51500–51999 Thiazine 52000–52999
Schwefelfarbstoffe 53000–54999 Lactone 55000–55999
Aminoketone 56000–56999 Hydroxyketone 57000–57999
Anthrachinonfarbmittel 58000–72999 Indigoide Farbmittel 73000–73899
Chinacridonfarbmittel 73900–73999 Phthalocyaninfarbmittel 74000–74999
Natürliche Farbstoffe 75000–75999 Oxidationsbasen 76000–76999
Anorganische Pigmente 77000–77999

Zu beachten ist, dass zwar jedes im Colour Index enthaltene Farbmittel einen C.I. Generic Name besitzt, aber nicht zwingend eine C.I. Constitution Number.

Die C.I. Constitution Number wird in amtlichen Verordnungen verwendet, so in der Verordnung über kosmetische Mittel (Schweiz).[11]

Zur korrekten Bezeichnung eines Farbmittels nach der C.I. Constitution Number genügt es, der Nummer das Kürzel C.I. voranzustellen.

Trivialname C.I. Constitution Number C.I. Generic Name CAS-Nummer Farbbeispiel
Anilin C.I. 76000 C.I. Oxidation Base 1 62-53-3 Farblos
Berliner Blau C.I. 77510 C.I. Pigment Blue 27 14038-43-8  
Bismarck Braun Y C.I. 21000 C.I. Basic Brown 1 10114-58-6  
Chinacridon C.I. 73900 C.I. Pigment Violet 19 1047-16-1  
Fluorescein C.I. 45350 C.I. Acid Yellow 73 2321-07-5  
Indigo C.I. 73000 C.I. Pigment Blue 66 482-89-3  
Calciumsulfat-Dihydrat C.I. 77231 C.I. Pigment White 25 10101-41-4  
Patentblau V, E 131 C.I. 42051 C.I. Food Blue 5 20262-76-4  
Patentblau V, Na-Salz C.I. 42051 C.I. Acid Blue 3 20262-76-4  

Die Einordnung nach dem Colour Index ist unabhängig von der CAS-Einteilung. Der Colour Index wird in der Pigment- und Farbstoffchemie und markennamenübergreifend in der Pigment- und Farbstoffindustrie genutzt, speziell ist der C.I. Name die übliche Bezeichnungsweise zur Charakterisierung. Die CAS-Nummer ist ebenso wie die IUPAC-Nomenklatur im Farbmittelbereich nicht gebräuchlich.

Einzelnachweise

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  1. a b c Geoffrey Hallas: Colour Index. In: Renzo Shamey (Hrsg.): Encyclopedia of Color Science and Technology. 2. Auflage. Springer, ISBN 978-3-03089861-8, S. 635, doi:10.1007/978-3-030-89862-5_443.
  2. Eintrag zu Colour Index. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 24. Oktober 2025.
  3. DIN 55944. In: Deutsches Institut für Normung e. V. (Hrsg.): Farbmittel 1. 7. Auflage. DIN-Taschenbuch 49. Berlin, Wien, Zürich 2012, ISBN 978-3-410-23202-5, S. 522.
  4. Gustav Schultz, Paul Julius: Tabellarische Übersicht der im Handel befindlichen künstlichen organischen Farbstoffe. 3. Auflage. B.Gaertner's Verlagsbuchhandlung, Berlin 1897 (archive.org [abgerufen am 25. Oktober 2025]).
  5. B. C. Burdett: The Colour Index: The Past, Present and Future of Colorant Classification. In: Journal of the Society of Dyers and Colourists. Band 98, Nr. 4, 1982, S. 114–120, doi:10.1111/j.1478-4408.1982.tb03625.x.
  6. Society of dyers & colourists (Hrsg.): Colour Index. 3. Auflage. Lund Humphries, Bradford & London 1971.
    1. Band 1. (Digitalisat [abgerufen am 25. Oktober 2025]).
    2. Band 2. (Digitalisat [abgerufen am 25. Oktober 2025]).
    3. Band 3. (Digitalisat [abgerufen am 25. Oktober 2025]).
    4. Band 4. (Digitalisat [abgerufen am 25. Oktober 2025]).
  7. Colour Index Heritage Edition. Contents. Society of Dyers and Colourists and associates, 2005, abgerufen am 25. Oktober 2025.
  8. Definition of a Colour Index™ Generic Name (Memento vom 30. Mai 2024 im Internet Archive)
  9. Technical Info. Hue Indication Chart. In: Colour Index. SDC, abgerufen am 4. November 2025.
  10. Chemical Constitutions in the Colour Index Society of Dyers and Colourists & AATCC. Abgerufen am 15. Juli 2016.
  11. Verordnung über kosmetische Mittel (PDF; 162 kB).
  1. Die Ingrain Dyes sind eine kleine Gruppe von Farbstoffen, im Wesentlichen Phthalocyanine, die wie die Entwicklungsfarbstoffe in situ auf dem Substrat gebildet werden
  2. Die Oxidationsbasen sind Verbindungen, die auf dem Substrat zum Farbstoff oxidiert werden (Beispiel Haarfärbung)
  3. Es handelt sich dabei in erster Linie um Reduktionsmittel, die bei der Applikation von Küpenfarbstoffen Verwendung finden